Schriftenreihe Verkehrssicherheit 14: „Risiko raus“ – Fachliche - DVR
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tägliche Schichtzeit von 15 h<br />
zu überschreiten (Garo, 2001).<br />
Schlafmangel sowie aus zu<br />
langem Fahren ohne Ruhezeiten<br />
resultierende Erschöpfung<br />
sind nach Ansicht der Betroffenen<br />
die größten Gefährdungen<br />
im Zusammenhang mit ihrer<br />
Tätigkeit. Als Ursachen für<br />
die Nichteinhaltung von Lenk-<br />
und Ruhezeiten werden von<br />
den Fahrern an erster Stelle<br />
infrastrukturelle – also betrieblich<br />
beeinflussbare Gründe<br />
– angeführt (GDV, 2002).<br />
Die Anforderungen der Umgebungsbedingungen<br />
an die<br />
fahrende Person ist unvorhersehbarer<br />
als bei der Arbeit<br />
im Werk – und erfordern<br />
damit eine permanente Aufmerksamkeit,<br />
die jedoch nur<br />
schwer über Stunden aufrecht<br />
zu erhalten ist. Eigene Studien<br />
(vgl. Trimpop, 2000) illustrieren,<br />
dass bei durchschnittlicher<br />
Fahrweise fast alle Verkehrsteilnehmer<br />
täglich eine Vielzahl<br />
von Verstößen begehen; unabhängig<br />
davon, ob sie beruflich<br />
oder privat unterwegs sind. Bei<br />
berufsbedingten Fahrern unter<br />
Zeitdruck werden diese Verstöße<br />
jedoch zur Norm, trotz<br />
(oder wegen?) genauester<br />
Kenntnis der Verkehrsregeln,<br />
hoher Fahrkompetenz und<br />
technisch gut ausgestatteter<br />
Fahrzeuge. Andere Motive wie<br />
Zeitdruck, Angst vor Arbeitsplatzverlust,<br />
falsche Risiko- und<br />
Kompetenzeinschätzung, Stress<br />
und organisationale Rahmenbedingungen<br />
kommen ggf.<br />
als betriebsbedingte Einflussgrößen<br />
hinzu. Ablenkungen<br />
können sich ebenfalls negativ<br />
auf das Unfallgeschehen auswirken<br />
(Gericke et. al., 2007)<br />
Kinder als<br />
Verkehrsteilnehmer<br />
Die Schüler-Unfallstatistik der<br />
DGUV verzeichnet erfreulicherweise<br />
eine Reduktion<br />
der Wegeunfallquote der<br />
über 17 Mio versicherten<br />
Schülerinnen und Schüler,<br />
Studierenden sowie Kinder in<br />
Tageseinrichtungen um 7,6 %<br />
von 2006 zu 2007 und liegt<br />
nun bei 6,6 Unfällen je 1000<br />
Schüler. Analog zu den versicherten<br />
Erwerbstätigen zeigt<br />
sich jedoch auch hier eine<br />
Steigerung der Wegeunfälle<br />
mit tödlichem Ausgang. Ferner<br />
liegt der Anteil von getöteten<br />
Schülern auf Schulwegen<br />
deutlich über den durch sonstige<br />
Schulunfälle ums Leben<br />
gekommenen: Für 2007<br />
stehen 5 bei Schulunfällen<br />
Getötete 57 durch Schulwege<br />
ums Leben gekommene<br />
gegenüber (DGUV, 2009).<br />
Zunehmend größere Siedlungs-<br />
und Verkehrsflächen,<br />
weiter zunehmender Individualverkehr<br />
und ein gewandeltes<br />
Erziehungsverständnis hin zu<br />
mehr Schutztendenzen der<br />
Eltern führen dazu, dass Kinder<br />
weniger selbstständig mobil<br />
sind (Funk, 2004) und somit<br />
weniger Möglichkeiten haben,<br />
Kompetenzen in der Verkehrsteilnahme<br />
zu erwerben. Dieser<br />
Tendenz treten die meisten<br />
Handlungsempfehlungen zur<br />
Förderung der Sicherheit von<br />
Kindern im Straßenverkehr<br />
(Funk, Faßmann & Zimmermann,<br />
2006) entgegen.<br />
Ziel ist demnach nicht die<br />
Abschottung von Kindern vor<br />
dem Straßenverkehr, vielmehr<br />
weisen die europäischen Programme<br />
und Ansätze darauf<br />
hin, dass Kinder sich aktiv mit<br />
der Gefährlichkeit „Verkehr“<br />
auseinandersetzen sollen; es<br />
wird quasi die „Rückeroberung“<br />
der Straße durch die<br />
Kinder unterstützt, indem Kompetenzerwerb<br />
gefördert (Fußgänger-<br />
und Fahrradtrainings)<br />
und passive Verkehrsteilnahme<br />
(mit Pkw gebracht werden)<br />
eingeschränkt werden sollen.<br />
Häufig finden sich kommunal<br />
organisierte Aktionstage und<br />
Aufklärungsmaßnahmen, die<br />
die Aufmerksamkeit für Kinder<br />
als Verkehrsteilnehmer steigern.<br />
So werden beispielsweise im<br />
Rahmen der „Europäischen<br />
Woche der Mobilität“ Kinder<br />
als hervorzuhebende Zielgruppe<br />
betrachtet<br />
(www.mobilityweek.eu, Europäische<br />
Kommission, 2009).<br />
Meist gehen diese Maßnahmen<br />
einher mit edukativen<br />
Bemühungen, die immer noch<br />
die Mehrzahl der Prävention<br />
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