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Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

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Ausgabe 4/2006<br />

<strong>Zeitschrift</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft


aaaWas wäre, wenn sich ein Partner<br />

auf den an<strong>der</strong>en verlassen könnte?<br />

Peking 2008<br />

Gewinner erkennt man am Partner<br />

Die Zurich ist exklusiver Versicherer <strong>und</strong> Co-Partner <strong>der</strong> deutschen<br />

Olympiamannschaft. Mit <strong>der</strong> Zurich sind unsere Athleten r<strong>und</strong>um<br />

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Fre<strong>und</strong>liche Grüße<br />

aus <strong>der</strong> OF-Redaktion<br />

D<br />

er Sport <strong>des</strong> ausklingenden Sommers ist auf den ersten<br />

Blick ein farbenprächtiger Rausch <strong>der</strong> Ereignisse. Zugegeben:<br />

Die Titel-Illustration dieser OF-Ausgabe lässt erst auf dem<br />

zweiten Blick das Zentralthema erahnen. Hans Borchert, unser<br />

Künstler vom Dienst, hat mit dem Blutbeutel <strong>des</strong> Radsports die<br />

Doping-Problematik nur suchbildartig auf den Punkt gebracht.<br />

Im Innern <strong>des</strong> Heftes allerdings wird daraus ein Kompaktprogramm<br />

versuchter Problemannäherung. Wer wagt es, hier an<br />

Bewältigung auch nur zu denken?<br />

Die Geißel Doping rückt, liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser, wie kaum<br />

jemals zuvor ins Rampenlicht. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> breitester<br />

öffentlicher Empörung, national wie international, gewinnt man<br />

den Eindruck, dass sich jetzt endlich Entscheiden<strong>des</strong> tun könnte.<br />

Sicher war man schon seit Jahren an die tägliche Dopingnotiz<br />

im Sportteil <strong>der</strong> Zeitung gewöhnt. Aber das ging doch, von<br />

gelegentlichen markanten Ausnahmen abgesehen, im Event<strong>und</strong><br />

Ergebnistaumel unter. Diesmal haben die skandalgeschwängerte<br />

Tour, diverse Leichtathletik-Exzesse, vor allem aber<br />

auch entlarvte Netzwerke dubioser Helfershelfer das Unsägliche<br />

sogar im öffentlichen Meinungsbildungsprozess auf die Spitze<br />

getrieben.<br />

Inzwischen scheint <strong>der</strong> Seuchenalarm den gesamten Sport zu<br />

erfassen. Nicht nur, dass die Hochleistung jedwe<strong>der</strong> Sparte mit<br />

einem Fragezeichen versehen wird. Selbst bisherige Befürchtungen<br />

o<strong>der</strong> Vermutungen auf manchen Ebenen <strong>des</strong> Breiten- <strong>und</strong><br />

Freizeitsports werden plötzlich mit Fakten belegt. Der sportliche<br />

Supergau hat begonnen. Diese Erkenntnis verbreitet sich - in<br />

je<strong>der</strong> Katastrophe liegt schließlich auch eine Chance - jetzt sehr<br />

massiv. Ob bei Sport, Politik, Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft: die<br />

Alarmsignale sind mittlerweile in einer Lautstärke zu vernehmen,<br />

die keinen Aufschub im Handeln mehr duldet. Und weil<br />

die Glaubwürdigkeit sportlichen Geschehens insgesamt auf dem<br />

Spiel steht, darf man auf die bitter notwendigen konzertierten<br />

Aktionen, vor <strong>der</strong> eigenen Haustür <strong>und</strong> weltweit, gespannt sein.<br />

Dazu in diesem Heft ein paar Orientierungshilfen. Gibt es also<br />

vielleicht doch noch eine tiefgreifende Werte-Revolution?<br />

Die Richtung zumin<strong>des</strong>t ist angezeigt. Und das sollte man in<br />

Katastrophenzeiten nicht gering schätzen.<br />

Ihr Harald Pieper<br />

Inhalt<br />

OF Mosaik 4<br />

OF-Podium: Richard Po<strong>und</strong> 6<br />

Der galoppierende Dopianismus verlangt die<br />

Humanisierung <strong>des</strong> Leistungsprinzips 8<br />

Prof. Dr. Hans Lenk<br />

Schwarzer Freitag <strong>und</strong> schwarzer Bildschirm:<br />

Der Kampf gegen Doping als Glaubenskrieg 12<br />

Dieter Hennig<br />

Wenn <strong>der</strong> Grenzwert überschritten ist 14<br />

Michael Gernandt<br />

Endlich muss Radikales passieren 15<br />

Wolfgang Avenarius<br />

Doping-Prävention - eine gesamtgesellschaftliche<br />

Querschnittsaufgabe 16<br />

Walter Mirwald<br />

OF-Interview mit Karl Honz 18<br />

Michael Gernandt<br />

In Sachen Sportwetten o<strong>der</strong><br />

Überlebenskampf im Glücksspiel-Dschungel 20<br />

Andreas Müller<br />

WM-Nachlese o<strong>der</strong><br />

Wie die <strong>Deutschen</strong> <strong>der</strong> Welt sympathisch wurden 24<br />

Steffen Haffner<br />

Was ist los mit <strong>der</strong> veröffentlichten Meinung? 26<br />

Prof. Dr. Günther von Lojewski<br />

Deutsche feiern Sportfeste weltmeisterlich 28<br />

Michael Burau<br />

Zwischen Design <strong>und</strong> Bewusstsein -<br />

Bewegende Spurensuche nach Schwarz-Rot-Gold 30<br />

Dr. Hans-Jürgen Schulke<br />

Nach <strong>der</strong> WM ist vor <strong>der</strong> WM - Hoffnungen auf Erfolg<br />

in Sport <strong>und</strong> Wirtschaft auch für Südafrika 2010 32<br />

Prof. Dr. Wolfgang Maennig<br />

Für Demokratie, Frieden <strong>und</strong> Stabilität - Deutsche Sportexperten<br />

leisten seit vierzig Jahren weltweit Entwicklungshilfe 35<br />

Dr. Stefan Volknant<br />

Russland - ein Land <strong>und</strong> sein Spitzensport im Umbruch 38<br />

Dr. Verena Burk<br />

Die Aufarbeitung <strong>des</strong> Stasi-Erbes bleibt ein Auftrag auch<br />

für den Sport 42<br />

Holger Schück<br />

OF-Kommentare 46<br />

Dr. Karlheinz Gieseler, Dr. Hans-Dieter Krebs, Harald Pieper<br />

Was macht eigentlich ...? Rosemarie Ackermann 48<br />

Jochen Frank<br />

Schiller - ein bekennen<strong>der</strong> „Olympier“ 50<br />

Prof. Dr. Ommo Grupe<br />

Joseph Boulogne Chevalier de Saint-Georg:<br />

Mozarts schwarzer Fechtbru<strong>der</strong> 52<br />

Dr. Hans Jägemann<br />

OF-Galerie: Rasenballett -<br />

eine Kunstausstellung beson<strong>der</strong>er Art 56<br />

Prof. Dr. Günter Witt<br />

Nachrichten <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong> 59<br />

Impressum 69<br />

Nachrichten <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft 71<br />

Nachrichten <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Instituts 83<br />

Deutsches Sport & Olympia Museum 87<br />

3


Notstandsgebiet<br />

Schwimmbä<strong>der</strong><br />

N W<br />

ach einer aktuellen Statistik <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> Lebensrettungs-Gesellschaft<br />

(DLRG) kann je<strong>der</strong> vierte Bun<strong>des</strong>bürger<br />

nicht schwimmen. Beson<strong>der</strong>s bedenklich<br />

sei die Situation bei Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

bis 18 Jahre: In dieser Altersgruppe sei<br />

je<strong>der</strong> Dritte Nichtschwimmer, heißt es. "20<br />

Prozent aller Schulen bekommen keinen<br />

Zugang zu Schwimmhallen - das Schulschwimmen<br />

findet also gar nicht statt",<br />

erklärte DLRG-Präsident Klaus Wilkens.<br />

Hinzu komme, dass immer mehr Schwimmbä<strong>der</strong><br />

geschlossen werden: allein in den<br />

letzten 15 Jahren 1.500 Einrichtungen.<br />

Derzeit gebe es bun<strong>des</strong>weit noch r<strong>und</strong><br />

6.800 Frei- <strong>und</strong> Hallenbä<strong>der</strong>.<br />

ie neuerlichen Skandale haben die<br />

Diskussion um den Kampf gegen<br />

Doping neu entfacht. Dies begrüße ich im<br />

Sinne <strong>der</strong> vom <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Sportb<strong>und</strong> (DOSB) verfolgten Null-Toleranz-<br />

