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SERVIcE FüR BAUDENBESITzER BAU - Veselý výlet

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RIESENGEBIRGE / 34<br />

Ein halbes Jahrtausend lang formte der Riesengebirgsadel die hiesige<br />

Landschaft und beeinflusste das Leben in den Bergen. Gerade vor dreihundert<br />

Jahren schlossen die drei dominierenden Adelsgeschlechter ein<br />

Friedensabkommen ab, vor fünfzig Jahren wiederum waren sie infolge des<br />

2. Weltkrieges gezwungen, das Riesengebirge zu verlassen. Die Erinnerung<br />

an ihre Werke und Taten ist gleichzeitig als Einladung zu interessanten<br />

Ausflügen zu verstehen. Sind doch gerade die größten Anziehungspunkte<br />

im Riesengebirge – z.B. die Kapelle auf der Schneekoppe, die symbolische<br />

Elbquelle, die Glashütten in Harrachov, der Weg durch den Elbgrund, die<br />

Waldburg Aichelburg, der Bischofssteig, die Thermen in Janské Lázně und<br />

Hunderte weitere Orte mit dem Wirken dieser Adelsfamilien verbunden. Die<br />

aus den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts stammende gemeinsame<br />

Fotografie des Forstpersonals der Herrschaft Marschendorf vor<br />

dem hiesigen Schloss wurde dem <strong>Veselý</strong> Výlet liebenswürdigerweise von<br />

Joseph Czernin-Kinsky aus dem Familienalbum zur Verfügung gestellt. Auf<br />

ihr sind Vater Karl Czernin von Chudenitz, Mutter Wilhelmine, Beamten der<br />

Forstverwaltung und Förster mit ihren Ehefrauen zu sehen. Es gelang uns<br />

allerdings nur drei der Förster zu identifizieren. Alles andere ist vom Winde<br />

verweht.<br />

„EIN LUSTIGER AUSFLUG” SOMMER 2010<br />

G<br />

R<br />

A<br />

T<br />

I<br />

S<br />

Galerie, Informationszentrum<br />

und Pension <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong><br />

Adelsgeschlechter des Riesengebirges<br />

Vrchlabí<br />

Pec pod Sněžkou<br />

Janské Lázně<br />

Malá Úpa<br />

Riesengebirgskarte<br />

Horní Maršov<br />

Empfehlenswerte Dienstleistungen<br />

Service für Baudenbesitzer<br />

Riesengebirgsnationalpark<br />

Seite<br />

2 - 3<br />

4 - 5, 10<br />

6<br />

7 - 9<br />

11<br />

12 - 13<br />

Mittelblatt<br />

16 - 19<br />

20 - 22<br />

23<br />

24 - 25


AUS FAMILIENALBEN AUF DIE<br />

SEITEN DES LUSTIGEN AUSFLUG<br />

2 3<br />

Im Juni 1905 bannte der Trautenauer Fotograf Adolf Lehmann gleich<br />

vier Generationen von Damen aus dem Adelsgeschlecht der Czernin-<br />

Morzin auf Zelluloid. Von links nach rechts: Aloisia, Vera, die jüngere,<br />

Vera, die ältere und die damals schon kranke Gräfin Emma.<br />

Anna und Johann Bönsch – gegen 1915 ins Familienalbum der Baudlerfamilie<br />

vertieft, die nicht nur von der Wiesenbaude bekannt waren.<br />

Der Geschichte und den Geschichten des Riesengebirges kann man auch auf alten Fotografien nachspüren, ja die Fotoalben<br />

der Riesengebirgsfamilien und einstiger Besucher sind regelrechte Fundgruben von interessanten Dokumenten<br />

und spannenden Geschichten. Im Unterschied zu massenweise gedruckten Ansichtskarten vermitteln sie Informationen<br />

über ganz konkrete Menschen in ganz bestimmten Situationen – wenn es gelingt, sie rechtzeitig festzuhalten.<br />

Antonín Prokeš mit Ehefrau Františka und Sohn Jiří, rechts auf dem Foto, kommen im Jahre 1933 zusammen mit der<br />

befreundeten Familie Dvořák bei der Sokol-Baude auf dem Schwarzen Berg an.<br />

Sommer 1911: Aufgekratzte Gesellschaft mit Kinderkutsche und Gastwirt Robert Bönsch<br />

auf dem Schwarzen Berg.<br />

Auf dem Wagenkasten der Praga beim Zweigbetrieb der Firma Piette sitzt irgendwann um 1928 der mit einem Kreuz<br />

gekennzeichnete Papierarbeiter Rudolf Demuth auf einer Fuhre zerrupfter Lappen.<br />

Vier Generationen<br />

Nach einer von vielen Webdiskussionen mit Alexander Czernin-Morzin schickte er uns aus<br />

seinem Familienalbum eine Fotografie mit Ururgroßmutter Aloisa, Urgroßmutter Emma,<br />

Großmutter Vera und Tante Vera, der älteren Schwester von Jaromirs Vater. Ein einziges<br />

Foto erinnert an die Schicksale von Frauen, die eng mit der Geschichte des Riesengebirges<br />

verbunden sind und auch ein bisschen in der europäischen Geschichte mitgemischt<br />

haben. Aloisia, die letzte aus dem Geschlecht der Morzins, verhalf nicht nur der Hohenelber<br />

zu Ansehen, sondern auch der Marschendorfer Herrschaft, die sie Silvester 1882 von<br />

Familie Aichelburg erworben hatte. Sie war einer der letzten Vertreterinnen des traditionellen<br />

Riesengebirgsadels. Nur einen Monat und drei Tage, nachdem dieses Foto geschossen<br />

wurde, verstarb in Marschendorf Ihre Nichte Emma im Alter von nur siebenundvierzig<br />

Jahren. Wohl auch deswegen wurden einige Orte im Riesengebirge, wie z.B. der Emmaweg,<br />

die Emmaquelle, aber auch das Kreiskrankenhaus oder die Jagdhütte am Forstberg/<br />

Světlá hora nach ihr benannt. Die zierliche Prinzessin Vera aus dem Geschlecht der<br />

Hohenlohe nahm sich den zwei Meter großen Riesen Rudolph Czernin-Morzin, jun. zum<br />

Mann. Obwohl sie zusammen acht Kinder aufzogen, ließen sie sich dennoch scheiden –<br />

Rudolph starb dann genauso wie schon seine Mutter im Alter von 47 Jahren. Ihre älteste<br />

Tochter Vera, die auf dem Foto gerade mal ein Jahr alt ist, ehelichte mit 34 Jahren Kurt<br />

Schuschnigg, der in den Jahren 1934 bis 1938 österreichischer Bundeskanzler war. Bis<br />

zuletzt widersetzte er sich den Nazis, erst als ihn Hitler mit Gewalt zum Rücktritt zwang,<br />

wurde Österreich ans Dritte Reich „angeschlossen“. Während des Krieges waren sie in<br />

drei Konzentrationslagern interniert, Töchterchen Sissi erblickte sogar in Sachsenhausen<br />

das Licht der Welt. Dem Tode entgingen sie nur um Haaresbreite, Vera kehrte allerdings<br />

nie wieder ins heimatliche Riesengebirge zurück und lebte fortan in den USA.<br />

In alten Fotoalben geblättert<br />

Der Fotograf Hans Bönsch lichtete Vater Johann und Mutter Anna über einem geöffneten<br />

Familienalbum ab. Im Album gab es sicher eine Menge von Porträts aus der Familie der<br />

bekannten Riesengebirgsbaudler – allein Johann hatte zwölf Geschwister, die mit verschiedensten<br />

Winkeln der Landschaft zu Füßen der Schneekoppe verbunden waren. Er<br />

selbst leitete in den Jahren 1886 bis 1905 die bekannte Wiesenbaude/ Luční bouda.<br />

Später ließ er sich mit Anna in der daman neuen Villa Wiesenheim in Groß Aupa nieder,<br />

beim Blättern im Familienalbum mochten sie die Zeit zurückdenken, die sie in den Bergen<br />

gelebt hatten. Das Foto widmete uns Dieter Hofmann mit dem Seufzer, wie gern er doch<br />

in dem verschwundenen Familienalbum blättern würde. Wir übrigens auch, genauso gern,<br />

wie gern wir uns die Fotografien der Skifahrer in der Vitrine am Eingang zur Sokol-Baude<br />

auf dem nächsten zeitgenössischen Foto ansehen würden.<br />

Patrioten auf der Sokol-Baude<br />

Der zu erwartende Antritt der neuen Aristokratie aus den Reihen der Industriellen, vor<br />

allem aber die politische Entscheidung über die Gründung der Tschechoslowakischen<br />

Republik im Jahre 1918 waren der Grund für den schwindenden Einfluss des traditionellen<br />

Adels in Böhmen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Auch diesem Umstand<br />

war es zu verdanken, dass die Tschechoslowakische Turnbewegung Sokol im Jahre 1928<br />

über den Ochsenbauden/ Volské boudy auf dem Gipfel des Schwarzenberges eine moderne,<br />

holzgezimmerte Baude errichten konnte. Vier Jahre später kauften drei Familien<br />

der Prager High Society und politischen Elite Jaromir Czernin-Morzin nahezu dreihundert<br />

Hektar Wald rings um die Kleine Aupa ab. Zusammen mit Freunden verbrachten sie daraufhin<br />

ihre Freizeit mit Streifzügen durch das Riesengebirge und Dozent Antonín Prokeš<br />

klebte die Fotos sorgfältig ins Familienalbum. Bei einem Besuch des Schwarzenberges<br />

durfte eine Einkehr in der Sokol-Baude natürlich nicht fehlen – sicher waren sie ja selbst<br />

Mitglieder. Die tschechischen Patrioten Antonín und Františka Prokeš kamen im Weltkrieg<br />

ums Leben, was wir von Tochter Ludmila erst erfuhren, als wir das Familienalbum schon<br />

kopiert hatten.<br />

Fotounterschriften in Schönschrift<br />

Aus anderen Fotos im Fotoalbum mit der Überschrift „Riesengebirge 1911“ in Jugendstil-<br />

Schönschrift geht hervor, dass Dr. Franz Xaver Pohl eine Frohnatur war. Die Fotos und Notizen<br />

verraten, dass seine Eltern Viktoria und Franz Pohl in Trautenau in der Prager Straße<br />

wohnten, wo sie der Sohn besuchte und von wo aus sie sommers wie winters zu Ausflügen<br />

in die Berge aufbrachen. Zum Foto, auf dem er mit Schwester Jenny und Nichte Marta zu<br />

sehen ist, schrieb er die folgende Notiz: „Nach dreißig Jahren wieder in der Kutsche bei<br />

der Schwarzschlagbaude“. Dabei kennzeichnete er noch ganz links den Landwirt Bönsch.<br />

So erkannten wir den Gründer der bekannten Baude von Robert Bönsch, den Bruder des<br />

bereits erwähnten Johann von der Wiesenbaude. Neben dem gerade 50-jährigen Baudler<br />

steht aller Wahrscheinlichkeit sein Sohn Karl, dessen Sohn Robert achtzig Jahre später<br />

die Ahnentafel dieser uralten Riesengebirgsfamilie zusammenstellte. Jörg Ackermann, ein<br />

häufiger Besucher von Johannisbad und ehrenwerter Freund des <strong>Veselý</strong> Výlet, kaufte das<br />

hübsche Album bei einer Auktion in Deutschland und widmete es zusammen mit ca. einhundert<br />

weiteren Fotografien der Redaktion des VV. Dank der sorgfältigen Notizen zu den<br />

Fotografien haben sie viel größeren Aussagewert, als andere zwar schöne, aber anonyme<br />

Fotos.<br />

Das erträumte Häuschen<br />

Rudolf Demuth aus Horní Maršov starb einsam und so lag das von seiner Mutter angelegte<br />

Familienalbum lange nutzlos auf dem Dachboden herum. Feucht und muffig geworden<br />

fand es Martin Juda... und widmete es dem <strong>Veselý</strong> Výlet. Nach entsprechender Trocknung,<br />

Reinigung und unerlässlichem Scannen gelang es uns, mit der Hilfe von Zeitzeugen<br />

schon verstorbene und heute lebende Bürger des Gebirgsortes zu erkennen. Die im<br />

Verlauf von achtzig Jahren recht wahllos ins Album geklebten Fotos, vor allem Porträtfotografien,<br />

ergänzen nur hin und wieder in deutscher Kurrentschrift geschriebene vage Anmerkungen,<br />

wie z.B. „mein Bruder“, „unser Haus“, „Berta mit Nichte“, „Brigitte mit Patin“<br />

oder „Tante Hilde“… Als es uns dann aber gelang, den abgelichteten Menschen konkrete<br />

Namen, Wohnorte und Berufe zuzuordnen, zeichneten sich unvermittelt Geschichten voller<br />

Liebe und Glück, voller Arbeit und Schmerz, Freundschaft und Hass, ja persönliche<br />

oder gesellschaftliche Tragödien ab. Auch dieses gewöhnliche Familienalbum ist voller<br />

historischer Zeugnisse. Bei dem ausgewählten Foto mit dem Lkw der Papierfabrik Piette<br />

in Dolní Maršov/ Marschendorf I steht bei dem Mann mit Hut ein kleines Kreuz. Durch<br />

Vergleich mit anderen Fotos konnten wir ihn als Großvater Rudolph Demuth identifizieren,<br />

der unter großen Anstrengungen „unser Haus“ errichtet hatte. Als Sozialdemokrat wurde<br />

er nach 1945 zwar nicht nach Deutschland ausgesiedelt, aber das Häuschen nahm man<br />

ihm trotzdem weg. Angeblich soll er deswegen den Verstand verloren haben – den Rest<br />

seines Lebens verbrachte er in einer Irrenanstalt in Kosmonosy.<br />

Die Informationszentren des <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> mit Galerie und Souvenirgeschäft<br />

in Pec pod Sněžkou oder in Temný Důl sollen einen Besuch im Ostriesengebirge leichter<br />

und erkenntnisreicher machen. Hier finden Sie News aus der Region, unentgeltliche<br />

Informationsprospekte, Wanderkarten und -führer für das Riesengebirge und dessen<br />

Umgebung, frankierte Ansichtskarten, viersprachige Videokassetten über das Riesengebirge,<br />

deutsche und tschechische Bücher, Kinderbücher nicht ausgenommen. Für Sammler<br />

halten wir Wandermarken, Abzeichen, Aufkleber, Wanderstockmarken und sonstige<br />

nette Mitbringsel bereit. Vor der Rückreise lohnt es sich, hier ein originelles Geschenk<br />

oder Souvenir zu erstehen. Die Auswahl ist groß – kleine Bildchen, Fotografien, beliebte<br />

Rübezahlfiguren und -marionetten, Sammlersteine, Anhänger sowie an den Riesengebirgsaufenthalt<br />

erinnernde T-Shirts. Aber auch beliebte Liköre und Heiltränke aus dem<br />

Riesengebirge sind hier zu haben. Wir bieten Ihnen die üblichen Informationen, sind Ihnen<br />

aber auch gern bei der Programmauswahl und der Unterkunftssuche im Tal unter der<br />

Schneekoppe behilflich. Während der ganzen Öffnungszeit ist im <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> in Pec pod<br />

Sněžkou öffentliches Internet zugänglich. Wechselstuben runden das Angebot der Informationszentren<br />

ab. Ältere Ausgaben des <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> kann man sich auf unseren Webseiten<br />

ansehen, übriggebliebene Druckausgaben liegen im VV in Temný Důl aus.<br />

Die Pension <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> in Temný Důl steht inmitten schöner Natur, umgeben von<br />

vielen Kulturdenkmalen. Direkt vor dem Haus halten im Sommer Radwanderbusse und im<br />

Winter Skibusse, untergebrachte Gäste können das ganze Jahr über auf dem Parkplatz<br />

am Infozentrum parken. Solide ausgestattete Zimmer, kostenloser WiFi Internetanschluss,<br />

Sauna, Whirlwanne, eine große Halle inklusive Anbauküche und ein reichhaltiges Frühstück<br />

machen den Urlaub zum Genuss. Auf unseren Webseiten finden sie alles, was sie<br />

brauchen – eine Preisliste, entspr. Buchungsformulare und sonstige Informationen über<br />

die vom <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> angebotenen Dienstleistungen. Auf den Webseiten des <strong>Veselý</strong> Výlet<br />

sind jedoch auch Kontakte zu Pensionen, Hotels, Bergbauden und Privatunterkünften in<br />

Horní Maršov und Pec pod Sněžkou zu finden.<br />

Informationszentrum, Galerie, Wechselstube und Geschäft<br />

<strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> in Pec pod Sněžkou Nr. 196, PLZ 542 21,<br />

Tel.:00420 499 736 130.<br />

Informationszentrum, Galerie, Wechselstube und Pension <strong>Veselý</strong><br />

<strong>výlet</strong> in Temný Důl Nr. 46, Horní Maršov, PLZ 542 26, Tel.:<br />

00420 499 874 298, Fax 499 874 221.<br />

Beide sind von 8.30 bis 18 Uhr geöffnet. Sie können sich auch auf<br />

Deutsch und Englisch verständigen.<br />

Pension <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> in Temný Důl bietet Unterkunft mit Frühstück<br />

in Zwei- und Dreibettzimmern sowie Apartments, telefonische Reservierung<br />

im Info-Zentrum. Weitere Informationen zur Unterkunft in der<br />

Pension senden wir ihnen auf Wunsch per Post oder e-Mail.<br />

E-Mail: info@veselyvylet.cz<br />

www.veselyvylet.cz


Ferdinand Bonaventura Harrach (1636 – 1706)<br />

Karl Harrach hatte vierzehn Kinder, von denen mindestens vier mit der Geschichte<br />

des Riesengebirges verbunden sind. Tochter Marie Elisabeth ehelichte den<br />

mächtigen General Albrecht von Waldstein (Wallenstein), den Besitzer der Herrschaft<br />

Vrchlabí/ Hohenelbe und Branná. Seine zweite Tochter Maria Maximiliane<br />

ehelichte Wallensteins Verbündeten Adam Erdmann Trczka, den Besitzer von Mar-<br />

schendorf/ Maršov. Einer seiner Söhne, Ernst Adalbert krönte als Prager Erzbischof<br />

gleich drei böhmische Könige und setzte auch die Entstehung und Besetzung<br />

des Königgrätzer Bistums 1662 durch. Ein weiterer Sohn, Otto Friedrich Harrach,<br />

kaufte seinem Schwager im Jahre 1632 die Herrschaft Branná ab und leitete<br />

hiermit das dreihundertjährige Wirken dieses Geschlechts im Riesengebirge ein.<br />

Otto kam am 7. Mai 1637 mit nur 19 Jahren mit seiner italienischen Ehegattin Livinia<br />

bei einem „Verkehrsunfall“ ums Leben, als er nach Wien unterwegs war. Der<br />

Verwaltung des Vermögens und der Erziehung seines Sohnes Ferdinand nahm<br />

sich Erzbischof Ernst an. Deshalb war es kein Wunder, dass Ferdinand Harrach<br />

bei den späteren Grenzfehden seine guten Beziehungen zum Klerus zu nutzen<br />

wusste und im September 1684 die Elbquelle vom Königgrätzer Bischof weihen<br />

ließ und so seinen Anspruch auf einen Teil von Sedmidolí/ Siebengründe und die<br />

Elbwiesen durchsetzte. Das letzte Wort in den Streitigkeiten um die Riesengebirgskämme<br />

hatte die Kanzlei des Kaisers Leopold I., dem kein anderer, als Ernst Adalbert<br />

Harrach die Krone aufs Haupt gesetzt hatte.<br />

ADELSGEScHLEcHTER DES RIESENGEBIRGES<br />

4 5<br />

Der Adel war die Hauptkraft bei der Besiedlung und Wandlung des Riesengebirges.<br />

Zuerst die Herrscher und später vor allem ihre eigenen politischen und geschäftlichen<br />

Fähigkeiten ermöglichten es den blaublütigen Geschlechtern, im Gebirge Städte,<br />

Dörfer, Bergwerke, Erz- und Glashütten, Kirchen, Wege und auf den Kämmen<br />

Höfe zu gründen und auch Wanderhütten und Aussichtstürme zu errichten. Durch die<br />

schrittweise Humanisierung der europäischen Gesellschaft und den Aufstieg der Demokratie<br />

büßte die Aristokratie einen Teil ihrer Macht ein - ein Umstand mit dem der<br />

Großteil der Adelshäuser allerdings gut zurechtkam. Nicht nur im Riesengebirge des<br />

19. und 20. Jahrhunderts gab es Adlige, die trotz ihrer natürlichen Treue gegenüber<br />

dem Kaiser gleichzeitig auch tschechische Patrioten waren und sich um den Aufschwung<br />

von Wissenschaft und Kunst, um die Selbstverwaltung und das Entstehen<br />

örtlicher Vereine verdient machten oder der Todesgefahr des Bösen die Stirn boten.<br />

Von den neuen Herrschern wurden sie später oft zu „Fremdlingen“ degradiert, obwohl<br />

in ihren Adern das Blut ältester böhmischer Geschlechter kreiste. Auch in den Geschichtsstunden<br />

war ständig vom „bösen Adel“ die Rede, erst in den letzten zwanzig<br />

Jahren wurde dieses „Feindbild“ etwas korrigiert. Zu diesem Meinungswandel trug<br />

sicher auch das Beispiel bei, die in ihre einstigen Herrschaften zurückkehren durften<br />

und die durch ihre Standpunkte und die Pflege ihres Familienbesitzes hohen Kredit<br />

erwarben. Schon 65 Jahre lang lebt kein Vertreter der hiesigen traditionellen Adelsfamilien<br />

mehr im Riesengebirge. Auch so bemühen wir uns, nicht nur ihre Geschichte<br />

kennen zu lernen, sondern auch ihre Bedeutung für die Zukunft zu erkennen. In dieser<br />

kurzen Übersicht haben wir Adelsgeschlechter ausgewählt, die sich nach dem<br />

30-jährigen Krieg ansiedelten und oft in erbitterte Grenzfehden verwickelt waren,<br />

die aber gleichzeitig viele Spuren im Riesengebirge hinterlassen haben, von denen<br />

heute viele zu den meistbesuchten Wanderzielen des Riesengebirges gehören. Von<br />

vielen ist weitestgehend unbekannt, dass sie aus Initiative dieser Adligen entstanden.<br />

Manche dieser ausgewählten Orte, die mit dem Wirken der Riesengebirgsadels verbunden<br />

sind, möchten wir etwas näher kennen lernen. Zu einigen von ihnen führen<br />

interessante Bergwanderungen, bei anderen nimmt man lieber das Auto.<br />

Die Grafen Aichelburg<br />

Im Jahre 1869 erweiterte Alfons Aichelburg das Schloss in Marschendorf um einen<br />

West- und Ostflügel, wodurch er ihm sein heutiges Aussehen verlieh. Den interessanten<br />

Bau kann man sich leider nur von außen ansehen. Das wohl bekannteste, mit<br />

den Aichelburgern verbundene Denkmal ist die romantische Waldburg an den Hängen<br />

des Forstberges/ Světlá hora, die dem aufgeklärten Adligen Berthold von Aichelburg<br />

gewidmet ist. In den Informationszentren des <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> in Temný Důl oder Pec<br />

pod Sněžkou bekommt man die Schlüssel zu dieser Gedenkstätte geliehen, nach<br />

einem interessanten Spaziergang auf dem „Lehrpfad Aichelburg“ kann man also ganz<br />

allein die Burgkammer öffnen und schon steht man dem Grafen Berthold von Angesicht<br />

zu Angesicht gegenüber – zumindest seiner Büste.<br />

Die Grafen czernin-Morzin<br />

Das Grafengeschlecht baute das schon im 16. Jahrhundert gegründete Schloss<br />

Hohenelbe/ Vrchlabí um. Im heutigen Sitz des Stadtamts ist an Werktagen ein einzigartiges<br />

Eingangsvestibül mit historischen Wandmalereien und Jagdtrophäen aus<br />

der Zeit der Grafen von Morzin zu besichtigen. Diese hatten auch das nahe Kloster<br />

gegründet, in dem verschiedene thematische Ausstellungen und die jeweils aktuelle<br />

Ausstellungen des Riesengebirgsmuseums zu sehen sind. Auch hiesige von Gräfin<br />

Aloisia gegründete Dekanatskirche ist einen Besuch wert. Die Grafen von Czernin<br />

waren die fleißigen Erbauer zahlreicher Gebirgssteige im Riesengebirge. Die be-<br />

wahrt gebliebenen Abschnitte sind echte Leckerbissen des mittleren und östlichen<br />

Riesengebirges – zum Beispiel der Schneeschuhweg/ Dřevařská cesta am Hang<br />

des Ziegenrückens/ Kozí hřbety, der Emmaweg von Maršov nach Malá Úpa, der<br />

Bischofssteig aus dem Löwengrund/Lví důl zur heutigen Baude Jelenka, der Herrmannsweg<br />

zum Forstberg/ Světlá hora oder der Luisenweg durch den Klausengrund.<br />

Die Grafen Harrach<br />

Gemeinsam mit den Harants setzten sie die Weihung der Elbquelle durch und schufen<br />

hierdurch das meistbesuchte Wanderziel im ganzen Riesengebirge. Sie unterstützten<br />

auch die Entstehung einiger Gebirgsbauden, von denen sich die bis heute geöffnete<br />

Martinsbaude/ Martinovka und die Woseckerbaude/ Vosecká ihr ursprüng-<br />

liches Aussehen bewahrt haben. Der erste echte Wanderweg des Riesengebirges<br />

verband Spindlermühle mit Harrachsdorf. Heute wird dieser Weg zu Ehren seines<br />

Gründers Harrachweg genannt, er führt durch den attraktiven Elbgrund, vorbei an<br />

der Elbfallbaude/ Labská bouda bis zur Pantschewiese/ Pančavská louka und dann<br />

im anmutigen Tal der Mummel/ Mumlava entlang. Der bekannteste aller Riesengebirgsaristokraten<br />

– Johann Nepomuk Harrach – ließ den steinernen Aussichtsturm<br />

auf dem Gipfel des Heidelberges/ Žalý errichten. Ein attraktives und mit diesem<br />

Adelsgeschlecht verbundenes Ziel ist auch die Glashütte in Harrachov, wo man bei<br />

interessanten Exkursionen den Betrieb der Glashütte und Glasschleiferei kennenlernt<br />

und gleich noch ein hübsches original Glassouvenir erstehen kann. Im gut erhaltenen<br />

Familienschloss in Jilemnice wiederum gibt es interessante thematische<br />

Ausstellungen und aktuelle Ausstellungen des Riesengebirgsmuseums zu sehen.<br />

Die Grafen Schaffgotsch<br />

Ihr Name ist für immer mit dem bekanntesten Bauwerk des Riesengebirges verbunden<br />

– mit der St. Laurentius-Kapelle auf dem Gipfel der Schneekoppe. Es ist ihnen<br />

auch zu verdanken, dass in Brückenberg/ Karpacz Gorny die einzigartige Kirche<br />

Wang aus dem 12. Jahrhundert steht, die aus Norwegen in die Schaffgott´sche<br />

Herrschaft gebracht wurde und hier im Jahre 1844 neu geweiht wurde. Heute ist sie<br />

das meistbesuchte Baudenkmal der Region. Ein weiteres interessantes Ausflugsziel<br />

auf der polnischen Seite des Riesengebirges ist die romantische Burg Kynast/ Chojnik.<br />

