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E&W Mai 2005 - GEW

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Erziehung<br />

und Wissenschaft<br />

Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft <strong>GEW</strong> 5/<strong>2005</strong><br />

25. Gewerkschaftstag in Erfurt<br />

Demos • Debatten • Denkanstöße


KOMMENTAR<br />

Die Herausforderungen selbstbewusst annehmen<br />

Gesellschaftlicher Aufbruch für bessere Arbeitsbedingungen und bessere Bildung<br />

Ulrich Thöne,<br />

neuer <strong>GEW</strong>-Vorsitzender<br />

2<br />

Foto: Christian von Polentz<br />

E&W 5/<strong>2005</strong><br />

Seit den Äußerungen des<br />

SPD-Parteivorsitzenden<br />

Franz Müntefering über die<br />

schädlichen Auswirkungen<br />

einer entfesselten Marktwirtschaft<br />

reißt die Kritik an unsozialen<br />

Zuständen nicht<br />

mehr ab. Was vorher zwar<br />

von vielen wahrgenommen,<br />

aber nur von wenigen ausgesprochen<br />

wurde, wird thematisiert.<br />

1,5 Millionen Kinder und<br />

Jugendliche unter 15 Jahren<br />

sind in Deutschland von Armut<br />

betroffen! Weit über 15<br />

Prozent aller Kinder wachsen<br />

in Armut auf! Gegenüber<br />

1998 ist das ein Anstieg<br />

von über 30 Prozent! Dabei<br />

hatte die rot-grüne Bundesregierung<br />

bei ihrem Amtsantritt<br />

versprochen, besonders<br />

die Armut von Kindern zu<br />

bekämpfen!<br />

Eine Umkehr der staatlichen<br />

Wirtschafts-, Sozial- und vor<br />

allem Finanzpolitik ist dringend<br />

notwendig. Wir brauchen<br />

keine Senkung des<br />

Spitzensteuersatzes, sondern<br />

endlich eine Umverteilung<br />

des vorhandenen Reichtums<br />

von oben nach unten! Wir<br />

brauchen einen Staat, der in<br />

der Lage ist, tatsächlich auch<br />

mehr für eine bessere Bildung<br />

für alle auszugeben!<br />

Wir sollten nicht zulassen,<br />

dass die aktuelle Debatte im<br />

Sande verläuft. Es geht hier<br />

nicht darum, wer Recht hat.<br />

Für uns geht es ganz konkret<br />

um die Frage, welche Pflichten<br />

der Staat zu erfüllen hat,<br />

um ein sozial gerechtes und<br />

zukunftsfähiges Bildungssystem<br />

für alle sicherzustellen.<br />

Wir sind die Fachleute für<br />

Bildung. Von uns wird zu<br />

Recht erwartet, dass wir den<br />

Mut aufbringen und uns engagieren<br />

für den notwendigen<br />

Um- und Ausbau unserer<br />

Bildungseinrichtungen.<br />

Aber an uns liegt es auch, eine<br />

dringend notwendige<br />

Verbesserung der Arbeits-<br />

und Lebensbedingungen für<br />

die Pädagoginnen und<br />

Pädagogen einzufordern.<br />

Wir müssen raus aus der Defensive.<br />

Nicht wir Pädagoginnen<br />

und Pädagogen<br />

klammern uns an veraltete,<br />

falsche Strukturen im Bildungssystem.<br />

Es liegt nicht<br />

an uns, dass seit vielen Jahren<br />

zu wenig Mittel bereitgestellt<br />

werden und sich die<br />

Schere zwischen Anspruch<br />

und Wirklichkeit ständig<br />

weiter öffnet. Bei aller lobenswerten<br />

Bereitschaft zur<br />

Selbstkritik gehören wir<br />

nicht auf die Anklagebank,<br />

wenn von den PISA-Ergebnissen<br />

die Rede ist. Da müssen<br />

andere Platz nehmen.<br />

Es war nun wirklich nicht<br />

unser Wille, z. B. die Fördermittel<br />

für Kinder nicht<br />

deutscher Herkunftssprache<br />

zu kürzen, statt auszuweiten.<br />

Thulas Nxesi, der Präsident<br />

der Bildungsinternationale,<br />

hat uns ein schönes Bild für<br />

die große Aufgabe mit auf<br />

den Weg gegeben. Wie soll<br />

man einen großen Elefanten<br />

essen? Ja klar, am besten<br />

Stück für Stück! Auch für<br />

uns geht es darum, Schritt<br />

für Schritt die Wirklichkeit<br />

verändern zu wollen. Dabei<br />

können wir uns stützen auf<br />

die hohe Wertschätzung, die<br />

der Bildung entgegengebracht<br />

wird.<br />

Es geht um ganz konkret benennbare<br />

Ziele. Wir wollen<br />

die für viele Kindertagesstätten<br />

mittlerweile entwickelten<br />

Bildungspläne umsetzen.<br />

Das geht aber nicht ohne<br />

zusätzliche Zeiten für die<br />

Vor- und Nachbereitung sowie<br />

für Fortbildung und kollegiale<br />

Absprachen.<br />

Selbstverständlich brauchen<br />

wir dringend mehr Ganztagsschulen.<br />

Aber dazu müssen<br />

nicht nur die räumlichen<br />

Voraussetzungen geschaffen<br />

werden. Notwendig ist ein<br />

pädagogisches Konzept für<br />

den ganzen Tag und das ist<br />

weit mehr als Unterricht<br />

und Mittagessen. Hier wird<br />

mehr Personal gebraucht,<br />

Personal, das besser aus- und<br />

fortgebildet ist und die bisherigen<br />

Barrieren zwischen<br />

den Professionen überwindet.<br />

Denn schließlich wollen<br />

wir alle Kinder, ob benachteiligt<br />

oder hochbegabt, individuell<br />

fordern und fördern!<br />

Das geht nicht zum<br />

Nulltarif.<br />

Alle Jugendlichen brauchen<br />

einen qualifizierten Ausbildungs-<br />

oder Studienplatz.<br />

Wenn die Wirtschaft ihren<br />

Teil trotz aller Versprechungen<br />

nicht dazu beiträgt,<br />

müssen die schulischen Angebote<br />

samt einer Ausbildungsförderung<br />

ausgeweitet<br />

werden. Das Studium darf<br />

kein Privileg von Kindern<br />

aus begüterten Elternhäusern<br />

sein. Studiengebühren<br />

und wachsende Privatisierung<br />

sind der falsche Weg,<br />

um die Gesellschaft für die<br />

Zukunft zu rüsten.<br />

Und schließlich brauchen<br />

wir ein Weiterbildungssystem,<br />

das alle befähigt, mit<br />

der Weiterentwicklung in<br />

Wirtschaft und Gesellschaft<br />

Schritt halten zu können.<br />

Wir Pädagoginnen und<br />

Pädagogen können beschreiben,<br />

wie ein sozial gerechtes<br />

und zukunftsfähiges Bildungssystem<br />

aussehen<br />

könnte. Wir können aufzählen,<br />

mit welchen Maßnahmen<br />

ein gesellschaftlich<br />

gewünschter Erfolg erreicht<br />

werden kann. Sicher, das<br />

nähme auch uns noch einmal<br />

ganz anders in die<br />

Pflicht, aber schließlich ist<br />

unsere Arbeitskraft das einzig<br />

wirkliche Pfund, das wir<br />

einbringen können.<br />

Wir fordern mehr Personal,<br />

die Aufhebung der Zwangsteilzeit<br />

im Osten und die<br />

Senkung der Pflichtstunden<br />

sowie Klassen- und Gruppenfrequenzen.<br />

Wir fordern nachdrücklich,<br />

die Bezahlung der Dozentinnen<br />

und Dozenten in der<br />

Weiterbildung endlich spürbar<br />

zu erhöhen. Das alles<br />

kostet Geld.<br />

Aber diese Gesellschaft wird<br />

ständig reicher, nur fließt der<br />

Reichtum in immer weniger<br />

Taschen und wird so zu einer<br />

Bremse weiteren Wachstums.<br />

Seit 1990 sind die Einkommen<br />

aus Unternehmertätigkeit<br />

und Vermögen in<br />

Deutschland um rund 40<br />

Prozent gestiegen. Trotzdem<br />

wurden gerade sie mehrfach<br />

und nachhaltig steuerlich<br />

entlastet. Das Arbeitnehmereinkommen<br />

dagegen ist seit<br />

1990 um ein Prozent gesunken!<br />

Das ist der Kern der Debatte.<br />

Wir wollen einen Staat,<br />

der über ausreichend Steuereinnahmen<br />

verfügt, um eine<br />

gute Bildung für alle auch<br />

bezahlen zu können. Deswegen<br />

verlangen wir z. B.<br />

die Wiedereinführung der<br />

Vermögenssteuer, die Erhöhung<br />

der Erbschaftssteuer<br />

und ein umfangreiches Programm<br />

zur Steuergerechtigkeit.<br />

Wir wollen, dass jährlich<br />

mindestens 25 Milliarden<br />

Euro mehr für Bildung<br />

ausgegeben werden!<br />

Wir wollen Lösungen, wir<br />

wollen Ergebnisse. Wir werden<br />

kämpfen, aber auch den<br />

Mut haben, auf unserem<br />

Weg Kompromisse einzugehen.<br />

Viele Hindernisse stehen<br />

uns im Weg und manchmal<br />

ist es klüger, rückwärts<br />

zu gehen, um eine Sperre gezielt<br />

umgehen zu können.<br />

Aber wir werden uns nicht<br />

abfinden mit den Klagen.<br />

Wir wollen die Verbesserung<br />

und einen gesellschaftlichen<br />

Aufbruch für bessere Arbeitsbedingungen<br />

und eine<br />

bessere Bildung für alle –<br />

von Anfang an und ein Leben<br />

lang!<br />

Ulrich Thöne<br />

<strong>GEW</strong>-Vorsitzender


Kommentar<br />

Auf einen Blick<br />

Impressum<br />

Titel: 25. Gewerkschaftstag<br />

auch im Internet unter www.gew.de<br />

Seite 2<br />

Seite 4<br />

Seite 4<br />

1. Die rote Karte gezeigt Seite 6<br />

2. Impressionen aus Erfurt Seite 10<br />

3. Stimmen zum Gewerkschaftstag Seite 12<br />

4. Zur künftigen Programmatik Seite 14<br />

5. „Die Zivilgesellschaft stärken“:<br />

Interview mit Ernst-Ulrich von Weizsäcker Seite 19<br />

6. „Unterstützung mit Augenmaß“:<br />

Interview mit Renate Schmidt Seite 20<br />

7. Die Lehre aus Buchenwald Seite 21<br />

8. <strong>Mai</strong><br />

1. Essay: Wie gehen wir mit den Opfern um? Seite 22<br />

2. „Demokratie ohne Demokraten“:<br />

Interview mit Claus Leggewie Seite 24<br />

Gesellschaftspolitik<br />

<strong>GEW</strong>-Kongress zur neuen EU-Verfassung Seite 27<br />

Tarif- und Beamtenpolitik<br />

1. Tarifrunde gescheitert Seite 28<br />

2. DGB: Aufruf zu Sozialwahlen Seite 29<br />

Bildungspolitik<br />

1. Mehr Abiturienten? Mehr Schulabbrecher! Seite 30<br />

2. Hans-Günter Rolff emeritiert Seite 31<br />

3. Föderalismus: Die Herren pokern weiter Seite 32<br />

Recht und Rechtsschutz<br />

Landesverbände<br />

Seite 33<br />

Schlechte Noten für Berliner „Bildungsreformen“ Seite 34<br />

Berufliche Bildung<br />

Azubis produzieren für die <strong>GEW</strong> Seite 36<br />

Leserforum<br />

Anschlagtafel<br />

Marktplatz<br />

Diesmal<br />

Seite 38<br />

Seite 41<br />

Seite 42<br />

Seite 48<br />

Foto: dpa<br />

INHALT<br />

Demos · Debatten · Denkanstöße<br />

– 25.Gewerkschaftstag<br />

in Erfurt: „Die Würfel sind<br />

gefallen“! Die <strong>GEW</strong> hat mit<br />

dem ehemaligen Berliner<br />

Landesvorsitzenden Ulrich<br />

Thöne einen neuen Vorsitzenden<br />

(siehe auch Kommentar<br />

auf S. 2) und mit Anne Jenter<br />

(Frauen), Stephanie Odenwald<br />

(Berufliche Bildung/Weiterbildung)<br />

und Ilse Schaad (Tarif- und Beamtenpolitik) drei weitere neue Mitglieder in<br />

den Geschäftsführenden Vorstand gewählt. Den Wahlen folgte die inhaltliche Arbeit.<br />

Quo vadis <strong>GEW</strong>? In den Debatten zeigten sich die politischen Konfliktlinien,<br />

z. B. in den Diskussionen um die „selbstständige Schule“ oder das „Bildungspolitische<br />

Reformkonzept“. Der Beitrag „Dem Neoliberalismus die rote Karte gezeigt“<br />

zieht ein Fazit des Gewerkschaftstages. Unter dem Titel „Zwischen Markt und Demokratie“<br />

berichten wir über die wichtigsten Beschlüsse. Nicht zuletzt kommen<br />

Delegierte selbst zu Wort. Interviews mit politischen Gästen, mit Bundesfamilienministerin<br />

Renate Schmidt (SPD) über „Bildung und Familienpolitik“ sowie mit dem<br />

SPD-Bundestagsabgeordneten und Wissenschaftler Ernst-Ulrich von Weizsäcker über<br />

„Bildung und Sozialstaat“ runden die Berichterstattung ab. Seite 6ff.<br />

8.<strong>Mai</strong> 1945: Mit<br />

dem Essay von<br />

Micha Brumlik „Holocaust<br />

und Krieg:<br />

Wie gehen wir mit<br />

den Opfern um?“<br />

und einem Interview<br />

mit Claus Leggewie<br />

„Demokratie ohne<br />

Demokraten“ erinnern<br />

wir an den 60.<br />

Jahrestag der Befreiung<br />

von Faschismus<br />

und Krieg. „60 Jahre<br />

nach der Befreiung von Auschwitz“, schreibt Micha Brumlik, „rücken die dort und<br />

anderswo begangenen Verbrechen unwiderruflich in den Bereich des Historischen,<br />

des Gewesenen.“ Eine gemeinsame Erinnerung wird schwieriger. Bei den Heranwachsenden<br />

gilt es, ein historisches Bewusstsein zu entwickeln, das vor dem Hintergrund<br />

des Nationalsozialismus an der Würde des Menschen orientiert ist. Pädagogisch<br />

und didaktisch keine leichte Aufgabe. Seite 22<br />

Im Interview kritisiert Claus<br />

Leggewie mit Rückblick auf<br />

die deutsche Vergangenheit,<br />

dass wir „gelegentlich eine<br />

falsch verstandene Pädagogik<br />

erleben, die auf den Nationalsozialismus<br />

und das Auftreten<br />

der NPD manchmal<br />

nur mit einer Schuld- und<br />

Schocktherapie reagiert“.<br />

Leggewie setzt eher auf eine<br />

„politische Bildung und Pädagogik, die jungen Menschen Chancen und Wege aufzeigt,<br />

wie sie am demokratischen System partizipieren können“. Seite 24<br />

E&W 5/<strong>2005</strong> 3<br />

Foto: Christian v. Polentz<br />

Foto: Alex Knaus


AUF EINEN BLICK<br />

Auch der DeutscheIndustrieundHandelskammertag<br />

(DIHK)<br />

dringt inzwischen<br />

auf eine rasche<br />

Reform der Lehrerausbildung.<br />

Sie soll sich künftig<br />

nicht mehr an<br />

den Schulformen,<br />

sondern am Alter<br />

der Kinder orientieren.<br />

4<br />

E&W 5/<strong>2005</strong><br />

Licht und Schatten: <strong>GEW</strong> zum DIHK-Konzept<br />

zur Lehrerausbildung<br />

Die Ausbildung von Lehrern in Deutschland soll sich nach<br />

Vorstellungen der Wirtschaft künftig nicht mehr an den verschiedenen<br />

Schularten, sondern am Alter der Kinder orientieren.<br />

Das ist einer der Kernpunkte des Konzepts für eine umfassende<br />

Reform der Lehrerausbildung, die der Deutsche Industrie-<br />

und Handelskammertag (DIHK) vorgestellt hat.<br />

DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun drang auf eine rasche<br />

Realisierung.<br />

Braun behauptete, dass etwa 20 Prozent der Jugendlichen<br />

nach Verlassen der Schule als nicht ausbildungsreif eingeschätzt<br />

werden müssten. Fast zehn Prozent schafften zudem<br />

erst gar keinen Schulabschluss. „Wer das ändern will, muss für<br />

gut ausgebildete Lehrer sorgen“, so Braun.<br />

Die <strong>GEW</strong> sieht ebenso wie der DIHK dringenden Handlungsbedarf<br />

bei der Reform der Lehrerausbildung. „Vorschläge<br />

etwa der <strong>GEW</strong>, der Kultusministerkonferenz oder der OECD<br />

liegen auf dem Tisch: Jetzt muss gehandelt werden“, sagte die<br />

ehemalige <strong>GEW</strong>-Vorsitzende Eva-Maria Stange. Sie warnte<br />

aber davor, Ausbildung und Aufgaben der Lehrkräfte auf die<br />

„passgenaue Eingliederung von Schülerinnen und Schülern in<br />

den wirtschaftlichen Produktionsprozess“ zu verkürzen. „Fehlende<br />

Ausbildungsstellen und nicht die mangelnde Qualifikation<br />

junger Menschen sind in erster Linie der Grund dafür,<br />

dass diese den Sprung ins Berufsleben nach der Schule nicht<br />

schaffen“, betonte Stange. „Bei allen gesellschaftlichen Gruppen<br />

müssen die Alarmglocken schrillen: Schon jetzt zeichnet<br />

sich ab, dass das Angebot an betrieblichen Ausbildungsplätzen<br />

in <strong>2005</strong> um weitere acht Prozent zurückgehen wird.“<br />

Die bisherige Diskussion um die Reform der Lehrerbildung sei<br />

zu stark von strukturellen Fragen wie der Einführung von Bachelor-Master-Studiengängen<br />

geprägt, kritisierte die Gewerkschafterin.<br />

Sie unterstrich die Notwendigkeit, die Ausbildung<br />

inhaltlich neu zu justieren. Stange begrüßte ausdrücklich den<br />

Vorschlag des DIHK, die Lehrerbildung nicht länger nach<br />

Schulformen zu organisieren und die Erzieherinnenausbildung<br />

auf Hochschulniveau aufzuwerten.<br />

Foto: David Ausserhofer<br />

Demos gegen Bildungsabbau<br />

15 000 Menschen haben in Dresden gegen den Abbau von<br />

Lehrerstellen und Schulschließungen in Sachsen demonstriert.<br />

Anlass für die von der <strong>GEW</strong> initiierte Protestaktion war<br />

der Beginn der Tarifverhandlungen über Teilzeitregelungen<br />

für die mehr als 17000 Lehrkräfte an Mittelschulen und<br />

Gymnasien im Land.<br />

Die CDU/SPD-Regierung will wegen des anhaltenden Schülerrückgangs<br />

bis 2009 rund 7500 Lehrerstellen abbauen<br />

(s. E&W 3/<strong>2005</strong> und 4/<strong>2005</strong>). Die <strong>GEW</strong> zweifelt diese Prognose<br />

der Schülerzahlentwicklung an. Die Bildungsgewerkschaft<br />

wolle die Zahl der abzubauenden Stellen bei den Verhandlungen<br />

mindestens halbieren, sagte <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende<br />

Sabine Gerold.<br />

In Schwerin protestierten rund tausend Menschen gegen die<br />

Schul- und Hochschulpolitik der SPD/PDS-Regierung in<br />

Mecklenburg-Vorpommern. Bei einer Anhörung von gesellschaftlichen<br />

Organisationen, Verbänden und Experten im<br />

Landtag wurde der Schulgesetzentwurf von Bildungsminister<br />

Hans-Robert Metelmann (parteilos) überwiegend kritisiert.<br />

<strong>GEW</strong>-Hallenfußballturnier<br />

in Gera<br />

Zum traditionellen <strong>GEW</strong>-<br />

Hallenfußballturnier lädt der<br />

Landesverband Thüringen<br />

für Samstag, 5. November<br />

<strong>2005</strong>, nach Gera ein. Jeder<br />

Landesverband und der<br />

Hauptvorstand können mit<br />

einer oder mehreren Mannschaften<br />

teilnehmen. Gespielt<br />

wird mit einem Torhüter<br />

und fünf Feldspielern<br />

und/oder -spielerinnen.<br />

Die Anreise ist für Freitag,<br />

4. November, bis 18.45 Uhr<br />

im Hotel „Zum Galgenberg“<br />

in Gera geplant. Die Veranstaltung<br />

beginnt mit einem<br />

Abendprogramm ab 19.00<br />

Uhr. Um eine reibungslose<br />

Organisation zu gewährleisten,<br />

bittet der Kreisverband<br />

Gera bis zum 17. Juni um<br />

Anmeldung unter folgender<br />

Adresse: Klaus Gerstner,<br />

Beethovenstraße 16, 07548<br />

Gera, E-<strong>Mai</strong>l: KGerstner@<br />

t-online.de<br />

Impressum<br />

Erziehung und<br />

Wissenschaft<br />

Allgemeine Deutsche Lehrerzeitung ·<br />

57. Jg.<br />

Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung<br />

und Wissenschaft im Deutschen Gewerkschaftsbund.<br />

Vorsitzender:<br />

Ulrich Thöne. Redaktion: Ulf Rödde<br />

(verantwortlich), Helga Haas-Rietschel.<br />

Redaktionsassistenz: Renate Körner<br />

Gestaltung: Werbeagentur Zimmermann<br />

Postanschrift der Redaktion:<br />

Postfach 900409, 60444 Frankfurt a. M.,<br />

Telefon (0 69) 7 89 73-0,<br />

Telefax (0 69) 7 89 73-202.<br />

E-<strong>Mai</strong>l: Renate.Körner@gew.de<br />

Internet: http://www.gew.de<br />

Redaktionsschluss ist der 10. eines<br />

jeden Monats.<br />

Erziehung und Wissenschaft erscheint<br />

elfmal jährlich, jeweils am 5. des Monats<br />

mit Ausnahme der Sommerferien.<br />

Für die Mitglieder ist der Bezugspreis im<br />

Mitgliedsbeitrag enthalten. Für Nichtmitglieder<br />

beträgt der Bezugspreis jährlich<br />

€ 7,20 zuzüglich € 11,30 Zustellgebühr<br />

inkl. MwSt. Für die Mitglieder der<br />

Landesverbände Bayern, Berlin, Brandenburg,<br />

Bremen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Rheinland-Pfalz,<br />