Politik ausdrücklich. Die erste Empörung hat<br />

dabei allerdings zu einer Verkürzung <strong>der</strong><br />

Argumente auf die Frage geführt, ob man<br />

ein "Anti-Doping-Gesetz" brauche o<strong>der</strong><br />

Olympische<br />

Geschlossenheit<br />

inter-Paralympics <strong>und</strong> Paralympics<br />

finden auch weiterhin dort statt, wo<br />

auch die <strong>Olympischen</strong> Spiele durchgeführt<br />

werden. Eine diesbezügliche Kooperationsverein-barung,<br />

die darüber hinaus auch wie<strong>der</strong><br />

die unmittelbare zeitliche Abfolge von Paralympics<br />

<strong>und</strong> <strong>Olympischen</strong> Spielen bis in das<br />

Jahr 2016 festlegt, haben das Internationale<br />

Olympische Komitee (IOC) <strong>und</strong> das Internationale<br />

Paralympics Komitee (IPC) fortgeschrieben.<br />

Damit wurde ein Agreement aus dem<br />

Jahr 2001 weitergeführt. Mit Hilfe <strong>des</strong> IOC<br />

soll die Zukunft <strong>der</strong> Paralympics mittel- <strong>und</strong><br />

langfristig gesichert werden. "Das IOC arbeitet<br />

seit langem gut <strong>und</strong> konstruktiv mit dem IPC<br />

zusammen. Wir sind stolz darauf, diese<br />

Anti-Doping-Strategie: Sport <strong>und</strong> Staat -<br />

nicht Staat statt Sport Von DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach<br />

D<br />

4<br />

nicht. Wir sollten uns jedoch zunächst <strong>der</strong><br />

Frage nach den Inhalten zuwenden <strong>und</strong><br />

dann die notwendigen Formen schaffen. Es<br />

ist allgemeine Ansicht, dass we<strong>der</strong> Sport<br />

noch Staat den Kampf gegen Doping alleine<br />

führen können. Beide müssen zusammenwirken,<br />

um möglichst hohe Effektivität <strong>und</strong><br />

Abschreckung zu erreichen. Dies führt<br />

sinnvoller Weise zu einer koordinierten<br />

Arbeitsteilung. Das bedeutet, dass Sport <strong>und</strong><br />

Staat jeweils das tun, was sie effektiver<br />

können <strong>und</strong> sich durch Zusammenarbeit<br />

gegenseitig in die Lage versetzen, tätig zu<br />

werden.<br />

Es ist einsichtig, die Bereiche Prävention<br />

<strong>und</strong> Doping-Tests dem Sport <strong>und</strong> den<br />

unabhängigen nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />

Anti-Doping-Agenturen zuzuweisen.<br />

Strittig ist in Deutschland die Frage <strong>der</strong><br />

Sanktionierung <strong>der</strong> Athleten. Einige for<strong>der</strong>n<br />

diesbezüglich staatliche Maßnahmen, das<br />

heißt Gefängnisstrafen für Athleten. Diese<br />

auf den ersten Blick durchaus nachvollziehbare<br />

For<strong>der</strong>ung würde sich jedoch als<br />

Bumerang erweisen, da sie die Sanktionierung<br />

von Athleten nicht erleichtern, son<strong>der</strong>n<br />

erschweren würde. Eine staatliche<br />

Strafe kann nämlich in jedem Fall nur<br />

Vereinbarung mit dem IPC fortführen zu<br />

können <strong>und</strong> auf diese Weise die Organisation<br />

<strong>der</strong> Paralympics am Schauplatz Olympischer<br />

Spiele bis ins Jahr 2016 gewährleisten zu<br />

können", kommentierte IOC-Präsident Dr.<br />

Jacques Rogge die Unterzeichnung <strong>der</strong><br />

Vereinbarung. Die finanzielle Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Paralympics sei ein Beleg für die Universalität<br />

<strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Bewegung.<br />

Mehr Mittel für den<br />

Spitzensport<br />

D<br />

er Sportausschuss <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

Bun<strong>des</strong>tages wird am 18. Oktober über<br />

die Sportför<strong>der</strong>mittel <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>innenministeriums<br />

für 2007 beraten. Ende November<br />

soll dann <strong>der</strong> Deutsche Bun<strong>des</strong>tag den<br />

ausgesprochen werden nach <strong>der</strong> Feststellung<br />

<strong>der</strong> individuellen Schuld. Damit werden<br />

allen möglichen Ausreden, die wir aus den<br />

Anhörungen von Doping-Betrügern kennen,<br />

Tür <strong>und</strong> Tor geöffnet.<br />

Die Sportorganisationen brauchen sich<br />

dagegen auf diese Ausreden nicht einzulassen.<br />

Sie können nach den von allen<br />

Gerichtsentscheidungen anerkannten<br />

Gr<strong>und</strong>sätzen sofort Sanktionen allein auf<br />

Gr<strong>und</strong> eines positiven Doping-Tests verhängen,<br />

ohne Diskussionen über individuelle<br />

Schuld führen zu müssen.<br />

Sanktionen gegen Athleten sind aber nur<br />

dann effektiv, wenn sie international durchsetzbar<br />

sind. Das Urteil eines deutschen<br />

Amtsgerichts, gefällt nach langwierigen<br />

Ermittlungen von Polizei <strong>und</strong> Staatsanwaltschaft,<br />

gefällt erfahrungsgemäß viele<br />

Monate, wenn nicht Jahre nach <strong>der</strong> Tat, ist<br />

jedoch international - wenn überhaupt -<br />

nur sehr schwer durchsetzbar. Das hieße,<br />

dass ein Athlet, <strong>der</strong> heute durch ein deutsches<br />

Urteil schuldig gesprochen wird,<br />

morgen in den meisten Län<strong>der</strong>n dieser Erde<br />

unbehelligt an den Start gehen könnte.<br />

Die Sanktionen internationaler Sportverbände<br />

<strong>und</strong> Urteile <strong>des</strong> Internationalen Sportschiedsgerichtshofs<br />

(CAS) können jedoch<br />

sofort weltweit durchgesetzt werden. Diese<br />

sportlichen Sanktionen bedeuten im Regelfall<br />

im Übrigen ein zweijähriges Start-<br />

OF-MOSAIK<br />

OF-MOSAIK


Haushaltsplan für das kommende Jahr in<br />

zweiter <strong>und</strong> dritter Lesung beraten <strong>und</strong><br />

beschließen. Bereits Anfang Juli hatte das<br />

Bun<strong>des</strong>kabinett den Etatentwurf gebilligt.<br />

Für "Zentrale Maßnahmen auf dem Gebiet<br />

<strong>des</strong> Sports", Kernansatz <strong>der</strong> Spitzensportför<strong>der</strong>ung,<br />

