Schriftenreihe Verkehrssicherheit 14: „Risiko raus“ – Fachliche - DVR
Schriftenreihe Verkehrssicherheit 14: „Risiko raus“ – Fachliche - DVR Schriftenreihe Verkehrssicherheit 14: „Risiko raus“ – Fachliche - DVR
Einleitung Im Jahr 2007 wurden den Trägern der gesetzlichen Unfallversicherung (gewerbliche Berufsgenossenschaften und Unfallkassen) 226.038 Arbeitsunfälle mit 142 Todesopfern beim innerbetrieblichen Transport und weitere 189.338 Arbeits-, Dienstwege-, und Wegeunfälle (inklusive Schülerversicherung) im öffentlichen Straßenverkehr mit 722 Todesfällen gemeldet. Diese Zahlen machen deutlich: Es besteht Handlungsbedarf. Prävention ist enorm wichtig und auch moralisch geboten. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) und ihre Mitglieder haben daher gemeinsam mit der Landwirtschaftlichen Sozialversicherung (LSV), dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) und den Ländern die Initiative ergriffen und werden in den Jahren 2010/2011 unter dem Titel „Risiko raus“ eine Präventionskampagne durchführen. Ziel ist es, die Arbeits- und Verkehrssicherheit zu erhöhen. Im Fokus stehen Arbeitsunfälle beim innerbetrieblichen Transport und Verkehr sowie Arbeits-, Wege- und Schulwegunfälle im Straßenverkehr. 4 „Risiko raus“ richtet sich in erster Linie an Unternehmer und Führungskräfte sowie Beschäftigte, um deren Verantwortungsgefühl für sich und andere zu stärken und diese für die Problematik zu sensibilisieren. Der DVR arbeitet seit Jahren eng mit der DGUV zusammen und begrüßt diese Präventionskampagne, die er seit Planungsbeginn auch aktiv begleitet. Seine Experten aus den unterschiedlichen Bereichen der Verkehrssicherheitsarbeit stehen den Kampagneninitiatoren beratend zur Seite. Der DVR stellt seine Netzwerke zur Verfügung und verbreitet die Botschaft der Kampagne bei seinen Mitgliedern und in seinen Gremien, wie z. B. dem „Runden Tisch der Länder im DVR“, in dem die Innen- und Verkehrsministerien der Bundesländer gemeinsam mit dem DVR die Verkehrssicherheitsarbeit vorantreiben. Er lädt seine Mitglieder dazu ein, sich aktiv zu beteiligen und somit Partner der Kampagne zu werden. Mit den „Fachlichen Beiträgen zur Präventionskampagne ‚Risiko raus‘ 2010/2011“ bietet der DVR den Trägern der Kampagne einen Überblick über verschiedene, für „Risiko raus“ relevante Verkehrssicherheitsthemen. In sieben Aufsätzen widmen sich Experten den Bereichen „Verantwortliches Handeln“, „Ladungssicherung“, „Kinder als Radfahrer in der Altersstufe der Sekundarstufe I“, „Innerbetrieblicher Transport“, „Verkehrssicherheit in die Gefährdungsbeurteilung implementieren“, „Regelbefolgung“ und „Sichtbarkeit“. Nach einer Situations- und Problemanalyse sowie einer näheren Betrachtung der Zielgruppen, werden bestehende Programme und Maßnahmen vorgestellt sowie analysiert. Aus den gewonnenen Erkenntnissen werden konkrete Vorschläge für die zukünftige Präventions- bzw. Verkehrssicherheitsarbeit unterbreitet. Diese fachlichen Beiträge helfen den Beteiligten bei der Vorbereitung ihrer Trägerkampagnen, geben nützliche Tipps für die konkrete Umsetzung und zeigen auf, welche Programme es schon gibt und welche wünschenswert sind. Jochen Lau Deutscher Verkehrssicherheitsrat