Saar, Sachsen, Schleswig-Holstein und<br />

Thüringen werden die jeweiligen Landeszeitungen<br />

der E&W beigelegt.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

und Rezensionsexemplare wird keine<br />

Verantwortung übernommen. Die<br />

mit dem Namen des Verfassers gekennzeichneten<br />

Beiträge stellen nicht unbedingt<br />

die Meinung der Redaktion oder<br />

des Herausgebers dar.<br />

Verlag mit Anzeigenabteilung: Stamm<br />

Verlag GmbH, Goldammerweg 16,<br />

45134 Essen;<br />

Verantw. f. Anzeigen: Mathias Müller,<br />

Tel. (0201) 84300-0,<br />

Telefax (0201) 472590,<br />

anzeigen@stamm.de; z. Z. gültige<br />

Anzeigenpreisliste Nr. 35<br />

vom 1. 1. <strong>2005</strong>; Anzeigenschluss<br />

am 5. des<br />

Vormonats. Druck:<br />

apm AG, Kleyerstraße 3<br />

64295 Darmstadt.<br />

E&W wird auf<br />

chlorfrei gebleichtem<br />

Papier gedruckt.<br />

ISSN<br />

0342-0671


In den neuen Ländern verringerte<br />

sich die Schülerzahl um<br />

vier Prozent.<br />

Schülerzahlen gehen<br />

leicht zurück<br />

Nach ersten vorläufigen Zahlen<br />

der Kultusministerkonferenz<br />

(KMK) besuchen im<br />

Schuljahr 2004/<strong>2005</strong> 12,4<br />

Millionen Schülerinnen und<br />

Schüler die Schulen in der<br />

Bundesrepublik. Damit sank<br />

die Zahl der Schüler gegenüber<br />

2003 um 67 100 (minus<br />

0,5 Prozent).<br />

9,6 Millionen (78 Prozent)<br />

Kinder und junge Menschen<br />

gehen in allgemeinbildende,<br />

2,8 Millionen (22 Prozent) in<br />

berufliche Schulen. An den<br />

allgemeinbildenden Schulen<br />

ging die Zahl der Schüler um<br />

104200 (minus 1,1 Prozent)<br />

zurück, an den beruflichen<br />

Schulen erhöhte sie sich dagegen<br />

um 37100 (1,4 Prozent).<br />

In den alten Bundesländern<br />

stieg die Schülerzahl<br />

um 23 500 (0,2 Prozent), in<br />

den neuen Ländern verringerte<br />

sie sich um 90600 (minus<br />

vier Prozent).<br />

Erfolgreich: BLK-<br />

Hochschulprogramm<br />

Das Programm „Entwicklung<br />

eines Leistungspunktsystems“<br />

der Bund-Länder-Kommission<br />

(BLK) ist erfolgreich<br />

abgeschlossen. An 33 Hochschulen<br />

in sechs Verbünden<br />

sind die Einführung von Leistungspunkten<br />

und die Modularisierung<br />

von Studiengängen<br />

gefördert worden. Das<br />

Projekt wurde mit 7,6 Millionen<br />

Euro Bundesgeldern und<br />

Mitteln aus den am Programm<br />

beteiligten elf Ländern<br />

finanziert. Die Abschlussberichte<br />

der Verbünde<br />

sind im Internet unter www.<br />

blk-bonn.de/mo dellversuche/leistungspunktsys<br />

tem.htm und auf<br />

der Homepage der Abschlusstagung<br />

unter www.blk-lps.<br />

hs-bremen. de/Internet/Verbuende/<br />

abzurufen.<br />

Foto: David Ausserhofer<br />

BAföG-Debatte: Merkel pfeift Schavan zurück<br />

CDU-Parteichefin Angela Merkel ist in der<br />

von Baden-Württembergs Kultusministerin<br />

Annette Schavan (CDU) ausgelösten neuen<br />

BAföG-Debatte um Schadensbegrenzung<br />

bemüht: „Ich sage für die CDU: Niemand hat<br />

die Absicht, das BAföG abzuschaffen.“<br />

Schavan, die auch bildungspolitische Koordinatorin<br />

der unionsgeführten Länder ist, hatte<br />

mit einem Interview in der „Welt“ die Debatte<br />

losgetreten. Für einen Wahlsieg der Union auf<br />

Bundesebene 2006 hatte die Baden-Württembergerin<br />

erklärt, dass Studiengebühren und<br />

Studienfinanzierung zusammen gesehen werden<br />

sollten, dabei „muss das BAföG noch so<br />

lange erhalten bleiben, bis es einen tatsächlich<br />

attraktiven Markt der Bildungsfinanzierung<br />

gibt“.<br />

Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn<br />

(SPD) nannte die Äußerungen Merkels<br />

„Wahlkampfheuchelei“. Die Pläne der Union<br />

Aachen: Wiege<br />

des DGB<br />

Mit einem Festakt hat der<br />

Deutsche Gewerkschaftsbund<br />

(DGB) in Aachen an<br />

die Gründung der Einheitsgewerkschaft<br />

vor 60 Jahren<br />

erinnert. Im Oktober 1944<br />

war Aachen von US-Truppen<br />

befreit worden. Für den 18.<br />

März 1945 erhielt eine Gruppe<br />

von Gewerkschafterinnen<br />

und Gewerkschaftern um<br />

den Weber Matthias Wilms<br />

von den US-Truppen die<br />

Erlaubnis, ihre Gründungsveranstaltung<br />

abzuhalten.<br />

DGB-Vorsitzender Michael<br />

Sommer würdigte die Akteure<br />

der ersten Stunde: „Sie und<br />

ihre Mitstreiter im ganzen<br />

Land haben maßgeblich dazu<br />

beigetragen, dass die Entwicklung<br />

der Bundesrepublik<br />

eine Erfolgsgeschichte<br />

geworden ist.“<br />

Viele der 13 Richtlinien der<br />

Aachener Gründungsversammlung<br />

seien im Laufe<br />

der Jahre realisiert worden –<br />

von der „Wiedereinführung<br />

des Arbeitsrechts und des<br />

Acht-Stunden-Tages bis hin<br />

zum 1. <strong>Mai</strong> als gesetzlichem<br />

Feiertag“. Die Gewerkschaften<br />

stünden auch heute<br />

durch soziale Krise und<br />

Globalisierung vor großen<br />

Herausforderungen, sagte<br />

Sommer.<br />

Hessens Antrag<br />

scheitert vor BVG<br />

Das Bundesverfassungsgericht<br />

(BVG) hat den Antrag des<br />

Landes Hessen einstimmig<br />

zurückgewiesen, die Bundesförderung<br />

von 4,4 Milliarden<br />

Euro für das Kompetenzzentrum<br />

zur Unterstützung<br />

der Bologna-Reformen nicht<br />

zu zahlen. Das Kompetenzzentrum,<br />

das mit dem Geld<br />

20 Universitäten fördert, ist<br />

ein Projekt der Hochschulrektorenkonferenz<br />

(HRK).<br />

3,7 Milliarden für<br />

Berliner Unis<br />

Das Land zahlt den Berliner<br />

Hochschulen für die Jahre<br />

2006 bis 2009 3,75 Milliarden<br />

Euro. Auf diese Summe<br />

haben sich Senat und die drei<br />

großen Universitäten nach<br />

langen Verhandlungen im<br />

Rahmen der Hochschulverträge<br />

geeinigt. Damit haben<br />

die Hochschulen für diesen<br />

Zeitraum auf eine Gesamtsumme<br />

von 75 Millionen<br />

Euro verzichtet. Der Sparkurs<br />

des Senats hatte heftige<br />

Proteste der Studierenden<br />

hervorgerufen und zu Haushaltsumschichtungen<br />

der<br />

Hochschulen sowie Neustrukturierungen<br />

von Fächergruppen<br />

geführt.<br />

für eine neue Form der Studienfinanzierung<br />

über private Bankkredite seien „bekannt und<br />

in ihrer Wirkung verheerend“. „Damit werden<br />

junge Menschen in die Verschuldung getrieben“,<br />

sagte Bulmahn. Eine Umleitung der<br />

staatlichen BAföG-Mittel zur Subventionierung<br />

privater Kredite für Studiengebühren<br />

und Lebensunterhalt werde die SPD nicht<br />

mitmachen. Die ehemalige <strong>GEW</strong>-Vorsitzende<br />

Eva-Maria Stange kritisierte, das Studium solle<br />

künftig „offenbar zum Ausnahmefall für gut<br />

Betuchte und Intelligente werden“. Die Verantwortung<br />

für die Zukunft der jungen Menschen<br />

könne nicht „dem Markt und den Banken“<br />

übertragen werden. Der Vorstoß aus der<br />

Union sei ein weiterer Schritt, Chancengleichheit<br />

im Bildungssystem endgültig abzuschaffen,<br />

betonte das studentische Aktionsbündnis<br />

gegen Studiengebühren (ABS). Das ABS kündigte<br />

für den Sommer scharfe Proteste an.<br />

„Generation<br />

good-bye“<br />

Deutschlands künftige Akademiker<br />

könnten der Traum<br />

einer jeden Personalabteilung<br />

sein: Sie sind pragmatisch,<br />

realistisch, leistungsbereit<br />

und verantwortungsbewusst.<br />

Die Sache hat nur einen Haken:<br />

Mehr als die Hälfte der<br />

jungen Hochschüler sieht in<br />

Deutschland keine berufliche<br />

Zukunft. Nach einer<br />

Studie des „manager magazin“<br />

würden 56 Prozent der<br />

Studierenden, die heute kurz<br />

vor ihrem Abschluss stehen,<br />

für einen sicheren Arbeitsplatz<br />

ins Ausland gehen. „Generation<br />

good-bye“ hat die<br />

Zeitschrift die 20- bis 29-<br />

Jährigen deshalb getauft.<br />

AUF EINEN BLICK<br />

Foto: dpa<br />

Künftige Akademiker<br />

sind pragmatisch<br />

und leistungsbereit<br />

–<br />

bloß: Mehr als die<br />

Hälfte von ihnen<br />

sieht in Deutschland<br />

keine beruflichenPerspektiven.<br />

E&W 5/<strong>2005</strong> 5


Dem Neoliberalismus d<br />

25. Gewerkschaftstag macht weitere Schritte auf dem Weg zur Bildungsgewerkschaft<br />

6<br />

E&W 5/<strong>2005</strong>


ie „Rote Karte“ gezeigt<br />

alle Fotos: Christian v. Polentz<br />

Mittwoch, 27. April, 14 Uhr. Fototermin:<br />

In der mächtigen gläsernen<br />

Eingangshalle der Erfurter Messe haben<br />

sich die acht Mitglieder des neuen<br />

<strong>GEW</strong>-Vorstands zum Gruppenbild<br />

mit Dame(n) versammelt. Nebenan,<br />

im lichtdurchfluteten Foyer des Gebäudekomplexes,<br />

hasten eifrige Helfer hin<br />

und her, transportieren Gerüststangen,<br />

Stellwände und Plakate. Knapp<br />

zwei Stunden nach dem Ende des Gewerkschaftstages<br />

erinnern nur noch<br />

letzte Reste von Ausstellungsständen<br />

und die im Wind flatternden <strong>GEW</strong>-<br />

Fahnen an die engagierten Diskussionen<br />

der letzten fünf Tage. Die Halbwertszeit<br />

der Entscheidungen und Beschlüsse,<br />

die die Delegierten gefasst haben,<br />

soll eine höhere sein als die der<br />

Dekoration. Dieser Aufgabe stellen<br />

sich die neuen Vorstandsmitglieder –<br />

in Zusammenarbeit mit den Landesverbänden,<br />

Gliederungen, Fach- und<br />

Personengruppen. Beim Fototermin<br />

sind sie dafür schon eng genug zusammengerückt.<br />

Zeitsprung. Sonntag, 24.<br />

April, früher Abend: Im<br />

schwarzen Bauch der Messehalle<br />

ist die angespannte<br />

Stimmung der Delegierten<br />

mit Händen zu greifen. Warten<br />

auf das Wahlergebnis für den Vorsitz<br />

der <strong>GEW</strong>. Punkt 19 Uhr verkündet<br />

Wahlleiter Kai Niemann: „Habemus<br />

Vorsitzender: Ulrich Thöne.“ Die Spannung<br />

löst sich, Delegierte gratulieren<br />

dem Neuen, der Mitteldeutsche Rundfunk<br />

(mdr) fordert das erste Interview.<br />

64,3 Prozent der Delegierten votierten<br />

für Ulrich Thöne (53). Der neue Vorsitzende<br />

ist zufrieden. In der rund zweistündigen<br />

Kandidaten-Aussprache hatte<br />

er sich engagiert für seine Positionen<br />

eingesetzt. „Ich werbe für eine kämpferische<br />

<strong>GEW</strong>, kämpferisch für unsere Arbeitsbedingungen<br />

und für eine bessere<br />

Bildung von Anfang an und ein Leben<br />

lang für alle“, lautete sein Credo. „Ich<br />

setze mich aber auch dafür ein, dass die<br />

öffentlichen Haushalte in die Lage versetzt<br />

werden, dies auch dauerhaft und sicher<br />

finanzieren zu können.“ Dabei betonte<br />

der neue Vorsitzende, dass er sich<br />

in der Tradition der scheidenden Vorsitzenden<br />

Eva-Maria Stange sehe. Eva-Maria<br />

Stange (48) hatte nach acht Jahren<br />

aus persönlichen Gründen nicht wieder<br />

kandidiert. Ulrich Thöne war seit 1999<br />

Landesvorsitzender der <strong>GEW</strong> Berlin.<br />

Kämpferisch zeigten sich auch die Delegierten<br />

in den Personal- und Antragsdiskussionen.<br />

Sie geißelten den Neoliberalismus,<br />

der in unserer Gesellschaft immer<br />

mehr um sich greife. Die <strong>GEW</strong>-Vertreter<br />

kritisierten die Steuerpolitik der<br />

Bundesregierung, die Konzerne und<br />

Großverdiener entlaste und die öffentlichen<br />

Kassen schröpfe. Deshalb fehlten<br />

dringend für die Bildung benötigte Gelder.<br />

Die Folgen seien die zunehmende<br />

Ökonomisierung des Bildungsbereiches<br />

und die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen<br />

der Beschäftigten. Gleichzeitig<br />

würden sozial Schwächeren und<br />

Arbeitslosen immer mehr Lasten aufgebürdet.<br />

Sie würden mit den Hartz IV-<br />

Gesetzen an die Kandare genommen,<br />

müssten nach kurzer Zeit der Arbeitslosigkeit<br />

jeden Job annehmen und würden<br />

mit Ein-Euro-Jobs ausgebeutet –<br />

meist ohne dass damit für sie eine berufliche<br />

Perspektive verbunden wäre. Die<br />

soziale Spaltung der Gesellschaft werde<br />

weiter vorangetrieben. Mit mehreren<br />

Anträgen positionierte sich die <strong>GEW</strong><br />

deutlich gegen die Politik der Bundesregierung.<br />

Mut zur Gerechtigkeit<br />

Insbesondere die Vertreterinnen und<br />

Vertreter der Vorstandsbereiche Jugendhilfe<br />

und Sozialarbeit, Berufliche Bildung/Weiterbildung<br />

sowie Hochschule<br />

und Forschung mahnten an, dass sich<br />

die <strong>GEW</strong> schneller und konsequenter in<br />

Richtung Bildungsgewerkschaft weiterentwickeln<br />

müsse. Ein wichtiger Schritt<br />

in diese Richtung ist mit der Verabschiedung<br />

der „Bildungspolitischen Reformpositionen“<br />

getan. Mit diesem Papier<br />

hat die <strong>GEW</strong> nach 20 Jahren wieder<br />

eine programmatische Grundlage. Der<br />

außerordentliche Gewerkschaftstag in<br />

Würzburg, der sich 1999 für die Selbstständigkeit<br />

der <strong>GEW</strong> und gegen den Zusammenschluss<br />

zur Dienstleistungsgewerkschaft<br />

ver.di ausgesprochen hatte,<br />

gab damals die Erarbeitung des Konzepts<br />

in Auftrag. In den vergangenen<br />

sechs Jahren ist über die bildungspolitische<br />

Positionierung der <strong>GEW</strong> unter der<br />

Federführung von Norbert Hocke, ehemaliger<br />

stellvertretender <strong>GEW</strong>-Vorsitzender,<br />

auf vielen Ebenen unter Einbezug<br />

internen und externen Sachverstands<br />

viel und auch kontrovers diskutiert worden.<br />

Das Ergebnis fand die große Mehrheit<br />

der Delegierten – aber auch einen<br />

harten Kern von Gegnern, der es vor allem<br />

wegen der Aussagen zur Eigenverantwortung<br />

und Eigenständigkeit von<br />

Bildungseinrichtungen ablehnt. Die<br />

Programmarbeit soll nach dem Gewerkschaftstag<br />

fortgesetzt werden.<br />

Das neue<br />

Führungsteam<br />

der <strong>GEW</strong><br />

❞ Ich werbe<br />

für eine<br />

kämpferische<br />

<strong>GEW</strong>, kämpferisch<br />

für<br />

unsere<br />

Arbeitsbedingungen<br />

und für eine<br />

bessere<br />

Bildung. ❝<br />

Ulrich Thöne<br />

Der neue<br />

<strong>GEW</strong>-Vorsitzende<br />

Ulrich Thöne<br />

mit seiner Vorgängerin<br />

Eva-Maria Stange<br />

E&W 5/<strong>2005</strong> 7


<strong>GEW</strong>ERKSCHAFTSTAG <strong>2005</strong><br />

Alle Infos und die<br />

aktuelle Berichterstattung<br />

über<br />

den Gewerkschaftstag<br />

finden<br />

Sie unter:<br />

www.gew.de<br />

❞ Die <strong>GEW</strong><br />

ist die einzigeOrganisation,<br />

die<br />

ein in sich<br />

geschlossenes<br />

und alle<br />

Bildungsbereicheübergreifendes<br />

Konzept<br />

hat. ❝<br />

600 Kolleginnen<br />

und Kollegen demonstrierten<br />

in<br />

Erfurt spontan gegen<br />

die Blockadepolitik<br />

der Länderarbeitgeber,<br />

die die Tarifverhandlungen<br />

vor<br />

die Wand gefahren<br />

haben.<br />

8<br />

E&W 5/<strong>2005</strong><br />

„Mut zur Gerechtigkeit – Bildung als<br />

Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe“<br />

ist laut Norbert Hocke die zentrale<br />

Botschaft der Positionsbestimmung (s.<br />

S. 14). Die <strong>GEW</strong> ist damit die einzige<br />

Organisation, die ein in sich geschlossenes<br />

und alle Bildungsbereiche übergreifendes<br />

Konzept hat. Im Vergleich zu<br />

vorangegangenen Fassungen stellt der<br />

jetzt verabschiedete Text einen deutlicheren<br />

Bezug zu gesellschaftlichen Interessenkonflikten<br />

her und benennt klarer<br />

das neoliberale Umfeld, in dem sich<br />

die <strong>GEW</strong> für eine grundlegende Reform<br />

des Bildungswesens stark macht. Ulrich<br />

Thöne bezeichnete das Konzept als einen<br />

wichtigen Schritt in Richtung eines<br />

„integrierten Bildungsverständnisses“.<br />

Ganz in diesem Sinne hat der Beschluss<br />

zur Kooperation von Jugendhilfe und<br />

Schule, den beide Vorstandsbereiche gemeinsam<br />

entwickelt hatten, wegweisende<br />

Bedeutung (s. S. 18). Demnach sollen<br />

Jugendhilfe und Schule systematisch<br />

ein gemeinsames Verständnis ihrer<br />

Funktion und Aufgaben für Bildung,<br />

Erziehung und Betreuung junger Menschen<br />

entwickeln – trotz der unterschiedlichen<br />

Konstruktion der beiden<br />

Systeme. Erster Schritt der Zusammenarbeit<br />

werde die Kooperation beim<br />

Übergang der Jungen und Mädchen von<br />

der Kindertagesstätte zur Grundschule<br />

sein. Künftig werde die Ganztagsschule<br />

das größte Feld, das Jugendhilfe und<br />

Schule gemeinsam beackern, heißt es in<br />

dem Beschluss.<br />

Zukunftsweisende Beschlüsse<br />

Mit dem Beschluss zur „Selbstständigkeit<br />

von Schule“ haben die Delegierten<br />

eine weitere zentrale Entscheidung getroffen<br />

und das Thema zu einem<br />

Schwerpunkt künftiger Auseinandersetzungen<br />

gemacht (s. S. 15): In neun Punkten<br />

hat die <strong>GEW</strong> konkretisiert, unter<br />

welchen Prämissen sie die Selbstständigkeit<br />

von Schule unterstützt. So<br />

müssten den Schulen große Handlungsspielräume<br />

bei pädagogischen und<br />

organisatorischen Fragen eingeräumt<br />

und Grundsatzentscheidungen bewusst<br />

nach pädagogischen Gesichtspunkten<br />

getroffen werden. Der Beschluss macht<br />

aber auch deutlich, welche Fehlentwicklungen<br />

„selbstständige Schule“ nehmen<br />

kann, wenn sie als „Teil einer umfassenden,<br />

neoliberalen Verwaltungsmodernisierung“<br />

geplant wird: den Einzug einer<br />

alles dominierenden Betriebswirtschaft,<br />

ausgeprägtere Hierarchien sowie<br />

schlechtere Arbeitsbedingungen und<br />

den Abbau demokratischer Mitbestimmungsrechte<br />

der Beschäftigten. Eine solche<br />

Schule werde die Chancenungerech-<br />

tigkeit weiter verschärfen. Deshalb wolle<br />

die <strong>GEW</strong> mit ihren Alternativvorstellungen<br />

in die Diskussion eingreifen.<br />

Programmatischen Charakter hat auch<br />

der Beschluss zur Bildungsfinanzierung<br />

(s. S. 16). Unter dem Motto „Bildung ist<br />

keine Ware“ wird festgestellt, dass die zunehmende<br />

Privatisierung von Bildung<br />

im scharfen Widerspruch zur öffentlichen<br />

Verantwortung für das Bildungswesen<br />

stehe. Die <strong>GEW</strong> hat ein Konzept<br />

entwickelt, wie der Prozess des „Lebenslangen<br />

Lernens“ unterstützt und finanziert<br />

werden kann. Die Vorschläge reichen<br />

dabei von der gebührenfreien KiTa<br />

über eine elternunabhängige Ausbildungs-<br />

und Studienfinanzierung für alle<br />

jungen Menschen, die älter als 18 Jahre<br />

sind, bis hin zu einem neuen System der<br />

Familienfinanzierung. Das Steuersystem<br />

soll umgestellt werden, um Gelder<br />

für diese Vorhaben zu bekommen.<br />

Trillerpfeifenkonzert<br />

Dass die Tarif- und Beamtenpolitik in<br />

der <strong>GEW</strong> künftig eine noch größere<br />

Rolle spielen soll, machte nicht nur eine<br />

Reihe von Anträgen deutlich (s. S. 28).<br />

Parallel zu den Beratungen in Erfurt liefen<br />

die Tarifverhandlungen für den öffentlichen<br />

Dienst auf Länderebene in<br />

Berlin. Die Arbeitgeber, angeführt von<br />

den Hardlinern aus Bayern und Hessen,<br />

fuhren die Verhandlungen gegen die<br />

Wand: Sie wollten auf Teufel komm<br />

raus die Arbeitszeiten auf bis zu 42 Wochenstunden<br />

erhöhen und den Bildungsbereich<br />

von dem Gesamtpaket abkoppeln.<br />

Die ver.di-Bundestarifkommission,<br />

in der Vertreter der <strong>GEW</strong> sitzen,<br />

entschied daraufhin, die Verhandlungen<br />

für gescheitert zu erklären. Der<br />

„Alea iacta est“*<br />

Wahlergebnisse<br />

Gewerkschaftstag unterbrach seine Beratungen.<br />

Mit einem rot-weißen Fahnenmeer<br />

und einem Trillerpfeifenkonzert<br />

machten 600 Delegierte gemeinsam<br />

mit Kolleginnen und Kollegen aus den<br />

umliegenden <strong>GEW</strong>-Kreisen ihrem Unmut<br />

gegenüber der kompromisslosen<br />

Haltung der Arbeitgeber lautstark Luft.<br />

„Die Tarifgemeinschaft deutscher Länder<br />

ist am Ende. Einige Länder haben<br />

deutlich gemacht, dass sie nicht länger<br />

am Flächentarifvertrag festhalten wollen“,<br />

sagte Heiko Gosch, der die <strong>GEW</strong> bei<br />

den Verhandlungen vertrat, während<br />

der Kundgebung auf dem Erfurter Anger.<br />

Er kündigte an, dass die Gewerkschaften<br />

bereit seien, die Auseinandersetzungen<br />

in den Ländern zu führen.<br />

Europäischer Hochschulraum<br />

Nicht zuletzt spielten internationale<br />

Aspekte auf dem Gewerkschaftstag, wie<br />

mit dem Motto „Bildung in Europa. Bildung<br />

für die Welt“ programmatisch vorgegeben,<br />

eine wichtige Rolle. Dabei ist<br />

die Entwicklung im Wissenschaftsbereich<br />

am weitesten vorangeschritten. Die<br />

<strong>GEW</strong> beschloss, sich für einen „europäischen<br />

Hochschul- und Forschungsraum“<br />

einzusetzen. Wichtig bei der Internationalisierung<br />

der Hochschul- und<br />

Forschungspolitik seien etwa die weitere<br />

Öffnung des Zugangs zu den Hochschulen,<br />

die Einführung so genannter „konsekutiver<br />

Studiengänge“ (Bachelor/Master)<br />

und die Schaffung guter und vergleichbarer<br />

Arbeitsbedingungen an den<br />

Einrichtungen.<br />

Internationales Flair verbreiteten aber<br />

auch die zahlreichen Gäste befreundeter<br />

Bildungsgewerkschaften aus aller Welt.<br />

An der Spitze: Thulas Nxesi (Südafrika),<br />

Die Delegierten wählten in den Geschäftsführenden Vorstand der <strong>GEW</strong>:<br />

Vorsitzender: Ulrich Thöne 64,3 Prozent<br />

Stellvertretende Vorsitzende und Marianne Demmer 66,6 Prozent<br />

Vorstandsbereich Schule: 68,3 Prozent<br />

Arbeitsbereich Finanzen: Petra Grundmann 89,9 Prozent<br />

Arbeitsbereich Frauenpolitik: Anne Jenter 62,5 Prozent<br />

Arbeitsbereich Angestellten-<br />

und Beamtenpolitik: Ilse Schaad 56,9 Prozent<br />

Vorstandsbereich Jugendhilfe<br />

und Sozialarbeit: Norbert Hocke 79,2 Prozent<br />

Vorstandsbereich Hochschule<br />

und Forschung: Gerd Köhler 55,5 Prozent<br />

Vorstandsbereich Berufliche<br />

Bildung/Weiterbildung: Stephanie Odenwald 81,5 Prozent<br />

*„Der Würfel ist gefallen.“


Vorsitzender der Bildungsinternationalen<br />

(BI), und BI-Generalsekretär Fred<br />

van Leeuwen (Niederlande). Nxesi stellte<br />

die Globale Bildungskampagne „Education<br />

for all“ vor. Er warb für das Ziel der<br />

Aktivitäten, allen Menschen auf der<br />

Welt bis 2015 eine Grundbildung zu ermöglichen.<br />

„Insbesondere Frauen wird<br />

das Recht auf Bildung immer noch verweigert“,<br />

sagte der BI-Vorsitzende (s.<br />

auch nebenstehenden Kasten).<br />

Last but not least verabschiedete der Gewerkschaftstag<br />

mehrere Anträge zum<br />

Weiterbildungsbereich. Die Beschlüsse<br />

entwickeln die Positionen des Lübecker<br />

Gewerkschaftstags von 2001 weiter und<br />

tragen der aktuellen Situation in der<br />

Weiterbildung Rechnung, einer Branche,<br />

die sich im freien Fall befindet. Bis<br />

zu 40 000 Weiterbildner haben ihre Arbeit<br />

in den letzten beiden Jahren verloren,<br />

andere sind Lohndumping und Arbeitsverdichtung<br />

ausgesetzt. Die bisherige<br />

Leiterin des Vorstandsbereiches,<br />

Ursula Herdt, schlug ein „Sonderprogramm<br />

Weiterbildung“ vor, das jetzt<br />

umgesetzt werden soll (s. S. 18).<br />

Zeitmangel<br />

Einige Anträge hat der Gewerkschaftstag<br />

aus Zeitmangel nicht abarbeiten können.<br />

So entschieden die Delegierten beispielsweise<br />

nicht darüber, wie der Transformationsprozess<br />

vom gegliederten<br />

Schulsystem in ein integriertes Schulwesen<br />

konkret gestaltet werden soll. Das Tabu<br />

für die Schulstrukturdebatte, so die<br />

Begründung des Antrags, sei gebrochen.<br />

In Bundesländern wie Berlin, Mecklenburg-Vorpommern,Nordrhein-Westfalen,<br />

Sachsen und Schleswig-Holstein habe<br />

ein Umdenkungsprozess begonnen.<br />

Die „Eine Schule für alle“ stehe auf der<br />

politischen Tagesordnung. Auch die Zukunft<br />

der Organisationsentwicklung<br />

(OE), in diesen Prozess ist die <strong>GEW</strong><br />

1999 eingestiegen, ist nicht geklärt. Die<br />

Vorschläge der Steuerungsgruppe wurden<br />

nicht behandelt. Über die Fortsetzung<br />

von Projekten wie der Weiterbildungszeitung<br />

„prekär“ oder der Hotline<br />

für Honorarkräfte ist damit noch nicht<br />

entschieden. Die OE hat für die Zukunftsfähigkeit<br />

der <strong>GEW</strong> zentrale Bedeutung.<br />

Mit dem Beschluss, zwei Millionen<br />

Euro für Mitgliederwerbung und<br />

-bindung bereit zu stellen, hat der Gewerkschaftstag<br />

ein wichtiges Signal zur<br />

Sicherung der materiellen Basis der Organisation<br />

gesetzt. Jetzt braucht es konkrete<br />

Konzepte, wie das Geld sinnvoll<br />

einzusetzen ist. Diese Fragen muss nun<br />

der Hauptvorstand, das höchste beschlussfassende<br />

Gremium der <strong>GEW</strong> zwischen<br />

den Gewerkschaftstagen, klären.<br />

Bildung für alle<br />

Grußwort des Präsidenten der Bildungsinternationalen<br />

In seinem Grußwort an den 25.Gewerkschaftstag in Erfurt<br />

ging BI-Präsident Thulas Nxesi (Südafrika) auf einige<br />

Fragen im Rahmen der BI-Kampagne „Education<br />

for all“ ein: Zu den Nord-Süd-Herausforderungen gehörten,<br />

so Nxesi, die Bedrohung durch AIDS in Afrika, der<br />

weltweite Kampf für ein öffentliches Bildungswesen von<br />

hoher Qualität, die drängende Diskussion um eine globa-<br />

Thulas Nxesi le Ordnung, die von sozialer Gerechtigkeit und dem Engagement<br />

für die Menschenrechte geprägt ist, sowie die gewerkschaftliche<br />

Geschlossenheit als Voraussetzung für bessere Arbeitsbedingungen<br />

in den Bildungseinrichtungen.<br />

Die Gewerkschaften, so der BI-Präsident selbstkritisch, müssten sich in diesem<br />

Zusammenhang fragen, ob sie ausreichend vorbereitet sind, um auf diese<br />

Herausforderungen Antworten zu haben. Nxesi wies auf die Doppelaufgabe<br />

der Mitgliedsgewerkschaften der BI hin: Sie kämpften als Gewerkschaft für<br />

die Interessen und Rechte der Beschäftigten. Zugleich seien sie leidenschaftliche<br />

Anwälte für die Bildung aller Kinder.<br />

Das Programm der Delegierten ging weit<br />

über die Antrags- und Personaldebatten<br />

hinaus. Mit dem Besuch der Gedenkstätte<br />

Buchenwald und der Verabschiedung<br />

der Resolution „Nie wieder Faschismus.<br />

Nie wieder Krieg“ hat der Gewerkschaftstag<br />

mit Blick auf den 60. Jahrestag<br />

der Befreiung vom Faschismus am 8.<br />

<strong>Mai</strong> ein politisches Zeichen gesetzt und<br />

sich in der gesellschaftlichen Diskussion<br />

positioniert (s. S. 21). Viele Delegierte sahen<br />

sich die Buchenwald-Ausstellung<br />

„Es gibt hier keine Kinder“ an, die im<br />

Rahmenprogramm gezeigt wurde.<br />

Am 26. April hat der Gewerkschaftstag<br />

des 3. Jahrestages des Amoklaufs von<br />

Erfurt gedacht. Bei der Bluttat wurden<br />

16 Menschen ermordet, der Täter tötete<br />

sich selber.<br />

Große Presseresonanz<br />

Dass die <strong>GEW</strong> eine „gute Adresse“ in<br />

der Bundesrepublik ist, zeigt die illustre<br />

Gästeliste: Hauptrednerin Familienministerin<br />

Renate Schmidt (SPD) und Bundestagsmitglied<br />

Prof. Dr. Ernst Ulrich von<br />

Weizsäcker (SPD) sowie Reinhard Bütikofer,<br />

Vorsitzender von Bündnis 90/Die<br />

Grünen, die DGB-Spitze mit Michael<br />

Sommer und Ursula Engelen-Kefer, IG-<br />

Metall-Vize Berthold Huber und der<br />

thüringische Kultusminister Prof. Dr.<br />

Jens Goebel (CDU) gaben ihre Visitenkarte<br />

in Erfurt ab.<br />

Auch die Presseresonanz auf den 25. Gewerkschaftstag<br />

war groß. Die Nachrichtenagenturen<br />

dpa und AP, alle überre-<br />

gionalen Zeitungen (Frankfurter Rundschau,<br />

Süddeutsche Zeitung, Frankfurter<br />

Allgemeine Zeitung, Die Welt) waren<br />

vor Ort und berichteten ausführlich,<br />

ebenso wie etwa taz, Neues Deutschland,<br />

Junge Welt und viele Regionalzeitungen<br />

wie die Thüringische Landeszeitung<br />

oder die Thüringer Allgemeine.<br />

Der mdr (TV und Hörfunk) informierte<br />

regelmäßig über den Gewerkschaftstag,<br />

aber auch Bayerischer Rundfunk, Hessischer<br />

Rundfunk und Deutschlandradio<br />

sendeten Beiträge über den Äther. Nicht<br />

zu vergessen das Gewerkschaftstag-Radio,<br />

das jeden Tag bis zu zwei Stunden<br />

auf Sendung war – allerdings mit begrenzter<br />

Reichweite in Thüringen. Die<br />

<strong>GEW</strong> hat mit Unterstützung der Medien<br />

in der Öffentlichkeit viele inhaltliche<br />

Akzente gesetzt: Masterplan Bildung,<br />

Sonderprogramm Weiterbildung, Eine<br />

Schule für alle, Tarifpolitik, die gemeinsame<br />

Grundausbildung für alle Pädagogen<br />

sowie Themen mit internationalen<br />

Aspekten wie die Globale Aktionswoche<br />

„Schick meine Freundin, meinen<br />

Freund zur Schule“ oder – gemeinsam<br />

mit terre des hommes – die Forderung<br />

nach dem Recht auf Schul- und Kindergartenbildung<br />

auch für statuslose und<br />

Flüchtlingskinder. Es soll aber auch<br />

nicht verschwiegen werden, dass sich einige<br />

Medien (sehr) kritisch mit der<br />

<strong>GEW</strong> auseinander gesetzt haben. Das<br />

ist uns Ansporn. Jetzt gilt es, auch die<br />

Kritiker von der <strong>GEW</strong> und ihren Qualitäten<br />

zu überzeugen. Ulf Rödde<br />

<strong>GEW</strong>ERKSCHAFTSTAG <strong>2005</strong><br />

❞ Der Gewerkschaftstag<br />

hat ein<br />

Signal Richtung<br />

Zukunft<br />

gesetzt! Er<br />

hat zwei Millionen<br />

Euro<br />

für Mitgliederwerbung<br />

und -bindung<br />

bereitgestellt.<br />

❝<br />

E&W 5/<strong>2005</strong> 9


<strong>GEW</strong>ERKSCHAFTSTAG <strong>2005</strong><br />

Alle Infos und die<br />

aktuelle Berichterstattung<br />

über<br />

den Gewerkschaftstag<br />

finden<br />

Sie unter:<br />

www.gew.de<br />

10<br />

E&W 5/<strong>2005</strong><br />

Zu den Wurzeln zurückgekehrt<br />

Impressionen von der Eröffnung des Gewerkschaftstages in Erfurt<br />

Beim musikalisch umrahmten Auftakt<br />

kamen Kinder und Jugendliche<br />

ebenso zu Wort wie Bildungsgewerkschafter<br />

aus anderen Ländern. Zu<br />

ihrem 25. Gewerkschaftstag ist die<br />

<strong>GEW</strong> in die Stadt zurückgekehrt, in<br />

der ihre ältesten Wurzeln liegen: 1848<br />

war in Erfurt der Allgemeine deutsche<br />

Lehrerverein gegründet worden. Die<br />

Palette der Gäste aus dem politischen<br />

und gewerkschaftlichen Spektrum war<br />

breit – von der DGB-Spitze Michael<br />

Sommer und Ursula Engelen-Kefer<br />

über IG Metall-Vize Berthold Huber<br />

bis zum Vorsitzenden von Bündnis<br />

90/Die Grünen, Reinhard Bütikofer.<br />

In ihrer Eröffnungsrede spannte<br />

die scheidende <strong>GEW</strong>-Vorsitzende<br />

Eva-Maria Stange den internationalen<br />

Bogen, der dem Gewerkschaftstag<br />

sein Motto gibt: „Bildung<br />

in Europa. Bildung für die<br />

Welt.“ Sie stellte fest: „Bildungspolitik<br />

hat längst den engen Rahmen nationaler<br />

Politik verlassen – auch wenn es einige<br />

Ministerpräsidenten in Deutschland<br />

nicht wahr haben wollen.“<br />

Ähnliche Probleme weltweit<br />

Stange begrüßte Gäste aus 19 ausländischen<br />

Gewerkschaften und verwies auf<br />

das gemeinsame Dach, die Bildungsinternationale<br />

(BI), die 29 Millionen Mitglieder<br />

vertritt und damit die „größte<br />

globale Gewerkschaftsvereinigung“ ist.<br />

Als eines der weltweit vergleichbaren<br />

Probleme führte Stange den Rückzug<br />

des Staates aus der Verantwortung für<br />

Bildung und die Privatisierung der Einrichtungen<br />

an. Dagegen kämpfe die BI<br />

an, ebenso wie gegen die Gefahr, dass<br />

Bildung in die Mühlen der Liberalisierung<br />

des Dienstleistungssektors bei den<br />

GATS-Verhandlungen gerate. Vertreter<br />

und Vertreterinnen der Bildungsgewerkschaft<br />

in Israel, der Slowakei und den<br />

Niederlanden machten deutlich, wie<br />

sehr sich die akuten Probleme ähneln:<br />

Dezentralisierung des Bildungswesens,<br />

Mittelkürzungen und Privatisierung.<br />

Ein gemeinsames, weltweites Vorgehen<br />

sei unerlässlich, betonten sie, vom Informationsaustausch<br />

bis zur Entwicklung<br />

politischer Gegenstrategien.<br />

Sommer stützt <strong>GEW</strong>-Politik<br />

Der DGB-Vorsitzende Michael Sommer<br />

dankte Eva-Maria Stange für ihren politischen<br />

Beitrag im Dachverband: Sie habe<br />

sehr früh und unablässig darauf gedrungen,<br />

dass die deutschen Gewerkschaften<br />

die Bildungspolitik als zweites<br />

wichtiges Zukunftsthema neben der<br />

Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit<br />

in den Blick nehmen. Sommer forderte<br />

mehr Geld für die Bildung und ein Bildungssystem,<br />

„das jeden jungen Menschen<br />

mitnimmt“. Es müsse Schluss<br />

sein mit der „Kleinstaaterei in der Bildungspolitik“<br />

in Deutschland und damit,<br />

dass immer noch „die Herkunft<br />

darüber entscheidet, ob jemand Bildungschancen<br />

hat.“<br />

Helga Ballauf<br />

Delegierte und Gäste auf dem Gewerkschaftstag der <strong>GEW</strong>: Anstehen beim Einchecken und entspannte Mienen bei der Eröffnungsveranstaltung.<br />

Fotos: Christian v. Polentz


Kinderbilder als<br />

Spiegel der Gesellschaft.<br />

Dr. Heidrun<br />

Richter (Mitte),<br />

Professorin für Kunstpädagogik<br />

an der<br />

Uni Erfurt, mit Kinderkunst<br />

aus dem Birgit-<br />

Dettke-Archiv.<br />

Eine Prozession mit einer Jesusfigur<br />

in Rot- und Blautönen. Kühe<br />

auf einer grünen Wiese. Der<br />

Fluss mit toten Fischen. Szenen,<br />

gemalt von Kindern im Arbeiterund<br />

Bauernstaat – Zeitgeschichte<br />

mit Bleistift und Wasserfarbe festgehalten.<br />

Bilder, die eine andere<br />

DDR zeigen, als sie die Parteifunktionäre<br />

propagiert haben.<br />

Zu sehen waren die Zeitdokumente<br />

und andere Kinderbilder wäh-<br />

<strong>GEW</strong>ERKSCHAFTSTAG <strong>2005</strong><br />

Meine schöne<br />

sozialistische Heimat<br />

Kinderbilder aus dem Birgit-Dettke-Archiv<br />

Ahrens erhält Wolgast-Preis<br />

rend einer Ausstellung des Vereins<br />

Kinderkunst auf dem Gewerkschaftstag.<br />

Den Grundstock für<br />

das Archiv des Vereins, das inzwischen<br />

mehr als zehntausend<br />

Skulpturen und Bilder enthält, legte<br />

die Kunsterzieherin Dr. Birgit<br />

Dettke. Birgit Dettke gehört zu den<br />

Opfern des Amoklaufs von Erfurt,<br />

bei dem am 26. April 2002 16<br />

Menschen getötet wurden. Das<br />

Archiv trägt seitdem ihren Namen.<br />

Mehr Infos zum Verein Kinderkunst<br />

e.V. unter: www.kinderkunstev.de<br />

se<br />

Der Autor Thomas Ahrens (52) hat den Wolgast-Preis <strong>2005</strong> erhalten.<br />

Ahrens bekam die Auszeichnung für sein Textbuch und Materialheft<br />

zum Theaterstück „Der Ball ist rund – Ein Globalisierungskrimi für<br />

Menschen ab zehn“. Die Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien<br />

(AJuM) der <strong>GEW</strong> hat den Preis während des Gewerkschaftstages<br />

in Erfurt verliehen. Der Wolgast-Preis wird alle drei Jahre vergeben. Er<br />

ist mit 4000 Euro dotiert. „Mit unserer Theaterarbeit versuchen wir,<br />

den zunehmend komplexer werdenden Lebensbedingungen in Zeiten<br />

der Globalisierung einen angemessenen künstlerischen Ausdruck zu<br />

verleihen“, sagte Thomas Ahrens während der Preisverleihung (im Bild<br />

mit der ehemaligen <strong>GEW</strong>-Vorsitzenden Eva-Maria Stange, links, und<br />

der AJuM-Juryvorsitzenden Ute Wolters). Das Berliner GRIPS-Theater<br />

führte das Stück während des Gewerkschaftstages auf. ur<br />

E&W 5/<strong>2005</strong> 11


<strong>GEW</strong>ERKSCHAFTSTAG <strong>2005</strong><br />

Alle Infos und die<br />

aktuelle Berichterstattung<br />

über<br />

den Gewerkschaftstag<br />

finden<br />

Sie unter:<br />

www.gew.de<br />

12<br />

E&W 5/<strong>2005</strong><br />

Zukunft gew<br />

Impressionen von der Basis: Stimmen zum Gewerkschaftstag<br />

Auf Gewerkschaftstagen wird nicht<br />

nur der Vorstand gewählt, sondern<br />

auch über wichtige politische Positionen<br />

der <strong>GEW</strong> entschieden – und zwar<br />

durch das Votum der Delegierten. Was<br />

sind ihre Eindrücke von den Ereignissen,<br />

mit welchen Erwartungen sind sie<br />

nach Erfurt gekommen? Ein paar Impressionen<br />

dazu:<br />

Farbe bekennen<br />

Ingrid Stude, Sprecherin der Hallenser Hochschulgruppe<br />

der <strong>GEW</strong><br />

Für mich war es wirklich interessant zu<br />

erfahren, dass<br />

es auf diesem<br />

Gewerkschaftstag<br />

mitnichten<br />

nur um Lehrerprobleme<br />

geht.<br />

Was mich<br />

freut, nachdem<br />

ich die Antrittsrede<br />

von Ilse<br />

Schaad, der<br />

Ingrid Stude<br />

neuen Leiterin<br />

für Tarif- und<br />

Beamtenpoli-<br />

tik im Geschäftsführenden Vorstand,<br />

gehört habe, ist die Einsicht in der Organisation,<br />

dass die <strong>GEW</strong> keine neuen<br />

Mitglieder gewinnt, wenn sie schlechte<br />

Ergebnisse in Tarifverhandlungen als<br />

Erfolg verkauft. Mich beruhigt deshalb,<br />

dass die Gewerkschaft jetzt Farbe bekennen<br />

will. Und das scheint – zumindest<br />

verbal – eine herausragende Eigenschaft<br />

auch unseres neuen Vorsitzenden Ulrich<br />

Thöne zu sein. Mich störten allerdings<br />

die allzu ausschweifenden Debattenbeiträge.<br />

Nachwuchsarbeit in den<br />

Fokus rücken<br />

Andrea Marschall, Grundschullehrerin,<br />

Landesverband Hessen, seit sechs Jahren aktiv<br />

im Bereich Junge <strong>GEW</strong>, Gastdelegierte<br />

Erfurt ist mein erster Gewerkschaftstag<br />

und ich bin sehr beeindruckt von der<br />

Größe und Bedeutung der Veranstaltung,<br />

auch wie der Gewerkschaftstag<br />

von der Presse wahrgenommen wurde.<br />

Was mir auf dem Gewerkschaftstag<br />

nicht gefallen hat: Es war einfach viel zu<br />

wenig Zeit für<br />

die inhaltliche<br />

Arbeit.<br />

Stattdessen hat<br />

man sehr viel<br />

Zeit darauf verwendet,<br />

mit<br />

den Gästen<br />

über ihre Vorträge<br />

zu diskutieren.<br />

Das soll-<br />

Andrea Marschall<br />

te in diesem<br />

Ausmaß nicht<br />

auf einem Ge-<br />

werkschaftstag, sondern eher in einem<br />

anderen Rahmen geschehen.<br />

Aber: Durch den neuen Vorstand, den<br />

neuen Vorsitzenden, wird sicher einiges<br />

in Bewegung geraten. Als Junge <strong>GEW</strong>lerin<br />

habe ich besonderes Interesse daran,<br />

die Nachwuchsarbeit viel, viel stärker in<br />

den Fokus innerhalb der Organisation<br />

zu rücken. Ich hoffe dabei auf die Unterstützung<br />

durch den neuen Vorstand.<br />

Es hat sich was bewegt<br />

Ernie Schaaf-Peitz, Erzieherin in Rheinland-Pfalz<br />

Ich muss sagen, dass ich mit einem sehr<br />

unguten Gefühl<br />

nach Erfurt<br />

gekommen<br />

bin in Anbetracht<br />

dessen,<br />

was sich der<br />

Gewerkschaftstag<br />

alles vorgenommen<br />

hat.<br />

Erfreulich: Wir<br />

als Sozial-<br />

Ernie Schaaf-Peitz<br />

pädagoginnen<br />

und -pädagogen<br />

haben<br />

mittlerweile innerhalb der <strong>GEW</strong> mehr<br />

an Gewicht und Akzeptanz gewonnen.<br />

Darin sehe ich schon mal einen wesentlichen<br />

Schritt der <strong>GEW</strong> in Richtung Bildungsgewerkschaft.<br />

Da hat sich seit<br />

1997, meinem ersten Gewerkschaftstag,<br />

doch etwas bewegt.<br />

Meine Erwartung an die <strong>GEW</strong> ist ganz<br />

klar: Sie muss sich noch stärker als bisher<br />

in Richtung Bildungsgewerkschaft<br />

entwickeln – und sie muss dafür personelle<br />

und materielle Ressourcen bereitstellen,<br />

damit wir dieses Ziel wirklich erreichen<br />

können.<br />

Bald nur noch Seniorenpolitik?<br />

Juliane Drews, im Berliner LASS-Vorstand<br />

Berlin, Gastdelegierte<br />

Leider konzentrierte sich der Gewerkschaftstag<br />

zu wenig auf die inhaltliche<br />

Arbeit. So spannend ich es gefunden habe,<br />

mit Herrn Weizsäcker zu diskutieren<br />

– die Antragsberatung hätte vorgehen<br />

müssen. Als Studierende möchten wir<br />

beispielsweise<br />

bei den ThemenNachwuchsgewinnung<br />

und Aktivierung<br />

junger<br />

Mitglieder<br />

deutlich machen<br />

können:<br />

Die Idee „Zukunftgewin-<br />

Juliane Drews<br />

nen“ geht alle<br />

an – sonst kann<br />

die <strong>GEW</strong> bald<br />

nur noch Seniorenpolitik betreiben.<br />

Toll war es, auf dem Gewerkschaftstag<br />

mit vielen Leuten aus der ganzen Republik<br />

ins Gespräch zu kommen und zu sehen:<br />

Wir sind viele.<br />

Am Rande des Erträglichen<br />

Hans Clauser engagiert sich in der Seniorenpolitik<br />

im Landesvorstand Baden-Württemberg<br />

Seit 1971 war ich auf jedem Gewerkschaftstag<br />

der <strong>GEW</strong>. Hier in Erfurt fällt<br />

mir das niveauvolleBeiprogramm<br />

auf –<br />

vom GRIPS-<br />

Theater bis<br />

zum Thüringen-Abend.<br />

Wichtig ist mir<br />

auch immer die<br />

Möglichkeit,<br />

mit Delegierten<br />

aus ande-<br />

Hans Clauser ren Bundes-


<strong>GEW</strong>ERKSCHAFTSTAG <strong>2005</strong><br />

innen<br />

ländern Erfahrungen auszutauschen<br />

und soziale Kontakte zu<br />

pflegen. Negativ empfinde ich die<br />

unendlichen Personalbefragungen<br />

vor den Wahlen; auch die Art,<br />

wie gefragt wird, ist am Rande des<br />

Erträglichen. So extrem habe ich<br />

es noch auf keinem Gewerkschaftstag<br />

erlebt, dass auf diese<br />

Weise für die Antragsdebatte<br />

kaum Zeit bleibt. Bezogen auf die<br />

Seniorenpolitik der <strong>GEW</strong> ist das<br />

schade, weil denjenigen, die vor<br />

Ort die Arbeit machen, die Unterstützung<br />

durch das „Parlament“<br />

der <strong>GEW</strong> gut täte.<br />

Weg bleibt umstritten<br />

Fred Schell, aktiv im Bereich Erwachsenenbildung<br />

im Landesvorstand<br />

Bayern<br />

Aktiv bin ich bei der <strong>GEW</strong> seit 28<br />

Jahren – dies ist aber mein erster<br />

Gewerkschaftstag als Delegierter.<br />

Ich finde die Auseinandersetzung<br />

mit einer Politikerin wie Renate<br />

Schmidt (SPD) in diesem Rahmen<br />

wichtig. Auch die Kandidatenbefragung<br />

vor Wahlen ist für mich ei-<br />

Alle statuslosen und Flüchtlingskinder<br />

sollen Schulen und Kindertageseinrichtungen<br />

besuchen<br />

können. Dafür haben sich die<br />

<strong>GEW</strong> und terre des hommes<br />

während des Gewerkschaftstages<br />

stark gemacht. Die Kultus- und<br />

Jugendminister der Länder sollen<br />

sich auf gemeinsame Regelungen<br />

verständigen und den<br />

Schulbesuch mindestens bis zur<br />

zehnten Klasse garantieren. Tausende<br />

Kinder in der Bundesrepublik<br />

sind von der allgemeinen<br />

Schulpflicht ausgeschlossen. Ihre<br />

Eltern warten auf politisches<br />

Asyl, die Familien sind in<br />

Deutschland nur geduldet oder<br />

sie haben keinerlei Aufenthaltsstatus.<br />

„Jedes Kind hat das Recht auf Bil-<br />

ne notwendige inhaltliche Auseinandersetzung.<br />

Dennoch bedauere<br />

ich, dass kaum Zeit für die Anträge<br />

blieb. Ich habe hier auf eindringliche<br />

Weise etwas live erlebt, was ich<br />

eigentlich<br />

schon<br />

weiß: Es<br />

gibt in der<br />

<strong>GEW</strong> unterschiedlicheStrömungen,<br />

die<br />

in manchenFra-<br />

gen zu gemeinsamenPosi-<br />

Fred Schell<br />

tionen finden – etwa in der Tarifpolitik.<br />

Aber der Weg, wie man die<br />

Ziele umsetzt, bleibt umstritten.<br />

Als Fortschritt betrachte ich es,<br />

dass der Bereich Erwachsenenbildung<br />

inzwischen im Vorstand<br />

auch von jenen mitgedacht wird,<br />

die nicht ausdrücklich dafür zuständig<br />

sind. Das ist wichtig für<br />

uns.<br />

hbf/hari<br />

Jedes Kind hat das Recht auf Bildung!<br />

dung. Dabei ist egal, wo das Kind<br />

lebt und welchen Aufenthaltsstatus<br />

es hat“, sagten die Juristen Jörg<br />

Harmening, terre des hommes,<br />

und Ralf Fodor für die <strong>GEW</strong>. Sie<br />

stellten das aktuelle <strong>GEW</strong>-Gutachten<br />

„Das Recht des statuslosen<br />

Kindes auf Bildung“ und die<br />

terre des hommes-Studie „Wir<br />

bleiben draußen. Schulpflicht und<br />

Schulrecht von Flüchtlingskindern<br />

in Deutschland“ vor.<br />

Die beiden Expertisen weisen<br />

nach, dass die bisherige Praxis<br />

mehrerer Bundesländer gegen<br />

das Recht aller Kinder auf Bildungschancen<br />

und gegen den<br />

Gleichheitsgrundsatz verstoße.<br />

Die Rechtsgutachten finden Sie<br />

im Internet unter: www.gew.de<br />

und www.tdh.de ur<br />

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E&W 5/<strong>2005</strong> 13


