Schriftenreihe Verkehrssicherheit 14: „Risiko raus“ – Fachliche - DVR
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Verunglückte Kinder als Radfahrer je 1.000 der Altersgruppe nach Kreisen Quelle: NEUMANN-OPITZ, BARTZ, LEIPNITZ (2008: 26) Bild 9: Als Radfahrer verunglückte Kinder je 1.000 der Altersgruppe – nach Kreisen 50 Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz Saarland Bremen Schlesw ig-Holstein Niedersachsen Hessen Baden-Württemberg Hamburg Thüringen Mecklenburg-Vorpommern Sachsen-Anhalt Bayern Berlin Brandenburg Sachsen Kreise nach Unfallkennziffern - verunglückte Kinder als Radfahrer/ 1.000 der Altersgruppe - geringe Unfallbelastung (0%-25%) - geringe bis mittlere Unfallbelastung (25%- 50%) - mittlere bis höhere Unfallbelastung (50% – 75%) - hohe Unfallbelastung (75% - 100%). Interessant ist bei der Betrachtung der Fahrradunfälle auch deren regionale Verteilung in Deutschland. Für die Darstellung in Bild 9 wurden die Kinderunfälle der Jahre 2001 bis 2005 für jeden Landkreis und jede kreisfreie Stadt in Deutschland addiert und in eine Rangreihe gebracht. Die untersten 25 %, also die Kreise mit dem geringsten bevölkerungsbezogenen Unfallrisiko als Radfahrer, sind dunkelgrün eingefärbt, die nächsten 25 % hellgrün, die folgenden 25 % hellrot und die Kreise mit dem höchsten Unfallrisiko für Kinder als Radfahrer sind dunkelrot eingefärbt. Bild 9 zeigt eindrucksvoll entsprechende Unfallschwerpunkte rund um Berlin sowie dem östlichen Vorpommern, in Schleswig-Holstein und entlang der Grenze zu den Niederlanden und Belgien. Des Weiteren sind einzelne kreisfreie Städte oder Landkreise besonders mit Radfahrunfällen von Kindern belastet. Umgekehrt sind weite Teile von Rheinland-Pfalz, Hessen und dem nördlichen Baden- Württemberg und Bayern relativ unbelastet. Hier schlägt sich der Einfluss der Topografie in einer unterschiedlichen Gelegenheitsstruktur nieder: In relativ ebenen Landesteilen lässt sich das Fahrrad leicht benutzen, die zurückgelegten
Wege oder die als Radfahrer im Straßenverkehr verbrachte Zeit sind länger. Mit der höheren Exposition geht auch eine größere Gefahr einher, als Radfahrer zu verunfallen. Dagegen fahren Kinder in hügeligen oder bergigen Regionen weniger Fahrrad. Die dort geringere Exposition drückt sich dann auch in einem niedrigeren Unfallrisiko aus. Auch in der Statistik der Straßenverkehrsunfälle in der Schüler-Unfallversicherung zeigt sich, dass in der verkehrsbeteiligungsspezifischen Betrachtung in allen Altersgruppen unter 18 Jahren die Verunfallung als Fahrradfahrer dominiert. So verunfallen fast zwei Drittel der in dieser Statistik erfassten 10- bis 14-Jährigen (65,3 %) und etwa die Hälfte der 15- bis 17-Jährigen (50,7 %) mit dem Fahrrad. Das Unfallrisiko mit dem Fahrrad ist in der Altersgruppe der 10- bis 14-Jährigen am höchsten (vgl. DIMA, LIPKA, SCHERER 2009: 12, 30). Die Wirksamkeit von Helmen zur Verringerung der Verletzungsschwere bei einem Verkehrsunfall mit dem Fahrrad darf als erwiesen gelten (vgl. z. B. OTTE, HAASPER, WIESE 2008). Allerdings nimmt mit zunehmendem Alter der jungen Verkehrsteilnehmer die Helmtragequote stark ab, Helmtragequote 20% 15% 10% 5% 0% 10% wobei nach Selbstangaben der Kinder die Helmtragequote weitaus niedriger liegt, als nach Angabe ihrer Eltern (vgl. KAHL, DORTSCHY, ELLSÄS- SER 2007: 724). Aus der jährlich im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) durchgeführten Erhebung „Gurte, Kindersitze, Helme und Schutzkleidung“ lässt sich für die Altersgruppe der 11- bis 16-Jährigen feststellen, dass im Jahr 2003 lediglich jedes zehnte Kind dieses Alters beim Radfahren einen Helm trug. Innerhalb von fünf Jahren hat sich dieser Anteil verdoppelt: Im Jahr 2008 betrug die Helmtragequote der 11- bis 16-Jährigen 20 %, jedes fünfte Kind bzw. jeder fünfte Jugendliche