Wärmedämmung und Brandschutz - Caparol
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<strong>Caparol</strong> • WOBAU Report 14 – 2012<br />
werden, sobald der Nachweis ihrer <strong>Brandschutz</strong>eigenschaften<br />
turnusmäßig wieder<br />
zu erbringen ist.<br />
Um einen regelrechten Prüftourismus <strong>und</strong><br />
eine Überlastung der zuständigen Stellen<br />
zu verhindern, sind das bisherige deutsche<br />
<strong>und</strong> das neue europäische Klassifi -<br />
zierungssystem seit Januar 2007 für eine<br />
Übergangszeit von mindestens fünf Jahren<br />
gleichwertig <strong>und</strong> alternativ anwendbar.<br />
Das bedeutet, dass Hersteller bisher<br />
die Möglichkeit hatten, Nachweise zum<br />
Brandverhalten oder Feuerwiderstand<br />
entweder auf der Gr<strong>und</strong>lage der alten<br />
DIN 4102 oder auf der Gr<strong>und</strong>lage der<br />
neuen DIN EN 13 501 zu führen. Voraussichtlich<br />
ab Juli 2012 wird die nationale<br />
DIN 4102 aber in vielen Teilen ihre Gültigkeit<br />
verlieren <strong>und</strong> allenfalls als Restnorm<br />
erhalten bleiben. Die europäische<br />
Fassung gemäß DIN EN 13 501 tritt dann<br />
an ihre Stelle. Die Einteilung von Baustoffen<br />
in Euroklassen ist dann in allen EU-<br />
Mitgliedsstaaten anzuwenden.<br />
Bei der neuen europäischen Regelung<br />
wird mit der DIN EN 13 501-1 das<br />
Brandverhalten beschrieben. Ergänzend<br />
zum Brandverhalten sind außerdem zwei<br />
Brandbegleiterscheinungen zu berücksichtigen:<br />
a) die Rauchentwicklung alias<br />
„smoke“, die sich in s1, s2 <strong>und</strong> s3 unterteilt;<br />
ferner b) das Abtropfen <strong>und</strong> Abfallen<br />
im Brandfall als „droplets“, wobei je<br />
nach Anforderungsniveau zunehmende<br />
Intensitäten von d0 über d1 bis d2 unterschieden<br />
werden.<br />
a) Rauchentwicklung<br />
s1 keine bzw. kaum Rauchentwicklung<br />
s2 mäßige Rauchentwicklung<br />
s3 starke Rauchentwicklung<br />
b) brennendes Abtropfen<br />
d0 kein Abtropfen bzw. Abfallen<br />
d1 mäßiges Abtropfen bzw. Abfallen<br />
d2 starkes Abtropfen bzw. Abfallen<br />
Auf die besondere Gefährlichkeit der<br />
Rauchentwicklung (smoke) als häufi gste<br />
Todesursache im Brandfall wurde vorausgehend<br />
bereits hingewiesen. Dem Abtropfen<br />
<strong>und</strong> Abfallen (droplets) wird im<br />
Best-Practice-Beispiel gegen Ende dieses<br />
Fachbeitrags noch besondere Aufmerksamkeit<br />
zuteil.<br />
<strong>Brandschutz</strong>anforderungen<br />
im Vergleich<br />
Berücksichtigt wurden drei WDVS-Typen,<br />
die sich anhand der verwendeten<br />
Dämmstoffe signifi kant voneinander un -<br />
ter scheiden: EPS, Mineralwolle <strong>und</strong> Holzfasern.<br />
Gemeinsam machen sie den Löwenanteil<br />
aller in Deutschland verbauten<br />
Wärmedämm-Verb<strong>und</strong>systeme aus. Weitere<br />
natürliche Dämmstoffe, die ebenfalls<br />
als Bestandteile von Wärmedämm-<br />
Verb<strong>und</strong>systemen zum Einsatz kommen<br />
(etwa Hanf, Kork, Flachs, Stroh, Schafwolle,<br />
Lehm, Seetang etc.) werden hier<br />
nicht berücksichtigt, da ihr Marktanteil<br />
vergleichsweise gering ausfällt <strong>und</strong> der<br />
Beitrag nicht auf eine erschöpfende Betrachtung<br />
aller denkbaren Spielarten<br />
zielt. Diese Nichtberücksichtigung sollte<br />
ausdrücklich nicht als Geringschätzung<br />
ihrer Praxistauglichkeit oder technischen<br />
Eigenschaften missverstanden werden. Es<br />
geht hier jedoch um Marktnähe <strong>und</strong> praxisorientierte<br />
Relevanz.<br />
Feuerwiderstandsklassen<br />
nach DIN EN 13 501-2<br />
Die Feuerwiderstandsklassen von komplexen<br />
Bauteilen wie Wärmedämmverb<strong>und</strong>systemen<br />
werden künftig gemäß DIN EN<br />
13 501-2 mit einer alphanumerischen Zeichenkombination<br />
aus einem oder mehreren<br />
Buchstaben (= Beschreibung bestimmter<br />
Kriterien) sowie einer Zahl (= Angabe<br />
des Feuerwiderstands in Minuten) angegeben.<br />
Während das bisherige deutsche<br />
System nur die Einteilung des Feuerwiderstandes<br />
in 30, 90, 120 <strong>und</strong> 180 Minuten<br />
kannte (zum Beispiel F-90B, womit eine<br />
Feuerwiderstandsdauer von 90 Minuten<br />
für ein Bauteil mit normalentfl ammbaren<br />
Baustoffen angezeigt wurde, wie sie etwa<br />
bei natürlichen Holzfaser-WDVS üblich<br />
ist), erweist sich das europäische Klassifi<br />
zierungssystem als differenzierter: Der<br />
Feuerwiderstand kann demnach künftig<br />
15, 20, 30, 45, 60, 90, 120, 180 <strong>und</strong> sogar<br />
240 Minuten betragen. Innerhalb dieser<br />
Feuerwiderstandszeiten muss das Bauteil<br />
bestimmte Eigenschaften aufweisen,<br />
auf die ein vorangestellter Buchstabe (R,<br />
E, I, W oder M) hinweist. Die genauen<br />
Eigenschaftsdefi nitionen ergeben sich aus