Auch die Schaffgottsche gründeten einige Gebirgsbauden – am besten mögen<br />

sie die bei den Schneegruben kennen, die heute zu Fernseh- und Telekommunika-<br />

tionszwecken dient.<br />

Die Fürsten Schwarzenberg<br />

Aus den Zeiten des Wirkens des Fürstengeschlechts in Johannisbad/ Janské Lázně<br />

sind wohl nur die Hütte Nr. 9, die gerade eine Gesamtrekonstruktion durchmacht und<br />

die Disposition des ältesten Teils des Kurhauses übrig geblieben. Seit den Zeiten der<br />

Schwarzenbergs werden das nahezu 30°C warme Wasser der Johannisquelle und<br />

der weniger ergiebigeren Schwarzen Quelle hier her geleitet.<br />

DER RIESENGEBIRGSADEL HEUTE<br />

In Adelsgeschlechtern verläuft die Nachfolge in männlicher Linie. Die Geschichte der<br />

Hauptgeschlechter des Riesengebirgsadels kannten wir früher nur vom Erzählen her<br />

und in der Literatur nur bis zum Jahre 1945. Als ihr aktives Wirken im Riesengebirge<br />

endete, waren die Aristokraten auf einmal wie vom Erdboden verschwunden. Erst<br />

in den letzten zwanzig Jahren suchten viele ihre einstige Heimat auf, nach anderen<br />

machten wir uns selbst auf die Suche. Gleichzeitig öffneten sich den Forschern auch<br />

endlich die ausländischen Archive und die tschechischen Archive halfen beim Forschen.<br />

Mit den Zeugnissen der Vertreter der einzelnen Adelsfamilien tauchen auch<br />

unvermittelt interessante Geschichten auf, von denen viele unsere Kenntnisse über<br />

das Riesengebirge bereichern.<br />

Die Grafen Aichelburg<br />

Im Riesengebirge waren sie in der Herrschaft Marschendorf die Nachfolger der<br />

Waldsteins in weiblicher Linie und des böhmischen Zweigs der Schaffgotsche. Das<br />

Riesengebirge verließen sie vor 128 Jahren, in Tschechien blieben die Aichelburgs<br />

allerdings auch nach dem kommunistischen Putsch von 1948. Wladimir Maria Aichelburg<br />

verstarb zwei Wochen vor dem 17. November 1989. Sein Sohn Wladimir, der<br />

20 Jahre im Exil gelebt hatte, meldete seine Ansprüche auf die tschechische Nachfolgerschaft<br />

und die Herrschaft Neustupov an. Der Historiker, dessen Urgroßvater<br />

Wladimir im Jahre 1838 im Marschendorfer Schloss das Licht der Welt erblickte,<br />

unterstützte vor 15 Jahren auch die Gründung der Bürgervereinigung „Burggesell-<br />

schaft Aichelburg“, deren Ehrenmitglied er ist. Er setzte sich auch für die Wiederherstellung<br />

der Berthold-Aichelburg-Gedenkstätte in der Waldburg Aichelburg ein und<br />

übernahm im Jahre 2004 für seinen Verwandten die Ehrenbürgerschaft von Horní<br />

Maršov in memoriam.<br />

Die Grafen czernin-Morzin<br />

Nach der erzwungenen Veräußerung des Schlosses in Vrchlabí zog Jaromir Czernin-<br />

Morzin im Jahre 1938 mit seinen drei Söhnen und sämtlichem Mobiliar ins Marschendorfer<br />

Schloss um. Nachdem die Nazis die Zwangsverwaltung über sein Vermögen<br />

verhängt hatten, lebte er in Österreich, im Jahre 1945 zog auch der Rest der Familie<br />

dorthin um. Als er im Jahre 1966 starb, übernahm der älteste Sohn Alexander die<br />

Nachfolge, der gerade vor 80 Jahren auf Schloss Hohenelbe geboren wurde. Seit<br />

1995 kommt er regelmäßig zu Besuch in seine Heimat, er interessiert sich aktiv für<br />

die Geschichte der Familien Czernin und Morzin im Riesengebirge, die sich schon im<br />

Jahre 1855 in seinem Urgroßvater Rudolph verbanden.<br />

Die Grafen Harrach<br />

Der letzte Besitzer der durch die Bodenreform geschmälerten Herrschaft Jilemnice,<br />

Johann Nepomuk Harrach, von seinen Freunden Hansi genannt, starb in amerikanischer<br />

Gefangenschaft an Ruhr – vier Tage vor Ende des 2. Weltkriegs in Europa. Sein<br />

einziger Sohn Ferdinand kam mit nur zwanzig Jahren bei einem Autounfall in Wien<br />

ums Leben, seine Tochter Johanna von Waldburg ist die letzte lebende Vertreterin<br />

der Harrach, die noch in Böhmen geboren wurde. Die Nachfolge ging auf die Linie<br />

von Ernst Harrach, von denen der junge Ernst „Beppo“ Harrach, ein österreichischer<br />

Autorallyefahrer, der bisher jüngste männliche Angehörige des böhmischen<br />

Zweiges der Familie ist. Als einziger Nachkommen des Riesengebirgsadels erhebt<br />

er im Rahmen der Restitution Anspruch auf den konfiszierten Besitz. Im Jahre 1999<br />

übernahm die Ehegattin des letzten Herrschaftsbesitzers, Stephanie Harrach, aus<br />

den Händen des Bürgermeisters Václav Cajthaml die Ehrenbürgerschaft der Stadt<br />

Harrachov.<br />

Friedrich August Gervasius Protasius Harrach (1696 – 1749)<br />

Der wohl am häufigsten in Verbindung mit dem Riesengebirgsadel genannte Orts-<br />

name ist Harrachov und gleich danach der der dicht bebaute Teil von Spindelmühle<br />

– Bedřichov/ Friedrichsthal. Der bis 1942 selbstständige Ort war nach Graf<br />

Friedrich aus dem Geschlecht der Grafen von Harrach benannt. Der auf histori-<br />

schen Grafiken ansehnliche Barockadlige starb im Alter von nur 53 Jahren und<br />

wohl deswegen wurde die damals gegründete Siedlung mit Glashütte auf den<br />

Namen Friedrichsthal getauft. Das Aussehen des Grafen Friedrich/ tsch. Bedřich<br />

war lange Zeit unbekannt, bis sein Porträt zusammen mit einigen anderen grafi-<br />

schen Porträts in dieser Ausgabe im Archiv der Nationalbibliothek in Wien entdeckt<br />

wurde.<br />

Die Grafen Schaffgotsch<br />

Die Familie aus Schlesien stand dem evangelischen Berlin immer näher, als dem<br />

katholischen Wien. 1945 verloren sie ihre Riesengebirgsherrschaft, die sie 568 Jahre<br />

lang in Besitz hatten und siedelten nach Deutschland um. Der letzte Besitzer<br />

Friedrich Schaffgotsch starb zwei Jahre später und sein Sohn Gotthard vor dreizehn<br />

Jahren. Die namhafte Adelsfamilie aus dem Riesengebirge wird heute von den Brüdern<br />

Friedrich, Alexander und Hans Ulrich und von deren Söhnen Philipp und Georg<br />

vertreten. Friedrich erblickte noch im Schaffgotschen Schloss Warmbrunn/ Cieplice<br />

bei Hirschberg/Jelenia Gora das Licht der Welt, wo im Juni 2007 die Konferenz „Das<br />

Haus Schaffgotsch: Konfession, Politik und Gedächtnis eines schlesischen Adelsgeschlechts<br />

vom Mittelalter bis zur Moderne“ stattfand. Dieser wichtige Akt trug wesentlich<br />

zur Erforschung dieses Adelsgeschlechts bei, dessen Archiv in Wroclaw/<br />

Breslau Hunderte Meter Archivalien enthält.<br />

Die Fürsten Schwarzenberg<br />

Das Riesengebirge verließen sie schon im Jahre 1782, nachdem sie den Kurbetrieb<br />

zu Füßen des Schwarzen Berges organisiert hatten. Über Jahrhunderte hinweg zählten<br />

sie zur Crème de la Crème der tschechischen Diplomatie, deshalb verwundert es<br />

kaum, dass der bekannte tschechische Politiker Karel Schwarzenberg ein direkter<br />

Nachfahre des Riesengebirgsadels ist.


VRcHLABÍ<br />

PEc POD SNĚŽKOU<br />

6 7<br />

gelungen war. Zusammen mit Johann Nepomuk von Harrach, der drei Jahrhunderte<br />

später dem Geschehen im Riesengebirge sein Siegel aufdrückte, blieb Christoph von<br />

Gendorf die namhafteste Persönlichkeit des Riesengebirgsadels. Nach seinem Tode<br />

übernahmen seine damals bereits verwitwete Tochter Eustachie und nach deren Tode<br />

Tochter Rosina mit Ehegatte Vilém Miřkovský die Herrschaft. Ihr Sohn Wilhelm wurde<br />

vom mächtigen Albrecht von Waldstein genauso unerbittlich unter Druck gesetzt, wie<br />

dies neunzig Jahre früher Gendorf getan hatte und so verkaufte er ihm im März 1624<br />

die Herrschaft samt Waffenschmiede. Dieser machte Hohenelbe zu einem Zentrum der<br />

Rüstungsindustrie, letztendlich fiel er jedoch seinen allzu großen politischen Ambitionen<br />

zum Opfer. Nach Wallensteins Fall, der mit der Konfiszierung seines gewaltigen Vermögens<br />

verbunden war, erhielt die Herrschaft Vrchlabí – Hohenelbe Feldmarschall Rudolph<br />

Morzin für seine treuen Dienste in der Armee von Ferdinand II. (siehe auch VV 31/2009),<br />

womit das dreihundertjährige Wirken dieses Adelsgeschlechts im Riesengebirge begann.<br />

Über ihre eigenen unternehmerischen Aktivitäten hinaus erfüllten die Morzins den<br />

Auftrag ihrer Majestät und führten in der lutheranischen Herrschaft die Gegenreformation<br />

durch. Auch deshalb lud Maximilian die Augustiner aus dem St. Thomaskloster in<br />

KAMPF UM DIE ScHNEEKOPPE<br />

Zur Entstehung des bekanntesten Wallfahrtsortes im Riesengebirge trug der Zwist um<br />

die Grenze zweier Herrschaften auf der Nordseite des Gebirges bei. Dem Bau der<br />

Kapelle auf der Schneekoppe waren dramatische Ereignisse vorausgegangen, die mit<br />

dem Adelsgeschlecht der Schaffgotsch verbunden waren. Die Herrschaft, die die gesamte<br />

Nordflanke des Riesengebirges von Schmiedeberg/ Kowary bis Schreiberhau/<br />

Szklarska Poręba einnahm, hatte der Knappe Gotsche Schaff im Jahre 1377 mit der<br />

Erlaubnis des böhmischen Königs Karl IV erworben. Sein Enkel Hans starb im Jahre<br />

1465 bereits als Herr Schaffgotsch von Kynast, bzw. der Burg Kynast/ Chojnik. Die<br />

touristisch erschlossene Burgruine auf dem gleichnamigen Hügel mit ihren gut bewahrten<br />

Zinnen und Türmen ist sowohl von der Schneekoppe, als auch nahezu vom<br />

ganzen Kammweg – dem sog. Freundschaftsweg aus zu sehen. Sie ist sicher eines<br />

der interessantesten Ausflugsziele des Riesengebirges. Von hier errichteten die Grafen<br />

Schaffgottsch ihre starke Herrschaft mit Gruben, Erzhütten, Bädern und später<br />

auch Glashütten. Ab dem 16. Jahrhundert gehörten sie zu den wohlhabendsten und<br />

Prag nach Hohenelbe ein, ohne jedoch den Baubeginn noch mitzuerleben – er starb im<br />

einflussreichsten Herren in Niederschlesien. Dabei konnten sie im Dreißigjährigen<br />

Jahre 1705. Sein Werk vollendete zwanzig Jahre später sein Bruder Wenzel, der erfol-<br />

Krieg alles verlieren. Der protestantisch gesinnte Freiherr Hans Ulrich Schaffgotsch<br />

greichste aller Morzins. Kloster und Schloss blieben über die Jahrhunderte hinweg die<br />

hatte sich nämlich in Prag für Schlesien an der Krönung des böhmischen „Winterkö-<br />

markantesten Gebäude der Gebirgsstadt Vrchlabí – Hohenelbe. Im Jahre 1939 kauften<br />

nigs“ Friedrich von der Pfalz beteiligt – dem Gegner der Habsburger. Nur drei Wochen<br />

die Hohenelber Ratsherren Graf Jaromir Czernin-Morzin das Schloss ab und wohl gera-<br />

nach der Hochzeit von Hans Ulrich mit der schönen und reichen Fürstin Barbara Agnide<br />

deshalb blieb es von der Plünderung verschont, im Gegensatz zu so vielen ähnlichen,<br />

eszka Legnicka aus dem Fürsten- und Königsgeschlecht der Piastowski verloren sie<br />

nach 1945 oder 1948 konfiszierten Bauten.<br />

im November des Jahres 1620 die entscheidende Schlacht am Weißen Berg. Ein Jahr<br />

später schwur er dem Kaiser Ferdinand II. von Habsburg die Treue und konvertierte<br />

KLEINER STADTRUNDGANG<br />

zum katholischen Glaubensbekenntnis. In der kaiserlichen Armee verband er sich mit<br />

Am besten parkt man den Wagen auf dem gebührenfreien Parkplatz hinter dem Kloster,<br />

Albrecht von Waldstein (Wallenstein). Einen Tag vor dem Mord seines Herzogs wurde<br />

von dem man am Sitz des KRNAP vorbei zum Schlosspark gelangt. Bevor sie einen Blick<br />

der General der Kavallerie Hans Ulrich Schaffgotsch am 24. Februar 1634 durch den<br />

ins Vestibül werfen (nur werktags), lohnt es sich, durch den vorbildlich gepflegten und<br />

Obristen Graf Colloredo gefangen genommen und nach anderthalb Jahren Kerker und<br />

rekonstruierten Park zu schlendern. Dort, wo heute der Schlossteich blinkt, stand die<br />

Folter am 23. Juli 1635 auf dem Haidplatz in Regensburg enthauptet. Trotz wiederhol-<br />

erwähnte Feste. Das heutige Aussehen des Schlosses stammt aus Zeiten der Grafen<br />

ter Folter gestand er nie, an der Verschwörung beteiligt gewesen zu sein – den Kaiser<br />

von Morzin, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts den grundlegende Umbau des Renais-<br />

lockte auch eher sein enormes Vermögen. Seine Besitztümer im Riesengebirge wursancegebäudes<br />

vornahmen und es um ein Stockwerk herabsetzten. Die achteckigen<br />

den noch vor der Hinrichtung konfisziert. Den Teil mit den Erzhütten und der Stadt<br />

Türme und die Hauptmauern stammen jedoch aus Gendorfs Zeiten. Die Kuppeln auf<br />

Schmiedeberg/ Kowary östlich der Schneekoppe veräußerte Ferdinand III. im Jahre<br />

Christoph Gendorf (1497 – 1563) gründete die Stadt Vrchlabí.<br />

Das Aussehen des stattlichen Adligen ist nur aus zwei Gedenkmedaillen bekannt, die er<br />

in den Jahren 1534 und 1546 prägen ließ. Die spätere von beiden diente dem Autor des<br />

gedruckten Bildes aus der Sammlung des Riesengebirgsmuseums in Vrchlabí/ Hohenelbe<br />

als Vorlage. Christoph von Gendorf, ein im Bergbau und Hüttenwesen bewanderter<br />

Mann, verband seine Karriere mit dem Kaiser und böhmischen König Ferdinand I. von<br />

Habsburg, der seines Machtkampfes mit dem böhmischen Adel wegen die höchsten Ämter<br />

im Böhmischen Königreich mit vertrauenswürdigen Leuten aus Österreich besetzte.<br />

Graf Gendorf aus dem westlichen Kärnten ernannte er kurzum zum Oberstbergmeister<br />

und dieser dankte es ihm, indem er sich gut um die Silbergruben und Münzstätten<br />

in St. Joachimsthal und später in Kuttenberg/ Kutná hora kümmerte. Schon bald kam<br />

der Wunsch nach einer eigenen Herrschaft auf und so wählte er das Riesengebirge<br />

aus – wohl wissend, welche Bodenschätze es barg. Durch massiven Druck zwang er<br />

den Wladika Jan Tetaur von Tetov (Tettau) zum Verkauf des Wasserkastells Vrchlabí samt<br />

Dorf und Erzhammer. Dadurch kam er gleichzeitig in den Besitz weiterer Ortschaften,<br />

wie zum Černý Důl/ Schwarzenthal und vor allem der Berge mit ihrem unermesslichen<br />

Waldreichtum. Gleichzeitig bewog er Hunderte Handwerker- und Holzfällerfamilien aus<br />

den Alpenländern zur Umsiedlung ins Riesengebirge, wodurch er Hohenelbe zu einem<br />

ungeheuren Aufschwung verhalf und Anlass zur Besiedlung des gebirgigen Elbtals bis<br />

zum heutigen Spindlermühle gab. Im Jahre 1533 setzte er beim König die Erhöhung von<br />

Hohenelbe zur Stadt durch. Seine Herrschaft dehnte er um weitere Dörfer aus und zwar<br />

einschließlich Horní Lánov/ Oberlangenau mit seinen Erzgruben. Im Jahre 1542 erhielt<br />

er vom König die Stadt Trautenau samt Umgebung zum Lehen und wurde so zum Herrn<br />

des mittleren und östlichen Riesengebirges. Um den Hohenelber Erzhammer herum<br />

errichtete er die bis dahin größte Eisenhütte in ganz Böhmen. Hier stellte er vor allem<br />

Waffen her, die er mit der Einwilligung des Königs als Einziger aus Böhmen exportieren<br />

durfte. Das ertragreiche Unternehmen erlaubte es ihm, das unbequeme mittelalterliche<br />

Kastell zu verlassen und in den Jahren 1546 bis1548 gleich vis à vis ein viergeschossiges<br />

Renaissanceschloss zu errichten. Gendorf hatte nur sieben Töchter und auch<br />

wenn über einen Sohn Johann spekuliert wird, konnte er seine Riesengebirgsherrschaft<br />

dennoch keinem starken und politisch geschickten Nachfolger übergeben, wie dies den<br />

benachbarten Schaffgotschen an der Nordseite der Berge sechs Jahrhunderte früher<br />

den Türmen und das Eingangsportal sind eine Erinnerung an die Grafen Czernin-Morzin,<br />

was übrigens schon ihre verbundenen Familienwappen über dem Eingang verraten. Im<br />

Vestibül sind Gemälde der letzten Bären zu sehen, die in den Jahren 1655, 1695, 1701<br />

und 1726 in der Herrschaft Morzin erlegt wurden. Die größte Kostbarkeit des Schlosses<br />

bekommen nur diejenigen zu Gesicht, die an Sitzungen im großen Sitzungssaal<br />

des Stadtamtes teilnehmen. Unter der Stuckdecke mit figuraler Ausschmückung in den<br />

Ecken aus dem 17. Jahrhundert steht ein hoher, farbig glasierter Kachelofen aus dem<br />

Jahre 1545. Die alttestamentlichen Motive sollen angeblich an Gendorfs lutheranischen<br />

Glauben erinnern, der ihn jedoch nicht daran hinderte, dem katholischen Kaiser treu ergeben<br />

zu sein. Einst war der Park von einer hohen Mauer umgeben, heute betritt man die<br />

Hauptstraße von Vrchlabí lediglich durch ein geschmiedetes Tor. Rechts hinter dem Alten<br />

Rathaus mit Informationszentrum befindet sich der neu gegründete „Gendorf-Platz“ mit<br />

gleichnamigem Hotel. Wenn man allerdings vor dem Schloss nach links abbiegt, kommt<br />

man an anmutigen Holzhäusern vorbei, eines von ihnen beherbergt heute die Buchhandlung<br />

Gendorf. Natürlich gibt es hier auch aktuelle Riesengebirgstitel. Dann geht es zum<br />

Friedensplatz (Mírové náměstí) mit Dekanalkirche des Hl. Laurentius, die in den Jahren<br />

1886 bis 1889 auf Initiative von Aloisia Czernin-Morzin errichtet wurde. Die Gräfin wählte<br />

damals den Architekten Stephan Tragl aus, den späteren Baumeister der neugotischen<br />

Czernin-Gruft im Park, vor allem aber steuerte sie die erforderlichen Mittel bei. Aus der<br />

abgerissenen ursprünglichen Kirche aus frühesten Zeiten der Stadt blieben allein die<br />

Seitenbilder des Hauptaltars und beispielsweise auch die Steinplatte an der Treppe zum<br />

Turm erhalten. Sie erinnert an die Gründer des alten Turmes Rosina und Wilhelm Miřkovský.<br />

Die restaurierte Pestsäule vor der Kirche ließen im Jahre 1696 Johann Rudolph<br />

Morzin mit Ehegattin Constanze, geb. von Mitrovic errichten. Auf dem Friedensplatz sind<br />

kaum die drei historischen Holzhäuser zu übersehen, die unlängst durch einen Neubau<br />

ergänzt wurden – die erste wirklich gelungene Nachbildung in Vrchlabí. In ihnen siedelt<br />

eine Filiale des Riesengebirgsmuseums und das Informationszentrum des KRNAP obendrein.<br />

Bevor man auf der Hus-Straße am Kloster mit der Hauptausstellung des Riesengebirgsmuseums<br />

angelangt ist, ist am Haus der Jugend noch eine neu installierte steinerne<br />

Gedenktafel zu sehen, die Aloisia Czernin-Morzin gewidmet ist. Gerade hier hatte sie im<br />

Jahre 1891 ein Armenhaus eröffnet. Dann steht man schon vor der Tür des zum Museum<br />

umfunktionierten Klosters. Es ist der Stadt Vrchlabí zu verdanken, dass es gelang,<br />

die heruntergekommene Klosterkirche zu retten und zu rekonstruieren. Lassen sie sich<br />

keinesfalls eine Gelegenheit zu ihrer Besichtigung entgehen – am besten bei einem<br />

der zahlreichen Orgelkonzerte. Der namhafte tschechische Dokumentarist Pavel Štingl<br />

schafft für das Riesengebirgsmuseum das Szenarium für eine völlig neue Konzeption der<br />

gesamten Anlage. Teil dieser Konzeption ist auch eine Vereinbarung zwischen Stadt und<br />

Museum über die dauernde Zugänglichmachung der Klosterkirche unter Verwendung<br />

der Zwischenräume zur Erinnerung an das Adelsgeschlecht der Morzin, die Gegenreformation<br />

im Zeitraum ab dem Dreißigjährigen Krieg bis hin zu den Reformen von Kaiser Joseph<br />

II., einschließlich einer sehr interessanten Barock-Pietät. Man darf gespannt sein.<br />

www.muvrchlabi.cz<br />

1639 an den böhmischen Adligen Hermann Czernin von und zu Chudenitz. Er hatte<br />

allerdings mit keiner seiner drei Ehegemahlinnen einen Nachfolger und deshalb erbte<br />

Humprecht, der berühmteste aller Czernins in der Geschichte des alten Adelsgeschlechts,<br />

die Schmiedeberger Herrschaft. Der Oberste Kämmerer des Königreichs<br />

Böhmen und der Erbauer des Palais Czernin auf dem Hradschin bemühte sich auch<br />

um den verbliebenen Besitz von Ullrich, aber zu diesem erhielten die Schaffgotsche<br />

spätestens im Jahre 1649 vom Kaiser sämtliche Rechte zurück. Der Sohn des hingerichteten<br />

Generals war fortan dem starken Druck seines mächtigen Nachbarn ausgesetzt.<br />

Der Streit um die Herrschaftsgrenzen wurde letztendlich auf der Schneekoppe<br />

entschieden. Der junge Christoph Leopold Schaffgotsch beschloss, seinen Anspruch<br />

auf die Gebirgslagen der heutigen Stadt Karpacz/ Krummhübel durch den Bau einer<br />

Kapelle auf der Schneekoppe zu erhärten. So schickte er einen Zimmermann mit fünf<br />

Gehilfen ins Tal Biały Jar zum Goldbach und diese fällten hier am 8. April Bäume und<br />

zimmerten Balken aus ihnen. Als sie schon 120 Stämme vorbereitet hatten, wurden sie<br />

von acht Förstern überfallen, die ihnen vorwarfen, sei befänden sich auf dem Gebiet<br />

des Herrn Humprecht von Czernin. Christoph ließ ich aber nicht einschüchtern und<br />

so verklagte er den Nachbarn beim kaiserlichen Gerichtshof und erwirkte so nach<br />

20 Jahren die Entscheidung, dass die Schneekoppe und Umgebung der Herrschaft<br />

Kynast angehöre. Schon im folgenden Jahr schloss er mit dem Maurermeister Bartholomäus<br />

Nantwig aus Greiffenberg/ Gryfów Śląski einen Vertrag über den Bau einer<br />

Kapelle ab. Christoph ließ sich von der Kapelle in Warmbrunn/ Cieplice inspirieren, die<br />

sein Großvater Kaspar im Jahre 1515 erbaut hatte. Sowohl der Bauherr, als auch der<br />

Baumeister unterschätzten die Schwierigkeit des Unterfangens. Die Baugrube für den<br />

runden Steinbau wurde auf dem höchsten Punkt der Schneekoppe ausgehoben – bis<br />

zum felsigen Untergrund in vier Meter Tiefe. Alten Chroniken zufolge war der Rohbau<br />

schon nach zwei Jahren fertig, damals waren an die 60 Arbeiter mit dem Bau und dem<br />

Hinaufschleppen des Materials beschäftigt. Warum das Werk dann erst nach vierzehn<br />

Jahren vollendet wurde, entzieht sich unserer Kenntnis. Die Kapelle wurde am 10.<br />

August des Jahres 1681, also zum Laurentiustag unter Beteiligung Hunderter Pilgerer<br />

vom Zisterzienserabt Bernhard Rosa aus Krzeszow dem heiligen Laurentius geweiht.<br />

Diesem Heiligen ist die Kapelle bis heute noch geweiht. Ob auch Christoph Leopold<br />

Schaffgotsch an der Feier teilnahm, ist nicht bekannt aber es ist mehr als wahrscheinlich,<br />

dass weder die Beamten des Nachbarn Humprecht von Czernin aus Schmiedeberg,<br />

noch Paul Morzin aus Hohenelbe, Franz Harant aus Jilemnice oder Ferdinand<br />

Graf Harrach aus Branná geladen waren. Waren sie doch die Hauptprotagonisten der<br />

bevorstehenden Streitigkeiten um den Verlauf der Hauptriesengebirgsgrenze. Diese<br />

führte seit 1681 mitten durch die Kapelle und wurde von Schaffgotsch im Norden und<br />

vom Dominium von Kaisers Gnaden im Süden anerkannt. Heute steht der Grenzstein<br />

etwas abseits in Richtung Tschechien, das heißt dass die ganze Rotunde zur Pfarrei<br />

der Bergstadt Karpacz gehört.<br />

Christoph Leopold Schaffgotsch (1623 – 1703) – der Baumeister<br />

der Kapelle auf der Schneekoppe.<br />

LAURENTIUSFEST<br />

Der Bau der Kapelle löste Massenaufstiege zur Schneekoppe aus, die sich von<br />

religiösen Wallfahrten zu ganzjährigen Touristenbesuchen wandelten. Jahr für<br />