<strong>GEW</strong>ERKSCHAFTSTAG <strong>2005</strong><br />

Gespannte Aufmerksamkeit<br />

während der Programmdebatte.<br />

14<br />

E&W 5/<strong>2005</strong><br />

Zwischen Markt<br />

und Demokratie<br />

Zur zukünftigen Programmatik der <strong>GEW</strong><br />

Neben der Vorstandswahl ist die Antragsberatung<br />

wichtigster Bestandteil<br />

des Erfurter Gewerkschaftstages gewesen.<br />

Kontroversen haben dabei vor<br />

allem die Anträge zum Bildungspolitischen<br />

Reformkonzept, zur selbstständigen<br />

Schule sowie zu den Ein-<br />

Euro-Jobs ausgelöst. Wir haben diesen<br />

deshalb in der Berichterstattung<br />

mehr Raum gegeben. Außerdem berichten<br />

wir über weitere wichtige<br />

Beschlüsse: zur Bildungsfinanzierung,<br />

zum Berufsverbot, zur Kooperation<br />

Jugendhilfe und Schule, zur<br />

Weiterbildung, zum europäischen<br />

Hochschulraum sowie zur Mitgliedergewinnung.<br />

Über Beschlüsse zur<br />

Tarif- und Beamtenpolitik berichten<br />

wir im Rahmen des <strong>GEW</strong>-Beitrags<br />

zum Scheitern der Tarifrunde<br />

(s. auch Seite 28).<br />

Reformkonzept:<br />

Bildung ist der Kern der<br />

sozialen Frage<br />

Die <strong>GEW</strong> hat ihre bildungspolitische<br />

Programmatik runderneuert (E&W berichtete<br />

kontinuierlich über den langen<br />

und schwierigen Diskussionsprozess).<br />

Dieser Aufgabe hatte sich die Gewerkschaft<br />

1999 gestellt, als Konsequenz auf<br />

den Beschluss, nicht in ver.di aufzugehen.<br />

„Mut zur Gerechtigkeit – Bildung<br />

als Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe“<br />

sei die zentrale Botschaft dieses<br />

Reformkonzepts, sagte Norbert Hocke,<br />

der als Vizevorsitzender für die Erarbeitung<br />

des Papiers politisch verantwortlich<br />

zeichnet.<br />

Mit großer Mehrheit billigten die Delegierten<br />

einen Text, der die ursprünglich<br />

vorliegende „Göttinger Fassung“ in einigen<br />

Punkten erweitert und verändert.<br />

Ausdrücklich enthält das Papier eine<br />

Selbstverpflichtung, die Programmarbeit<br />

fortzusetzen und Punkte wie die de-<br />

mokratische Beteiligung<br />

der Beschäftigten<br />

in den<br />

Bildungseinrichtungen<br />

oder Kriterien<br />

und Verfahren<br />

zur Qualitätsentwicklungpädagogischer<br />

Arbeit<br />

zu konkretisieren.<br />

Norbert Hocke<br />

legte dar, wie sich<br />

die bildungspolitischenReformpositionen<br />

der <strong>GEW</strong><br />

von anderen Konzeptenunterscheiden,<br />

die derzeit<br />

die aktuelle Diskussion<br />

in Deutschland<br />

bestimmen.<br />

So trete die <strong>GEW</strong><br />

für das verbriefte<br />

Recht jedes Einzelnen<br />

auf Bildung<br />

ein, sagte er:<br />

„Bildung ist der<br />

Kern der sozialen<br />

Frage.“ Die <strong>GEW</strong><br />

sei die einzige Organisation, die nun ein<br />

konsistentes Gesamtsystem für alle Bildungsbereiche<br />

vorgelegt habe. Sie definiere<br />

Inklusion, demokratische Beteiligung<br />

und Nachhaltigkeit als Gestaltungsbedingungen<br />

für alle pädagogischen<br />

Einrichtungen und setze auf die<br />

„Beschäftigten als Motor der Reformen“.<br />

In der Debatte hieß es, die jetzt gefundene<br />

Textform berücksichtige viele der<br />

vorher vorhandenen Bedenken, weil sie<br />

beispielsweise einen klareren Bezug zu<br />

gesellschaftlichen Interessenskonflikten<br />

herstelle und deutlicher das neoliberale<br />

Umfeld benenne, in dem die <strong>GEW</strong> zu<br />

einer grundlegenden Reform aufrufe.<br />

Dennoch blieb die ablehnende Haltung<br />

eines Teils der Delegierten bestehen, vor<br />

allem gegenüber den Aussagen zu Eigenverantwortung<br />

und Eigenständigkeit<br />

von Bildungseinrichtungen.<br />

So wurde in einem Änderungsantrag aus<br />

Nordrhein-Westfalen gefordert, der<br />

noch ausstehenden Diskussion über eine<br />

Position der <strong>GEW</strong> zur selbstständigen<br />

Schule nicht vorzugreifen und auf<br />

allgemeine Aussagen im Reformkonzept<br />

zu Beteiligung und Mitbestimmung<br />

zu verzichten. Er blieb erfolglos.<br />

<strong>GEW</strong>-Vorsitzender Ulrich Thöne bat abschließend<br />

darum, das bildungspolitische<br />

Reformkonzept „nicht zu überfrachten“<br />

und gemeinsam den wichtigen<br />

Schritt hin zu einem integrierten<br />

Bildungsverständnis zu gehen.


Selbstständige Schule:<br />

Thema mit Zündstoff<br />

Mit großer Mehrheit haben die Delegierten<br />

in Erfurt entschieden, die Frage<br />

nach der Selbstständigkeit der Einzelschule<br />

zum wesentlichen Bestandteil ihrer<br />

Programmatik zu machen. In einigen<br />

Bundesländern wie in NRW existieren<br />

bereits Modellversuche zu einer selbstständigen<br />

Schule, andere Bundesländer<br />

führen Elemente davon flächendeckend<br />

ein. Zur Diskussion stand in Erfurt, wie<br />

die <strong>GEW</strong> mit dem Phänomen der<br />

Selbstständigkeit künftig umgeht. Wird<br />

durch sie Deregulierung eingeleitet?<br />

Steht sie für Mängelverwaltung und<br />

Verbetriebswirtschaftlichung oder verschafft<br />

sie den Schulleitern und dem<br />

Kollegium zunächst einmal mehr<br />

Handlungsspielraum? Ein Thema mit<br />

Zündstoff.<br />

Zur Abstimmung stand längst nicht<br />

mehr der Antrag des Hauptvorstandes<br />

„Demokratie verwirklichen“, in dem<br />

sich dieser für größere Eigenverantwortung<br />

der Einzelschule ausgesprochen<br />

hatte, sondern der Antrag des Landes-<br />

verbandes Niedersachsen und der Fachgruppe<br />

Gesamtschulen. Die Mehrheit<br />

der Delegierten teilte die Befürchtung,<br />

dass sich ungleiche Bildungschancen<br />

durch die Einführung der selbstständigen<br />

Schule verschärfen würden. Die<br />

<strong>GEW</strong> müsse deshalb „die Frage der<br />

selbstständigen Schule als Bestandteil<br />

einer Verwaltungsmodernisierung jetzt<br />

zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit machen,<br />

sich positionieren und mit ihren<br />

Alternativvorstellungen zu einer demokratischen<br />

(....) und gerechten Bildung<br />

verpflichteten Schule in die Auseinandersetzung<br />

eingreifen“.<br />

Der Abstimmung war eine heftige Debatte<br />

vorausgegangen: „Welches Steuerungssystem<br />

setzt sich im Bildungsbereich<br />

durch? Markt oder Demokratie?“,<br />

fragte Andreas Meyer-Lauber, <strong>GEW</strong>-Chef<br />

in NRW, zu Beginn der Debatte. Markt<br />

und Demokratie stünden als Steuerungsfaktoren<br />

beim Weg in die Selbstständigkeit<br />

in Konflikt miteinander: Der eine<br />

Weg führe dahin, öffentliche Dienstleistungen<br />

zu privatisieren. Die Konsequenz<br />

wäre: Wohlhabende könnten sich<br />

gute Bildung kaufen, ökonomisch<br />

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Schwächere seien dagegen die „Looser“.<br />

Die Landesregierung von NRW versuche<br />

bereits, „den Schulmarkt betriebswirtschaftlich<br />

zu steuern“, so Meyer-<br />

Lauber. Sein Einwand: „Wer öffentliche<br />

Dienstleistung über den Weg der ,Selbstständigkeit‘<br />

privatisieren will, ist neoliberal.“<br />

Und: „Mit der <strong>GEW</strong> sei solch<br />

eine marktförmige Form der Selbstständigkeit<br />

von Schule nicht zu machen.“<br />

Damit traf Meyer-Lauber wohl die<br />

Stimmung vieler Delegierter. Eberhardt<br />

Brandt, <strong>GEW</strong>-Vorsitzender von Niedersachsen,<br />

begründete seine Kritik so: In<br />

Niedersachsen gehe das Modell mit<br />

größerer Hierarchisierung und Verschlechterung<br />

der Arbeitsbedingungen<br />

einher.<br />

Es war nur eine Minderheit, die sich in<br />

Erfurt zu Wort meldete, wie der Leiter<br />

einer Hauptschule, die sich pragmatisch<br />

und klar für die Erprobung größerer<br />

Eigenverantwortung aussprach. Er<br />

verband damit z. B. die Hoffnung,<br />

nicht mehr von der Schulaufsicht<br />

gegängelt zu werden und so mehr<br />

pädagogischen Handlungsspielraum<br />

zu gewinnen.<br />

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<strong>GEW</strong>ERKSCHAFTSTAG <strong>2005</strong><br />

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E&W 5/<strong>2005</strong> 15


<strong>GEW</strong>ERKSCHAFTSTAG <strong>2005</strong><br />

16<br />

E&W 5/<strong>2005</strong><br />

Bildung ist keine Ware<br />

Mit großer Mehrheit hat der Gewerkschaftstag<br />

die Forderungen der <strong>GEW</strong> an<br />

die künftige Bildungsfinanzierung in<br />

Deutschland beschlossen. Das Konzept<br />

unter dem Motto „Bildung ist keine Ware“<br />

geht von der Vorstellung aus, dass es<br />

staatliche Aufgabe ist und bleibt, das<br />

Recht auf Bildung für alle zu garantieren.<br />

In der Analyse der aktuellen Situation<br />

wird festgehalten, dass die zunehmende<br />

Privatisierung von Bildungsbereichen<br />

im scharfen Widerspruch zur öffentlichen<br />

Verantwortung steht. Im Einzelnen<br />

wird aufgelistet, welche – aus Sicht<br />

der <strong>GEW</strong> notwendigen – Aufgaben die<br />

deutsche Bildungspolitik nicht erfüllt.<br />

So liegt etwa die Bundesrepublik bei<br />

den öffentlichen Mitteln für Bildung<br />

unter dem Schnitt der OECD-Länder.<br />

Mit Folgen für die Qualität: Unter der<br />

Praxis in der Jugendarbeit beispielsweise,<br />

zunehmend nur noch zeitlich befristete<br />

Projekte zu finanzieren, leidet die<br />

Fachlichkeit des Personals.<br />

Das Konzept der <strong>GEW</strong> beschreibt, wie<br />

lebenslanges Lernen in den einzelnen<br />

Lebensphasen finanziell unterstützt<br />

werden sollte. Die Palette reicht vom<br />

freien Zugang zur gebührenfreien und<br />

qualitativ guten Kita bis zur elternunabhängigen<br />

Ausbildungs- und Studienfinanzierung<br />

für alle über 18-Jährigen.<br />

Verlangt wird aber auch ein neues System<br />

der Familienfinanzierung, um der<br />

Armut von Eltern und ihren Kindern<br />

vorzubeugen.<br />

Schließlich macht die Gewerkschaft<br />

auch Vorschläge, woher das Geld kommen<br />

kann für eine sozial gerechte Bil-<br />

„Hier geblieben!“<br />

Der Erfurter Gewerkschaftstag unterstützt<br />

die Bleiberechtskampagne<br />

„Hier geblieben!“. Mit der Aktion<br />

fordern der Flüchtlingsrat Berlin, das<br />

GRIPS-Theater und die <strong>GEW</strong> die Innenministerkonferenz<br />

auf, den über<br />

200000 in Deutschland nur „geduldeten“<br />

Flüchtlingen endlich ein Bleiberecht<br />

zu geben und damit eine Abschiebung<br />

zu verhindern. Kinder und<br />

Jugendliche würden sogar aus dem<br />

Unterricht geholt, um sie in Gewahrsam<br />

zu nehmen und später abzuschieben,<br />

begründeten die Antragsteller<br />

ihr Anliegen. Alle weiteren Infos<br />

unter: www.hier.geblieben.net<br />

dung für alle. Gefordert wird vor allem<br />

ein grundsätzliches Umdenken, das<br />

Ausgaben für Bildung und Forschung<br />

als Investition und nicht als Verbrauchsausgaben<br />

begreift.<br />

Jede Arbeit muss anständig<br />

bezahlt werden<br />

Der Gewerkschaftstag lehnte die Verpflichtung<br />

von Arbeitslosen zu Ein-<br />

Euro-Jobs ab. Diese sei eine neue Form<br />

von Arbeitszwang und ein Verstoß gegen<br />

das Grundgesetz. So genannte „Arbeitsgelegenheiten“<br />

gegen eine bloße<br />

Mehraufwandsentschädigung würden,<br />

so die <strong>GEW</strong>, reguläre Arbeitsplätze vernichten.<br />

Ein falscher Weg sei es, im Bildungsbereich<br />

Ein-Euro-Jobber einzusetzen. Reguläre<br />

Stellen würden so vernichtet. Es<br />

entstehe ein Niedriglohnsektor. „Jede<br />

Arbeit gehört anständig bezahlt“, so die<br />

einhellige Meinung der Delegierten.<br />

Gefahren sieht die <strong>GEW</strong> auch für die<br />

Qualität der pädagogischen Arbeit. Stabile,<br />

kontinuierliche Beziehungen zwischen<br />

Kindern und Pädagogen könnten<br />

nicht aufgebaut werden, wenn Beschäftigte<br />

lediglich für einen begrenzten Zeitraum<br />

eingesetzt würden. Die <strong>GEW</strong> fordert<br />

hingegen mehr reguläre Arbeitsplätze<br />

für die pädagogische Arbeit.<br />

Die <strong>GEW</strong> macht darüber hinaus Vorschläge,<br />

unter welchen Bedingungen<br />

Ein-Euro-Jobs geschaffen werden können.<br />

So sollten die Arbeitslosen in die<br />

Maßnahme einwilligen und vorher beraten<br />

werden. Für die pädagogische Arbeit<br />

müssten die Ein-Euro-Jobber eine<br />

entsprechende Ausbildung haben und<br />

gegebenenfalls nachqualifiziert werden.<br />

Hartz-Gesetze sollen<br />

revidiert werden<br />

Der Gewerkschaftstag hat eine grundlegende<br />

Revision der Hartz-Gesetze gefordert.<br />

Die Gesetze sind nach Meinung der<br />

<strong>GEW</strong> in ihrer Grundausrichtung falsch,<br />

da sie die Arbeitslosen nur disziplinieren<br />

und keine zusätzlichen Arbeitplätze<br />

schaffen.<br />

Eine beschäftigungsorientierte Wirtschaftspolitik<br />

beinhalte den Ausbau des<br />

öffentlich geförderten Beschäftigungssektors<br />

und mehr Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen.<br />

Die <strong>GEW</strong> forderte, die<br />

Maßnahmen mit der Wiedereinführung<br />

der Vermögenssteuer gegenzufinanzieren.<br />

Hohe Latte: 320.000<br />

320.000 <strong>GEW</strong>-Mitglieder sind das Ziel.<br />

In roten Ziffern war das zumindest auf<br />

den Buttons der Jungen <strong>GEW</strong> während<br />

des Gewerkschaftstages zu lesen.


Die Delegierten haben mit<br />

ihrem Beschluss, zwei Millionen<br />

Euro für die Mitgliederwerbung<br />

und -bindung zur Verfügung zu<br />

stellen, die finanzielle Grundlage<br />

dafür geschaffen. Die zusätzlichen<br />

Mittel sollen „allen Gliederungen,<br />

unabhängig von<br />

ihren finanziellen Möglichkeiten<br />

Wege eröffnen, geeignete<br />

Maßnahmen (…) umzusetzen“,<br />

heißt es im Beschluss des Gewerkschaftstages.<br />

Jetzt wird in<br />

der <strong>GEW</strong> daran gearbeitet, was getan<br />

werden muss, um mehr junge<br />

Menschen für die <strong>GEW</strong> zu begeistern<br />

und Austritte zu verhindern.<br />

2009, auf dem nächsten Gewerkschaftstag<br />

der <strong>GEW</strong>, wird gezählt.<br />

Ob es dann 320.000 sind? Die Latte<br />

der Jungen <strong>GEW</strong> ist hoch gelegt.<br />

Hilfe aus einem Guss<br />

Der Gewerkschaftstag hat in einem<br />

Dringlichkeitsantrag beschlossen,<br />

wie jungen Menschen unter 25 Jahren<br />

ohne Arbeit und Ausbildung<br />

geholfen werden soll. Er schlägt<br />

ein Sofortprogramm zur Bekämpfung<br />

der Jugendarbeitslosigkeit<br />

vor, das auch die Arbeitslosengeld<br />

(ALG) II-Empfängerinnen und<br />

-empfänger einschließt. Qualifizierung<br />

und berufliche Integration<br />

müssten im Mittelpunkt stehen.<br />

Dafür sollen gesetzliche Vorgaben<br />

und Verwaltungspraxis vor Ort aufeinander<br />

abgestimmt werden. Darüber<br />

hinaus fordert die <strong>GEW</strong>, das<br />

Hartz IV-Programm für junge<br />

Menschen zu verbessern. Dies gelte<br />

sowohl für die rechtlichen Ansprüche<br />

als auch deren praktische<br />

Manchmal sind<br />

gewerkschaftliche<br />

Debatten auch<br />

ermüdend<br />

<strong>GEW</strong>ERKSCHAFTSTAG <strong>2005</strong><br />

Umsetzung. Erneut appelliert die<br />

<strong>GEW</strong> an die Wirtschaft, endlich<br />

genügend betriebliche Ausbildungsplätze<br />

– insbesondere für die<br />

so genannten „marktbenachteiligten<br />

jungen Menschen“ zur Verfügung<br />

zu stellen.<br />

Zurzeit sind 610.000 junge Menschen<br />

unter 25 Jahren arbeitslos.<br />

Davon sind rund 250.000 ALG II-<br />

Empfänger. In dieser Gruppe haben<br />

30 Prozent keinen Hauptschulabschluss,<br />

66 Prozent keinen<br />

Berufsabschluss. Trotz gesetzlicher<br />

Vorgaben sind erst für 50 Prozent<br />

der jungen Menschen in Ostdeutschland<br />

und für 20 Prozent in<br />

den westlichen Bundesländern<br />

Eingliederungspläne erstellt worden.<br />

Arbeitsagenturen, ARGEN<br />

(Arbeitsgemeinschaften aus Arbeitsagenturen<br />

und Kommunen)<br />

und Kommunen sind hierfür verantwortlich.<br />

Weg mit dem<br />

Berufsverbot<br />

Die Delegierten des Gewerkschaftstages<br />

in Erfurt haben die baden-württembergischeKultusministerin<br />

Annette Schavan (CDU)<br />

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E&W 5/<strong>2005</strong> 17


<strong>GEW</strong>ERKSCHAFTSTAG <strong>2005</strong><br />

18<br />

E&W 5/<strong>2005</strong><br />

aufgefordert, das Berufsverbot für<br />

Michael Csaszkóczy (Heidelberg) zurückzunehmen.<br />

Sie verurteilten das Vorgehen<br />

des Kultusministeriums, das den<br />

Realschullehrer Csaszkóczy aus politischen<br />

Gründen im vergangenen Jahr<br />

nicht in den Schuldienst übernommen<br />

hatte (s. E&W 3/<strong>2005</strong>). Es dürfe keine<br />

Diskriminierung von Kolleginnen und<br />

Kollegen geben, die ihr Grundrecht auf<br />

Meinungs- und Vereinigungsfreiheit<br />

ausüben, begründeten die Delegierten<br />

ihren Vorstoß. Die <strong>GEW</strong> bekräftigte damit<br />

noch einmal ihre bereits gefassten<br />

Beschlüsse gegen Berufsverbote.<br />

Auf gleicher Augenhöhe<br />

Mit ungewöhnlich großer Mehrheit für<br />

eine „Lehrer“gewerkschaft – und ohne<br />

Änderungen! – haben die Delegierten in<br />

Erfurt die Kooperation von Jugendhilfe<br />

und Schule beschlossen.<br />

Die Gesellschaft, so begründet die<br />

<strong>GEW</strong> ihre Forderung, müsse „sich stärker<br />

als bisher der öffentlichen Verantwortung<br />

für das Aufwachsen von Kindern<br />

stellen“. Eine gute Kindheit zu haben,<br />

sei „keine private Angelegenheit<br />

der einzelnen Familien“, stellen die Antragssteller,<br />

die Fachgruppe Sozialpädagogische<br />

Berufe und der Hauptvorstand,<br />

fest. Schule allein könne diese<br />

Aufgabe nicht bewältigen. Sie brauche<br />

dazu die Unterstützung durch und die<br />

Verzahnung mit der Jugendhilfe.<br />

Die Bildungsgewerkschaft hat daher in<br />

einem Elf-Punkte-Programm gefordert,<br />

„dass sich Jugendhilfe und die Schule<br />

systematisch weiterentwickeln, zu einem<br />

konsistenten, d. h. aufeinander bezogenen<br />

und miteinander verschränkten<br />

Gesamtsystem von Bildung, Erziehung<br />

und Betreuung“.<br />

So sollen Angebote von Schule und Jugendhilfe<br />

„zu den jeweiligen Lebenssituationen<br />

und Bildungsbedürfnissen<br />

der Kinder und Jugendlichen passen“.<br />

Damit dies gelingt, sollen z. B. in der<br />

Ausbildung gemeinsame pädagogische<br />

Grundlagen vermittelt und in gemeinsamen<br />

Studienanteilen und Fortbildungsangeboten<br />

verankert werden. In der Praxis<br />

fordert die <strong>GEW</strong>, dass „die Zusammenarbeit<br />

von Schule und Jugendhilfe<br />

partnerschaftlich auf gleicher Augenhöhe“<br />

stattfindet.<br />

Sonderprogramm<br />

Weiterbildung<br />

Für ein „Sonderprogramm Weiterbildung“<br />

hat sich die <strong>GEW</strong> während ihres<br />

Gewerkschaftstages eingesetzt. Das Programm<br />

müsse zwischen Bundesagentur<br />

für Arbeit, Bund, Ländern und Kommunen<br />

abgestimmt sein. Auf über drei<br />

Milliarden Euro bezifferte Ursula Herdt,<br />

ehemaliges <strong>GEW</strong>-Vorstandsmitglied für<br />

Berufliche Bildung und Weiterbildung,<br />

die Kosten des Programms. Insbesondere<br />

Menschen mit niedrigen Bildungsabschlüssen,<br />

Arbeitslose, allein erziehende<br />

Frauen, Einwanderer und junge<br />

Menschen unter 25 Jahren sollten gezielt<br />

gefördert werden. Die berufliche<br />

Weiterbildung dürfe „nicht länger vor<br />

Alarmierend: An Thüringens Schulen<br />

greifen viele Jugendliche zur Bierflasche<br />

oder zum alkoholischen Mixgetränk,<br />

dem „Alkopop“. Zigaretten-<br />

und Haschisch-Konsum sind<br />

dagegen in den letzten beiden Jahren<br />

zurückgegangen. Zu diesem Ergebnis<br />

kommt eine brandaktuelle Studie<br />

der TU Dresden im Auftrag der<br />

<strong>GEW</strong>. Sie ist zum Auftakt des Gewerkschaftstags<br />

in Erfurt im Rahmen<br />

einer Podiumsdiskussion vorgestellt<br />

worden.<br />

Beim Alkoholkonsum<br />

nimmt Thüringen im<br />

bundesweiten Vergleich<br />

eine Spitzenstellung ein.<br />

Kinder und Jugendliche<br />

an 35 Schulen der Klassen<br />

5, 7 und 9 sind <strong>2005</strong> zu ihrem Alkohol-,<br />

Zigaretten- und Cannabis-<br />

Konsum von Wolfgang Melzer, TU<br />

Dresden, in einer Repräsentativuntersuchung<br />

befragt worden. Immerhin<br />

gaben elf Prozent der Schülerinnen<br />

und Schüler dabei an, in den vergangenen<br />

zwölf Monaten mindestens<br />

dreimal betrunken gewesen zu sein.<br />

Eigentliches Problem sind die „Alkopops“,<br />

1,7 Prozent der Schüler konsumieren<br />

sie täglich, 13,3 Prozent jede<br />

Woche und 13,5 Prozent jeden Monat.<br />

Bei Bier greifen immerhin 1,2 Prozent<br />

täglich zur Flasche. Am liebsten<br />

wird bei Freunden zu Hause getrunken,<br />

jeder Vierte trinkt auch im eigenen<br />

Elternhaus. Und: Die Einsteiger<br />

werden immer jünger: Bereits in Klasse<br />

fünf geben 1,4 Prozent der Jungen<br />

die Wand gefahren“ werden, betonte die<br />

Gewerkschafterin. Seit Januar 2003 sei<br />

die Zahl der Teilnehmer an Weiterbildungsmaßnahmen<br />

um 60 Prozent<br />

zurückgegangen. „Für die Weiterbildungsbranche<br />

ist das eine Katastrophe.<br />

Bis zu 40.000 Weiterbildner sind bereits<br />

arbeitslos, andere werden bei drastisch<br />

sinkenden Löhnen in prekäre Beschäftigungsverhältnisse<br />

gezwungen“, sagte<br />

Herdt.<br />

Helga Ballauf, Stefanie Eßwein,<br />

Helga Haas-Rietschel, Ulf Rödde,<br />

Matthias Schneider<br />

Jugend, Drogen und Schule<br />

Ergebnisse einer aktuellen Studie im Auftrag der <strong>GEW</strong><br />

und 0,8 Prozent der Mädchen an, über<br />

den Durst getrunken zu haben.<br />

„Drogenkonsum macht vor Schule<br />

nicht Halt“ – so die ehemalige <strong>GEW</strong>-<br />

Vorsitzende Eva-Maria Stange. Vor allem<br />

aber zeigte die Podiumsdiskussion,<br />

dass es Lehrerinnen und Lehrern<br />

bei auftauchenden Problemen an professionellerUnterstützungmangelt.Ebenso,<br />

dass das<br />

Thema in<br />

den Schulenverdrängt<br />

wird. Lehrkräfte,<br />

die<br />

sich engagieren<br />

oder<br />

engagieren wollen, weil sie mit Suchtverhalten<br />

von Schülern konfrontiert<br />

werden, fühlen sich häufig alleine gelassen.<br />

Wohin sollen sie sich auch<br />

wenden? Präventions- und Suchtberatungen<br />

mussten schließen, weil ihnen<br />

die Kommunen, mangels knapper<br />

Kassen, den Geldhahn zugedreht hatten.<br />

Melzer wies in der Diskussion auf<br />

den Zusammenhang von Suchtverhalten<br />

und Schule hin: Drogenkonsum<br />

sei – zwar nicht nur – aber auch eine<br />

Strategie der Jugendlichen, um Leistungsversagen<br />

zu kompensieren. Was<br />

kann Schule also tun? Eva-Maria<br />

Stange: „Wir brauchen eine den<br />

Schülern zugewandte Pädagogik und<br />

für die pädagogische Arbeit unterstützende<br />

Maßnahmen.“ Doch bislang<br />

stellt die Politik kein Geld dafür bereit.<br />

Helga Haas-Rietschel


<strong>GEW</strong>ERKSCHAFTSTAG <strong>2005</strong><br />

Die Zivilgesellschaft stärken<br />

Interview mit Ernst-Ulrich von Weizsäcker<br />

Ebenso differenziert wie politisch<br />

engagiert: die Globalisierungskritik<br />

des SPD-Bundestagsabgeordneten<br />

und Wissenschaftlers<br />

Dr. Ernst-Ulrich von Weizsäcker<br />

auf dem Gewerkschaftstag in Erfurt.<br />

Weizsäckers originäres Thema<br />

ist nicht die Bildung. Dennoch<br />

hat er in Erfurt klar und<br />

überzeugend auf die aufklärerische<br />

Rolle der Bildung in Bezug<br />

auf Globalisierung und deren soziale<br />

Folgen hingewiesen. E&W<br />

sprach mit dem Parlamentarier.<br />

E&W: „Bildung und Sozialstaat“<br />

war das Thema<br />

Ihrer Rede, wieso?<br />

Ernst-Ulrich von Weizsäcker:<br />

Man muss Bildung<br />

und Sozialstaat gerade<br />

heute zusammendenken.<br />

Zunächst einmal der<br />

Blick auf den Sozialstaat:<br />

In den letzten 15 Jahren<br />

hat sich dieser dramatisch<br />

verändert. Was ist passiert?<br />

Nach 1990 ist für die<br />

Reichen im Land der<br />

Grund weggefallen zu beweisen,<br />

dass die Marktwirtschaft<br />

auch für finanziell Schwächere<br />

die bessere Alternative zum Kommunismus<br />

ist. Der Kapitalismus<br />

braucht heute keine soziale Legitimation<br />

mehr. Seit der Wende erfahren<br />

wir eine systematische Verminderung<br />

der Steuerlast für Firmen<br />

und Reiche und eine Erhöhung der<br />

Abgabenlast für die Normalbürger.<br />

So ist die weltweite Situation und<br />

das hat in den Folgen auch mit Bildung<br />

zu tun.<br />

E&W: Warum?<br />

von Weizsäcker: Der Staat hat für<br />

öffentliche Aufgaben tendenziell<br />

immer weniger Geld zur Verfügung,<br />

weil er die Steuersenkungen bei den<br />

Unternehmen finanzieren muss.<br />

Daher ist die Versuchung, den öffentlichen<br />

Bereich zunehmend zu<br />

privatisieren, sehr groß. Doch Privatisierung<br />

von Bildung – das hat man<br />

in Chile, in Kasachstan oder in Tansania<br />

beobachten können – führt<br />

hauptsächlich dazu, dass die Angebote<br />

für die Reichen besser und für<br />

die Armen eher schlechter werden.<br />

E&W: Geht der Abbau von Sozialstaat<br />

notwendigerweise mit dem Abbau<br />

von Bildung einher?<br />

von Weizsäcker: Nicht zwangsweise.<br />

Ein Gegenbeispiel ist Finnland.<br />

Dort hat man in der wirtschaftlichen<br />

Krise nach 1990 in der Sozialpolitik<br />

deutlich gekürzt und zugleich<br />

die Bildung für alle zum obersten<br />

gesellschaftlichen Ziel gemacht.<br />

Die Lehrer haben inzwischen<br />

dort das höchste Ansehen,<br />

höher als Ärzte oder Generäle. Heute<br />

ist Finnland nicht nur bei der<br />

PISA-Studie an der Spitze, sondern<br />

auch im Ranking der internationalen<br />

Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Ernst-Ulrich von Weizsäcker: „Privatisierung<br />

von Bildung führt dazu, dass die Angebote<br />

für die Reichen besser werden.“<br />

E&W: Wie lässt sich Globalisierung<br />

begrenzen und damit zum Beispiel verhindern,<br />

dass Bildung zur Ware wird?<br />

von Weizsäcker: Die Globalisierung<br />

ist nicht zu begrenzen, aber ihre<br />

negativen Auswirkungen. Wir<br />

brauchen auf jeden Fall eine Stärkung<br />

des Staates. Der Staat ist in den<br />

letzten 20 Jahren weltweit schlecht<br />

geredet und geschwächt worden. Er<br />

muss die demokratische Kontrolle<br />

über Bildung und soziale Gerechtigkeit<br />

behalten und finanziell in der<br />

Lage sein, die öffentlichen Aufgaben<br />

auch zu bezahlen.<br />

E&W: Was verlangt die Globalisierung<br />

von unserer Gesellschaft und wie<br />

können wir sie mit demokratischen<br />

Mitteln kontrollieren?<br />

von Weizsäcker: Erstens: Deutschland<br />

muss natürlich ebenso wie die<br />

Finnen international konkurrenzfähig<br />

bleiben und wieder stärker<br />

werden. Deshalb sollte der Staat Bildung<br />

und Forschung höchste Priorität<br />

geben. Zweitens muss die Politik<br />

Einfluss darauf gewinnen, dass<br />

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In Mitten Deutschlands am Fuße des<br />

