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Schriftenreihe Verkehrssicherheit 14: „Risiko raus“ – Fachliche - DVR

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Der Weg zu<br />

verantwortlichem Handeln<br />

Der vielleicht einfachste<br />

psychologische Zugang zu<br />

einer Vorstellung, wie sich<br />

verantwortliches Verhalten<br />

bei einer Person entwickelt<br />

ist über die Lerngesetze. Das<br />

beginnt mit der Vorstellung,<br />

dass pro-soziales Verhalten in<br />

Kindheit und Jugend verstärkt<br />

wird (also Belohnung und<br />

Unterstützung erfährt), sodass<br />

sich solches Verhalten entwickelt<br />

und verfestigt und es zu<br />

einer Internalisierung kommt.<br />

Solche Internalisierung muss<br />

sich gegen laufende – und oft<br />

tägliche - Beeinflussung halten:<br />

Die Gestaltung von Umwelt<br />

und Fahrzegen sowie Rückmeldungen<br />

von anderen Verkehrsteilnehmern,<br />

aber auch<br />

Kommunikation mit anderen<br />

(Peers etc.), die anderes als<br />

erwünschtes Verhalten anregen,<br />

widersprüchliche Signale<br />

der Gesellschaft (Medien,<br />

öffentliche Diskussion, etc.),<br />

mangelnde Glaubwürdigkeit<br />

politischer Aktivitäten zur Erlangung<br />

erwünschten Verhaltens<br />

und der politischen Akteure,<br />

die solches fordern, etc. (siehe<br />

Diamant in Darstellung 2).<br />

Ausreichende Stärke zum<br />

Festhalten an bestimmten Verhaltensweisen<br />

entsteht aber<br />

nur, wenn man dafür belohnt<br />

wird. Dazu reicht gemäß Lerngesetzen<br />

eine intermittierende<br />

Belohnung: Man braucht nicht<br />

20<br />

ständig und jedesmal eine<br />

Verstärkung, um internalisiertes<br />

Verhalten aufrecht zu erhalten.<br />

Ab und zu ist aber Bestätigung<br />

notwendig, dass man „es richtig<br />

macht“. Intermittierende<br />

Verstärkung zur Aufrechterhaltung<br />

eines Verhaltens gegen<br />

einen gewissen Widerstand<br />

kann auch dazu führen, dass<br />

man aus verantwortlichem<br />

Handeln Kraft holt: Indem man<br />

solches Verhalten an starke<br />

Persönlichkeit, Eigenständigkeit<br />

und Unabhängigkeit knüpft.<br />

Verhalten in erwünschtem<br />

Sinn wird dadurch per se<br />

„belohnend“. Es ist dann eben<br />

nicht als „reine Aufopferung“<br />

anzusehen sondern wirkt,<br />

auch gegen Widerstand,<br />

befriedigend. Darüber hinaus<br />

besteht auch die Möglichkeit<br />

zu unmittelbarer und mittelfristiger<br />

Belohnung im System:<br />

z.B. Dankbarkeit anderer Personen<br />

wenn man ihnen den<br />

Vortritt gewährt, Lösung von<br />

Problemen ad hoc im Rahmen<br />

von Interaktion mit anderen,<br />

Rückmeldungen von Beifahrern<br />

auch zu späteren Zeitpunkten<br />

als dem aktuellen Verhalten<br />

(„ich fahre gerne mit dir“),<br />

entspanntes Fahren wenn man<br />

nicht hetzt, usw. An derlei<br />

Aspekte zu erinnern bzw. sie in<br />

Spots aufzugreifen wäre bspw.<br />

ein möglicher Beitrag, den<br />

Öffentlichkeitsarbeit zur Förderung<br />

verantwortlichen Handelns<br />

der Verkehrsteilnehmer<br />

im Sinne von Sicherheit und<br />

Nachhaltigkeit leisten könnte.<br />

Charakteristisch für verantwortliches<br />

Handeln ist aber<br />

dennoch, dass es aus eigenem<br />

Antrieb erfolgt. „A man s’got<br />

to do what a man s’got to<br />

do“, wie Humphrey Bogart<br />

im Film Casablanca feststellt.<br />

Eine mögliche Perspektive<br />

auf verantwortliches<br />

Verhalten<br />

Eine mögliche Perspektive<br />

auf verantwortliches Handeln<br />

stammt von Rothenberger<br />

(2007), der von solidarischem<br />

Verhalten gesprochen hat. Er<br />

beschreibt als Maxime solchen<br />

solidarischen Verhaltens den<br />

Wunsch und die Fähigkeit<br />

des Verkehrsteilnehmers bzw.<br />

der Verkehrsteilnehmerin, mit<br />

anderen Verkehrsteilnehmern/<br />

Verkehrsteilnehmerinnen in<br />

eine solidarische Beziehung zu<br />

treten. Die Grundlage dafür ist,<br />

wie Rothenberger das nennt,<br />

affektive Intelligenz. Eine solche<br />

wurzelt im Charakter und<br />

in der Moral des Verkehrsteilnehmers/derVerkehrsteilnehmerin,<br />

sowie dass er/sie sich<br />

für alle Verkehrsteilnehmer auf<br />

und abseits der Straße verantwortlich<br />

fühlt. Dies ist zwar<br />

lediglich ein anderes Bild für<br />

„verantwortliches Handeln“,<br />

liefert jedoch einige zusätzliche<br />

Hinweise, wie man für<br />

verantwortliches Handeln argumentieren<br />

kann. Die Literatur

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