Jahr kommt eine Viertelmillion herauf, aber auch in diesem Jahr, 329 Jahre nach<br />

der Weihung der Kapelle, kommen die meisten Menschen am Dienstag, dem 10.<br />

August zur St. Laurentius-Wallfahrt hierher. In den letzten Jahrzehnten beteiligen<br />

sich immer mehr Pilgerer von beiden Seiten des Riesengebirges an der Wallfahrt<br />

und das Treffen gewinnt an gesellschaftlicher Bedeutung. Die letzte Messe<br />

unter freiem Himmel zelebrierte ein Gast aus Deutschland – der aus Wroclaw/<br />

Breslau gebürtige Kardinal Joachim Meissner. Regelmäßige Besucher sind<br />

auch der Bischof Stefan Cichy aus Legnica, für die Diözese Hradec Králové der<br />

90-jährige Erzbischof Karel Otčenášek und Bischof Dominik Duka, seit dem 10.<br />

April 2010 der neue Prager Erzbischof und Primas von Böhmen. Bei der letzten<br />

Wallfahrt assistierten 20 Priester, alles organisierte im Hintergrund der Hausherr<br />

– Pfarrer Zenon Stoń aus Karpacz. Bei der Wallfahrt treffen sich regelmäßig viele<br />

weitere Besucher aus beiden Republiken, Männer des Bergrettungsdienstes,<br />

die Bürgermeister der Riesengebirgsstädte und -gemeinden, Scouts, organisierte<br />

Touristengruppen, Mitglieder des Gesellenschaft der Wallonen und niemals<br />

dürfen der letzte Koppenträger Helmut Hofer oder der hiesige Förster in Pension,<br />

Josef Tylš fehlen. Diese bunte Gesellschaft ergänzt in der Regel auch noch<br />

Präsident Václav Klaus. Das Programm auf tschechischer Seite beginnt in Pec<br />

pod Sněžkou um acht Uhr morgens mit dem Aufstieg von der Marienkapelle,<br />

durch den Riesengrund/ Obří důl bis zum Slezký dům/ Schlesierhaus und dann<br />

auf dem Jubiläumsweg bis zum Gipfel. Die heilige Messe beginnt am Mittag vor<br />

der St. Laurentiuskapelle. Ab 13 Uhr hat die Stadt Pec ein Programm am Seilgarten<br />

bei der Talsperre vorbereitet, es geht mit einer Studentenkapelle los, ab<br />

14.30 Uhr ist ein Konzert Revival Smokie und Tina Turner angesagt. Ab halb<br />

sechs tritt der Liedermacher Pavel Dobeš auf.<br />

www.pecpodsnezkou.cz


GRENzABKOMMEN VON 1710<br />

8 9<br />

Johann Anton Schaffgotsch (1675 – 1742),<br />

Besitzer der Herrschaft Kynast bzw. Chojnik.<br />

Während des Dreißigjährigen Krieges waren in den Jahren 1632 bis 1639 neue Adelsgeschlechter<br />

ins Riesengebirge gekommen, die treu an der Seite des katholischen Kaisers<br />

Ferdinand II. von Habsburg standen. Auf der südlichen Seite des Gebirges kamen so die<br />

Grafen von Harrach in Besitz der Herrschaft Branná, die Grafen von Morzin erwarben Vrchlabí/<br />

Hohenelbe, die Herrschaft Jilemnice/ Starkenbach im westlichsten Teil des Gebirges<br />

war schon seit 1634 im Besitz des alten böhmischen Adelsgeschlechts der Harant. Die<br />

Herrschaft Maršov/ Marschendorf wiederum wurde dem österreichischen Oberst de Waggi<br />

zuteil, allerdings ohne die Gebirgswälder und die Schneekoppe. Auf der schlesischen Seite<br />

der Berge kam Hermann Graf Czernin in den Besitz der Herrschaft Kowary/ Schmiedeberg,<br />

einziger ursprünglicher Herrschaftsbesitzer im Riesengebirge blieb so die Familie von Christoph<br />

Leopold Schaffgotsch mit der geschrumpften Herrschaft Kynast, dem heutigen Chojnik.<br />

Schon bald zeigte sich, dass jedes dieser Geschlechter seine eigene Vorstellung von<br />

den Herrschaftsgrenzen in den wilden Kammpartien hatte. Und so war es kein Wunder das<br />

heftige Grenzstreitigkeiten entbrannten – voller Einschüchterungsakte, Plänkeleien, Gewalttätigkeiten,<br />

Sabotagen, Inhaftierungen und natürlich Beschwerden an höchsten Stellen – am<br />

besten direkt beim Kaiser. Die ersten Abkommen sorgten für Ordnung an den Grenzen zwi-<br />

schen kaiserlichem Grund und Boden rund herum um Velká u. Malá Úpa/ Groß- und Kleinaupa<br />

und den benachbarten Herrschaften Vlčice/ Wildschütz und Maršov/ Marschendorf. Den<br />

erbittertsten Streit führten die Geschlechter Harant, Harrach, Morzin und Schaffgotsch um<br />

die damals unbewohnte Weiße Wiese, Teufelswiese und Elbewiese/ Bílá, Čertova, Labská<br />

louka, um Siebengründe/ Sedmidolí und das Tal der Mummel/ Mumlava. Kein Wunder – gab<br />

es hier doch herrliche Jagdgründe mit Bären, Rotwild, Auerhähnen, vor allem aber reiche<br />

Erzvorkommen und unermessliche Holzvorräte für die Erz- und Glashütten. Als erste kamen<br />

am 20. Dezember 1690 Ferdinand Bonaventura Harrach von der Herrschaft Branná und Johann<br />

Rudolf Morzin von der Hohenelber Herrschaft über den Grenzverlauf in Siebengründe/<br />

Sedmidolí überein. Christof Leopold Schaffgotsch wiederum gedachte folgenden Grenzverlauf<br />

seiner Herrschaft durchzusetzen: auf der Linie Schneekoppe, Wiesenbaude/ Luční b.,<br />

am Lauf des Weißwassers/ Bílé Labe bis zum Zusammenfluss mit der Elbe beim Mädelsteg/<br />

U Dívčí lávky, von hier bis zum Gipfel des Schüsselberges/ Medvědín, am Kamm entlang<br />

Kaiser Leopold I. (1640 – 1705), ab 1656 böhmischer König. Wenzel Morzin (1676 - 1737), Besitzer der Herrschaft Vrchlabí - Hohenelbe.<br />

bis zur Goldhöhe/ Zlaté návrší, zum Harrachfelsen und talwärts an der Mummel/ Mumlava<br />

entlang bis zur Iser/ Jizera. Einen geschickten Gegenzug unternahm jedoch Ferdinand Bonaventura<br />

Harrach, als er zusammen mit der Nachbarin Franziska von Harant, die ihren noch<br />

unmündigen Sohn vertrat, im September des Jahres 1684 vom Königgrätzer Bischof die<br />

symbolische „Elbquelle“ segnen ließ. Hiermit gaben sie klipp und klar die Zugehörigkeit der<br />

Elbwiesen zu ihren Besitzungen zu erkennen. Schaffgotsch wollte sich damit jedoch nicht<br />

abfinden, schon zwei Jahre später war er drauf und dran, die Teilnehmer einer wiederholten<br />

Prozession zur Elbquelle zu verjagen oder gar gefangenen zu nehmen – jedoch ohne Erfolg.<br />

Beim Anblick einiger Tausend Pilgerer mit der Gräfin Johanna von Harrach an der Spitze<br />

brach man die Aktion schweren Herzens ab. Die Gebirgsgegenden blieben der andauernden<br />

Fehden wegen auch weiterhin ungenutzt. Im Jahre 1672 nahmen Schaffgotsches Mannen in<br />

Siebengründe/ Sedmidolí gar den Morziner Hauptforstmeister Bradler samt seiner zweier<br />

Gehilfen bei der Bärenjagd fest und kerkerten sie auf Burg Kynast ein. Nun platzte auch<br />

Kaiser Leopold I. langsam der Kragen und so rief er für die strittigen Gebiete eine „Sperre“<br />

für alle Tätigkeiten aus, solange sich die verfehdeten Seiten nicht auf den Grenzverlauf einigten.<br />

Ferdinand Bonaventura Harrach verbesserte seine Verhandlungsposition deutlich, als<br />

er am 20. Oktober 1701 Franz von Harant die Herrschaft Jilemnice/ Starkenbach abkaufte<br />

und so fortan als alleiniger Besitzer des Westriesengebirges auftrat. Zu Gunsten der Herren<br />

auf der böhmischen Seite kam das alte Recht zur Anwendung, das besagte, dass zur Be-<br />

stimmung der natürlichen Grenze zwischen Herrschaften die Kammlinie im Gebirge Vorrang<br />

vor Wasserläufen im Tal habe. Zur Einigung trugen die drei unversöhnlichen Herren vor allem<br />

dadurch bei, dass sie in den Jahren 1702 bis 1706 kurz hintereinander verstarben. Den<br />

von den vergangenen Streitigkeiten weniger belasteten jungen Adligen war vor allem an der<br />

Nut-zung des Reichtums der Berge gelegen und so strebten sie eine rasche Einigung an. Am<br />

6. April 1710 schlossen Wenzel Morzin, Alois Thomas Raimund Harrach und Johann Anton<br />

Schaffgotsch endlich ein Abkommen über die Grenze zwischen ihren Riesengebirgsherr-<br />

schaften auf dem Hauptkamm im Bereich von der Schneekoppe zur Wiesenbaude/ Luční b.,<br />

zum Riesenkamm/ Stříbrný hřeben, über die Kl. Sturmhaube/ Malý Šišák, das Hohe Rad/<br />

Vysoké Kolo, die Veilchenspitze/ Violík, Luboch bis hin zum Neuwelter Pass/ Novosvěcké<br />

sedlo ab. Die Familie Schaffgotsch bekam zwar keine Gebirgstäler aber zu Ungunsten der<br />

Familie Harrach fiel ihnen der ausladende Ausläufer mit dem Urwald rings um die Iser zu. Als<br />

Kompensation überließen sie der Herrschaft Jilemnice die alpinen Wiesen und Latschenbestände<br />

auf der Teufelswiese/ Čertova louka unweit der Wiesenbaude. Hierdurch entstand<br />

ein „Dreiländereck“ zwischen den riesengebirg’schen Hauptgrundbesitzern. Im Jahre 1769<br />

kaufte Joseph Willibald aus der böhmischen Linie des Adelsgeschlechts der Schaffgotsche<br />

der Kaiserlichen Kammer die verbliebenen Partien ab und schloss sie der Marschendorfer<br />

Herrschaft an. Gleich vier Adelsgeschlechter besaßen Grund und Boden in der Umgebung<br />

der Wiesenbaude/ Luční bouda. Im Jahre 1824 ging die Herrschaft Maršov/ Marschendorf<br />

durch Heirat an die Aichelburger, von ihnen erwarb sie dann Familie Czernin-Morzin samt<br />

Groß Aupa und Petzer/ Velká Úpa u. Pec. Nach dem erwähnten Grenzabkommen erblühte<br />

in den Bergen die Baudenwirtschaft und in den neuen Lokalitäten auch die Holz- und<br />

Erzgewinnung. Kurz darauf wurde dann der letzte Riesengebirgsbär erlegt. Im April 1710<br />

ahnte niemand, dass die unter den Riesengebirgsherren vereinbarte Grenzlinie schon 38<br />

Jahre später zur Staatsgrenze zwischen zwei feindlich gestimmten Reichen wird, als das<br />

böhmische Königreich unter Maria Theresia Schlesien an Preußen verliert.<br />

TREFFEN DES RIESENGEBIRGSADELS NAcH 300 JAHREN<br />

Die Grenzstreitigkeiten endeten erst am 23. Juni 1710 mit der Verwirklichung des Abkommens,<br />

als die Forstmeister den letzten Grenzstein gesetzt hatten und die vereinbarten Grenzen<br />

auf ihren Karten verzeichneten. Nach 300 Jahren gibt sich nun am 25. Juni 2010 gegen<br />

14 Uhr hoch über Pec pod Sněžkou und unweit der Wiesenbaude auf der Weißen Wiese/<br />

Bílá louka eine interessante Gesellschaft ein Stelldichein. Der <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> lud zusammen<br />

mit der Burggesellschaft Aichelburg die Nachkommen des Riesengebirgsadels ein, die vor<br />

300 Jahren dieses Friedensabkommen abgeschlossen hatten. Die Einladung nahmen an:<br />

Alexander Czernin-Morzin für die ehemalige Herrschaft Vrchlabí - Hohenelbe und Maršov -<br />

Marschendorf, Ernst Harrach für die Herrschaft Jilemnice/ Starkenbach und Branná und für<br />

die Nordseite des Riesengebirges versprach Hans Ulrich Schaffgotsch mit Neffe Philipp zu<br />

kommen. Allesamt sind sie Nachkommen derjenigen Adligen, die im Jahre 1710 den Grenz-<br />

vertrag abschlossen. Alexander ist der Vertreter gleich zweier Geschlechter, die sich an<br />

den Grenzfehden beteiligten. Wenzel Morzin ist sein siebter und Humprecht Czernin sein<br />

achter Urgroßvater in direkter Geschlechtslinie. Hans Ulrich ist der siebte Enkel in Linie von<br />

Johann Schaffgotsch in Reihe und Ernst der achte Enkel in Linie von Alois Harrach. Für die<br />

Herrschaft Marschendorf kommt auch noch Wladimir aus der Familie Aichelburg, der unter<br />

der Schneekoppe der verwandte Nachfolger der Waldsteiner und der böhmischen Linie der<br />

Grafen von Schaffgotsch war. Die einladung erging aber auch an weitere Nachkommen der<br />

erwähnten Geschlechter.<br />

Alois Thomas Raimund Harrach (1669 – 1742),<br />

Besitzer der Herrschaft Branná und Jilemnice.<br />

Wandertour entlang einer ungültigen Grenze<br />

Wenn damals gegen Ende des 17. Jahrhunderts Chri-<br />

stoph Leopold Schaffgotsch den Streit um die Hauptriesengebirgsgrenze<br />

gewonnen hätte, würde heute die<br />

Grenze zwischen Polen und Tschechien von der Schneekoppe<br />

zur Wiesenbaude und von da durch das Weißwassertal/ Údolí Bílého<br />

Labe bis zum Mädelsteig/ Dívčí lávka bei Spindelmühle führen. Die rot-weißen<br />

Grenzsteine würden also am Ufer dieses schäumenden Gebirgsflusses stehen<br />

und es würden wohl noch viel mehr Leute hier lang wandern. Da dies aber dank<br />

des Geschicks der Unterhändler aus den Herrschaften Vrchlabí und Jilemnice<br />

nicht geschah, ist der Wanderweg entlang des Weißwassers/ Bílé Labe bis<br />

heute noch einer der ruhigsten geblieben und sei daher allen Bergfreunden<br />

wärmstens anempfohlen. Hinauf zur Schneekoppe gelangt man mit der Morgenseilbahn<br />

um 8 oder 9 Uhr ohne Schlange stehen zu müssen, vom Gipfel bis zur<br />

Wiesenbaude/ Luční bouda ist es gerade mal eine Stunde Weg. Auf dem blau<br />

markierten Bergsteig, der von Gräfin Aloisa Czernin-Morzin nach dem Hohenelber<br />

Dekan „Weber-Weg“ benannt wurde, geht es dann bis nach Spindelmühle<br />

hinunter. Die Rückkehr ist mit dem Sessellift nach Pláň leicht gemacht – der<br />

Weg über die Keilbauden/ Klínové boudy bis zum „Bufet Na rozcestí“ ist nur<br />

ein Spaziergang. Auf dem Weg mit dem grünen Wanderzeichen geht es über<br />

„Liščí jáma“ und „Severka“ nach Pec. In umgekehrter Richtung kann man mit<br />

dem Sessellift aus Pec zum Braunberg/ Hnědý Vrch mit neuem Aussichtsturm<br />

fahren,und dann über den Fuchsberg/ Liščí hora zur Geiergucke/ Výrovka und<br />

von da durch den Langen Grund/ Dlouhý důl bis nach Spindlermühle laufen.<br />

Nach Pec geht es dann entlang der fiktiven Grenze durch das Tal der Weißen<br />

Elbe/ Bílé Labe wieder zurück.


Jizera<br />

Jizerka<br />

Kamienna<br />

Labe<br />

Sedmidolí<br />

Labe<br />

Bílé Labe<br />

JILEMNICE<br />

Lomniczka<br />

Luční potok<br />

Úpa<br />

Malá Úpa<br />

Úpa<br />

SCHWARZENBERG<br />

JANSKé LázNĚ Antonín Tichý<br />

10 11<br />

Kaiserliche Hoheit Aichelburg Czernin Czernin-Morzin<br />

ScHWARzENBERGER UNTER DEM ScHWARzENBERG<br />

Die Herrschaft Vlčice/ Wildschütz, die vom Ende des 14. Jahrhundert bis zur Konfiskation<br />

nach der Schlacht am Weißen Berg vom Geschlecht der Zilvar von Pilnikau und<br />

später von Silberstein verwaltet wurde, war damals fester Bestandteil des Trautenauer<br />

Lehensbezirks. Im Norden zog sie sich hoch auf die Kämme hinauf, bis in unmittelbare<br />

Nachbarschaft des bekannten Riesengebirgsadels. Auf dem Gebiet von Johannisbad<br />

berührte sie dabei direkt den Schwarzenberg. Der letzte aus der zweihundertjährigen<br />

genealogischen Reihe der Zilvaren – Adam III. wurde im Jahre 1622 vom kaiserlichen<br />

Gerichtshof für eine Beteiligung am „Böhmischen Aufstand“ zum Verlust seiner Güter<br />

verurteilt und des Landes verwiesen.. So fiel die Herrschaft Albrecht von Waldstein zu,<br />

der sie seinem Friedländer Herzogtum einverleibte. Nach seiner Ermordung lösten sich<br />

unter dem Schwarzenberg gleich ein paar Pächter oder Eigentümer ab, bis im Jahre<br />

1675 Johann Adolf von Schwarzenberg die Herrschaft erwarb. Die Namensverwandtschaft<br />

zwischen dem Adelsgeschlecht und dem trotzigen Berggipfel war rein zufällig. Im<br />

folgenden Jahrhundert verwalteten fünf Generationen der Familie Schwarzenberg die<br />

Herrschaft Wildschütz und hinterließen unauslöschbare Spuren in der Geschichte dieses<br />

Teils des Riesengebirges. Durch die Einführung der Leinenweberei, zusammen mit<br />

einem in diesem Maße noch nie betriebenen Flachsanbau und -verarbeitung sorgten<br />

sie viele Jahre lang für den Lebenserwerb ihrer Untertanen. Eine weitere unternehmerische<br />

Aktivität der neuen Besitzer war der allerdings erfolglose Versuch, den verblassten<br />

Ruhm der Goldgewinnung am Rehorn/ Rýchory wieder aufzufrischen, der im Jahre<br />

Gendorf Harant Harrach Morzin<br />

1771 definitiv endete. Erfolgreicher war da die Papierherstellung in Mladé Buky/ Jungbuch,<br />

die im Herbst des Jahres 1689 aufgenommen wurde – mit drei Papiersorten, die<br />

das Filigran des Familienwappens trugen. 1731 belieferte die fürstliche Papierfabrik die<br />

ausgedehnten Schwarzenberger Besitzungen bereits mit 16 Papiersorten. Außerdem<br />

sind noch das Stiftungsspital für pensionierte Angestellte der Herrschaft in Svoboda<br />

n. Úpou/ Freiheit und die Finanzierung des Umbaus der hiesigen Kirche zu erwähnen.<br />

Das größte und nachhaltigste Verdienst der Schwarzenberger ist aber zweifelsohne ihr<br />

bedeutender Anteil am Aufschwung des Kurortes Johannisbad. Sie waren es, die der<br />

bis dahin bedeutungslosen Einöde mit ihren Heilquellen, Kapelle und provisorischen<br />

Für das Treffen bereiteten wir in Zusammenarbeit mit der KRNAP-Verwaltung einen symbo-<br />

Schenke durch den Bau neuer Einrichtungen und die Gewährung verschiedenster Dilischen<br />

Grenzstein vor, der ab dem 25. Juni 2010 bei der Wiesenbaude/ Luční bouda stehen<br />

enstleistungen den Charakter eines Kurortes verliehen. Schon der erste Herrschafts-<br />

wird – als Erinnerung an die Versöhnung namhafter Familien des Riesengebirgsadels. Der<br />

kegelförmige historische Stein aus der Sammlung des Lapidarium Remedium der Galerie Ve-<br />

Schaffgotsch Schwarzenberg Trczka Waldstein<br />

besitzer, Johann Adolf, ließ sechs Neubauten errichten und die alte Mühle beim abgebrannten<br />

Hammer rekonstruieren. Auch beauftragte er den mährischen Landesprofesselý<br />

<strong>výlet</strong> wurde von Steinmetz Petr Beneš bearbeitet. Sein Haupt trägt die Jahreszahl 1710<br />

– 2010 und an seinen Seiten sind die von Jana Benešová vergoldeten Namen der beteiligten<br />

Familien eingemeißelt. Der Name SCHAFFGOTSCH weist in Richtung Burg Kynast/ Chojnik,<br />

der Name HARRACH nach Westen in Richtung Jilemnice, der Name MORZIN in südwestliche<br />

Richtung nach Vrchlabí, der Name AICHELBURG in südöstliche Richtung nach Maršov und<br />

der Name CZERNIN in südliche Richtung zwischen die beiden genannten Herrschaften.<br />

Die Familienwappen des Riesengebirgsadels blieben in manchen Fällen an den Fassaden<br />

von Schlössern, Grabsteinen und Gruften, an Grenzsteinen, alten Bierflaschen, aber auch<br />

in Stadt- und Gemeindewappen, im Innern von Kirchen, vor allem jedoch auf historischen<br />

Dokumenten erhalten. Květa Krhánková, die bildende Künstlerin des <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong>, stilisierte<br />

die Wappen aller zehn Geschlechter, die in die Geschichte des Riesengebirges eingriffen.<br />

sor Dr. Georg Ignaz Hettmayer mit der Durchführung einer chemischen Analyse des<br />

Johannisbader Heilwassers und mit deren Veröffentlichung in einer historisch ersten<br />

Fachschrift über Johannisbad im Jahre 1680. Das dünne Büchlein enthält außer einer<br />

allgemeinen Beschreibung des Heilbades auch einzelne Beispiele geheilter Patienten.<br />

So weiß man auch noch nach einem Vierteljahrtausend, dass sich hier ein Herr Christoph<br />

Köppel aus Glatz (Kłodzko) von Gicht heilte. Václav Košťál aus Hořice wurde hier<br />

Fürst Johann Adolf zu Schwarzenberg (1615 – 1683), der Gründer des Heilbades.<br />

Sklarska Poreba<br />

nach drei Besuchen im Jahre 1679 sein Brustdrücken los, was man vorher weder in<br />

Karlsbad noch in Bad Teplitz geschafft hatte. Ein Sattlergeselle aus Schmiedeberg/<br />

Mumlava<br />

Harrachov<br />

SCHAFFGOTSCH<br />

KYNAST - CHOJNIK<br />

pramen<br />

Karpacz<br />

Kowary<br />

Kowary heilte sich hier von Aussatz, nachdem er vorher sinnlos dreißig Reichstaler für<br />

Arzneien vergeudet hatte. Kurz nachdem Ferdinand die Herrschaft übernommen hatte,<br />

schossen neben Schenke und Kurhaus mit Quelle 22 neue Gebäude aus dem Boden,<br />

wodurch Johannisbad seinen heutigen Grundriss erhielt. Auch die Schwarzenberger<br />

konnten den Streitigkeiten um die Herrschaftsgrenzen nicht entgehen. Nach deren<br />

zum schrittweisen Erwerb zahlreicher Güter nutzte. Im Jahre 1670 wurde er zum Präsidenten<br />

des kaiserlichen Hofrates ernannt und in den Fürstenstand erhoben. Sein Sohn<br />

Ferdinand Wilhelm (1652 – 1703) dehnte Besitz und Wappen um den Nachlass seines<br />

Schwiegervaters, des Grafen von Sulz aus. Nach ihm trat Adam Franz (1680 – 1732),<br />

ein typischer Barockadliger mit tiefem Kunstinteresse die Erbfolge an. Seine Waldungen<br />

Labe<br />

CZERNIN<br />

friedlichen Bereinigung wurden die Grenzen der Wildschützer Herrschaft abgesteckt.<br />

An bedeutenden Punkten zierten mächtige Grenzsteine das markante Wappen der Familie<br />

Schwarzenberg mit Königskrone und Orden vom goldenen Vlies. Die Grenzsteine<br />

hielt er für den größten Schatz des Böhmischen Königreiches. Der ranghohe Funktionär<br />

am kaiserlichen Hof erweiterte den Familienbesitz um die Eggenberger Erbschaft. Er<br />

unterstützte finanziell auch die Heiligsprechung von Johann Nepomuck. Er kam tragisch<br />

aus den Jahren 1752 und 1753 waren schönste Steinmetzarbeit, der letzte von ihnen bei einer Hirschjagd in Brandýs nad Labem ums Leben, als ihn unglücklich eine Kugel<br />

1710<br />

Bedřichov<br />

Rokytnice<br />

Krausovy Boudy<br />

JILEMNICE BRANNÁ<br />

Vítkovice<br />

Benecko<br />

HARRACH<br />

(Harant) (Harrach)<br />

Štěpanice<br />

Branná<br />

Jilemnice<br />

Sněžka<br />

Špindlerův Mlýn Luční<br />

Malá Úpa<br />

bouda<br />

J.M.C.<br />

VRCHLABÍ<br />

Pec p. Sněžkou<br />

Velká Úpa<br />

MORZIN<br />

MARŠOV<br />

Benecko<br />

Horní<br />

Dolní Dvůr VALDŠTEJN Maršov<br />

(AICHELBURG)<br />

Černý Důl<br />

Vrchlabí<br />

Janské Lázně<br />

VLČICE<br />

Žacléř<br />

ŽACLÉŘ<br />

stand vor dem Gasthof „Hoffmannsbaude“. Der allerletzte „verschwand“ in den achtziger<br />

Jahren des vergangenen Jahrhunderts aus Bolkov bei Čista, um wie durch ein Wunder<br />

im Schlosspark des Heilbades Lázně Bělohrad „aufzutauchen“. Sicher kommt die Zeit,<br />

wo er nach Johannisbad zurückkehrt.<br />

Wir können nur mutmaßen, was der letzte Anlass zur Veräußerung der nicht besonders<br />

einträglichen und weitab der sonstigen Schwarzenberger Besitzungen gelegenen<br />

Herrschaft war: Waren es Kommunikationsschwierigkeiten der hiesigen Direktoren<br />

mit der Zentralverwaltung, war vielleicht das Bemühen um die Kommassation der<br />

südböhmischen Besitztümer ausschlaggebend oder wurde sie vom Bauernaufstand in<br />

Ostböhmen im Jahre 1775 beeinflusst? Im Jahre 1782 tauschte Johann Nepomuk von<br />

Schwarzenberg die Herrschaft Wildschütz gegen den Besitz der aufgelösten Klöster in<br />