sollen im kommenden Jahr 70,921<br />

Millionen Euro Bun<strong>des</strong>mittel bereitgestellt<br />

werden. Das sind 536.000 Euro mehr als<br />

2006. Leicht erhöht wurde auch <strong>der</strong> Ansatz<br />

für Anti-Doping-Projekte von 1,1 Millionen<br />

Euro auf 1,17 Millionen Euro. Genau wie im<br />

Vorjahr wird das Son<strong>der</strong>för<strong>der</strong>programm<br />

"Goldener Plan Ost" mit zwei Millionen Euro<br />

Bun<strong>des</strong>anteil fortgeführt. Weiterlaufen soll<br />

zudem die För<strong>der</strong>ung von internationalen<br />

Sportprojekten: Nach 634.000 Euro ausgegebenen<br />

Bun<strong>des</strong>mitteln für deutsche Projekte<br />

zum UN-Jahr <strong>des</strong> Sports 2005 werden nach<br />

dem Etatentwurf 2007 für Son<strong>der</strong>programme<br />

dieser Art 530.000 Euro bereitgestellt.<br />

(Berufs-)-Verbot <strong>und</strong> treffen damit härter<br />

als eine von einem Gericht zu erwartende<br />

auf Bewährung ausgesetzte Freiheitsstrafe.<br />

Deshalb kann man die juristisch delikate<br />

Frage, ob man den Tatbestand eines "Sportbetrugs"<br />

überhaupt fassen kann, außer Acht<br />

lassen. Gleiches gilt für die praktische<br />

Unmöglichkeit, in allen Staaten dieser Erde<br />

je<strong>der</strong>zeit gleiche Verbotsgesetze, gleiche<br />

gesetzliche Listen von verbotenen Substanzen<br />

<strong>und</strong> Methoden zu haben. Deshalb sollte<br />

im Sinne einer wirklich durchgreifenden<br />

Sanktionierung diese Aufgabe dem Sport<br />

zugeteilt werden.<br />

Diese hier skizzierte effektive <strong>und</strong> koordinierte<br />

Arbeitsteilung zwischen Sport <strong>und</strong><br />

Staat ist im Übrigen auf internationaler<br />

Ebene äußerst erfolgreich. Sie liegt sowohl<br />

dem gegenwärtig oft zitierten spanischen<br />

Anti-Doping-Gesetz zu Gr<strong>und</strong>e als auch<br />

dem Entwurf <strong>des</strong> österreichischen Anti-<br />

Doping-Gesetzes. Lediglich in Italien unterliegt<br />

ein Athlet staatlicher Strafgewalt.<br />

Allerdings gibt es bis heute noch keine<br />

Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe. Selbst<br />

in Italien ist es aber auf Gr<strong>und</strong> einer entsprechenden<br />

Übereinkunft zwischen dem<br />

IOC <strong>und</strong> den italienischen Behörden während<br />

<strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Winterspiele in Turin<br />

zu dieser Arbeitsteilung gekommen - mit<br />

durchgreifendem Ergebnis.<br />

Die Sanktionierung <strong>der</strong> Athleten ist jedoch<br />

nur ein Baustein im Kampf gegen Doping,<br />

OF-MOSAIK<br />

OF-MOSAIK<br />

Ältester deutscher Olympiasieger<br />

verstorben<br />

M M<br />

it Walter Steffens verstarb am 23.<br />

August in Barnstorf, Kreis Diepholz,<br />

<strong>der</strong> älteste deutsche Olympiasieger <strong>und</strong><br />

Medaillengewinner. Der studierte Turn- <strong>und</strong><br />

Sportlehrer<br />

aus<br />

Hamm/Westfalen,<br />

<strong>der</strong> 97<br />

Jahre alt<br />

wurde,<br />

gewann die<br />

Goldmedaille<br />

1936 in Berlin<br />

mit <strong>der</strong> deutschenTurnmannschaft.<br />

wenn auch ein wichtiger. Aus meiner IOC-<br />

Tätigkeit als Vorsitzen<strong>der</strong> zahlreicher Anti-<br />

Doping-Disziplinarkommissionen weiß ich,<br />

dass <strong>der</strong> gedopte Athlet in den meisten<br />

Fällen in ein Netzwerk von Helfern eingeb<strong>und</strong>en<br />

ist. Dieses sind Trainer, sogenannte<br />

Manager o<strong>der</strong> - beson<strong>der</strong>s abstoßend -<br />

sogar Ärzte. Gegenüber diesen gewissenlosen<br />

Drahtziehern fehlen jedoch dem Sport<br />

die Aufdeckungs- <strong>und</strong> Sanktionsmöglichkeiten.<br />

Der Sport kann keine Durchsuchungen von<br />

Labors o<strong>der</strong> Praxen durchführen. Die Entziehung<br />

einer Akkreditierung für Olympische<br />

Spiele schreckt einen Doping-Arzt nicht, <strong>der</strong><br />

dann nämlich zu Hause dennoch ungestört<br />

weiter seiner "ärztlichen Tätigkeit" nachgehen<br />

kann. Mit <strong>der</strong> Trockenlegung dieses<br />

Sumpfes im Umfeld <strong>der</strong> Athleten, mit <strong>der</strong><br />

Zerstörung dieser Netzwerke kann <strong>der</strong> Staat<br />

seinen wirksamen Beitrag zu einem effektiven<br />

Kampf gegen Doping leisten. Dafür<br />

braucht <strong>der</strong> Staat gesetzliche Gr<strong>und</strong>lagen.<br />

In Deutschland dient dazu <strong>der</strong>zeit das<br />

Arzneimittelgesetz. Dieses wird jedoch lei<strong>der</strong><br />

nur unzureichend angewendet. Bisher ist es<br />

lediglich in einem einzigen Fall zu einer<br />

Verurteilung, nämlich im Fall Springstein,<br />

gekommen.<br />

Dieses schon lange beklagte Vollzugsdefizit<br />

sollte jetzt endlich beseitigt werden. Die<br />

Län<strong>der</strong> sollten sich umgehend auf die<br />

Einrichtung einer Anti-Doping-Schwer-<br />

70 Prozent wollen sich im<br />

Alter engagieren<br />

ehr als zwei Drittel <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen<br />

Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> Arbeitnehmer<br />

zwischen 35 <strong>und</strong> 55 Jahren wollen<br />

sich nach dem Eintritt ins Rentenalter<br />

gesellschaftlich engagieren. Das ergab eine<br />

repräsentative Studie im Auftrag <strong>der</strong><br />

"Bertelsmann Stiftung". In <strong>der</strong> Berufsgruppe<br />

<strong>der</strong> Beamten wurde dieser Wunsch gar<br />

von 85 Prozent geäußert. Die Autoren <strong>der</strong><br />

Studie for<strong>der</strong>n, das <strong>der</strong>zeitige negative<br />

Altenbild zu korrigieren <strong>und</strong> Maßnahmen<br />

zu unterstützen, die zu einer besseren<br />

Integration von alten Menschen in das<br />

gesellschaftliche <strong>und</strong> berufliche Leben<br />

führen.<br />

punkt-Staatsanwaltschaft verständigen.<br />

Dies wäre ein erster wichtiger Schritt zur<br />

erhöhten Abschreckung. Parallel dazu<br />

sollten weitere gesetzliche Maßnahmen<br />

geprüft werden, wie sie im Bericht <strong>der</strong><br />

"Rechtskommission <strong>des</strong> Sports gegen<br />

Doping" nie<strong>der</strong>gelegt sind. Dazu zählen z. B.<br />

die Einführung von Kennzeichnungspflichten<br />

für verbotene Substanzen, die Aufhebung<br />

<strong>der</strong> Warenverkehrsfreiheit für<br />

Dopingmittel, das Verbot <strong>des</strong> Versandhandels<br />

mit Dopingmitteln, die Verschärfung<br />

<strong>der</strong> Strafbarkeit bei gewerbs- o<strong>der</strong> bandenmäßigen<br />

Aktivitäten. Ob <strong>der</strong> Staat diese<br />

Verschärfung <strong>der</strong> gesetzlichen Regelungen<br />

im Arzneimittelgesetz, in einem sogenannten<br />

Artikel-Gesetz o<strong>der</strong> in einem eigenen<br />

Anti-Doping-Gesetz regelt, ist von untergeordneter<br />

<strong>und</strong> höchstens symbolischer<br />

Bedeutung.<br />

Verbessert werden muss auch die Zusammenarbeit<br />

zwischen Sport <strong>und</strong> Staat. Die<br />

Sportverbände sind aufgefor<strong>der</strong>t, den<br />

Staatsanwaltschaften Informationen über<br />

Verdachtsmomente sofort <strong>und</strong> umfassend<br />

zukommen zu lassen. Die staatlichen Stellen<br />

wie<strong>der</strong>um müssen, gegebenenfalls gesetzlich,<br />

verpflichtet werden, den Sportverbänden<br />

Ermittlungsergebnisse zukommen zu<br />

lassen, damit diese die entsprechenden<br />

Sanktionen gegen Athleten verhängen<br />

können. Was wir brauchen im Anti-Doping-<br />

Kampf ist nicht Staat statt Sport, son<strong>der</strong>n<br />

Sport <strong>und</strong> Staat.<br />

5


Die jüngste Welle spektakulärer Dopingfälle <strong>und</strong> Ermittlungen in<br />

verschiedenen Sportarten <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n unterstreicht die<br />

Tatsache, dass keine Sportart <strong>und</strong> kein Land gegen die Dopinggefahr<br />

immun ist. Die gemeinsamen Anstrengungen bestimmter<br />

Sportarten <strong>und</strong> staatlicher Behörden im Zusammenhang mit diesen<br />

