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Alter - Kuratorium Deutsche Altershilfe

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Gesundheit und Pflege<br />

44<br />

andere Bewohner kommen, betont auch noch<br />

einmal Dr. Dagmar Heuck vom RKI. Beide<br />

Ärztinnen plädieren dafür, dass das einzig<br />

effektive Mittel zur Bekämpfung von MRSA<br />

eben sei, hygienische Standardmaßnahmen<br />

auch in den Altenheimen strikt einzuhalten,<br />

vor allem dann, wenn es zu einem Ausbruch<br />

kommen sollte. Dass MRSA manchmal in<br />

einem Heim einfach nicht verschwinden will,<br />

liege oft daran, dass eben viele notwendige<br />

Maßnahmen nicht konsequent durchgeführt<br />

würden, beklagt Neuhaus: „Da werden Dekubitalgeschwüre<br />

nicht ausgeheilt, die Behandlung<br />

mit der Nasensalbe nicht konsequent<br />

durchgeführt oder die Händedesinfektion<br />

einfach schlampig durchgeführt, nach dem<br />

Motto ‚husch, husch drüber – fertig‘.“<br />

Hygiene kontra soziale Isolation<br />

„Unser Dilemma ist, dass Hygienemaßnahmen<br />

schnell die Atmosphäre kaputtmachen können“,<br />

bedenkt der Altenpfleger und „MRSA-<br />

Beauftragte“ Stefan Helder aus Duisburg, der<br />

sehr gut verstehen kann, „dass, wenn die Fachleute<br />

ihr Hygieneprogramm sehr seriös abspulen,<br />

Betroffene und Angehörige sich eher an<br />

‚Outbreak‘ erinnert als aufgehoben fühlen. Bei<br />

dieser Maschinerie bleibt dann leider ein Stück<br />

Menschlichkeit auf der Strecke. Vielleicht auch,<br />

weil man nicht offensiv genug mit dem Thema<br />

im Heimbereich umgeht.“ So stünden oft die<br />

Angst vor einem schlechten Ruf, MRSA im<br />

Heim zu haben, und die Furcht vor Zusatzkosten<br />

durch einen zusätzlichen Pflege- und<br />

Hygienemittelaufwand, einem transparenten<br />

Umgang mit MRSA, wie ihn zum Beispiel die<br />

Niederländer praktizierten, im Wege. „Dort<br />

wird schon bei geringstem Verdacht in einer<br />

Einrichtung ein Abstrich genommen und auf<br />

MRSA untersucht.“<br />

Auch die Duisburger Amtsärztin Ute Martin<br />

sieht durchaus das Spannungsfeld zwischen<br />

Hygiene bzw. Infektionsschutz und Wohnlichkeit<br />

in den Heimen. Sie hält aber zur Bekämpfung<br />

der MRSA die Hygienemaßstäbe, die für<br />

die Krankenhäuser gelten, auch für die Pflegeheime<br />

für unabdingbar. „Es ist allerdings wichtig,<br />

dass die alten Menschen, vor allem wenn<br />

sie isoliert sind, sozial betreut werden. Dass<br />

dies neben personellen Zusatzkosten natürlich<br />

auch zu weiteren Kosten bezüglich zusätzlicher<br />

Pro<strong>Alter</strong> 2/03 <strong>Kuratorium</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Alter</strong>shilfe<br />

Hygieneartikel wie Kittel oder Desinfektionsmittel<br />

führt, wird wahrscheinlich auch ein<br />

Grund sein, warum Heime nicht unbedingt<br />

Menschen mit MRSA neu aufnehmen wollen“,<br />

bedenkt Martin. Bei einer gesicherten Finanzierung<br />

hätte man die Probleme sicher besser im<br />

Griff.<br />

Auch Stefan Helder betont, dass Heimbewohner,<br />

die wegen MRSA isoliert würden, von<br />

allen Mitarbeitern inklusive des sozialen Dienstes<br />

sehr intensiv betreut werden müssten: „Es<br />

gilt, den Alltag ins Zimmer zu bringen. Dazu<br />

gehören tägliche Besuche durch soziale Dienste,<br />

durch Angehörige und auch die Bewohner.<br />

Aber auch mehr Gespräche mit dem Personal,<br />

das zudem die Angehörigen motivieren sollte,<br />

ihre Besuche auszudehnen und zu häufen.<br />

Dazu kommen ein gemütliches Zimmer mit<br />

vielen persönlichen Gegenständen, aber auch<br />

Radio, Fernsehen und Telefon. Außerdem<br />

sollten möglichst alle nötigen MRSA-Hygiene-<br />

Utensilien aus dem Blickfeld der Betroffenen<br />

geräumt werden.“<br />

Zudem, betonen auch die Ärztinnen Dr.<br />

Barbara Neuhaus vom lögd und Dr. Dagmar<br />

Heuck vom RKI, könnten bei Einhaltung der<br />

hygienischen Standardmaßnahmen und ohne<br />

Ausbruch einer Infektion, Bewohner, die mit<br />

MRSA besiedelt sind, ohne Probleme am<br />

Gemeinschaftsleben und an Therapiemaßnahmen<br />

eines Altenheims teilhaben. Vor allen<br />

Dingen gelte dies für Bewohner, bei denen<br />

lediglich der Nasenvorhof besiedelt sei und die<br />

mit Nasensalbe therapiert würden. Besiedelte<br />

offene Wunden oder Harnwegssysteme ließen<br />

sich in der Regel problemlos abdecken,<br />

wodurch für die Mitbewohner und Pflegekräfte<br />

keine Infektionsgefahr mehr bestünde. Allerdings<br />

sollten derartige Bewohner auch zur<br />

Händedesinfektion angehalten werden.<br />

„Um die soziale Isolation zu durchbrechen,<br />

wäre auch bei Menschen mit besiedeltem Tracheostoma<br />

– trotz des durch Husten erhöhten<br />

Übertragungsrisikos – die Überlegung wert, das<br />

Zimmer beispielsweise mit einem Rollstuhl zu<br />

verlassen. Dabei wäre allerdings zu beachten,<br />

dass ein gewisser Abstand zu den Mitbewohnern<br />

eingehalten wird, vor allen Dingen zu den<br />

besonders gefährdeten Personen“, so Dr. Barbara<br />

Neuhaus.<br />

Aber auch hier scheinen Anspruch und<br />

Realität wieder einmal weit auseinander zu<br />

klaffen. So hat leider im Falle von Hans Anton

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