Schriftenreihe Verkehrssicherheit 14: „Risiko raus“ – Fachliche - DVR

Schriftenreihe Verkehrssicherheit 14: „Risiko raus“ – Fachliche - DVR Schriftenreihe Verkehrssicherheit 14: „Risiko raus“ – Fachliche - DVR

05.12.2012 Aufrufe

Abbildung 1 104 1. Problem­ und Situationsanalyse 1.1. Geschichte „Die Ladung setzt eine eigene Wissenschaft und Geschicklichkeit voraus, von der sich der Fuhrmann doch auch einige Kenntnisse zu verschaffen suchen muss, damit er nötigenfalls die Umladung selbst besorgen und sich, wenn selbige fehlerhaft oder locker ist, helfen kann. Der Unterricht darin muss praktisch sein, da sich schriftlich nichts darüber sagen lässt. (Preißler, 1825)“. So ist zu lesen im „Noth- und Hilfsbüchlein für Fuhrleute zu Hause und auf der Reise“ von Johann Preißler aus dem Jahre 1825. Wie schon nach dem ersten Weltkrieg addierten sich auch in den Jahren 1945- 1950 heimkehrende Soldaten und LKW-Bestände aus der Kriegsproduktion zu den erstenGütertransportunternehmungen. Zusammen mit dem beginnenden Wiederaufbau bedeutete dies einen stetigen Anstieg des Transportbedarfs. Der wirtschaftliche Aufschwung der Folgejahre führte zu einem enormen Anstieg des KFZ-Bestandes (s. Abbildung 1). Das Jahr 1955 wurde zum wirtschaftlich erfolgreichsten der deutschen Geschichte. Die deutsche Fahrzeugindustrie konnte zwischen 1950 und 1960 ihre Produktion verfünffachen. Fahrzeugtechnik und Straßen wurden ständig verbessert. 1974 wurde die Mindestmotorleistung von LKW auf 6 PS pro Tonne festgelegt. Kurzfristig waren sogar unter Verkehrsminister Georg Leber 8 PS pro Tonne gefordert. Deutschland wurde mobil. Doch diese Mobilität wurde mit einem hohen Preis Abbildung 2 erkauft. Bis zum Beginn der 70iger Jahre stieg die Zahl der getöteten Verkehrsteilnehmer kontinuierlich weiter an. Ein trauriger Rekord wurde im Jahre 1970 mit mehr als 19.000 Verkehrstoten erreicht (s. Abbildung 2, Statistisches Bundesamt, 2008).Seit Anfang der 70iger Jahre wird ein Rückgang der Unfallzahlen verzeichnet. Dies wurde sowohl durch technische Verbesserungen (Einführung von Airbag, ABS, ESP usw.), sowie durch Maßnahmen des Gesetzgebers(Geschwindigkeitsbegrenzungen, Helm- und Gurtpflicht, Promille-Höchstgrenzen usw.) erreicht. Eine große Bedeutung erhält damit auch die richtige Sicherung der Ladung auf Straßenfahrzeugen, insbesondere, weil die Gefahren, die von einer unzureichend gesicherten Ladung ausgehen, vielfach nicht erkannt werden. Im Oktober 1975 veröffentlichte der

VDI (Verein deutscher Ingenieure) erstmals die Richtlinie VDI 2700 „Ladungssicherung auf Straßenfahrzeugen“ als Gemeinschaftsarbeit von Fachleuten der Industrie, des Güterkraftverkehrs, der Berufsgenossenschaften, des TÜV sowie der Fahrzeug- und Aufbauhersteller. In der VDI-Richtlinie 2700 werden grundlegende Hinweise und Empfehlungen für die Ladungssicherung der am häufigsten transportierten Güter gegeben. Damit wurde zum ersten Mal nicht nur die Verantwortlichkeiten für die Ladungssicherung geregelt, sondern an konkreten Beispielen gezeigt, wie Ladungssicherung in die Praxis umzusetzen ist. Ergänzt wurde die Richtlinie im Januar 1985 durch die VDI 2701, die auf die Zurrmittel einging und im Mai 1990 durch die VDI 2702 „Zurrkräfte“ sowie im September 1997 durch den Entwurf der VDI 2703 „Ladungssicherungshilfsmittel“. Die VDI 2701 wurde durch die DIN EN 12195 Teil 2-4 abgelöst und zurückgezogen. Aus der VDI 2702 wurde die VDI-Richtlinie 2700 Blatt 2 „Ladungssicherung auf Straßenfahrzeugen - Zurrkräfte“. 1.2. Entwicklung der Ladungssicherung In den Jahren 1975 bis 1998 wurde Ladungssicherung zwar immer wieder thematisiert, aber das Interesse in der Öffentlichkeit war doch sehr gering. Schulungen wurden in diesen Jahren hauptsächlich durch Zurrmittelhersteller angeboten, die solche Veranstaltung natürlich zur Produktwerbung benutzten. Einige wenige freie Seminaranbieter boten ebenfalls ein- bis dreitägige Schulungen im Bereich der Ladungssicherung an. Zum Ende der 90iger Jahre wurde im Rahmen einer Initiative des Deutschen Verkehrssicherheitsrates die Ausbildung von Moderatoren im Bereich Ladungssicherung im Rahmen des Fuhrparkprogramms (jetzt Sicherheitsprogramm) Ladungssicherung in die Wege geleitet, um einen bundeseinheitlich Ausbildungsstandard zu gewährleisten. Ebenso wurde der VDI aktiv und bot mit der VDI-Richtlinie 2700a einen Ladungssicherungsausweis, beruhend auf den Vorgaben der VDI-Richtlinie 2700 Blatt 1, an. Zusätzlich wurde die Möglichkeit geschaffen, sich als Ausbilder beim VDI prüfen und registrieren zu lassen. Einen echter Anstieg im Bereich Schulung konnte jedoch erst verzeichnet werden, als die Kontrollorgane (Polizei / BAG) sich des Themas Ladungssicherung annahmen. Doch dabei galt es jedoch zunächst einige Überzeugungsarbeit im eigenen Hause zu leisten. Denn Ladungssicherung nimmt als Unfallursache im Abbildung 3 Abbildung 4 Obwohl in der Statistik der Unfallursachen bei LKW-Unfällen weder die Ladungssicherung noch der technische Zustand der Fahrzeuge auftaucht , wurde im Jahr 2001/2002 jedem 6. kontrollierten Fahrzeug die Weiterfahrt wegen Verkehrsunsicherheit des Fahrzeugs untersagt. Abbildung 5 105