Třeboň, Borovany und Zlatá Koruna ein. Erwähnen wir doch wenigstens in aller Kürze<br />

die fünf genannten regierenden Fürsten. Johann Adolf (1615 – 1683), Ritter des Ordens<br />

vom Goldenen Vlies und nach dem Tode seines älteren Bruders einziger Nachkomme<br />

eines aus Unterfranken stammenden Geschlechts, wurde zum Begründer des Familienbesitzes<br />

in Böhmen. Er beherrschte fünf Fremdsprachen und kam in den Diensten<br />

des Erzherzogs Leopold Wilhelm, des Bruders des Kaisers, zu hohen Würden. Im Jahre<br />

vom Kaiser Karel VI. traf. Sein Nachfolger Joseph Adam (1722 – 1782) bekleidete genauso<br />

wie seine Vorfahren hohe Ämter bei Hof. Er war Oberster Hofmeister unter Maria<br />

Theresia und Joseph II. Seine Vorliebe für die Kunst bewog ihn zu großartigen Bauvorhaben<br />

am Schloss Krumlov /Böhmisch Krumau und an weiteren Schlössern und auch zur<br />

Förderung der Musik. Der letzte Besitzer von Wildschütz war Johann Nepomuk (1742<br />

– 1789), er widmete sich voll und ganz der Verwaltung seiner Güter. Als letzter Vertreter<br />

des Geschlechts durfte er eigene Münzen prägen. Nur schade, dass er den grandiosen<br />

Schwarzenberger Schwemmkanal in Südböhmen erbauen ließ und mitnichten im Riesengebirge<br />

unter dem Schwarzenberg.<br />

Heute können in dem vor 330 Jahren von den Schwarzenbergern als Institut gegründeten<br />

Heilbad Johannisbad 450 erwachsene und 272 Kinderpatienten auf einmal Heilung<br />

finden. Im vergangenen Jahr waren hier nahezu 7000 Klienten zur Kur, vor allem mit<br />

Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates, in der Kinderheilanstalt darüber hinaus<br />

auch mit onkologischen Befunden und Erkrankungen des Atmungsapparates. Alle<br />

Patienten machen bei den Kuren gern von den hiesigen gefassten Thermen Gebrauch.<br />

1654 erwarb er das Recht, sich dauerhaft in Böhmen niederlassen zu dürfen, was er<br />

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Kaiser Joseph II. (1741 – 1790), ab 1780 böhmischer König.<br />

MALá ÚPA<br />

12 13<br />

Gendorf und die Adligen aus den Alpen<br />

Der Gebirgsort Malá Úpa/ Kleinaupa war lange Zeit mehr mit der königlichen<br />

und kaiserlichen, als mit der Macht des Adels verbunden. Christoph Gendorf,<br />

der Kolonisator des Riesengebirges, bekam im Jahre 1542 von Ferdinand I.<br />

den gesamten Trautenauer Kreis zum Lehen und begann schon bald in der<br />

heutigen Siedlung Smrčí/ Fichtig in Horní Malá Úpa Holz zu schlagen und Erz<br />

zu schürfen. Im tschechisch verfassten Bericht Kuttenberger Bergbeamter<br />

vom September 1609 ist zu lesen, dass „vor sechzig und siebzig Jahren, als<br />

diese Berge Herr Jendorffer (Gendorf) in Besitz hielt, an diesen Orten Holz<br />

gehauen und verkauft wurde und dass es seither wieder nachgewachsen ist...<br />

und dass in Fichtig auch eine Bergmannshütte für Eisenberge steht und dass<br />

hier noch vor drei Jahren (1606) Eisenerz gehackt und Stollen getrieben wurden,<br />

die nun aber verlassen stehen und das deswegen, weil hier wegen Wassermangel<br />

keine Erzhütten zum Eisenschmelzen stehen konnten“. Tatsächlich<br />

wurde hier aber ganze vier Jahrhunderte lang mit gewissen Unterbrechungen<br />

Erz abgebaut – der Erzbergbau ging im Prinzip erst vor fünfzig Jahren mit einer<br />

erfolglosen Uranerkundung zu Ende. Im Jahre 2006 brach nach heftigen<br />

Regengüssen bei den Schatzlarbauden/ Žacléřské boudy der Boden ein und<br />

gab alte Grubenwerke frei und so konnten die Höhlenforscher aus dem Team<br />

von Radko Tásler die Erforschung eines Teils der unterirdischen Räume durchführen.<br />

Insgesamt beschrieb Tásler in Smrčí/ Fichtig sechs Stollen, die an die<br />

historischen Grubenwerke Gustav- Heinrich, Joseph, Helena und Emma an-<br />

schlossen. Beim Abbau von Magnetit und Arsenpyrit in der ersten Hälfte des<br />

19. Jahrhunderts und vor allem bei der Erzerkundung in den 50er Jahren wurden<br />

die ältesten Grubenbaue aus Gendorfs Zeiten ohne jegliche Dokumentierung<br />

aufgefahren. Also muss uns reichen, dass der Bericht aus dem Jahre<br />

1609 die Besiedlung von Kleinaupa in Fichtig noch vor dem Eintreffen der<br />

ersten Besiedlungswelle im Jahre 1566 belegt. Der Bericht deutet auch an,<br />

dass im benachbarten Löwengrund, der bei späteren Adelsfamilien im Fokus<br />

bergmännischen Interessen stand, Erz gewonnen wurde. Berthold Waldstein<br />

betrieb sicher schon seit 1731 Erzabbau unter der Schneekoppe. Die hiesigen<br />

Einwohner schleppten das Erz in Kraxen über den Kugeln und Rosenberg zur<br />

Verhüttung nach Petzer/ Pec. Waldstein musste sich für den Anlauf des Erzbergbaus<br />

1200 Florint ausleihen, aber auch so zahlte sich die Verarbeitung<br />

des schwer schmelzbaren Arsenopyrits kaum aus. Die spätere Erzgewinnung in<br />

Kleinaupa lag dann schon in den Händen von Bergbauunternehmern.<br />

Mit Ober Kleinaupa ist eine interessante Legende verbunden. Im verloren<br />

gegangenen Gedenkbuch von Kleinaupa aus dem Jahre 1840 soll gestanden<br />

haben, dass im 17. Jhd. Herren höheren Adels auf die Grenzbauden/ Pomezní<br />

Boudy kamen, die man wegen eines nicht spezifizierten Vergehens aus Tirol<br />

ausgewiesen hatte. Gemäß der Abschrift der alten Chronik bewahrten manche<br />

Ansiedler gewisse Zeit noch ihre Familienwappen auf. Die erwähnten Namen<br />

wie Trübenecker, Salwender, Steinwender, Kirchschlager, Mohorn und Brune-<br />

cker sind in Malá Úpa wohlbekannt. Eine andere Quelle spricht von der Ankunft<br />

bestrafter Offiziere der österreichischen kaiserlichen Armee, wobei sie Graf<br />

Kirchschlager, Fürst Reuss oder den Herrn von Brunecker erwähnt, der seine<br />

Herkunft von der Südtiroler Stadt Bruneck herleitete. Die Brunecker bewahrten<br />

das Familienwappen, das ihnen vom Herrscher erteilt worden war, angeblich<br />

bis ins 19. Jahrhundert auf. Die bisher einzigen Ansiedler im Ostriesengebirge,<br />

die ihre adlige Herkunft belegen konnten, sind die Hintner, die aus dem Gsieser<br />

Tal unweit von Bruneck stammen. Der Name Brunecker war besonders<br />

auf den Grenzbauden und in Fichtig/ Smrčí weit verbreitet, so z.B. auch durch<br />

den bekannten Gasthof Zur Frischen Quelle von Emil Brunecker. Nach 1945<br />

hieß er „Za větrem“ und im Jahre 1962 brannte er ab. Der übriggebliebene<br />

provisorische Schnellimbiss in Smrčí war noch in den 80er Jahren geöffnet. An<br />

den Gasthof „Za větrem“ erinnert heute nur noch der Name der Bushaltestelle.<br />

Auf der Fläche bei den mächtigen Eschen kann man bei einem Besuch von<br />

Smrčí ruhig einen Moment parken. Auch der längst verschwundene „Schweizer<br />

Keller“ hat mit der Legende von den Adligen aus dem Tirol zu tun. Dem Gedenk-<br />

buch aus dem Jahre 1840 zufolge vergruben die Adligen vor seiner Eingangstür<br />

eine goldene Sau und ein Fass mit importiertem Wein. Der Gasthof soll auf<br />

den Grenzbauden, unweit der hübschen Berghütte Nr. 46 mit der Kleinaupner<br />

Heubodengaube unter dem Gasthof „Lesní zátiší“ gestanden haben. Der Name<br />

„Schweizer“ ist offensichtlich eine Verballhornung des ursprünglichen Wortes<br />

„Schwazer“, weil ein Teil der Besiedler von Kleinaupa/ Malá Úpa aus der Stadt<br />

Schwaz kamen. Sie wurden nämlich lange Zeit Schwazer genannt.<br />

Rebell Ferdinand Salwender<br />

Eine andere, mit der Siedlung Fichtig verbundene Familie waren die Salwenders<br />

– ein gewisser Sebastian wird sogar schon im Jahre 1644 erwähnt. Im<br />

Dreißigjährigen Krieg und in der Nachkriegszeit, also zu Zeiten der Gegenreform,<br />

war das Riesengebirge alles andere als eine Idylle. Auf kaiserlichem<br />

Grund und Boden und auf den Besitztümern des neuen Adels hatten die Siedler<br />

Fronarbeit zu verrichten – das hieß umsonst oder nur für ein Spottlohn<br />

zu rackern. Die Kleinaupner Bergler waren Untertanen des Kaisers und ihre<br />

tiefe Unzufriedenheit über ihre Lebensbedingungen schwappte auch ins 18.<br />

Jahrhundert über, als sie zu Fronarbeitern der Marschendorfer Herrschaft wurden.<br />

Im Jahre 1175 wuchsen kleinere Bauernrevolten offene Rebellion aus. Im<br />

Kreisarchiv in Trutnov wird das Protokoll eines Verhörs durch den Marschendorfer<br />

Schultheiß Benjamin Schwager aufbewahrt, der vom Herrschaftsbesitzer<br />

Berthold Schaffgotsch in dieses Amt berufen wurde. Der Schultheiß hatte<br />

sich am 17. Mai 1775 der Trautenauer Untersuchungskommission gegenüber<br />

zu verantworten, warum er auf die Forderungen der empörten Bergler eingegangen<br />

sei. Er wälzte alles auf den Kleinaupner Bergwirt Ferdinand Salwender<br />

aus der Siedlung Fichtig ab, der eine Meute von 2000 aufsässigen Menschen<br />

nach Marschendorf geführt hatte. Unter Androhung von Gewalt diktierte er am<br />

27. März dem herrschaftlichen Schreiber Anton Ende sechzehn Forderungen<br />

der Leibeigenen. Es ging nicht nur um die Aufhebung der Fronarbeit und Zehenten,<br />

am meisten litten die Kleinaupner Fronarbeiter unter dem diktierten<br />

und mitnichten vereinbarten Lohn. Die vier bis sechs Tage Fronarbeit pro Jahr<br />

waren dagegen nur ein Klacks. Bei den Drohungen dem Herrschaftsverwalters,<br />

Schultheißen und Schreiber gegenüber wurde Salwender tatkräftig von<br />

den Gebrüdern Anton und Franz Kirchschlager aus Kleinaupa unterstützt. Auf<br />

Kosten des Herrschaftsverwalters ließ Ferdinand Salwender „den Leuten einige<br />

Fässer Bier ausschenken und diese soffen das Bier und den Schnaps aus,<br />

worauf sie viele Fenster und Stein zerschlugen, die ganze Kasse aufbrachen<br />

und etwas aus ihr stahlen, sodass der Gesamtschaden 450 Gulden betrug“. So<br />

klagte der verdroschene Schultheiß Schwager. Dann brach der Hauptaufrührer<br />

mit einer Meute von 1700 Berglern von Marschendorf zum Schloss Schatzlar/<br />

Žacléř auf, wo der herrschaftliche Beamte lieber gleich ausriss. Auch hier<br />

tranken sie in der Brauerei alle Bier- und Schnapsvorräte aus. Beim entscheidenden<br />

Treffen der Aufständischen auf dem Hügel „Hummelhof“ bei Trautenau<br />

einen Tag später mit einer halben Kompanie kaiserlicher Soldaten fielen zehn<br />

Männer, weitere wurden verletzt. Ferdinand Salwender wurde zusammen mit<br />

den anderen Rädelsführern des Aufstands aus den umliegenden Herrschaften<br />

in den Kerker geworfen. Noch im Jahre 1841 lebten die Familien Salwender<br />

ausschließlich in der Siedlung Fichtig, konkret in den Hütten Nr. 69, 72, 78<br />

und 80. Im Jahre 1945, nach dem Ende des 2. Weltkriegs, verließen die letzten<br />

vier Salwender-Familien Horní Malá Úpa, die allesamt in Fichtig lebten, mit<br />

Ausnahme von „Wosselsef“ der in der Siedlung Nickelsberg/ Niklův Vrch Nr.<br />

97 lebte. Der Rebell Ferdinand stammte wohl aus der heutigen Poděbradská<br />

bouda Nr.80, die am Hang über der Bushaltestelle „U dolu“ steht. Die gesamte<br />

Siedlung Fichtig und die nahe gelegenen Schatzlarbauden gehören heute zu<br />

den schönsten Ortsteilen von Malá Úpa.. Sauber gemähte Wiesen, über die<br />

Hänge verstreuten Berghütten, rauschende Bäche, Solitärbäume und Schaf-<br />

herden unter der wuchtigen Schwarzen Koppe/ Svorová hora prägen das Bild<br />

der schönen Gebirgslandschaft.<br />

Der Untertanenaufstand von 1775 trug letzten Endes dann doch zur Verbesserung<br />

der Lebensbedingungen bei. Ende September 1779 kam Joseph II.<br />

nach dem preußisch-österreichischen Krieg im Rahmen einer Inspektionsreise<br />

nach Kleinaupa. Das, was er in diesem Gebirgsort unter der Schneekoppe<br />

sah, mag dazu beigetragen haben, das Untertanenpatent über die Aufhebung<br />

der Leibeigenschaft von 1781vorzubereiten. Ob die Einheimischen dem Kaiser<br />

damals auch vom Kleinaupner Aufständischen Ferdinand Salwender erzählt haben,<br />

ist unbekannt. Dafür wissen wir, dass sie ihn von der Notwendigkeit einer<br />

eigenen Kirche, Pfarre und Schule zu überzeugen wussten. Als Joseph II. in<br />

der Mohornmühle, im heutigen Spálený Mlýn übernachtete, versprach er den<br />

Leuten aus diesem abgeschiedenen Ort, ihr Anliegen zu unterstützen. Der kaiserliche<br />

Stiftungsfonds setzte daraufhin den Bau der Kirche St. Peter und Paul<br />

durch. Nur ein Jahr nach dem vorzeitigen Tode des Kaisers wurde sie geweiht.<br />

Heute ist die Lokalität „U kostela“ mit seinen ursprünglichen Holzhütten, Gasthäusern,<br />

Pensionen und urwüchsigem Friedhof die interessanteste Stelle des<br />

ganzen Ortes und eine der hübschsten im Riesengebirgsort überhaupt. Auf<br />

dem stillen Friedhof liegt wohl auch der bekannteste aller Kleinaupner begraben,<br />

der Bergler Ferdinand Salwender, der auf harsche aber wirksame Weise<br />

zur Verbesserung der Lebensbedingungen der hiesigen Leute beitrug.<br />

Weitere adlige Spuren<br />

Berthold Waldstein kaufte die Marschendorfer Herrschaft im Jahre 1701, allerdings<br />

noch ohne die Wälder des Ostriesengebirges. Schon bald übernahm<br />

er auch die kaiserlichen Untertanen aus der Siedlung Kleinaupa. Da er im Jahre<br />

1729 aber kinderlos verstarb, übernahm seine Nichte Maria Elisabeth die<br />

Herrschaft. Zusammen mit ihrem Ehegatten Johann Ernst Schaffgotsch leitete<br />

sie die Geschicke der Herrschaft dann nahezu 20 Jahre lang. Die Berichte<br />

über Kleinaupa aus jener Zeit sind spärlich, aber gerade damals entstanden<br />

wohl aus Initiative der Adelsfamilie zwei neue Siedlungen für die ständig wach-<br />

sende Anzahl der Dorfbewohner. Im Unterschied zu den älteren, spontan über<br />

die Hänge gewürfelten Grundstücken wurden die Flurstücke der Neuhäuser/<br />

Nové Domky unweit der Grenzbaude jedoch genau vermessen. Die gleichen<br />

Wiesenbänder und auch die ungewöhnliche Reihenanordnung der Gebirgshäuser<br />

zeugen von einem durchdachten Vorhaben. Ein weiterer, etwas tiefer<br />

gelegener Ort ist die Siedlung Elisabethtal, Sie ist offensichtlich nach der Gräfin<br />

Elisabeth Schaffgotsch benannt. Genauso wie die Grenzbauden/ Pomezní<br />

Boudy war dieser abgelegene Ort lange Zeit nur zu Fuß zu erreichen. Die<br />

erste Fahrstraße von der Mohornmühle/ Spálený Mlýn über Fichtig zur Ländergrenze<br />

ließ erst der Nachfahre der genanten Adelsfamilie, nämlich Berthold<br />

Aichelburg bauen. Mütterlicherseits reichen seine Riesengebirgswurzeln bis<br />

zum Jahr 1701 zurück. Nach der genannten der Straße ließ er 1841 auf den<br />

Grenzbauden ein kaiserliches Zollhaus errichten. Straße und Behörde trugen<br />

nicht nur zur staatlichen Ordnung bei, sondern förderten darüber hinaus auch<br />

den einsetzenden Fremdenverkehr und den legalen Grenzhandel. Bertholds<br />

Zollhaus blieb lange Zeit eines der wichtigsten Häuser von Kleinaupa. Seine<br />

symbolische Bedeutung blieb ihm auch noch nach der Brandstiftung von Nazis<br />

Berthold Aichelburg (1824 – 1861),<br />

ab 1847 Besitzer der Herrschaft einschließlich Kleinaupa.<br />

im September 1938 bestehen, als es bis auf die Grundmauern niederbrannte.<br />

Das im Januar 1964 errichtete neue Zollhaus übernahm unlängst die Gemeinde<br />

Malá Úpa, da es nach der Aufhebung der Grenzkontrollen am 20. Dezember<br />

2007 überflüssig wurde. Nur ein paar Schritte von hier beginnt in Pomezní<br />

Boudy heute der Wanderlehrgang Malá Úpa. Sein anderes Ende befindet sich<br />

an der gegenüberliegenden Seite des Ortes, in Spálený Mlýn. Er führt zu interessanten<br />

Stellen, auf viersprachigen Tafeln erfährt man weitere interessante<br />

Einzelheiten, einschließlich solcher, die mit den hiesigen Adelsfamilien verbunden<br />

sind.<br />

Mehr erfährt man im Informationszentrum in Pomezní Boudy, in dem auch<br />

eine kleine Ausstellung über die Geschichte von Kleinaupa/ Malá Úpa installiert<br />

ist. Außerdem gibt es hier eine Wechselstelle, ein öffentliches Faxgerät, Internet,<br />

kostenlosen WiFi-Anschluss und einen Kopierer (auch Farbkopien). Man<br />

bekommt Infos zu Unterkünften, kann Unterkünfte in Malá Úpa aber z.B. auch<br />

in Prag buchen und selbstverständlich bekommt man Wanderkarten, Bücher,<br />

Souvenirs, Geschenkartikel und einen kleinen Imbiss. Hier kann man sich auch<br />

einen Skilehrer, ein Taxis oder den Skibus für größere Gruppen bestellen und<br />

es hängen tschechische und polnische Fahrpläne aus dem Riesengebirge aus.<br />

Informationszentrum Malá Úpa, Pomezní Boudy, PLZ 542 27, Tel.: 00420<br />

499 891 112, E-Mail: info@malaupa.cz, im Sommer ist täglich von 9.00 bis<br />

17.00 geöffnet, freitags und samstags jeweils bis 19.30, im winter schon ab<br />

8.00 Uhr. Sie können sich hier auch gut auf Deutsch verständigen.<br />

www.info.malaupa.cz


Vosecká bouda<br />

Kotel<br />

1435<br />

Vítkovice<br />

Křižlice<br />

Jizerka<br />

Kotelní<br />

jáma<br />

Hrabačov<br />

Čihadlo<br />

1200<br />

JILEMNICE<br />

Pramen Labe<br />

Benecko<br />

Štěpanice<br />

Valteřice<br />

Labská bouda<br />

Šeřín<br />

1033<br />

Štěp.<br />

Lhota<br />

Martinice<br />

Vrbatova b.<br />

Zlaté návrší<br />

Labský důl<br />

Žalý<br />

Mrklov<br />

Sněžné jámy<br />

Vysoké kolo<br />

1504<br />

Přední Labská<br />

Labe<br />

Martinovka<br />

Volský<br />

Důl<br />

Herlíkovice<br />

Kněžice<br />

Horní<br />

Branná<br />

kaple<br />

sv. Anny<br />

Dolní<br />

Branná<br />

Petrova b.<br />

Labe<br />

Údolí Bílého Labe<br />

Kozí hřbety<br />

Špindlerova<br />

bouda<br />

Klínový potok<br />

VRCHLABÍ<br />

Kunčice<br />

Strážné<br />

Podhůří<br />

Rennerovky<br />

POLSKO<br />

Stará Bucharova cesta<br />

Malé Labe<br />

Zadní<br />

Rennerovky<br />

Kotelský potok<br />

Dolní<br />

Dvůr<br />

Velki<br />

Stav<br />

Liščí hora<br />

1363<br />

Rudolfov<br />

kaple<br />

sv. Michala<br />

Horní Lánov<br />

Prostřední<br />

Lánov<br />

Dolní<br />

Lánov<br />

Wang<br />

Modrý důl<br />

Čistá<br />

Lomnica<br />

Samotnia Hamplova b.<br />

Úpa<br />

Liščí louka<br />

Nikola<br />

20<br />

Info<br />

<strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong><br />

Galerie<br />

Hnědý Vrch Javor<br />

3<br />

Lesní b.<br />

22<br />

Vebrova<br />

bouda<br />

Kolínská<br />

bouda<br />

Hrnčířské b. Lučiny<br />

Fořt<br />

Zahrádky<br />

Zrcadlové b.<br />

Černý<br />

Důl<br />

Čistá<br />

Terezín<br />

Karpacz<br />

Václavák<br />

Černá h.<br />

1299<br />

Hoffman.<br />

bouda<br />

Lomniczka<br />

Travers<br />

Šraml<br />

Sowia dolina<br />

PEC pod<br />

SNĚŽKOU<br />

Portášky<br />

Velká Úpa<br />

Centrální<br />

parkoviště<br />

Malá Úpa<br />

Červený<br />

vrch<br />

Křižovatka<br />

Modrokamenná<br />

bouda<br />

Luční potok<br />

Dlouhý hřeben<br />

Úpa<br />

Kowary<br />

Cestník<br />

Nový<br />

Červený<br />

kříž<br />

Horní<br />

Lysečiny<br />

Valšovky Aichelburg<br />

Stará hora<br />

Thammovy b.<br />

sv. Anna<br />

VESELÝ VÝLET<br />

INFOCENTRUM<br />

GALERIE - PENSION<br />

LAPIDÁRIUM<br />

Černohorská<br />

Temný Důl<br />

rašelina<br />

Světlá hora<br />

Krausovy b. Reissovy<br />

domky<br />

Cesta Tee Weg<br />

Lanovka Č. hora<br />

Zvonková cesta<br />

Janská h.<br />

Rudolfova<br />

cesta<br />

Tabule<br />

JANSKÉ<br />

LÁZNĚ<br />

Střecha<br />

Růženina cesta<br />

kaple<br />

Narození<br />

Páně<br />

Reisova<br />

kaple<br />

Rossaweg<br />

Sejfy<br />

Podgorze<br />

Jedlica<br />

jeskyně<br />

Ochranná<br />

kaple<br />

Antonínovo<br />

údolí<br />

Hrádeček<br />

lom<br />

Suchý<br />

Důl<br />

Křížový vrch<br />

Kowary<br />

Dvorský les<br />

1033<br />

Sklenářovice<br />

V Peklích<br />

Rýchorský<br />

kříž<br />

Rýchory<br />

Histor. most<br />

Brücke<br />

Vernéřovice<br />

Bednářova cesta<br />

Bystřice<br />

Bóbr<br />

ŽACLÉŘ<br />

Stachelberg<br />

TRUTNOV<br />

Nová Paka - Praha Hostinné - Praha Hostinné Kuks - Dvůr Králové<br />

Bolkov<br />

Rudník<br />

Jana<br />

Javorník<br />

Smrčinná stráň<br />

Čertova louka<br />

1471<br />

Maly<br />

Stav<br />

Kopa<br />

Sowia<br />

1164 Pomezní Boudy<br />

Mědvědín<br />

IC KRNAP<br />

Bílé Labe<br />

Bílá louka<br />

Jelenka<br />

Svorová h.<br />

Mísečky<br />

Krausovky<br />

Labská<br />

přehrada<br />

Svatý Petr<br />

ŠPINDLERŮV<br />

MLÝN<br />

Stoh<br />

1315<br />

Na Pláni<br />

Luční hora<br />

1555<br />

Dlouhý důl<br />

Výrovka<br />

20<br />

Luční b.<br />

Studniční<br />

hora 1554<br />

SNĚŽKA<br />

Úpská 1602<br />

Prostřední<br />

rašelina<br />

hora<br />

Obří důl<br />

Koule<br />

Růžová hora<br />

1390<br />

Lví důl<br />

Haida Nové<br />

Malá domky<br />

Úpa<br />

U kostela<br />

Kraví h.<br />

Jelení h. 1071 21<br />

1172<br />

Permoník<br />

Richterovy b.<br />

Na rozcestí<br />

Ekomuzeum<br />

KRNAP<br />

Spálený<br />

Mlýn<br />

20<br />

Pěnkavčí<br />

Severka Veronika<br />

vrch<br />

Krkonošské<br />

muzeum<br />

Emmina cesta<br />

Svoboda<br />

nad Úpou<br />

Prádelna<br />

23<br />

Dolní<br />

Lysečiny<br />

Horní<br />

Maršov<br />

Hertvíkovice<br />

21<br />

U Hlaváčů<br />

Rýchorská<br />

bouda<br />

Sever<br />

21<br />

Karpacz<br />

Kowary<br />

Jelenia Gora<br />

Lysečinská bouda<br />

Horní<br />

Albeřice<br />

Dolní<br />

Albeřice<br />

Mladé Buky<br />

Parada<br />

Niedamirów<br />

VÝCHODNÍ KRKONOŠE<br />

OST RIESENGEBIRGE<br />

2010<br />

20<br />

Nikola<br />

Bobr<br />

doporučená služba - strana<br />

Empfehlenswerte Dienstleistung/Seite<br />

veřejná silnice<br />

Öffentliche Straße<br />

místní a lesní silnice<br />

Orts - und Waldstraßen<br />

lesní cesty a chodníky<br />

Waldwege und -steige<br />

lanová dráha<br />

Seilbahn<br />

lyžařské vleky<br />

Skilift<br />

potok - řeka<br />

Bäche und Flüsse<br />

parkoviště<br />

Parkplatz<br />

střežená parkoviště<br />

Bewachter Parkplatz<br />

1 2 3 4 5 km<br />

Černá Voda<br />

Lampertice<br />

Prkenný<br />

Důl<br />

Křenov Zlatá<br />

Olešnice<br />

Libeč<br />

Voletiny<br />

Královec<br />

Úpice - Adršpach


Auf der einzigen bekannten Fotografie des ehemaligen Roten Kreuzes laufen<br />

die Besitzer des Tschechischen Forstreviers wohl im Jahre 1935 durch das<br />

Tor im hohen Zaun, der die Czerniner Jagdreviere schützte.<br />

DLOUHý HřEBEN<br />

Wir hätten sie gern zu unseren Lieblingsorten in der Umgebung<br />

des höchsten Punktes der Gemeinde Horní Maršov<br />

eingeladen. Architekt Roman Koucký, der Ersteller des<br />

neuen Raumordnungsplans schlägt für einen der beiden Gipfel des Dlouhý hřeben<br />