Prof. Dr. Ralf Risser Verantwortliches Handeln Wünschenswert für die Gesellschaft und Wunsch der Entscheidungsträger Aus Sicht der Verkehrssicherheit können sich Ausführungen über verantwortliches Handeln im Straßenverkehr eigentlich nur auf den Wunsch beziehen, verantwortliches Handeln der einzelnen Verkehrsteilnehmer möge zur Regel werden. Dieses verantwortliche Handeln müsste sich dann mit dem aus der Sicht der Verkehrssicherheit (oder breiter betrachtet z.B.: aus der Sicht der Nachhaltigkeit) gewünschten Verhalten decken. Man wünscht sich mit anderen Worten, die Verkehrsteilnehmer mögen aus eigenem Antrieb bzw. aus eigener Initiative das Richtige tun. Aus Sicht der Gesellschaft brächte verantwortliches Handeln Vorteile für die Verkehrssicherheit und damit weniger Kosten und Leid. Wenn mehr Leute verantwortlich handelten oder wenn Leute mehr verantwortlich handelten, stünden die Dinge besser. Den Entscheidungsträgern würde es viel Mühe dabei ersparen, das Verhalten der Verkehrsteilnehmer derart unter Kontrolle zu bringen, dass eine akzeptable Situation im Straßenverkehr erzielt wird. Die bisherige Darstellung ist natürlich zu allgemein und zu einfach und beruht auf der naiven Annahme, dass, wenn alle sich bemühen, die Dinge verbessert werden können. Sie enthält aber zwei wesentliche Elemente: Erstens, es muss klar sein, was die Menschen/die Verkehrsteilnehmer mit ihrem Bemühen anstreben sollten; denn dass die Verkehrsteilnehmer das Gewünschte bzw. das Richtige tun, kann logischer Weise nur erfüllt werden, wenn sie auch wissen, welches Verhalten erwünscht ist, und warum. Zweitens, die Verkehrsteilnehmer müssen auch selbst den Wunsch verspüren bzw. dazu motiviert sein, sich zu bemühen. Es gilt also zunächst, Handeln im erwünschten Sinn zu definieren bzw. zu verstehen. Überlegungen darüber, wann verantwortliches Handeln vorliegt müssen sich daher u.a. damit befassen, wie „das Richtige“ definiert wird bzw. wie man dieses bestimmt. Nicht minder interessiert aber, wie sich Antrieb bzw. Initiative zu „richtigem“ Handeln entwickeln. Aus der Perspektive dieser kurzen Einleitung besteht die Diskussion verantwortlichen Handelns also aus einer Mischung mehrerer Betrachtungsweisen, die sich auf das Warum und auf das Wie solchen Handelns beziehen. In aller Kürze kann man unterstreichen, dass dabei das richtige Wollen eine wichtige – wenn nicht die wichtigste – Ingredienz ist. Was ist verantwortliches Handeln? Was ist nun genauer gemeint mit verantwortlichem Handeln im Straßenverkehr? Zunächst darf man annehmen, verantwortliches Handeln ist immer pro-soziales Verhalten. Wofür sollte man sonst Verantwortung übernehmen, als dass anderen Menschen keine Nachteile aus dem eigenen Verhalten erwachsen 1 . Darauf zu achten, dass man durch zu schnelles Fahren nicht den Straßenbelag 1 Schmied L. 1988, Verantwortliches Handeln im Straßenverkehr. Literaturstudie, FP 8516, Forschungsberichte der BASt, Bereich Unfallforschung 5
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Einleitung<br />
Im Jahr 2007 wurden den<br />
Trägern der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung (gewerbliche<br />
Berufsgenossenschaften<br />
und Unfallkassen) 226.038<br />
Arbeitsunfälle mit <strong>14</strong>2 Todesopfern<br />
beim innerbetrieblichen<br />
Transport und weitere<br />
189.338 Arbeits-, Dienstwege-,<br />
und Wegeunfälle (inklusive<br />
Schülerversicherung) im öffentlichen<br />
Straßenverkehr mit<br />
722 Todesfällen gemeldet.<br />
Diese Zahlen machen deutlich:<br />
Es besteht Handlungsbedarf.<br />
Prävention ist enorm wichtig<br />
