Schriftenreihe Verkehrssicherheit 14: „Risiko raus“ – Fachliche - DVR
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- Manchmal werden real<br />
existierende Objekte überhaupt<br />
nicht wahrgenommen,<br />
weil der Betrachter<br />
durch Müdigkeit oder<br />
Stress beeinträchtigt ist.<br />
- Real existierende Objekte<br />
gehen manchmal in einem<br />
optisch beherrschenden<br />
Umfeld unter, weil sie sich<br />
vom Hintergrund nicht mehr<br />
genügend abheben.<br />
- In der Dämmerung und<br />
in der Nacht ist die Unterschiedsempfindlichkeit<br />
stark herabgesetzt. Objekte<br />
heben sich nicht mehr<br />
vom Hintergrund ab.<br />
- Die Geschwindigkeit querender<br />
Fahrzeuge lässt<br />
sich besser einschätzen<br />
als die entgegenkommender<br />
Fahrzeuge.<br />
- Entfernungen werden an<br />
den erkennbaren Einzelheiten<br />
abgeschätzt. Je<br />
klarer die Einzelheiten<br />
sichtbar sind, desto näher<br />
scheinen Objekte zu sein.<br />
Je verschwommener und<br />
unklarer die Einzelheiten<br />
sind, desto größer scheint<br />
die Entfernung zu sein.<br />
- Je mehr ein Objekt in der<br />
Peripherie des Blickfeldes<br />
liegt, desto größer muss es<br />
relativ zu den in der Fovea<br />
centralis wahrgenommenen<br />
Objekten sein, um die<br />
Wahrnehmungsschwelle<br />
zu überschreiten.<br />
- Hohe Geschwindigkeiten<br />
vergrößern das<br />
Informationsdefizit.<br />
Um die Sichtbarkeit von Personen,<br />
Fahrzeugen und Objekten<br />
zu verbessern, müssen diese<br />
nicht nur auffällig gestaltet werden,<br />
sondern die Gestaltung<br />
sollte zu eindeutigen Interpretationen<br />
beim Beobachter<br />
führen. Das Wahrgenommene<br />
sollte folglich mit den entsprechenden<br />
Gedächtnisinhalten<br />
verknüpft werden können. Das<br />
bedeutet, dass beispielsweise<br />
ein Radfahrer oder ein Fußgänger<br />
im Dunkeln auch als ein<br />
solcher interpretiert wird. Darüber<br />
hinaus bedeutet eine gute<br />
Sichtbarkeit nicht zwangsläufig,<br />
dass das Gesehene richtig<br />
interpretiert und somit in einer<br />
probaten Verhaltensentscheidung<br />
mündet. Letzteres soll an<br />
einer typischen Unfallkonstellation<br />
demonstriert werden.<br />
Eine typische Unfallkonstellation<br />
zwischen Pkw und Fahrrad<br />
Die meisten Unfälle zwischen<br />
den o.g. Beteiligten ereignen<br />
sich, wenn ein Radfahrer in<br />
einer Kreuzungssituation geradeaus<br />
fahren möchte und ein<br />
Pkw nach rechts abbiegt. Am<br />
konfliktreichsten ist diese Situation,<br />
wenn der Radweg von<br />
der Straße abgesetzt ist. Eine<br />
Untersuchung von Räsänen<br />
und Summala (1998) kam<br />
zu folgenden Ergebnissen:<br />
- Lediglich 11 Prozent<br />
der Autofahrer bemerkten<br />
den Radfahrer.<br />
- Dem gegenüber bemerkten<br />
68 Prozent der beteiligten<br />
Radfahrer vor dem Unfall<br />
den herannahenden Autofahrer.<br />
Von diesen glaubten<br />
wiederum 92 Prozent, dass<br />
der Autofahrer ihnen die<br />
Vorfahrt gewähren würde.<br />
Die Radfahrer meinten, dass<br />
sie der Autofahrer gesehen<br />
haben musste, weil der die<br />
Geschwindigkeit reduzierte.<br />
Autofahrer reduzieren<br />
in solchen Situationen die<br />
Geschwindigkeit allerdings<br />
nicht wegen des Radfahrers<br />
(sie sehen ihn in der Regel<br />
nicht), sondern weil sie nicht<br />
mit 50 km/h um die Kurve fahren<br />
können. In dieser Situation<br />
würde es folglich nicht ausreichen,<br />
die Sichtbarkeit des<br />
Radfahrers allein zu erhöhen.<br />
Radfahrer müssten zusätzlich<br />
darüber aufgeklärt werden,<br />
wie das Verhalten von Autofahrern<br />
interpretiert werden muss.<br />
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