Abbildung 1<br />

104<br />

1. Problem­ und<br />

Situationsanalyse<br />

1.1. Geschichte<br />

„Die Ladung setzt eine eigene<br />

Wissenschaft und Geschicklichkeit<br />

voraus, von der sich<br />

der Fuhrmann doch auch<br />

einige Kenntnisse zu verschaffen<br />

suchen muss, damit er<br />

nötigenfalls die Umladung<br />

selbst besorgen und sich, wenn<br />

selbige fehlerhaft oder locker<br />

ist, helfen kann. Der Unterricht<br />

darin muss praktisch sein, da<br />

sich schriftlich nichts darüber<br />

sagen lässt. (Preißler, 1825)“.<br />

So ist zu lesen im „Noth- und<br />

Hilfsbüchlein für Fuhrleute<br />

zu Hause und auf der<br />

Reise“ von Johann Preißler<br />

aus dem Jahre 1825.<br />

Wie schon nach dem ersten<br />

Weltkrieg addierten sich<br />

auch in den Jahren 1945-<br />

1950 heimkehrende Soldaten<br />

und LKW-Bestände aus der<br />

Kriegsproduktion zu den erstenGütertransportunternehmungen.<br />

Zusammen mit dem<br />

beginnenden Wiederaufbau<br />

bedeutete dies einen stetigen<br />

Anstieg des Transportbedarfs.<br />

Der wirtschaftliche Aufschwung<br />

der Folgejahre führte<br />

zu einem enormen Anstieg des<br />

KFZ-Bestandes (s. Abbildung<br />

1). Das Jahr 1955 wurde zum<br />

wirtschaftlich erfolgreichsten<br />

der deutschen Geschichte. Die<br />

deutsche Fahrzeugindustrie<br />

konnte zwischen 1950 und<br />

1960 ihre Produktion verfünffachen.<br />

Fahrzeugtechnik<br />

und Straßen wurden ständig<br />

verbessert. 1974 wurde die<br />

Mindestmotorleistung von<br />

LKW auf 6 PS pro Tonne<br />

festgelegt. Kurzfristig waren<br />

sogar unter Verkehrsminister<br />

Georg Leber 8 PS pro Tonne<br />

gefordert. Deutschland wurde<br />

mobil. Doch diese Mobilität<br />

wurde mit einem hohen Preis<br />

Abbildung 2<br />

erkauft. Bis zum Beginn der<br />

70iger Jahre stieg die Zahl<br />

der getöteten Verkehrsteilnehmer<br />

kontinuierlich weiter an.<br />

Ein trauriger Rekord wurde<br />

im Jahre 1970 mit mehr als<br />

19.000 Verkehrstoten erreicht<br />

(s. Abbildung 2, Statistisches<br />

Bundesamt, 2008).Seit Anfang<br />

der 70iger Jahre wird ein Rückgang<br />

der Unfallzahlen verzeichnet.<br />

Dies wurde sowohl<br />

durch technische Verbesserungen<br />

(Einführung von Airbag,<br />

ABS, ESP usw.), sowie durch<br />

Maßnahmen des Gesetzgebers(Geschwindigkeitsbegrenzungen,<br />

Helm- und Gurtpflicht,<br />

Promille-Höchstgrenzen usw.)<br />

erreicht. Eine große Bedeutung<br />

erhält damit auch die richtige<br />

Sicherung der Ladung auf Straßenfahrzeugen,<br />

insbesondere,<br />

weil die Gefahren, die von<br />

einer unzureichend gesicherten<br />

Ladung ausgehen, vielfach<br />

nicht erkannt werden. Im Oktober<br />

1975 veröffentlichte der

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!