Vorfällen vermitteln zwei mächtige Botschaften: Wer betrügt wird<br />

erwischt! Und: Wenn Sport <strong>und</strong> Staat ihre Bemühungen koordinieren,<br />

wird <strong>der</strong> Kampf gegen Doping effizienter!<br />

Die Flut an Dopingfällen mag zwar einen Fortschritt bei <strong>der</strong> Entdeckung<br />

von Dopingsün<strong>der</strong>n bedeuten, sie zeigt jedoch auch, dass noch viel<br />

getan werden muss. Doping ist vorsätzlicher Betrug, <strong>der</strong> die Werte <strong>des</strong><br />

Sports <strong>und</strong> die Ges<strong>und</strong>heit <strong>der</strong> Athleten gefährdet. Angesichts <strong>der</strong><br />

jüngsten Fälle sehen wir möglicherweise nur die Spitze <strong>des</strong> Eisbergs. Die<br />

Bekämpfung <strong>des</strong> Dopings ist daher ein ständiger Kampf, bei dem Sport<br />

<strong>und</strong> Staat gefor<strong>der</strong>t sind, ihren Verpflichtungen zur Koordinierung von<br />

Antidopingaktivitäten nachzukommen <strong>und</strong> das Spielfeld für saubere<br />

Athleten weltweit zu ebnen.<br />

Es ist jetzt Zeit für die Sportbewegung <strong>und</strong> die Regierungen in <strong>der</strong> Welt,<br />

auf dem bisherigen Fortschritt aufzubauen <strong>und</strong> ihren Schwung durch<br />

vermehrte Koordinierungsaktivitäten zu intensivieren. Auf Gr<strong>und</strong> ihrer<br />

Struktur - einer gleichberechtigten Partnerschaft zwischen <strong>der</strong> Sportbewegung<br />

<strong>und</strong> den Regierungen auf <strong>der</strong> Welt - ist die Welt-Antidoping-<br />

Agentur (WADA) in einer einzigartigen Position, um die Stärken <strong>und</strong> die<br />

Ressourcen dieser Akteure zusammen zu bringen, <strong>und</strong> sie hat dies seit<br />

ihrer Gründung Ende 1999 als internationales Gremium für die För<strong>der</strong>ung,<br />

Koordinierung <strong>und</strong> Überwachung <strong>des</strong> globalen Kampfs gegen alle<br />

Formen <strong>des</strong> Dopings auch getan.<br />

Es ist von Bedeutung, dass die Sportbewegung sich <strong>der</strong> Notwendigkeit<br />

einer Partnerschaft mit dem Staat in diesem Kampf bewusst ist. Die<br />

Rolle <strong>der</strong> WADA besteht darin, sicher zu stellen, dass Sport <strong>und</strong> Staat<br />

ihren jeweiligen Verantwortungsbereichen gerecht werden, damit diese<br />

Partnerschaft funktioniert. Und die diesbezüglichen Bemühungen <strong>der</strong><br />

Agentur waren seit ihrer Gründung recht beträchtlich.<br />

Aus perspektivischer Sicht wurde vor sechs Jahren, nach <strong>der</strong> Erkenntnis<br />

<strong>der</strong> Notwendigkeit für eine weltweite konzertierte <strong>und</strong> koordinierte<br />

Anstrengung zur Ausmerzung <strong>des</strong> Dopings im Sport, von den Beteiligten<br />

die WADA gegründet, die sich dann an die Erarbeitung eines<br />

Konsensdokuments machte, das zum Welt-Antidoping-Kodex werden<br />

sollte, dem gr<strong>und</strong>legenden Regelwerk zur Harmonisierung <strong>des</strong> globalen<br />

Kampfes gegen Doping. Der Kodex ist das Ergebnis eines umfangreichen<br />

<strong>und</strong> erschöpfenden Konsultationsprozesses, <strong>der</strong> über drei Jahre<br />

verlief <strong>und</strong> 2003 seinen Höhepunkt fand, als alle größeren Sportverbände<br />

<strong>und</strong> fast 80 Regierungen ihre Zustimmung gaben. 2004 fanden dann<br />

die ersten <strong>Olympischen</strong> <strong>und</strong> Paralympischen Spiele unter Anwendung<br />

<strong>des</strong> Kodex statt.<br />

Als internationales Gremium, das für die Koordinierung <strong>und</strong> Überwachung<br />

<strong>der</strong> Dopingbekämpfung weltweit zuständig ist, konzentriert sich<br />

die WADA, auf Gr<strong>und</strong> ihrer Natur <strong>und</strong> <strong>des</strong> Bedarfs, auf die globale<br />

Ebene bei Ihrer Zusammenarbeit mit Staat <strong>und</strong> Sport. Daher haben für<br />

die Agentur die Aktivitäten in Schlüsselbereichen Vorrang, die weltweit<br />

<strong>und</strong> umfassend die Dopingbekämpfung vorantreiben. Dazu gehören<br />

folgende Prioritäten:<br />

- Annahme, Anwendung <strong>und</strong> Einhaltung <strong>des</strong> Kodex: För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Akzeptanz <strong>des</strong> Welt-Antidoping-Kodex <strong>und</strong> seiner Prinzipien, um<br />

einen harmonisierten Ansatz <strong>der</strong> Dopingbekämpfung in allen Sportarten<br />

<strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n sicher zu stellen; Überwachung <strong>der</strong> Anwendung<br />

<strong>und</strong> Einhaltung <strong>des</strong> Kodex; <strong>und</strong> die Bemühung um eine richtige<br />

Zuordnung <strong>der</strong> Ergebnisse.<br />

6<br />

- Wissenschaft <strong>und</strong> Medizin: För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> globalen Forschung zur<br />

Identifizierung <strong>und</strong> Aufdeckung von Dopingsubstanzen <strong>und</strong> -methoden;<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Führung <strong>der</strong> jährlichen Liste <strong>der</strong> verbotenen<br />

Substanzen <strong>und</strong> Methoden; Akkreditierung von Antidoping-Laboren<br />

weltweit; Überwachung von Ausnahmen wegen therapeutischer<br />

Verwendung, die von den beteiligten Seiten zugelassen wurden.<br />

- Antidoping-Koordinierung: Entwicklung <strong>und</strong> Weiterführung <strong>des</strong><br />

Antidoping-Management-Systems (ADAMS), <strong>des</strong> webgestützten<br />

Datenbanksystems, das zur Unterstützung <strong>der</strong> Beteiligten bei <strong>der</strong><br />

Koordinierung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Einhaltung <strong>des</strong> Kodex dient.<br />

- Antidoping-Entwicklung: Erleichterung <strong>der</strong> Koordinierung regionaler<br />

Antidoping-Organisationen, indem Län<strong>der</strong> zu Regionen zusammengefasst<br />

werden, wo es keine o<strong>der</strong> nur begrenzte Antidoping-Aktivitäten<br />

gibt, um ihre Ressourcen zur Durchführung von Dopingkontrollen<br />

<strong>und</strong> zur Antidoping-Erziehung zusammenzulegen.<br />

- Erziehung: Leitung <strong>und</strong> Koordinierung effektiver Dopingpräventionsstrategien<br />

<strong>und</strong> Erziehung; Unterstützung von Partnern bei <strong>der</strong><br />

Umsetzung von Antidoping-Erziehungsprogrammen.<br />

- Unterstützung <strong>der</strong> Athleten: Erziehung von Sportlern bei größeren<br />

internationalen Multisportveranstaltungen durch direkte Eins-zu-Eins<br />

Interaktion<br />

mit Antidoping-<br />

Experten;<br />

Beantwortung<br />

ihrer<br />

Fragen über<br />

Gefahren<br />

<strong>und</strong> Folgen<br />

von<br />

Doping;<br />

Stärkung<br />

von Partnern<br />

bei<br />

<strong>der</strong> Umsetzung<br />

von<br />

hoch<br />

wirksamen<br />

Programmen<br />

für<br />

Athleten im<br />

Feld.<br />

- Trainingskontrollen:<br />

vertragliche<br />

Vereinbarungen<br />

mit<br />

Partnern,<br />

um diese bei <strong>der</strong> Wahrnehmung ihrer Verantwortung für unangekündigte<br />

Trainingskontrollen zu unterstützen.<br />

Wie bereits erwähnt, kommt <strong>der</strong> Sportbewegung <strong>und</strong> den Regierungen<br />

