SYSTEM DER POLITISCHEN OEKONOMIE
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ENTWICKLUNGSGESCHICHTE <strong>DER</strong> VÖLKER DES CHRISTLICHEN ABENDLANDES. 195<br />
Bevor jedoch die damit angebahnte Umbildung des lehnsstaatlichen Frankreichs<br />
in ein EINHEITLICHES REICH UNTER <strong>DER</strong> HERRSCHAFT DES ABSOLUTISMUS erfolgen<br />
konnte, mußte die Entwickelungsgeschichte NOCH TIEF STÖRENDE EINFLÜSSE VOM<br />
NORDEN HER VERARBEITEN.<br />
§ 137. Kaum 30 Jahre vor dem Beginn der Kreuzzugsbewegung in Südfrankreich<br />
EROBERTE einer der großen Vasallen der französischen Krone, HERZOG<br />
WILHELM VON <strong>DER</strong> NORMANDIE, das KÖNIGREICH ENGLAND. Einer seiner Nachfolger<br />
auf dem englischen Throne, HEINRICH II. (1154 – 1189), erwarb durch Erbschaft<br />
und Heirat zu dem englischen Königreiche noch MEHR ALS DIE HÄLFTE VON FRANK-<br />
REICH. Einem so übermächtigen Vasallen gegenüber mußte die bescheidene Königsmacht<br />
in Frankreich doppelt klug und energisch zu Werke gehen, um der<br />
drohenden Vernichtung zu begegnen. Die KREUZZUGSWIRREN kamen auch hierin<br />
den Kapetingern zu Hilfe. Dem mit bedenklichen Rechtsverletzungen belasteten<br />
KÖNIG JOHANN VON ENGLAND (1199 – 1216) hat PHILIPP II., AUGUST bis 1206<br />
ALLES LAND NÖRDLICH <strong>DER</strong> LOIRE ENTRISSEN. Der noch verbleibende Besitz der englischen<br />
Krone in Frankreich war jedoch groß genug, um neue Gefahren hervor<br />
zu rufen.<br />
Nach dem VERTRAG ZU VERDUN (im Jahre 843), durch welchen DIE DREI SÖH-<br />
NE KAISER LUDWIGS DES FROMMEN das REICH KARLS DES GROSSEN unter sich TEILTEN,<br />
gehörte zum WESTFRÄNKISCHEN REICHE auch die GRAFSCHAFT FLAN<strong>DER</strong>N. Und da in<br />
den FLANDRISCHEN STÄDTEN früh schon der altberühmte Gewerbefleiß zur WOHL-<br />
HABENHEIT kam, sind hier im NORDEN Frankreichs ÄHNLICHE MEHR FORTGESCHRIT-<br />
TENE wirtschaftliche und � politische VERHÄLTNISSE entstanden, wie sie in Süd- 325<br />
frankreich herrschten. Es lag nahe, daß schon PHILIPP II., AUGUST bemüht war,<br />
auch hier seinen Einfluß zu steigern. Und als PHILIPP IV. von Frankreich nach<br />
dem AUFSTAND <strong>DER</strong> ZÜNFTE in den flandrischen Städten GEGEN DIE PATRIZIER von<br />
diesen zu Hilfe gerufen wurde, eilte er, dieser Einladung zu folgen. Das Resultat<br />
seiner Bemühungen entsprach jedoch nicht den von ihm gehegten Erwartungen.<br />
DAS FRANZÖSISCHE ADELSHEER wurde bei COURTRAI IM JAHRE 1302 von den<br />
FLANDRISCHEN ZÜNFTEN ENTSCHEIDEND GESCHLAGEN. Und hier schon begegnete der<br />
König von Frankreich den FEINDLICHEN Interessen der ENGLISCHEN KRONE, welche<br />
infolge des ABSATZES <strong>DER</strong> ENGLISCHEN WOLLE an die flandrischen Weber und<br />
Tuchmacher nicht teilnahmslos den Veränderungen in Flandern zusehen konnte,<br />
als der SIEG DES FRANZÖSISCHEN HEERES über die FLANDRISCHEN ZÜNFTE BEI CASSEL<br />
IM JAHRE 1328 die Erfolge der Schlacht bei Courtrai wieder aufgehoben hat. Den<br />
ÄUSSEREN ANLASS eines kriegerischen Konfliktes boten noch ERBANSPRÜCHE DES<br />
ENGLISCHEN KÖNIGS EDUARD III. AUF DIE FRANZÖSISCHE KRONE nach dem AUSSTERBEN<br />
<strong>DER</strong> KAPETINGER in GERA<strong>DER</strong> Linie (im Jahre 1328). So kam es zu dem MEHR ALS<br />
HUN<strong>DER</strong>TJÄHRIGEN KRIEGE ZWISCHEN FRANKREICH UND ENGLAND (1340 – 1453), welcher<br />
darüber entscheiden sollte, ob auch Frankreich dem englischen Könige<br />
gehöre oder nicht.<br />
www.vergessene-buecher.de Gustav Ruhland, System der politischen Oekonomie, Band 2