Schriftenreihe Verkehrssicherheit 14: „Risiko raus“ – Fachliche - DVR
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Hintergrund:<br />
Gefährlichkeit des<br />
berufsbedingten Verkehrs<br />
In den letzten 40 Jahren<br />
sind auf bundesdeutschen<br />
Straßen zwischen 6.800 (im<br />
Jahr 2002) und 19.100 (im<br />
Jahr 1970) Menschen tödlich<br />
verunglückt (BMVBW, 2003).<br />
Der Bezug zum Betriebsgeschehen<br />
zeigt sich u.a. darin,<br />
dass beispielsweise mehr<br />
als die Hälfte aller tödlichen<br />
Unfälle auf Autobahnen mit<br />
Fahrzeugen geschieht, die<br />
sich auf betrieblichen Wegen<br />
befinden (z.B. Lkw, Reisebusse,<br />
Kleintransporter, Geschäftswagen,<br />
Pendler). Im Gegensatz<br />
zu dem kontinuierlichen Sinken<br />
der Arbeitsunfallzahlen<br />
kann bei betrieblichen Verkehrsunfällen<br />
entweder eine<br />
Stagnation oder sogar ein<br />
Anstieg verzeichnet werden.<br />
Das BMWA (2004) schreibt<br />
dazu: Während sich die Zahl<br />
der tödlichen Wegeunfälle, die<br />
im Jahr 1960 bei 1 716 Unfällen<br />
(=52 Unfällen je 1 000<br />
Versicherte) lag, bis 2002 auf<br />
686 Unfälle (=16 Unfälle je 1<br />
000 Versicherte) deutlich verringerte,<br />
ist dies für die meldepflichtigen<br />
Wegeunfälle nicht<br />
so. Ihre Zahl lag 1960 bei 283<br />
605 Unfällen (8.6 Unfällen je<br />
1 000 VV) und sank bis 2002<br />
trotz zahlreicher technischer<br />
Verbesserungen an Fahrzeugen<br />
und Straßenverkehrsinfrastruktur<br />
lediglich auf 223<br />
304 Unfälle (= 5.1 Unfälle<br />
74<br />
je 1.000 VV). Diese Unfälle<br />
wiesen außerdem eine besondere<br />
Schwere auf, denn 55 %<br />
der tödlichen Arbeitsunfälle<br />
ereignen sich im Straßenverkehr<br />
und die Fehlzeitendauer<br />
nach einem Personenschaden<br />
ist ca. 30 % länger (HVBG,<br />
1997, Reiß, 1995; Scheefer<br />
& Hautzinger, 1989). Daraus<br />
erklärt sich auch, dass Verkehrsunfälleüberdurchschnittlich<br />
hohe Kosten verursachen;<br />
Studien beziffern die Kosten<br />
eines Verkehrsunfalls auf das<br />
Zwei- bis Sechsfache eines<br />
herkömmlichen Arbeitsunfalls<br />
(Lin & Cohen, 1997; Miller &<br />
Galibraith, 1995). Eine ausführliche<br />
Diskussion bietet der<br />
Überblicksartikel von Trimpop,<br />
Rabe und Kalveram (2008).<br />
Mit nur einem Anteil von ca.<br />
10 % an den meldepflichtigen<br />
Unfällen (zum Vergleich: allein<br />
Stolper- und Umknick-Unfälle<br />
machen 45 % der meldepflichtigen<br />
Unfälle aus) steht der<br />
betriebliche Verkehrsunfall<br />
nicht im unmittelbaren betrieblichen<br />
Fokus. Zahlreiche Unfälle<br />
geschehen als Wegeunfall,<br />
d.h. auf dem Weg von und<br />
zur Arbeit – mit der Folge,<br />
dass es betrieblichen Praktikern<br />
und den Umsetzern von<br />
<strong>Verkehrssicherheit</strong>skonzepten<br />
(Fachkräften für Arbeitssicherheit,<br />
Führungskräften,<br />
Technischen Aufsichtsbeamten,<br />
usw.) oft schwerfällt,<br />
betriebliche Verantwortung<br />
und Handlungsmöglichkeit zu<br />
erkennen. So wird plausibel,<br />
dass <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit<br />
– trotz der erhöhten<br />
Unfallschwere – bisher nicht<br />
im Zentrum der betrieblichen<br />
Aufmerksamkeit stand.<br />
Die Situation im Straßenverkehr<br />
wird jedoch nach gängigen<br />
Prognosen eher noch belasteter<br />
und damit gefährlicher<br />
werden. So soll die Güterfernverkehrsleistung<br />
bundesweit<br />
zwischen 1997 und 2015 um<br />
mehr als 60 % und die Güternahverkehrsleistung<br />
um rund<br />
25 % anwachsen (vgl. u.a. Ratzenberger,<br />
Arnold-Rothmaier<br />
& Schneider, 1998; Kritzinger,<br />
Riedle & Rommerskirchen,<br />
2001 sowie den Überblick der<br />
Verkehrszenarien in Landtag<br />
NRW, 2001b, S. 5); „Bahn<br />
und Binnenschiff werden nach<br />
übereinstimmender Einschätzung<br />
aller maßgeblichen Gutachter<br />
unter den gegenwärtigen<br />
Bedingungen bei einem<br />
prognostizierten Zuwachs von<br />
ca. 20 % nur unterproportional<br />
beteiligt sein“ (Landtag NRW,<br />
2001). Andere Gruppierungen<br />
gehen von noch höheren<br />
Wachstumszahlen aus, und<br />
prognostizieren zwischen<br />
2004 und 2025 eine Zunahme<br />
der Verkehrsleistung im<br />
Güternahverkehr von „nur“ 11 %,<br />
und im Straßengüterfernverkehr<br />
eine Zunahme von 84 %<br />
(Intraplan Consult, 2007). Die<br />
Anforderungen – und damit