<strong>der</strong> Welt eine entscheidende Rolle beim Kampf für einen sauberen Sport<br />

zu. Obwohl jede Seite wichtige Schritte in die richtige Richtung<br />

gemacht hat, ist es jetzt an <strong>der</strong> Zeit, dass sie Tempo aufnehmen. Sollten<br />

wir Gefahr laufen, uns mit Teilerfolgen zu begnügen, o<strong>der</strong> zulassen,<br />

dass wir unseren gemeinsamen Fortschritt durch Aufsplitterung gefährden,<br />

dann sollten wir uns daran erinnern, dass Doping selten - sehr<br />

selten - aus Versehen passiert. Die meisten Dopingverstöße werden<br />

sorgfältig <strong>und</strong> vorsätzlich geplant <strong>und</strong> durchgeführt, oft mit Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Ärzte, Wissenschaftler, Trainer <strong>und</strong> An<strong>der</strong>en, von denen alle


wissen, dass das, was sie tun, ihrer berufsethischen Verantwortung<br />

zuwi<strong>der</strong>läuft, dass es Betrug ist, <strong>und</strong> dass <strong>der</strong> Betrug durchaus ges<strong>und</strong>heitsgefährdend<br />

für die betroffenen Athleten sein kann.<br />

Die Sportbewegung muss nun ihre Anstrengungen verstärken, indem sie<br />

den Kodex rigoros umsetzt <strong>und</strong> einhält. Während man sich in den<br />

meisten Sportarten für eine vollständige Anwendung <strong>und</strong> Einhaltung<br />

<strong>des</strong> Kodex einsetzt, sind immer noch einige Sportdisziplinen im Verzug<br />

<strong>und</strong> tragen die Dopingbekämpfung vielleicht nur auf den Lippen. Es ist<br />

an <strong>der</strong> Zeit, dass diese Sportorganisationen sich <strong>der</strong> übrigen Sportbewegung<br />

bei <strong>der</strong> Umsetzung global akzeptierter <strong>und</strong> harmonisierter Regeln<br />

anschließen.<br />

Die Regierungen müssen ihrerseits unverzüglich bei <strong>der</strong> individuellen<br />

Ratifizierung <strong>der</strong> Internationalen Antidoping-Konvention <strong>der</strong> UNESCO<br />

voran kommen, damit die jeweilige nationale Politik mit dem Kodex auf<br />

eine Linie gebracht werden kann.<br />

Es ist wichtig, die Bedeutung <strong>der</strong> Regierungsseite bei <strong>der</strong> Antidoping-<br />

Gleichung im Lichte <strong>der</strong> jüngsten Ereignisse zu verstehen. Echter Fortschritt<br />

findet statt, wenn diejenigen, die Doping möglich machen o<strong>der</strong><br />

im Dopingsog mitmachen, gezielt verantwortlich gemacht werden -<br />

seien sie Trainer, Ärzte, Agenten, Lieferanten, Hersteller o<strong>der</strong> "Apotheker".<br />

Der Sport kann zwar eine Menge für die Dopingbekämpfung durch<br />

Einbindung <strong>des</strong> Kodex in die nationalen Regeln tun, die Regierungen<br />

haben jedoch die zugehörige Jurisdiktion <strong>und</strong> die Pflicht, gesellschaftliche<br />

Bezüge so zu leiten <strong>und</strong> zu beeinflussen, dass sie sich nachhaltig auf<br />

den Kampf für einen sicheren <strong>und</strong> fairen Sport auswirken. Die Regierungen<br />

können zum Beispiel Maßnahmen gegen den Handel mit Dopingmitteln<br />

ergreifen, Dopingkontrollen erleichtern <strong>und</strong> nationale Kontrollprogramme<br />

unterstützen, den Athleten <strong>und</strong> dem Sportler-Unterstützungsstab,<br />

die gegen Antidoping-Regeln verstoßen, die finanziellen<br />

Hilfen entziehen <strong>und</strong> viele an<strong>der</strong>e Maßnahmen in diesem Sinne einführen.<br />

Dies wird auch in <strong>der</strong> von <strong>der</strong> UNESCO inspirierten Konvention<br />

bestätigt: dass Regierungen ermächtigt <strong>und</strong> verpflichtet sind, solche<br />

Schritte zu ergreifen, um den Sport vom Doping zu befreien.<br />

Letztes Jahr Im Oktober nahm ich an einer Pressekonferenz in Paris teil,<br />

bei <strong>der</strong> die Regierungen zu einem wichtigen Schritt beglückwünscht<br />

wurden, den 191 von ihnen mit <strong>der</strong> einstimmigen Annahme <strong>der</strong> Internationalen<br />

Konvention gegen Doping im Sport, dem ersten universellen<br />

Vertrag, <strong>der</strong> Doping im Sport anspricht, am 19. Oktober 2005 vollzogen<br />

hatten. Ich merkte an, dass die einstimmige Annahme <strong>der</strong> UNESCO-<br />

Konvention einen bedeutenden Meilenstein darstelle. Aber ich machte<br />

auch darauf aufmerksam, dass dieser Meilenstein die Regierungen an<br />

einen kritischen Scheideweg führe <strong>und</strong> die Zukunft <strong>des</strong> dopingfreien<br />

Sports beträchtlich von ihrer Wahl <strong>des</strong> künftigen Weges abhängen<br />

würde. Ich for<strong>der</strong>te die Regierungen daher dringend auf, den Weg <strong>des</strong><br />

Handelns zu wählen - um den Impuls zu erhalten, <strong>der</strong> 148 Staaten zur<br />

Unterzeichnung <strong>der</strong> Erklärung von Kopenhagen <strong>und</strong> dann 191 zur<br />

Annahme <strong>der</strong> Konvention bewogen hatte.<br />

Dreißig einzelne Ratifizierungen sind erfor<strong>der</strong>lich, damit <strong>der</strong> Vertrag in<br />

Kraft tritt, <strong>und</strong> bisher haben wir siebzehn erhalten (Mauritius, Nigeria,<br />

die Seychellen, Kanada, Jamaika, Dänemark, Island, Lettland, Litauen,<br />

Monako, Norwegen, Schweden, Vereinigtes Königreich von Großbritannien,<br />

Australien, die Cook-Inseln, Nauru <strong>und</strong> Neuseeland). Angesichts<br />

<strong>der</strong> jüngsten Welle spektakulärer Dopingfälle <strong>und</strong> <strong>der</strong> laufenden<br />

Ermittlungen zur Frage <strong>des</strong> organisierten Dopings <strong>und</strong> <strong>des</strong> Handels mit<br />

OF-PODIUM<br />

Sport <strong>und</strong> Regierungen müssen ihre Anstrengungen<br />

im Kampf gegen Doping verdoppeln<br />

von Richard Po<strong>und</strong>, IOC-Mitglied <strong>und</strong> Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Welt-Antidoping-Agentur<br />

Dopingsubstanzen sollten die Regierungen den dringenden Handlungsbedarf<br />

erkennen <strong>und</strong> die Ratifizierung <strong>der</strong> Konvention zu einer Priorität<br />

erheben.<br />

Wie gesagt, die europäischen Län<strong>der</strong> befinden sich in einer beson<strong>der</strong>s<br />

günstigen Situation. Sie haben die Gelegenheit, nach Ende <strong>der</strong> Sommerpause<br />

<strong>und</strong> noch vor dem Zusammentreffen <strong>der</strong> europäischen Sportminister<br />

im Oktober in Moskau, die UNESCO-Konvention zu ratifizieren.<br />

Ich hoffe aufrichtig, dass sie ihre Verantwortung erkennen <strong>und</strong> diese<br />

Gelegenheit ein für alle Mal ergreifen, damit dieses internationale<br />

Abkommen den staatlichen Bemühungen zur Dopingbekämpfung volle<br />

Wirksamkeit verleiht.<br />

7


Der galoppierende<br />

Dopianismus verlangt<br />

die Humanisierung <strong>des</strong><br />

Leistungsprinzips<br />

Von Hans Lenk<br />

W<br />

ie<strong>der</strong> einmal eine Dopio-Radel-Tour de France: Selbst<br />

<strong>der</strong> "Sieger" hatte gedopt - <strong>und</strong> im Vorfeld wurden<br />

gerade die Favoriten ausgesperrt. Mehrere Weltrekordler im<br />

Sprint <strong>der</strong> Leichtathleten wurden "erwischt"; ein Ex-"Dopionike"<br />

gewann nach Verbüßung seiner zwei Jahre Europagold<br />

in <strong>der</strong> Sprintstaffel. Fast scheint die Sportöffentlichkeit sich<br />

daran zu gewöhnen. Gibt es kein wirksames Verfahren gegen<br />

die pharmakologisch-biochemische Optimierung <strong>der</strong> Leistungsbedingungen<br />

außer <strong>der</strong> Totalkontrolle? Das Problem<br />

gehört zu den dringlichsten <strong>des</strong> Hochleistungssports, aber<br />

zunehmend auch <strong>der</strong> "Sport-Studios"! Der Dopingsport greift<br />