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auf der Ebene einer integrativen<br />

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und Geist in einer Synthese aus<br />

Schulmedizin, Naturheilverfahren<br />

und komplementärer Therapien.<br />

Die Klinik hat einen Versorgungsvertrag<br />

nach § 111 und ist nach<br />

§ 30 GWO als beihilfefähig anerkannt.<br />

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als Rehabilitationsklinik<br />

anerkannt, bei den privaten<br />

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Einrichtung“ die auch<br />

Akutbehandlungen gemäß OPS<br />

301 durchführt. Die Beihilfestellen<br />

rechnen mit der Klinik den<br />

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Sozialversicherungsträgern vereinbarten<br />

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E&W 5/<strong>2005</strong> 19


<strong>GEW</strong>ERKSCHAFTSTAG <strong>2005</strong><br />

Alle Infos und die<br />

aktuelle Berichterstattung<br />

über<br />

den Gewerkschaftstag<br />

finden<br />

Sie unter:<br />

www.gew.de<br />

„Es wird in<br />

Deutschland<br />

keine Schmalspur-Qualifizierung<br />

für<br />

Jugendliche<br />

geben.“<br />

20<br />

E&W 5/<strong>2005</strong><br />

die Konzerne ihre Standortentscheidungen<br />

nicht mehr danach treffen, in welchem<br />

Land, welcher Region der Sozialstaat<br />

am schwächsten ist oder wo der geringste<br />

Umweltschutz besteht. Und drittens<br />

müssen wir die Zivilgesellschaft stärken,<br />

denn Parlamente und Regierungen<br />

sind ja geografisch auf den Nationalstaat<br />

beschränkt und daher wohl zu schwach,<br />

um dem internationalen Kapital alleine<br />

die Stirn zu bieten. Wir brauchen<br />

Ihr Auftritt ist von Pfiffen und gelben<br />

Karten mit der Aufschrift „Weg mit<br />

Hartz IV“ begleitet worden; sie musste<br />

sich kritischen Fragen und Vorwürfen<br />

stellen: Bundesfamilienministerin<br />

Renate Schmidt (SPD) hatte als Vertreterin<br />

der rot-grünen Bundesregierung<br />

keinen leichten Stand auf dem<br />

Gewerkschaftstag in Erfurt. <strong>GEW</strong>-<br />

Vorsitzender Ulrich Thöne glättete am<br />

Ende die Wogen: Trotz Differenzen in<br />

Einzelfragen sehe er „viele Ansatzpunkte<br />

für die Zusammenarbeit“.<br />

Das gemeinsame Ziel heiße: „Vorrang<br />

für die frühkindliche Bildung“.<br />

E&W: Seit 1. Januar<br />

gilt das Tagesbetreuungsausbaugesetz<br />

(TAG), mit dessen<br />

Hilfe die Kommunen<br />

bis 2010 für<br />

unter Dreijährige<br />

230 000 Plätze neu<br />

schaffen sollen. Die<br />

<strong>GEW</strong> wollte mehr.<br />

Renate Schmidt:<br />

Richtig, aber einen<br />

individuellen<br />

Rechtsanspruch<br />

für jedes Kind –<br />

das können die<br />

Kommunen derzeit nicht leisten. Unser<br />

Ziel ist, bis 2010 den westeuropäischen<br />

Standard zu erreichen. Der Bund übernimmt<br />

den Löwenanteil der Finanzierung.<br />

Wir haben zugleich sichergestellt,<br />

dass 1,5 Milliarden Euro jährlich für den<br />

Ausbau der Kinderbetreuung bereit<br />

stehen, selbst wenn die Einsparung aus<br />

der Zusammenlegung von Arbeitslosenund<br />

Sozialhilfe geringer als geplant ausfallen<br />

sollte. Eine Unsicherheit gibt es<br />

trotzdem: Der Bund kann die Mittel<br />

nicht selbst zielgenau an die Kommu-<br />

Bündnispartner aus Gewerkschaften und<br />

Nicht-Regierungs-Organisationen, die<br />

über die Strategien der Konzerne und Finanzlöwen<br />

weltweit wachen.<br />

E&W: Was wäre hier die Rolle der Akteure<br />

des Bildungssystems?<br />

von Weizsäcker: Zunächst einmal ist<br />

Aufklärung eine zentrale Aufgabe von<br />

Bildung. Zur Zeit Kants und Voltaires durfte<br />

ein Adam Smith noch annehmen, dass<br />

die Entfaltung des Marktes ein Akt der<br />

„Unterstützung mit Augenmaß“<br />

Interview mit Bundesfamilienministerin Renate Schmidt<br />

nen geben – das geht nur über die Länder.<br />

E&W: Sie wollen wohnortnahe Elternarbeit<br />

fördern, kümmern sich um Schulverweigerer<br />

und ihre Familien. Was passiert, wenn die<br />

jeweiligen Modellprojekte zu Ende sind?<br />

Können Sie nachhaltige Wirkungen sicherstellen?<br />

Schmidt: So gerne wir viele gelungene<br />

Modellprojekte nach drei Jahren weiter<br />

finanzieren würden – uns sind durch die<br />

föderale Verfassung unseres Landes die<br />

Hände gebunden. Der Bund nutzt aber<br />

seine Kompetenz, Anstöße mit Modellprojekten<br />

zu geben – den Rahmen ausfüllen<br />

müssen Länder und Kommunen.<br />

E&W: Sie plädieren ausdrücklich für Ganztagsschulen,<br />

die „nicht einfach den alten<br />

Halbtagsunterricht verlängern“. Tatsächlich<br />

gibt der Bund Zuschüsse zum Ausbau von<br />

Ganztagsschulen, qualitative Ansprüche<br />

ans pädagogische Konzept blieben allerdings<br />

nach den Verhandlungen mit den Ländern<br />

unverbindlich.<br />

Schmidt: In der Bildungspolitik haben<br />

die Länder bekanntermaßen für eine zukunftsweisende<br />

Schulpolitik zu sorgen<br />

und für Konsequenzen aus PISA. Das<br />

tun sie auf höchst unterschiedliche Weise.<br />

Ich bin stolz darauf, dass der Bund<br />

vier Milliarden Euro bereitstellt für den<br />

Ausbau von Ganztagsschulen, denn ich<br />

halte Ganztagsangebote für wegweisend.<br />

Wichtig ist, dass es dort eine Verzahnung<br />

von Lern- und Lebenswelten<br />

gibt, Jugendhilfe und Schule also eng<br />

kooperieren. Leider gibt es Länder, die<br />

dieses Geld zweckentfremden und beispielsweise<br />

damit alleine die schnelle<br />

Realisierung des G 8* finanzieren.<br />

E&W: Sie können also nur zuschauen, wenn<br />

es schief läuft?<br />

Schmidt: Der Bund entwickelt – z. B.<br />

gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft<br />

für Jugendhilfe und dem Bundesjugendkuratorium<br />

– Visionen, wie sich<br />

Bildung und Jugendhilfe unter dem<br />

Aufklärung und Befreiung (von den autoritären<br />

Fürstenstrukturen) war. Damals<br />

entstand die angelsächsische Vorstellung,<br />

dass Markt und Demokratie Hand in<br />

Hand gehen. In den letzten 15 Jahren ist<br />

eine Situation entstanden, in der mehr<br />

Markt fast immer mit weniger demokratischer<br />

Mitbestimmung einhergeht. Über<br />

diesen Bruch müssen wir uns selber und<br />

die anderen Völker aufklären.<br />

Interview: Helga Haas-Rietschel<br />

Dach der Ganztagsschule ergänzen können.<br />

Wir werden gute Beispiele an die<br />

Öffentlichkeit geben. In einem anderen<br />

Feld, bei unserem Aktionsprogramm gegen<br />

Rechtsradikalismus, Fremdenfeindlichkeit<br />

und Antisemitismus dagegen<br />

bin ich überzeugt, dass es auch nach<br />

2006 seine Fortsetzung finden wird und<br />

dafür Mittel zur Verfügung stehen.<br />

E&W: Auf dem Gewerkschaftstag wurde die<br />

Sorge laut, dass mit dem Arbeitslosengeld<br />

(ALG) II bei jungen Arbeitslosen unter 25<br />

Jahren der berufliche Qualifizierungsaspekt<br />

zugunsten kostengünstigerer Maßnahmen<br />

vernachlässigt wird. Wie kann Ihr Ministerium<br />

darauf Einfluss nehmen?<br />

Schmidt: Wir wollen sicherstellen, dass<br />

diese jungen Menschen nicht nur irgend<br />

etwas machen, sondern in ein vernünftiges<br />

Qualifizierungsprogramm kommen.<br />

Es wird in Deutschland keine<br />

Schmalspur-Qualifizierung für Jugendliche<br />

geben, dafür stehe auch ich ein.<br />

E&W: Sie haben beschrieben, wo die Grenzen<br />

einer Bundesministerin im föderalen<br />

Staat liegen: Hilft Ihnen Druck von außen?<br />

Schmidt: Ich wünsche mir die Unterstützung<br />

von Elternverbänden und Organisationen<br />

wie der <strong>GEW</strong>: Auf den<br />

Anfang kommt es an, in den ersten Lebensjahren<br />

wird über die Lebenschancen<br />

entschieden. Eltern und Familien<br />

bilden eine schwache Lobby. Es ist traurig,<br />

dass andere Lobbygruppen stärker<br />

vertreten sind. Ich wünsche mir mehr<br />

„Power“ von den Eltern. Davon profitiert<br />

auch die Schule, denn nur starke Eltern<br />

können ihre Kinder stärken.<br />

E&W: Was erwarten Sie von der <strong>GEW</strong>?<br />

Schmidt: Unterstützung mit Augenmaß<br />

für bessere Bildung, Betreuung<br />

und Erziehung unserer Kinder: Anwalt<br />

von Kindern sein.<br />

Interview: Helga Ballauf<br />

*Anm. der Red: G8 bezeichnet die verkürzte Gymnasialzeit,<br />

also das Abitur nach zwölf Jahren.


„Nie wieder Faschismus – nie wieder<br />

Krieg!“: Den 60. Jahrestag der<br />

Befreiung des KZ Buchenwald am<br />

11. April um 15.15 Uhr hat der<br />

<strong>GEW</strong>-Vorstand vor der Eröffnung des<br />

Gewerkschaftstages zum Anlass genommen,<br />

der ermordeten Opfer mit<br />

einer Kranzniederlegung am Obelisk<br />

zu gedenken.<br />

In einer von den Delegierten verabschiedeten<br />

Entschließung am<br />

Eröffnungstag heißt es nachdrücklich,<br />

es dürfe nicht bei der Erinnerung<br />

bleiben. Die <strong>GEW</strong> ruft am<br />

8. <strong>Mai</strong> <strong>2005</strong> alle Beschäftigten in<br />

Bildung und Forschung auf, sich am 60.<br />

Gedenktag zur Befreiung von Faschismus<br />

und Krieg an Aktionen zu beteiligen.<br />

Zur Erinnerung: Eine Viertelmillion<br />

Menschen sind in Buchenwald ums Leben<br />

gekommen. Das Lager selbst wurde<br />

erst 1937 errichtet. Zu Buchenwald<br />

gehörten über 127 Nebenlager, in denen<br />

Zwangsarbeiter aus ganz Europa zusammengepfercht<br />

waren. Es wurde zur<br />

Schaltstelle der Gestapo, in der über das<br />

Schicksal der Menschen, über ihre Zuteilung<br />

in Arbeits- oder Krankenlager<br />

oder ihren Abtransport in die Todeslager<br />

entschieden wurde.<br />

„Jedem das Seine“ so lautet die zynische<br />

Inschrift an der Eingangstür zum Lager.<br />

Eine Verhöhnung der Opfer: Ihnen wurde<br />

– nachdem sich die Tür hinter ihnen<br />

schloss – nicht nur alles Persönliche geraubt,<br />

sondern jegliche Würde. Men-<br />

schen existierten nur noch als Nummern.<br />

In den Öfen des Krematoriums<br />

wurden allein über 30 000 Menschen ermordet.<br />

Zunächst waren in Buchenwald<br />

politische Häftlinge, viele Kommunisten,<br />

interniert, am Ende kamen Menschen<br />

aus ganz Europa hierher – und<br />

um ihr Leben. Als die Gefangenen sich<br />

mit Unterstützung der Amerikaner<br />

selbst befreit hatten, gab es noch 21 000<br />

Überlebende. Bei der Befreiung leisteten<br />

sie einen Schwur: „Den Nazismus<br />

mit seinen Wurzeln auszurotten und für<br />

eine Welt des Friedens und der Freiheit<br />

einzustehen.“ Dieser Schwur ist nicht<br />

nur ein Vermächtnis für die Nachkommen<br />

der Opfer, sondern auch eine Herausforderung<br />

für die aktuelle Pädagogik.<br />

Denn auch heute wieder, so die ehemalige<br />

<strong>GEW</strong>-Vorsitzende Eva-Maria<br />

Stange in ihrer Ansprache, folgten junge<br />

Menschen braunen Rattenfängern.<br />

60 Jahre nach der Befreiung vom Hitler-<br />

Faschismus gebe es wieder Gruppen in<br />

der Gesellschaft, so Stange, die die Nazi-<br />

Verbrechen leugneten. Die skandalöse<br />

Wortschöpfung vom „Bomben-Holocaust“<br />

im Dresdener Landtag zeuge davon.<br />

In den letzten beiden Jahren seien<br />

<strong>GEW</strong>ERKSCHAFTSTAG <strong>2005</strong>/8. MAI<br />

Menschenwürde verpflichtet<br />

Die Lehre aus Buchenwald<br />

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außerdem mehr als hundert Menschen<br />

Opfer von rassistischen Angriffen geworden.<br />

Rechte Gewalttäter seien zwar<br />

eine Minderheit, betonte die Ex-<strong>GEW</strong>-<br />

Chefin, aber sie existierten und „wir<br />

müssen sie daher rechtzeitig bremsen“.<br />

Aus diesem Grund verabschiedete der<br />

Gewerkschaftstag in Erfurt eine Entschließung,<br />

in der sich die <strong>GEW</strong> selbst<br />

verpflichtet, aktuelle Lehren aus den<br />

Nazi-Verbrechen zu ziehen: Der Kampf<br />

gegen rassistisches Gedankengut, der<br />

Einsatz für Menschenrechte, die Absage<br />

an kriegerische Auseinandersetzungen,<br />

die Senkung der deutschen Militärausgaben<br />

sowie ein Nein zu der in der<br />

europäischen Verfassung verankerten<br />

Tendenz zur Militarisierung.<br />

„Wir als Erzieherinnen und Lehrer, Wissenschaftler,<br />

Studierende und Erwachsenenbildnerinnen<br />

sind in besonderer<br />

Weise gefordert, die Menschenrechte zu<br />

verteidigen und dem rassistischen Gedankengut<br />

durch Informationen und<br />

aktive Auseinandersetzung den Boden<br />

zu entziehen.“ hari/hbf<br />

Den Text der Entschließung des Gewerkschaftstages finden Sie<br />

unter: www.gew.de/Lehren_aus_der_Vergangenheit.html<br />

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Tod als Alltag:<br />

Bilder dokumentieren<br />

das Leben in<br />

Buchenwald, zeigen<br />

mit einfachen Strichen,<br />

wie es war:<br />

der Alltag in Buchenwald,festgehalten<br />

in den Zeichnungen<br />

von Thomas<br />

Geve. Geve<br />

war als Junge in<br />

Buchenwald interniert.„Kartographisch<br />

hat er das<br />

Leiden, den Tod als<br />

Alltag, dokumentiert“,<br />

sagte Rikola<br />

Gunnar Lüttgenau,<br />

Direktor der<br />

Gedenkstätte<br />

Buchenwald bei<br />

der Einführung in<br />

die Wanderausstellung<br />

„Es gibt<br />

hier keine Kinder“,<br />

die auch in Erfurt<br />

zu sehen war.<br />

Mehr Infos<br />

unter: www.<br />

buchenwald.de<br />

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E&W 5/<strong>2005</strong> 21


„60 Jahre nach<br />

der Befreiung<br />

von Auschwitz<br />

rücken die dort<br />

und anderswo<br />

begangenen Verbrechenunwiderruflich<br />

in den<br />

Bereich des Historischen,<br />

des<br />

Gewesenen.“<br />

Wie kann man<br />

bei der jungen<br />

Generation trotzdem<br />

eine Kultur<br />

des Erinnerns<br />

entwickeln?<br />

Der Autor:<br />

Micha Brumlik ist Direktor<br />

des Fritz-Bauer-Instituts<br />

in Frankfurt am <strong>Mai</strong>n<br />

und Professor für Pädagogik<br />

an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität.<br />

22<br />

E&W 5/<strong>2005</strong><br />

Holocaust und Krieg:<br />

Wie gehen wir mit den Opfern um?<br />

Über die Schwierigkeit eines gemeinsamen Erinnerns – ein Essay von Micha Brumlik<br />