(„Langer Kamm“) den Bau eines Aussichtsturmes mit Aussichtsplateau in<br />

1111,11 Metern über dem Meeresspiegel vor. Wenn der Aussichtsturm seinen<br />

Investor findet, dürfte er einen der schönsten Rundblicke auf das Riesengebirge<br />

bieten. Derzeit muss man noch mit einigen Stellen auf dem Kammweg Vorlieb<br />

nehmen, von denen sich hübsche Blicke in die Umgebung und auf verträumte<br />

Winkel bieten und wo man die hiesige Stille und Harmonie so richtig genießen<br />

kann. Zum Dlouhý hřeben/ Langenberg gelangt man vom Marktplatz in Maršov<br />

auf dem steilen, grün beschilderten Wanderweg hinter dem Schloss. Der<br />

Anstieg aus Temný Důl/ Dunkeltal auf dem blau markieren „Kreuzweg“, vorbei<br />

an der St. Annenkapelle mit gleichnamiger Quelle, ist nicht nur angenehmerer,<br />

sondern auch interessanterer. Über der malerischen Siedlung Stará Hora/ Altenberg<br />

stoßen beide Wege wieder zusammen und führen nun als grün beschilderter<br />

„Emmaweg“ am Hang des Langenberges weiter. Auf dem ersten geraden<br />

Abschnitt müssen wir links abbiegen, um auf einem schmalen Steig zum nahen<br />

Gipfel des Spitzberges/ Špičák zu gelangen. Die geröllige spitze Erhebung über<br />

dem Zusammenfluss von Aupa und Kleiner Aupa versperrt das Tal und ist deswegen<br />

von vielen Stellen im Ostriesengebirge, ja sogar von der Schneekoppe gut zu<br />

sehen. Das kleine Gipfelplateau nannte man früher Marienhöhe und noch vor 70<br />

Jahren stand hier ein Pavillon mit Blick auf die Schneekoppe. Diese Blickrichtung<br />

ist heute von hochragenden Bäumen versperrt und so ist der eindrucksvollste<br />

Blick der auf den gegenüberliegenden Forstberg/ Světlá hora mit seinem optischen<br />

Anziehungspunkt – der Waldburg Aichelburg. Auf gleichem Wege ist man<br />

in ein paar Minuten wieder zurück auf dem historischen Emmaweg, nun geht es<br />

weiter in Richtung Malá Úpa. Von den drei neuen Kahlschlägen von einer Borkenkäferkalamität<br />

bieten sich hübsche Aussichten. Nach einem Kilometer darf man<br />

nicht die einzige Abzweigung verpassen, auf der es nun nach rechts zum neu<br />

errichteten Roten Kreuz am Kammweg hinaufgeht. Das Kreuz markierte von jeher<br />

die Grenze zwischen den bäuerlichen Hufen und den Wäldern der Kaiserlichen<br />

Kammer und später dem Besitz der Marschendorfer Herrschaft. Der Weg führt<br />

auf dem Kamm bis zum neuen Roten Kreuz und von da bis zur Wegscheide „Cestník“<br />

weiter. Zurückwandern kann man über Lysečiny oder auf dem Emmaweg.<br />

Zum Langenberg – Dlouhý hřeben führt übrigens auch die beliebte Radroute Nr.<br />

26. Neuerdings fährt man nach „Cestník“ auf dem interessanteren Westhang<br />

entlang, dazu muss man an der Wegkreuzung über dem Roten Kreuz nach links<br />

auf den unbeschilderten Weg abbiegen.<br />

HORNÍ MARŠOV<br />

16 17<br />

Wiedererrichtung des Roten Kreuzes<br />

Es stand möglicherweise schon vor 300 Jahren auf dem Langenberg in der Nähe<br />

der Ortsgrenzen der drei früher selbstständigen Gemeinden Temný Důl/ Dunkeltal,<br />

Lysečiny/ Kolbendorf und Malá Úpa/ Kleinaupa. Damals führte hier ein Steig<br />

aus Marschendorf nach Kleinaupa vorbei, im Jahre 1609 schritt auf ihm auch<br />

die kaiserliche Kommission entlang. Von diesem, einem der ältesten Kreuze im<br />

ganzen Riesengebirge, hatten wir schon in der allerersten Ausgabe des Lustigen<br />

Ausflugs berichtet – und zwar als von einem längst verschwundenen Kreuz. Später<br />

richtete hier jemand ein schlichtes Kreuz aus Stangen auf, um das Andenken<br />

an diesen denkwürdigen Ort zu bewahren. Aber auch dieses verschwand vor vier<br />

Jahren und so verriet nur noch ein flacher Stein mit aufgemaltem Kreuz den Standort<br />

des Kreuzes. Zeitzeugen erzählten uns vor einem Vierteljahrhundert ver-<br />

schiedenste Legenden über die Entstehung des Roten Kreuzes. Schenkten man<br />

Leuten aus Kleinaupa Glauben, brachten sie einmal – noch lange vor dem Bau<br />

ihrer eigenen Kirche im Jahre 1791 – einen Verstorbenen in einem auf einem<br />

Schlitten festgebundenen Sarg zum Marschendorfer Friedhof. Hier wurden sie<br />

jedoch von einem Schneesturm überrascht und so mussten die Bergler den<br />

Sarg in den Schnee stellen und ihn dort bis zum Frühling stehen lassen. Der<br />

aus dem Ort Lysečiny/ Kolbendorf gebürtige Gustav Hofmann wiederum erzählte<br />

uns die Version seiner Vorfahren, wonach das Kreuz errichtet wurde, um an<br />

den gewaltsamen Tod eines jungen Mädchens zu erinnern. Theodora Kavanová,<br />

einer geborenen Ettrich aus Temný Důl/ Dunkeltal zufolge, wurde es hier von<br />

einem Wilddieb erschossen. Es bleibt dem lieben Leser überlassen, welche<br />

Version ihm plausibler erscheint. Der Gedanke, das Kreuz wieder zu errichten,<br />

reifte lange. Schon1994 wollten wir hier ein kleines schlichtes Kreuz aufstellen,<br />

was aber nur ein Provisorium gewesen wäre und so entschlossen wir uns, ein<br />

brandneues, acht Meter hohes Kreuz auf dem damals völlig entwaldeten Sattel<br />

zwischen den beiden Erhebungen des Kolbensattels zu errichten. Unser damaliger<br />

Wunsch, es möge schon bald von neuem gesunden Wald verschlungen<br />

werden, ist schon fast in Erfüllung gegangen. Letztes Jahr beschloss nun die<br />

Burggesellschaft Aichelburg, das denkwürdige Rote Kreuz bis Ende Juni dieses<br />

Jahres zu rekonstruieren. Bei der Erstellung des Entwurfs half uns eine Fotografie,<br />

die wir im Familienalbum des Dozenten Prokeš fanden, die das Kreuz mit<br />

einer Christusfigur aus Blech zeigt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde es sicher<br />

mehrmals ausgewechselt, das heutige Aussehen des Kreuzes entspricht seiner<br />

Entstehungszeit. Seinen unteren, tief in den Boden eingelassenen Teil stellten<br />

die Tischler aus dauerhaftem Eichenholz her, das Kreuz selbst ist aus rotem Lärchenkernholz<br />

gefertigt, das mit natürlichem Öl mit rotem Pigment nachgefärbt<br />

wurde. In den gewundenen aufrecht stehenden Pfahl und auch in den Querbalken<br />

sind zahlreiche Eichenzapfen geschlagen, die nicht nur die Schichtstruktur<br />

des Holzes festigen, sondern auch die mit Christi Leiden verbundenen Dornen<br />

und Nägel symbolisieren sollen. Der Leib des Heilands respektiert die flache<br />

Form der ursprünglichen Figur, statt Blech verwendeten wir allerdings schlichte<br />

Eichenplatten.<br />

Die Bodenreform im Riesengebirge<br />

Karl, der Sohn des damaligen Besitzers der Marschendorfer Herrschaft Rudolf<br />

Czernin-Morzin, der auf der Titelseite abgebildet ist, stellt sich in einem Eintrag<br />

im Besucherbuch der Jagdhütte Emma vom 29. September 1918 selbst die emotionelle<br />

Frage: „Haben wir nächstes Jahr einen tschechoslowakischen Staat?<br />

Gott behüte!“. Er ahnte wohl schon, was dem Adel im Riesengebirge bevorstand.<br />

Schon am 12. Dezember hob die neue Republik den Adelsstand, samt aller Orden<br />

und Titel auf. Von grundsätzlicher Bedeutung war dann allerdings die anschließende<br />

Bodenreform, die am 16. April 1919 ausgerufen wurde und von Historikern<br />

bis heut als widersprüchlich angesehen wird. Sie plante die Enteignung<br />

nicht nur adligen Besitzes auf nahezu einem Drittel des Territoriums der damaligen<br />

Tschechoslowakei. Ihre Durchsetzung in den Jahren 1922 bis 1935 fiel dann<br />

nicht so radikal wie geplant aus, dennoch veränderte sie die Eigentumsverhältnisse<br />

und schwächte vor allem das Vertrauen in den Privatbesitz und in ins private<br />

Unternehmertum überhaupt. Ihre Vertreter aus den Reihen der Sozialdemokratie<br />

bekamen dabei Schützenhilfe von der Agrarpartei, die den wichtigen Bodenfonds<br />

beherrschte, aber auch von solchen Autoritäten, wie Thomas G. Masaryk und<br />

dem Philosophen Ferdinand Peroutka. 1919 argumentierte man mit Begriffen<br />

wie „soziale Gerechtigkeit“ und „Entwicklung der Mittelschicht“. Dies wurde in<br />

kurzzeitigem Horizont mancherorts auch erreicht, gleichzeitig aber wurden Vorbehalte<br />

der Gegner der Bodenreform laut, die der anerkannte Historiker Josef<br />

Pekař zur Besorgnis zusammenfasste, „der Staat würde sich daran gewöhnen,<br />

Privateigentum zu stehlen“. Wenn er die Ereignisse von 1938 bis 1953 noch mi-<br />

terlebt hätte, hätte er uns sicher mit Verbitterung an seine Warnung erinnert. Die<br />

Adligen waren die ersten Bestohlenen, dann folgten die Juden und Widerstands-<br />

kämpfer, danach ohne Differenzierung ihrer Schuld unsere Deutschen, dann die<br />

Industriellen, die Kirche, bald darauf auch die Gewerbsleute und Landwirte und<br />

bei der Währungsreform wurden dann fast alle bestohlen. Die Folgen verspüren<br />

wir bis heute.<br />

So war es der Bodenreform zu verdanken, dass das böhmische Adelsgeschlecht<br />

der Harrachs aus den Riesengebirgswäldern verschwand – man ließ<br />

ihnen allein ihren Besitz im Vorland. Dabei hatten sie sich im vorangegangenen<br />

halben Jahrhundert der Monarchie um die Durchsetzung tschechischer Interessen<br />

im Riesengebirge verdient gemacht. Ihre Reviere besetzten sie genauso<br />

wie die Hofbaude/ Dvoračky, Martinsbaude, Elbfallbaude und Woseckerbaude/<br />

Vosecká b. auf den Kämmen mit tschechischem Personal. Der Patriot Johann<br />

Nepomuk Harrach war Mitbegründer des Prager Nationalmuseums und Unterstützer<br />

zahlreicher verdienstvoller Aktivitäten. Dennoch kam sein Sohn Otto Harrach<br />

noch vor seinem Tode im Jahre 1935 um die musterhaft geführten Reviere<br />

Rýžoviště/ Seifenbach, Harrachov/ Harrachsdorf, Nový Svět/ Neuwelt und<br />

Bedřichov/ Freidrichstal samt aller Heugründe und Bauden auf den Kämmen.<br />

Die Enttäuschung der Harrachs war gewaltig. Die Czernins wiederum mussten<br />

dem Staat gegen äußerst ungünstige finanzielle Abfindungen nahezu die gesamte<br />

Hohenelber Herrschaft einschließlich Sedmidolí/ Siebengründe übergeben,<br />

um die sie im 17.Jahrhundert so hartnäckig gekämpft hatten. Auf dem Gebiet von<br />

Marschendorf büßten sie die Gipfelpartien, einschließlich Schneekoppe und Riesengrund<br />

ein. Wegen des urplötzlichen Verlustes von mehr als 8000 Hektar Wald<br />

gerieten sie in finanzielle Schwierigkeiten, die sich durch die gewaltigen Windbrüche<br />

von 1930 nur noch vertieften. Die Bodenreform zwang sie das Schloss in<br />

Vrchlabí/ Hohenelbe, den Morzinpalast in Prag und auch ein wertvolles Gemälde<br />

von Vermeer in Notlage zu verkaufen. Auch die Brauerei in Maršov wurde beschlagnahmt<br />

und fiel kurz darauf der Konkurrenz in Trutnov zum Opfer. Die Familie<br />

Czernin musste auch einen kleinen Teil ihrer verbliebenen Marschendorfer<br />

Herrschaft opfern. Sie wählten die steinigen und schroffen Hänge des Langenberges/<br />

Dlouhý hřeben, Spitzberges/ Špičák und des gegenüberliegenden Roten<br />

Berges/ Červený vrch aus.<br />

Tschechisches Forstrevier<br />

Sie gehörten zur Elite der neuen Tschechoslowakischen Republik. Der Dozent<br />

der Tsch. Technischen Universität Prag, Ing. Dr. Antonín Prokeš war Rat im Landwirtschaftsministerium<br />

und darüber hinaus namhafter Volkswirtschaftler und<br />

Ruralsoziologe, der sich mit der Entwicklung von Dorfgemeinschaften befasste.<br />

Seine Ehegattin Františka führte nach Beendigung ihrer Studien die Kanzlei des<br />

Vorsitzenden der Agrarpartei und dreifachen Regierungsvorsitzenden Antonín<br />

Švehla, sie war Sekretärin der Agrarpartei und später erste Redakteurin des Magazins<br />

für Frauen auf dem Lande – „Zvěstování“ (Verkündigung). Ihre Schwester<br />

Aloisia ehelichte den Direktor der erzbischöflichen Grundgroßbesitze und Ritter<br />

einiger Orden, den Forstrat und Dozenten der Forsthochschule Josef Šimek.<br />

Alle vier kauften auf den Tag genau nach der Sturmkalamität vom 29. Oktober<br />

1931 zusammen mit Marie Kubátová für 300 000 Kronen einen Teil des Latentals/<br />

Latovo údolí mit 263 Hektar Wald samt Forst- und Hegerhaus aus dem beschlagnahmten<br />

Besitz von Jaromir Czernin-Morzin. Ein Drittel dieser Fläche nah-<br />

men Kahlschläge vom Windbruch ein. Der Forstexperte Josef Šimek erarbeitete<br />

einen Plan zur Walderneuerung und verwendete dabei erstmals in der ganzen<br />

Tschechoslowakei Flugaufnahmen zur Erstellung der Forstkarten. Erstmals wurden<br />

auch per Flugzeug Birkensamen an den Hängen des Kolbenkammes ausgesät,<br />

damit die riesigen Rodungen wenigstens mit Pioniergehölzen zuwachsen<br />

konnten. Vom alten Forsthaus ließen sie nur das steingemauerte Erdgeschoss<br />

stehen, auf dem sie im Jahre 1932 die zweistöckige Pension Myslivna errichteten.<br />

Die 18 Zimmer besetzten häufig die weitverzweigten Familien ihrer Besitzer.<br />

Den geräumigen Speisesaal zierten Jagdtrophäen und mitunter auch der Forstverwalter<br />

Adolf Křepelka mit der unumgänglichen Pfeife im Mundwinkel und<br />

dem Jagdhund zu Füßen. Für eine Unterkunft mit Vollverpflegung hatte man dazumal<br />

achtundzwanzig Kronen zu berappen. Von der Pension Myslivna wanderte<br />

man damals gern auf Waldwegen über den Sattel zum Spitzberg/ Špičák, zum<br />

Roten Kreuz auf dem Langenberg oder zum Roten Berg/ Červený vrch hinauf.<br />

Dieser Weg heißt bis heute Kubát-Weg – nach Hugo Kubát, dem Vater der Mitbesitzerin<br />

des Forstreviers. Der war bis zu seinem verfrühten Tode im 1932 Jahre<br />

Landespräsident, d.h. so etwas wie der Landeshauptmann für ganz Böhmen.<br />

Der 2. Weltkrieg hatte für die tschechischen Besitzer der Wälder am Langenberg/<br />

Dlouhý hřeben fatale Folgen. Antonín Prokeš wurde direkt im Amt<br />

des Landwirtschaftsministeriums von der Gestapo festgenommen. Noch vor<br />

Weihnachten 1941 wurde er als politischer Häftling im KZ Mauthausen zu Tode<br />

gefoltert. Seine Ehegattin Františka überlebte zwar vier Jahre Konzentrationslager<br />

in Ravensbrück und auch den anschließenden Todesmarsch, starb dann<br />

aber eine Woche nach ihrer Rückkehr nach Prag an Flecktyphus. Josef Šimek<br />

starb am1. Mai 1943, einen Tag nach einem Verhör bei der Gestapo. Gleich nach<br />

dem Krieg übernahm Aloisie Šimková das Revier, sie legte die Försterprüfung ab<br />

und begann mit der Bewirtschaftung. Sie war die erste Frau in Försterposition.<br />

Sie intervenierte bis in Prag, um die Befreiung zweier hiesiger Waldarbeiter von<br />

der Zwangsaussiedlung zu erreichen, damit sie hier Holz schlagen und rücken<br />

konnten. Einer von beiden, der geehrte Freund des <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> Herr Friedrich<br />

Kneifel, dachte gern an sie zurück. Schon nach drei Jahren wurden Revier und<br />

Pension von den Kommunisten enteignet. Am 3. September 1948, am Todestag<br />

des Präsidenten Edvard Beneš, flatterte das letzte Mal die tschechoslowakische<br />

Fahne vor der „Myslivna“. Nach 1989 erhielten die Nachfahren dreier Familien ihr<br />

Forstrevier durch Restitution zurück. Zur Entscheidung, die Wälder im November<br />

2007 der KRNAP-Verwaltung zu verkaufen, trug u.a. auch die Borkenkäferkalamität<br />

bei, sie wurde vom Sturm Kyrill im vorangegangenen Januar nur noch<br />

beschleunigt. Die Geschichten ringsum den Langenberg/ Dlouhý hřeben widerspiegeln<br />

so das auf und Ab in der Geschichte des Riesengebirges. Auch deshalb<br />

unterstützten die Familien des „tschechischen Forstreviers“ die Burggesellschaft<br />

Aichelburg bei der Erneuerung des Roten Kreuzes. Womit sie ihr Wirken auf dem<br />

„Dlouhý hřeben“ krönen.<br />

Die Pension Myslivna nahm ihren Betrieb im Jahre 1932 auf.<br />

MARScHENDORFER KIRMES 2010<br />

Freitag, 13.8. – 20.00 Uhr: Orgelkonzert zum Fest Mariä Himmelfahrt<br />

in der Hauptkirche von Horní Maršov<br />

Samstag, 14. 8. – Marschendorfer Kirmesfest auf dem Marktplatz<br />

Ab 10.00 bis spät in die Nacht hinein Festbuden mit Kunstgewerbe und<br />

Handwerkserzeugnissen, Imbissbuden, Kirmesattraktionen,<br />

10.00 feierliche Eröffnung, Ansprache des Bürgermeisters<br />

und Begrüßung der Besucher,<br />

11.00 alternatives Marionettentheater Buchty a loutky,<br />

13.00 Blasmusikkapelle „Podzvičinka“,<br />

14.30 Marschendorfer Geschichte zum Thema „Grenzstreitigkeiten“<br />

in Darbietung hiesiger Einwohner,<br />

15.30 folkloristische „Streicheleinheiten“ Doteky z Opočna,<br />

18.00 Alternative Folkband „Kaluže“ aus Pilníkov,<br />

20.00 Hauptkapelle IVAN HLAS TRIO,<br />

22.00 Rock‘n Roll Band „Český Ruce“ aus Broumov,<br />

24.00 Punk Rock´n´Roll Band „Zatrest“ .<br />

www.hornimarsov.cz


JANSKé LázNĚ<br />

18 19<br />

HORNÍ MARŠOV – OFFENES MUSEUM<br />

Geschichte ist Teil unseres Seins. Oft hört man: „Man soll für die Gegenwart leben – hier<br />

und jetzt!“ Wenn wir aber nur für hier und jetzt leben würden und die Vergangenheit völlig<br />

außer Acht ließen, würde es nicht lange dauern und wir wären unglückliche, herum-<br />

irrende Wesen, die überhaupt nichts von sich selbst wüssten, geschweige denn von<br />

dem Ort, an dem sie leben. Verwirrt würden wir durch eine Welt irren, die uns nichts<br />

zu sagen hat, nichts wäre uns nahe, bis wir uns selbst fremd würden. In der eigenen<br />

Geschichte zu forschen, heißt sich selbst kennen zu lernen – erst dadurch entstehen<br />

gegenseitige Bindungen und Wechselbeziehungen. Erst dann stellt sich das Gefühl<br />

der Einzigartigkeit und gleichzeitig auch Zusammengehörigkeitsgefühl ein. Horní Maršov<br />

– Offenes Museum ist ein Projekt, das aus dem Bedürfnis heraus entstand, das<br />

hiesige Kulturerbe besser kennenzulernen, zu beleben und ein tieferes Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

zu dem Ort herzustellen, an dem wir leben.<br />

Worum geht es dabei? Das Projekt Horní Maršov – Offenes Museum ist ein zweitägiges<br />

Kulturprogramm, das wir vom Freitag, dem 10. bis zum Samstag, dem 11. September<br />

im Rahmen der „Tage des europäischen Kulturerbes“ unter dem Motto „„Seele<br />

der Kulturdenkmale“ vorbereiten. An den beiden Tagen kann man sich Orte ansehen,<br />

die eng mit der Geschichte von Marschendorf – Horní Maršov und dem Ostriesengebirge<br />

verbunden und normalerweise unzugänglich sind. Geschichtliche Hintergründe<br />

werden auf interessante und amüsante Weise nahe gebracht. Für Freitag, den 10.<br />

September ist ein Nachmittags- und Abendprogramm vorbereitet. Ab 17 Uhr beginnt<br />

der historische Streifzug durch Horní Maršov mit dem Thema Woran sich die Landschaft<br />

erinnert, bei dem Sie samt Begleiter den Spuren der einstigen Besiedlung folgen.<br />

Ab 20 Uhr schließt in der Weintheke „Nade Dnem“ der öffentliche Vortrag von<br />

Pavel Klimeš zum Thema Erneuerung der Landschaftselemente im Riesengebirge<br />

an. Das Hauptprogramm beginnt am Samstag um 11 Uhr auf dem Marktplatz vor dem<br />

Gemeindeamt. Dann erwartet Sie die interaktive Besichtigung Offenes Museum – das<br />

heißt ein geschichtlicher Pfad, der die Marschendorfer Denkwürdigkeiten miteinander<br />

verbindet. Zu dieser Besichtigung bekommt jeder Besucher eine Karte mit historischen<br />

Fakten und Informationen über die Hintergründe der einzelnen Sehenswürdigkeiten.<br />

Wir bereiten auch ein Treffen mit historischen Persönlichkeiten vor, darüber hinaus<br />

man bekommt eine Fotoausstellung und Kunstwerke zum Thema Die „Seele der Kulturdenkmale“<br />

zu sehen. Die Kinder können sich auf ein Aufgabenspiel freuen, bei dem<br />

sie Schritt für Schritt das Geheimnis des Grafen Berthold von Aichelburg lüften. Die<br />

nötigen Karten und Instruktionen erhält man im Informationszentrum im Gemeindeamt<br />

am Berthold-Platz. Besichtigungen des Offenen Museums sind von 14 bis 19 Uhr<br />

abends möglich.<br />

An dieses lehrreiche Programm knüpft um 19.30 Uhr ein Kammerkonzert in der<br />

alten Renaissancekirche an. Wenn das Konzert dann ca. um 21 Uhr ausklingt, steht<br />

den Besuchern ein nächtlicher Schlossbesuch bevor, bei dem sie die Gelegenheiten<br />

erhalten, die Schicksale der Menschen zu verfolgen, die hier gelebt haben und sich in<br />

ihr Leben einzufühlen. Das ganze Projekt organisieren wir in Zusammenarbeit mit dem<br />

Gemeindeamt Horní Maršov, der Grundschule und dem Umweltzentrum SEVER. Die<br />

Stiftung Via unterstützt das Projekt finanziell. Weitere Einzelheiten über das Programm<br />

werden im Laufe des Sommers auf den Webseiten der Gemeinde präsentiert. Lassen<br />

Sie sich diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen und kommen sie einfach vorbei –<br />

Anna Klimešová lädt Sie herzlich im Namen der Veranstalter ein.<br />

EHRENBüRGERScHAFT<br />

<strong>FüR</strong> JOSEPH czERNIN-KINSKy<br />

Die Burggesellschaft Aichelburg empfahl der Gemeindevertretung von Horní Maršov, den<br />

aus diesem Ort gebürtigen Joseph Czernin-Kinsky zum Ehrenbürger der Stadt zu ernennen.<br />

Am 25. Mai 2010 stimmte die Stadtvertretung diesem Antrag mit der folgenden Begründung<br />

bei: „Ing. Josef Czernin-Kinsky hat sich um die Aussöhnung und Verständigung<br />

zwischen den Landsleuten und heutigen Bürgern von Horní Maršov“ verdient gemacht. Er<br />

wurde vor neunzig Jahren, genauer gesagt am 16. Juni 1920, auf Schloss Marschendorf<br />

geboren. Sein Vater, Karl Czernin von und zu Chudenitz, der auf der Titelseite dieser Ausgabe<br />

abgebildet ist, wurde 1886 im Palais Morzin in der Prager Nerudagasse geboren und<br />

entwickelte im Aupatal äußerst rege gesellschaftliche und unternehmerische Aktivitäten.<br />

Bei der Auseinandersetzung des Familienvermögens nach dem Tode von Rudolph Czernin-Morzin<br />

sen. wurden dem ältesten Sohn Rudolph jun. die Riesengebirgsherrschaften<br />

Hohenelbe/ Vrchlabí und Marschendorf/ Maršov zuteil, der jüngere Sohn Karl zog schon<br />

im Jahre 1928 nach Österreich um. Dennoch kam seine Familie auch mit Joseph und<br />

weiteren zehn Kindern hin und wieder zu Besuch nach Böhmen und ins Riesengebirge.<br />

Bei diesen Gelegenheiten lernte Joseph Czernin das Riesengebirge gut kennen und auch<br />

lieben. Nach der Besetzung von Österreich durch Hitlerdeutschland am 1. März 1938<br />

wurden alle Einwohner automatisch zu Bürgern des Dritten Reiches. Für den achtzehnjährigen<br />

