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Durchblick im Alltag - Erev

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<strong>Durchblick</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Alltag</strong><br />

Förderung rderung von <strong>Alltag</strong>skompetenzen von<br />

benachteiligten Jugendlichen am Beispiel<br />

ausgewählter ausgew hlter Lernfelder


<strong>Alltag</strong>skompetenzen?


<strong>Alltag</strong>skompetenzen?


<strong>Alltag</strong>skompetenzen?


Na, was fällt Ihnen<br />

zum Stichwort<br />

<strong>Alltag</strong>skompetenzen<br />

ein?<br />

Bitte notieren Sie auf je einer Karte<br />

nur jeweils einen Begriff!


Zum Kompetenzbegriff<br />

Meyers Enzyklopädisches Lexikon (1975), Der neue Brockhaus<br />

(1985) und der DUDEN (1974) definieren übereinst<strong>im</strong>mend<br />

Kompetenz als „Zuständigkeit, Befugnis“, d.h. der Kompetente<br />

„kann und darf“ nicht nur (ist befugt), sondern er ist auch<br />

„zuständig“ und trägt damit Verantwortung.<br />

Übereinst<strong>im</strong>mungen finden sich <strong>im</strong> Wörterbuch Pädagogik bei<br />

Schaub/Zenke (1997).<br />

Demnach kommt Kompetenz von lateinisch competens und<br />

bedeutet so viel wie geeignet bzw. zuständig. Kompetenz wird<br />

definiert als die<br />

„Fähigkeit einer Person, Anforderungen in best<strong>im</strong>mten Bereichen<br />

zu entsprechen...“ (Schaub/Zenke 1997, S. 210)<br />

Schaub, Horst; Zenke, Karl (1997): Wörterbuch Pädagogik. 2. Aufl. DTV München


Stufen des Kompetenzerwerbs<br />

Neuling<br />

(novice)<br />

Fortgeschrittener<br />

(advanced beginner)<br />

Kompetenter<br />

(competent)<br />

Tüchtiger<br />

(proficient)<br />

Experte<br />

(expert)<br />

Dreyfus, S.E.; Dreyfus, H.L. (1980): A five-stage model of the mental activities involved in directed skill aquisition. Unpublished report supported by<br />

the Air-Force Office of Scientific Research. University of California at Berkeley<br />

Benner, Patricia (1994): Stufen zur Pflegekompetenz. From Novice to Expert. Bern/Göttingen/Toronto/Seattle


<strong>Alltag</strong>skompetenzen<br />

lassen sich vor dem Hintergrund der bisherigen Ausführungen<br />

demnach beschreiben als die „geistige, körperliche und<br />

emotionale Fähigkeit, Herausforderungen/Problemstellungen<br />

des <strong>Alltag</strong>s zu bewältigen“.<br />

Beispiele sind:<br />

� technische Probleme <strong>im</strong> <strong>Alltag</strong> zu lösen<br />

� finanziell über die Runden zu kommen<br />

� bewusst und gezielt einzukaufen<br />

� eine Wohnung zu mieten bzw. zu kaufen<br />

� seinen Haushalt selbständig zu führen<br />

� seinen <strong>Alltag</strong> zu strukturieren<br />

� mit Behörden/öffentlichen Einrichtungen erfolgreich umzugehen<br />

� sich mit rechtlichen und versicherungstechnischen Fragen des<br />

<strong>Alltag</strong>s auszukennen<br />

� Konflikte mit Mitmenschen einvernehmlich zu lösen<br />

� …


Allerdings……<br />

Allerdings……<br />

Wie finde ich als<br />

Lehrerin diejenigen<br />

<strong>Alltag</strong>skompetenzen<br />

heraus, welche meine<br />

Schüler für die<br />

Lebensbewältigung<br />

benötigen?


Hilfreich dabei sind unter Umständen<br />

Umst nden<br />

die von Hiller und Mitarbeitern <strong>im</strong> Rahmen von<br />

Längsschnittstudien ngsschnittstudien erarbeiteten Teilkarrieren<br />

Bildung/Beschäftigung<br />

Finanzen<br />

Aufenthalt/Wohnen<br />

Beziehungen/soziales Netzwerk<br />

Freizeit<br />

Legalität<br />

Ziviles<br />

Gesundheit


Tragen Sie bitte<br />

jene<br />

<strong>Alltag</strong>skompetenzen<br />

für eine Teilkarriere<br />

nach Wahl zusammen,<br />

welche Sie für<br />

wesentlich erachten,<br />

damit Jugendliche<br />

ihren <strong>Alltag</strong><br />

bewältigen.


Bildung und/oder Bewältigung<br />

Schlüsselqualifikationen?<br />

Begriffsklärungen<br />

Begriffskl rungen<br />

Kompetenzen?<br />

Benachteiligte<br />

Jugendliche<br />

<strong>Alltag</strong>s-<br />

Kompetenzen?


