E&W Mai 2005 - GEW
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PRAXIS: BERUFLICHE BILDUNG<br />
Produktive Zusammenarbeit:<br />
Angehende<br />
Mediendesigner<br />
haben für die gewerkschaftliche<br />
Weiterbildung<br />
eine CD-ROM gestaltet.<br />
36<br />
E&W 5/<strong>2005</strong><br />
Werkzeugkoffer für Moderatoren<br />
Azubis produzieren für die <strong>GEW</strong><br />
Im Auftrag der <strong>GEW</strong>: 26 Schüler des<br />
Oberstufenzentrums Druck- und Medientechnik<br />
in Berlin-Wittenau haben<br />
innerhalb ihrer Berufsausbildung eine<br />
CD-ROM für die Gewerkschaftliche<br />
Bildungsarbeit (gb@) gestaltet. Der<br />
virtuelle Werkzeugkoffer mit umfassenden<br />
Informationen über Organisation<br />
und Methoden der Weiterbildung<br />
soll den bundesweit eingesetzten Moderatoren<br />
als Handwerkszeug dienen.<br />
Auf dem Gewerkschaftstag in Erfurt<br />
haben die angehenden Mediendesigner<br />
das virtuelle Gepäckstück ihren<br />
Auftraggebern überreicht.<br />
Manchmal muss Farhan<br />
Indra noch auf seine<br />
„Spickzettel“ mit den<br />
Befehlen der Programmsprache<br />
Action-<br />
Skript schauen. Das<br />
Programmieren der Suchfunktion für<br />
Dokumente auf der CD-ROM hat es in<br />
sich. Schließlich soll es der Nutzer später<br />
leicht haben. Farhan möchte erreichen,<br />
dass nach der Eingabe des Suchbegriffs<br />
per Mausklick auf dem Bildschirm<br />
die Textpassagen erscheinen, in<br />
denen das gesuchte Wort fett markiert<br />
ist. „Das wirkt auf den ersten Blick so<br />
einfach. Aber dafür braucht man eine<br />
anspruchsvolle Programmiertechnik“,<br />
meint der Azubi, „und viel Mathematikkenntnis<br />
gehört auch dazu.“ Nach<br />
zwei Arbeitstagen hat er die Lösung gefunden.<br />
Für den angehenden Mediendesigner<br />
„ein super Erfolgserlebnis“,<br />
denn damit ist ein weiterer Teil des Projekts<br />
„Werkzeugkoffer“ vollendet worden,<br />
an dem seine ganze Berufsschulklasse<br />
mitgearbeitet hat.<br />
Am 26. Oktober 2004 fand das erste<br />
Treffen zwischen einer Projektgruppe<br />
der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit<br />
und den Berliner Azubis statt. Insgesamt<br />
blieb den jungen Produzenten nur<br />
ein halbes Jahr Zeit, um die CD-ROM<br />
fertig zu stellen. „Das war eine richtige<br />
Herausforderung, zumal wir parallel<br />
unsere Zwischenprüfung vorbereiten<br />
mussten“, betont Berufsschülerin Stephanie<br />
Rohr. Aber es reizte die Klasse, einmal<br />
ein Projekt gemeinsam von Anfang<br />
bis Ende „durchzuziehen“.<br />
Freie Hand bei der Konzeption<br />
Die Anfrage der <strong>GEW</strong> kam gerade zum<br />
richtigen Zeitpunkt. Die Gestaltung einer<br />
CD-ROM steht ohnehin im Rahmenplan<br />
des zweiten Lehrjahres der<br />
Foto: Fischer/report<br />
Mediendesigner. Eigentlich war vorgesehen,<br />
dass jeder Azubi seine Bewerbungs-CD-ROM<br />
gestaltet. Auch die<br />
Selbstdarstellung der Klasse war im Gespräch.<br />
Schließlich entschieden sich<br />
Schüler und Lehrer jedoch für das Projekt<br />
aus der Praxis, den gb@-Werkzeugkoffer.<br />
Mit gutem Grund: Denn alle<br />
für das zweite Lehrjahr vorgesehenen<br />
Lernfelder konnten bei der Kreation<br />
des virtuellen Gepäckstücks geübt werden.<br />
Die <strong>GEW</strong> hatte klare Vorstellungen, was<br />
der „Koffer“ enthalten sollte, ließ aber<br />
den Azubis freie Hand bei Konzeption<br />
und Gestaltung der CD-ROM. An gewisse<br />
Vorgaben waren die Jugendlichen<br />
allerdings gebunden: Sie sollten die<br />
„Styleguides“ einhalten, das heißt, die<br />
optischen Wiedererkennungsmerkmale<br />
mit der <strong>GEW</strong>. Kollegen aus den Landesverbänden<br />
steuerten die inhaltlichen<br />
Komponenten bei.<br />
Auf dieser Grundlage arbeitete zunächst<br />
jeder Auszubildende an seinem eigenen<br />
Entwurf. Die besten fünf wählten die<br />
Schüler aus und entwickelten diese in<br />
Arbeitsgruppen weiter. „Wir waren begeistert,<br />
wie professionell die Jugendlichen<br />
arbeiten können“, sagt Monika<br />
Rebitzki vom Berliner Landesvorstand<br />
der <strong>GEW</strong> über die Zusammenarbeit mit<br />
den Schülern.<br />
In vier Arbeitsgruppen – Programmierung,<br />
Screen Design Organisation,<br />
Kommunikation und Inhalt – teilten<br />
sich die angehenden Mediendesigner<br />
das Projekt auf. Ihnen war schnell<br />
klar, dass alle aufeinander angewiesen<br />
sind, damit am Ende alles zusammenpasst.<br />
Auf der Internetseite www.gew.nonprinter.de<br />
dokumentierten die Schüler regelmäßig<br />
ihre Arbeitsfortschritte. So blieb<br />
die Arbeit transparent. „Es zeigte sich,<br />
dass nicht nur die hohen technischen<br />
Ansprüche gemeistert wurden. Auch im<br />
Umgang mit dem Kunden sind die Jugendlichen<br />
immer sicherer geworden“,<br />
meint Klassenlehrer André Neubert.<br />
Am Ende strengten sich alle an, den<br />
Abgabetermin einzuhalten. Sie wussten,<br />
ihr Produkt wird für die Bildungsarbeit<br />
dringend gebraucht. „Das ist<br />
schon etwas ganz anderes, als wenn<br />
man nur zu Übungszwecken arbeitet“,<br />
so Azubi Corvin Weber.<br />
Die <strong>GEW</strong> kann als „Kundin“ zufrieden<br />
sein. Rechtliche Gründe verhindern es<br />
zwar, dass die Berufsschüler für ihre<br />
Leistungen entlohnt werden. Über eine<br />
kleine „Gegenleistung“ würde sich die<br />
Klasse dennoch freuen: eine Einladung<br />
zu einem der nächsten <strong>GEW</strong>-Weiterbildungsseminare.<br />
Katja Fischer