Joseph Czernin bedeutete dies unter anderem das Ende seiner Studien und die<br />

Einberufung zur Wehrmacht, wo er als Soldat schwer verwundet wurde. Nach dem Krieg<br />

studierte er Forstwirtschaft. 1954 wurde er von seiner Tante Theresia Kinsky von Wchinitz<br />

und Tettau adoptiertund deshalb ist sein offizieller Name seither Joseph Czernin von<br />

Chudenitz – Kinsky. Er erbte die kleine Herrschaft Rosenhof – Sandl unweit von Freistadt<br />

an der österreichisch-tschechischen Grenze. Hier widmete er sich voll und ganz der Verwaltung<br />

der Wälder, in der Region gilt er als aktiver und anerkannter Forstexperte. Heute<br />

werden die Familiengüter von Sohn Stanislaus Czernin-Kinsky verwaltet.<br />

Joseph Czernin-Kinsky hörte nie auf, sich für seinen Geburtsort zu interessieren. Er<br />

war der erste der Riesengebirgsaristokraten, der nach 1989 Kontakt mit der örtlichen<br />

Selbstverwaltung aufnahm und im August des Jahres 1994 als offizieller Patron des ersten<br />

Treffens von Landsleuten und Bürgern aus Maršov hierher kam. Zusammen mit Ehegattin<br />

Theresia widmete er für die Kirche Mariä Himmelfahrt in Horní Maršov eine neue, 750 Kilogramm<br />

schwere Glocke, die auf den Namen „Heiliger Geist“ getauft wurde, mit dem Zusatz<br />

„Für Versöhnung und Frieden“. Bei der feierlichen Installation der Glocke und ihrem ersten<br />

Geläut waren am 15. August 1998 viele Leute zugegen (siehe auch VV 14/1999). Beim<br />

Treffen der Angehörigen des alten böhmischen Adelsgeschlechts der Czernin vor einigen<br />

Jahren hing an der Stirnseite des Konferenzraumes die große Fotografie eines Schlosses.<br />

Auf ihr waren weder ihr Familiensitz – das Palais Czernin in Prag, noch die Schlösser in<br />

Chudenitz/ Chudenice, Neuhaus/ Jindřichův Hradec, Petersburg/ Petrograd, Dimokur/<br />

Dymokury oder anderswo abgebildet – sondern das Marschendorfer Schloss. Die sonstigen<br />

Angehörigen der Familie Czernin wunderten sich etwas über diese Wahl, bis sie<br />

erfuhren, dass der Hauptorganisator dieses Familientreffens gerade der Marschendorfer<br />

Patriot Joseph Czernin-Kinsky war. Deshalb überraschte es uns kaum, als wir vergangenes<br />

Jahr nach einer kurzen Stippvisite in seinem Schlösschen in Österreich Abschied<br />

nahmen, dass der fast neunzigjährige Herr noch im letzten Moment zum Tor gelaufen kam,<br />

um uns eine kleine Fichte in der Ecke des Gartens zu zeigen: „Sie soll mich an mein heimatliches<br />

Riesengebirge erinnern, sie ist nämlich aus dem Riesengrund“.<br />

MEINE BEGEGNUNG MIT EINEM GRAFEN<br />

Die zweite und dritte Klasse der Grundschule befand sich viele Jahre lang im<br />

Schloss. Auf der steinernen Freitreppe ging es schnurstracks ins ehemalige<br />

Wohnzimmer der gräflichen Familie Czernin. Damals sah es allerdings nicht<br />

mehr so aus wie auf der Fotografie auf der vorletzten Seite. An der hohen Tür<br />

zum Nebenzimmer war die Schultafel angebracht. Die Schulpausen verbrachten<br />

wir hinten am grünen Kachelofen mit den hübschen Ornamenten, relativ<br />

gut verborgen vor den Blicken unserer Lehrerin Jitka Šolcová. Da es hier weder<br />

ein Kabinett, noch Lehrerräume gab, hielt sie sich ständig in der Klasse auf.<br />

Auch deshalb musste ich recht oft zur Strafe im Treppenhaus vor dem Klassenzimmer<br />

stehen und hatte so Gelegenheit, die sinnvollen Ornamente am<br />

Eisengeländer in aller Ruhe zu betrachten. Im Winter wiederum wetteiferten<br />

wir, wer von der höchsten Stelle der Treppe in den Schnee unter dem Balkon<br />

springt, einmal sprang ein Junge sogar vom oberen Geländer und verstauchte<br />

sich dabei den Knöchel... und ging damit als absoluter Sieger in die Annalen<br />

der Schlossschule ein. Auf der Freitreppe mit dem geschwungenen Geländer<br />

wurde am Ende des Schuljahres immer das Klassenfoto geknipst. Hunderte<br />

von Absolventen der Marschendorfer Schule bewahren in ihren Fotoalben die<br />

von Ivan Sejtko aus Pec arrangierten Klassenfotos auf. Herr Rychetský war<br />

damals Verwalter des auch als Kinderheim verwendeten Schlosses. In der<br />

zweiten Hälfte der sechziger Jahre öffneten sich die Grenzen auch für Devisentouristen<br />

und so ging in der Klasse während des Unterrichts das Gerücht<br />

um, der Herr Graf, dem das Schloss einst gehört habe, sei da. Ich kann mich<br />

noch gut an die Enttäuschung erinnern, dass wir ihn nicht zu Gesicht bekamen.<br />

Er soll damals nur mit dem Schlossverwalter, Herrn Rychetský gesprochen<br />

haben. Nach dreißig Jahren widmete mir sein Sohn (Tužka, d.h. Bleistift<br />

genannt) eine alte, an Jan Rychetský, den Wartungstechniker im Schloss Nr.<br />

1 in Horní Maršov adressierte Traueranzeige. An der mit Schreibmaschine<br />

geschriebenen Adresse waren alle Häkchen und Striche von Hand ergänzt.<br />

Karl Czernin gab in ihr dem einzigen bekannten Menschen in Maršov den Tod<br />

seiner Ehegattin Wilhelmine im Juni des Jahres 1971 bekannt. So erfuhr ich<br />

mithin den Namen des Grafen, der mir bis dahin unbekannt war. Später widmete<br />

uns Joseph Czernin die auf der Titelseite abgedruckte Fotografie und so<br />

nahmen sein Vater und seine Mutter für uns endlich Gestalt an.<br />

Friedrich Kneifel, ein Zeitzeuge aus Velká Úpa, erzählte mir vor Jahren eine<br />

Begebenheit, als er noch als kleiner Bub mit seiner Mutter auf dem Emmaweg<br />

von der Mohornmühle/ Spálený Mlýn nach Marschendorf unterwegs war,<br />

wobei sie der Gräfin Czernin begegneten. Aus seiner lebhaften Erzählung zu<br />

schließen, hinterließ die Begegnung in dem Jungen einen starken Eindruck,<br />

sodass ich unvermittelt an die Szene aus dem Roman „Die Grossmutter“<br />

von Božena Němcová erinnert wurde. Nur dass keine Einladung ins Schloss<br />

nachfolgte. In der Jagdhütte auf dem Kugeln/ Koule über dem Löwengrund<br />

machten wir noch bis unlängst Notizen in einem alten Tagebuch, dessen<br />

erste Seiten kein anderer, als Graf Czernin-Morzin geschrieben hatte. Dabei<br />

beschrieb er Erlebnisse von den gleichen Orten, wo auch wir auf die Pirsch<br />

gingen. Als sich die kommunistische Epoche ihrem Ende zuneigte, riss man<br />

unbedachterweise das Forstverwaltungsgebäude ab, das hier schon seit<br />

dem 16. Jahrhundert gestanden hatte. Kurz vor dem Abriss rief mich der För-<br />

ster Oldřich Lábek, damit ich zur Sicherheit die weggeworfenen Dokumente<br />

durchsehen konnte. Außer ein paar interessanten Dokumenten, z.B. über<br />

die Zuteilung verlassener Berghütten nach 1945 an Wochenendler, Plänen<br />

der Marschendorfer Brettsäge und diversen Forstkarten fand ich in dem<br />

Papierhaufen auch ein wertvolles Verzeichnis des beweglichen Vermögens<br />

der Familie von Jaromir Czernin-Morzin vom September 1948, das von der<br />

überschriebenen „Nationalen Kulturkommission“ als Inventarliste der Gegenstände<br />

des Marschendorfer Schlosses bezeichnet war. Die zerknitterte<br />

Kopie auf schwachem Durchschlagpapier umfasste über tausend namentlich<br />

genannte und bewertete Posten, die höchste Inventarnummer 2724 hat ein<br />

eiserner Geldschrank im Wert von 1000 Kronen. Am höchsten bewertet war<br />

ein großes Porträt von Wenzel Morzin vom namhaften Barockmaler Johann<br />

Peter Molitor. Damals hätte es 20 000 Kronen gekostet. Einen Ausschnitt<br />

aus diesem nun im Riesengebirgsmuseum in Vrchlabí hinterlegten Gemälde<br />

verwendeten wir auf Seite neun. Das Ladegerät einer Pistole wurde von der<br />

Kommission auf ganze zwei Kronen geschätzt und bekam daher nicht mal<br />

eine Inventarnummer. Solche Erkenntnisse und Erlebnisse weckten in mir die<br />

Neugier, die einstigen Aristokraten des Riesengebirges kennen zu lernen. Oft<br />

dachte ich darüber nach, wonach ich sie fragen würde, wenn ich sie treffen<br />

würde. Es wäre wohl für immer bei diesen Wunschvorstellungen geblieben,<br />

wenn die im Jahre 1989 neu erworbene Freiheit nicht auch neue Möglichkeiten<br />

gebracht hätte. Kurz nach der Eröffnung der Galerie <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> in Temný<br />

Důl 1993 betrat sie ein älterer Herr in Lodenjacke und Kniehosen. Er stellte<br />

sich als Joseph Czernin-Kinsky vor und war hiermit der erste einer ganzen<br />

Reihe von Adligen, die ich dann durch das schon verlassene Marschendorfer<br />

Schloss führen konnte (siehe auch VV 6/1995). Ein Jahr später stiegen gleich<br />

vier Generationen der Familie Czernin aus einem Reisebus aus. Im Sommer<br />

1995 stellten wir im Informationszentrum die Büste von Berthold Aichelburg<br />

aus, die man in einer Marschendorfer Gruft gefunden hatte. Aufgrund eines<br />

Artikels über namhafte Riesengebirgsadlige in einer Sommerausgabe des <strong>Veselý</strong><br />

Výlet stattete Vladimir Aichelburg aus Wien dem einstigen Familienbesitz<br />

einen Besuch ab. Zuerst fotografierten wir den Herrn Grafen mit der Büste von<br />

Berthold, um anschließend über die Geschichte seines Geschlechts im östlichen<br />

Riesengebirge zu plaudern. Bald darauf unterstützte er die Gründung<br />

der Burggesellschaft Aichelburg, die die Wiederherstellung der gleichnamigen<br />

Waldburg initiierte und durchführte. Höchstpersönlich assistierte er bei<br />

der Rückkehr der restaurierten Büste in die Burgkammer im November 1999.<br />

Am tiefsten sind wir allerdings mit Alexander Czernin-Morzin befreundet.<br />

Der älteste Sohn des letzten Besitzers der Riesengebirgsherrschaften Hohen-<br />

elbe und Marschendorf ging als Achtzehnjähriger nach Kanada, um hier seine<br />

neue Heimat zu finden. Auch wenn er nach vielen Jahren nach Österreich<br />

zurückkehrte, blieb er kanadischer Bürger und schon vom ersten Kontakt<br />

spürten wir seine amerikanische Offenheit. Er ließ er im September 1995 das<br />

erste Mal von sich hören und als Experte für Informationstechnologien auf angemessene<br />

Weise – per Fax und direkt aus seinem PC. So etwas hatten wir in<br />

unserer Redaktion vorher nie erlebt. Mit modernen Technologien hält er auch<br />

heute noch Schritt, zu seinem achtzigsten Geburtstag bekam er ein GPS-<br />

Navigationsgerät, nun bereichert er seine Streifzüge durch die Natur auch<br />

noch mit Geocatching. Und gerade die leichte Internetkommunikation half uns<br />

dabei, mehr über die Vergangenheit und Gegenwart der Familien Morzin und<br />

Czernin in Erfahrung zu bringen. Nur so gelingt es uns zusammen mit Alexander<br />

Einzelheiten aufzuspüren, für die bei unseren Treffen im Riesengebirge,<br />

in Prag oder Wien kaum Zeit bleibt. Mitunter schicke ich ihm die Fotografien<br />

von Menschen oder verschiedenen Gegenständen, von denen ich annehme,<br />

dass sie in dem Verzeichnis von 1948 enthalten sind. Alexander führt dann<br />

die Fakten dazu an und erzählt ihre Geschichten. Manche Zusammenhänge<br />

ergänze ich durch weitere Nachforschungen. Dieser gegenseitige Informationsaustausch<br />

half zum Beispiel den Vorfall mit den Harnischen aus dem Mar-<br />

schendorfer Schloss aufzuklären. Im Jahre 1945, nur ein paar Monate nachdem<br />

Alexander mit seiner Mutter und Brüdern Maršov in aller Eile verlassen<br />

mussten, stahlen sich mein Vater und Kameraden wie kleine Jungs heimlich<br />

ins Schloss, um dort herumzutoben. Als er zum Besten gab, wie sie mit den<br />

historischen Waffen „kämpften“, die dort an den Wänden hingen, fiel mir gleich<br />

die Liste von 1948 ein – 29 Hellebarde, 5 verschiedene Schwerter, 13 österreichische<br />

Offizierssäbel, 7 Degen und Dolche, 2 Ziersäbel, 2 Armbrüste, 2<br />

Streitkeulen, ein Futteral mit zwei Pistolen, 2 mit Perlmutt ausgelegte Jagdbüchsen,<br />

2 Zimmerstutzen, 9 Helme mit Nasen- und Ohrenschutz und mindestens<br />

weitere 200 „für das Museum in Trutnov ausgesonderte“ Posten. Das<br />

reinste Abenteuer für die Jungs – bis sie Jenda Eš in eine Rüstung zwängten<br />

und er nach dem Fechtkampf nicht mehr aus dem Kettenhemd raus kam. Von<br />

Alex erfuhr ich, dass die Blechrüstung samt Kettenhemd seinem Urgroßvater,<br />

dem kaiserlichen Feldmarschall aus dem Dreißigjährigen Krieg, Rudolph<br />

Morzin gehört hatte. Ich erzählte ihm lieber nicht, wie die Jungs ein Mitglied<br />

der Finanzwache erschreckten, der auch eingebrochen war – allerdings nicht<br />

um rumzualbern, sondern um zu stehlen. Er war so erschrocken, dass er bei<br />

der Flucht durchs Fenster glatt seine MPi liegen ließ. Wie viele Sachen zwischen<br />

dem Mai 1945 und September 1948 verloren gingen, wird man wohl<br />

nie herausbekommen und eigentlich ist das auch gar nicht so wichtig. Bei der<br />

Besichtigung der erhalten gebliebenen Archivalien aus dem Verzeichnis von<br />

1948 bin ich froh, dass ich Herrn Grafen Czernin-Morzin wirklich begegnet<br />

bin. Und dass wir Kontakt miteinander haben, wenn auch auf andere Weise,<br />

als es ich mir vor fünfundzwanzig Jahren vorgestellt hatte.


20 WIR EMPFEHLEN BEWÄHRTE DIENSTLEISTUNGEN<br />

21<br />

Pension Nikola<br />

Direkt im Zentrum von Pec pod Sněžkou, an der zum Ski-Areal führenden Hauptstrasse, ist die Familienpension<br />

Nikola zu finden. Ausgangsbasis für alle weiteren soliden Dienstleistungen ist die Unterbringung<br />

in einem grösseren Appartement und in 12 Zimmern, ausgestattet mit WC, Dusche, TV, Kühlschrank und<br />

mit einem kleinen Tresor. Das Objekt verfügt über kabellosen WiFi Internetzugang. Die Gäste können im<br />

stilgerecht eingerichteten, geräumigen Speiseraum, ergänzt durch eine kleine Bar verweilen. In der Pension<br />

Nikola kann man Unterkunft mit Frühstück buchen, Abendessen für ganze Gruppen werden im benachbarten<br />

Restaurant Enzina Grill geboten, Menüs zu günstigen Bedingungen. In der Nähe der Pension befinden<br />

sich Ski-Verleihe. Im Winter schnallt man sich die Skier vor der Baude an, fährt zum Zubringerlift und<br />

in zehn Minuten ist man bei den besten Skilifts und Pisten, die Pec zu bieten hat. Zurück braucht man die<br />

Skier auch nicht abzuschnallen. Nach einer Tour oder nachdem man sich auf der Piste ausgetobt hat, tuen<br />

Sauna oder Solarium doppelt gut, außerdem kann man im Spielraum Tischtennis spielen. Die Pension<br />

verfügt über einen eigenen Parkplatz mit einer ausreichenden Kapazität fürs ganze Jahr.<br />

Pension Nikola in Pec pod Sněžkou, PLZ 542 21, Inhaber Alena Novotná, Tel. 00420 499 736 151,<br />

Fax 499 736 251, E-Mail: nikola-pec@volny.cz, www.nikolapec.cz, man spricht auch deutsch.<br />

Pension Veronika<br />

Die Pension Veronika steht mitten in Pec pod Sněžkou, im unteren Teil des Ortsteils Velká Pláň und zwar an<br />

der Wegkreuzung nach Malá Pláň und zu den Skilifts, zum Hotel Horizont und zur Hauptstraße. Schon 10<br />

Jahre lang bietet das moderne Haus Unterkunft in Zwei-, Drei- und Vierbettzimmern mit eigenem Zubehör<br />

(17 Betten). Alle Zimmer verfügen über Sat-Fernseher und drahtlosen WiFi-Internetanschluss mit Signal<br />

in allen Zimmern und im Restaurant. Aus dem voll verglasten halbkreisförmigen Restaurant bietet sich<br />

ein entzückender Blick auf die Stadt, die Gebirgslandschaft und die Skigelände ringsum. Zu den Spezialitäten<br />

des Restaurants gehören u.a. böhmische Gerichte, wie Heidelbeerknödel, gebratenes Eisbein<br />

und Quarkkuchen mit Heidelbeeren. Am Nachmittag kehrt man hier gern zu einem edlen Glas Wein aus<br />

dem größten Familien-Weinbaubetrieb in Valtice – dem Weingut Černý ein. Das gezapfte Pilsner und der<br />

Qualitätskaffee Illy sind eine Sache der Selbstverständlichkeit. Die Abendgäste wiederum verlockt die<br />

reiche Auswahl an Gerichten in der ellenlangen Speisekarte zur Einkehr. Von der Pension Veronika sind<br />

alle Möglichkeiten zu sportlichen oder gesellschaftlichen Aktivitäten in der Stadt schnell und bequem zu<br />

erreichen. Direkt am Haus befindet sich ein 400 m langer Skilift mit Übungshang. Im nur 200 m entfernten<br />

Hotel Horizont gibt es ein ganzjährig betriebenes Sport- und Freizeitzentrum mit Schwimmhalle, Whirlpool,<br />

Sauna, Solarium, Squash, Ricochet, Fitnesscenter, Kegelbahn und sonstigen Raffinessen. Im Sommer<br />

stehen auch zwei Sandtennisplätze und im Winter Skischulen und –verleihe zur Verfügung. Auf dem pensionseigenen<br />

Parkplatz kann sommers wie winters geparkt werden. Bei einem mehrtägigen Aufenthalt in<br />

Pec pod Sněžkou kommen Sie in den Genuss einer Gästekarte mit 10% Ermäßigung auf die Leistungen<br />

des Restaurants.<br />

Pension Veronika, Pec pod Sněžkou, Nr. 309, PLZ 542 21, Betrieben von Slavomír Holík, Tel.: 00420<br />

608 281 321, E-Mail: veronika.pec@centrum.cz, www.penzionveronika.cz. Wir sprechen deutsch, englisch<br />

und polnisch.<br />

Richterovy boudy<br />

Hoch über Pec pod Sněžkou steht in 1206 m Meereshöhe und gleich am Hauptweg zu den Kämmen<br />

eine der bestausgestatteten Kammbauden. Das moderne Berghotel bietet Übernachtung in 110 Betten,<br />

von denen sich 29 in der benachbarten „Roten Baude“ (Červená bouda) befinden. Mehr als ein Drittel<br />

der Zimmer hat ein separates Bad und TV, die sonstigen, vor allem für Schulklassen und Interessengruppen<br />

gedachten Zwei- bis Fünfbett-Zimmer sind mit Waschbecken ausgestattet. In der Baude gibt es<br />

einen Fahrstuhl und ein spezielles Zimmer für Rollstuhlfahrer. Zur weiteren Bereicherung des Aufenthalts<br />

dienen Sauna, Fitnessraum mit Laufband, Ergometer, Ellipsentrainer mit Magnetbremsung, Hanteln und<br />

eine Kraftstation. Zu diesem Urlaubskomplex gehören ein Mehrzweckspielplatz, im Winter zwei Skilifte<br />

und ein präparierter Übungshang. Auch WiFi-Internetanschluss und Datenprojektor mit Leinwand stehen<br />

zur Verfügung, neu ist eine Kinderecke. Die Gäste können den ganzen Tag über das Restaurant mit seinem<br />

umfangreichen Speise- und Getränkeangebot in Anspruch nehmen. Die Küche wartet vor allem mit<br />

traditionellen böhmischen Speisen aber auch Schnellgerichten auf, darüber hinaus stehen fleischlose<br />

und vegetarische Gerichte, Gemüsesalate, Heidelbeerknödel, Palatschinken und Strudel auf der Karte,<br />

Spezialität des Hauses sind Dalken (Liwanzen) aus Hefeteig mit Heidelbeeren, Joghurt und Schlagsahne.<br />

Das Angebot runden tschechische Spezialitäten der kalten Küche ab und selbstverständlich gibt’s Eisbecher<br />

und Heiße Himbeeren. Auf den Richterbauden wird ein helles Bernard mit 11° Stammwürze gezapft,<br />

außerdem gibt es schwarzes Flaschenbier und alkoholfreies „Pflaumenbier“. In der von Sommelier<br />

Radek Jon zusammengestellten Weinkarte stehen Weine aus dem mährischen Weingut „Habánské moravské<br />

sklepy“. Die Barkeeper wurden von Jaroslav Petrouš, dem tschechischen Barista- und Kaffeemeister<br />

der Tschechischen Republik von 2004 speziell in der Zubereitung des Kaffees Rioba geschult. Beide<br />

vertreten die Firma Makro Cash & Carry. Die Baude ist ganzjährig, also auch außerhalb der Saison für<br />

Firmenaktionen, Familienurlaube, Schulen und Touristen geöffnet. Nach vorheriger Absprache können<br />

Vorträge über Kynologie, die Natur im KRNAP, Meteorologie und über den Bergrettungsdienst, Lawinen<br />

und Gefahren in den Bergen vereinbart werden. Das Restaurant ist von 10 bis 22 Uhr auch für vorüberkommende<br />

Wanderer geöffnet.<br />

Richterovy boudy über Pec pod Sněžkou, Nr. 81, PLZ 542 21, Lehrzentrum des Ministeriums für<br />

Schulwesen und Körpererziehung der ČR, Leiterin Lenka Janoušková, Tel., Fax: 00420 499 896 249,<br />

Tel. 724 975 386, E-Mail: info@richtrovyboudy.cz, www.richtrovyboudy.cz, günstige Preise, Verständigung<br />

auch in Deutsch möglich.<br />

Pension U Hlaváčů<br />

Diese Dominante des Marktplatzes in Horní Maršov ist ein historisches Haus, das sich Berthold Aichelburg<br />

im Jahre 1855 als Sitz des Kreisgerichts hatte erbauen lassen. Heute befindet sich hier die Pension<br />

U Hlaváčů mit vorzüglicher Unterkunft inkl. Frühstück in Zweibettzimmern mit Bad und Zubettungsmöglichkeit.<br />

Im Gesellschaftsraum befinden sich eine kleine Bar und ein Fernseher. Zum Objekt gehört auch ein<br />

Innenschwimmbecken mit ganzjährigem Betrieb. Geparkt wird auf einem geschlossenen Innenhof bei der<br />

Pension. Im Erdgeschoss befindet sich neben einer Selbstbedienung auch das Spezialgeschäft Cash and<br />

Carry Pilsner Urquell mit dem gesamten Sortiment der Pilsner Brauerei, einschließlich Radegast und Kozel<br />

(Bock). Von hier aus wird das Fass- und Flaschen- und Dosenbier ins ganze Ostriesengebirge distribuiert.<br />

Das Geschäft ist täglich von 8 - 12 und 12.30 -16 Uhr geöffnet, samstags von 8 bis 11 Uhr.<br />

Pension und Selbstbedienungsgeschäft U Hlaváčů, Horní Maršov, Bertholdovo náměstí 68, PLZ<br />

68 542, Tel.: 00420 499 874 112, E-Mail: hlavac.milan@iol.cz, Verständigung auch auf Deutsch möglich.<br />

Ökozentrum SEVER<br />

Schon fünfzehn Jahre lang ist in Horní Maršov das Zentrum für Umwelterziehung und<br />

Umweltethik Rýchory SEVER tätig. Der Hauptsitz der nichtstaatlichen gemeinnützigen<br />

Gesellschaft befindet sich in einem Teil der neuen Grundschule. Hier finden das ganze<br />

Jahr über Aufenthaltsprogramme für Grundschulschüler, Fach- und Hochschulstudenten<br />

und Gymnasiasten aber auch für Lehrkräfte und sonstige Interessenten an der Umwelt-<br />

erziehung statt. Auf dem Programm stehen u.a. Riesengebirgsexkursionen, Teamwork-<br />

Aktivitäten und -Erziehung, Naturbeobachtungen unter freiem Himmel, künstlerische Workshops, Diskussionen,<br />

Simulationsspiele, usw. Dazu stehen Unterkünfte für 30 Personen inkl. Ganztagesverpflegung,<br />

ein Gesellschaftssaal, eine Miniküche, Bücherei und Videothek zur Verfügung. Man kann sich auch auf<br />

Englisch und Deutsch verständigen. Zum Ökozentrum SEVER gehört auch die ehemalige Pfarre in Horní<br />

Maršov, in dem das Projekt DOTEK (Berührung) – Haus für Ökologie, Kultur und zur Wiederbelebung<br />

von Traditionen realisiert wird. Hier finden künstlerische und handwerkliche Workshops, gesellschaftliche<br />

Veranstaltungen, Konzerte und Festivals alternativer Musik statt, man demonstriert alte Berglandwirtschaft<br />

(eine kleine Ziegenherde meckert gleich in der Nähe) und betreibt ähnliche alternative Aktivitäten. SEVER<br />

organisiert auch Sommerferienlager und kulturelle und aufklärende Veranstaltungen für die Öffentlichkeit.<br />

Die Webseiten von „Sever“ geben Aufschluss über das Veranstaltungsprogramm für Lehrer und die Öffentlichkeit.<br />

Wer einen interessanten Spaziergang machen möchte, sollte sich die alte Pfarre unbedingt<br />

ansehen. Die mächtige, vierhundert Jahre alte Linde bei der Pfarre fällt schon von Weitem ins Auge, kein<br />

