Schriftenreihe Verkehrssicherheit 14: „Risiko raus“ – Fachliche - DVR

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05.12.2012 Aufrufe

Darüber hinaus existiert die Möglichkeit, sich mit reflektierenden Bändern, Reflektorstreifen zum Aufkleben/Aufnähen oder reflektierenden Folien auszustatten. Bei der Anbringung ist darauf zu achten, dass sie mindestens in der Höhe des Abblendlichtes angebracht werden sollten. Erwachsene Fußgänger sollten deshalb die untere Körperhälfte betonen und Kinder den ganzen Körper. Unabdingbar ist, die seitlichen Körperteile zu betonen, damit auch querende Fußgänger gut sichtbar sind. Die höchste Wirkung ist von Biomotion-Anordnungen zu erwarten, weil damit die Körperkonturen bei Bewegung (Beine, Füße, Arme) erkannt werden und Fußgänger auch als solche interpretiert werden können. Aber auch hier gilt ähnlich wie für die Pkw-Radfahrer- Unfallkonstellation, dass Fußgänger das Gesehene richtig interpretieren sollten. Fußgänger und Radfahrer sehen das entgegenkommende Fahrzeug aufgrund des hellen Abblendlichtes schon sehr früh und scheinen nach Geiler (2008) dem Trugschluss zu unterliegen, selbst ebenfalls so früh und andauernd vom Autofahrer gesehen zu werden. Über das Tragen entsprechender Kleidung hinaus, sollten Fußgänger und Radfahrer in solchen Situationen besonders 160 aufmerksam und wachsam sein. Darüber hinaus sollten Fußgänger wissen, dass sie von Autofahrern gerade auf Landstraßen nicht erwartet werden (Green, 2002). Für Kinder auf dem Schulweg sollte gelten, dass sie immer, auch am Tage, in kontrastreicher und auffälliger Kleidung unterwegs sein sollten. Die Schulranzen sollten ebenfalls mit Reflexstreifen ausgerüstet sein. Der TÜV-Rheinland empfiehlt, dass für eine gute Sichtbarkeit am Tag der Schulranzen mit mindestens 20 Prozent aus fluoreszierendem und zu 10 Prozent aus reflektierendem Material bestehen sollte, um einen stark aufhellenden Effekt zu erzielen. Die schweizerische Arbeitsgruppe „Sicherheit durch Sichtbarkeit“ spricht von einem Sicherheitspotential von 50 Prozent, wenn Autofahrer Kinder nur eine Sekunde eher sehen würden. Sichtbarkeit von Fahrradfahrern Für Radfahrer gelten die oben angeführten Aspekte gleichermaßen. Radfahrer sollten darüber hinaus allerdings noch einige wesentliche Aspekte mehr betrachten. Auch wenn eine komplette Beleuchtungsanlage (StVZO) am Fahrrad vorhanden ist, muss sie bei Dunkelheit auch genutzt werden. Viele Radfahrer verzichten auf das Einschalten des Lichts, weil ihnen das „Antreten“ gegen den Widerstand des Dynamos zu mühselig ist. Abhilfe können Naben- oder Speichendynamos schaffen, die kaum Widerstand erzeugen und auch bei Nässe nicht durchrutschen können. Auch die Installation einer Lichtanlage mit Standlichtfunktion kann zu einer höheren Sicherheit und Sichtbarkeit beitragen. Darüber hinaus sind zusätzliche Beleuchtungen mit Batteriebetrieb zulässig. Der alleinige Betrieb einer Beleuchtungsanlage mit Batteriebetrieb bleibt Rennrädern vorbehalten, die unter 11 kg wiegen. Die Beleuchtungsanlage ist dabei immer mitzuführen. Für Mountainbikes gilt diese Regelung allerdings nicht, auch wenn diese häufig ohne Beleuchtungsanlage ausgeliefert werden. Über die konventionellen Reflektoren in den Speichen hinaus erzeugen retroflektierende Reifen bzw. Felgen einen höheren Erkennungswert. Neuerdings werden Speichenreflektoren angeboten, die nachträglich montiert, den Vorteil einer 360 Grad Sichtbarkeit liefern. Reflektierende Felgen und Speichenreflektoren zusammen erzeugen vor allem beim Überqueren von Straßen ein deutliches seitliches Signalbild.

