Schriftenreihe Verkehrssicherheit 14: „Risiko raus“ – Fachliche - DVR
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eiter Basis als inakzeptabel<br />
wahrgenommen wird.<br />
Zu unterscheiden sind gerade<br />
im Hinblick auf Möglichkeiten<br />
der Einflussnahme deskriptive<br />
und injunktive soziale Normen.<br />
Deskriptive (oder statistische)<br />
Normen beschreiben, was die<br />
Mehrheit macht. Wirksam ist<br />
es hier, das Verhalten der überwiegenden<br />
Mehrheit deutlich<br />
zu machen, da dies zur Verhaltensangleichung<br />
motiviert.<br />
Wird bspw. kommuniziert,<br />
dass sich die überwiegende<br />
Mehrheit bei bestimmten Problemverhaltensweisen<br />
korrekt<br />
verhält, z.B. die Geschwindigkeitsvorschriften<br />
einhält, so<br />
generiert dies Anpassungsbereitschaft.<br />
Damit wird die<br />
Argumentation umgekehrt:<br />
Das positive Verhalten wird<br />
als Norm kommuniziert - und<br />
nicht etwa, wie bisher in der<br />
<strong>Verkehrssicherheit</strong>sarbeit<br />
häufig, die große Verbreitung<br />
normverletzenden Verhaltens.<br />
Injunktive Normen bezeichnen<br />
moralische Vorgaben und<br />
Verhaltenserwartungen: „Das<br />
tut man nicht“ im Sinne des<br />
Bundespräsidenten Horst Köhler.<br />
Formell sind solche injunktiven<br />
Gebote und Verbote im<br />
Straßenverkehr so verbreitet<br />
wie in kaum einem anderen<br />
Lebensbereich, die informellen<br />
Normen weichen davon<br />
jedoch häufig ab. Erfolgreich<br />
war das Zusammenwirken<br />
von codifizierten rechtlichen<br />
Normen und injunktiven sozialen<br />
Normen bspw. bei der<br />
Problematik „Alkohol und Fahren“,<br />
die gesellschaftlich heute<br />
ganz anders gesehen wird<br />
als noch in den 80er Jahren.<br />
Für gezielte <strong>Verkehrssicherheit</strong>smaßnahmen<br />
ist es daher<br />
sehr wichtig, Determinanten<br />
der Regelakzeptanz und der<br />
Regelbefolgung zu verstehen.<br />
Das Akzeptanzmodell von<br />
Schlag & Schade (Schlag,<br />
1998; Schade & Schlag,<br />
2003) sieht u.a. das Problembewusstsein,<br />
soziale Normen,<br />
Handlungs-Ergebnis-Erwartungen,<br />
Fairness und Informiertheit<br />
als erklärungsstarke Variable<br />
für die Akzeptanz von Normen.<br />
Darüber hinaus ist die<br />
wahrgenommene eigene Verhaltenskontrolle<br />
wichtig (kann<br />
ich das anders machen?) und<br />
es werden situative Komponenten<br />
berücksichtigt, vor deren<br />
Hintergrund Kosten-Nutzen-<br />
Relationen bei Umsetzung<br />
von Verhaltensintentionen<br />
neu bewertet werden bzw.<br />
Chancen und Schwierigkeiten<br />
zur Umsetzung von Intentionen<br />
in konkretes Verhalten<br />
geprüft werden. Auch bspw.<br />
Geschwindigkeitsregeln werden<br />
von Verkehrsteilnehmern<br />
nicht permanent missachtet,<br />
sondern in Abhängigkeit von<br />
situativen Legitimitätssignalen,<br />
die eine Übertretung als wenig<br />
gravierend erscheinen lassen.<br />
So ist zu vermuten, dass sich<br />
eine hohe Regelakzeptanz in<br />
einer höheren Wahrscheinlichkeit<br />
regelkonformen Verhaltens<br />
gerade in solchen problematischen<br />
Situationen zeigt.<br />
Verhalten ist also nicht allein<br />
durch externale Kontrolle<br />
beeinflussbar. Ebenso ist<br />
eine Stärkung der internalen<br />
Selbstkontrolle notwendig.<br />
Psychologische Strategien<br />
zur Verstärkung normkonformen<br />
Verhaltens sind bspw.:<br />
o (Selbst-)Zielsetzung, die<br />
sich vor allem bei der<br />
Beeinflussung von Gesundheitsverhalten<br />
bewährt hat;<br />
o Monitoring (Selbst-<br />
Überwachung) und Rückmeldung<br />
über den Grad<br />
der Zielerreichung;<br />
o Private und öffentliche<br />
Selbstverpflichtung;<br />
diese führt zu Bindung<br />
(commitment) und sozialem<br />
Einvernehmen;<br />
o Aufklärung und Überzeugungsarbeit<br />
(persuasion),<br />
die Wissen und Einstellungen<br />
beeinflusst;<br />
o Positive soziale Modelle;<br />
o Soziale Normbeeinflussung,<br />
positive Wertigkeit von<br />
und Bindung an Normbefolgung<br />
(compliance);<br />
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