Schriftenreihe Verkehrssicherheit 14: „Risiko raus“ – Fachliche - DVR
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haben, z.B. in Form von Verkehrsstrafen<br />
(“Ignorance of system<br />
behaviour“, Knoflacher).<br />
Der stochastische – und nicht<br />
deterministische - Zusammenhang<br />
zwischen objektiv<br />
falschem Verhalten und den<br />
schädlichen Konsequenzen für<br />
Sicherheit, Nachhaltigkeit und<br />
Lebensqualität macht es sehr<br />
schwierig, auch für die für den<br />
Verkehr zuständigen Personen<br />
und Institutionen, korrekt einzugreifen.<br />
Dort bestehen offenbar<br />
auch Wissenslücken bzgl.<br />
des Zusammenhanges zwischen<br />
Flüssigkeit und Sicherheit<br />
des Verkehrs (sonst würde man<br />
vielerorts langsameren aber<br />
geschwindigkeitshomogenen<br />
Verkehr durchsetzen), und es<br />
bestehen auch andere – nicht<br />
empirisch belegte - Ängste im<br />
Sinne des Diamanten: Dass<br />
bspw. mehr und besser kontrollierteGeschwindigkeitsbegrenzungen<br />
das Autofahren<br />
weniger attraktiv machen könnten,<br />
mit entsprechenden Folgen<br />
für den Verkauf von Kfz.<br />
Aufgrund vieler unklarer,<br />
irreführender oder einfach falscher<br />
Signale aus der Umwelt<br />
kann daher aus Sicht des<br />
Individuums verantwortliches/<br />
verantwortbares Verhalten<br />
ein objektiv problematisches<br />
Verhalten darstellen.<br />
Ein weiteres Problem besteht<br />
darin, dass sehr viele<br />
<strong>14</strong><br />
Tempoüberschreitungen<br />
zugelassen bzw. toleriert<br />
werden. Das könnte den/die<br />
Einzelne entmutigen, sich im<br />
aus Systemsicht erwünschten<br />
Sinn zu verhalten, unter dem<br />
Motto: wenn nur ich mich<br />
einsetze und auf kurzfristige<br />
Vorteile – etwa unmittelbares<br />
schnelleres Vorankommen –<br />
zugunsten von Vorteilen für<br />
das System verzichte, während<br />
die anderen sich nicht darum<br />
kümmern, bringt das nichts<br />
und ich habe nur Nachteile<br />
davon. Systematische Eingriffe<br />
um jene unter Kontrolle zu<br />
bringen, die sich nicht an die<br />
Regeln halten (wollen) sind<br />
also notwendig, um nicht jene<br />
zu entmutigen, die zu verantwortlichem<br />
Handeln bereit<br />
sind/wären. Dazu ein Zitat von<br />
der Homepage des Kuratoriums<br />
für <strong>Verkehrssicherheit</strong> 9 :<br />
„Geschwindigkeitsüberschreitungen:<br />
Gefährlich, aber sozial<br />
akzeptiert: Nicht angepasste<br />
Geschwindigkeit ist die Hauptursache<br />
für tödliche Unfälle<br />
auf Tirols Straßen. Dennoch<br />
gilt der übermäßige Tritt aufs<br />
Gaspedal als Kavaliersdelikt<br />
und wird nur mäßig gefährlich<br />
eingestuft. Aktuelle quantitative<br />
und qualitative Befragungen<br />
des Kuratoriums für <strong>Verkehrssicherheit</strong><br />
(KfV) zeigen, dass<br />
9 www.kfv.at/kuratorium-fuer-verkehrssicherheit/landesstellen/tirol/presse/presse-detailstirol//artikel/<strong>14</strong>27//635/23cd<strong>14</strong>acf9/<br />
browse/13/<br />
zwar fast jeder zweite befragte<br />
Tiroler (47%) Rasen als eher<br />
gefährlich einschätzt, dennoch<br />
sind Geschwindigkeitsübertretungen<br />
von 10-20 km/h sozial<br />
akzeptiert und werden als<br />
Kavaliersdelikt gesehen. „Viele<br />
Fahrzeuglenker betrachten<br />
Geschwindigkeitsbegrenzungen<br />
nicht als gesetzliche Vorgabe,<br />
sondern als Richtgröße<br />
... Sie entscheiden selbst,<br />
welche Geschwindigkeit<br />
angemessen ist und gefährden<br />
so nicht nur sich, sondern<br />
auch andere Autofahrer, aber<br />
vor allem ungeschützte Verkehrsteilnehmer<br />
wie Kinder,<br />
Fußgänger und Radfahrer.“<br />
(Nur) 21 Prozent der befragten<br />
Tiroler ärgern sich sehr über<br />
Geschwindigkeitsüberschreitungen,<br />
während (knapp) die<br />
Hälfte der Befragten (47%)<br />
sich wenig oder gar nicht aufregen,<br />
wenn andere zu schnell<br />
unterwegs sind – sofern damit<br />
nicht Aggression und Rücksichtslosigkeit<br />
einhergehen".<br />
Was kann die<br />
„öffenliche Hand“ tun<br />
Aus der Perspektive des<br />
Diamanten oben können<br />
in allgemeiner Form die<br />
folgenden Empfehlungen<br />
gegeben werden:<br />
Strukturelle Ebene<br />
Auf der strukturellen Ebene<br />
sind Gesetzesänderungen<br />
(bspw. Verantwortlichkeit<br />
öffentlicher Stellen für