Zum Bildungsbegriff<br />

Von zentraler Bedeutung für den<br />

modernen Bildungsbegriff ist die<br />

„Bildung der Individuen zu autonomen<br />

Subjekten, die Freiheit für individuelle<br />

Entwicklung und Entfaltung, die<br />

kulturelle und politische Teilhabe der<br />

Individuen an der Gesellschaft.“<br />

(Mack 1999, S. 171)<br />

Klafki v. Hentig<br />

Wolfgang Mack (1999): Bildung und Bewältigung. Weinhe<strong>im</strong>


Wolfgang Klafki: Klafki<br />

„Bildung muss m.E. heute als selbsttätig erarbeiteter und personal<br />

verantworteter Zusammenhang dreier Grundfähigkeiten verstanden<br />

werden:<br />

� als Fähigkeit zur Selbstbest<strong>im</strong>mung jedes Einzelnen über seine<br />

individuellen Lebensbeziehungen und Sinndeutungen zwischenmenschlicher,<br />

beruflicher, ethischer, religiöser Art;<br />

� als Mitbest<strong>im</strong>mungsfähigkeit, insofern jeder Anspruch, Möglichkeit<br />

und Verantwortung für die Gestaltung unserer gemeinsamen<br />

kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse hat;<br />

� als Solidaritätsfähigkeit, insofern der eigene Anspruch auf Selbstund<br />

Mitbest<strong>im</strong>mung nur gerechtfertigt werden kann, wenn er nicht<br />

nur mit der Anerkennung, sondern mit dem Einsatz für denjenigen<br />

und dem Zusammenschluss mit ihnen verbunden ist, denen eben<br />

solche Selbst- und Mitbest<strong>im</strong>mungsmöglichkeiten aufgrund gesellschaftlicher<br />

Verhältnisse, Unterprivilegierung, politischer Einschränkungen<br />

oder Unterdrückungen vorenthalten oder begrenzt<br />

werden.“ (Klafki 1993, S. 52)<br />

Wolfgang Klafki (1993): Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik. Zeitgemäße Allgemeinbildung und kritisch konstruktive Didaktik.<br />

3. Aufl. Weinhe<strong>im</strong>/Basel.


Hartmut von Hentig<br />

In den bildungstheoretischen Überlegungen von Hartmut von Hentig<br />

wird Bildung betrachtet als ein Prozess, der zwischen den Polen der<br />

subjektiven Voraussetzungen einerseits, den Interessen und gesellschaftlichen<br />

Bedingungen und Erwartungen andererseits, stattfindet.<br />

In diesem Prozess findet eine Akzentuierung bzw. Betonung der<br />

subjektiven Voraussetzungen statt.<br />

Bezogen auf die Aufgabe der Schule formuliert er:<br />

„Eine Schule, die auf das Leben vorbereitet, muss die Chancen und<br />

Schwierigkeiten des realen Lebens in geeigneten Dosen darbieten.<br />

Erst wenig, so dass das Kind nicht gleich von allem überwältigt wird,<br />

dass es eben ständig und auf Brusthöhe mit den Problemen ist.“<br />

(v. Hentig 2005, S. 76)<br />

Hartmut von Hentig <strong>im</strong> Interview mit Reinhard Kahl<br />

In: Reinhard Kahl: Treibhäuser der Zukunft. Wie in Deutschland Schulen gelingen. Eine Dokumentation von Reinhard Kahl. 2. Aufl. 2005


Zum Begriff „Bew Bewältigung ltigung“<br />

Der Begriff der Lebensbewältigung stammt aus der Sozialpädagogik<br />

und kann als die Fähigkeit eines Menschen beschrieben werden,<br />

„über die Runden zu kommen“ (Mack 1999, S. 257).<br />

� Die pädagogische Aufgabe besteht somit darin, die Handlungsfähigkeit<br />

einer Person in ihrem <strong>Alltag</strong> herzustellen bzw. zu<br />

erhalten, d.h. sie auf eine gelingende Lebensbewältigung<br />

vorzubereiten.<br />

Problem:<br />

� Einerseits: Der Begriff der „Bildung“ mit dem Leitbild der<br />

Autonomie und Freiheit des Subjekts sperrt sich gegen utilitaristische<br />

Instrumentalisierungen des Bildungsbegriffs.<br />

� Andererseits: „Bildung“ ist ohne eine gelingende „Bewältigung“<br />

des <strong>Alltag</strong>s nicht denkbar. Sie bliebe hohl, würde sie nicht zur<br />

<strong>Alltag</strong>sbewältigung beitragen.