Der dem Rechtsradikalismus<br />

zugeneigte Historiker Ernst<br />

Nolte beklagte vor gut<br />

zwanzig Jahren (im so genannten<br />

„Historikerstreit“,<br />

der damals in Deutschland<br />

zu erregten Debatten führte), dass<br />

die nationalsozialistische Vergangenheit<br />

nicht vergehen wolle. Richtig daran war<br />

lediglich, dass Vergangenheit nur soweit<br />

präsent und lebendig ist, als es Menschen<br />

gibt, die sich ihrer erinnern wollen<br />

oder müssen. Dieser Wille zur Erinnerung<br />

– wie auch der Wille zur Verdrängung<br />

– wird in aller Regel umso stärker<br />

sein, je mehr Menschen (noch) leben,<br />

die das, was zu erinnern ist, selbst<br />

miterlebt haben. Zeitzeugen aus der Ära<br />

des Nationalsozialismus, überlebende<br />

Opfer, werden uns noch Jahre begleiten<br />

– auch wenn es immer weniger werden.<br />

Ebenso werden Täter noch länger unter<br />

uns leben – die jüngsten Wehrmachtsoldaten,<br />

die den Nationalsozialismus bis<br />

zum Ende verteidigten, SS-Männer, die<br />

seine Verbrechen exekutierten, gehen in<br />

diesen Jahren auf ihren 80. Geburtstag<br />

zu. Die Schülerinnen und Schüler, die<br />

heute über Auschwitz Kenntnis haben<br />

sollten, sind aber erst um 1990, nach<br />

dem Fall der Berliner Mauer, geboren.<br />

Sie sind mit der Generation der Täter oft<br />

nur noch als Enkel oder Urenkel verwandt<br />

oder – als Kinder aus Einwanderungsfamilien<br />

– überhaupt nicht.<br />

Epochenschwelle markiert<br />

60 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz<br />

rücken die dort und anderswo begangenen<br />

Verbrechen unwiderruflich in<br />

den Bereich des Historischen, des Gewesenen.<br />

Mit der Einweihung des Denkmals für<br />

die ermordeten Juden Europas in Berlin<br />

wird dieser Umstand symbolisch und öffentlich<br />

im Herz der Hauptstadt besiegelt.<br />

Fängt damit für die Bürger der Bundesrepublik<br />

eine neue Zeit an, in der sie<br />

in Frieden mit sich und der Vergangenheit<br />

ihrer Gesellschaft leben können?<br />

Das Gegenteil scheint der Fall zu sein.<br />

Die erneut aufbrechende Debatte über<br />

die deutschen Opfer: des Bombenkrieges,<br />

der Flucht, der Vertreibungen, der<br />

Vergewaltigungen und nicht zuletzt der<br />

von Hitler und seinen Generälen an allen<br />

Fronten des Krieges sinnlos verheizten<br />

Landser – oft genug Täter genauso<br />

wie Opfer – sowie der hinterbliebenen<br />

Familien zeigt eindringlich, dass hier ein<br />

vermeintlich ausführlich debattiertes<br />

Thema in den Gefühlen der Menschen<br />

nach weiterer Auseinandersetzung<br />

drängt. Beispielhaft sei hier eine Äußerung<br />

des bekannten deutschen Publizisten<br />

Joachim Fest zitiert. In einer für diesen<br />

sonst so beherrschten Mann ungewöhnlich<br />

ressentimentgeladenen Weise<br />

gab der Historiker am 9. April der Berliner<br />

Zeitung in einem Interview zu Protokoll:<br />

„Es gibt viele Deutsche, die unablässig jeden<br />

Tag über die Opfer weinen könnten. Meine<br />

Verwandten waren gegen Hitler, schon weil<br />

mein Vater gegen Hitler war. Auch sie waren<br />

Leute, die ihre Heimat verloren haben, die<br />

vergewaltigt worden sind, totgeschlagen wurden<br />

– und zwar mehr als dreißig Personen.<br />

Ich betrauere sie sehr. Als Deutscher darf man<br />

sie eigentlich nicht einmal betrauern. Es gibt<br />

andere Völker, die zwar ein moralisch größeres<br />

Recht haben, ihre von den Nazis umgebrachten<br />

Menschen zu betrauern. Dass aber<br />

unsere unschuldigen Toten dabei vergessen<br />

wurden und aus dem Gedächtnis der Welt<br />

einfach herausgefallen sind, als hätten sie nie<br />

existiert, das ist auch nicht richtig.“<br />

Fotos: dpa


Die gegenwärtige Auseinandersetzung<br />

um die Bedeutung der deutschen Opfer<br />

des Zweiten Weltkriegs ereignet sich in<br />

einem gesellschaftlichen Klima, das<br />

durch wachsenden Antisemitismus gekennzeichnet<br />

ist. Zwar sind judenfeindliche<br />

Einstellungen seit Ende des Zweiten<br />

Weltkriegs bis in die 90er Jahre im<br />

Großen und Ganzen kontinuierlich auf<br />

etwas mehr als 20 Prozent gesunken. Sie<br />

schienen sich vor allem auf bildungsferne<br />

Schichten von Personengruppen<br />

mit ungünstiger Beschäftigungslage zu<br />

konzentrieren. Doch ist – wie aktuelle<br />

Untersuchungen der Bielefelder Forschungsgruppe<br />

um Wilhelm Heitmeyer<br />

nachweisen – spätestens seit der Jahrtausendwende<br />

in Deutschland ein deutliches<br />

Anwachsen antisemitischer Tendenzen<br />

auch und gerade in gebildeten<br />

Mittelschichten aller politischer Couleur<br />

– von konservativ bis linksliberal –<br />

zu verzeichnen. In einer repräsentativen<br />

Umfrage geben 68,3 Prozent der Befragten<br />

Ärger darüber an, dass den Deutschen<br />

auch heute noch die Verbrechen<br />

an den Juden vorgehalten werden. Dieser<br />

neue, auch als so genannte „Israelkritik“<br />

verkleidete Judenhass gefährdet<br />

den Staat Israel überhaupt nicht. Er beunruhigt<br />

indes die hier nach langen inneren<br />

Kämpfen wieder heimisch gewordene<br />

jüdische Gemeinschaft. In erster<br />

Linie stellt jedoch der Antisemitismus<br />

weniger ein Problem für Juden als eine<br />

Bedrohung für die nichtjüdische Mehrheitsgesellschaft<br />

dar, deren demokratische<br />

Grundlagen, zumal in Zeiten<br />

sozialer Krisen, dadurch ausgehöhlt<br />

werden.<br />

Verändertes Geschichtsbild<br />

Zudem verändert sich das Geschichtsbild<br />

der künftigen Staatsbürger, ob es<br />

sich nun um hier Geborene deutscher<br />

Herkunft oder Nachkommen von Immigranten<br />

handelt, aus denen sich mittelfristig<br />

– jedenfalls in den großen Städten<br />

– schon in zwei Jahrzehnten etwa 50<br />

Prozent der Jugend rekrutieren wird.<br />

Während es bei den „ethnischen Deutschen“<br />

der Geburtenjahrgänge ab 1990<br />

immer weniger die Großeltern, sondern<br />

bereits die Urgroßeltern sind, die den<br />

Nationalsozialismus erlebten oder auch<br />

aktiv mittrugen, lassen sich bei Nachkommen<br />

von Immigranten, zumal aus<br />

dem mediterranen Raum, überhaupt<br />

keine familiengeschichtlichen Verbindungen<br />

zum Schicksal europäischer Juden<br />

mehr vorfinden. Geschichtsbilder<br />

haben auch mit unmittelbar erlebten<br />

oder auch selbst verdrängten Erfahrungen<br />

zu tun. Sie können über Generationen<br />

hinweg tradiert werden und gleich-<br />

wohl: Mit wachsendem Abstand zu den<br />

erlebten Ereignissen verbleicht auch die<br />

Erinnerung. Unklar ist darüber hinaus,<br />

ob und in welchem Ausmaß auch in<br />

Deutschland – ähnlich wie in Frankreich,<br />

Skandinavien und den Niederlanden<br />

– Immigrantenkinder aus dem arabischen<br />

oder islamischen Raum für radikal<br />

islamische, antiisraelische und in<br />

Judenhass umkippende „Israelkritik“<br />

anfällig sind. Wie sich diese – kurzfristig<br />

nicht veränderbaren – antisemitischen<br />

Einstellungen angesichts einer mit deutlichen<br />

Entsolidarisierungseffekten einhergehenden<br />

sozialen Krise auf das Geschichtsbild<br />

der deutschen Bevölkerung<br />

auswirken wird, ist derzeit offen. Ebenso,<br />

ob dies möglicherweise zu einer Wiederbelebung<br />

nationalistischer Haltungen<br />

führt.<br />

Beiden Leidensspuren folgen<br />

Umso drängender stellt sich die Aufgabe,<br />

über die Rahmenbedingungen einer<br />

der Würde des Menschen und der Demokratie<br />

verpflichteten nationalen Gedenkkultur<br />

nachzudenken, die vor einer<br />

neuen Herausforderung steht: Jene<br />

beiden – der historischen Sache nach<br />

ebenso zusammengehörenden wie ihrer<br />

moralischen Bedeutung nach so unterschiedlichen<br />

– Leidensspuren, der<br />

Massenvernichtung der europäischen<br />

Juden hier und der verheerenden Folgen<br />

von Krieg und Vertreibung dort –<br />

so in das kollektive Gedächtnis aufzunehmen,<br />

dass daraus die Motivation erwächst,<br />

sich selbst in Zeiten der Krise<br />

für eine stabile Demokratie zu engagieren.<br />

Dazu gehört es indes, das Gedenken<br />

an beide Leidensspuren aus seinem<br />

legitimen, ethnischen Kontext zu lösen.<br />

Das heißt: die politisch historische<br />

Verantwortung, die ja anderes meint als<br />

bloße Haftung sowohl für das historische<br />

Erbe der Massenvernichtung als<br />

auch für das Erbe von Krieg, Flucht und<br />

Vertreibung, grundsätzlich an alle Bürgerinnen<br />

und Bürger heranzutragen.<br />

Die Erfahrungen von Nationalsozialismus,<br />

Holocaust und Krieg gehören unauslöschlich<br />

zur deutschen Geschichte.<br />

An diesen Erfahrungen lässt sich der<br />

Wert von Demokratie und Menschenrechten<br />

verdeutlichen, sie können Anknüpfungspunkte<br />

für eine begründete<br />

universalistische Moral bieten. Für eine<br />

zukünftige politische Kultur des Gedenkens<br />

wird es zwar immer noch eine<br />

Rolle spielen, ob die jungen Staatsbürger<br />

einer verfolgten Minderheit, etwa<br />

Juden oder Roma angehören oder der<br />

durch Krieg und Vertreibung drangsalierten<br />

Mehrheitsbevölkerung entstammen<br />

– am Ende sollte jedoch eine Hal-<br />

tung stehen, die von allen akzeptiert<br />

werden kann: auch und gerade von jenen,<br />

die mit Holocaust und Krieg vermeintlich<br />

nichts zu tun haben, weil ihre<br />

Großeltern in Portugal, Marokko<br />

oder der östlichen Türkei lebten.<br />

Historisch-politische Verantwortung,<br />

in demokratischer Perspektive und der<br />

Würde des Menschen verpflichtet, besteht<br />

gerade darin, dass der zu kurz<br />

gegriffene ethnische Herkunftsbezug<br />

zwar nicht aufgegeben, aber doch aufgehoben<br />

wird. Und zwar so, dass die<br />

diversen historischen Erinnerungen<br />

zum kollektiven Gedächtnis einer in<br />

sich pluralistischen, ganz unterschiedlich<br />

kulturell komponierten Nation<br />

von Staatsbürgern werden, von Mitglieder<br />

einer Gesellschaft, die sich bewusst<br />

dafür entschieden haben, ihr Leben in<br />

einem Staat zu führen, der zwölf Jahre<br />

lang zum Schrecken und Unglück nicht<br />

nur für Europa und die Welt, sondern<br />

auch zum millionenfachen Verhängnis<br />

seiner eigenen Bürger und ihrer Nachkommen<br />

wurde.<br />

Berliner Streit um Werte<br />

Mancher mag den gegenwärtigen Streit<br />

in Berlin um Religionsunterricht, Werteerziehung<br />

oder „LER“ mit Skepsis betrachten<br />

– zudem ist gegenwärtig noch<br />

nicht absehbar, welche Seite letzten<br />

Endes die besseren Argumente hat.<br />

Begrüßenswert ist gleichwohl, dass der<br />

moralisch–politischen Bildung der jungen<br />

Generation endlich ebenso große<br />

Bedeutung zugemessen wird wie den angeblich<br />

den Standort fördernden, leistungsbezogenen<br />

Fächern. Wie allerdings<br />

in Geschichte,Gemeinschaftskunde,<br />

Ethik<br />

und Religion<br />

ein auf die<br />

Würde des<br />

Menschen<br />

bezogenes<br />

Verständnis<br />

der deutschenGeschichte<br />

vor<br />

dem Hintergrund<br />

des Nationalsozialismus nachhaltig<br />

von allen Schülern gelernt werden<br />

kann, ist bisher pädagogisch und didaktisch<br />

noch keineswegs geklärt.<br />

Über die Schwierigkeit, ein solches historisches<br />

Bewusstsein in der Gesellschaft<br />

zu entwickeln, an dem alle Heranwachsenden,<br />

gleich woher sie kommen,<br />

partizipieren können, dürfen wir<br />

uns indes keiner Illusion hingeben.<br />

Micha Brumlik<br />

8. MAI 1945<br />

„Tag der<br />

Demokratie“<br />

Der DGB ruft seine<br />

Mitglieder auf, am<br />

8. <strong>Mai</strong> an Veranstaltungen<br />

zum 60. Jahrestag<br />

der Befreiung<br />

Deutschlands von<br />

der Nazi-Diktatur<br />

teilzunehmen. An<br />

diesem Tag gedenken<br />

die Menschen<br />

dem Ende der verbrecherischenGewaltherrschaft<br />

in<br />

Deutschland und<br />

dem Ende des Massenmordes<br />

an den<br />

europäischen Juden.<br />

Auch Gewerkschafter<br />

leisteten aktiven<br />

Widerstand gegen<br />

den Faschismus und<br />

wurden von den Nationalsozialistenverfolgt<br />

und ermordet.<br />

Im Mittelpunkt der<br />

Veranstaltungen<br />

steht der „Tag der<br />

Demokratie“ in Berlin<br />

am 7. und 8. <strong>Mai</strong>,<br />

der am Brandenburger<br />

Tor stattfindet.<br />

Die erneute Debatte<br />

um die deutschen<br />

Kriegsopfer<br />

zeigt, dass wir<br />

uns weiter intensiv<br />

mit dem Themaauseinandersetzen<br />

müssen.<br />

E&W 5/<strong>2005</strong> 23


8. MAI<br />

Claus Leggewie<br />

war von 1995 bis<br />

1997 der erste Inhaber<br />

des Max-<br />

Weber-Lehrstuhls<br />

der New York University.<br />

Mit Hans<br />

Meyer hat er das<br />

Buch „Verbot der<br />

NPD oder mit<br />

Rechtsradikalen<br />

leben?“, edition<br />

suhrkamp 2003,<br />

veröffentlicht.<br />

❞ Empirische<br />

Forschungen<br />

weisen die<br />

Tradierungen<br />

des Opferressentiments<br />

bei allen<br />

Deutschen<br />

nach. Solche<br />

Ressentimentswerden<br />

von der<br />

NPD aufgegriffen<br />

und<br />

bedient.❝<br />

24<br />

Foto: dpa<br />

E&W 5/<strong>2005</strong><br />

Über ein mögliches NPD-Verbot,<br />

rechtsextremen Bodensatz und antidemokratisches<br />

Potenzial in der Gesellschaft,<br />

über Opferressentiments und<br />

Geschichtsrevisionismus, die auch<br />

nach 1945 in Teilen der Bevölkerung<br />

fortleben, sprach E&W mit dem Politikwissenschaftler<br />

und Direktor des<br />

Zentrums für Medien und Interaktivität<br />

an der Justus-Liebig-Universität<br />

Gießen Prof. Claus Leggewie. Mit<br />

Blick auf die junge Generation kritisiert<br />

Leggewie an den Bildungseinrichtungen,<br />

dass es hier an einer politischen<br />

Bildung und Pädagogik fehle,<br />

die jungen Menschen Chancen und<br />

Wege aufzeigt, wie sie an und in diesem<br />

demokratischen System partizipieren<br />

können.<br />

E &W: Nachdem das NPD-Verbotsverfahren<br />

2002 in Karlsruhe kläglich durch das<br />

V-Mann-Debakel gescheitert ist, hat Bundesinnenminister<br />

Otto Schily (SPD) nach<br />

den Vorfällen im Dresdener Landtag und<br />

wohl auch aus Sorge um die voraussichtlichen<br />

NPD-Aufmärsche zum 8. <strong>Mai</strong> einen<br />

neuen Vorstoß angekündigt. Ist dieser ernst<br />

gemeint?<br />

Claus Leggewie: Wohl nicht. Denn die<br />

Verhältnisse haben sich, was die V-Leute-Problematik<br />

betrifft, nicht wesentlich<br />

verändert. Es ist zu vermuten, dass<br />

mögliches Belastungsmaterial weiterhin<br />

aus derartigen Quellen stammen<br />

könnte. Ein Verbot ist genenell ein mit<br />

Vorsicht zu genießendes Rechtsmittel;<br />

man sollte nur darüber diskutieren,<br />

wenn eine echte Gefahr für die Demokratie<br />

besteht. Die Verbotsgegner haben<br />

darauf hingewiesen, dass ein Verbot<br />

gegen eine Partei oder politische Organisation<br />

akzeptabel ist, wenn sie effektive<br />

Gesetzesverstöße begeht oder zu solchen<br />

aufruft.<br />

E &W: Die NPD verfolgt zweifelsohne verfassungswidrige<br />

Ziele …<br />

Leggewie: Das ist überhaupt keine Frage.<br />

Das wird in den Veröffentlichungen<br />

der NPD bis hin zur Publikumszeitschrift<br />

„Deutsche Stimme“ deutlich.<br />

Nur: Es ist schwierig, solche verfassungswidrigen<br />

Ziele auch justiziabel zu<br />

machen. Die NPD verfolgt eine ethnonationalistische<br />

Säuberungspolitik mit<br />

den Mitteln des parlamentarischen Systems,<br />

aber letztlich in der Absicht, dieses<br />

durch eine autoritäre, exklusiv ausgerichtete<br />

Ordnung zu ersetzen. Das ist<br />

aber noch keine ausreichende Grundlage,<br />

um mit einem Verbot zu operieren.<br />

Demokratie ohne De<br />

E&W-Interview mit dem Gießener Politikwissenschaftler Claus Legge<br />

E &W: Die Verbreitung braunen Gedankenguts<br />

in bestimmten Milieus ist ein größeres<br />

Problem als die NPD?<br />

Leggewie: Vor allem in ostdeutschen<br />

Milieus ist nach der Wende tatsächlich<br />

ein politisches und vor allen Dingen<br />

auch politisch kulturelles Vakuum entstanden,<br />

in dem sich Kräfte der NPD<br />

und mit ihr verbundene außerparlamentarische<br />

Bewegungen ausbreiten. Es<br />

gelingt ihnen, weil kein politisches Gegengewicht<br />

vorhanden ist. Weder von<br />

den lokalen Parteien, die ja ohnehin<br />

massiv an Vertrauen, vor allem in Ostdeutschland,<br />

verloren haben, noch von<br />

Bildungs- und Jugendhilfeeinrichtungen<br />

geht in Gebieten der ehemaligen<br />

DDR, wo Massenarbeitslosigkeit und<br />

Devianz existieren, eine politische Orientierung<br />

aus. In solchen Regionen ist<br />

die NPD auf einen für sie fruchtbaren<br />

Bodensatz von massenhaften Ressentiments<br />

gestoßen. Und – sie wird dabei<br />

von niemandem gehindert, niemand<br />

macht ihr das Terrain streitig.<br />

E &W: Man hat im Kampf gegen Rechts immer<br />

zuerst bestimmte Jugendmilieus im Auge<br />

– zu Recht?<br />

Leggewie: Man fixiert sich meines Erachtens<br />

zu sehr auf Jugendliche. Sicher<br />

sind junge Männer zwischen 16 und 25<br />

für Rechtsaußen anfälliger als andere.<br />

Aber ich bin der Auffassung, dass die<br />

jungen Leute häufig nur die Ressentiments<br />

ihrer Eltern widerspiegeln und<br />

diese mit einem rebellischen, provokanten<br />

Gestus der Jugendsubkultur aufladen.<br />

Doch wir haben es hier kaum mit<br />

einer neuen APO zu tun. Denn die rechte<br />

soziale Bewegung strebt von ihren<br />

Zielen her eher eine konformistische autoritäre<br />

Gesellschaftsordnung an.<br />

E &W: Profitieren die Rechten davon, dass<br />

im Bewusstsein der Deutschen – und da ist<br />

jetzt die ältere Generation gemeint – eine<br />

Kontinuität gewisser Denk- und Verhaltensmuster<br />

aus der Zeit des Nationalsozialismus<br />

auch nach 1945 weiter besteht?<br />

Leggewie: Speziell in Ostdeutschland<br />

hat sich über Jahrzehnte hinweg eine autoritäre<br />

politische und kulturelle Ordnung<br />

erhalten. Auch war die Art und<br />

Weise, wie sich die DDR mit der NS-<br />

Vergangenheit beschäftigt hat, problematisch,<br />

weil sich die DDR-Gesellschaft<br />

gewissermaßen kollektiv auf die<br />

Seite der Sieger gestellt hat. Dadurch<br />

haben die Ostdeutschen vermieden,<br />

sich mit ihrer nationalsozialistischen<br />

Vergangenheit auseinander zu setzen<br />

und diese selbstkritisch zu reflektieren.<br />

Zum anderen wurde in der DDR nach


wie<br />

mokraten<br />

dem Zusammenbruch der alten faschistisch<br />

autoritären Staatsordnung sofort<br />

ein neues autoritäres System aufgebaut.<br />

Im Grunde war es eine gesellschaftliche<br />

Ordnung, die den Autoritarismus, den<br />

Massenkonformismus, das Spitzeltum<br />

und Denunziantentum unter anderen<br />

politischen Vorzeichen fortgeführt hat.<br />

E &W: Nicht nur autoritäre Denkmuster<br />

leben in den Köpfen der Deutschen fort …<br />

Leggewie: Empirische Forschungen<br />

weisen die Tradierungen des Opferressentiments<br />

bei allen Deutschen nach.<br />

Diese sind von den Großeltern auf die<br />

Eltern und von ihnen auf die Enkel<br />

und Urenkel übertragen worden. Solche<br />

Ressentiments werden in der Propaganda<br />

der NPD aufgegriffen und bedient.<br />

E &W: Sind diese Ressentiments die Grundlage<br />

für einen wieder auflebenden Geschichtsrevisionismus?<br />

Leggewie: Jenseits der offiziellen Memorial-<br />

und Erinnerungskultur existiert<br />

in der Gesellschaft als Unterstrom ein revisionistischer<br />

Diskurs, der die Deutschen<br />

als Kriegsopfer darstellt. Eine solche<br />

Betrachtungsweise kann sich rasch<br />

in eine emotionale Abwehrhaltung gegen<br />

die teilweise unglückliche Praxis<br />

der Erinnerungskultur umwandeln. Der<br />

Geschichtsrevisionismus, zu dem Teile<br />

Foto: dpa<br />

der Bevölkerung neigen, ist sicherlich<br />

eines der stärksten Mobilisierungsmomente<br />

für die Rechten. Das haben wir<br />

im sächsischen Landtag mit der mittlerweile<br />

berühmt-berüchtigten Wortschöpfung<br />

„Bomben-Holocaust“ erlebt,<br />

die durch die mediale Verbreitung ins<br />

öffentliche Bewusstsein gerückt worden<br />

ist.<br />

E &W: Die Partei der ewig Gestrigen greift<br />

nicht nur in die Mottenkiste des Geschichtsrevisionismus,<br />

sie tritt zugleich aggressiver<br />

und systemfeindlicher als früher auf.<br />

Leggewie: Man darf nicht vergessen,<br />

dass die NPD heute eine der stärksten<br />

globalisierungskritischen Bewegungen<br />

in Deutschland ist: Antimoderne, antikapitalistische,<br />

antiamerikanische Strömungen,<br />

die die deutsche Rechte insbesondere<br />

in ihren radikalen Auswüchsen<br />

immer gekennzeichnet haben, geben<br />

der neuen Rechten einen sozialrevolutionären<br />

Anstrich.<br />

E &W: Welche braune Suppe verbirgt sich<br />

hinter der Globalisierungskritik der Rechten?<br />

Leggewie: Die Globalisierungskritik der<br />

Rechten vermengt, genauso wie die Islamisten<br />

übrigens, Antizionismus mit Antiamerikanismus.<br />

Und Rechtspopulisten<br />

suggerieren: Wir sagen Dinge, die<br />

sonst niemand zu sagen wagt – mit solchen<br />

Parolen sind Jörg Haider und Jean<br />

Marie Le Pen erfolgreich geworden – und<br />

unterstellen, es bestehe eine Art Allianz<br />

zwischen dem „Weltjudentum“ und der<br />

etablierten politischen Klasse. Sie verhindere,<br />

dass die Politik Israels kritisiert<br />

werde und sei Grundlage für die Entschädigungspolitik<br />

Deutschlands und<br />

Europas gegenüber Holocaust-Opfern.<br />

Dieser ideologische Mix aus Globalisierungsängsten<br />

mit Geschichtsrevisionismus<br />

und „Politikverdrossenheit“ ist in<br />

der Tat eine brisante Mischung, die in<br />

Zeiten wirtschaftlicher Verunsicherung<br />

und politischer Destabilisierung noch<br />

Schwerwiegenderes bewirken könnte als<br />

den Einzug der NPD in den sächsischen<br />

Landtag.<br />

E&W: Ökonomische Verunsicherung, Angst<br />

vor Verlust des Arbeitsplatzes, verbunden<br />

mit den von Ihnen erwähnten Ressentiments,<br />

schafft das alles zusammen ein nicht unerhebliches<br />

antidemokratisches Potenzial quer<br />

durch die Gesellschaft?<br />

Leggewie: In Kreisen des Managements,<br />

der Selbstständigen oder des Beamtenund<br />

Angestelltentums – und hier reden<br />

wir über die Gruppen, die in der Weimarer<br />

Republik stark antidemokratisch eingestellt<br />

waren – besitzt der Rechtsextremismus<br />

kaum Einfluss. Sicherlich haben<br />

wir ein rechtsradikales, rassistisches<br />

und antisemitisches Potenzial von etwa<br />

20 Prozent, vor allem in abstiegsbedrohten<br />

sozialen Schichten, aber nicht in der<br />

gesellschaftlichen Mitte. Oder dort nur<br />

insofern, als inzwischen auch hier Abstiegsängste<br />

eine größere Rolle spielen<br />

als noch vor zehn Jahren.<br />

E &W: Verharmlosen Sie nicht zu sehr?<br />

Leggewie: Was ist an einem solchen<br />

„Bodensatz“ harmlos? Das rechtsradikale<br />

Potenzial ist auch einer Krisenwirkung<br />

der deutschen Vereinigung zu verdanken,<br />

da es nicht zu einer echten politischen<br />

Integration Ost- und Westdeutschlands<br />

gekommen ist. Die NPD<br />

nutzt dieses Versäumnis aus. Zum anderen<br />

haben wir es bei rechten Sympathisanten<br />

mit so genannten Globalisierungsverlierern<br />

zu tun, deren ethnonationalistische<br />

Ressentiments von der<br />

NPD entsprechend bedient werden.<br />

E &W: Und die Politik schaut zu?<br />

Leggewie: Die demokratischen Parteien<br />

kontern zumindest nicht und lassen<br />

sich zum Teil auch vorführen. Ein Beispiel<br />

ist die ungeschickte Reaktion der<br />

Parlamentarier im sächsischen Landtag<br />

auf den so genannten „Bomben-Holocaust“.<br />

Parlamentarier übrigens – und<br />

darin sehe ich Heuchelei –, die sich zwar<br />

kollektiv über die NPD aufregen, von<br />

denen einige aber, als es um die Wahl<br />

nicht unbedeutender Posten ging – vom<br />

Ministerpräsidenten bis zum Integrationsbeauftragten<br />

–, selbst NPD-Vertreter<br />

gewählt haben!<br />

E &W: Von dieser Heuchelei profitiert die<br />

NPD . . .<br />

Leggewie: Als dann ein junger Amateurhistoriker<br />

aus dem Westen das Wort<br />

vom „Bomben-Holocaust“ fallen ließ,<br />

verließen sie empört den Saal, statt dass<br />

einer von ihnen aufgestanden wäre und<br />

eine zündende Gegenrede gehalten hätte.<br />

Solche Reaktionen aber machen die<br />

NPD erst recht stark.<br />

Dass man einen Rechtsradikalen nicht<br />

in offener Auseinandersetzung stellt<br />

und möglichen Sympathisanten signalisiert,<br />

„die reden Unsinn!“, das ist in<br />

meinen Augen das größte Versagen von<br />

Politik und Medien.<br />

E &W: Versagen auch die Lehrer?<br />

Leggewie: Den Ausdruck „versagen“<br />

möchte ich nicht verwenden, aber wir<br />

erleben gelegentlich eine falsch verstandene<br />

Pädagogik, die auf den Nationalsozialismus<br />

und das Auftreten der NPD<br />

nur mit einer Schock- und Schuldtherapie<br />

reagiert. Pädagogen sollten sich darüber<br />

im Klaren sein, dass jeder Sympathisant<br />

der Rechten, mit dem sie eine<br />

KZ-Gedenkstätte besuchen, sich danach<br />

in seinem Weltbild eher bestärkt<br />

fühlen wird, denn er hält alles für eine<br />

Inszenierung und erlebt es als aufge-<br />

Fotos: Alex Kraus<br />

8. MAI<br />

In bestimmten<br />

ostdeutschen<br />

Milieus ist nach<br />

der Wende ein politisch-kulturelles<br />

Vakuum entstanden,<br />

in dem sich<br />

die NPD und ihr<br />

nahestehende<br />

Bewegungen<br />

ausbreiten.<br />

❞ Für manche<br />

jungen<br />

Leute ist<br />

das System<br />

der Bundesrepublik<br />

ein<br />

Fremdkörper.<br />

Sie haben<br />

nicht das<br />

Gefühl, dass<br />

sie eingreifen<br />

können. Das<br />

ist der Skandal<br />

und zugleich<br />

die<br />

Herausforderung<br />

an<br />

die Pädagogik.<br />

❝<br />

E&W 5/<strong>2005</strong> 25


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Gewerkschaft<br />

Erziehung und Wissenschaft<br />

✁<br />

zwungenes Event. Natürlich ist es nicht<br />

verkehrt, Gedenkstätten zu besuchen.<br />

Aber ich halte es für falsch, dies in der<br />

Absicht zu tun, Rechtsradikale „bekehren“<br />

zu wollen.<br />

E &W: Sind Lehrer argumentativ zu wenig<br />

gerüstet, um sich mit den ideologischen Weltbildern<br />

der Rechten auseinander zu setzen?<br />

Leggewie: Viele Lehrer neigen dazu,<br />

beim Auftritt eines Rechtsradikalen in<br />

ihrer Klasse nur mit Empörung und<br />

Abscheu, also moralisch zu reagieren.<br />

Sie kennen die Argumentationsmuster<br />

der Rechten nicht gut genug und sind<br />

deshalb nicht in der Lage, sie spontan zu<br />

widerlegen. Zur inhaltlichen Auseinandersetzung<br />

gehört allerdings auch, gewisse<br />

Themen nicht mehr zu tabuisieren.<br />

Also: auch nicht die deutschen Opfer<br />

bei der Vertreibung oder die Massenvergewaltigung<br />

im Zuge des Einrückens<br />

der Roten Armee zu verschweigen, weil<br />

man dann Beifall von der falschen Seite<br />

bekommen könnte.<br />

E &W: Was vermissen Sie in den Schulen?<br />

Leggewie: Was in den meisten Bildungseinrichtungen<br />

eher fehlt, ist eine<br />

politische Bildung und Pädagogik, die<br />

jungen Menschen Chancen und Wege<br />

aufzeigt, wie sie an und in diesem demokratischen<br />

System partizipieren, Widerspruch<br />

anmelden und auch Protest<br />

artikulieren können.<br />

Die Vergangenheit der heutigen Jugend<br />

ist nicht der Nationalsozialismus. Ihre<br />

Vergangenheit ist die der Bundesrepublik<br />

vor 1989. Und das ist ein ausgesprochen<br />

erfolgreiches politisches System<br />

gewesen, was aber, wie wir aus vielen<br />

Umfragen wissen, auf Jugendliche<br />

nachlassenden Eindruck macht. Hierin<br />

und nicht im Erstarken einer rechtsextremen<br />

Bewegung sehe ich eine ernsthafte<br />

Krise der Demokratie und des demokratischen<br />

Bewusstseins.<br />

E &W: Was läuft verkehrt?<br />

Leggewie: Für manche jungen Leute ist<br />

das politische System der Bundesrepublik<br />

ein Fremdkörper. Sie bringen ihm<br />

kein Vertrauen entgegen und haben<br />

nicht das Gefühl, dass sie eingreifen<br />

können, um gesellschaftliche Verhältnisse,<br />

die ihnen nicht passen, zu verändern.<br />

Und dieses Gefühl reicht bis in die<br />

Kreise von Politikstudierenden hinein.<br />

Das ist der Skandal und zugleich die<br />

Herausforderung an die Pädagogik,<br />

ganz ungeachtet dessen, ob wir acht<br />

Prozent Neonazis im sächsischen Parlament<br />

oder sonstwo haben. Wenn Lehrer<br />

präventiv eine Rechtsorientierung junger<br />

Leute verhindern wollen, müssen sie<br />

zunächst einmal verhindern, dass wir<br />

eine Demokratie ohne Demokraten<br />

werden. Interview: Helga Haas-Rietschel<br />

8. MAI


Europa Macht Frieden<br />

Friedenspolitische Konferenz der <strong>GEW</strong><br />

„Wer hat die Macht in Europa? Das<br />

Volk über die demokratisch gewählten<br />

Parlamente oder die Wirtschafts- und<br />

Rüstungslobby über den Weg der<br />

Brüsseler Bürokratie?“, fragte Eva-<br />

Maria Stange, die damalige <strong>GEW</strong>-<br />

Vorsitzende, zur Eröffnung der friedenspolitischen<br />

Konferenz ihrer Gewerkschaft.<br />

Der Vertragstext für die<br />

europäische Verfassung stand bei der<br />

Tagung , die am 18. und 19. März in<br />

Berlin stattgefunden hat, im Mittelpunkt.<br />

Im Herbst <strong>2005</strong> soll die europäische<br />

Verfassung, Grundlage des<br />

künftigen Zusammenlebens in Europa,<br />

in Kraft treten. Veränderungen<br />

am Vertragswerk sind nicht<br />

mehr möglich – es kann von den<br />

Mitgliedsstaaten entweder angenommen<br />

oder abgelehnt werden. Der Ausgang<br />

des Referendums ist in Frankreich<br />

noch ungewiss.<br />

EU-Parlament ausgehebelt?<br />

Der einschlägige Artikel I-41,5 des Verfassungsentwurfs<br />

lasse vermuten, dass<br />

die Macht des gewählten EU-Parlaments<br />

ausgehebelt wird, befürchtet Eva-<br />

Maria Stange. Hier werde die Entscheidung<br />

über militärische Einsätze demnach<br />

allein dem Ministerrat ohne Beteiligung<br />

des EU-Parlaments übertragen.<br />

Wenn Fragen von Krieg und Frieden sowie<br />

der Menschenrechte tangiert sind,<br />

sollten Gewerkschafter und Pädagogen<br />

Stellung beziehen, appellierte die Ex-<br />

<strong>GEW</strong>-Chefin an die rund 120 Gäste.<br />

Doch die Einmischung setzt Kenntnis<br />

der Materie voraus: Und diese wird<br />

allein schon dadurch erschwert, dass das<br />

400-seitige Gesetzeskonvolut von der<br />

EU nur gegen eine Gebühr von 25 Euro<br />

zu beziehen ist.<br />

Macht Europa Frieden, wie der Titel der<br />

Konferenz verspricht? Tobias Pflüger, lin-<br />

ker Europa-Abgeordneter und Rüstungskritiker,<br />

meldet Bedenken an,<br />

wenn die EU laut Artikel I-41 der neuen<br />

Verfassung zu „auf militärische Mittel<br />

gestützte Operationen“ befähigt werden<br />

soll. Solche Operationen schlössen die<br />

Bekämpfung des Terrorismus, und zwar<br />

auch in Drittstaaten, wie es im Abschnitt<br />

III, Artikel 309, heißt, mit ein.<br />

Der Militäreinsatz sei nicht mehr strikt<br />

an die Verteidigung gebunden, wie etwa<br />

im deutschen Grundgesetz, bemängelt<br />

auch der Hamburger Staatsrechtler<br />

Norman Paech, und vor allem nicht mehr<br />

an einen Beschluss des EU-Parlaments.<br />

Außerdem verpflichte die neue Verfassung<br />

die Mitgliedsstaaten, „ihre militärischen<br />

Fähigkeiten regelmäßig zu verbessern“,<br />

d. h. aufzurüsten. Darüber wachen<br />

soll die „europäische Verteidigungsagentur“.<br />

Pflügers Urteil: „Es geht<br />

um eine Militärverfassung.“ Bestärkt<br />

fühlt er sich in seiner Einschätzung<br />

durch den Verfassungsartikel, der ausdrücklich<br />

eine „ständige strukturierte<br />

Zusammenarbeit“ einzelner Mitgliedsstaaten<br />

auf militärischer Ebene vorsieht.<br />

Damit werde ein Sonderbündnis eines<br />

kriegsbereiten Kerneuropas ermöglicht.<br />

Angelika Beer, für die Grünen im Europäischen<br />

Parlament, liest den Entwurf<br />

anders, und sie wird unterstützt von<br />

Prof. Jürgen Meyer, der als Vertreter des<br />

Deutschen Bundestags im Verfassungskonvent<br />

der EU mitgearbeitet hat:<br />

Friedliche Mittel zur Konfliktlösung seien,<br />

so Beer und Meyer, darin gleichberechtigt<br />

zu den militärischen verankert.<br />

Die Charta der Grund- und Menschenrechte<br />

werde ausdrücklich anerkannt.<br />

Nach Beers Lesart: eine Friedensverfassung.<br />

In einer multilateralen Welt, so die<br />

Parlamentsabgeordnete, müsse die EU<br />

auch zu „militär-polizeilichen Aktionen“<br />

wie im Kosovo fähig sein, sonst<br />

könne sie keine glaubwürdige Außenpolitik<br />

betreiben. Und wie solle die EU<br />

ihren Beistandsverpflichtungen nachkommen,<br />

auch im Rahmen der UNO,<br />

wenn sie keine effizienten militärischen<br />

Fotos: imago<br />

Strukturen habe? Der Bundestag müsse<br />

nach wie vor die Entscheidung über<br />

Krieg und Frieden treffen können, das<br />

Grundgesetz werde in diesem Punkt<br />

nicht durch die EU-Verfassung außer<br />

Kraft gesetzt, hält Angelika Beer den<br />

Kritikern des Vertragswerks entgegen.<br />

Doch auch die Gäste aus anderen europäischen<br />

Bildungsgewerkschaften bleiben<br />

skeptisch gegenüber dem Gesetzentwurf.<br />

Er erhebe die Förderung des<br />

freien Wettbewerbs zum Verfassungsziel,<br />

kritisiert z. B. Raol Alonso von der<br />

französischen Lehrergewerkschaft SNES.<br />

Während die Verfassungen etwa Frankreichs<br />

und Deutschlands Spielraum<br />

ließen für unterschiedliche Wirtschaftsformen,<br />

erhalte die neoliberale Wettbewerbsideologie<br />

in dem Brüsseler<br />

Vertragswerk Verfassungsrang, meint<br />

Alonso. Seine Gewerkschaft gebe zwar<br />

keine Empfehlung für das Referendum<br />

ab, aber die Ablehnung überwiege.<br />

Frederico Mayor, ehemaliger Generalsekretär<br />

der UNESCO, jetzt Vorsitzender<br />

der Stiftung Kultur des Friedens, spart als<br />

Hauptreferent der Tagung ebenfalls<br />

nicht mit Kritik: „Die neoliberale<br />

Marktwirtschaft schafft sich ihre Verfassung“,<br />

stellt er fest. Die Unterwerfung<br />

von Kultur, Bildung und Medien unter<br />

die Bedingungen des Marktes führe dazu,<br />

so Mayors Einwand, dass Menschen<br />

bloß als Konsumenten betrachtet werden<br />

– dies stehe im Widerspruch zu einer<br />

Bildung, die ein sinnerfülltes Leben<br />

zum Ziel hat.<br />

Skepsis auch im Ausland<br />

Viele Fragen bleiben offen. Nicht zuletzt:<br />

Soll man mehr den friedenspolitischen<br />

Grundsätzen des Entwurfs trauen<br />

oder steckt der Pferdefuß im Kleingedruckten,<br />

in dem es heißt, dass die<br />

Entscheidung über Krieg und Frieden<br />

ausschließlich den Regierungen überantwortet<br />

wird? Und: Ist es ein Unglück,<br />

wenn die Verfassung an den Referenden*,<br />

etwa in Frankreich, scheitert<br />

oder kann man auch mit dem bisher geltenden<br />

Vertrag von Nizza weiterleben,<br />

bis ein akzeptablerer Verfassungsentwurf<br />

vorliegt? Die Zeit sei noch nicht<br />

reif für eine abschließende Stellungnahme,<br />

glaubt Stange. Sie will die Debatte<br />

im DGB und im Europäischen Gewerkschaftsbund<br />

weiter führen.<br />

Karl-Heinz Heinemann<br />

*Anm. der Red.: Neben Frankreich findet noch in acht weiteren<br />

Mitgliedsstaaten ein Referendum über den Verfassungsentwurf<br />

statt (darunter: Dänemark, Großbritannien, Spanien<br />

und die Niederlande). In den anderen EU-Staaten entscheidet<br />

das Parlament über den neuen Verfassungsvertrag.<br />

Wenn nur ein Staat den Entwurf ablehnt, ist das neue Vertragswerk<br />

geplatzt.<br />

GESELLSCHAFTSPOLITIK<br />

Umstritten: der<br />

Entwurf für eine<br />

neue europäische<br />

Verfassung.<br />

Gewinnen Wirtschafts-<br />

und<br />

Rüstungslobby<br />

mehr Einfluss in<br />

Brüssel?<br />

EU global fatal?! –<br />

der Reader mit den<br />

Ergebnissen der<br />

Europa-Konferenz<br />

von attac Stuttgart<br />

im März <strong>2005</strong> ist<br />

erschienen. Er<br />

kommt genau zur<br />

rechten Zeit: Die<br />

heiße Phase der<br />

Auseinandersetzung<br />

um die EU-<br />

Verfassung hat begonnen<br />

und die so<br />

genannte Dienstleistungs-Richtlinie<br />

bewegt die Öffentlichkeit.<br />

Der Reader<br />

kostet 7,50 Euro<br />

und kann bestellt<br />

werden bei:<br />

„Verein für gerechte<br />

Weltwirtschaft“ e.V.,<br />

Steinkopfstraße 13,<br />

70184 Stuttgart,<br />

E-<strong>Mai</strong>l:<br />

vfgww@gmx.net<br />

Die Texte der<br />

<strong>GEW</strong>-Konferenz in<br />

Berlin stehen ab<br />

Mitte <strong>Mai</strong> auf der<br />

<strong>GEW</strong>-Homepage:<br />

www.gew.de<br />

E&W 5/<strong>2005</strong> 27


LESERFORUM<br />

Kurzsichtig<br />

(E&W 2/05, Seite 30: „Perspektivenwechsel:<br />

nicht nur eine Opfergeschichte“)<br />

Herr Heuberger hat Recht, wenn er<br />

moniert, dass eine ausschließliche<br />

Betrachtung des Antisemitismus<br />

„vor der Folie des Holocaust“ alte<br />

Klischees wieder aufwärmt. Allerdings<br />

ist eine Reduktion der Ursa-<br />

Erziehung<br />

und Wissenschaft<br />

Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft <strong>GEW</strong> 2/<strong>2005</strong><br />

chen des Antisemitismus auf eine<br />

Frage der Toleranz einer Minderheit<br />

durch die Mehrheit genauso<br />

kurzsichtig. Betrachtet man die<br />

profunde und scharfsinnige Analyse<br />

der „Elemente des Antisemitismus“<br />

in Adornos und Horkheimers<br />

„Dialektik der Aufklärung“,<br />

so werden hier Ursachen für<br />

den Antisemitismus genannt, die<br />

gerade heutzutage wieder eine erschreckende<br />

Verbreitung finden.<br />

Es heißt dort zu den obskurantistischen<br />

Wahnsystemen Anthroposophie<br />

(Eurhythmie), Naturheilverfahren<br />

und fernöstlichem Okkultismus:<br />

„Sie waren, im Angesicht<br />

der Bildung, apokryph und<br />

unrespektabel. Heute aber, wo Bildung<br />

überhaupt aus ökonomischen<br />

Gründen abstirbt, sind in<br />

ungeahntem Maßstab neue Bedingungen<br />

für die Paranoia der Massen<br />

gegeben.“<br />

Dirk Weber, per E-<strong>Mai</strong>l<br />

Für blöd gehalten<br />

(E&W 3/<strong>2005</strong>, Seite 24: „Verhandlungserfolg<br />

bei Bund und<br />

Gemeinden“)<br />

Als Verhandlungserfolg kann ich<br />

den jüngsten Tarifabschluss beim<br />

besten Willen nicht sehen. Im Gegenteil:<br />

Das sind die härtesten<br />

Verschlechterungen für die Be-<br />

38<br />

E&W 5/<strong>2005</strong><br />

Macht-Zocker<br />

Bund-Länder-<br />

Poker um<br />

die Bildung<br />

schäftigten des öffentlichen Dienstes,<br />

die die Gewerkschaften –<br />

noch dazu ohne jede Gegenwehr –<br />

seit langem eingesteckt haben.<br />

Dieser Abschluss bringt langfristige<br />

Reallohnverluste, neue Niedriglöhne,<br />

Leistungslöhne aus dem<br />

bisherigen Lohn- und Gehaltsvolumen,<br />

Arbeitszeitflexibilisierung,<br />

Abschaffung von Familienzuschlägen,<br />

Reduzierung von Überstundenzuschlägen,<br />

jede Menge Öffnungsklauseln<br />

und außerdem die<br />

„Meistbegünstigungsklausel“. Das<br />

heißt, kommt es in einem Bundesland<br />

zu einem für die Arbeitgeber<br />

günstigeren Abschluss, kann dieser<br />

für alle Beschäftigten auch bei<br />

Bund und Kommunen übernommen<br />

werden. Die Tarifrunde geht<br />

also bei den traditionell am<br />

schlechtesten organisierten Beschäftigten<br />

der Länder weiter mit<br />

voller Rückwirkung auf die Beschäftigten<br />

von Bund und Gemeinden,<br />

aber ohne deren Möglichkeiten<br />

zum Arbeitskampf. Es<br />

bleibt der Eindruck, wir Gewerkschaftsmitglieder<br />

werden von unseren<br />

Gewerkschaftsspitzen für<br />

blöd gehalten.<br />

Dieter Behringer, per E-<strong>Mai</strong>l<br />

Kleinigkeit vergessen<br />

(E&W 3/<strong>2005</strong>, Seite 23: „Schande<br />

für den Rechtsstaat“)<br />

Der Kommentar von Heiko Gosch<br />

ist wirklich lobenswert, nicht zuletzt<br />

wegen des Hinweises auf die<br />

Einmaligkeit deutscher Repression<br />

vor 33 Jahren unter Federführung<br />

von „Willy Mehr-Demokratie-wagen“.<br />

Er hat (hoffentlich<br />

nur) eine Kleinigkeit vergessen:<br />

Die <strong>GEW</strong> hat sich damals an der<br />

Hetze gegen die „staatlich anerkannten<br />

Staatsfeinde“ aktiv betei-<br />

Erziehung<br />

und Wissenschaft<br />

Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft <strong>GEW</strong> 3/<strong>2005</strong><br />

Demokratie lernen und leben<br />

Mutig gegen Rechts<br />

ligt mit ihren so genannten „Unvereinbarkeitsbeschlüssen“<br />

und<br />

„Ausschluss statt Rechtsschutz“.<br />

Ich bin gespannt, ob das Redaktionsteam<br />

die politische Weitsicht<br />

hat, Fehler der eigenen Organisation<br />

öffentlich einzugestehen,<br />

indem es diesen Leserbrief<br />

veröffentlicht. Eine öffentliche<br />

Selbstkritik könnte auch die Mitglieder<br />

der <strong>GEW</strong> für potenzielle<br />

gewerkschaftlich falsche Entwicklungen<br />

in der Zukunft sensibilisieren.<br />

Rudi Behn, Frankfurt a. M.<br />

Amateurheft?<br />

(E&W 3/<strong>2005</strong>, Seite 22: „Schavan<br />

auf Hexenjagd“)<br />

Als geschichtsinteressierter und<br />

politikbegeisterter Abiturient habe<br />

ich bis jetzt recht gerne in Ihrer<br />

Zeitung gelesen, da sie viele kritische<br />

Artikel, gerade zu unserem<br />

maroden Bildungssystem,<br />

enthielt. Doch als ich den Artikel<br />

„Schavan auf Hexenjagd“ in Ihrer<br />

Zeitung las, traf mich fast der<br />

Schlag. Ich frage mich wirklich, ob<br />

dieser Artikel Ergebnis amateurhaften<br />

Journalismuses ist oder, was<br />

viel schlimmer wäre, die tatsächliche<br />

politische und ideologische<br />

Gesinnung Ihrer Zeitung widerspiegelt!<br />

Falls das erstere der Fall sein sollte,<br />

kann ich Ihnen mitteilen, dass<br />

man mit geringstem Aufwand hätte<br />

herausfinden könne, dass die<br />

„Antifaschistische Initiative Heidelberg“<br />

nicht, wie von Ihnen vermittelt,<br />

eine brave Organisation<br />

ist, die gegen Rechtsextremismus<br />

kämpft, sondern eine „Initiative“,<br />

in welcher „radikale Linke verschiedener<br />

Strömungen zusammen<br />

arbeiten“, sprich Kommunisten,<br />

Anarchisten und Autonome.<br />

Carsten Lenk, per E-<strong>Mai</strong>l<br />

Heikle Begriffe<br />

(E&W 4/<strong>2005</strong>, Seite 32: Leserbrief<br />

„Politik mit Militanz“)<br />

Ernst C. Lerche kritisiert in seinem<br />

Leserbrief, die antifaschistische<br />

Initiative, der das Berufsverbotsopfer<br />

Michael Czaszkozy angehört,<br />

akzeptiere Militanz. Dabei wurde<br />

vermutlich übersehen, dass er unter<br />

Militanz „eine entschlossene,<br />

kämpferische Haltung, die<br />

nicht vor Konfrontationen zurückscheut“,<br />

versteht sowie mehr-<br />

fach betont hat, Gewalt gegen<br />

Menschen und Sachen abzulehnen.<br />

Ein typisches Beispiel für eine<br />

militante Aktion ist eine Sitzblockade.<br />

Liebe Kolleginnen und<br />

Kollegen, lasst euch durch heikle<br />

Begriffe nicht verunsichern.<br />

Ingo Schwarze, Karlsruhe<br />

Kuckucksei<br />

(E&W 4/<strong>2005</strong>, Seite 12: „Wider<br />

die Stoppuhrpädagogik“)<br />

„Auf Initiative der <strong>GEW</strong>“ sollen in<br />

Baden-Württemberg 30 Versuchsschulen<br />

ein Zeitbudget bekommen,<br />

um der „Stoppuhrpädagogik“<br />

zu begegnen. Was sich nach Erfolg<br />

anhört, ist eher ein Kuckucksei.<br />

Erziehung<br />

und Wissenschaft<br />

Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft <strong>GEW</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