trug also einen Fahrradhelm (vgl. Bild 10). Fahrradhelm tragende Kinder im Alter von 11 - 16 Jahre 12% 14% 13% 19% 20% 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Erhebungsjahr Quelle: BASt; persönliche Kommunikation; Bild 10: Helmtragequoten von Kindern im Alter von 11 bis 16 Jahren – im Zeitverlauf SCHRECKENBERG, SCHLITT- MEIER, ZIESENITZ (2005) beobachten unter Jugendlichen ab etwa 13 Jahren eine mit zunehmendem Alter sinkende Helmtragequote. Als Determinanten der Fahrradhelmnutzung machen die Autoren die Einstellungen und das Verhalten der Eltern und der Gleichaltrigengruppe, die Gestaltung und Passung der Radhelme und persönliche Einstellungen bzw. die Risikobereitschaft des Jugendlichen aus. Rad fahrende Kinder und Jugendliche scheinen zudem wenig Wert auf eine Sicherheitsausstattung ihrer Fahrräder zu legen und sich stattdessen stärker für die Anzahl der Gänge und die Optik ihres Rades zu interessieren (vgl. ELLINGHAUS, STEINBRECHER 1996: 106). Ursachen für die Unfallverwicklung Rad fahrender Kinder sind jedoch nicht nur bei den jungen Verkehrsteilnehmern zu suchen. Vor allem junge Eltern und Eltern, die in Städten leben, schätzen verkehrsrelevante Fähigkeiten ihrer Kinder oft falsch ein. Die Fehleinschätzung der Eltern ist dabei umso stärker, je höher ihr Bildungsniveau ist. Des Weiteren sind viele Eltern nicht richtig über Verkehrsregeln in Bezug auf Kinder informiert (vgl. ELLINGHAUS, STEIN- BRECHER 1996: 136, 145ff). 51
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Verunglückte Kinder als Radfahrer je 1.000 der Altersgruppe nach Kreisen<br />
Quelle: NEUMANN-OPITZ, BARTZ, LEIPNITZ (2008: 26)<br />
Bild 9: Als Radfahrer verunglückte Kinder je 1.000 der Altersgruppe – nach Kreisen<br />
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Nordrhein-Westfalen<br />
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Hamburg<br />
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Mecklenburg-Vorpommern<br />
Sachsen-Anhalt<br />
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Berlin<br />
Brandenburg<br />
Sachsen<br />
Kreise nach Unfallkennziffern - verunglückte Kinder als Radfahrer/ 1.000 der Altersgruppe<br />
- geringe Unfallbelastung (0%-25%)<br />
- geringe bis mittlere Unfallbelastung (25%- 50%)<br />
- mittlere bis höhere Unfallbelastung (50% – 75%)<br />
- hohe Unfallbelastung (75% - 100%).<br />
Interessant ist bei der Betrachtung<br />
der Fahrradunfälle auch<br />
deren regionale Verteilung<br />
in Deutschland. Für die Darstellung<br />
in Bild 9 wurden die<br />
Kinderunfälle der Jahre 2001<br />
bis 2005 für jeden Landkreis<br />
und jede kreisfreie Stadt in<br />
Deutschland addiert und in<br />
eine Rangreihe gebracht. Die<br />
untersten 25 %, also die Kreise<br />
mit dem geringsten bevölkerungsbezogenen<br />
Unfallrisiko<br />
als Radfahrer, sind dunkelgrün<br />
eingefärbt, die nächsten 25<br />
% hellgrün, die folgenden<br />
25 % hellrot und die Kreise<br />
mit dem höchsten Unfallrisiko<br />
für Kinder als Radfahrer<br />
sind dunkelrot eingefärbt.<br />
Bild 9 zeigt eindrucksvoll<br />
entsprechende Unfallschwerpunkte<br />
rund um Berlin sowie<br />
dem östlichen Vorpommern,<br />
in Schleswig-Holstein und<br />
entlang der Grenze zu den<br />
Niederlanden und Belgien.<br />
Des Weiteren sind einzelne<br />
kreisfreie Städte oder Landkreise<br />
besonders mit Radfahrunfällen<br />
von Kindern belastet.<br />
Umgekehrt sind weite Teile<br />
von Rheinland-Pfalz, Hessen<br />
und dem nördlichen Baden-<br />
Württemberg und Bayern<br />
relativ unbelastet. Hier schlägt<br />
sich der Einfluss der Topografie<br />
in einer unterschiedlichen<br />
Gelegenheitsstruktur nieder:<br />
In relativ ebenen Landesteilen<br />
lässt sich das Fahrrad leicht<br />
benutzen, die zurückgelegten