Wunder, dass sie als „Baum des Jahres 2009“ der Tschechischen Republik“ gewürdigt wurde. Hier gibt<br />

es aber auch einen echten Kohlemeiler und zwei Lehrpfade „Weg des Holzes“ zu sehen, die zwei hiesige<br />

Gewerbe nahe bringen – das Holzfällen und -schwemmen und die Herstellung von Holzkohle.<br />

Ökozentrum SEVER, Horní Maršov, Horská 175, PLZ 542 26, Tel. und Fax: 00420 499 874 280, 739<br />

203 205, E-Mail: sever-hm@ekologickavychova.cz, http://www.sever.ekolo gickavychova.cz<br />

Kinderpension Permoník<br />

Die junge Familie Semerád hat die Pension Permoník mit viel Feingefühl und Verständnis für kleine Besucher<br />

zum super Aufenthaltsort für junge Familien oder Mütter mit ihren Kindern gemacht. Das große<br />

Gebäude ermöglichte es ihnen, einen Spielraum, eine Turnhalle und eine Sauna einzurichten, was sich<br />

auch im vorbereiteten abwechslungsreichen Programm widerspiegelt. Zusammen mit einer Assistentin<br />

bereiten sie Wettkämpfe und Kunst-Workshops für Kinder vor aber die Hauptprogramme spielen sich<br />

in freier Natur ab. So gehen sie gemeinsam auf Schatzsuche ins Rübezahltal/ Krakonošovo údolí, bei<br />

der knifflige Aufgaben zu bewältigen sind. Ein andermal lernt man gemeinsam einen Märchenpfad und<br />

auf dem Lande lebende Tiere kennen. Bei der Pension weiden im Sommer Schafe, auch große Holzspielzeuge<br />

und einen Sandkasten mit Kinderrutsche gibt es hier. Im Winter wird gerodelt, die Kinder<br />

bauen Iglus oder Irrgärten aus Schnee und gehen auf Yeti-Suche. Wer über drei ist, kann sich in einer<br />

kleinen Skischule mit Profi-Instrukteurin anmelden. Bei der Pension gibt es einen Seilskilift für Kinder<br />

und unweit von hier einen öffentlichen Skilift für die Eltern. Nicht nur die Muttis nehmen gern einmal in<br />

der Woche das Angebot zu verschiedenen Massagen, Kosmetik und Pediküre wahr. Im Speiseraum, in<br />

dem ein richtiges Feuer im Kaminofen lodert, ist von 10 Uhr vormittags bis in die Nacht eine „Schafbar“<br />

geöffnet, für unwirtliche Tage ist der Fernseher und eine Menge Märchen da. Das Souterrain birgt einen<br />

separaten Keller mit einer reichhaltigen Weintheke mit tschechischen, mährischen und Weinen aus<br />

aller Welt, außerdem zapft man hier Krakonoš und Pilsner Bier und die traditionelle tschechische Limo<br />

Kofola. Die mit verschiedensten Märchenmotiven verzierten Zwei-, Drei- und Vierbettzimmer verfügen<br />

über ein eigenes Bad mit Toilette. Zur Pension Permoník gehört auch noch die benachbarte schlichtere<br />

Baude Ťapka mit zehn Zimmern, die für Gruppen und größere Familien geeignet sind. Genauso wie<br />

im Permoník gibt es auch hier einen Spiel- und Gesellschaftsraum, eine kleine Bar, einen Speiseraum<br />

und WiFi Internetanschluss. Die Unterkunft in der Pension Permoník und Baude Ťapka wird mit Vollpension<br />

geboten – einem einheitlichen Menü, das aus modernen und traditionellen Gerichten der böh-<br />

mischen Küche besteht. In der Pension Permoník sind aber auch Schnellgerichte vom Chefkoch Lukaš zu<br />

haben – Auswahl je nach aktuellem Tagesangebot.<br />

Pension Permoník in Dolní Malá Úpa, Nr. 115, PLZ 542 27, Inhaber Zuzana, Pavel, Terezka, Lukášek<br />

und Zuzanka Semerád, Tel. 00420 603 264 422, E-Mail: info@permonik.eu, man spricht auch englisch,<br />

polnisch oder deutsch. www.permonik.eu


<strong>SERVIcE</strong> <strong>FüR</strong> <strong><strong>BAU</strong>DENBESITzER</strong><br />

22 23<br />

BERGHOF MIT zERTIFIKAT<br />

Vor 25 Jahren waren wir voller Erwartungen, wie unter neuen und freien<br />

Bedingungen im Riesengebirge Berghöfe mit eigener landwirtschaftlicher<br />

Produktion entstehen. Diese Erwartung hat sich nicht erfüllt und der einzige<br />

Berghof von David und Věra Sosna bei Valšovky in Velká Úpa hat nach<br />

vieljährigem Betrieb mit dem Abgang der Landwirtin auch den Verkauf von<br />

Milch- und Molkereiprodukten eingestellt. Schade. Umso mehr freuen wir<br />

uns über die Entwicklung auf der Lesní bouda - Waldbaude. Sie geht in eine<br />

etwas andere Richtung und die Bewirtschaftung der umliegenden Wiesen<br />

und die vielen zufriedenen Gäste beweisen, dass es der richtige Weg ist.<br />

Auf einer der bekanntesten Einöden des Riesengebirges an der Ortsgrenze<br />

von Černý Důl (5 km) und Pec pod Sněžkou (3 km) werden auf dem Berghof<br />

in einer Meereshöhe von 1104 Metern Schafe und Ziegen gehalten. Nicht<br />

nur zur Freude, sondern auch zum Nutzen. Ein Jahr lang wurde der Berghof<br />

von der vom Landwirtschaftsministerium beauftragten Agentur ABCert<br />

beobachtet. Dabei stellte sie fest, dass er auf biologisch saubere Weise,<br />

ohne chemische Düngung der Wiesen, mit einer idealen Anzahl von Tieren,<br />

räumlich und zuchttechnisch korrekten Ställen und unter Zufütterung mit<br />

ökologisch reinem Heu und passenden Mineralsalzen wirtschaftet. Und als<br />

dann auch noch die Verwaltung des KRNAP die Farm bei der Waldbaude<br />

als richtige Rückkehr zur traditionellen Baudenwirtschaft empfahl, erhielt<br />

Markéta Kreiplová als erste in der III. Zone des Nationalparks das Zertifikat<br />

einer Biofarm. Aber was das wichtigste für die Besucher ist – die gesamte<br />

Bioproduktion ist ausschließlich für das Restaurant der Waldbaude be-<br />

stimmt. Auf der Waldbaude bekommt man ausgezeichnete Erzeugnisse aus<br />

Lamm- und Schaffleisch, z.B. Steaks oder Frikadellen aus Schafsfleisch,<br />

Lammspieß mit Pflaumensoße, Fleisch mit Nuss- oder Apfelsoße oder mit<br />

Gebirgskräutern. Auf der Speisekarte stehen aber auch traditionelle Riesengebirgsgerichte,<br />

wie Sauersuppe, Kartoffelpuffer, Pellkartoffeln mit<br />

Ziegenkäse, gegrillter Ziegenkäse mit Bohnen und Schinkenspeck oder<br />

saurem Rahm und Preiselbeeren, Holzhackerbrot mit Aufstrich aus Quark,<br />

Knoblauch und frischen Kräutern. Ziegenkäse gibt es auch zum Salatteller<br />

– gekauft bekommt man ihn allerdings nicht. Bei meinem letzten Besuch<br />

traf ich hier Jiři Novotný aus Arnultovice, einen inzwischen pensionierten<br />

Senner . Vor dem Sommer kam er auf den Berghof, um alle großen Schafe<br />

zu scheren. Die Nichte der Bergbäuerin Olga bereitet die gescherte Wolle<br />

Schutzmarke<br />

für das Wochenende vom 13. und 14. August vor, an dem man den Besuchern<br />

die traditionelle Verarbeitung der Wolle vorführen will – das heißt<br />

das Waschen, Kämmen, Spinnen am Spinnrad, das Weben und Filzen. An<br />

diesen beiden Tagen findet auf der Waldbaude aber vor allem ein uriges<br />

Grillfest statt, mit Lamm- und Schaffleischgrillen, Musik und viel Spaß. Mehr<br />

über diese Aktion erfährt man aus in den Informationszentren ausliegenden<br />

Flyern, bei einem Besuch der Waldbaude oder deren Webseiten.<br />

Lesní bouda - Waldbaude<br />

Sie bietet Unterkunft verschiedenster Art – von Zimmern touristischer Art,<br />

bis hin zu Apartments mit kompletter Ausstattung. Der Berggasthof mit ganz-<br />

tägigem und nahezu ganzjährigem Betrieb wird gern von Skiwanderern,<br />

aber auch Abfahrtsskiläufer besucht, die von der Bergstation des Sessellifts<br />

auf dem Braunberg/ Hnědý Vrch hier her abfahren. Im Sommer wiederum<br />

kehren hier Rad- und Fußwanderer ein, viele von ihnen nutzen die Gelegenheit,<br />

um den neuen Aussichtsturm auf dem Braunberg zu besuchen. Über<br />

Dolní Dvůr verkehrt auch ein Bus zur Lesní bouda, der Senioren oder Kinder<br />

zu Freiluftschulaufenthalten bringt. Bei der Baude gibt es einen Swimmingpool<br />

und ein Whirlbecken unter freiem Himmel mit herrlichem Rundblick. Im<br />

Winter wandelt sich der Volleyballplatz zum höchstgelegenen Eislaufplatz in<br />

ganz Tschechien. Vor ein paar Jahren haben die Inhaber wieder die uralte<br />

Tradition der Haltung von landwirtschaftlichen Tieren aufgenommen. Auf<br />

den umliegenden Wiesen weiden so wieder Schaf- und Ziegenherden und<br />

bald auch wieder Färsen. Kinder dürfen auch mal einen Blick in den Stall<br />

werfen, die Tiere zu füttern ist nicht erlaubt. Die Baudlerin Markéta Kreiplová<br />

lädt sie zur gemütlichen Einkehr auf die Sommerterrasse vor der Baude<br />

mit hübschem Blick ins Land und auf die weidenden Tiere ein. Im neu rekonstruierten<br />

stilvollen Restaurant hat man die Wahl aus einem interessanten<br />

Angebot typischer Riesengebirgsgerichte, man kann aber auch Molkereiprodukte<br />

aus Ziegenmilch ausprobieren.<br />

Die Lesní bouda hat, obwohl auf dem Gebiet von Pec pod Sněžkou<br />

gelegen, die folgende Adresse: Černý Důl Nr. 187, PLZ 543 44, Tel./Fax:<br />

00420 499 896 343, Mobiltelefon 602 148 099, E-Mail: info@lesnibouda.cz,<br />

www.lesnibouda.cz, günstige Preise, Verständigung auch auf<br />

Deutsch möglich.<br />

Saisonzeitschrift <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong>, Temný Důl Nr. 46, 542 26 Horní Maršov, Tel. 00420 499 874 298, Fax 499 874 221, e-Mail: info@veselyvylet.cz,<br />

www.veselyvylet.cz, Herausgeber/Redakteur: Miloslav und Pavel Klimeš, sprachliche Bearbeitung: Věra Pokorná, Jarmila Klimešová, graphische Gestaltung:<br />

Květa Krhánková, Illustrationen: Květa Krhánková, Zdeněk Petira, Stanislav Špelda, Fotografien: Hans Bönsch, Pavel Klimeš, Olga Kreiplová,<br />

Adolf Lehmann, Franz Xaver Pohl und Herausgeberarchiv, Satz: Tisk OFSET a.s. Úpice, Tel. 499 881 171, Druck: Garamon s.r.o. Hradec Králové Tel.<br />

495 217 101, deutsche Übersetzung: Hans-J. Warsow, polnische Übersetzung: Andrzej Magala, Redaktionsschluss: 10. 6. 2010, Auflage: 55.000<br />

Stück, davon 27.000 Stück in tschechischer, 21.000 in deutscher und 7.000 in polnischer Sprachversion. Wenn Sie die nächste Ausgabe des <strong>Veselý</strong><br />

<strong>výlet</strong> (nächste Ausgabe: 35/ Winter 2011) per Post zugeschickt haben möchten, schicken Sie bitte zusammen mit Ihrer Adresse 40 CZK, falls sie in der<br />

Tschechischen Republik leben, oder 190 CZK, wenn Sie im Ausland leben, oder bestellen Sie sich die Zeitschrift persönlich im Informationszentrum des<br />

<strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> in Temný Důl oder in Pec pod Sněžkou.<br />

Alle Autorenrechte vorbehalten!<br />

DIE WÄScHEREI IN MLADé BUKy<br />

ist die größte in Trutnov und reinigt auch die Wäsche, die von den<br />

am höchsten gelegenen Bauden im ganzen Riesengebirge kommt.<br />

Auch während der Hauptsaison wird hier alle Wäsche binnen<br />

14 Tagen gewaschen. In der Wäscherei können sie Einzelheiten festlegen:<br />

Abholetermin, Preis, gestärkt oder nicht, Duftnote, oder auf<br />

Wunsch auch das Bleichen der Bettwäsche. Auch Textilien werden<br />

hier gereinigt, eine neue Dienstleistung ist der Verleih von Bett-wäsche<br />

zu Saisonhöhepunkten. Die Wäscherei sichert auch den Rücktransport.<br />

Wäscherei, Mladé Buky, PLZ 542 23, Inh. Petr Lukáček, Tel.<br />

00420 871 120, von Montags bis Freitags von 6 - 14, in der<br />

Hauptsaison bis 16 geöffnet.<br />

WEINTHEKE NADE DNEM WINEBAR<br />

• Schank- und Flaschenweine aus Mähren, Böhmen und aus aller Welt<br />

• nette Einkehr zu einem Gläschen Wein, einer Tasse Tee oder Kaffee in freundlichem Ambiente, WiFi-Anschluss<br />

• Degustationen, Firmenaktionen, Feiern und Partys, Konzerte und Recitals<br />

Václav Koubek Tony Ducháček und Garage<br />

Vladimír Merta<br />

Zur Weintheke kam nun ein kleiner Saal hinzu, in dem bereits einige erfolgreiche Konzerte stattfanden. Ab Herbst sollen weitere<br />

Kulturveranstaltungen folgen, neben Konzerten auch Autorenlesungen, Gesprächsrunden und Theatervorstellungen.<br />

Detaillierte Informationen ab dem 1. August auf den neuen Webseiten,<br />

HORNÍ MARŠOV, Třída Josefa II. čp. 83, Täglich geöffnet: Mo – Do 14 – 20, Fr – Sa 11 – 22, So geschlossen<br />

www.nadednem.cz<br />

<strong>BAU</strong>- UND INGENIEURFIRMA KLIMEŠ<br />

HORNÍ MARŠOV 65, 542 26, TEL . 00420 499 874 296, 603 218 346<br />

w w w.klimesmarsov.cz E- Mail: stavby@klimesmarsov.cz<br />

Špindlerův Mlýn Sněžka Albeřice Horní Maršov


Forstmeister Miloslav Cejnar war unter den Czernin-Morzins in der Herrschaft<br />

Marschendorf tätig, auf der Titelfotografie sitzt er ganz links – jedoch schon<br />

als viel älterer Herr.<br />

RIESENGEBIRGS NATIONALPARK<br />

24 25<br />

Der Großteil des einstigen Eigentums des Riesengebirgsadels wird heute von zwei<br />

benachbarten Nationalparks auf der tschechischen und polnischen Seite des Riesengebirges<br />

verwaltet. Die größte Fläche nehmen Bergwälder, die alpine Zone mit<br />

Tundra und Krummholzkieferbestände ein. Auf den ehemaligen Besitzungen der<br />

Adelsfamilien breiten sich die aus naturwissenschaftlicher und touristischer Sicht<br />

wertvollsten Lokalitäten der Naturparks aus. Hand in Hand mit der wachsenden moralischen<br />

Reife des Riesengebirgsadels verbesserte sich im Laufe der Jahrhunderte<br />

auch der Zustand der Riesengebirgswälder. Vom rücksichtlosen Plündern der natürlichen<br />

Ressourcen gingen die Herrschaftsbesitzer nach und nach zu einem vorbildlichen<br />

und wirtschaftlichen Umgang mit den Wäldern und zwar unter Respektierung<br />

der sonstigen Funktionen des Waldes über.<br />

DIE FORSTMEISTER<br />

Die Art und Weise der Holznutzung wurde den Förstern von den Beamten des jeweiligen<br />

Herrschers und später von den Herrschaftsbesitzern vorgeschrieben. Die eigentliche<br />

Organisation und Durchführung der Holzernte und Holzrückung aber auch<br />

der Walderneuerung und Aufforstung überließen sie den Forstverwaltern, die jahrhundertelang<br />

Forstmeister genannt wurden. Erst im 19. Jahrhundert, als der Adel<br />

den Forstspezialisten in dieser Hinsicht die Entscheidungsgewalt überließ, wandelte<br />

sich der Zustand der Riesengebirgswälder zum Besseren. Die Forstmeister nahmen<br />

eine bedeutende Stellung ein, ja manche von ihnen sind bereits aus dem 16. Jahrhundert<br />

bekannt. Christof Gendorf entwarf damals einen Plan zur Holzgewinnung<br />

für die Kuttenberger Silbergruben in den damals noch jungfräulichen Urwäldern im<br />

oberen Aupatal. Nach seinem Tode im August des Jahres 1563 organisierte der königliche<br />

Forstmeister Kasper Nuss, der aus dem österreichischen Städtchen Rigersdorf,<br />

östlich von Graz ins östliche Riesengebirge gekommen war, eine bis dahin<br />

nie da gewesene Aktion. Aller Wahrscheinlichkeit nach war es gerade Nuss, der die<br />

Berufung Hunderter Holzfällerfamilien und Erbauer von Klausen (Stauwehren) und<br />

Holzriesen aus den Alpenländern, vor allem aus der Steiermark initiierte. Er starb<br />

1606 in Trautenau/ Trutnov – nach vierzigjährigem Dienst und noch vor Beendigung<br />

der Hauptholzernte für Kuttenberg/ Kutná Hora. In der St. Wenzelkirche in Horní Staré<br />

Město hängt in der Mitte des Kirchenschiffes und zwar an seiner Nordwand ein<br />

einzigartiges Andenken an diesen ersten Forstmeister des Ostriesengebirges. Ein<br />

nahezu vier Meter großes Epitaph in Form eines kleinen Altars trägt unter einem Bild<br />

mit biblischer Szene eine das Leben des Verstorbenen zusammenfassende Inschrift,<br />

das Familienwappen und die kleinen Statuen zehn kniender Mitglieder der Familie<br />

Nuss, einschließlich der des Forstmeisters. Ein anderer Forstmeister, Wilhelm Hubner,<br />

beschwerte sich im Jahre 1609 einer Kuttenberger Kommission gegenüber über<br />

die intensive Viehweide und Heuernte auf kaiserlichem Grund und Boden, die eine<br />

Walderneuerung auf den Lichtungen rings um Groß- und Kleinaupa nahezu unmöglich<br />

machten. Die Beamten empfahlen daraufhin, das damals von Marek Hubner<br />

geleitete Marschendorfer Forstamt zu verstärken. In welcher verwandtschaftlichen<br />

Beziehung er zum Forstmeister stand, geht aus dem Amtsbericht nicht hervor, Tatsache<br />

ist, dass sich am Zustand der Wälder auch weiterhin kaum etwas änderte.<br />

Man darf sogar annehmen, dass der Forstmeister aus der Waldweide profitierte. Ein<br />

Förster aus dem Revier unter der Schneekoppe ist sogar aus der klassischen tschechischen<br />

Literatur bekannt: Božena Němcová schreibt in ihrem Roman Babička<br />

(Großmutter) sehr hübsch vom Riesengebirgsjäger Beyer, der in jedem Frühjahr das<br />

in der Aupa/ Upa geschwemmte Holz bis Josefov/ Josephsstadt begleitete. Dann<br />

machte er mit Sohn Orlík immer einen Abstecher nach Ratibořice, zu den Eltern der<br />

Schriftstellerin. Wie der Historiker Miloslav Bartoš feststellte, war dies in Wirklichkeit<br />

der Förster Johann Bayer, der ab 1812 ganze einundvierzig Jahre lang im Dienst der<br />

Schaffgotsche und Aichelburgs in Marschendorf stand.<br />

Den Herrschaftsbesitzern war daran gelegen, das Holz möglichst nahe der Forst-<br />

bestände zu nutzen oder zu verkaufen. Deshalb initiierten oder förderten sie die<br />

Gründung von Glasfabriken, Holzschleifen und Brettmühlen. Um den Holzvertrieb zu<br />

sichern, entstanden Glasfabriken in der Herrschaft der Harrachs in Witkowitz/ Vítkovice,<br />

Friedrichstal/ Bedřichov und Neuwelt/ Nový Svět. Obwohl die Schaffgotsche<br />

in der Herrschaft Kynast schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine wirtschaftliche<br />

Waldgestaltung (Waldbewirtschaftung) einführten, betrieben sie in ihren Marschendorfer<br />

Revieren auch weiterhin Raubbau. Ihr Nachfolger, Berthold Aichelburg, unterstützte<br />

im Jahre 1846 die Gründung der größten Glashütte im ganzen Riesengebirge<br />

– die von Augustin Breit in Dunkeltal/ Temný Důl. Sie verarbeitete jährlich enorme<br />

8 000 Festmeter Holz, das bis 1882 auf der Aupa und kleinen Aupa geschwemmt<br />

wurde. Da es in der Herrschaft keine wirtschaftliche Waldgestaltung gab, waren<br />

weder die Holzvorräte in den einzelnen Beständen, noch der jährliche Zuwachs<br />

der Holzmasse oder die Höhe einer tragbaren Holzernte festgelegt. Als Forstmeister<br />

Schneider im Jahre 1854 nach der Verabschiedung des ersten Forstgesetzes<br />

im Jahre 1852 diese Werte auf recht primitive Weise ermittelte, war offensichtlich,<br />

dass Raubbau am Wald betrieben wurde. Aber auch diese Warnung veranlasste die<br />

Aichelburgs keineswegs zu einer Reduzierung der Holzernte, bis die Herrschaft im<br />

Jahre 1877 mit ihren erschöpften Wäldern finanziell Bankrott ging. Erst nach Anordnung<br />

der Zwangsverwaltung übernahm Forstmeister Bodenstein die Leitung des<br />

Großgrundbesitzes und vergab die Erarbeitung eines detaillierten Forstplanes. Dieser<br />

Aufgabe nahm sich der junge Anton Bakesch an – außer dass er erste Bestands-<br />

karten ausarbeitete sowie Aufforstungsmethoden und die Artenzusammensetzung<br />

festlegte, er beendete er auch das Holzschwemmen und ersetzte dieses durch den<br />

Holztransport mittels Hörnerschlitten. Hierdurch förderte er den Bau von Forstwegen,<br />

die Regulierung von Wasserläufen und weitere moderne forstwirtschaftliche<br />

Methoden. Für die Aichelburgs kamen diese Maßnahmen zu spät, den letzten Schlag<br />

versetzte ihnen dann das Hochwasser von 1882. Zu Silvester des gleichen Jahres<br />

veräußerten sie die Marschendorfer Herrschaft mit ihren sechseinhalb überwiegend<br />

abgeholzten Wäldern an die Grafen Czernin-Morzin. Diese führten laut Bakesch‘s<br />

Plänen endlich die nötigen Änderungen in der Bewirtschaftung ein, was genauso wie<br />

schon vorher in der Herrschaft Hohenelbe/ Vrchlabí eine deutliche Verbesserung der<br />

Waldwirtschaft zu Füßen der Schneekoppe zur Folge hatte. Anton Bakesch arbeitete<br />

in den Jahren 1885, 1895 und 1905 entsprechende Zehn-Jahres-Forstpläne aus,<br />

weitere führten die Czernins dann noch in den Jahren 1920 und 1930 durch. Den<br />

namhaftesten Forstmeister des Riesengebirges hatten die Harrachs 32 Jahre lang in<br />

ihrer Herrschaft Jilemnice/ Starkenbach. Ludwig Schmid setzte ab seinem Antritt im<br />

Jahre 1863 bis zu seinem Tode im Jahre 1895 fortschrittliche Forstmethoden durch.<br />

Vor allem begann er damit, wieder Tannen, Buchen und sonstige Laubbaumarten<br />

aufzuforsten. Die großen Flächen gesunden Mischwaldes im Tal der Kleinen Iser/<br />

Jizerka oder an den östlichen Hängen des Schüsselberges/ Medvědín oder in Sedmidolí/<br />

Siebengründen in Spindelmühle sind sein Verdienst. Aus diesem Grund gründete<br />

er auf über sieben Hektar Forstbaumschulen mit einer Jahresproduktion von<br />

zwei Millionen Setzlingen. Er teilte die gesamte Herrschaft in Reviere auf, für die er<br />

perfekte Bestands- und Bewirtschaftungspläne ausarbeitete. Er führte Prinzipien der<br />

Holzernte ein, durch die sich die Gefahr von Borkenkäfer- und Windbruchkalamitäten<br />

verringerte. Mit der unbeirrten Unterstützung des Grafen Johann Nepomuk Harrach<br />

sorgte er durch den Bau oder die Reparatur von Forst- und Wohnhäusern auch für<br />

eine deutliche Verbesserung der Bedingungen für die Förster und Forstangestellten.<br />

Belohnung war ihm das Wohlwollen und die Anerkennung der breiten Forstöffentlichkeit<br />

und die Benennung der Aussicht über dem Elbgrund mit seinem Namen.<br />

Exkursion in Musterreviere<br />

Der im Jahre 1848 gegründete Tschechische Forstwirtschaftsverein veranstaltete<br />

alljährliche Exkursionen in mustergültig bewirtschaftete Reviere. Schon im Jahre<br />

1855 fand eine Sitzung in der Hohenelber Herrschaft statt, bei der Forstmeister<br />

Pistorius die Gäste durch den Weißwassergrund/ Údolí Bíleho Labe bis zur Wiesenbaude/<br />

Luční bouda führte, wo sie der Marschendorfer Forstmeister Schneider übernahm<br />

und bis zur Schneekoppe begleitete. Von noch größerer Bedeutung war die<br />

Exkursion des Vereins durch den Großgrundbesitz der Herrschaft Jilemnice im Jahre<br />

1879. Die Teilnehmer wurden in 120 Pferdekutschen und Fuhrwerken zur Siedlung<br />

Rezek gebracht, von wo sie Forstmeister Ludwig Schmid auf einem eigens zu diesem<br />

Zweck errichteten Exkursionsweg bis zur Hofbaude/ Dvoračky und weiter bis zum<br />

Teufelsberg/ Čertův kopec und bis Neuwelt/ Nový Svět geleitete, damit sie auch die<br />

Harrachsdorfer Glashütte besichtigen konnten. Am darauf folgenden Tag wanderten<br />

sie durch das Tal der Mummel/ Mumlava und den ganzen Elbgrund bis nach Friedrichstal.<br />

Das grandiose Treffen gipfelte in einer von Karl Schwarzenberg, dem Vorsitzenden<br />

des Tschechischen Forstwirtschaftsvereins geleiteten Vollversammlung in<br />

Jilemnice. Im August des Jahres 1906 organisierte Graf Rudolph Czernin-Morzin<br />

im Namen seiner Mutter, Gräfin Aloisie in den Herrschaften Hohenelbe und Mar-<br />

schendorf eine prestigevolle Exkursion des Tschechischen Forstwirtschaftsvereins.<br />