25.Gewerkschaftstag • Erfurt • 23.–27.April <strong>2005</strong><br />

Antworten auf Fragen,<br />

die heute bewegen.<br />

Das Kultusministerium besteht<br />

nämlich auf Kostenneutralität,<br />

was nur ganz Blauäugige überrascht<br />

haben dürfte. Man hat<br />

schon vor Jahren nachgewiesen,<br />

dass die berufliche Belastung der<br />

Lehrerinnen und Lehrer unverantwortliche<br />

Ausmaße angenommen<br />

hat – die extrem hohe Anzahl von<br />

Frühpensionierungen belegt das.<br />

Seither sind weitere Verschlechterungen<br />

hinzugekommen: u.a. größere<br />

Klassen und Deputatserhöhungen.<br />

Eine bloße Umverteilung<br />

innerhalb eines Zeitbudgets<br />

kann dann unmöglich zu einer<br />

Verbesserung des Zuwendungsfaktors<br />

für die einzelnen Schülerinnen<br />

und Schüler führen. Viel<br />

wahrscheinlicher ist eine Entsolidarisierung<br />

in den Kollegien. Aus<br />

gewerkschaftlicher Sicht halte ich<br />

es jedenfalls für mehr als riskant,<br />

an neuen Arbeitszeitmodellen<br />

mitzuwirken, ohne zuvor Zusagen<br />

für eine generelle Entlastung der<br />

Lehrerinnen und Lehrer erhalten<br />

zu haben. Peter Schild, Böblingen


Extrafrage:<br />

Sozialwahl – was ist das?<br />

DGB ruft auf: „Mitmachen und Gestalten“<br />

Auch für die Sozialversicherungen<br />

ist <strong>2005</strong> Wahljahr. Am<br />

1. Juni finden die Sozialwahlen<br />

statt. Gewählt werden die so genannten<br />

Sozialparlamente, die<br />

Gremien der Selbstverwaltung in<br />

der Sozialversicherung. Eine<br />

wichtige Wahl, an der sich der<br />

DGB unter dem Motto „Mitmachen<br />

und Gestalten“ beteiligt.<br />

Sozialwahlen finden<br />

alle sechs Jahre statt.<br />

Und jedes Mal muss<br />

erneut zuerst die<br />

Hürde genommen<br />

werden, ihre Existenz<br />

und ihre Bedeutung bekannt<br />

zu machen. Dabei sind die Selbstverwaltungsorgane<br />

alles andere als<br />

bedeutungslose Akklamationsgremien.<br />

In der Vertreterversammlung<br />

(bei Renten- und Unfallversicherungsträgern)<br />

bzw. im Verwaltungsrat<br />

(bei Kranken- und<br />

Pflegeversicherung) können die<br />

Beitragszahler Einfluss auf die<br />

Verwendung ihrer Gelder nehmen.<br />

Die Selbstverwaltungsgremien<br />

wählen die hauptamtlichen<br />

Vorstände, überwachen deren Arbeit<br />

oder überprüfen in den WiderspruchsausschüssenLeistungsbescheide.<br />

Der Grundgedanke dahinter: Diejenigen,<br />

die die Sozialversicherungsbeiträge<br />

aufbringen müssen,<br />

sollen bei ihrer Verwendung auch<br />

mitentscheiden können. Deshalb<br />

setzen sich die Selbstverwaltungsgremien<br />

in der Regel auch zur<br />

Hälfte aus Vertretern der Versicherten<br />

und der Arbeitgeber zusammen.<br />

Nur bei den Ersatzkassen<br />

werden ausschließlich Versicherte<br />

in die Verwaltungsräte gewählt.<br />

Tatsächlich gewählt wird bei<br />

der Bundesversicherungsanstalt für<br />

Angestellte und bei vier Ersatzkassen<br />

– der BARMER, der<br />

Deutschen Angestelltenkrankenkasse<br />

(DAK), der Kaufmännischen Krankenkasse<br />

(KKH) und der Techniker<br />

Krankenkasse (TK). Bei diesen Ur-<br />

SOZIALPOLITIK Was tun Sie, damit die Welt näher<br />

zusammenrückt?<br />

wahlen kandidieren überall Gewerkschaftsvertreter:<br />

Neben der<br />

DGB-Liste – auf der die <strong>GEW</strong><br />

mit den Spitzenkandidaten Petra<br />

Grundmann und Reinhard Marckwald<br />

vertreten ist – gibt es Listen<br />

von ver.di und IG Metall.<br />

In der Selbstverwaltung werden<br />

sich der DGB und die Gewerkschaften<br />

dafür einsetzen, dass<br />

die Organisationsreform zur Deutschen<br />

Rentenversicherung Bund auch<br />

tatsächlich mehr Bürgernähe, besseren<br />

Service und ein höheres politisches<br />

Gewicht für die deutsche<br />

Rentenversicherung bringt. In den<br />

Verwaltungsräten der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung wird es darauf<br />

ankommen, die mit der letzten<br />

Gesundheitsreform neu geschaffenen<br />

Voraussetzungen für<br />

mehr Qualität in der Versorgung<br />

zu nutzen.<br />

Dabei geht es vor allem darum,<br />

neue Versorgungsformen wie integrierte<br />

Versorgung, Hausarztmodell<br />

oder Gesundheitszentren zu<br />

stärken. Die Vertreter des DGB<br />

und der Gewerkschaften in den<br />

Verwaltungsräten setzen sich dafür<br />

ein, dass diese Versorgungsformen<br />

möglichst vielen Versicherten angeboten<br />

werden können.<br />

Wie wird gewählt?<br />

Gewählt wird per Briefwahl. Dazu<br />

versenden die Sozialversicherungsträger<br />

seit Mitte April die Unterlagen<br />

an alle Wahlberechtigten.<br />

Gezählt werden alle Stimmzettel,<br />

die bis zum 1. Juni <strong>2005</strong> beim jeweiligen<br />

Sozialversicherungsträger<br />

eingegangen sind.<br />

Wer kann wählen?<br />

Bei den Kranken- und Pflegekassen<br />

können alle Kassenmitglieder<br />

wählen. Mitversicherte Angehörige<br />

haben kein Stimmrecht. Bei<br />

der BfA wählen diejenigen, die<br />

eine Versichertennummer erhalten<br />

oder beantragt haben, und alle<br />

Bezieher einer Rente aus eigener<br />

Anwartschaft. Nicht wahlberechtigt<br />

ist, wer eine Hinterbliebenenrente<br />

erhält. Jürgen Sendler<br />

Flugzeug, Telefon, Internet: Für Menschen<br />

wird die Welt immer kleiner. Für Missverständnisse<br />

wird sie jedoch immer größer.<br />

Denn in jedem Land leben andere Völker<br />

mit eigenen Kulturen und Religionen –<br />

was leider zu Konflikten führen kann.<br />

Darum engagieren wir uns seit mehr als<br />

20 Jahren für die Völkerverständigung.<br />

Und unterstützen Menschen, die sich mit<br />

Ideen, Projekten und viel Enthusiasmus<br />

dafür einsetzen, dass die Unterschiede<br />

zwischen den Völkern nicht verschwinden.<br />

Sondern besser verstanden und akzeptiert<br />

werden.<br />

BMW Group<br />

Auch dieses Jahr wird eine internationale<br />

Jury die besten theoretischen und<br />

praktischen Ideen mit dem BMW Group<br />

Award für Interkulturelles Lernen<br />

auszeichnen. Mit 5.000 Euro dotierte<br />

Preise in zwei Kategorien, die wir zum<br />

Beispiel an Schulen, Akademiker oder<br />

verschiedene Institutionen vergeben.<br />

Interessiert? Dann schicken Sie uns bitte<br />

bis zum 15. September <strong>2005</strong> Ihre<br />

Projektdokumentation.<br />

Mehr Informationen unter<br />

www.bmwgroup.com/award-life<br />

E&W 5/<strong>2005</strong> 29


Auch für <strong>2005</strong> keine<br />

Entwarnung:<br />

Nach wie vor<br />

machen im deutschenSchulsystem<br />

viel zu wenig<br />

junge Menschen<br />

Abitur.<br />

30<br />

E&W 5/<strong>2005</strong><br />

Im Schneckentempo voran<br />

Mehr Abiturienten? Mehr Schulabbrecher! Im Schulsystem bewegt sich wenig<br />

Ein Viertel mehr Abiturienten verlassen<br />

heute im Vergleich zu vor zehn Jahren<br />

die Schulen – meldete Ende März<br />

das Statistische Bundesamt. Also geht<br />

es endlich aufwärts mit der seit Jahren<br />

im internationalen Vergleich dahindümpelnden<br />

deutschen Bildungsbeteiligung?<br />

Mitnichten. Denn es gibt zugleich<br />

auch mehr Schulabbrecher. Der<br />

Abiturienten-Zuwachs ist im Wesentlichen<br />

demographisch bedingt. Eine<br />

positive Entwicklung weisen nur berufliche<br />

Schulen auf.<br />

<strong>GEW</strong>-Vorstandsmitglied<br />

Marianne Demmer ging<br />

der Sache auf den Grund<br />

und analysierte nicht nur<br />

die absoluten Abgängerzahlen,<br />

sondern auch die<br />

Jahrgangsquoten bei der Bildungsbeteilung.<br />

Das heißt: Wie viele von 100<br />

Schülern einer bestimmten Schulform<br />

machen welchen Abschluss? Nur diese<br />

Quoten der Bildungsbeteiligung geben<br />

einen klaren Hinweis auf die bildungspolitische<br />

Entwicklung. Demmer: „Es<br />

besteht auch <strong>2005</strong> kein Grund zur Entwarnung.<br />

Die Kultusminister aller Bundesländer<br />

müssen sich nach wie vor dem<br />

Problem stellen, dass das deutsche<br />

Schulsystem im internationalen Vergleich<br />

viel zu wenige Menschen mit Studienberechtigung<br />

hervorbringt.“<br />

Das Statistische Bundesamt nennt für<br />

2004 rund 385700 Schülerinnen und<br />

Schüler, die in Deutschland an allgemeinen<br />

und beruflichen Schulen die Fachhochschulreife<br />

(FHR) oder die allgemeine<br />

Hochschulreife (AHR) erworben haben.<br />

Das entspricht, gemessen an der<br />

ABI <strong>2005</strong><br />

gleichaltrigen Bevölkerung, einer Absolventenquote<br />

(FHR plus AHR) von<br />

41,6 Prozent. Die Quote liegt damit 5,8<br />

Prozentpunkte höher als 1995 und rund<br />

zwei Prozentpunkte höher als 2003 –<br />

aber immer noch weit entfernt vom<br />

OECD-Durchschnitt von knapp 60<br />

Prozent (Frauen: 60 Prozent, Männer:<br />

54 Prozent.). Ganz zu schweigen von<br />

Ländern wie Australien, Finnland oder<br />

Schweden, die Anteile von nahezu 80<br />

Prozent erreichen.<br />

Seit 1995 ist somit durchschnittlich eine<br />

jährliche Steigerung von zirka 0,6 Prozentpunkten<br />

zu verzeichnen. Ginge es<br />

in diesem „Tempo“ weiter, so rechnet<br />

Demmer vor, wäre der Anschluss an den<br />

internationalen Standard erst in etwa 30<br />

Jahren erreicht – vorausgesetzt, die anderen<br />

Länder stagnieren und „warten<br />

auf Deutschland“. Selbst wenn die Steigerung<br />

ab jetzt jährlich zwei Prozentpunkte<br />

betrüge, wäre ein Gleichstand<br />

erst in zehn Jahren erreicht.<br />

Demmer: „Wir brauchen Pläne, wie<br />

die Quote der Studienberechtigten in<br />

Deutschland ohne Qualitätsverlust erhöht<br />

werden kann. Ansonsten droht der<br />

Republik, dauerhaft den Anschluss an die<br />

internationale Entwicklung zu verlieren.“<br />

Der geringe Zuwachs der Abiturientenquote<br />

ist in den vergangenen zehn Jahren<br />

zudem kaum den Gymnasien, sondern<br />

vor allem den beruflichen Schulen zu verdanken,<br />

die mehr junge Leute zur Fachhochschulreife<br />

führen. Der Rest verteilt<br />

sich auf Abendschulen, Kollegs, Waldorfschulen<br />

und Externenprüfungen.<br />

Übergangsquoten konstant<br />

Grundlegendes wird sich in den Klassenstufen<br />

7 bis 10 der allgemein bildenden<br />

Schulen in den nächsten Jahren<br />

nicht verändern. In ihrer Prognose geht<br />

die Kultusministerkonferenz (KMK)<br />

davon aus, dass die Übergangsquoten<br />

zu den Schulformen bis 2020 nahezu<br />

konstant bleiben.<br />

Während der Zuwachs bei den absoluten<br />

Abiturientenzahlen dem Statistischen<br />

Bundesamt eine optimistische Pressemitteilung<br />

wert ist, wird eine andere Zahl leider<br />

nicht gemeldet: die der Abgänger ohne<br />

Hauptschulabschluss. Hier liegen der<br />

Öffentlichkeit derzeit nur die Angaben<br />

bis 2003 vor. Die absolute Zahl der<br />

Schulabbrecher ist zwischen 1995 und<br />

2003 um 10,6 Prozent gestiegen und<br />

entspricht damit in etwa dem demographischen<br />

Zuwachs. Das heißt: Zwischen<br />

1995 und 2003 haben pro Jahr zwischen<br />

8,8 und 9,9 Prozent eines Abgängerjahrgangs<br />

ihre Schule ohne Abschluss verlassen.<br />

Das soll entgegen den Beteuerungen der<br />

Kultusminister offensichtlich weiter so<br />

bleiben. Nach der noch druckfrischen<br />

KMK-Schülerprognose soll zwar die absolute<br />

Abbrecherzahl von 84000 (2003)<br />

auf 66000 (2020) sinken. Doch dies ist<br />

wiederum nur demographisch bedingt.<br />

Zieht man den erwarteten Schülerrückgang<br />

ab und vergleicht das Ergebnis mit<br />

der Anzahl der Schüler pro Jahrgang, so<br />

werden nach der KMK-Prognose auch<br />

im Jahr 2020 noch immer 8,6 bis 8,7 Prozent<br />

einer Altersgruppe über keinen Abschluss<br />

verfügen.<br />

In Lissabon haben die EU-Staatschefs<br />

zugesichert, die Zahl der Jugendlichen<br />

ohne Schulabschluss bis 2010 zu halbieren.<br />

Die deutschen Kultusminister haben<br />

ihr Votum dazu gemeinsam mit der<br />

Bundesregierung abgegeben. Und im<br />

Herbst noch haben sie dies in einem<br />

neuen Vertrag mit der Bundesagentur<br />

für Arbeit besiegelt. Doch Papier ist offenbar<br />

geduldig. Max Loewe<br />

Foto: David Ausserhofer


„Flagge“ gezeigt<br />

Bildungsforscher Hans-Günter Rolff wird emeritiert<br />

Hans-Günter Rolff hat mehr<br />

als 30 Jahre lang die Diskussion<br />

um Schulforschung,<br />

-theorie, -enwicklung und<br />

Bildungspolitik an vorderster<br />

Front mitgestaltet. 1970<br />

– gerade 31 Jahre alt – wurde er aus der<br />

Berliner Schulbehörde auf einen Lehrstuhl<br />

an die damalige Pädagogische<br />

Hochschule Dortmund berufen. Dort –<br />

an der Universität Dortmund – wird er<br />

jetzt nach 35-jähriger Hochschullehrertätigkeit<br />

emeritiert. Seine wissenschaftlichen<br />

Beiträge zur schulischen Sozialisationstheorie,<br />

zur Ungleichheitsforschung,<br />

zur Theorie und Praxis der<br />

Schulentwicklung gehören seit langem<br />

zum Grundbestand einer sozialwissenschaftlich<br />

orientierten Schulpädagogik:<br />

von „Sozialisation und Auslese durch<br />

die Schule“ (1967) bis hin zu den von<br />

ihm herausgegebenen „Jahrbüchern der<br />

Neuheiten zur Schulentwicklung<br />

Friedrich Jahresheft <strong>2005</strong>:<br />

Standards<br />

Unterrichten zwischen Kompetenzen,<br />

zentralen Prüfungen und Vergleichsarbeiten<br />

Bestell-Nr. 90023, € 10,– (€ 16,50 )<br />

„Bildungsstandards“ – ein neues Zauberwort? Bildungsstandards werden<br />

nicht mehr nur gefordert, sondern es gibt sie bereits für einige Bereiche<br />

des deutschen Schulwesens und es wird mehr von ihnen geben. Sie<br />

wird vermutlich vor allem interessieren, was diese Standards eigentlich<br />

für die Arbeit der einzelnen Lehrerin, des einzelnen Lehrers bedeuten.<br />

Es geht nicht darum, ob der jeweilige Lehrplan scheinbar „erfüllt“ ist, sondern<br />

darum, dass die Schülerinnen und Schüler tatsächlich Können und<br />

Wissen erwerben. Und zwar jenes Können und Wissen, das sie benötigen,<br />

um sich in der Welt zu orientieren, begründete Entscheidungen zu<br />

treffen und dann auch „Aufgaben und Situationen zu bewältigen“, die<br />

ihnen nicht die Schule sondern das Leben stellt.<br />

@Besuchen Sie uns auch im Internet:<br />

www.friedrichonline.de<br />

E-<strong>Mai</strong>l: leserservice@friedrich-verlag.de<br />

Schulentwicklung“ (1980-2004). „HaGü“<br />

Rolff hat mit seinen Publikationen die<br />

jeweiligen Diskussionen stark beeinflusst,<br />

und er hat auch die Lehrerschaft<br />

erreicht. Zu seinen großen Verdiensten<br />

gehört vor allem die Gründung des<br />

Dortmunder „Instituts für Schulentwicklungsforschung“<br />

(IFS) 1972. Über<br />

viele Jahre hat „HaGü“ das Institut geleitet<br />

und zu fruchtbarer Arbeit geführt. Er<br />

hat es verstanden, mit interessanten Projekten<br />

auch junge Mitarbeiter in die<br />

Forschungsarbeit einzubinden. Dort, in<br />

Dortmund, habe ich ihn in vielen Arbeitssitzungen<br />

erlebt – kreativ und anregend,<br />

fordernd, Kontroversen nicht<br />

scheuend.<br />

Nie im Elfenbeinturm<br />

Mit Hans-Günter Rolff geht ein Erziehungswissenschaftler<br />

in Pension, der<br />

seine Forschung nie im praxisfernen „El-<br />

fenbeinturm“ betrieben hat. Vielmehr<br />

hat er über viele Jahre mit großem Engagement<br />

immer auch bildungspolitisch<br />

„Flagge“ gezeigt – und zwar in Phasen<br />

der Reformeuphorie genauso wie in Zeiten<br />

politischer Stagnation. Dazu gehört<br />

sein kontinuierlicher, durch Forschung<br />

gestützter Nachweis der sozialen Benachteiligungen<br />

im Schulwesen ebenso<br />

wie sein dauerhafter Einsatz für ein integriertes<br />

Schulsystem. Weil er sich mit<br />

solchen Positionen immer wieder in öffentliche<br />

Auseinandersetzungen begeben<br />

hat, weil er in der Sache „streitbar“<br />

war und ist, hat er manchen politischen<br />

Angriff überstehen müssen.<br />

Alles spricht dafür, dass er – von seinen<br />

professoralen Pflichten entbunden –<br />

sich umso stärker um die internationalen<br />

Projekte kümmern kann, die ihm in<br />

den letzten Jahren ans Herz gewachsen<br />

sind. Dazu zählt vor allem die Qualitätsentwicklung<br />

an deutschen Auslandsschulen.<br />

Wer also demnächst einen Interkontinental-Flieger<br />

besteigt, hat gute Chancen,<br />

auf Hans-Günter Rolff zu treffen.<br />

Klaus-Jürgen Tillmann<br />

REINHOLD MILLER<br />

99 Schritte zum<br />

professionellen Lehrer<br />

BILDUNGSPOLTIK<br />

Erfahrungen – Impulse – Empfehlungen<br />

Auf Basis persönlicher Erfahrungen hat Reinhold Miller – vielen bekannt<br />

als Lehrerfortbildner, Schulberater und Autor zahlreicher pädagogischer<br />

Bücher – mit 99 Schritte zum professionellen Lehrer einen Leitfaden<br />

für Lehrer jeden Alters und jeder Schulform entwickelt. Miller bietet<br />

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Information, Reflexion, Training und Evaluation zu einer höheren Professionalität<br />

