Schriftenreihe Verkehrssicherheit 14: „Risiko raus“ – Fachliche - DVR
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mehr als 3 Millionen allein<br />
in Deutschland eine besondere<br />
Zielgruppe dar.<br />
Beispiel<br />
Kleinunternehmen<br />
Trimpop und Kirkcaldy (1994)<br />
und Kirkcaldy und Trimpop<br />
(1997) zeigten, dass in ca.<br />
2000 Kleinunternehmen mit<br />
mehreren Tausend Befragten<br />
im medizinischen Bereich,<br />
der Faktor Arbeitsstress, Partizipationsmöglichkeit<br />
und<br />
Arbeitsklima einen statistisch<br />
bedeutsameren Einfluss auf<br />
das Unfallgeschehen haben<br />
als andere Faktoren:<br />
Es zeigte sich ein deutlicher<br />
Zusammenhang zwischen<br />
Arbeitszeit und betriebsbedingten<br />
sowie privaten Verkehrsunfällen.<br />
Lange Pausen, Unterbrechungen,<br />
Mittagspausen<br />
erzeugten höhere Belastungen<br />
und je früher der Arbeitstag<br />
begann, desto höher war der<br />
erlebte Arbeitsstress (Kirkcaldy,<br />
Trimpop, Athanasou<br />
und Cooper, 2000). Jüngere<br />
oder risikobereitere Fahrer<br />
und Fahrerinnen hatten mehr<br />
Unfälle. Arbeitsunfälle waren<br />
generell assoziiert mit Arbeitsklima/Partizipation<br />
und Fatalismus,<br />
sowie mit Variablen<br />
Arbeitsstunden (insb. Ende<br />
der Arbeitszeit), Entfernung<br />
zwischen Wohnort und Praxis,<br />
Ortsgröße. Im Gegensatz zu<br />
diesen erwarteten Ergebnissen<br />
bei Tierarztpraxen hatten<br />
sich bei den Mitarbeitern und<br />
Mitarbeiterinnen der humanmedizinischen<br />
Praxen andere<br />
Zusammenhänge gezeigt.<br />
So waren dort junge Frauen<br />
mit Kindern in der höchsten<br />
Risikogruppe für Wegeunfälle,<br />
bedingt durch die Doppelbelastung<br />
der Kinderversorgung in<br />
der Mittagspause. Arbeitsstress<br />
und Partizipationsmöglichkeit/<br />
Arbeitsklima waren maßgebliche<br />
Prädiktoren von Arbeits-<br />
und betrieblichen Verkehrsunfällen.<br />
Somit scheint eine unabhängige<br />
Analyse und Betrachtung<br />
der beiden Zielgruppen<br />
schon bei verschiedenen Typen<br />
von Arztpraxen gerechtfertigt.<br />
In beiden Gruppen zeigten<br />
ostdeutsche Praxen signifikant<br />
höhere Stresswerte, aber besserePartizipations-/Arbeitsklimawerte.<br />
Die Verkehrsunfallquoten<br />
der Tierärzte in den<br />
neuen Bundesländern waren<br />
signifikant höher, nicht aber die<br />
Arbeitsunfallzahlen im Betrieb.<br />
Dies betraf sowohl Wegeunfälle,<br />
Dienstwegeunfälle (z.B.<br />
Kunden- oder Patientenbesuche,<br />
Tagungsbesuche etc.)<br />
als auch Arbeitsunfälle und<br />
sogar private Verkehrsunfälle.<br />
Der Stress hört somit nicht am<br />
Werkstor auf, sondern man<br />
nimmt ihn mit heim. Er sorgt<br />
für weniger Aufmerksamkeit<br />
im Verkehr, in extremen Fällen<br />
sogar zu Abreaktionen des<br />
Ärgers. Umgekehrt beginnt<br />
der Stress morgens mit den<br />
Gedanken auf dem Weg zur<br />
Arbeit, besonders, wenn man<br />
zu spät ist, sei es durch zu spätes<br />
Aufstehen oder durch unvorhersehbare<br />
Staus. Man gibt<br />
sich dann große Mühe darum,<br />
rechtzeitig anzukommen,<br />
auch auf Kosten der <strong>Verkehrssicherheit</strong>.<br />
Daraus lässt sich<br />
schließen, dass Unternehmen<br />
einen Einfluss auf das Verkehrsunfallgeschehen<br />
ausüben kann<br />
(Trimpop und Kirkcaldy, 1995,<br />
Kirkcaldy und Trimpop, 1997).<br />
Gefährdungsanalysen müssen<br />
also das Zielobjekt, seine<br />
räumliche Umgebung und<br />
die kulturell-wirtschaftlichen<br />
Faktoren berücksichtigen.<br />
Tätigkeitsspezifisches<br />
Vorgehen:<br />
Mit Hilfe dieser Methode lässt<br />
sich das Zusammenwirken der<br />
Person mit der Tätigkeit und<br />
den entsprechenden Randbedingungen<br />
am gründlichsten<br />
eruieren, indem personenbezogene<br />
Merkmale, wie die Leistungsvoraussetzungen,Risikobereitschaft,<br />
subjektives Stresserleben,<br />
Zeitdruck etc. mit<br />
berücksichtigt werden. Wenngleich<br />
das tätigkeitsspezifische<br />
Vorgehen unter Umständen<br />
einen höheren Aufwand in der<br />
Gefährdungsanalyse bedeutet,<br />
eröffnet es doch in der<br />
Maßnahmenableitung deutlich<br />
mehr Optionen, zielgerichtet<br />
Gefährdungen zu minimieren.<br />
Daher fordern auch Makin<br />
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