Nach den Überschwemmungen von 1882, 1897 und 1900 stand das Hauptthema<br />

fest – die Regulierung der Gebirgsflüsse und -bäche und die Retentionsfunktion der<br />

Gebirgswälder. Die Teilnehmer begingen dabei auch die höchsten Kammlagen des<br />

Riesengebirges, einschließlich Ziegenrücken. Durch die Marschendorfer Reviere<br />

wurden sie von Forstmeister Miloslav Cejnar begleitet. Die Exkursion gipfelte wiederum<br />

in einer Vollversammlung, diesmal in der Kolonnade von Johannisbad. Diese<br />

drei Aktionen sorgten nicht nur für die Publizität der Riesengebirgsreviere, sondern<br />

brachten den Forstwirtschaftlern auch viel Lob und Anerkennung ein.<br />

An diese Tradition knüpfte der neuzeitliche, aber nicht minder namhafte Riesengebirgsförster<br />

Oldřich Lábek an, der im Jahre 1996 eine Waldbegehung für Hunderte<br />

von Kollegen organisierte. Als erster Direktor nach dem Zusammenschluss von Naturschützern<br />

und Forstwirtschaftlern im Jahre 1994 unter eine einzige Verwaltung<br />

des Riesengebirgsnationalparks setzte er sich für ökologische Prioritäten der Forst-<br />

wirtschaft ein. Seither genießen solche Themen, wie artenreiche Waldzusammensetzung,<br />

schonende Holzrückung, Unterstützung natürlicher Prozesse, Wiederherstellung<br />

ursprünglicher Forst- und Wanderwege mittels herkömmlicher Verfahren oder<br />

die Unterstützung der wasserwirtschaftlichen Funktion des Gebirgswaldes Vorrang.<br />

In Otakar Schwarz und dem Direktor des Nationalparks Jan Hřebačka hat die heutige<br />

Leitung des Nationalparkes wirklich fachlich fundierte neuzeitige „Forstmeister“.<br />

Nicht nur mit ihren wissenschaftlichen Arbeiten, sondern vor allem durch die Umsetzung<br />

gravierender Veränderungen in der Bewirtschaftung der Wälder trugen sie mit<br />

ihren Mitarbeitern zu einer mustergültigen „Herrschaft“ bei – genauso wie vor einem<br />

Jahrhundert die Forstmeister der Harrachs und Czernin-Morzins. Auch deshalb ist<br />

das Riesengebirge als eine der ersten Forstwirtschaften in Tschechien seit 2009<br />

in Besitz des FSC-Zertifikats (Forest Stewardship Council) mit weltweiter Gültigkeit.<br />

Geschichte & Geschichten auf alten Hochzeitsfotos<br />

Von den vielen Ausstellungen, die das Riesengebirgsmuseum unter der Verwaltung<br />

des Riesengebirgsnationalparks für dieses Jahre vorbereitet hat, hätten wir sie gern<br />

auf eine Ausstellung in der Gedenkstätte der vergessenen Patrioten in Paseky nad<br />

Jizerou aufmerksam gemacht. Sie hat nämlich ein ähnliches Thema, wie das, das<br />

wir in dieser Ausgabe des Lustigen Ausflugs betonen wollten – nämlich Fotografien<br />

und sonstige Dokumente, die Begebenheiten aus dem Leben der Bewohner des<br />

Riesengebirges nahe bringen. In Paseky sind an die hundert Hochzeitsfotografien<br />

aus einem Zeitraum von 50 Jahren ab dem Ende des 19. Jhds. ausgestellt. Was ist<br />

so außergewöhnlich daran? Die Hochzeitspaare auch auf den ältesten Fotos haben<br />

Namen und so wissen wir, in welchen Berghütten sie lebten. Die Fotos stammen aus<br />

den Fotoalben von Einwohnern aus Paseky nad Jizerou, eines tschechischen Ortes<br />

mit ununterbrochener Kontinuität seiner Besiedlung. In den meisten Riesengebirgs-<br />

orten wäre solch eine Ausstellung unmöglich. In den entwurzelten Orten sind solche<br />

Fotodokumente erstens sehr selten und wenn es sie schon gibt, sind die Namen<br />

der abgebildeten Menschen unbekannt. In der Ausstellung sind weitere Dokumente<br />

mit Hochzeitsthematik zu sehen, so z.B. Kirchenbücher mit den Gelübden der<br />

Vermählten, Trauscheine oder Eheverträge. Die Fotografien wurden in den Ateliers<br />

in den umliegenden Städten entwickelt und die meisten der Autoren gaben damals<br />

auch Ansichtskarten heraus. Die Hochzeitsgäste hatten es nicht weit nach Rokytnice<br />

zu Josef Hujer oder nach Vysoké zum ausgezeichneten Fotografen František Hanuš.<br />

Nach dem Besuch diese Ausstellung im hübschen Ort Paseky wird man kaum der<br />

Versuchung widerstehen können, sich das eigene Familienalbum anzugucken und<br />

– und zwar bevor es zu spät ist – die Eltern, Großeltern oder sonstige Familienangehörige<br />

zu fragen, wer die Personen auf den alten Fotos sind. Denn eines Tages ist<br />

es zu spät und dann tut es einem leid, dass man die abgebildeten Vorfahren überhaupt<br />

nicht gekannt hat.<br />

Die Ausstellung zeitgenössischer Fotografien „Oznamuje se láskám vašim“ in der<br />

Gedenkstätte der vergessenen Patrioten in Paseky nad Jizerou ist noch bis April<br />

2011 geöffnet, mit einer kleinen Unterbrechung im August wegen der Paseker Musikfestspiele.<br />

Weitere wichtige Informationen über das Riesengebirge und auch ausführliche<br />

Kapitel aus seiner Geschichte werden regelmäßig in der Zeitschrift Krkonoše Jizerské<br />

hory (Riesengebirge und Isergebirge) veröffentlicht, die die Verwaltung des<br />

KRNAP nun schon 40 Jahre herausgibt. Die Autoren der Artikel über das Riesengebirge<br />

– Miloslav Bartoš, František Jirásko, Theodor Lokvenc, Jan Luštinec, Roman<br />

Reil, Antonín Tichý und andere mehr widmeten sich wohl schon allen erdenklichen<br />

historischen Themen, die Geschichte des Riesengebirgsadels nicht ausgenommen.<br />

Häufig ist sie nirgends anderswo dokumentiert. Ohne die regelmäßige Lektüre der<br />

Zeitschrift „Krkonoše“ wäre auch die Herausgabe der Saisonzeitung <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong><br />

kaum vorstellbar. Das Abonnement der Zeitschrift kann man in der Redaktion vereinbaren,<br />

ihre Adresse ist auf den Webseiten der KRNAP-Verwaltung zu finden.<br />

www.krnap.cz<br />

Im Oktober des Jahres 1907 feierten Oberforstmeister Smiedl und Ehegattin<br />

ihre silberne Hochzeit. Bei dieser Gelegenheit erhielten sie vom Forstpersonal<br />

ein Tableau, auf dem ihre gemeinsame Fotografie von den Fotos aller<br />

Förster und Forstverwaltungsbeamten umrahmt ist. Das von Schrifttexten<br />

und Zeichnungen ergänzte Bild im geschnitzten Rahmen erhielt die Burggesellschaft<br />

Aichelburg vom Marschendorfer Förster, inzwischen ist es nun<br />

schon zehn Jahre lang in der Waldburg Aichelburg ausgestellt. Auf der Titelfotografie<br />

sitzt Forstmeister Smiedl direkt neben Graf Karl Czernin.


RESIDENzEN<br />

DES RIESENGEBIRGSADELS<br />

26 27<br />

Jaromir Czernin-Morzin und sein „Vermeer“<br />

EIN VERMEER IM MARScHENDORFER ScHLOSS?<br />

Die Grafen Czernin waren in Besitz eines der berühmtesten Gemälde der Welt<br />

– „Der Maler in seinem Atelier“ oder auch „Allegorie der Malerei“ vom holländischen<br />

Meister Jan Vermeer van Delft. Alexander Czernin-Morzin erzählte mir<br />

bei seinem ersten Besuch in ihrem ehemaligen Schloss Marschendorf/ Horní<br />

Maršov im Mai des Jahres 1996 eine interessante Geschichte. Als er auf die<br />

Stelle wies, wo sich einst das Haustelefon befand, kam ihm ein interessanter<br />

Augenblick aus dem Jahre 1938 in den Sinn. Damals klingelte das Telefon<br />

und am anderen Ende der Leitung war kein anderer, als Reichskanzler Adolf<br />

Hitler. Alexanders Vater Jaromir Czernin-Morzin wurde zum Telefon gerufen …<br />

und dem war sicher nicht wohl dabei. Hatte doch die ältere Schwester Vera<br />

unlängst Hitlers Opponenten Kurt Schuschnigg geehelicht, und Jaromir‘s junge<br />

Ehefrau Alix aus der Familie der Oppenheimer musste wenig später den<br />

gelben Davidsstern anstecken. Das Gespräch mit dem Reichskanzler betraf<br />

jedoch etwas ganz anderes und es war kurz und kompromisslos. Bei der Besetzung<br />

von Österreich am 1. März 1938 beschlagnahmten die Nazis sofort<br />

die Zolllager, wobei sie Vermeer‘s Gemälde fanden, das auf die Überfahrt in<br />

die USA wartete. Auf die berühmte Leinwand hatte es schon der zweithöchste<br />

Nazi Hermann Göring abgesehen, aber der „Kunstsammler“ Hitler hatte natürlich<br />

Vortritt. Hitler teilte Jaromir nur kurz und bündig mit, er kaufe den Czernin’s<br />

das Gemälde für 1,65 Millionen Reichsmark ab. Ohne Spielraum für eventuelle<br />

„Preisverhandlungen“, auch wenn Jaromir ein bedeutend höheres Angebot<br />

vom amerikanischen Finanzminister und Multimillionär Andrew W. Mellon im<br />

Betrag von einer Million Dollar in Gold vorlag. Schon bald traf Hitlers Galerist<br />

Hans Posse in Begleitung von SS-Offizieren und Nazi-Funktionären mit dem<br />

vorbereiteten Kaufvertrag ein. Ein paar Jahre später war Hitler weit weniger<br />

„großzügig“. Laut Protokoll vom 10. März 1942 wurde die Zwangsverwaltung<br />

über die Herrschaft Czernin im Riesengebirge verhängt. Jaromirs Ehegattin<br />

und Alexanders Mutter Marta wurde zur Arbeit im Marschendorfer Gewächshaus<br />

zugeteilt, wobei sie Nazi-Verwalter Rudolf Kohl höchstpersönlich beaufsichtigte.<br />

Jaromir zog nach Österreich um und wurde mindestens zweimal von<br />

der Gestapo verhaftet. Von den Nazis gezwungen, musste er sich im Jahre<br />

1944 gar von Alix scheiden lassen, um sie ein paar Monate später wieder zu<br />

heiraten. Damit rettete er ihr wohl das Leben. Nach Marschendorf kehrte er<br />

aber nie wieder zurück. Vor einem Jahr forderten sie Österreich aufgrund eines<br />

neuen Restitutionsgesetzes zur Rückgabe des Vermeers auf, die Verhandlungen<br />

dazu sind noch im Gange. Alexander wiederum, der älteste Sohn des<br />

letzten Besitzers der Marschendorfer Herrschaft, sah davon ab, die Tschechische<br />

Regierung zur Rückerstattung eines Viertels des tschechischen Riesengebirges<br />

aufzufordern. Wohl wissend, dass bei der Beschlagnahme ihres<br />

Vermögens nur ihre Staatszugehörigkeit eine Rolle spielte und mitnichten ihre<br />

Haltung gegenüber dem Naziregime. Umso interessanter sind allerdings die<br />

letzten Nachrichten von seinem Neffen Thomas Czernin-Morzina, der erwägt,<br />

das Schloss in Maršov seinem derzeitigen russischen Besitzer abzukaufen.<br />

Thomas lebt in Warschau und zusammen mit Ehegattin Edyta ziehen sie drei<br />

Kinder groß. Das wäre schon ein Ding, wenn diese Familie mit ihrer interessanten<br />

Riesengebirgsgeschichte auf dem Umweg über Polen nach Maršov<br />

zurückkehren würde.<br />

Als wir im November 2005 im Kunsthistorischen Museum in Wien vor dem<br />

eindrucksvollen Gemälde standen, fiel mir ein, dass ich vergessen hatte, Alexander<br />

nach einer wichtigen Sache zu fragen. Im Telefongespräch versicherte<br />

er mir dann, das ihr Vermeer wirklich nie im Marschendorfer Schloss hing.<br />

DIE WELT VON cHRISTINE czERNIN-MORzIN<br />

Die Rückkehr der Familie Czernin ins Riesengebirge spielt sich den ganzen<br />

diesjährigen Sommer über ab. Christine begann schon in der Jugend zu fotografieren,<br />

ja sie wollte diese Kunstrichtung sogar an der Uni studieren. Dies<br />

stieß bei den Eltern jedoch auf wenig Gegenliebe – sie bewogen Christine<br />

dazu, eine prosaischere Richtung einzuschlagen. Erst in reifem Alter kehrte<br />

sie nun zu ihrer heimlichen Liebe zurück, besonders gern fotografiert sie Landschaften<br />

und Naturdetails. Ihr privates Fotoarchiv umfasst mehr als 50 000<br />

Fotos – auf Film gebannte aus den letzten zwanzig Jahren und Digitalfotos aus<br />

den letzen sechs Jahren. Einen großen Teil ihres fotografischen Werkes bilden<br />

Aufnahmen, die sie bei ihren langen Reisen vor allem durch Nordamerika und<br />

Australien schoss. Für die Galerie <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> suchte die Autorin Fotografien<br />

aus den letzten vier Jahren aus. Die Ausstellung ist in drei freie Zyklen unterteilt,<br />

der Hauptzyklus zeigt nahezu träumerische Aufnahmen von Landschaften<br />

und Städten. Besonderes Augenmerk widmet Christine vergrößerten Details<br />

– besonders von Blüten. Wir baten sie allerdings auch noch um einen Beitrag<br />

zum Thema „Adelsgeschlecht Czernin in Böhmen“. Auch aus den Fotos,<br />

die sie bei Besuchen von Orten machte, die mit der Geschichte ihrer Familie<br />

verbunden sind, wählte sie kleine Details aus – zum Beispiel das Nachtgeschirr<br />

unter dem Bett in Schloss Chudenitz. Der abgelichteten Eingangstür<br />

zum Backsteinhaus Nr. 3 in Temný Důl ist die lange Zeit anzusehen, die verflossen<br />

ist, als hier noch die herrschaftlichen Forstbeamten der Grafen Czernin<br />

ein- und ausgingen.<br />

Die Fotoausstellung Die Welt von Christine Czernin-Morzine in der Galerie<br />

<strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> in Pec pod Sněžkou ist bis zum 1. November 2010 täglich<br />

von 8.30 bis 18 Uhr zu besichtigen.<br />

Christine und Alexander Czernin-Morzin vor Schloss Marschendorf<br />

Die Fotos zeigen die Residenzen des Riesengebirgsadels in dem Aussehen, wie es die letzten Besitzer der einzelnen Herrschaften kannten.<br />

Das leerstehende Schloss der Grafen Czernin-Morzin in Horní Maršov wartet noch auf seinen neuen Besitzer.<br />

Schloss Jilemnice/ Starkenbach war ab 1701 mit dem Geschlecht der Grafen von Harrach verbunden,<br />

im Jahre 1895 wurde es das letzte Mal erweitert. Heute birgt es Ausstellungen des Riesengebirgsmuseums,<br />

die an die ehemaligen Besitzer erinnern, vor allem jedoch an Johann Nepomuk Harrach.<br />

Vrchlabí rühmt sich seines schon im 16. Jahrhundert erbauten Schlosses.<br />

Im abgebildeten Wohnzimmer der Czernin-Morzins befindet sich heute das Büro des Stadtbürgermeisters.<br />

Die Grafen Schaffgotsch, die Herrschaftsbesitzer auf der nördlichen Seite des Riesengebirges, siedelten auf<br />

der mittelalterlichen Burg Kynast, heute Chojnik. Nach dem Brand von 1675 der Burg zogen sie dann endgültig<br />

ins Schloss Warmbrunn bei Hirschberg um. Die Burgruine ist aus dem Ort Sobieszów zugänglich.


Gottesdienste: Horní Maršov Samstag 16.30 Uhr, Svoboda nad Úpou Sonntag<br />

11.00 Uhr, Janské Lázně Sonntag 9.30 Uhr, Velká Úpa Samstag 15.00 Uhr,<br />

Mladé Buky Sonntag 11.00 Uhr, Žacléř Sonntag 8.30 Uhr, Špindlerův Mlýn<br />

Sonntag 10.00 Uhr. Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas im Königreichsaal in<br />

Trutnov, Bojiště 103. Wöchentliche Zusammenkünfte: Jeden Mittwoch (19.00)<br />

und Donnerstag (17.30). Öffentliche Vorträge jeweils jeden Sonntag von 9.30<br />

bis 11.30 Uhr und von 17.30 - 19.30 Uhr.<br />

Horní<br />

Maršov<br />

DAS INFORMATIONSzENTRUM VESELý VýLET<br />

GALERIE - WEcHSELSTELLE<br />

in Temný Důl - Horní Maršov, Tel.: (00420) 499 874 298<br />

Pec pod Sněžkou, Tel.: (00420) 499 736 130, Fax: (00420) 499 874 221<br />

E-Mail: info@veselyvylet.cz<br />

www.veselyvylet.cz<br />

täglich 8.30 - 18.00 Uhr<br />

Informationszentren - Riesengebirge - 2010 - IC Flora Benecko, PLZ 512<br />

37, Tel 481 582 606, info-flora@benecko.com, www.benecko.com; TIC Černý<br />

Důl, PLZ 543 44, Tel 499 429 618, infocentrum@cernydul.cz, www.cernydul.<br />

cz; TIC Harrachov, PLZ 512 46, Tel 481 529 600, tic@harr.cz, www.harrachov.cz;<br />

CA Harrachtour Harrachov, PLZ 512 46, Tel 481 529 401, info@harrachtour.cz,<br />

www.harrachtour.cz; IC <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> Horní Maršov, PLZ 542 26,<br />

Temný Důl 46, Tel 499 874 298, info@veselyvylet.cz, www.veselyvylet.cz; IC<br />

Hostinné, PLZ 543 71, Náměstí 70, Tel 499 404 746, infocentrum@muhostinne.cz,<br />

www.infocentrum.hostinne.info; IC Janské Lázně, PLZ 542 25, Tel<br />

499 875 186, info@megaplus.cz, www.janskelazne.cz; IC Jilemnice, PLZ 514<br />

01, Masarykovo nám. 140, Tel 481 541 008, info@jilemnice.cz, www.mestojilemnice.cz;<br />

IC Lánov, PLZ 543 41 Prostřední Lánov 39, Tel 499 432 083, infocentrum@lanov.cz,<br />

www.lanov.cz; IC Malá Úpa, PLZ 542 27, Tel 499 891 112,<br />

info@malaupa.cz, www.info.malaupa.cz; MIC <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> Pec pod Sněžkou,<br />

PLZ 542 21, Tel 499 736 130, info@veselyvylet.cz, www.veselyvylet.cz; IC<br />

Turista Pec pod Sněžkou, PLZ 542 21, Tel 499 736 280, turista@turistapec.<br />

cz, www.turista@turista.cz; IC Rokytnice nad Jizerou, PLZ 512 44, Dolní nám.<br />

449, Tel 481 522 777, book@rvclub.cz, www.rokytnice-info.cz; TIC Svoboda<br />

nad Úpou, PLZ 542 24, nám. Svornosti 527 , Tel 499 871 167, info.ets@tiscali.<br />

cz, www.svobodanadupou.eu; TIC Špindlerův Mlýn, PLZ 543 51, Svatopetrská<br />

173, Tel 499 523 656, tic@mestospindleruvmlyn.cz, www. mestospindleruvmlyn.cz;<br />

TIC Trutnov, PLZ 541 01 Trutnov, Krakonošovo nám. 72, Tel 499 818<br />

245, vesely@trutnov.cz, www.trutnov.cz; RTIC Vrchlabí, PLZ 543 01 Vrchlabí,<br />

Krkonošská 8, Tel 499 405 744, info@krkonose.eu, www.krkonose.eu; TIC<br />

Žacléř, PLZ 542 01 Žacléř, Rýchorské nám. 10, Tel 499 739 225, muzeum@<br />

zacler.cz, www.zacler.cz.<br />

Telefonanschlüsse: Alle Festanschlüsse im östl. und mittleren Riesengebirge:<br />

Städtevorwahl 499 (auslandsvorwahl 00420 - die letzte Null nicht weglassen!).<br />

Informationen zu Tel. nummern - 1180.<br />

Gesundheitswesen: Ärztlicher Rettungsdienst Trutnov und Vrchlabí Tel. 155,<br />

499 735 921, für das östliche Riesengebirge ist der Bereitschaftsdienst in<br />

Trutnov 499 840 100, Krankenhaus Trutnov 499 866 111, Pec pod Sněžkou<br />

499 329 340, Chirurgie 499 329 346, Zahnarztpraxen 603 413 113, in Horní<br />

Maršov 499 874 144, 499 874 166, Kinderartzpraxis 499 874 143, in Janské<br />

Lázně 499 875 116, in Svoboda nad Úpou 499 871 140, Kinderartzpraxen 499<br />

871 287, Špindlerův Mlýn 499 433 344, Chirurgie 499 523 864, die Apotheke<br />

ist in Horní Maršov folgendermaßen geöffnet: Mo.-Fr. 8.00 - 12,30 Uhr, 14.00 -<br />

17.00 Uhr 499 874 121 auch Svoboda nad Úpou 499 871 264, Špindlerův Mlýn<br />

499 433 335, Bereitschaftsdienst in Vrchlabí (auch für Šp. Mlýn) 499 421 155.<br />

Forstwirtschaft Vrchlabí: 499 456 111, Forst - Horní Maršov 499 874 161,<br />

Pec pod Sněžkou 499 896 214, Svoboda nad Úpou 499 871 159, Špindlerův<br />

Mlýn 499 433 282.<br />

Pec<br />

pod Sněžkou<br />

PARTNER DES VESELÝ VÝLET<br />

Bergrettungsdienst (Horská služba): Ganzjähriger ständiger Bereit-<br />

schaftsdienst in Špindlerův Mlýn 499 433 239 (602 448 338). Im Winter<br />

in Pec pod Sněžkou499 896 233 ist die Dienststelle täglich von 7 - 22 Uhr<br />

geöffnet (außer dieser Zeit 602 448 444), Luční bouda 739 205 391. In<br />

Malá Úpa auf den Pomezní Boudy 499 891 233 (606 157 935), Janské<br />

Lázně 499 895 151 (606 157 936), Strážné 499 434 177 (606 157 934),<br />

Harrachov 481 529 449 (602 448 334), Rokytnice nad Jizerou 481 523 781.<br />

Polizei: Ständiger Bereitschaftsdienst in Trutnov und Vrchlabí 158, Verkehrsunfälle<br />

974 539 251, Dienststelle in Pec pod Sněžkou 499 736 233, Svoboda<br />

nad Úpou 499 871 333, in Šp. Mlýn 499 433 333, Polizeidienststelle in Janské<br />

Lázně 603 345 538, Polizeidienststelle Šp. Mlýn 606 484 805, 499 433 354,<br />

Žacléř 499 876 135.<br />

Autowerkstätten und Reifenservice: Svoboda nad Úpou - Hlávka 499 871<br />

153, täglich von 7.00-12.00, 13.00-17.00 Uhr, Mladé Buky - Štangl 499 773<br />

263, Reifenservice - 499 773 263, Autoklub Bohemia Assistance 1240.<br />

Stadt- und Gemeindeämter: Horní Maršov 499 874 156, Janské Lázně 499<br />

875 101, Soboda nad Úpou 499 871 105, Pec pod Sněžkou 499 896 215, Malá<br />

Úpa 499 891 157, Žacléř 499 878 510, Šp. Mlýn 499 433 226, Amtsstunden<br />

jeweils Mo+Mi von 8 - 12 Uhr und von 12,30 - 17 Uhr.<br />

Feuerwehr: ständiger Bereitschaftsdienst in Trutnov 150, 499 848 411.<br />

Meteorologische Station: in Pec pod Sněžkou 499 796 303.<br />

Die Verwaltung des Riesengebirgsnationalparks: Das Zentrum in Pec pod<br />

Sněžkou 499 896 213, täglich 8.30-12.00 Uhr, 12.30 - 17.00 Uhr, Špindlerův<br />

Mlýn 499 433 228, täglich 8.00 - 12.00, 12.30 - 17.00, Rokytnice - 481 523<br />

694, Mo-Fr 9.00-12.00, 13.00-16.00, Harrachov 481 529 188, täglich 8.30-<br />

12.00, 12.30-17.00. Das Museum im Obří Důl 499 736 311, täglich 9.00<br />

- 12.00, 13.00 - 16.30 Uhr. Riesengebirgsmuseum in Vrchlabí täglich außer<br />

montags von 8.00 - 17.00 Uhr 499 456 708, Rýchorská bouda 499 895 107.<br />

Tankstellen: Svoboda n. Úpou, täglich geöffnet, Benzina, 499 871 128, 5.00 -<br />

22.00; Lucraco Oil, 499 871 188, 6.00 - 21.00, Pec pod Sněžkou täglich 6.00<br />

- 22.00, 499 522 120. Weitere Tankstellen, die ununterbrochen geöffnet sind,<br />

befinden sich in Trutnov und Vrchlabí in Špindlerův Mlýn täglich von 7.00 - 17.00<br />

Uhr (sonntags ab 8 Unr, Tel. 499 433 295).<br />

Grenzübergänge: Ab dem 21. Dezember 2007 finden an den Grenzübergängen<br />

keine Kontrollen mehr statt. Der Grenzübergang Pomezní Boudy - Przełęcz<br />

Okraj ist auf Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen beschränkt, die Übergänge in Harrachov<br />

– Jakuszyce, Královec – Lubawka sind ohne Einschränkung.<br />

Seilbahnen: Zur Schneekoppe Pec pod Sněžkou, Tel. 499 895 137, täglich<br />

zu jeder vollen Stunde 8-18 Uhr., die Teilstrecke Růžová hora - Gipfel je nach<br />

Wetter. Pec pod Sněžkou - Hnědý Vrch, 499 736 375 täglich 9.00 -16.00,<br />

von 1. bis 28. 10. nur Fr-So. Portášky Velká Úpa, 499 736 347, täglich jede<br />

volle Stunde 8.30-17.00 Uhr, von 15. 2. bis 17.30. Černá hora Janské Lázně,<br />

499 875 152 täglich um 7.30 und dann jede volle Stunde von 8.00-18.00 Uhr.<br />

Na Pláň Šp. Mlýn - Sv. Petr, 499 497 215 und Medvědín Šp. Mlýn, 499 433<br />

384 täglich 8.30-16.00 und 18.00 Uhr., Žalý Vrchlabí 499 423 582 nur So-Sa<br />

9.00-17.00 Uhr, Lysá hora Rokytnice, 481 523 833 nur Winter, Čertova hora<br />

Harrachov, 481 528 151.<br />

Vrchlabí Malá<br />

Janské<br />

KRNAP-<br />

Úpa<br />

Lázně<br />

Leitung<br />

Burggesellschaft<br />

Aichelburg

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