Wärmedämmung und Brandschutz - Caparol

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24 Der Trend zu intensiveren Farbtönen an Fassaden im Zuge energetischer Sanie- rungen mit Wärmedämm-Verbundsyste- men (WDVS) ist unübersehbar. Kunden wünschen zunehmend dunkle Töne. Das Problem: Solche Oberfl ächen heizen sich bei Sonneneinstrahlung stärker auf als helle Fassaden. Hinzu kommt, dass sich Caparol • WOBAU Report 14 – 2012 Wege zur coolen Fassade Heat Management: trotz dunkler Farbtöne die Temperatur im Griff behalten WDVS-Oberfl ächen intensiver aufheizen als das bei einem massiven Mauerwerk der Fall ist. Daher unterliegt die Putzschale eines WDVS großen Spannungen. Die auftretenden starken Schwankungen der Oberfl ächentemperatur können Rissbildungen und Verformungen nach sich ziehen. Um das Risiko von Schäden in der Putz- schale zu vermeiden, wurde eine brancheneinheitliche Begrenzung des Hellbezugswertes (HBW) auf nicht kleiner als 20 festgeschrieben. Bei einer Unterschreitung des HBW von 20 muss der Fachmann wissen, dass hier die allgemein anerkannten Regeln der Technik verlassen werden.
Aufheizung und Hellbezugswert Der HBW beschreibt das solare Refl exionsvermögen von Beschichtungen und somit die Aufheizung aber nur unzureichend. Mit der Total Solar Refl ectance (TSR) gibt es eine Größe, die das Phänomen besser erfasst. TSR beschreibt den Anteil des von einer Beschichtung refl ektierten Sonnenlichts. Der TSR-Wert berücksichtigt neben dem sichtbaren auch den nahen Infrarotbereich und umfasst somit das gesamte Spektrum der Sonne von 250 nm bis 2.500 nm. Bei der Bestimmung des HBW fi ndet hin- gegen nur ein Teil des sichtbaren Lichts zwischen 400 nm und 700 nm Berücksichtigung. Energetisch betrachtet ein Bruchteil, denn Sonnenstrahlung setzt sich zu 42 Prozent aus ultraviolettem und sichtbarem Licht (UV-Vis) und zu 58 Prozent aus unsichtbarer Infrarotstrahlung (NIR) zusammen. Diesen Zusammenhang verdeutlichen die Ergebnisse von Praxismessungen am Dr. Robert-Murjahn-Institut (RMI) in Ober-Ramstadt. Auf einem WDV-System wurden die Oberfl ächentemperaturen von vier koloristisch identischen Beschichtungen mit unterschiedlichen TSR-Werten gemessen. Einfach „cool“: Wärmedämmung mit dunkler Fassadengestaltung. Das Ergebnis: Trotz identischem HBW werden Oberfl ächentemperaturen von 71° C bis 81° C ermittelt. Beschichtungen mit niedrigen TSR-Werten führen zu den höchsten, Beschichtungen mit hohen TSR- Werten zu den niedrigsten Temperaturen. Der TSR-Wert ist die geeignete Größe für die Voraussage der Oberfl ächentemperaturen von Fassadenoberlfl ächen. Beim Verwenden von TSR-Werten ist indes zu beachten, dass bislang noch keine brancheneinheitliche Mess- und Prüfme- thodik existiert. Diese ist aber notwendig, da der TSR-Wert maßgeblich von der Be- schichtungsdicke des Untergrundes und dem verwendeten Normspektrum der Sonne bestimmt wird. Daher sind die Ver- gleiche von TSR-Daten mit Vorsicht zu genießen. Zudem können die TSR-Werte einer Fassade vor Ort praktisch nicht ermittelt werden. Das erschwert eine breite Nutzung dieses Wertes in der Praxis. Solare Refl exion der Elemente Die Verwendung des TSR-Wertes ist eng mit einem neuen technologischen Ansatz zur Reduzierung der solaren Aufheizung von Fassaden verknüpft. Das Funktionsprinzip: Bei der Farbtonrezeptierung von WOBAU HEAT MANAGEMENT Fassadenfarben werden spezielle Pigmente verwendet, die das Sonnenlicht besser refl ektieren. Da Farbtöne letztlich nichts anderes als Pigmentmischungen darstellen, lohnt sich der Blick auf die TSR-Werte der einzelnen Pigmente. Titandioxid ist als prominentester Vertreter das Pigment mit dem höchsten TSR-Wert. Somit fi ndet hier die niedrigste Aufheizung der Oberfl äche statt. Im Gegensatz dazu stehen schwarze Ruß- und Eisenoxidpigmente mit den niedrigsten TSR-Werten von fünf Prozent. Diese Pigmente sind für die starke Aufheizung der Oberfl ächen verantwortlich. Betrachtet man die TSR-Werte der gängigen Buntpigmente, so stellt man fest, dass deren TSR-Werte grundsätzlich höher liegen als die aller Schwarz-Pigmente, selbst der speziellen IR-Schwarz-Pigmente. Buntpigmente spielen also bei der Aufheizung, insbesondere bei sehr intensiven Farbtönen, eine zunächst untergeordnete Rolle. Rezeptierung intensiver Farbtöne Analysiert man die Pigmentzusammenset- zung dunkler Farbtöne mit einem HBW < 20, ergibt sich, dass Schwarz-Pigmente eine Schlüsselrolle einnehmen. Je dunkler und somit unbunter der Farbton, desto Caparol • WOBAU Report 14 – 2012 25
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