E&W Mai 2005 - GEW
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<strong>GEW</strong>ERKSCHAFTSTAG <strong>2005</strong><br />
Gespannte Aufmerksamkeit<br />
während der Programmdebatte.<br />
14<br />
E&W 5/<strong>2005</strong><br />
Zwischen Markt<br />
und Demokratie<br />
Zur zukünftigen Programmatik der <strong>GEW</strong><br />
Neben der Vorstandswahl ist die Antragsberatung<br />
wichtigster Bestandteil<br />
des Erfurter Gewerkschaftstages gewesen.<br />
Kontroversen haben dabei vor<br />
allem die Anträge zum Bildungspolitischen<br />
Reformkonzept, zur selbstständigen<br />
Schule sowie zu den Ein-<br />
Euro-Jobs ausgelöst. Wir haben diesen<br />
deshalb in der Berichterstattung<br />
mehr Raum gegeben. Außerdem berichten<br />
wir über weitere wichtige<br />
Beschlüsse: zur Bildungsfinanzierung,<br />
zum Berufsverbot, zur Kooperation<br />
Jugendhilfe und Schule, zur<br />
Weiterbildung, zum europäischen<br />
Hochschulraum sowie zur Mitgliedergewinnung.<br />
Über Beschlüsse zur<br />
Tarif- und Beamtenpolitik berichten<br />
wir im Rahmen des <strong>GEW</strong>-Beitrags<br />
zum Scheitern der Tarifrunde<br />
(s. auch Seite 28).<br />
Reformkonzept:<br />
Bildung ist der Kern der<br />
sozialen Frage<br />
Die <strong>GEW</strong> hat ihre bildungspolitische<br />
Programmatik runderneuert (E&W berichtete<br />
kontinuierlich über den langen<br />
und schwierigen Diskussionsprozess).<br />
Dieser Aufgabe hatte sich die Gewerkschaft<br />
1999 gestellt, als Konsequenz auf<br />
den Beschluss, nicht in ver.di aufzugehen.<br />
„Mut zur Gerechtigkeit – Bildung<br />
als Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe“<br />
sei die zentrale Botschaft dieses<br />
Reformkonzepts, sagte Norbert Hocke,<br />
der als Vizevorsitzender für die Erarbeitung<br />
des Papiers politisch verantwortlich<br />
zeichnet.<br />
Mit großer Mehrheit billigten die Delegierten<br />
einen Text, der die ursprünglich<br />
vorliegende „Göttinger Fassung“ in einigen<br />
Punkten erweitert und verändert.<br />
Ausdrücklich enthält das Papier eine<br />
Selbstverpflichtung, die Programmarbeit<br />
fortzusetzen und Punkte wie die de-<br />
mokratische Beteiligung<br />
der Beschäftigten<br />
in den<br />
Bildungseinrichtungen<br />
oder Kriterien<br />
und Verfahren<br />
zur Qualitätsentwicklungpädagogischer<br />
Arbeit<br />
zu konkretisieren.<br />
Norbert Hocke<br />
legte dar, wie sich<br />
die bildungspolitischenReformpositionen<br />
der <strong>GEW</strong><br />
von anderen Konzeptenunterscheiden,<br />
die derzeit<br />
die aktuelle Diskussion<br />
in Deutschland<br />
bestimmen.<br />
So trete die <strong>GEW</strong><br />
für das verbriefte<br />
Recht jedes Einzelnen<br />
auf Bildung<br />
ein, sagte er:<br />
„Bildung ist der<br />
Kern der sozialen<br />
Frage.“ Die <strong>GEW</strong><br />
sei die einzige Organisation, die nun ein<br />
konsistentes Gesamtsystem für alle Bildungsbereiche<br />
vorgelegt habe. Sie definiere<br />
Inklusion, demokratische Beteiligung<br />
und Nachhaltigkeit als Gestaltungsbedingungen<br />
für alle pädagogischen<br />
Einrichtungen und setze auf die<br />
„Beschäftigten als Motor der Reformen“.<br />
In der Debatte hieß es, die jetzt gefundene<br />
Textform berücksichtige viele der<br />
vorher vorhandenen Bedenken, weil sie<br />
beispielsweise einen klareren Bezug zu<br />
gesellschaftlichen Interessenskonflikten<br />
herstelle und deutlicher das neoliberale<br />
Umfeld benenne, in dem die <strong>GEW</strong> zu<br />
einer grundlegenden Reform aufrufe.<br />
Dennoch blieb die ablehnende Haltung<br />
eines Teils der Delegierten bestehen, vor<br />
allem gegenüber den Aussagen zu Eigenverantwortung<br />
und Eigenständigkeit<br />
von Bildungseinrichtungen.<br />
So wurde in einem Änderungsantrag aus<br />
Nordrhein-Westfalen gefordert, der<br />
noch ausstehenden Diskussion über eine<br />
Position der <strong>GEW</strong> zur selbstständigen<br />
Schule nicht vorzugreifen und auf<br />
allgemeine Aussagen im Reformkonzept<br />
zu Beteiligung und Mitbestimmung<br />
zu verzichten. Er blieb erfolglos.<br />
<strong>GEW</strong>-Vorsitzender Ulrich Thöne bat abschließend<br />
darum, das bildungspolitische<br />
Reformkonzept „nicht zu überfrachten“<br />
und gemeinsam den wichtigen<br />
Schritt hin zu einem integrierten<br />
Bildungsverständnis zu gehen.