und damit auch Zufriedenheit gelangen können.<br />

Der „99-Schritte-Weg“ besteht aus drei Etappen:<br />

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Buch und CD-ROM<br />

Bestell-Nr. 4938, € 19,90<br />

Prof. Hans-Günter<br />

Rolff, langjähriger<br />

Leiter des<br />

Dortmunder Instituts<br />

für Schulentwicklung.<br />

FRIEDRICH VERLAG<br />

Pädagogische Zeitschriften in Zusammenarbeit mit Klett<br />

E&W 5/<strong>2005</strong> 31<br />

Foto: privat


BILDUNGSPOLITIK<br />

Bund-Länder-<br />

Streit um Förderung<br />

der Spitzenforschung:<br />

nur<br />

noch ein Machtspiel.<br />

32<br />

E&W 5/<strong>2005</strong><br />

Die Herren pokern weiter<br />

„Exzellenzinitiative“ wird Prüfstein für Föderalismusreform<br />

Es wird weiter um die 1,9 Milliarden<br />

Euro „Exzellenzinitiative“ zur Förderung<br />

der Spitzenforschung gefeilscht.<br />

Dabei geht es weniger um die Sache<br />

selbst als um das Machtspiel zwischen<br />

Bund und Ländern in der Föderalismusreform.<br />

Die Initiative gilt inzwischen<br />

als Prüfstein für die Einigungsfähigkeit<br />

von Bund und Ländern über<br />

eine Neuverteilung ihrer Aufgaben.<br />

Die Nachricht über eine Wiederaufnahme<br />

der Ende des<br />

vergangenen Jahres abgebrochenenFöderalismusgespräche<br />

war erst wenige<br />

Stunden alt, als das erneute<br />

Veto der Unions-Ministerpräsidenten<br />

zur Exzellenzinitiative folgte. In einem<br />

über einjährigen, bislang beispiellosen<br />

Verhandlungstauziehen hatten sich die<br />

Wissenschaftsminister von 15 Ländern<br />

(ohne Hessen) und der Bund über die<br />

drei Förderlinien des Programms (siehe<br />

Kasten) verständigt. Ziel ist die Förderung<br />

und der Aufbau von international<br />

anerkannter Spitzenforschung an den<br />

Hochschulen bis 2011. Zweimal zuvor<br />

schon hatten die Ministerpräsidenten einen<br />

unterschriftsreifen Vertrag über das<br />

Programm, bei dem der Bund 75 Prozent<br />

der Kosten übernehmen will, zurückgewiesen.<br />

Bestürzt über Blockade<br />

Öffentlich stehen die Unions-Regierungschefs<br />

jetzt als Blockierer da. Die<br />

Allianz der sieben großen deutschen<br />

Forschungsorganisationen einschließlich<br />

der Hochschulrektorenkonferenz<br />

zeigte sich über „bestürzt“ das erneute<br />

Stoppsignal für den dringend erwarteten<br />

Fördersegen. Die konservativen älteren<br />

Herren der erlauchten Allianz-Runde<br />

waren zutiefst empört über das Spiel der<br />

Union und marschierten stracks zur<br />

Beschwerde bei CDU-Chefin Angela<br />

Merkel auf.<br />

Die <strong>GEW</strong> warnte davor, dass mit der<br />

Blockade das gerade „wieder aufkeimende<br />

Pflänzchen Föderalismusreform“<br />

zertreten wird. Bundesforschungsministerin<br />

Edelgard Bulmahn (SPD) will um<br />

das Programm weiter kämpfen – geht es<br />

dabei nicht zuletzt auch grundsätzlich<br />

um die weiteren Mitgestaltungsrechte<br />

des Bundes bei Forschung und Bildung.<br />

Streit um die dritte Säule<br />

Die ersten beiden Förderlinien des Programms,<br />

also neue Graduiertenkollegs<br />

für die Nachwuchsförderung und Aufbau<br />

von 30 Spitzenforschungszentren,<br />

gelten inzwischen als unstrittig, zumindest<br />

was ihre inhaltliche Ausrichtung<br />

angeht. Der Streit konzentriert sich jetzt<br />

auf die dritte Säule des Programms, die<br />

Entwicklung von Strukturen zum Aufbau<br />

so genannter Spitzen- oder Elitehochschulen<br />

– mit Hilfe zusätzlicher Investitionen<br />

in die Forschung. Auslöser<br />

der Initiative war die von dem früheren<br />

SPD-Generalsekretär Olaf Scholz im<br />

Januar 2004 überraschend ausgelöste<br />

Debatte über den Aufbau von so genannten<br />

Elite-Hochschulen in Deutschland.<br />

Das Wort Elite ist anschließend<br />

zwar nie in den verschiedenen Programmentwürfen<br />

des Bundes aufgetaucht,<br />

hat der Initiative aber doch den öffentlichen<br />

Stempel aufgedrückt. Bulmahn<br />

Fotomontage: z plus z<br />

Die drei Förderlinien der<br />

„Exzellenzinitiative“:<br />

1.) Unstrittig: Förderung von weiteren<br />

40 Graduiertenschulen mit je<br />

zirka einer Million Euro pro Jahr für<br />

Bewerber aus dem In- und Ausland.<br />

Nachwuchsforscher sollen dort früh<br />

eigenständig arbeiten. Bund und<br />

Länder fördern heute schon 304 Graduiertenschulen.<br />

2.) Unstrittig: Förderung von etwa<br />

30 international angesehenen Spitzen-Forschungszentren(Exzellenzcluster)<br />

in verschiedenen Disziplinen<br />

mit je zirka 6,5 Millionen Euro pro<br />

Jahr. Die Mittel werden im Wettbewerb<br />

vergeben. Bund und Länder<br />

fördern bereits heute über die Deutsche<br />

Forschungsgemeinschaft (DFG)<br />

272 Sonderforschungsbereiche.<br />

3.) Strittig: Etwa zehn Universitäten,<br />

die schon erfolgreich beim Aufbau<br />

von Graduiertenschulen (1.) und<br />

Clustern (2.) sind, können als „i-Tüpfelchen“<br />

noch einmal Fördergeld<br />

obendrauf bekommen, insgesamt<br />

bis zu 21 Millionen Euro pro Jahr.<br />

Ziele: Entwicklung einer „Gesamtstrategie“<br />

zur Förderung der Spitzenforschung;<br />

Schärfung ihres naturwissenschaftlichen<br />

Profils – z. B. TH<br />

Aachen – oder ihrer geisteswissenschaftlichen<br />

Ausrichtung – z. B. Berliner<br />

Humboldt-Universität; Förderung<br />

von fachübergreifendem Arbeiten<br />

auch in Kooperation mit Forschungsinstituten<br />

außerhalb der Universitäten.<br />

spricht heute von „Leuchttürmen“, die<br />

die Leistungen der deutschen Forschung<br />

international sichtbar machen sollen. Als<br />

schärfster Kritiker der dritten Säule gilt<br />

Hessens Regierungschef Roland Koch<br />

(CDU), dem es beim letzten Treffen der<br />

Ministerpräsidenten gelang, seine bereits<br />

unterschriftswilligen Unionskollegen<br />

wieder auf seine harte Blockadelinie einzuschwören.<br />

Kochs Plädoyer gegen eine<br />

Sonderbehandlung von zehn ausgewählten<br />

Universitäten trifft sich auf den ersten<br />

Blick auch mit den inhaltlichen Bedenken<br />

der Gewerkschaft gegen das Elitekonzept.<br />

Doch äußerste Vorsicht ist bei<br />

dieser nur vermeintlichen Argumentations-Identität<br />

angebracht. Denn Koch<br />

verfolgt letztlich ein völlig anderes Ziel.<br />

Er will, dass der Bund seine Finger aus<br />

Bildung und Forschung gänzlich herauslässt<br />

– zumindest solange in Berlin<br />

Rot-Grün regiert und mit solchen Programmen<br />

öffentlich punkten kann.<br />

Max Loewe


Recht und<br />

Rechtsschutz<br />

5/<strong>2005</strong><br />

Kindergeldanspruch<br />

Freiwilligenarbeit von<br />

Kindern im Ausland<br />

Leisten Kinder ein freiwilliges soziales<br />

oder ökologisches Jahr in Europa ab,<br />

erhalten Eltern weiterhin Kindergeld.<br />

Nach einem Urteil des Finanzgerichts<br />

(FG) Sachsen gilt dies auch für Freiwilligenarbeit<br />

außerhalb Europas.<br />

Eltern bekommen für Kinder zwischen<br />

18 und 27 Jahren Kindergeld, wenn die<br />

Voraussetzungen stimmen: Das Kind ist<br />

etwa in der Ausbildung, arbeitslos,<br />

schwer erkrankt oder befindet sich in einer<br />

Phase zwischen Ausbildungsgängen.<br />

Das Gesetz berücksichtigt Umstände,<br />

in denen Eltern trotz der Volljährigkeit<br />

unterhaltspflichtig sind. Denn der<br />

Familienlastenausgleich ist ein Ziel des<br />

Einkommensteuergesetzes. In diesem<br />

Zusammenhang ist ein freiwilliges soziales<br />

Jahr anerkannt. Es muss sich dabei<br />

um unentgeltliche, am Gemeinwohl<br />

orientierte Arbeit handeln, vergütet<br />

höchstens mit einem Taschengeld, freier<br />

Kost und Logis.<br />

Vor diesem Hintergrund beantragte eine<br />

Klägerin Kindergeld für ihre 21-jährige<br />

Tochter, die ein Jahr lang in Israel soziale<br />

Arbeit leistete. Träger war ein deutsches<br />

Sozialwerk mit Mitarbeitern vor<br />

Ort. Die Tochter pflegte fünf Tage pro<br />

Woche Senioren, besuchte Seminare,<br />

erhielt Verpflegung, Unterkunft und ein<br />

Taschengeld. Doch der zuständige Träger<br />

lehnte den Kindergeldantrag und<br />

den Widerspruch ab, da das Jahr nicht in<br />

Europa abgeleistet werde.<br />

Das FG Sachsen erkannte den Kindergeldanspruch<br />

an, jedoch nicht auf<br />

Grundlage der Bestimmung für ein soziales<br />

Jahr. Der Israel-Aufenthalt sei damit<br />

in der Tat nicht vereinbar. Es gebe<br />

Bestimmungen im Einkommensteuergesetz<br />

(§ 32 Abs. 4 Abs. 1 Nr. 2), die man<br />

analog anwenden könne und die den<br />

Kindergeldanspruch begründeten: soziales<br />

Engagement oder der Erwerb von<br />

Informationen der <strong>GEW</strong>–Bundesstelle<br />

für Rechtsschutz.<br />

Verantwortlich: Paul Michel,<br />

Volker Busch, Gerhard Jens<br />

57. Jahrgang<br />

Kompetenzen im Rahmen einer Ausbildung.<br />

Das Gesetz nenne nicht alle Unterhaltssituationen,<br />

die anerkannt würden,<br />

sondern grenze sinnvolle Arbeit gegenüber<br />

Müßiggang ab. Übergeordnet<br />

sei dann der Anspruch der Eltern auf Familienlastenausgleich.<br />

(FG Sachsen, Urteil vom 26. Februar 2004<br />

– AZ 5-K-9/01)<br />

Überstundenvergütung<br />

Teilzeitlehrkräfte nicht<br />

länger benachteiligt<br />

Nach einer eigens eingeholten Vorabentscheidung<br />

des Europäischen Gerichtshofes<br />

(EuGH) hat das Verwaltungsgericht<br />

(VG) Minden rechtskräftig<br />

entschieden: Ab der ersten Überstunde<br />

haben Teilzeitlehrkräfte Anspruch<br />

auf Besoldung, und zwar anteilig<br />

gemäß ihrer aktuellen Vergütungsgruppe.<br />

Geklagt hatte eine Beamtin, die als teilzeitbeschäftigte<br />

Lehrerin an einer Gesamtschule<br />

unterrichtete. Die von ihr<br />

während eines Monats geleisteten 2,5<br />

Überstunden waren nicht vergütet worden,<br />

da die entsprechende beamtenrechtliche<br />

Regelung in Nordrhein-Westfalen<br />

(nach § 78 a LBG NW) erst ab der<br />

vierten Unterrichtsstunde Mehrarbeit<br />

(für andere Beamte ab der sechsten Arbeitsstunde)<br />

eine Vergütung vorsah. Da<br />

das VG Minden in dieser Regelung einen<br />

Verstoß gegen Gemeinschaftsrecht<br />

vermutete, setzte es im Jahr 2002 das<br />

Verfahren aus (Beschluss vom 26. Juli<br />

2002 – 4 K 123/01), um zu dieser Rechtsfrage<br />

eine EuGH-Vorabentscheidung<br />

einzuholen. Erwartungsgemäß urteilte<br />

der EuGh (Urteil vom 27. <strong>Mai</strong> 2004 –C-<br />

285/02), dass die nordrhein-westfälische<br />

Regelung über die Vergütung von Mehrarbeit<br />

für Beamte Gemeinschaftsrecht<br />

verletze: Sie benachteilige Teilzeitbeschäftigte<br />

gegenüber Vollzeitkräften,<br />

denn die Überstunden von Vollzeitlehrern<br />

würden anteilig nach ihrer Besoldungsgruppe<br />

bezahlt, während für<br />

Teilzeitkräfte ein geringerer Stundensatz<br />

nach der Mehrarbeitsvergütungsverordnung<br />

(MVergV) gelte. Darüber hinaus<br />

seien drei unbezahlte Überstunden für<br />

Teilzeitkräfte eine im Verhältnis größere<br />

Zusatzbelastung als für Vollzeitlehrkräfte.<br />

Außerdem wirke die MVergV mittelbar<br />

diskriminierend, falls mehr Frauen<br />

in Teilzeit beschäftigt seien. Die endgültige<br />

Ausgestaltung der Überstundenvergütung<br />

wurde vom EuGH zurück an das<br />

VG Minden verwiesen.<br />

Die Verwaltungsrichter stellten fest, dass<br />

von landesweit 40000 Teilzeitkräften in<br />

allen Schulformen 37000 Frauen seien.<br />

Damit war hinsichtlich der alten<br />

MVergV der Tatbestand der mittelbaren<br />

Diskriminierung erfüllt. Das VG Minden<br />

entschied, dass sich die Höhe des<br />

Vergütungsanspruchs ab der ersten<br />

Überstunde nicht nach den Stundensätzen<br />

der MvergV zu richten habe,<br />

sondern anteilig nach der aktuellen<br />

Besoldung. Im Falle der Klägerin liegt<br />

die Vergütung der Überstunden damit<br />

um rund ein Drittel höher.<br />

Umsetzung des Landes gefordert<br />

Überstundenvergütung von Teilzeitkräften<br />

treibt die <strong>GEW</strong> und ihre Rechtsschutzstellen<br />

seit Jahren um. Für Angestellte<br />

erreichte die <strong>GEW</strong> in NRW bereits<br />

vor Jahren eine Klärung im Sinne<br />

der Betroffenen (Bundesarbeitsgericht, Urteil<br />

vom 21. April 1999 – 5 AZR 200/98).<br />

Auch für teilzeitbeschäftigte Beamtinnen<br />

wurde ein Urteil erstritten (Oberverwaltungsgericht<br />

Münster vom30. Juni 2003<br />

– 6 A 4424/01), das eine anteilige Besoldung<br />

ab der ersten Überstunde vorsah.<br />

Das Land wollte jedoch zunächst eine<br />

höchstrichterliche Klärung abwarten,<br />

die spätestens mit dem EuGH-Urteil<br />

(s.o.) vorliegt. Die <strong>GEW</strong> erwartet jetzt<br />

Konsequenzen, damit den berechtigten<br />

Ansprüchen der Beamten endlich entsprochen<br />

wird. Bis dahin rät die <strong>GEW</strong><br />

den teilzeitbeschäftigten (verbeamteten)<br />

Lehrkräften, die Vergütung von<br />

Mehrarbeit schriftlich einzufordern.<br />

Dazu gibt es ein Musterschreiben der<br />

<strong>GEW</strong> im Internet:<br />

www.gew-nrw.de/Recht&Gesetz/<br />

Beamtenrecht/Besoldung.<br />

(VG Minden, Urteil vom 16. Februar <strong>2005</strong><br />

– AZ 4 K 123/01)<br />

Kindergeldanspruch<br />

Überstundenvergütung<br />

E&W 5/<strong>2005</strong> 33


LANDESVERBÄNDE<br />

Eine der vielen<br />

unausgegorenen<br />

Berliner „Bildungsreformen“:<br />

Alle Lehramtsstudiengänge<br />

wurden im<br />

WS 2004/<strong>2005</strong><br />

auf Bachelor-<br />

Master umgestellt.<br />

Doch was<br />

soll ein „Lehrer<br />

light“ à la Bachelor<br />

anfangen –<br />

und was die Schulen<br />

mit ihm?<br />

Finanzsenator<br />

Thilo Sarrazin<br />

(SPD)<br />

Bildungssenator<br />

Klaus Böger<br />

(SPD)<br />

34<br />

E&W 5/<strong>2005</strong><br />

Auf die Schnelle umgekr<br />

Schlechte Noten für „Bildungsreformen“ in Berlin<br />

Die Nachricht schreckte Mitte 2002<br />

kaum noch einen Hauptstädter auf.<br />

Als das Berliner Max-Planck-Institut<br />

für Bildungsforschung die Ergebnisse<br />

der nationalen PISA-Studie (PISA-<br />

E) veröffentlichte, fehlte neben Hamburg<br />

auch Berlin in der Tabelle. Statt<br />

der erforderlichen 80 Prozent hatte in<br />

Berlin an den untersuchten Schulen lediglich<br />

die Hälfte der Schüler am Test<br />

teilgenommen. Bildungssenator Klaus<br />

Böger (SPD) war’s peinlich. Doch er<br />

selbst ließ unausgegorene „Bildungsreformen“<br />

folgen.<br />

Böger ging daran, das Berliner<br />

Bildungswesen im Eiltempo<br />

umzukrempeln. Den<br />

Anfang machten die Kindergärten.<br />

Die sollten, so<br />

das Versprechen des Senators,<br />

zu Bildungseinrichtungen werden.<br />

Mag der Geist noch willig gewesen sein,<br />

der Rotstift von Finanzsenator Thilo Sarrazin<br />

(SPD) war stärker. Zunächst hob<br />

der rot-rote Senat im Herbst 2003 die<br />

Kita-Gebühren an. Die zum Teil drastischen<br />

Erhöhungen wurden hinter einer<br />

neuen Staffelung der Beiträge und einer<br />

Abkoppelung des Essenbeitrages versteckt.<br />

Eingeschränkt wurde zu Beginn<br />

des Schuljahres 2003/2004 auch die<br />

Lernmittelfreiheit an den Schulen. Um<br />

den Landeshaushalt um sieben Millionen<br />

Euro jährlich zu entlasten, müssen<br />

Eltern jetzt bis zu 100 Euro pro Kind<br />

und Schuljahr für Bücher berappen.<br />

Die Mehrbelastungen würden ausschließlich<br />

Bezieher höherer Einkommen<br />

treffen, rechtfertigt die haushaltspolitische<br />

Sprecherin der SPD-Fraktion<br />

im Abgeordnetenhaus, Iris Spranger, den<br />

Griff in die Geldbeutel der Bürger. „Für<br />

immerhin 50 Prozent der Eltern werden<br />

die Kita-Gebühren um keinen Cent erhöht“,<br />

erklärte sie. Elternverbände und<br />

<strong>GEW</strong> machen jedoch eine andere Rechnung<br />

auf. Schon für eine Familie mit einem<br />

Einkommen von knapp 26000<br />

Euro erhöhten sich die Beiträge pro<br />

Kind von 71 auf 91 Euro im Monat.<br />

Elternproteste<br />

Es gab heftige Elternproteste gegen die<br />

neuen Kita-Gebühren. Insbesondere<br />

Spandauer Eltern initiierten ein Volksbegehren.<br />

Rund 26000 Unterschriften<br />

wurden in den folgenden Monaten ge-<br />

sammelt. Doch die Mühe war umsonst.<br />

Wegen vieler ungültiger oder doppelter<br />

Unterschriften erkannte der Landeswahlleiter<br />

weit weniger als die erforderlichen<br />

25000 Unterschriften an. Die<br />

Quittung präsentierten die Berliner Eltern<br />

Böger und Sarrazin dennoch. Im<br />

vergangenen Jahr stieg in den Kitas die<br />

Zahl der Abmeldungen; aus den erwarteten<br />

Mehreinnahmen von zehn Millionen<br />

Euro wurde nichts – lediglich fünf<br />

Millionen Euro flossen in die Berliner<br />

Stadtkasse.<br />

Versprechen nicht eingelöst<br />

Den höheren finanziellen Belastungen<br />

für die Eltern steht ein schlechteres Angebot<br />

gegenüber. Zwar wurden 388 neue<br />

Erzieherinnenstellen in den kommunalen<br />

Kindereinrichtungen geschaffen,<br />

doch nach Schätzungen der Berliner<br />

<strong>GEW</strong> fehlen allein in diesem Bereich<br />

rund 800 Erzieherinnen. Und auch die<br />

neu geschaffenen Stellen existieren vielfach<br />

nur auf dem Papier, kritisiert Christiane<br />

Weißhoff, Fachgruppenleiterin Kindertageseinrichtungen<br />

bei der Berliner<br />

<strong>GEW</strong>. So seien in ihrer Kita im Bezirk<br />

Mitte statt Neueinstellungen Kindergartenplätze<br />

abgebaut worden. „Im Ergeb-


empelt<br />

nis haben wir heute genau so viel Personal<br />

wie vorher“, berichtet die Erzieherin.<br />

Gleichzeitig müssen sie und ihre<br />

Kolleginnen seit 2004 mit weniger Geld<br />

auskommen. Durch den Berliner Anwendungstarifvertrag<br />

erhalten die Beschäftigten<br />

zwischen acht und zwölf<br />

Prozent weniger Vergütung. Dafür wird<br />

die Arbeitszeit entsprechend reduziert.<br />

Diese Einschnitte bei den Beschäftigten<br />

wurden möglich, weil Berlin Anfang<br />

2003 aus der Tarifgemeinschaft deutscher<br />

Länder (TdL) austrat. Erst am<br />

1. August 2003 wurde der tariflose Zustand<br />

beendet – allerdings nicht für die<br />

angestellten Lehrkräfte. Entsprechend<br />

der Verlängerung der Arbeitszeit der Beamten<br />

von 40 auf 42 Stunden, wurde<br />

den Lehrern das Deputat um bis zu vier<br />

Unterrichtsstunden erhöht. Später war<br />

der Berliner Senat nicht bereit, sein Versprechen<br />

einzulösen, diese Erhöhung<br />

zurückzunehmen, wenn eine Einigung<br />

erzielt worden ist. Folge war der Ausschluss<br />

aus dem Berliner Anwendungstarifvertrag<br />

– und damit auch von den Einkommenssteigerungen<br />

2003 und 2004.<br />

Einschneidend sind auch die Veränderungen<br />

in der Ausbildung der Pädagogenzunft.<br />

Zum Wintersemester<br />

Foto: imago<br />

2004/<strong>2005</strong> wurden alle Lehramtsstudiengänge<br />

auf die Abschlüsse Bachelor<br />

und Master umgestellt. Berufsbezogener<br />

soll das neue Lehrerstudium sein.<br />

Bereits während der dreijährigen Bachelor-Ausbildung<br />

sind Schul-Praktika von<br />

Anfang an Pflicht. Doch auch hier<br />

steckt der Teufel im Detail, respektive in<br />

der Praxis. Ein „richtiger“ Lehrer wird<br />

man nämlich nur nach dem auf den<br />

Bachelor-Abschluss aufbauenden zweijährigen<br />

Master-Studiengang – bis heute<br />

ist allerdings nicht entschieden, wie die<br />

Zulassung zu diesem Studiengang geregelt<br />

werden soll. Zumindest an der<br />

Humboldt-Universität wurde laut darüber<br />

nachgedacht, eine Art Numerus<br />

clausus für frisch gebackene Bachelor-<br />

Absolventen einzuführen.<br />

„Lehrer light“<br />

Welche Tätigkeit die Pädagogen ausüben<br />

sollen, die lediglich über einen Bachelor-Abschluss<br />

verfügen, steht noch<br />

in den Sternen. Böger entwarf das neue<br />

Berufsbild des „Schulassistenten“, der<br />

den gestandenen Pädagogen im Unterricht<br />

zur Seite stehen soll. Eine genauere<br />

Tätigkeitsbeschreibung fehlt bis heute.<br />

Ungeklärt ist auch die Zukunft der<br />

so genannten Seiteneinsteiger in den<br />

Lehrerberuf. Um den Lehrermangel zu<br />

beheben, sollen künftig auch Absolventen<br />

von nicht-pädagogischen Studiengängen<br />

an Berlins Schulen unterrichten<br />

können. Ein berufsbegleitender Vorbereitungsdienst<br />

soll für die entsprechende<br />

pädagogische Nachschulung sorgen.<br />

Während Siglinde Schaub vom Koalitionspartner<br />

PDS dieses Modell als „zukunftsweisend,<br />

nicht nur für Berlin“<br />

pries, bekam Böger von den Lehrerorganisationen<br />

Schelte. Die Qualität von<br />

Ausbildung und Unterricht drohten<br />

durch den „Lehrer light“ auf der Strecke<br />

zu bleiben, stellten unisono <strong>GEW</strong> und<br />

der Verband Bildung und Erziehung<br />

(VBE) fest.<br />

Dabei gäbe es in Berlin durchaus genug<br />

Junglehrer, mit denen dem Lehrermangel<br />

beizukommen wäre. Doch rund 80<br />

Prozent der Bewerberinnen und Bewerber<br />

für die zu Beginn dieses Jahres frei<br />

werdenden Referendariatsplätze wurden<br />

abgelehnt. In absoluten Zahlen:<br />

von rund 1300 Junglehrern haben weniger<br />

als 300 eine Stelle in Berlin gefunden.<br />

Besonders drastisch ist das Missverhältnis<br />

zwischen Angebot und Nachfrage<br />

an den Grundschulen. Nur 26 Referendare<br />

seien hier neu eingestellt worden,<br />

kritisiert die <strong>GEW</strong>.<br />

Damit hat sich der Berliner Senat einen<br />

weiteren Bärendienst erwiesen. Gerade<br />

der Grundschulbereich müsste perso-<br />

nell massiv ausgebaut werden. Das neue<br />

Schulgesetz – seit knapp einem Jahr in<br />

Kraft – sieht unter anderem ab dem<br />

Schuljahr 2006/2007 eine flexible Schuleingangsphase<br />

vor. In der ersten und<br />

zweiten Klasse soll jahrgangsübergreifend<br />

unterrichtet werden. Kinder können<br />

dann ein, zwei oder drei Jahre in der<br />

Schulanfangsphase bleiben, je nach<br />

ihrem individuellen Entwicklungs- und<br />

Lernstand. Ab dem neuen Schuljahr<br />

sind zudem alle Kinder in dem Jahr<br />

schulpflichtig, in dem sie sechs werden.<br />

Eine Zurückstellung vom Schulbesuch<br />

ist nicht mehr möglich. Das wird zu steigenden<br />

Schülerzahlen führen. Auf ein<br />

Plus von zirka 13000 Kindern ab dem<br />

Schuljahr <strong>2005</strong>/2006 schätzt die Berliner<br />

Senatsschulverwaltung den zu bewältigenden<br />

Anstieg. Ursprünglich sollten<br />

dafür 750 neue Lehrer und Lehrerinnen<br />

eingestellt werden. Anfang <strong>2005</strong> hat<br />

Senator Böger die Zahl jedoch auf 140<br />

reduziert (s. E&W 2/<strong>2005</strong>).<br />

Deutsch für einen Euro<br />

Aber schon vor dem eigentlichen Einschulungstermin<br />

beginnen für die Berliner<br />

Schulen in diesem Jahr die Probleme.<br />

Im November 2004 wurden alle<br />

Fünfjährigen erstmals einem Sprachtest<br />

unterzogen. Über ein Drittel dieser Kinder<br />

hat laut Testergebnis Sprachförderbedarf.<br />

Für diese „große pädagogische<br />

Herausforderung“ stehen allerdings<br />

kaum Mittel zur Verfügung. Lediglich<br />

550 Kinder, bei denen Defizite im Erwerb<br />

der deutschen Sprache diagnostiziert<br />

wurden und die weder einen Kindergarten<br />

noch ein Vorschule besuchten,<br />

können nun an einem so genannten<br />

Sprachförderkurs in einer Schule<br />

teilnehmen. Unklar bleibt, was mit den<br />

anderen geschieht. Für diese Kinder stehen<br />

keine zusätzlichen Mittel bereit.<br />

Dafür gibt es aber eine Menge Gerüchte,<br />

die Böger auf einer Pressekonferenz<br />

selbst mit in die Welt gesetzt hat: Menschen<br />

mit qualifizierten Sprachkenntnissen<br />

sollten auf Ein-Euro-Job-Basis<br />

die Arbeit in den bisherigen Einrichtungen<br />

unterstützen. Nach heftigen Protesten<br />

brachte er Ende des vergangenen<br />

Jahres schließlich die künftigen Schulassistenten<br />

ins Gespräch. Bachelor-Absolventen<br />

aber gibt es frühestens in zweieinhalb<br />

Jahren, die Sprachkurse sollen<br />

jedoch schon jetzt beginnen.<br />

Der Vorschlag, Lehrer für einen Euro<br />

unterrichten zu lassen, brachte Böger<br />

immerhin eine Auszeichnung ein: Der<br />

Senator erhielt „für den bildungspolitischen<br />

Tiefschlag des Jahres“ Ende Januar<br />

den „Nassen Schwamm 2004“.<br />

Jürgen Amendt<br />

LANDESVERBÄNDE<br />

E&W 5/<strong>2005</strong> 35


PRAXIS: BERUFLICHE BILDUNG<br />

Produktive Zusammenarbeit:<br />

Angehende<br />

Mediendesigner<br />

haben für die gewerkschaftliche<br />

Weiterbildung<br />

eine CD-ROM gestaltet.<br />

36<br />

E&W 5/<strong>2005</strong><br />

Werkzeugkoffer für Moderatoren<br />

Azubis produzieren für die <strong>GEW</strong><br />

Im Auftrag der <strong>GEW</strong>: 26 Schüler des<br />

Oberstufenzentrums Druck- und Medientechnik<br />

in Berlin-Wittenau haben<br />

innerhalb ihrer Berufsausbildung eine<br />

CD-ROM für die Gewerkschaftliche<br />

Bildungsarbeit (gb@) gestaltet. Der<br />

virtuelle Werkzeugkoffer mit umfassenden<br />

Informationen über Organisation<br />

und Methoden der Weiterbildung<br />

soll den bundesweit eingesetzten Moderatoren<br />

als Handwerkszeug dienen.<br />

Auf dem Gewerkschaftstag in Erfurt<br />

haben die angehenden Mediendesigner<br />

das virtuelle Gepäckstück ihren<br />

Auftraggebern überreicht.<br />

Manchmal muss Farhan<br />

Indra noch auf seine<br />

„Spickzettel“ mit den<br />

Befehlen der Programmsprache<br />

Action-<br />

Skript schauen. Das<br />

Programmieren der Suchfunktion für<br />

Dokumente auf der CD-ROM hat es in<br />

sich. Schließlich soll es der Nutzer später<br />

leicht haben. Farhan möchte erreichen,<br />

dass nach der Eingabe des Suchbegriffs<br />

per Mausklick auf dem Bildschirm<br />

die Textpassagen erscheinen, in<br />

denen das gesuchte Wort fett markiert<br />

ist. „Das wirkt auf den ersten Blick so<br />

einfach. Aber dafür braucht man eine<br />

anspruchsvolle Programmiertechnik“,<br />

meint der Azubi, „und viel Mathematikkenntnis<br />

gehört auch dazu.“ Nach<br />

zwei Arbeitstagen hat er die Lösung gefunden.<br />

Für den angehenden Mediendesigner<br />

„ein super Erfolgserlebnis“,<br />

denn damit ist ein weiterer Teil des Projekts<br />

„Werkzeugkoffer“ vollendet worden,<br />

an dem seine ganze Berufsschulklasse<br />

mitgearbeitet hat.<br />

Am 26. Oktober 2004 fand das erste<br />

Treffen zwischen einer Projektgruppe<br />

der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit<br />

und den Berliner Azubis statt. Insgesamt<br />

blieb den jungen Produzenten nur<br />

ein halbes Jahr Zeit, um die CD-ROM<br />

fertig zu stellen. „Das war eine richtige<br />

Herausforderung, zumal wir parallel<br />

unsere Zwischenprüfung vorbereiten<br />

mussten“, betont Berufsschülerin Stephanie<br />

Rohr. Aber es reizte die Klasse, einmal<br />

ein Projekt gemeinsam von Anfang<br />

bis Ende „durchzuziehen“.<br />

Freie Hand bei der Konzeption<br />

Die Anfrage der <strong>GEW</strong> kam gerade zum<br />

richtigen Zeitpunkt. Die Gestaltung einer<br />

CD-ROM steht ohnehin im Rahmenplan<br />

des zweiten Lehrjahres der<br />

Foto: Fischer/report<br />

Mediendesigner. Eigentlich war vorgesehen,<br />

dass jeder Azubi seine Bewerbungs-CD-ROM<br />

gestaltet. Auch die<br />

Selbstdarstellung der Klasse war im Gespräch.<br />

Schließlich entschieden sich<br />

Schüler und Lehrer jedoch für das Projekt<br />

aus der Praxis, den gb@-Werkzeugkoffer.<br />

Mit gutem Grund: Denn alle<br />

für das zweite Lehrjahr vorgesehenen<br />

Lernfelder konnten bei der Kreation<br />

des virtuellen Gepäckstücks geübt werden.<br />

Die <strong>GEW</strong> hatte klare Vorstellungen, was<br />

der „Koffer“ enthalten sollte, ließ aber<br />

den Azubis freie Hand bei Konzeption<br />

und Gestaltung der CD-ROM. An gewisse<br />

Vorgaben waren die Jugendlichen<br />

allerdings gebunden: Sie sollten die<br />

„Styleguides“ einhalten, das heißt, die<br />

optischen Wiedererkennungsmerkmale<br />

mit der <strong>GEW</strong>. Kollegen aus den Landesverbänden<br />

steuerten die inhaltlichen<br />

Komponenten bei.<br />

Auf dieser Grundlage arbeitete zunächst<br />

jeder Auszubildende an seinem eigenen<br />

Entwurf. Die besten fünf wählten die<br />

Schüler aus und entwickelten diese in<br />

Arbeitsgruppen weiter. „Wir waren begeistert,<br />

wie professionell die Jugendlichen<br />

arbeiten können“, sagt Monika<br />

Rebitzki vom Berliner Landesvorstand<br />

der <strong>GEW</strong> über die Zusammenarbeit mit<br />

den Schülern.<br />

In vier Arbeitsgruppen – Programmierung,<br />

Screen Design Organisation,<br />

Kommunikation und Inhalt – teilten<br />

sich die angehenden Mediendesigner<br />

das Projekt auf. Ihnen war schnell<br />

klar, dass alle aufeinander angewiesen<br />

sind, damit am Ende alles zusammenpasst.<br />

Auf der Internetseite www.gew.nonprinter.de<br />

dokumentierten die Schüler regelmäßig<br />

ihre Arbeitsfortschritte. So blieb<br />

die Arbeit transparent. „Es zeigte sich,<br />

dass nicht nur die hohen technischen<br />

Ansprüche gemeistert wurden. Auch im<br />

Umgang mit dem Kunden sind die Jugendlichen<br />

immer sicherer geworden“,<br />

meint Klassenlehrer André Neubert.<br />

Am Ende strengten sich alle an, den<br />

Abgabetermin einzuhalten. Sie wussten,<br />

ihr Produkt wird für die Bildungsarbeit<br />

dringend gebraucht. „Das ist<br />

schon etwas ganz anderes, als wenn<br />

man nur zu Übungszwecken arbeitet“,<br />

so Azubi Corvin Weber.<br />

Die <strong>GEW</strong> kann als „Kundin“ zufrieden<br />

sein. Rechtliche Gründe verhindern es<br />

zwar, dass die Berufsschüler für ihre<br />

Leistungen entlohnt werden. Über eine<br />

kleine „Gegenleistung“ würde sich die<br />

Klasse dennoch freuen: eine Einladung<br />

zu einem der nächsten <strong>GEW</strong>-Weiterbildungsseminare.<br />

Katja Fischer


++ NEU +++ NEU +++ NEU +++ NEU +++ NEU +++ NEU +++ NEU +++ NEU +++ NEU +++ NEU +++ NEU +++ NEU +++ NEU +++ NEU +++<br />

✂<br />

Kalenderprogramm 2006<br />

Familienkalender 2006<br />

Unser Kalender für die ganze Familie<br />

Ein neuer Kalender für die ganze Familie. Vier Spalten stehen zum Eintragen<br />

zur Verfügung und zusätzlich gibt es noch die Geburtstags-Spalte. Die schönen<br />

Kindermotive<br />

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sind wieder von Andreas Röckener.<br />

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Format: 23,9 x 39 cm.<br />

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Rechnungs- und Lieferanschrift:<br />

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64295 Darmstadt<br />

Telefon (0 61 51) 86 01-201/202<br />

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E-<strong>Mai</strong>l kalender@apm.ag<br />

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ab 25 Stück 2,70 ¢/Stück<br />

ab 50 Stück 2,60 ¢/Stück<br />

Bestellmenge:<br />

apm aG – Mehr als nur drucken!<br />

Wir freuen wir uns, Ihnen unser Kalenderprogramm<br />

2006 vorstellen zu dürfen.<br />

Auch in diesem Jahr haben wir wieder für unsere<br />

Kunden interessante Themen aufgegriffen und diese<br />

in eindrucksvolle Bildkompositionen umgesetzt.<br />

So sind die beliebten Streifenkalender sowie die<br />

Bildkalender „Gesundes Leben“ und „Naive<br />

Malerei“ natürlich wieder wichtiger Bestandteil<br />

unseres Programms.<br />

Neu im Programm sind der Familienkalender mit Bildern<br />

von Andreas Röckener und der Streifenkalender<br />

„Fenster – mal etwas anders“ mit Öl- und Acrylmotiven<br />

des Künstlers Charles Steinke mit südländischem<br />

NEU<br />

Touch.<br />

Taschenkalender, Wandplaner und Schreibtischunterlagen<br />

sind auf Anfrage lieferbar.<br />

Und nicht vergessen: Sollten Ihnen unsere<br />

Produkte gefallen, so bestellen Sie bald,<br />

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von 6 % (bis 20. <strong>Mai</strong> <strong>2005</strong>)!<br />

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LESERFORUM<br />

Kurzsichtig<br />

(E&W 2/05, Seite 30: „Perspektivenwechsel:<br />

nicht nur eine Opfergeschichte“)<br />

Herr Heuberger hat Recht, wenn er<br />

moniert, dass eine ausschließliche<br />

Betrachtung des Antisemitismus<br />

„vor der Folie des Holocaust“ alte<br />

Klischees wieder aufwärmt. Allerdings<br />

ist eine Reduktion der Ursa-<br />

Erziehung<br />

und Wissenschaft<br />

Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft <strong>GEW</strong> 2/<strong>2005</strong><br />

chen des Antisemitismus auf eine<br />

Frage der Toleranz einer Minderheit<br />

durch die Mehrheit genauso<br />

kurzsichtig. Betrachtet man die<br />

profunde und scharfsinnige Analyse<br />

der „Elemente des Antisemitismus“<br />

in Adornos und Horkheimers<br />

„Dialektik der Aufklärung“,<br />

so werden hier Ursachen für<br />

den Antisemitismus genannt, die<br />

gerade heutzutage wieder eine erschreckende<br />

Verbreitung finden.<br />

Es heißt dort zu den obskurantistischen<br />

Wahnsystemen Anthroposophie<br />

(Eurhythmie), Naturheilverfahren<br />

und fernöstlichem Okkultismus:<br />

„Sie waren, im Angesicht<br />

der Bildung, apokryph und<br />

unrespektabel. Heute aber, wo Bildung<br />

überhaupt aus ökonomischen<br />

Gründen abstirbt, sind in<br />

ungeahntem Maßstab neue Bedingungen<br />

für die Paranoia der Massen<br />

gegeben.“<br />

Dirk Weber, per E-<strong>Mai</strong>l<br />

Für blöd gehalten<br />

(E&W 3/<strong>2005</strong>, Seite 24: „Verhandlungserfolg<br />

bei Bund und<br />

Gemeinden“)<br />

Als Verhandlungserfolg kann ich<br />

den jüngsten Tarifabschluss beim<br />

besten Willen nicht sehen. Im Gegenteil:<br />

Das sind die härtesten<br />

Verschlechterungen für die Be-<br />

38<br />

E&W 5/<strong>2005</strong><br />

Macht-Zocker<br />

Bund-Länder-<br />

Poker um<br />

die Bildung<br />

schäftigten des öffentlichen Dienstes,<br />

die die Gewerkschaften –<br />

noch dazu ohne jede Gegenwehr –<br />

seit langem eingesteckt haben.<br />

Dieser Abschluss bringt langfristige<br />

Reallohnverluste, neue Niedriglöhne,<br />

Leistungslöhne aus dem<br />

bisherigen Lohn- und Gehaltsvolumen,<br />

Arbeitszeitflexibilisierung,<br />

Abschaffung von Familienzuschlägen,<br />

Reduzierung von Überstundenzuschlägen,<br />

jede Menge Öffnungsklauseln<br />

und außerdem die<br />

„Meistbegünstigungsklausel“. Das<br />

heißt, kommt es in einem Bundesland<br />

zu einem für die Arbeitgeber<br />

günstigeren Abschluss, kann dieser<br />

für alle Beschäftigten auch bei<br />

Bund und Kommunen übernommen<br />

werden. Die Tarifrunde geht<br />

also bei den traditionell am<br />

schlechtesten organisierten Beschäftigten<br />

der Länder weiter mit<br />

voller Rückwirkung auf die Beschäftigten<br />

von Bund und Gemeinden,<br />

aber ohne deren Möglichkeiten<br />

zum Arbeitskampf. Es<br />

bleibt der Eindruck, wir Gewerkschaftsmitglieder<br />

werden von unseren<br />

Gewerkschaftsspitzen für<br />

blöd gehalten.<br />

Dieter Behringer, per E-<strong>Mai</strong>l<br />

Kleinigkeit vergessen<br />

(E&W 3/<strong>2005</strong>, Seite 23: „Schande<br />

für den Rechtsstaat“)<br />

Der Kommentar von Heiko Gosch<br />

ist wirklich lobenswert, nicht zuletzt<br />

wegen des Hinweises auf die<br />

Einmaligkeit deutscher Repression<br />

vor 33 Jahren unter Federführung<br />

von „Willy Mehr-Demokratie-wagen“.<br />

Er hat (hoffentlich<br />

nur) eine Kleinigkeit vergessen:<br />

Die <strong>GEW</strong> hat sich damals an der<br />

Hetze gegen die „staatlich anerkannten<br />

Staatsfeinde“ aktiv betei-<br />

Erziehung<br />

und Wissenschaft<br />

Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft <strong>GEW</strong> 3/<strong>2005</strong><br />

Demokratie lernen und leben<br />

Mutig gegen Rechts<br />

ligt mit ihren so genannten „Unvereinbarkeitsbeschlüssen“<br />

und<br />

„Ausschluss statt Rechtsschutz“.<br />

Ich bin gespannt, ob das Redaktionsteam<br />

die politische Weitsicht<br />

hat, Fehler der eigenen Organisation<br />

öffentlich einzugestehen,<br />

indem es diesen Leserbrief<br />

veröffentlicht. Eine öffentliche<br />

Selbstkritik könnte auch die Mitglieder<br />

der <strong>GEW</strong> für potenzielle<br />

gewerkschaftlich falsche Entwicklungen<br />

in der Zukunft sensibilisieren.<br />

Rudi Behn, Frankfurt a. M.<br />

Amateurheft?<br />

(E&W 3/<strong>2005</strong>, Seite 22: „Schavan<br />

auf Hexenjagd“)<br />

Als geschichtsinteressierter und<br />

politikbegeisterter Abiturient habe<br />

ich bis jetzt recht gerne in Ihrer<br />

Zeitung gelesen, da sie viele kritische<br />

Artikel, gerade zu unserem<br />

maroden Bildungssystem,<br />

enthielt. Doch als ich den Artikel<br />

„Schavan auf Hexenjagd“ in Ihrer<br />

Zeitung las, traf mich fast der<br />

Schlag. Ich frage mich wirklich, ob<br />

dieser Artikel Ergebnis amateurhaften<br />

Journalismuses ist oder, was<br />

viel schlimmer wäre, die tatsächliche<br />

politische und ideologische<br />

Gesinnung Ihrer Zeitung widerspiegelt!<br />

Falls das erstere der Fall sein sollte,<br />

kann ich Ihnen mitteilen, dass<br />

man mit geringstem Aufwand hätte<br />

herausfinden könne, dass die<br />

„Antifaschistische Initiative Heidelberg“<br />

nicht, wie von Ihnen vermittelt,<br />

eine brave Organisation<br />

ist, die gegen Rechtsextremismus<br />

kämpft, sondern eine „Initiative“,<br />

in welcher „radikale Linke verschiedener<br />

Strömungen zusammen<br />

arbeiten“, sprich Kommunisten,<br />

Anarchisten und Autonome.<br />

Carsten Lenk, per E-<strong>Mai</strong>l<br />

Heikle Begriffe<br />

(E&W 4/<strong>2005</strong>, Seite 32: Leserbrief<br />

„Politik mit Militanz“)<br />

Ernst C. Lerche kritisiert in seinem<br />

Leserbrief, die antifaschistische<br />

Initiative, der das Berufsverbotsopfer<br />

Michael Czaszkozy angehört,<br />

akzeptiere Militanz. Dabei wurde<br />

vermutlich übersehen, dass er unter<br />

Militanz „eine entschlossene,<br />

kämpferische Haltung, die<br />

nicht vor Konfrontationen zurückscheut“,<br />

versteht sowie mehr-<br />

fach betont hat, Gewalt gegen<br />

Menschen und Sachen abzulehnen.<br />

Ein typisches Beispiel für eine<br />

militante Aktion ist eine Sitzblockade.<br />

Liebe Kolleginnen und<br />

Kollegen, lasst euch durch heikle<br />

Begriffe nicht verunsichern.<br />

Ingo Schwarze, Karlsruhe<br />

Kuckucksei<br />

(E&W 4/<strong>2005</strong>, Seite 12: „Wider<br />

die Stoppuhrpädagogik“)<br />

„Auf Initiative der <strong>GEW</strong>“ sollen in<br />

Baden-Württemberg 30 Versuchsschulen<br />

ein Zeitbudget bekommen,<br />

um der „Stoppuhrpädagogik“<br />

zu begegnen. Was sich nach Erfolg<br />

anhört, ist eher ein Kuckucksei.<br />

Erziehung<br />

und Wissenschaft<br />

Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft <strong>GEW</strong> 4/<strong>2005</strong><br />

25.Gewerkschaftstag • Erfurt • 23.–27.April <strong>2005</strong><br />

Antworten auf Fragen,<br />

die heute bewegen.<br />

Das Kultusministerium besteht<br />

nämlich auf Kostenneutralität,<br />

was nur ganz Blauäugige überrascht<br />

haben dürfte. Man hat<br />

schon vor Jahren nachgewiesen,<br />

dass die berufliche Belastung der<br />

Lehrerinnen und Lehrer unverantwortliche<br />

Ausmaße angenommen<br />

hat – die extrem hohe Anzahl von<br />

Frühpensionierungen belegt das.<br />

Seither sind weitere Verschlechterungen<br />

hinzugekommen: u.a. größere<br />

Klassen und Deputatserhöhungen.<br />

Eine bloße Umverteilung<br />

innerhalb eines Zeitbudgets<br />

kann dann unmöglich zu einer<br />

Verbesserung des Zuwendungsfaktors<br />

für die einzelnen Schülerinnen<br />

und Schüler führen. Viel<br />

wahrscheinlicher ist eine Entsolidarisierung<br />

in den Kollegien. Aus<br />

gewerkschaftlicher Sicht halte ich<br />

es jedenfalls für mehr als riskant,<br />

an neuen Arbeitszeitmodellen<br />

mitzuwirken, ohne zuvor Zusagen<br />

für eine generelle Entlastung der<br />

Lehrerinnen und Lehrer erhalten<br />

zu haben. Peter Schild, Böblingen


Anzeige<br />

Liebe Kolleginnen,<br />

liebe Kollegen,<br />

seit mehr als 30 Jahren bieten wir<br />

für <strong>GEW</strong>-Mitglieder und deren<br />

Angehörige eine Sterbegeldversicherung<br />

an, die durch einen Gruppenversicherungsvertrag<br />

mit der<br />

DBV-Winterthur kostengünstiger<br />

ist als vergleichbare Einzelversicherungen.<br />

Wer gegenüber Angehörigen Verantwortung<br />

trägt, sollte privat für<br />

den Fall des Todes vorsorgen, auch<br />

wenn der eigene Tod ein sensibles<br />

Thema ist und oftmals tabuisiert<br />

wird. Auch für die Angehörigen ist<br />

ein Sterbefall belastend, zu der Bewältigung<br />

der Trauer kommen organisatorische<br />

Aufgaben hinzu,<br />

die mit erheblichem finanziellen<br />

Aufwand verbunden sind.<br />

Aus Erfahrung wissen wir, dass die<br />

Kosten für eine würdige Bestattung<br />

5000 EUR oft weit übersteigen.<br />

Das bisher von den gesetzlichen<br />

Kranken-versicherungen (GKV)<br />

gezahlte Sterbegeld entfällt mit<br />

Wirkung vom 01.01.2004 genauso<br />

wie das Sterbegeld für Beihilfeberechtigte<br />

für Hinterbliebene<br />

von Beamten.<br />

Finanzielle Vorsorge ist daher<br />

notwendiger denn je.<br />

Wir empfehlen den Abschluss einer<br />

angemessenen BFW-Sterbegeldversicherung.<br />

Durch unseren<br />

BFW-Gruppensondertarif erhalten<br />

Sie Vorzugskonditionen, die<br />

für Einzelne sonst nicht erreichbar<br />

sind. Wenn Sie sich die Beiträge<br />

ansehen, werden Sie feststellen,<br />

dass ausreichender Schutz für die<br />

Familie keine Geldfrage ist. Gerade<br />

in jungen Jahren sind die<br />

Beiträge minimal für einen hohen<br />

Versicherungsschutz und<br />

werden damit auch im Alter nicht<br />

zur Belastung.<br />

Sollten Sie bereits über eine Lebensversicherung<br />

verfügen, so<br />

denken Sie daran, dass diese meist<br />

mit dem 60. Lebensjahr endet und<br />

darüber hinaus dann kein Versicherungsschutz<br />

mehr besteht.<br />

Die BFW-Sterbegeldversicherung<br />

schützt lebenslang!<br />

Die Versicherungsleistung, erhöht<br />

um die Überschussbeteiligung,<br />

wird fällig, wenn die versicherte<br />

Person stirbt.<br />

Für den Abschluss der Sterbegeldversicherung<br />

ist die Mitgliedschaft<br />

im BFW der <strong>GEW</strong> erforderlich,<br />

die zusätzlich zum Versicherungsbeitrag<br />

monatlich 0,05 EUR kostet.<br />

Ihre vertraglich zugesicherten Vorteile:<br />

– niedrigere Beiträge als für Einzelverträge<br />

– Steuerbegünstigung der Beiträge<br />

– keine Gesundheitsfragen<br />

– garantierte Aufnahme bis 80 Jahre<br />

– Mehrleistung durch Überschussbeteiligung<br />

– Schnelle unkomplizierte Auszahlung<br />

– Doppelzahlung bei Unfalltod<br />

– Versicherung auch für Angehörige.<br />

Handeln Sie jetzt: Schicken Sie uns heute<br />

noch Ihren ausgefüllten und unterschriebenen<br />

Antrag zu.<br />

Mit den besten Empfehlungen<br />

Ihr Bildungs- und Förderungswerk<br />

PS: Durch die Zuwendungserklärung<br />

erhalten wir die Mittel, die uns in die<br />

Lage versetzen, Ihnen die vorteilhafte<br />

Gruppen-Sterbegeldversicherung anzubieten<br />

und unsere satzungsgemäßen<br />

Aufgaben zu erfüllen. Wenn Sie dazu<br />

weitere Informationen benötigen, fordern<br />

Sie diese bei uns an.<br />

BILDUNGS- UND FÖRDERUNGSWERK DER <strong>GEW</strong> IM DGB E.V.<br />

BFW der <strong>GEW</strong>, Reifenberger Straße 21, 60489 Frankfurt, Telefon (0 69) 7 89 73-204<br />

I. Ich erkläre zum nächstmöglichen Termin meinen Beitritt zum BFW der <strong>GEW</strong> und erkenne den Mitgliedsbeitrag von monatlich<br />

fünf Cent an.<br />

II. Ich erkläre meinen Beitritt zur Sterbegeldversicherung (Bedingungen s. Rückseite) aufgrund des Gruppenvertrages zwischen<br />

der DBV-Winterthur Lebensversicherung AG und dem BFW der <strong>GEW</strong> und beantrage die nachstehend angekreuzte<br />