und auch moralisch geboten.<br />
Die Deutsche Gesetzliche<br />
Unfallversicherung (DGUV)<br />
und ihre Mitglieder haben<br />
daher gemeinsam mit der<br />
Landwirtschaftlichen Sozialversicherung<br />
(LSV), dem<br />
Deutschen <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat<br />
(<strong>DVR</strong>) und den Ländern<br />
die Initiative ergriffen<br />
und werden in den Jahren<br />
2010/2011 unter dem Titel<br />
„Risiko raus“ eine Präventionskampagne<br />
durchführen.<br />
Ziel ist es, die Arbeits- und<br />
<strong>Verkehrssicherheit</strong> zu erhöhen.<br />
Im Fokus stehen Arbeitsunfälle<br />
beim innerbetrieblichen<br />
Transport und Verkehr sowie<br />
Arbeits-, Wege- und Schulwegunfälle<br />
im Straßenverkehr.<br />
4<br />
„Risiko raus“ richtet sich in erster<br />
Linie an Unternehmer und<br />
Führungskräfte sowie Beschäftigte,<br />
um deren Verantwortungsgefühl<br />
für sich und andere<br />
zu stärken und diese für die<br />
Problematik zu sensibilisieren.<br />
Der <strong>DVR</strong> arbeitet seit Jahren<br />
eng mit der DGUV zusammen<br />
und begrüßt diese Präventionskampagne,<br />
die er seit Planungsbeginn<br />
auch aktiv begleitet.<br />
Seine Experten aus den<br />
unterschiedlichen Bereichen<br />
der <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit<br />
stehen den Kampagneninitiatoren<br />
beratend zur Seite. Der<br />
<strong>DVR</strong> stellt seine Netzwerke<br />
zur Verfügung und verbreitet<br />
die Botschaft der Kampagne<br />
bei seinen Mitgliedern und in<br />
seinen Gremien, wie z. B. dem<br />
„Runden Tisch der Länder im<br />
<strong>DVR</strong>“, in dem die Innen- und<br />
Verkehrsministerien der Bundesländer<br />
gemeinsam mit dem<br />
<strong>DVR</strong> die <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit<br />
vorantreiben. Er lädt seine<br />
Mitglieder dazu ein, sich aktiv<br />
zu beteiligen und somit Partner<br />
der Kampagne zu werden.<br />
Mit den „<strong>Fachliche</strong>n Beiträgen<br />
zur Präventionskampagne ‚Risiko<br />
raus‘ 2010/2011“ bietet<br />
der <strong>DVR</strong> den Trägern der Kampagne<br />
einen Überblick über<br />
verschiedene, für „Risiko raus“<br />
relevante <strong>Verkehrssicherheit</strong>sthemen.<br />
In sieben Aufsätzen<br />
widmen sich Experten den<br />
Bereichen „Verantwortliches<br />
Handeln“, „Ladungssicherung“,<br />
„Kinder als Radfahrer<br />
in der Altersstufe der Sekundarstufe<br />
I“, „Innerbetrieblicher<br />
Transport“, „<strong>Verkehrssicherheit</strong><br />
in die Gefährdungsbeurteilung<br />
implementieren“, „Regelbefolgung“<br />
und „Sichtbarkeit“.<br />
Nach einer Situations- und<br />
Problemanalyse sowie einer<br />
näheren Betrachtung der Zielgruppen,<br />
werden bestehende<br />
Programme und Maßnahmen<br />
vorgestellt sowie analysiert.<br />
Aus den gewonnenen Erkenntnissen<br />
werden konkrete Vorschläge<br />
für die zukünftige<br />
Präventions- bzw. <strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit<br />
unterbreitet.<br />
Diese fachlichen Beiträge<br />
helfen den Beteiligten bei der<br />
Vorbereitung ihrer Trägerkampagnen,<br />
geben nützliche Tipps<br />
für die konkrete Umsetzung<br />
und zeigen auf, welche Programme<br />
es schon gibt und<br />
welche wünschenswert sind.<br />
Jochen Lau<br />
Deutscher<br />
<strong>Verkehrssicherheit</strong>srat