Sichtbarkeit von Motorradfahrern Ähnlich wie für Radfahrer besteht für Motorradfahrer die Gefahr des Übersehenwerdens. Sämtliche Einspurgeräte verschwinden schnell hinter der Kontur einer A-Säule im Pkw und werden von der Umgebung verschluckt. Bereits seit 1988 müssen Motorradfahrer in Deutschland deshalb am Tag mit Abblendlicht fahren. Grundsätzlich gelten für Motorradfahrer ähnliche Empfehlungen zur Verwendung fluoreszierender und retroreflektierender Materialien wie für Fußgänger oder Radfahrer. Allerdings existiert auch bei vielen Motorradfahrern der Trend „Black is beautiful“. Aber auch Warnwesten tragende Motorradfahrer werden immer häufiger im Straßenbild gesehen. Der deutsche Verkehrssicherheitsrat empfiehlt das Tragen spezieller Warnwesten oder Schutzkleidung mit Reflektoren. Warnwesten sollten der Norm DIN EN 471 entsprechen. Die Weste darf sich nicht während der Fahrt lösen und sollte deshalb mit einem Reißverschluss gesichert sein. Da Motorradfahrer beim Fahren nach vorne gebeugt sind, sollten die Westen so genannte Hosenträger – Reflexstreifen besitzen, damit die Schultern des Fahrers im Dunkeln sichtbar sind. Das „Minnesota Motorcycle Safety Center (MMSC)“ hat eine Kampagne ins Leben gerufen (Rider Conspicuity Campaign) und 10 Strategien aufgelistet, die Sichtbarkeit zu erhöhen. Das Tragen fluoreszierender und reflektierender Westen wird dort als effektivste Strategie angesehen, die Sichtbarkeit zu erhöhen. Es wird eine Studie aus Neu-Seeland (Wells et al., 2004) zitiert, die von einer Risikominderung von 37 Prozent ausgeht in einen Unfall verwickelt zu werden, wenn Fahrer eine Warnweste tragen. Als zweitbeste Strategie wird das Tragen eines weißen Helmes genannt. Die Risikominderung wird mit 24 Prozent angesehen. Motorradfahrer sollten darauf achten, optisch präsent zu sein. Das bedeutet, nicht in die toten Winkel von Pkw oder Lkw zu fahren und ausreichende Sicherheitsabstände einzuhalten. Ein auf einen Pkw oder Lkw zu nah auffahrender Motorradfahrer ist für entgegenkommende Fahrzeuge nicht präsent. 161

Sichtbarkeit von<br />

Motorradfahrern<br />

Ähnlich wie für Radfahrer<br />

besteht für Motorradfahrer die<br />

Gefahr des Übersehenwerdens.<br />

Sämtliche Einspurgeräte<br />

verschwinden schnell hinter der<br />

Kontur einer A-Säule im Pkw<br />

und werden von der Umgebung<br />

verschluckt. Bereits seit<br />

1988 müssen Motorradfahrer<br />

in Deutschland deshalb am<br />

Tag mit Abblendlicht fahren.<br />

Grundsätzlich gelten für<br />

Motorradfahrer ähnliche Empfehlungen<br />

zur Verwendung<br />

fluoreszierender und retroreflektierender<br />

Materialien wie<br />

für Fußgänger oder Radfahrer.<br />

Allerdings existiert auch bei<br />

vielen Motorradfahrern der<br />

Trend „Black is beautiful“.<br />

Aber auch Warnwesten tragende<br />

Motorradfahrer werden<br />

immer häufiger im Straßenbild<br />

gesehen. Der deutsche <strong>Verkehrssicherheit</strong>srat<br />

empfiehlt<br />

das Tragen spezieller Warnwesten<br />

oder Schutzkleidung<br />

mit Reflektoren. Warnwesten<br />

sollten der Norm DIN EN 471<br />

entsprechen. Die Weste darf<br />

sich nicht während der Fahrt<br />

lösen und sollte deshalb mit<br />

einem Reißverschluss gesichert<br />

sein. Da Motorradfahrer beim<br />

Fahren nach vorne gebeugt<br />

sind, sollten die Westen so<br />

genannte Hosenträger –<br />

Reflexstreifen besitzen, damit<br />

die Schultern des Fahrers im<br />

Dunkeln sichtbar sind. Das<br />

„Minnesota Motorcycle Safety<br />

Center (MMSC)“ hat eine<br />

Kampagne ins Leben gerufen<br />

(Rider Conspicuity Campaign)<br />

und 10 Strategien aufgelistet,<br />

die Sichtbarkeit zu erhöhen.<br />

Das Tragen fluoreszierender<br />

und reflektierender Westen<br />

wird dort als effektivste Strategie<br />

angesehen, die Sichtbarkeit<br />

zu erhöhen. Es wird<br />

eine Studie aus Neu-Seeland<br />

(Wells et al., 2004) zitiert, die<br />

von einer Risikominderung von<br />

37 Prozent ausgeht in einen<br />

Unfall verwickelt zu werden,<br />

wenn Fahrer eine Warnweste<br />

tragen. Als zweitbeste Strategie<br />

wird das Tragen eines<br />

weißen Helmes genannt.<br />

Die Risikominderung wird<br />

mit 24 Prozent angesehen.<br />

Motorradfahrer sollten darauf<br />

achten, optisch präsent<br />

zu sein. Das bedeutet, nicht<br />

in die toten Winkel von Pkw<br />

oder Lkw zu fahren und<br />

ausreichende Sicherheitsabstände<br />

einzuhalten. Ein auf<br />

einen Pkw oder Lkw zu nah<br />

auffahrender Motorradfahrer<br />

ist für entgegenkommende<br />

Fahrzeuge nicht präsent.<br />

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