über auf den Breitensport. Dopium scheint Opium - vermehrt<br />

nun auch fürs Volk. Die detaillierten Dopingbestimmungen<br />

sind heute abhängig von Dopinglisten <strong>und</strong> Analysetechnik,<br />

jedenfalls sind sie konventionell festgelegt. Die<br />

Grenzziehungen freilich sind problematisch.<br />

Das Höhentraining für Ausdauerdisziplinen, eine heute vielfach<br />

übliche erweiterte Trainingsmethode, die Vorteile verschafft,<br />

ist auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> sportlichen Gr<strong>und</strong>intuition zulässig.<br />

Wie steht es dann mit dem sicherlich intelligent erf<strong>und</strong>enen<br />

Blutdoping mit beim Höhentraining abgezapften erythrozytenreichem<br />

Eigenblut? Wäre ein ges<strong>und</strong>heitlich unschädliches<br />

Doping - falls es ein solches gäbe o<strong>der</strong> gar gibt (z. B. das<br />

Eigenblutdoping) - nicht eigentlich vertretbar, wenn es das<br />

Höhentraining ist? Und wie steht es mit Techniken <strong>des</strong> mentalen<br />

Trainings o<strong>der</strong> gar <strong>der</strong> Hypnose, kürzlich sogar bei <strong>der</strong><br />

Skiweltmeisterschaft öffentlich erwähnt? Zweifellos: Grenzen<br />

müssen sein, gezogen werden - <strong>und</strong> auch gezogen werden<br />

können, d. h. in kontrollierbarer Weise. Das ist freilich sehr<br />

viel schwieriger getan als leichthin gesagt. Inzwischen haben<br />

wir fast flächendeckend den Doping-Sumpf. An <strong>der</strong> "Kröte"<br />

<strong>des</strong> Dopings scheint sich <strong>der</strong> Sport <strong>der</strong>zeit in <strong>der</strong> Tat verschluckt<br />

zu haben: Selbstheilungskräfte <strong>und</strong> Strategien dürften<br />

nur begrenzt wirksam sein (obwohl <strong>der</strong> Ost-West-Sportkrieg<br />

nicht mehr besteht). Könnten staatliche Eingriffe <strong>und</strong><br />

Dopinggesetze das Problem lösen? Dieses gewinnt nicht nur<br />

eine dramatische Zuspitzung hinsichtlich <strong>der</strong> Glaubwürdigkeit<br />

8<br />

<strong>des</strong> Spitzensports, son<strong>der</strong>n zunehmend auch hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Momente Faszination <strong>und</strong> Sponsorschaft.<br />

Der Dopingskandal <strong>der</strong> Tour de France 1998 hatte - frei nach<br />

Karl Kraus - erst dann begonnen, als ihm die Polizei ein Ende<br />

zu machen suchte. "Bei den Profis", so bekannten solche<br />

bereits in den 80er Jahren, "entkommst du dem Doping<br />

nicht": "…jeden Tag dasselbe: eine Injektion morgens <strong>und</strong><br />

abends die Pille". Hatte man nicht schon 1987 8 % "positive"<br />

Dopingproben bei fast 4400 Proben <strong>der</strong> Flan<strong>der</strong>nr<strong>und</strong>fahrt<br />

festgestellt? Das riss damals niemanden in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

vom Hocker: Ein Skandal war noch nicht "öffentlich<br />

gemacht", was nach <strong>der</strong> neuen Rechtschreibung doppeldeutig<br />

ist <strong>und</strong> hier auch so verstanden werden soll.<br />

Der real existierende Dopianismus galoppiert. Waren es vor 6<br />

Jahren noch die Genossin Do Ping <strong>und</strong> einige Kolleginnen,<br />

die nicht olympisch antraten, <strong>und</strong> die vielen australischen<br />

<strong>und</strong> amerikanischen Asthmatiker in den Olympiamannschaften,<br />

über die man sich w<strong>und</strong>erte; entlarvten sich bei <strong>der</strong><br />

vorletzten Winterolympiade <strong>der</strong>b EPO-schal die (von Darbepoietin<br />

unterstützen) "epochalen" olympischen Langlaufsiege<br />

eines spanischen Skisöldners aus dem Allgäu als Schneeblindheit<br />

von gestern, so hatten wir es inzwischen mit Modafinilistinnen<br />

<strong>und</strong> verbreitetem THG-Genuss von US-Spitzenathleten<br />

zu tun. Neuerdings bestellt man sich problemlos per<br />

Internet EPO über Ebay, setzt es rechtzeitig vor dem Wettkampf<br />

ab, überdeckt es durch Blutverdünnungsmittel o<strong>der</strong> (z.<br />

Zt. nicht nachweisbare) Epomimetika o<strong>der</strong> steigt kurzfristig<br />

auf ein teueres Erythrozyten erhalten<strong>des</strong> natürliches EPO-<br />

Präparat um. Alt-Tour-Idol Merckx schon hatte gemeint: "In<br />

den Laboratorien hat man immer das eine Produkt Vorsprung<br />

vor dem Reglement." Das gilt auch heute noch. Gen-Doping<br />

ist bereits angesagt: Neuerdings greift Wachstumhormon-<br />

Doping um sich <strong>und</strong> droht somatisches Gen-Doping: Das<br />

synthetisch Wachstumspräparat IGF-1 wird per "Gen-Fähre"<br />

(AVV) in die Muskeln geschleust!


Und die Athleten? "Du sollst dich nicht erwischen lassen!"<br />

Geradezu treuherzig nahm <strong>der</strong> Winterathlet Hugo Schösser<br />

dieses bissig-ironisch so genannte Elfte Gebot als allzu<br />

eingängige Strategie <strong>des</strong> Hochleistungssports in Anspruch,<br />

als er, <strong>des</strong> Dopings nachträglich überführt,<br />

meinte: "Man denkt halt, dass<br />

man selber nicht erwischt wird!"<br />

Hatte <strong>der</strong> einstige Hammerwurfolympiasieger<br />

Harold Conolly nicht schon<br />

1956 treffend die Mentalität <strong>der</strong> Athleten<br />

beschrieben? Ein Athlet im Vorbereitungsstress<br />

auf dem Wege zur<br />

Höchstleistung "nimmt alles, was ihn<br />

nicht gerade umbringt". Fast zwei<br />

Drittel (nicht-repräsentativ) befragter<br />

Olympia-Athleten in Seoul 1988 <strong>und</strong><br />

über die Hälfte bei einer anonymen<br />

Umfrage unter US-Athleten 1997<br />

(Sports llustrated) haben angesichts <strong>der</strong><br />

erfragten Alternative, zu scheitern o<strong>der</strong><br />

Gold zu gewinnen mit einem unentdeckbaren<br />

Dopingmittel, nach <strong>des</strong>sen<br />

länger nötiger Einnahme sie nur noch<br />

ca. fünf Jahre zu leben hätten, sich für<br />

die letztere Option ausgesprochen! Für<br />

ein unentdeckbares Dopingmittel ohne<br />

die fatalen Folgen sprachen sich sogar<br />

90 Prozent aus! Der Heidelberger<br />

Dopingexperte Werner Franke behauptete,<br />

nur von drei Tour-de-France-<br />

Siegern in Jahrzehnten habe man keine<br />

Dopinbelege, <strong>und</strong> er sprach von 19<br />

Dopingtoten im Umfeld <strong>der</strong> Tour in den<br />

letzten Jahrzehnten! Und wir hatten<br />

ja schon einige Doping-Opfer bei<br />

Radfahrern <strong>und</strong> Leichtathleten auch in<br />

Deutschland!<br />

In <strong>der</strong> Tat scheint es in manchen Sportarten<br />

kaum noch möglich, ohne Doping<br />

olympische Medaillen, Weltrekorde,<br />

Toursiege zu erreichen - o<strong>der</strong> Höchstleistungsfähigkeit<br />

auf längere Dauer zu<br />

sichern. Also gilt im real existierenden<br />

Dopianismus nun doch die alte US-<br />

Athleten-"Weisheit": "No dope, no<br />

hope"? Heute weicht die Ironie dem<br />

Bitterernst <strong>des</strong> Geschäfts: Die Profis kämpfen mit harten<br />

Drogen - Verzeihung: Bandagen -, die Profis <strong>des</strong> Sports, <strong>des</strong><br />

