Schriftenreihe Verkehrssicherheit 14: „Risiko raus“ – Fachliche - DVR
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Maßnahmen und<br />
Kampagnen<br />
Sichtbarkeit von Pkw<br />
Bereits 1972 führte Finnland<br />
die Verpflichtung ein, am Tage<br />
im Winter auf Landstraßen mit<br />
Licht zu fahren. Im Jahr 1977<br />
folgte Schweden, 1986 Norwegen,<br />
1988 Island und 1990<br />
Dänemark. In Kanada sind<br />
Tagfahrleuchten für Neufahrzeuge<br />
seit 1989 verpflichtend.<br />
Darüber hinaus werden das<br />
Einschalten des Abblendlichts<br />
und manchmal alternativ dazu<br />
das Fahren mit fest eingebauten<br />
Nebelscheinwerfern in<br />
vielen Ländern empfohlen. Es<br />
existiert eine Vielzahl von Studien,<br />
die die Wirksamkeit des<br />
Taglichtfahrens stützen. Diese<br />
Studien betrachten in der<br />
Regel Pkw – Pkw – Kollisionen<br />
(Hansen, 1994; Arora et al.,<br />
1994; Stein, 1985; Farmer et<br />
al., 2002). Die Unfallreduktionsraten<br />
liegen zwischen fünf<br />
Prozent und 37 Prozent. Eine<br />
Metaanalyse von Studien, die<br />
durch die Bundesanstalt für<br />
Straßenwesen (Schönebeck et<br />
al., 2005) durchgeführt wurde,<br />
zeigt, dass bei der Unfallkonstellation<br />
zwischen Pkw und<br />
Fußgängern die Ergebnisse<br />
weitaus uneinheitlicher ausfielen.<br />
Dasselbe gilt auch für die<br />
Unfallkonstellation zwischen<br />
Pkw und Motorradfahrern.<br />
Hier machen die Autoren<br />
der Studie den Vorschlag, für<br />
motorisierte Einspurfahrzeuge<br />
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andere Beleuchtungsmöglichkeiten<br />
zu finden, um den<br />
Kontrast zu beleuchteten Kfz<br />
zu erhöhen. Erste Versuchsreihen<br />
zur besseren Sichtbarkeit<br />
präsentierte Bartels (2008).<br />
Rückgänge in den Unfallzahlen<br />
konnten allerdings bei Unfällen<br />
zwischen Pkw und Radfahrern<br />
beobachtet werden.<br />
Zwischen 2005 und 2007<br />
war das Fahren mit Licht am<br />
Tage in Österreich verpflichtend.<br />
Seit Anfang 2008 wurde<br />
die Verpflichtung wieder<br />
zurückgenommen, da die<br />
Unfallzahlen anstiegen.<br />
Ab 2011 wird die Ausrüstung<br />
aller neuen Kraftfahrzeugtypen<br />
mit Tagfahrleuchten Pflicht, wie<br />
die Europäische Kommission<br />
beschlossen hat. Tagfahrleuchten<br />
sind lichtschwache, verbrauchsarme<br />
und langlebige<br />
Leuchten, die weniger Leuchtkraft<br />
haben als das Abblendlicht.<br />
Dadurch soll die Unterscheidbarkeit<br />
zum Abblendlicht<br />
von Motorrädern gewährleistet<br />
werden. Da der Sicherheitszugewinn<br />
durch das Fahren mit<br />
Abblendlicht, gerade im Hinblick<br />
auf schwächere Verkehrsteilnehmergruppen,<br />
nicht abgesichert<br />
erscheint, sollten keine<br />
weiteren Kampagnen zur verstärkten<br />
Nutzung des Abblendlichts<br />
am Tage erfolgen.<br />
Darüber hinaus ist zu bemerken,<br />
dass der Autokäufer mit<br />
der Farbwahl seines Pkw einen<br />
maßgeblichen Einfluss auf die<br />
eigene Sichtbarkeit hat. Laut<br />
der ARAL-Studie von 2007<br />
wählten immerhin über 70 Prozent<br />
der Autokäufer ein Fahrzeug<br />
mit gedeckten Farben<br />
(schwarz, silbergrau, anthrazit,<br />
blau). Die Farbe Schwarz liegt<br />
in der Käufergunst vorn. Selbst<br />
bei guten Lichtverhältnissen am<br />
Tag werden Autos mit gedeckten<br />
Farben von der Umgebung<br />
„verschluckt“. Nicht umsonst<br />
werden Rettungsfahrzeuge<br />
mit leuchtenden Signalfarben<br />
oder entsprechenden<br />
Reflexfolien ausgestattet.<br />
Sichtbarkeit von Lkw<br />
Schwere Verkehrsunfälle mit<br />
Lkw in den letzten Jahren hatte<br />
die EU zum Anlass genommen,<br />
Konturmarkierungen für alle<br />
neuen Typzulassungen von<br />
Nutzfahrzeugen über 7,5t<br />
Gesamtgewicht mit mehr als<br />
6 m Länge und mehr als 2,10<br />
m Breite ab 10. Juli 2008<br />
verpflichtend zu machen. In<br />
Deutschland sind Konturmarkierungen<br />
bereits seit dem<br />
10.10.2007 für neue Typzulassungen<br />
Pflicht. Das Heck der<br />
Fahrzeuge muss in den gesamten<br />
Konturen markiert sein. Die<br />
Seiten von Lkw und Anhängern<br />
müssen mindestens teilmarkiert<br />
sein, d.h. Kennzeichnung der<br />
gesamten Fahrzeuglänge<br />
unten sowie Eckmarkierung<br />
oben. Unfallanalysen der<br />
Bast (Assing, 2004) konnten