Versicherungssumme (bei einer Erhöhung die neue Gesamt-Versicherungssumme).<br />

Name: Name:<br />

Vorname: Vorname:<br />

Geburtsdatum: Geburtsdatum:<br />

■ Neuantrag ■ Erhöhungsantrag auf – bitte ankreuzen – ■ Neuantrag ■ Erhöhungsantrag auf – bitte ankreuzen –<br />

Vers.-Summe: Vers.-Summe:<br />

■ 1 000 Euro ■ 5000 Euro ■ 9000 Euro ■ 1000 Euro ■ 5000 Euro ■ 9000 Euro<br />

■ 2 500 Euro ■ 6500 Euro ■ 10 000 Euro ■ 2500 Euro ■ 6500 Euro ■ 10 000 Euro<br />

■ 4 000 Euro ■ 8000 Euro ■ 12 500 Euro ■ 4000 Euro ■ 8000 Euro ■ 12 500 Euro<br />

PLZ: Ort: Straße/Nr.:<br />

III. Abbuchungsermächtigung (ist grundsätzlich erforderlich)<br />

Ich erkläre mich damit einverstanden, dass die Beiträge (einschl. BFW-Beiträge) bis auf schriftlichen Widerruf entsprechend<br />

der nachstehend angekreuzten Zahlungsweise im Lastschriftverfahren eingezogen werden:<br />

■ monatl. ■ quartalsweise (im Feb., <strong>Mai</strong>, Aug., Nov.) ■ kalenderhalbjährl. (im Feb., Aug.) ■ kalenderjährl. (im <strong>Mai</strong>).<br />

Der Mindestbetrag der Abbuchung muss 5,00 Euro betragen.<br />

Kto-Nr.: BLZ: Institut:<br />

IV. Zuwendungserklärung<br />

Die während meiner Mitgliedschaft auf die Sterbegeldversicherung anfallenden Grund-Überschussanteile<br />

werden mit den von mir zu zahlenden Versicherungsbeiträgen verrechnet. Bis auf meinen jederzeit möglichen<br />

Widerruf wende ich dem BFW der <strong>GEW</strong> laufend Beträge in Höhe der jeweils verrechneten Überschussanteile<br />

zu. Dadurch kommen diese Beträge wirtschaftlich nicht mir, sondern dem BFW der <strong>GEW</strong> zu 64 Prozent<br />

für satzungsgemäß obliegende Aufgaben und zu 36 Prozent zur Förderung der Sterbegeldeinrichtung<br />

(Kostendeckungsmittel) zugute. Über die Höhe der Zuwendung gibt das BFW auf Anfrage jederzeit Auskunft.<br />

Datum Unterschrift 1. Antragsteller Unterschrift 2. Antragsteller Unterschrift des Kontoinhabers<br />

Wichtig<br />

Bevor Sie diesen Antrag unterschreiben, lesen Sie bitte auf der Rückseite die Schlusserklärungen der zu versichernden<br />

Person. Die Schlusserklärungen enthalten u. a. die Einwilligungsklausel nach dem Bundesdatenschutzgesetz (BDSG)<br />

und Hinweise zum Widerspruchsrecht;sie sind wichtiger Bestandteil des Vertrages.Sie machen mit Ihrer Unterschrift die<br />

Schlusserklärungen zum Inhalt dieses Antrags.<br />

Wird vom Versicherer ausgefüllt Versicherungssumme Versicherungsbeginn<br />

5 8 6 6 1 1 0<br />

5 8 6 6 1 1 0<br />

0 0<br />

0 0<br />

BFW DER <strong>GEW</strong><br />

Sterbegeldversicherung ohne Gesundheitsprüfung<br />

Niedrige Beiträge durch Gruppenvertrag<br />

1 2 0 0<br />

1 2 0 0<br />

E&W 5/<strong>2005</strong> 39


BFW DER <strong>GEW</strong><br />

Produktbeschreibung<br />

Überschussbeteiligung<br />

Ber.des Eintrittsalters<br />

Beitragszahlung<br />

Unfall-<br />

Zusatzversicherung<br />

Willenserklärungen<br />

Schweigepflichtentbindungserklärung<br />

Widerspruchsrecht<br />

Versicherungsbedingungen<br />

Einwilligungsklausel<br />

nach dem BDSG<br />

Allgemeine Hinweise<br />

Versicherungsträgerin<br />

40<br />

E&W 5/<strong>2005</strong><br />

Die Versicherungsleistung wird beim Tod der versicherten Person fällig. Das Höchsteintrittsalter beträgt 80 Jahre. Der Versicherer verzichtet auf<br />

eine Gesundheitsprüfung; stattdessen gilt beim Tod der versicherten Person im ersten Versicherungsjahr folgende Staffelung der Versicherungsleistung:<br />

Bei Tod im ersten Monat: Rückzahlung des eingezahlten Beitrags; bei Tod im zweiten Monat: Zahlung von 1 ⁄12 der Versicherungsleistung; bei<br />

Tod im 3. Monat: Zahlung von 2 ⁄12 der Versicherungsleistung usw.; allmonatlich um 1 ⁄12 der Versicherungsleistung steigend bis zur vollen Versicherungsleistung<br />

ab Beginn des zweiten Versicherungsjahres.<br />

Stirbt die versicherte Person vor Ablauf des ersten Versicherungsjahres infolge eines im ersten Versicherungsjahr eingetretenen Unfalls, wird stets<br />

die volle Versicherungsleistung erbracht.<br />

Die von der DBV-Winterthur Lebensversicherung AG laufend erwirtschafteten Überschüsse werden in Form von Grund- und Zinsüberschussanteilen<br />

weitergegeben. Die Grundüberschussanteile werden mit den von Ihnen zu zahlenden Versicherungsbeiträgen verrechnet (siehe umstehende<br />

Zuwendungserklärung). Die Zinsüberschussanteile werden verzinslich angesammelt und zusammen mit der Versicherungsleistung ausgezahlt.<br />

Beginnjahr der Versicherung minus Geburtsjahr der zu versichernden Person = Eintrittsalter.<br />

Die Beiträge sind bis zum Ende des Monats zu entrichten, in dem die versicherte Person stirbt; längstens jedoch bis zum Ende des Versicherungsjahres,<br />

in dem die versicherte Person das rechnungsmäßige 85. Lebensjahr vollendet.<br />

Monatsbeiträge in Euro für je 500 Euro Versicherungssumme<br />

Für andere Versicherungssummen ist der Beitrag entsprechend zu vervielfältigen.<br />

Dadurch können sich Rundungsdifferenzen ergeben.<br />

Produkt VG 9/2004<br />

Ein- Ein- Ein- Eintritts-<br />

Frauen Männer tritts- Frauen Männer tritts- Frauen Männer tritts- Frauen Männer<br />

alter alter alter alter<br />

15 0,46 EUR 0,54 EUR 35 0,75 EUR 0,90 EUR 55 1,50 EUR 1,93 EUR 75 5,00 EUR 6,08 EUR<br />

16 0,47 EUR 0,55 EUR 36 0,77 EUR 0,93 EUR 56 1,57 EUR 2,01 EUR 76 5,52 EUR 6,62 EUR<br />

17 0,48 EUR 0,56 EUR 37 0,79 EUR 0,96 EUR 57 1,64 EUR 2,11 EUR 77 6,14 EUR 7,27 EUR<br />

18 0,49 EUR 0,58 EUR 38 0,81 EUR 0,99 EUR 58 1,71 EUR 2,21 EUR 78 6,91 EUR 8,06 EUR<br />

19 0,50 EUR 0,59 EUR 39 0,84 EUR 1,03 EUR 59 1,80 EUR 2,32 EUR 79 7,91 EUR 9,07 EUR<br />

20 0,51 EUR 0,60 EUR 40 0,87 EUR 1,06 EUR 60 1,89 EUR 2,43 EUR 80 9,25 EUR 10,41 EUR<br />

21 0,52 EUR 0,62 EUR 41 0,89 EUR 1,10 EUR 61 1,98 EUR 2,55 EUR<br />

22 0,53 EUR 0,63 EUR 42 0,92 EUR 1,14 EUR 62 2,09 EUR 2,69 EUR<br />

23 0,55 EUR 0,65 EUR 43 0,96 EUR 1,18 EUR 63 2,20 EUR 2,83 EUR<br />

24 0,56 EUR 0,66 EUR 44 0,99 EUR 1,23 EUR 64 2,32 EUR 2,98 EUR<br />

25 0,57 EUR 0,68 EUR 45 1,02 EUR 1,27 EUR 65 2,45 EUR 3,15 EUR<br />

26 0,59 EUR 0,70 EUR 46 1,06 EUR 1,32 EUR 66 2,60 EUR 3,33 EUR<br />

27 0,60 EUR 0,71 EUR 47 1,10 EUR 1,38 EUR 67 2,76 EUR 3,53 EUR<br />

28 0,62 EUR 0,73 EUR 48 1,14 EUR 1,43 EUR 68 2,94 EUR 3,75 EUR<br />

29 0,63 EUR 0,75 EUR 49 1,18 EUR 1,49 EUR 69 3,14 EUR 3,99 EUR<br />

30 0,65 EUR 0,78 EUR 50 1,23 EUR 1,55 EUR 70 3,37 EUR 4,25 EUR<br />

31 0,67 EUR 0,80 EUR 51 1,27 EUR 1,62 EUR 71 3,62 EUR 4,54 EUR<br />

32 0,69 EUR 0,82 EUR 52 1,33 EUR 1,69 EUR 72 3,90 EUR 4,87 EUR<br />

33 0,70 EUR 0,85 EUR 53 1,38 EUR 1,76 EUR 73 4,23 EUR 5,23 EUR<br />

34 0,72 EUR 0,87 EUR 54 1,44 EUR 1,84 EUR 74 4,60 EUR 5,64 EUR<br />

Lt. den Bedingungen für die Unfall-Zusatzversicherung ist diese Zusatzversicherung – außer bei Eintrittsaltern ab 75 Jahren – stets eingeschlossen.<br />

Der Zusatzbeitrag für die Unfall-Zusatzversicherung beträgt je 1000 EUR Sterbegeld monatlich 0,08 EUR; er ist in den entsprechenden Beiträgen<br />

der Tabelle bereits enthalten. Bei Tod infolge eines Unfalles vor dem Ende des Versicherungsjahres, in dem die versicherte Person ihr 75. Lebensjahr<br />

vollendet hat, wird das doppelte Sterbegeld gezahlt. Stirbt die versicherte Person danach, leistet der Versicherer dennoch in folgenden Fällen:<br />

Der Unfall muss bei der Benutzung eines dem öffentlichen Personenverkehr dienenden Verkehrsmittels eingetreten und das Verkehrsmittel muss<br />

diesem Unfall selbst ausgesetzt gewesen sein.<br />

Schlusserklärungen der zu versichernden Person<br />

Mir ist bekannt, dass die Vereinigung Versicherungsnehmerin ist. Sie handelt in meinem Auftrag. Ich bevollmächtige die Vereinigung zur Vertretung<br />

bei der Abgabe und Entgegennahme aller das Versicherungsverhältnis betreffenden Willenserklärungen (einschließlich der Kündigung der<br />

Sterbegeld-Versicherung beim Ausscheiden des Mitglieds aus der Vereinigung); die Vertretungsbefugnis erstreckt sich jedoch nicht auf die Empfangnahme<br />

von Versicherungsleistungen und die Änderung des Bezugsrechts.<br />

Bei höherem Eintrittsalter können die zu zahlenden Beiträge in ihrem Gesamtbetrag die versicherte Leistung unter Umständen übersteigen.<br />

Der Versicherer darf nur bei Freitod innerhalb der ersten drei Versicherungsjahre oder bei einem Unfalltod die Ärztinnen/Ärzte, welche die Todesursache<br />

feststellen werden, und die Ärztinnen/Ärzte und Heilkundigen, die mich im letzten Jahr vor meinem Tod untersuchen oder behandeln<br />

werden, sowie Behörden – mit Ausnahme von Sozialversicherungsträgern – über die Todesursache oder die Krankheiten, die zum Tod geführt haben,<br />

befragen. Insoweit entbinde ich alle, die hiernach befragt werden, von der Schweigepflicht auch über meinen Tod hinaus.<br />

Ich kann dem Versicherungsvertrag bis zum Ablauf von einem Monat nach Zugang des Versicherungsscheins,der Versicherungsbedingungen<br />

und der übrigen Verbraucherinformationen widersprechen.Zur Wahrung dieser Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs.<br />

Für die Versicherung gelten die Allgemeinen Bedingungen für die Gruppen-Sterbegeld-Versicherung nach Sondertarifen (Vertragsgrundlage 260),<br />

die Bedingungen für die Unfall-Zusatzversicherung (Vertragsgrundlage 500) und die Verbraucherinformationen nach § 10 a VAG. Diese werden<br />

mit dem Versicherungsschein und einer Kopie des Antrags übersandt; auf Wunsch können die Allgemeinen Bedingungen auch schon bei Antragstellung<br />

ausgehändigt werden. Maßgeblich für den Versicherungsvertrag sind ausschließlich die bei Policierung ausgehändigten Unterlagen.<br />

Ich willige ein, dass die Versicherer der DBV-Winterthur Gruppe allgemeine Antrags-, Vertrags-, Abrechnungs- und Leistungsdaten in gemeinsamen<br />

Datensammlungen führen, soweit dies der ordnungsgemäßen Durchführung meiner Versicherungsangelegenheiten dient.<br />

Auf diesen Vertrag findet das Recht der Bundesrepublik Deutschland Anwendung. Die zuständige Aufsichtsbehörde ist die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

(BAFin), Postfach 13 08, 53003 Bonn.<br />

Besondere Vereinbarungen sind nur mit Zustimmung des Versicherers wirksam.<br />

Eine bestehende Versicherung aufzugeben und dafür eine neue Versicherung abzuschließen, ist für die zu versichernde Person im allgemeinen unzweckmäßig<br />

und wird daher von den Versicherungsunternehmen nicht gewünscht.<br />

DBV-Winterthur Lebensversicherung<br />

Aktiengesellschaft<br />

Sitz: Wiesbaden (AG WI – 21 HRB 7501)<br />

Anzeige


Veranstaltungen<br />

Sommeruniversität<br />

für Frauen<br />

Die bundesweite Sommeruniversität für Frauen in<br />

Naturwissenschaft und Technik, die in diesem Jahr<br />

vom 25. bis 29. Juli stattfindet, bietet Schülerinnen<br />

der Jahrgangsstufen 10 bis 13 sowie allen interessierten<br />

Frauen die Gelegenheit zu einer intensiven<br />

Studien- und Berufswahlorientierung<br />

in den Bereichen Naturwissenschaft und Technik.<br />

Die Sommeruni wird gemeinsam für die<br />

Standorte Duisburg und Essen vom Campus<br />

Essen organisiert. Neben Veranstaltungen in<br />

Essen werden auch Laborbesichtigungen in<br />

Duisburg angeboten. Zudem gibt es auch in<br />

diesem Jahr die Möglichkeit, im Rahmen eines<br />

eintägigen „Kontaktstudiums“, Arbeitsplätze<br />

von Ingenieurinnen und Naturwissenschaftlerinnen<br />

hiesiger Industrie- und Wirtschaftsunternehmen<br />

kennen zu lernen.<br />

Anmeldungen an:<br />

Telefon 02 01/1 83-33 62 oder –22 41, Informationen<br />

im Internet unter: www.uni-due.de/sommeruni<br />

Theater- und<br />

Tanzpädagogen<br />

Seit über zehn Jahren führt das Off-Theater<br />

NRW – als bundesweit bekanntes Institut für<br />

Theater- und Tanzpädagogik – berufsbegleitende<br />

Fortbildungen zum Theater- bzw. Tanzpädagogen<br />

durch. Die neuen Lehrgänge beginnen<br />

im Herbst <strong>2005</strong>. Sie umfassen jeweils zwei Jahre<br />

und richten sich an Pädagogen, Lehrer, Erzieher,<br />

Fachkräfte in helfenden und heilenden<br />

Berufen sowie an alle, die Theater oder Tanz in<br />

Gruppen vermitteln wollen. Die neue Basisfortbildung<br />

mit dem Zertifikatsabschluss<br />

„Theaterpädagoge“ beginnt am 10./11. September<br />

(Kurs 20) – der Nachfolgelehrgang beginnt<br />

am 4./5. März 2006. Eine neue Aufbaufortbildung<br />

mit dem Zertifikatsabschluss „Theaterpädage<br />

BuT“ fängt am 22./23. Oktober an. Diese<br />

Fortbildung richtet sich an fortgeschrittene<br />

Teilnehmer, die bereits über theaterpädagogische<br />

Kenntnisse verfügen.<br />

Weitere Informationen:<br />

Off-Theater NRW e.V., Erftstraße 92, 41460 Neuss,<br />

Telefon 0 21 31/8 33 19, Fax 0 21 31/8 33 91,<br />

E-<strong>Mai</strong>l: info@off-theater.de,<br />

Internet: www.off-theater.de<br />

Zertifizierte Coaches<br />

und Moderatoren<br />

„Coaching und Moderation“ heißt der neue Fernstudiengang<br />

an der Universität Bielefeld, der<br />

im Oktober <strong>2005</strong> an den Start geht. Das Fernstudium,<br />

das aus rund 130 Lerneinheiten besteht,<br />

wird durch eine Präsenzphase mit sieben Modulen<br />

und durch die regelmäßige Arbeit in<br />

Peer-Groups ergänzt. Der Studiengang ist interessant<br />

für alle Unternehmen, Einrichtungen<br />

und Personen, die im Bereich Führung, Beratung,<br />

Training, Lehre, Weiterbildung und Personalentwicklung<br />

aktiv sind. Außerdem ist er<br />

offen für Hochschulen und Studierende aller<br />

Fachrichtungen, die sich mit zukunftsfähiger<br />

Personalentwicklung, Weiterbildung oder Beratung<br />

befassen. Weitere Informationen:<br />

Zentrum für Wissenschaftliche Weiterbildung<br />

an der Universität Bielefeld e.V. (ZWW),<br />

Dr. Gernot Graeßner, Universitätsstr. 25,<br />

33615 Bielefeld. Telefon 05 21/1 06 45 65,<br />

E-<strong>Mai</strong>l: gernot.graessner@uni-bielefeld.de,<br />

Internet: www.zww.uni-bielefeld.de/home/<br />

Um Mitarbeit wird gebeten<br />

Schüleraustausch<br />

Auch in diesem Jahr organisiert die Deutsche<br />

Schule in Temuco/Chile wieder einen Schüleraustausch<br />

mit Deutschland. Um alle interessierten<br />

Schüler nach Deutschland schicken zu<br />

können, werden deutsche Gastfamilien gesucht.<br />

Weitere Informationen:<br />

Deutsche Schule Temuco (Chile, S.A.)<br />

i. A. Heidi Rilling, Betreuerin f. d. Schüleraustausch,<br />

E-<strong>Mai</strong>l: hrilling@dstemuco.cl<br />

Erstes Sozialforum<br />

Das erste Sozialforum in Deutschland findet vom<br />

21. bis 24. Juni in Erfurt statt. Um das Forum zu<br />

einem nachhaltigen Erfolg zu machen, wird<br />

noch aktive Mitarbeit benötigt – sowohl für die<br />

Beteiligung an der Programmgestaltung als<br />

auch für die Publizierung des Programms und<br />

die Werbung von teilnehmenden Gruppen und<br />

Organisationen. Ein wichtiges Hilfsmittel für<br />

die Unterstützung ist die Website www.sozialforum<strong>2005</strong>.de.<br />

Unter dieser Adresse können Seminare,<br />

Workshops oder kulturelle Veranstaltungen<br />

angemeldet werden.<br />

Natürlich wird auch finanzielle Unterstützung<br />

benötigt. Der finanzielle Solidaritätsbeitrag<br />

kann auf folgendes Konto überwiesen werden:<br />

Friedens- und Zukunftswerkstatt, Frankfurter Sparkasse,<br />

BLZ 500 502 01, Konto-Nr. 2000 81 292,<br />

Stichwort Sozialforum <strong>2005</strong>. Eine Spendenbescheinigung<br />

(bis 50 Euro genügt der Kontoauszug oder eine<br />

Einzahlungsquittung) ist auf Wunsch möglich.<br />

Weitere Fragen und Informationen:<br />

Friedens- und Zukunftswerkstatt,<br />

Wilhelm-Leuschner-Straße 69-77,<br />

60329 Frankfurt, Telefon 0 69/24 24 99-50,<br />

Fax –51, E-<strong>Mai</strong>l: info@sozialforum<strong>2005</strong>.de<br />

Materialien<br />

Unterrichtsmaterial zum<br />

Film „Sophie Scholl“<br />

Nachdem die Kultusministerkonferenz der<br />

Länder den Film „Sophie Scholl“ erst kürzlich<br />

ausdrücklich für den Unterricht empfohlen<br />

hat, stellt X Verleih ab sofort zusätzliches Filmmaterial<br />

für Schulen und Kinos zur Verfügung.<br />

Allen interessierten Schulen, Kinos und Institutionen<br />

wird eine 19-minütige DVD oder<br />

VHS mit Hintergrund- und Zusatzinformationen,<br />

darunter Interviews mit dem Regisseur<br />

und Zeitzeugen, historisches Bildmaterial und<br />

kommentierte Filmausschnitte, kostenlos zur<br />

Verfügung gestellt. Das Material kann ab sofort<br />

beim X Verleih bestellt werden.<br />

Kontakt: Hermann Lorsbach,<br />

Email: hermann.lorsbach@x-verleih.de;<br />

Fax: 0 30/26 93 37 00<br />

Familienkrankheit Sucht<br />

Alkoholismus in der Familie belastet Kinder.<br />

Lehrer fühlen sich meist hilflos, wenn ihnen<br />

klar wird, dass die Schwierigkeiten von Schülern<br />

mit einem Suchtproblem im Elternhaus<br />

zusammenhängen. Hier will NACOA<br />

Deutschland, Interessenvertretung für Kinder<br />

aus Suchtfamilien e.V. aufklären. Die Website<br />

www.nacoa.de vermittelt Lehrern, wie sich<br />

Sucht im Elternhaus schulisch auswirkt und informiert<br />

über Hilfsmöglichkeiten. Eine Kinderseite,<br />

Informationen für Eltern und ein bundesweites<br />

Verzeichnis von Hilfsangeboten runden<br />

das Informationsangebot ab.<br />

Lesben und Schwule<br />

in der Schule<br />

Der <strong>GEW</strong>-Ratgeber „Raus aus der Grauzone –<br />

Farbe bekennen“ informiert über den Stand der<br />

rechtlichen Gleichstellung von Lesben und<br />

Schwulen in der Gesellschaft und im Schuldienst.<br />

Es wird mit Fallbeispielen zu verschiednen<br />

Konfliktsituationen und ihrer Bewältigung<br />

gearbeitet. Die Autorinnen und Autoren sind<br />

Mitglieder der Bundesarbeitsgemeinschaft Lesben<br />

und Schwule in der <strong>GEW</strong>, die über langjährige<br />

Erfahrungen in der Beratung und der<br />

politischen Auseinandersetzung verfügen.<br />

Der Ratgeber richtet sich an Personal- und Betriebsräte,<br />

Gleichstellungsbeauftragte, lesbische<br />

Lehrerinnen und schwule Lehrer, Schul-<br />

leitungen, -verwaltungen und gewerkschaftliche<br />

Rechtsschutzstellen.<br />

„Raus aus der Grauzone – Farbe bekennen“ finden<br />

Sie auf der <strong>GEW</strong>-Homepage unter: www.<br />

gew.de/Binaries/Binary8635/Lesch.pdf<br />

<strong>GEW</strong>-Mitglieder können die Broschüre gegen<br />

Einsendung eines adressierten und mit 1,44 Euro<br />

frankierten DIN A 4-Umschlags beziehen über<br />

<strong>GEW</strong>-Hauptvorstand, Vorstandsbereich Frauenpolitik,<br />

Postfach 90 04 09, 60444 Frankfurt/<strong>Mai</strong>n.<br />

Buchtipps<br />

Skinhead<br />

Der erste deutschsprachige Skinhead-Roman,<br />

nicht von einem Soziologen, sondern von einem<br />

Skinhead geschrieben.<br />

André Pilz, Jahrgang 1972, hält sich mit diversen<br />

Jobs über Wasser und ist Gitarrist einer Oi!-<br />

Punkband. Wenn André Pilz über den Skinhead<br />

„way of life“, über Gewalt im Stadion,<br />

Stress mit Einwanderergangs oder Neonazis in<br />

der Szene schreibt, weiß er, worüber er spricht.<br />

Aber „No llores, mi querida – Weine nicht, mein<br />

Schatz“ ist keine verkappte Autobiographie,<br />

kein Tagebuch, nicht nur ein Aufklärungswerk<br />

zu einem der brisantesten Themenkomplexe<br />

der Gegenwart – Rechtsextremismus und Jugendgewalt<br />

–, sondern darüber hinaus auch<br />

ein erstklassiges, bis zur letzten Zeile super<br />

spannendes Stück Literatur.<br />

André Pilz: No llores, mi querida – Weine nicht,<br />

mein Schatz. Ein Skinhead-Roman.<br />

Hardcover. 230 Seiten. 18 Euro.<br />

ISBN 3-86546-031-3; www.jugendkulturen.de<br />

Versteckte Kinder<br />

Es hat mehrerer Jahrzehnte bedurft, bis das<br />

Schicksal der „Versteckten Kinder“ hierzulande in<br />

der Öffentlichkeit Beachtung gefunden hat.<br />

Hierunter versteht man die jüdischen Kinder,<br />

die den Nationalsozialismus im Untergrund,<br />

getrennt von ihren Eltern, überlebt haben – in<br />

Klöstern, in Waisenhäusern, auf Bauernhöfen,<br />

in Gastfamilien.<br />

Nun hat Kerstin Muth einen gut lesbaren, knapp<br />

gehaltenen Band vorgelegt, in welchem sie einige<br />

dieser traumatisch belasteten Biographien<br />

nachzeichnet. Grundlage hierfür bilden neun<br />

im Buch dargebotene Interviews, welche Muth<br />

in einer Mischung aus Zitaten und narrativen<br />

Begleittexten einfühlsam nacherzählt.<br />

Muth beschreibt die großen Schwierigkeiten,<br />

überhaupt Kontakt zu Überlebenden der Shoah<br />

herstellen zu können. Überwiegend hatten<br />

sie in den ersten Jahrzehnten nach der Shoah<br />

nicht über ihr traumatischen Trennungserfahrungen,<br />

dem Entrinnen der Todesdrohung, zu<br />

sprechen vermocht. Die gesamte seelische<br />

Energie wurde für den Neuanfang benötigt.<br />

Vielfach wollten sie auch ihre eigenen Kinder<br />

vor ihren zerstörerischen Lebenserfahrungen<br />

schützen.<br />

Kerstin Muth: Versteckte Kinder. Trauma und Überleben<br />

der „Hidden Children“ im Nationalsozialismus,<br />

Gießen 2004, Psychosozial-Verlag, 165 Seiten,<br />

19,90 Euro.<br />

Dyskalkulie<br />

Das meist verkaufte Buch zum Thema Dyskalkulie<br />

„Mein Kind ist rechenschwach!“ hat das<br />

Zentrum für angewandte Lernforschung in der<br />

5. Auflage neu herausgegeben. Das Anliegen<br />

des Elternratgebers ist es, Eltern, Lehrern und<br />

all denjenigen, die nach Erklärungen und Hilfsmöglichkeiten<br />

für betroffene Kinder und<br />

Jugendliche suchen, einen Einblick in die<br />

Problematik und Hilfestellungen für den verständlichen<br />

Umgang mit rechenschwachen<br />

Kindern an die Hand zu geben. Das Buch kann<br />

zum Preis von 6,— Euro bestellt werden bei:<br />

Arbeitskreis des Zentrums für angewandte Lernforschung<br />

Osnabrück, Telefon 05 41/2 05 22 42,<br />

Fax 2 05 22 44,<br />

Internet: www.os-rechenschwaeche-shop.de<br />

ANSCHLAGTAFEL<br />

Auslandslehrer:<br />

Kontakt halten!<br />

Die <strong>GEW</strong> betreut ihre Mitglieder<br />

auch im Ausland. Dabei bitten wir<br />

Kolleginnen und Kollegen, die als<br />

Lehrkräfte ins Ausland gehen, das<br />

Folgende zu beachten:<br />

Teilen Sie bitte ihren Auslandsaufenthalt<br />

unverzüglich dem<br />

Landesverband mit und bitten<br />

Sie um Überweisung Ihrer Mitgliedschaft<br />

an den Hauptvorstand<br />

in Frankfurt; für die Dauer<br />

der Auslandstätigkeit sind Sie<br />

bundesunmittelbares Mitglied.<br />

(Das wird u. a. bei einem Rechtsschutz-<br />

oder Haftpflichtversicherungsfall<br />

bedeutsam.)<br />

Am sichersten: Sie melden sich<br />

selbst persönlich in Frankfurt an.<br />

Vergessen Sie dabei bitte nicht,<br />

Ihre genaue Auslandsadresse anzugeben<br />

– und später Änderungen<br />

mitzuteilen. Am einfachsten<br />

per E-<strong>Mai</strong>l: Die Adressenverwaltung<br />

der Auslandslehrer besorgt<br />

Sabine Quint – sabine. quint@<br />

gew.de (oder auf dem Postweg:<br />

<strong>GEW</strong>-Hauptvorstand, Sabine<br />

Quint, Postfach 90 04 09, 60444<br />

Frankfurt/M). Diese Kollegin ist<br />

auch zuständig, wenn die <strong>GEW</strong>-<br />

Zeitschriften – sowie die Rundbriefe<br />

der AGAL – nur auf Umwegen<br />

oder gar nicht zu Ihnen<br />

gelangen. Bei inhaltlichen Fragen<br />

wenden Sie sich bitte an Karin<br />

Gaines: karin.gaines@gew.de<br />

oder richten Sie ihre Fragen direkt<br />

an die AGAL (Arbeitsgruppe<br />

Auslandslehrerinnen und Auslandslehrer<br />

beim Hauptvorstand<br />

der <strong>GEW</strong>): agal@gew.de<br />

Von vielen Kolleginnen und Kollegen<br />

wird leider immer wieder<br />

übersehen, dass es bei der Rückkehr<br />

erforderlich ist, das umgekehrte<br />

Verfahren anzuwenden:<br />

Rechtzeitig bitte in Frankfurt<br />

ab- und beim Landesverband<br />

wieder anmelden. Adressen finden<br />

Sie im Internet www.gew.de/<br />

Landesverbaende_3.html. Dort<br />

lohnt sich auch ein gelegentlicher<br />

Blick auf die AGAL-Seite:<br />

www.gew.de/AGAL.html. Das<br />

alles gilt natürlich ebenso für mit<br />

ausgereiste Ehegatten, sofern sie<br />

<strong>GEW</strong>-Mitglied sind.<br />

Wolfgang Gotterbarm,<br />

AGAL-Vorsitzender<br />

E&W 5/<strong>2005</strong> 41


MARKTPLATZ<br />

42<br />

www.klinik-wollmarshoehe.de<br />

Hans Weber<br />

Die Wollmarshöhe<br />

Klinik<br />

Wollmarshöhe<br />

Fachkrankenhaus<br />

für psychosomatische<br />

und Innere Medizin<br />

Individuelle Hilfe bei<br />

psychosomatischen,<br />

internistischen und<br />

depressiven Erkrankungen.<br />

Klassische Medizin mit<br />

Verfahren der<br />

Naturheilkunde,<br />

Homöopathie,<br />

Psychotherapie<br />

Akutaufnahme möglich.<br />

EZ-Unterbringung,<br />

persönliche Atmosphäre,<br />

in Bodenseenähe.<br />

Für Privatpatienten und<br />

Beihilfeberechtigte.<br />

Gerne senden wir Ihnen<br />

unser Exposé!<br />

Privatklinik Wollmarshöhe<br />

Tel. 07520/927-0 • Fax 2875<br />

Wollmarshofen 14 • 88285 Bodnegg<br />

info@klinik-wollmarshoehe.de<br />

E&W 5/<strong>2005</strong><br />

Ein halbes Jahrhundert<br />

für die AJuM<br />

Die <strong>GEW</strong> gratuliert<br />

Hans Weber, langjähriger <strong>GEW</strong>-Aktiver<br />

und ehemaliger Rektor einer Sonderschule<br />

in Haiger (Hessen), dessen Name untrennbar<br />

mit der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur<br />

und Medien (AJuM) verbunden ist,<br />

ist im April 85 Jahre alt geworden.<br />

Foto: privat<br />

Nach seinem Eintritt in die <strong>GEW</strong> 1948<br />

begann Hans Weber 1954 sein gewerkschaftliches<br />

Engagement bei den Vereinigten<br />

Jugendschriften-Ausschüssen<br />

(VJA), der heutigen AJuM der <strong>GEW</strong>.<br />

Diesem Ehrenamt ist er bis heute treu<br />

geblieben. Weber organisierte nicht nur<br />

die Rezensionsarbeit und leitete viele<br />

Fortbildungsseminare, er war auch über<br />

lange Jahre Herausgeber der bekannten<br />

Reihe „Materialien Jugendliteratur und<br />

Medien“. Die <strong>GEW</strong> gratuliert herzlich zum<br />

85. und bedankt sich für mehr als ein halbes<br />

Jahrhundert Engagement.<br />

Verschiedenes<br />

Hamburg - Mannheimer Info 0800 - 101 24 09<br />

Darlehen für Beamte + Öffentlicher Dienst<br />

www.beamtendarlehen-will.de (+ Baufinanzierung) Hamburg-Mannheimer<br />

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Bundesverdienstkreuz<br />

für Detlef Mücke<br />

Engagement für homosexuelle Lehrkräfte<br />

Dem Gewerkschafter Detlef Mücke<br />

(60) ist das Bundesverdienstkreuz<br />

verliehen worden. Der gelernte<br />

Lehrer erhielt die Auszeichnung<br />

für seine überregionalen Verdienste<br />

um die Gleichberechtigung und<br />

Achtung Homosexueller in Schule<br />

und Gesellschaft.<br />

Detlef Mücke ist Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

Lesben und<br />

Schwule in der <strong>GEW</strong> und Leiter der<br />

Rechtsschutzstelle der <strong>GEW</strong> Berlin.<br />

Er setzte sich in den 70er Jahren gegen<br />

Berufsverbote für homosexuelle<br />

Lehrkräfte ein. In Berlin machte<br />

Mücke sich dafür stark, dass der Vorbildcharakter<br />

von offen homosexuell<br />

lebenden Lehrkräften für junge<br />

Menschen in die Richtlinien zur Sexualerziehung<br />

des Landes aufge-<br />

nommenwurde. Der Gewerkschafter<br />

gründete 1978 Detlef Mücke<br />

die AG Schwule<br />

Lehrer in<br />

der <strong>GEW</strong>, seit 1998 ist er Mitglied<br />

der <strong>GEW</strong>-Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

Lesben und Schwule. Er<br />

gehört seit 26 Jahren zu den Organisatoren<br />

überregionaler Treffen für<br />

homosexuelle Lehrer. Mücke hat<br />

an der Publikation „Lesben und<br />

Schwule in der Schule – respektiert!?<br />

ignoriert!? Eine Synopse der<br />

<strong>GEW</strong>-Befragung der Kultusministerien“<br />

mitgearbeitet. Aktuelle Veröffentlichung<br />

ist der Ratgeber „Raus<br />

aus der Grauzone – Farbe bekennen.<br />

Lesben und Schwule in der<br />

Schule“ (s. www.schwulelehrer.de und<br />

Anschlagtafel Seite 41). E&W<br />

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Foto: privat


Erziehung und Wissenschaft<br />

Diesmal<br />

48<br />

E&W 5/<strong>2005</strong><br />

Münte-Pädagogik<br />

Cartoon: Thomas Plaßmann

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