Geschäfts, <strong>der</strong> Dopingmafia.<br />

Das Dilemma <strong>der</strong> Definitionen <strong>und</strong> Listen ist bekannt: In <strong>der</strong><br />

Praxis gilt Doping als Einnahme <strong>des</strong>sen, was in <strong>der</strong> offiziellen<br />

Dopingliste steht. So ist man offiziell erst einmal fein heraus.<br />

Hypnose z. B. steht (noch) nicht darin, ist ja auch keine<br />

Substanz, aber äußerst wirksam. Die Kontrolleure hinken den<br />

listenreichen Doping-Alchemisten vielfach hinterher. Es<br />

bleiben Vagheiten - trotz definitiver Negativlisten. Selbst die<br />

offizielle deutsche Dopinganalytik definierte (Donike/Rauth<br />

1996) die durchaus zulässige "Substitution im medizinischen<br />

Sinne" als den "Ersatz von für den Körper unbedingt notwendigen<br />

Substanzen ..., die für den Energie- <strong>und</strong> Baustoffwechsel<br />

benötigt werden, die vom Organismus selbst nicht (genü-<br />

9


gend?) synthetisiert werden können <strong>und</strong> <strong>der</strong>en ungenügende<br />

Zufuhr die sportliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigt". Diese<br />

fast medizynische Bestimmung <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Sportärztebun<strong>des</strong><br />

ist sträflich unklar. Was heißt "unbedingt notwendig"<br />

o<strong>der</strong> "<strong>der</strong>en ungenügende Zufuhr die sportliche Leistungsfähigkeit<br />

beeinträchtigt"? Welche leistungsför<strong>der</strong>nde o<strong>der</strong><br />

Leistung ermöglichende Dopingsubstanz fiele nicht darunter,<br />

wenn man die mögliche (mit Mitteln mögliche?) Leistungsfähigkeit<br />

o<strong>der</strong> die exorbitanten Olympianormen als Meßlatten<br />

nähme? Die Sportärzte hätten einen Logiker o<strong>der</strong> Philosophen<br />

befragen sollen ... .<br />

Sogenannte "Substitutionen" von zur Leistungssteigerung<br />

"unbedingt nötigen" (weil vom Körper selbst nicht genügend<br />

10<br />

produzierten) Energie liefernden <strong>und</strong> leistungsför<strong>der</strong>lichen<br />

Substanzen werden aber vermehrt <strong>und</strong> raffinierter benutzt<br />

werden - trotz <strong>und</strong> vielleicht gerade wegen <strong>der</strong> möglichen<br />

Grauzonen in den Grenzbereichen zum Doping. Placeboeffekte<br />

<strong>und</strong> vielleicht hypnotische o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e mentale Strategien<br />

wie Leistungssteigerung werden stärker ausgeschöpft werden.<br />

Auch international verbesserte o<strong>der</strong> gar<br />

flächendeckende Dopingkontrollen<br />

werden das Doping nicht ganz verhin<strong>der</strong>n<br />

können. Die "Trickser" <strong>und</strong> neuen<br />

Doping-Alchemisten (Balco, die THG-<br />

"Erfin<strong>der</strong>" u. a.) werden auch künftig<br />

den Kontrolleuren meistens um ein<br />

Präparat o<strong>der</strong> einen Verdeckungsmechanismus<br />

voraus sein. Hier helfen nur<br />

international organisierte, z. B. politisch<br />

beaufsichtigte, aber vor allem auch<br />

unabhängige Kontrollen, die nicht von<br />

den am Erfolg interessierten Verbänden<br />

selbst vorgenommen werden o<strong>der</strong><br />

beaufsichtigt werden können.<br />

Eher willkürlich festgesetzt sind Quoten<br />

von Epitestosteron <strong>und</strong> Testosteron<br />

(auch natürlich im Körper vorhanden).<br />

Die seit 2000 möglichen EPO-Kontrollen<br />

sind teuer <strong>und</strong> finden bisher nur bei<br />

hochrangigen Wettkämpfen statt.<br />

(Neuerdings erst lässt sich künstliches<br />

EPO als solches identifizieren. Einige<br />

"erwischte" Athleten pochten auf ihre<br />

"natürliche Abweichung".<br />

Wo bleiben Klarheit <strong>und</strong> Wahrheit?<br />

Auch bloße Medikamenten-Listen - so<br />

nötig sie sind - dürften den Listenreichen<br />

weiterhin Anlässe <strong>und</strong> Anreize<br />

bieten, die Listenfor<strong>der</strong>ungen zu überlisten.<br />

"Definitions-Lücken" belohnen<br />

"die Pfiffigen". Kontroll-Lücken auch.<br />

Außerdem kann man niemals alles<br />

kontrollieren <strong>und</strong> nie alles definieren.<br />

Werden also die Sauberen die Letzten<br />

sein, die Fairen stets die Dummen? Wie<br />

heißt es so lakonisch in den USA? "Nice<br />

guys finish last", clean guys too?<br />

Könnte <strong>der</strong> frühere Vorschlag von Prof. Gert Wagner das<br />

Problem lösen? Danach sollen Athleten verpflichtet werden<br />

o<strong>der</strong> sich freiwillig bereit erklären, alle genommenen Medikamente<br />

anzugeben. Umfassende Durchsicht <strong>und</strong> Übersicht soll<br />

den Reiz, zu betrügen, den Anreiz, neue Dopikamente zu<br />

"erproben", zerstören. Soll nun schon <strong>der</strong> bestraft werden, <strong>der</strong>


sein Aspirin anzugeben vergaß? (Wann) sind Körperhormone,<br />

-enzyme usw. "Medikamente"? Zwei Tassen Kaffee o<strong>der</strong> ein<br />

Mohnbrötchen sind normal, sieben jedoch Doping?<br />

Professor Klaus Müller, <strong>der</strong> Leiter <strong>des</strong> Instituts für Dopinganalytik<br />

in Kreischa verwies zu Recht auf die erreichte Präzision<br />

<strong>der</strong> Nachweise. Er verspricht sogar: "Die Dopinganalytiker<br />

sind durchaus in <strong>der</strong> Lage, sogar bis dato unbekannte Stoffe<br />

nachzuweisen." Wie sie das wohl machen? Durch "produktive"<br />

biochemische Forschung an <strong>der</strong> präparativen Front, durch<br />

eigene Synthesen? Durch "kreative" Überholung <strong>der</strong> eigenen<br />

Präzisionsfortschritte? Jedenfalls in <strong>der</strong> Praxis gilt nach wie<br />

vor: Auch nach dem Abtreten <strong>der</strong> berühmten Mittelstrecklerin<br />

Ana Bolika ist das Doping-Dilemma geblieben: diabolische<br />

Anabolismen auch ohne Ana <strong>und</strong> Diana(bol). Die Teufelskreise<br />

sind keineswegs durchbrochen ...<br />

Der zitierte Leiter <strong>der</strong> Dopinganalytik weist ebenfalls zu Recht<br />

darauf hin, dass noch viel wesentlichere Mängel "in Gestalt"<br />

<strong>der</strong> "Diskrepanzen in <strong>der</strong> Kontrollintensität zwischen verschiedenen<br />

Län<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Sportarten" ("bis zu zeitweilig fehlenden<br />

Kontrollen" zu beklagen sind.<br />

Wie reagierten <strong>und</strong> taktierten Offizielle? Verlegen o<strong>der</strong> verlogen,<br />

doppelbödig o<strong>der</strong> doppelzüngig? Bei<strong>des</strong> jeweils findet<br />

sich. Leistungsnotstand o<strong>der</strong> inoffiziell gehätschelte Doppelmoral?<br />

Was für die internationalen Kontrollorgane gilt, müsste<br />

für nationale Verbände <strong>und</strong> Kontrollverfahren ebenfalls eingerichtet<br />

werden. Generell müsste dringlich die institutionelle<br />

<strong>und</strong> die <strong>der</strong> Praxis zugewandte, angewandte (wirksame, "operationale")<br />