Zum Verhältnis Verh ltnis von<br />

Bildung und Bewältigung<br />

Bew ltigung<br />

Nach Mack kann das Verhältnis von Bildung und Bewältigung aus<br />

drei verschiedenen Perspektiven betrachtet werden<br />

(Mack 1999, S. 286,287).<br />

• Bewältigung als Bedingung von Bildung<br />

(<strong>im</strong> Sinne eines wechselseitigen Prozesses)<br />

• Bewältigung als Teil von Bildung<br />

(Bewältigung setzt Handlungsfähigkeit und somit Kompetenzen<br />

voraus, die <strong>im</strong> Bildungsprozess erworben werden)<br />

• Bewältigung als Funktion von Bildung<br />

(Bildungsprozesse drücken sich in Bewältigungsprozessen aus)<br />

Wolfgang Mack (1999): Bildung und Bewältigung. Weinhe<strong>im</strong>


Zum Verhältnis Verh ltnis von<br />

Bildung und Bewältigung<br />

Bew ltigung<br />

Während die Fähigkeit zur Lebensbewältigung auf die<br />

Bewältigung alltäglicher Anforderungen in den<br />

bestehenden Lebensverhältnissen gerichtet ist,<br />

will Bildung das Individuum darin fördern, diese<br />

Lebensverhältnisse zu verbessern bzw. zu<br />

überwinden.<br />

Bildung ist demnach geprägt durch emanzipatorische<br />

und aufklärerische Elemente, welche den Menschen<br />

auf dem Weg zu einem selbstbest<strong>im</strong>mten, selbstkritischen,<br />

mitbest<strong>im</strong>mungsfähigen, solidarischen,<br />

autonomen und damit mündigen Individuum<br />

unterstützen will.


Schlüsselqualifikationen<br />

Schl sselqualifikationen<br />

(überfachliche berfachliche Qualifikationen)<br />

„Schlüsselqualifikationen sind ... solche Kenntnisse, Fähigkeiten und<br />

Fertigkeiten, welche nicht unmittelbaren und begrenzten Bezug zu<br />

best<strong>im</strong>mten…praktischen Tätigkeiten erbringen, sondern vielmehr<br />

a) die Eignung für eine große Zahl von Positionen und Funktionen als<br />

alternative Optionen zum gleichen Zeitpunkt und<br />

b) die Eignung für die Bewältigung einer Sequenz von (meist<br />

unvorhersehbaren) Änderungen von Anforderungen <strong>im</strong> Laufe des<br />

Lebens [herausbilden]*.“ (Mertens 1974, S. 36-43)<br />

Beispiel: Technische Problemlösefähigkeit<br />

* [ ] Anmerkung des Verfassers WB


Mertens unterteilt das Gesamtspektrum<br />

dieser Qualifikationen in vier<br />

verschiedene Typen von<br />

Bildungselementen:<br />

1. Basisqualifikationen<br />

2. Horizontalqualifikationen<br />

3. Breitenelemente<br />

4. Vintage-Faktoren


Beispiel: Schlüsselqualifikationen<br />

Schl sselqualifikationen<br />

à Brassard, Werner; Helling, Klaus;<br />

Jerofsky, Werner u.a. (1992): Wege zur<br />

beruflichen Mündigkeit. Didaktische<br />

Materialien zur integrierten Vermittlung und<br />

Förderung von fachlichen Inhalten und<br />

Schlüsselqualifikationen in der betrieblichen<br />

Ausbildung. Weinhe<strong>im</strong>


Windauffangschale Fertigelement:<br />

Kunststoff-<br />

Kaffeelöffel<br />

Verbindungsstrebe Griff des<br />

Kaffee-<br />

Dosier-Löffels<br />

Fertigelement:Kinderüberraschungsei<br />

Kunststoff-<br />

Scheibe<br />

Nabe Hutmutter Kunststoff-<br />

Scheibe<br />

Nabenbefestigung<br />

an der Welle<br />

Steckverbindung(Reduzierhülse<br />

o.ä.)<br />

Klebeverbindung<br />

Fertigelement:Tischtennisball<br />

Tiefziehschale<br />

kegelige<br />

Eigenbauschale<br />

aus<br />

Kunststoff-<br />

Folie<br />

PVC-Stab Schweißdraht Gewindestange<br />

Aluminium-<br />

Drehteil<br />

Klemmverbindnung(Stellschraube)<br />

Messingbuchse<br />

Klemmverbindung<br />

durch Kontern<br />

Holzscheibe


Benachteiligte Jugendliche:<br />

Ebenen von Benachteiligung<br />

Soziale Herkunft<br />

(schulische) Vorbildung<br />

Geschlecht<br />

Religion<br />

Generationenzugehörigkeit<br />

Generationenzugeh rigkeit<br />

Nationalität<br />

Nationalit t<br />

(Rützel tzel 1995, S. 112ff)<br />

Regionale Herkunft<br />

[z.B. alte/neue Bundesländer, Bundesl nder, Stadtteil]<br />

(Felber Felber 1997, S. 30)


Ausgewählte Ausgew hlte Ebenen von<br />

Benachteiligungen aus<br />

Regionaler Perspektive<br />

Benachteiligung<br />

Soziale Benachteiligungen<br />

Benachteiligungen aus Sicht<br />

des berufsbildenden Systems<br />

(Arbeitsmarktbenachteiligungen)<br />

Quelle: Burgert 2001, S. 20-29 20 29<br />

Benachteiligungen aus Sicht<br />

des allgemeinbildenden Schulsystems

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