Schriftenreihe Verkehrssicherheit 14: „Risiko raus“ – Fachliche - DVR
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zu sehr abnützt, ist wohl kein<br />
Hauptthema, wenn man über<br />
verantwortliches Handeln<br />
diskutiert (obwohl natürlich<br />
den Steuerzahlern in summa<br />
Kosten daraus entstehen,<br />
also auch andere betroffen<br />
sind). Viel relevanter sind aber<br />
die unmittelbare Sicherheit<br />
(also der Schutz von Leib<br />
und Leben), die Angstfreiheit<br />
(also dass man nicht um<br />
die eigene Sicherheit und<br />
um die der Kinder besorgt<br />
sein muss), die Stressfreiheit<br />
(also dass man weiß, dass<br />
man bei der Abwicklung<br />
der eigenen Aktivitäten als<br />
Verkehrsteilnehmer nicht auf<br />
Gegnerschaft sondern eher<br />
auf Unterstützung stößt), die<br />
Gleichberechtigung und Fairness<br />
(also dass man z.B. bei<br />
Wartezeiten u.a. an Kreuzungen<br />
etc. nicht benachteiligt<br />
wird), der Schutz vor Lärm, der<br />
die Lebensqualität beeinträchtigt<br />
und die Gewährleistung<br />
einer gesunden Umwelt.<br />
Verantwortliches Handeln<br />
wäre so gesehen ein Handeln<br />
im Sinne von Sicherheit, Nachhaltigkeit<br />
und Lebensqualität.<br />
Nämlich: abwägend, mit<br />
Rücksicht auf die Anderen, den<br />
Schwächeren mehr Möglichkeiten<br />
gebend; und dies aus<br />
eigenem Antrieb. Allgemeiner<br />
bei Schmidt (1988, siehe<br />
oben): „Der Begriff Verantwortlichkeit<br />
hat als wesentliches<br />
Merkmal ein selbstbestimmtes,<br />
6<br />
sich an moralischen Forderungen<br />
ausrichtendes Verhalten“<br />
und „Moralische Urteile lassen<br />
... sich im wesentlichen als<br />
Vorstellungen über Konflikte,<br />
ihr Zustandekommen sowie<br />
ihre Lösungsmöglichkeiten<br />
verstehen“. Dies setzt voraus,<br />
dass man sich über solche<br />
Aspekte Gedanken macht<br />
und damit in konstruktiver<br />
Weise umgehen will.<br />
Wie wird „das Richtige“<br />
bestimmt?<br />
Nun ist es relativ einfach, sich<br />
darauf zu einigen, dass es<br />
vorteilhaft wäre wenn die Verkehrsteilnehmer<br />
aus eigenem<br />
Antrieb das Richtige täten.<br />
Schwieriger wird es jedoch,<br />
wenn man „das Richtige“ definieren<br />
soll. Man könnte sich<br />
nun viele Situationen vorstellen,<br />
wo es völlig klar ist, was das<br />
richtige Verhalten ist: wenn sich<br />
etwa eine Gruppe von Kindern<br />
in unmittelbarer Nähe der<br />
Straße befindet, so wird man<br />
mit Verlangsamung und Bremsbereitschaft<br />
darauf reagieren.<br />
(Nicht alle tun das, aber in<br />
der menschlichen Gesellschaft<br />
werden nicht einmal die allerklarsten<br />
Regeln von allen ein<br />
gehalten – zum Thema Motivation<br />
später mehr). In vielen<br />
Fällen ist es aber weniger klar,<br />
was das richtige Verhalten ist.<br />
Z.B. bestehen viele auf ihrem<br />
„Recht“, im Ortsgebiet bei<br />
einer Beschränkung von 50<br />
km/h auch mit 50 km/h zu<br />
fahren, selbst in Fällen wo erst<br />
langsameres Fahren akzeptable<br />
Sicherheit mit sich brächte.<br />
Die Straßenverkehrsordnung<br />
schreibt zwar vor, dass die<br />
Geschwindigkeit der Situation<br />
anzupassen ist, aber wie<br />
definiert man „angepasste<br />
Geschwindigkeit“ in Sekundenschnelle<br />
vor Ort? Eine ähnliche<br />
Situation ist mit dem Bestehen<br />
auf dem eigenen Vorrang<br />
verbunden: Wenn ich dabei<br />
Gefahr für andere oder für<br />
mich selbst verursache, sollte<br />
ich auf den Vorrang verzichten.<br />
Leben und Gesundheit<br />
sind schließlich höherwertige<br />
Güter als der eigene Vorrang.<br />
Unterscheiden wir also bei<br />
der Bestimmung „richtigen<br />
Verhaltens“ danach, ob dieses<br />
allen klar und unstrittig ist, ob<br />
es arbiträr ist, oder ob eine<br />
Abstimmung unterschiedlicher<br />
Regeln notwendig ist (zwischen<br />
den beiden letzteren Bedingungen<br />
ist der Übergang fließend<br />
– „arbiträr“ hat ja schließlich<br />
auch mit Regelauslegung zu<br />
tun bzw. mit der Überlegung,<br />
welche Regeln nun eigentlich<br />
anzuwenden sind).<br />
Wenn das Richtige klar ist<br />
Am einfachsten ist es, das Richtige<br />
zu tun, wenn sich „alle“<br />
einig sind, bzw. wenn ganz<br />
klar ist, was „das Richtige“ ist.<br />
Es handelt sich hier also z.B.<br />
um das Einhalten von Regeln<br />
die nicht strittig sind, sofern<br />
das im menschlichen Leben