E&W Mai 2005 - GEW
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<strong>GEW</strong>ERKSCHAFTSTAG <strong>2005</strong><br />
16<br />
E&W 5/<strong>2005</strong><br />
Bildung ist keine Ware<br />
Mit großer Mehrheit hat der Gewerkschaftstag<br />
die Forderungen der <strong>GEW</strong> an<br />
die künftige Bildungsfinanzierung in<br />
Deutschland beschlossen. Das Konzept<br />
unter dem Motto „Bildung ist keine Ware“<br />
geht von der Vorstellung aus, dass es<br />
staatliche Aufgabe ist und bleibt, das<br />
Recht auf Bildung für alle zu garantieren.<br />
In der Analyse der aktuellen Situation<br />
wird festgehalten, dass die zunehmende<br />
Privatisierung von Bildungsbereichen<br />
im scharfen Widerspruch zur öffentlichen<br />
Verantwortung steht. Im Einzelnen<br />
wird aufgelistet, welche – aus Sicht<br />
der <strong>GEW</strong> notwendigen – Aufgaben die<br />
deutsche Bildungspolitik nicht erfüllt.<br />
So liegt etwa die Bundesrepublik bei<br />
den öffentlichen Mitteln für Bildung<br />
unter dem Schnitt der OECD-Länder.<br />
Mit Folgen für die Qualität: Unter der<br />
Praxis in der Jugendarbeit beispielsweise,<br />
zunehmend nur noch zeitlich befristete<br />
Projekte zu finanzieren, leidet die<br />
Fachlichkeit des Personals.<br />
Das Konzept der <strong>GEW</strong> beschreibt, wie<br />
lebenslanges Lernen in den einzelnen<br />
Lebensphasen finanziell unterstützt<br />
werden sollte. Die Palette reicht vom<br />
freien Zugang zur gebührenfreien und<br />
qualitativ guten Kita bis zur elternunabhängigen<br />
Ausbildungs- und Studienfinanzierung<br />
für alle über 18-Jährigen.<br />
Verlangt wird aber auch ein neues System<br />
der Familienfinanzierung, um der<br />
Armut von Eltern und ihren Kindern<br />
vorzubeugen.<br />
Schließlich macht die Gewerkschaft<br />
auch Vorschläge, woher das Geld kommen<br />
kann für eine sozial gerechte Bil-<br />
„Hier geblieben!“<br />
Der Erfurter Gewerkschaftstag unterstützt<br />
die Bleiberechtskampagne<br />
„Hier geblieben!“. Mit der Aktion<br />
fordern der Flüchtlingsrat Berlin, das<br />
GRIPS-Theater und die <strong>GEW</strong> die Innenministerkonferenz<br />
auf, den über<br />
200000 in Deutschland nur „geduldeten“<br />
Flüchtlingen endlich ein Bleiberecht<br />
zu geben und damit eine Abschiebung<br />
zu verhindern. Kinder und<br />
Jugendliche würden sogar aus dem<br />
Unterricht geholt, um sie in Gewahrsam<br />
zu nehmen und später abzuschieben,<br />
begründeten die Antragsteller<br />
ihr Anliegen. Alle weiteren Infos<br />
unter: www.hier.geblieben.net<br />
dung für alle. Gefordert wird vor allem<br />
ein grundsätzliches Umdenken, das<br />
Ausgaben für Bildung und Forschung<br />
als Investition und nicht als Verbrauchsausgaben<br />
begreift.<br />
Jede Arbeit muss anständig<br />
bezahlt werden<br />
Der Gewerkschaftstag lehnte die Verpflichtung<br />
von Arbeitslosen zu Ein-<br />
Euro-Jobs ab. Diese sei eine neue Form<br />
von Arbeitszwang und ein Verstoß gegen<br />
das Grundgesetz. So genannte „Arbeitsgelegenheiten“<br />
gegen eine bloße<br />
Mehraufwandsentschädigung würden,<br />
so die <strong>GEW</strong>, reguläre Arbeitsplätze vernichten.<br />
Ein falscher Weg sei es, im Bildungsbereich<br />
Ein-Euro-Jobber einzusetzen. Reguläre<br />
Stellen würden so vernichtet. Es<br />
entstehe ein Niedriglohnsektor. „Jede<br />
Arbeit gehört anständig bezahlt“, so die<br />
einhellige Meinung der Delegierten.<br />
Gefahren sieht die <strong>GEW</strong> auch für die<br />
Qualität der pädagogischen Arbeit. Stabile,<br />
kontinuierliche Beziehungen zwischen<br />
Kindern und Pädagogen könnten<br />
nicht aufgebaut werden, wenn Beschäftigte<br />
lediglich für einen begrenzten Zeitraum<br />
eingesetzt würden. Die <strong>GEW</strong> fordert<br />
hingegen mehr reguläre Arbeitsplätze<br />
für die pädagogische Arbeit.<br />
Die <strong>GEW</strong> macht darüber hinaus Vorschläge,<br />
unter welchen Bedingungen<br />
Ein-Euro-Jobs geschaffen werden können.<br />
So sollten die Arbeitslosen in die<br />
Maßnahme einwilligen und vorher beraten<br />
werden. Für die pädagogische Arbeit<br />
müssten die Ein-Euro-Jobber eine<br />
entsprechende Ausbildung haben und<br />
gegebenenfalls nachqualifiziert werden.<br />
Hartz-Gesetze sollen<br />
revidiert werden<br />
Der Gewerkschaftstag hat eine grundlegende<br />
Revision der Hartz-Gesetze gefordert.<br />
Die Gesetze sind nach Meinung der<br />
<strong>GEW</strong> in ihrer Grundausrichtung falsch,<br />
da sie die Arbeitslosen nur disziplinieren<br />
und keine zusätzlichen Arbeitplätze<br />
schaffen.<br />
Eine beschäftigungsorientierte Wirtschaftspolitik<br />
beinhalte den Ausbau des<br />
öffentlich geförderten Beschäftigungssektors<br />
und mehr Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen.<br />
Die <strong>GEW</strong> forderte, die<br />
Maßnahmen mit der Wiedereinführung<br />
der Vermögenssteuer gegenzufinanzieren.<br />
Hohe Latte: 320.000<br />
320.000 <strong>GEW</strong>-Mitglieder sind das Ziel.<br />
In roten Ziffern war das zumindest auf<br />
den Buttons der Jungen <strong>GEW</strong> während<br />
des Gewerkschaftstages zu lesen.