Sportethik weiterentwickelt <strong>und</strong> eben kontrollwirksam<br />

gemacht ("institutionalisiert") werden. Es gilt die institutionelle<br />

Ethik samt Verfahren <strong>und</strong> Kontrollen auszubauen.<br />

Nicht nur einzelne Athleten sollten zur Verantwortung gezogen<br />

werden, son<strong>der</strong>n<br />

auch verantwortliche<br />

Betreuer, Trainer, Ärzte<br />

<strong>und</strong> Verbandsoffizielle, die<br />

für die strukturellen<br />

Zwänge zur Unfairness<br />

<strong>und</strong> die Spaltung <strong>der</strong><br />

Moral mitverantwortlich<br />

sind. Sicher gibt es <strong>der</strong>zeit<br />

bereits erheblich<br />

Fortschritte (NADA-,<br />

WADA-Kontrollen),<br />

obwohl <strong>der</strong> "Sumpf", <strong>der</strong><br />

durch Enthüllungen <strong>und</strong><br />

Skandalfälle öffentlich<br />

wurde, scheinbar erst<br />

einmal noch tiefer wurde<br />

<strong>und</strong> keineswegs leicht<br />

trocken zu legen ist.<br />

Immerhin: Seit 2005 hat<br />

<strong>der</strong> Internationale Sportgerichtshof (CAS) in mehreren Fällen<br />

auch auf Gr<strong>und</strong> erdrücken<strong>der</strong> Indizien auf Sperren <strong>und</strong> Titelbzw.<br />

Medaillen-Aberkennung erkannt. Auch in Fällen von in<br />

Unfairness involvierten Funktionären müssten unabhängige,<br />

Interessen-ungeb<strong>und</strong>ene, zum Teil ausländische Gutachter<br />

<strong>und</strong> ehrenamtliche Beurteiler mitwirken. Aber auch diese<br />

Regelungsform ist nicht stets "idiotensicher".<br />

Eine Hochleistung ist heutzutage nur zu erreichen, wenn das<br />

ganze Leben strikt darauf abgestellt ist <strong>und</strong> diese Höchstleistung<br />

bzw. <strong>der</strong> höchste Erfolg motivational gleichsam als "die<br />

wichtigste Sache <strong>der</strong> Welt" angesehen <strong>und</strong> verfolgt wird. Für<br />

eine Höchstleistung muss man eben nahezu "Alles" einsetzen<br />

bzw. auf die Karte setzen. Sport also keineswegs mehr nur<br />

"die wichtigste Nebensache <strong>der</strong> Welt"? Es ist wohl in erster<br />

Linie die Öffentlichkeit mit ihrer absoluten Herausstellung<br />

einzig <strong>und</strong> allein <strong>des</strong> Siegers, die diese Motivationsdramatik,<br />

wenn nicht erzeugt, so doch außerordentlich verstärkt. Verführungen<br />

zur Unfairness, zum "Tricksen", zum Unterlaufen<br />

<strong>der</strong> Chancengleichheitsregel durch extreme, evtl. Grenznutzen-Vorteile<br />

ausschöpfenden Technisierung <strong>und</strong> Technologisierung,<br />

wie etwa auch Doping, sind natürlich in dieser Situation<br />

verständlich - um so mehr, je stärker sich auch ein<br />

sportlicher Erfolg in barer Münze auszahlt.<br />

Durch verschärfte Kontrollen allein werden sich z. B. das Technisierungs-<br />

<strong>und</strong> das Doping-Problem nicht lösen lassen. Der<br />

Erfindungsreichtum <strong>der</strong> intelligenten "Trickser" geht noch dem<br />

allemal mühsamen bürokratischen Kontrollieren <strong>und</strong> Standardsetzen<br />

voraus - wenn auch unter dem Grenznutzen-Gesetz <strong>der</strong><br />

schwindenden marginalen Nutzenzuwächse. Letztlich spricht<br />

im Höchstleistungssport nur eine Entdramatisierung <strong>der</strong> Singulärsiegerorientierung<br />

<strong>und</strong> eine Rückkehr zur Humanisierung.<br />

Erfolg in diesem Problembereich. Humanes <strong>und</strong> ethisches<br />

Predigen allein nützt dabei<br />

allerdings nichts, wenn man<br />

nicht das System <strong>und</strong> zumal<br />

das auch <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Bewertung <strong>und</strong> materiellen<br />

För<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> leistungsabhängigenPrämien-Entlohnung<br />

humanisiert. Die Humanisierung<br />

<strong>des</strong> Leistungsprinzips<br />

<strong>und</strong> auch die <strong>der</strong> überzogenen<br />

Selbstausbeutung<br />

stehen heute auch im Sport<br />

drastisch verstärkt auf <strong>der</strong><br />

Tagesordnung. Verwirklichen<br />

wir hier endlich <strong>und</strong> praxisnah,<br />

kontrolliert <strong>und</strong> regelwirksam<br />

konkrete Humanität!<br />

Dann kann <strong>der</strong> Sport seinen<br />

Vorbildcharakter wie<strong>der</strong>gewinnen.<br />

OF<br />

11


Schwarzer Freitag <strong>und</strong><br />

schwarzer Bildschirm:<br />

Der Kampf gegen Doping<br />

als Glaubenskrieg<br />

Von Dieter Hennig<br />

D<br />

ie Uhren an diesem 30. Juni zeigten 9:35 Uhr, als sich im<br />

Golfhotel vor den Toren von Straßburg ein strahlen<strong>der</strong><br />

ommermorgen über dem Elsass plötzlich in einen schwarzen<br />

Freitag verwandelte. Der Bonner Radrennstall T-Mobile gab<br />

die Suspendierung seines Superstars Jan Ullrich bekannt <strong>und</strong><br />

nahm den 32-jährigen Kapitän einen Tag vor dem Start zur<br />

Tour de France aus seiner Mannschaft. Die Beweislast <strong>der</strong><br />

Ermittlungen in <strong>der</strong> spanischen Dopingaffäre hatte sich als zu<br />

erdrückend erwiesen.<br />

Der Super-Gau für den deutschen Sport war eingetroffen.<br />

Und <strong>der</strong> Kampf gegen Doping von diesem Augenblick an in<br />

Deutschland zum Glaubenskrieg geworden, in dem Selbstgerechtigkeit<br />

<strong>und</strong> Fanatismus Hochkonjunktur hatten. Endlich<br />

sahen sich die Verfechter <strong>der</strong> reinen Lehre bestätigt.<br />

Seitdem strömen alle zu den Fahnen, sehen sich Konvertiten<br />

nicht als Nachhut, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> ersten Reihe. Was im Lager<br />

<strong>der</strong> Öffentlich-Rechtlichen fast schon tragikomische Züge<br />

annahm. Keine Liveübertragung in ARD <strong>und</strong> ZDF ging mehr<br />

über den Sen<strong>der</strong>, ohne "dass wir uns natürlich mit diesem<br />

Thema ausführlich beschäftigen". Es fehlte nur noch die<br />

Geißel in <strong>der</strong> Hand <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>atoren.<br />

Würde dem schwarzen Freitag <strong>der</strong> schwarze Bildschirm<br />

folgen? Täglich wurde das Gespenst <strong>des</strong> TV-Ausstiegs im<br />

Radsport in den Raum gestellt. Kreuzzüge sind nicht dazu da,<br />

um über den Tag hinaus zu denken. Weil das Fernsehen zur<br />

Überlebensgarantie so manchen Sports geworden ist, mussten<br />

die Drohgebärden Wirkung zeigen.<br />

Rennställe <strong>und</strong> Verbände wurden zu neugeborenen Saubermännern,<br />

kündigten eine Flut von Maßnahmen an <strong>und</strong> setzten<br />

sie zum Teil schneller um, als sich die Rä<strong>der</strong> drehen<br />

konnten. Die Tour ging ohne die Topfavoriten Ullrich <strong>und</strong> Ivan<br />

Basso auf die Reise, auch ohne Jörg Jaksche, <strong>und</strong> keiner <strong>der</strong><br />

unter Dopingverdacht Stehenden wird in <strong>der</strong> ProTour fahren,<br />

so lange Ermittlungen gegen ihn laufen.<br />

12<br />

Wen konnte es verw<strong>und</strong>ern, dass so mancher Verbesserungsvorschlag<br />

nicht sehr weit gedacht war: Weniger Renntage,<br />

kürzere Etappen, kürzere R<strong>und</strong>fahrten? Das würde zwar nichts<br />

im Kampf gegen Doping bringen, war aber für lebhafte<br />

Zustimmung gut. Trotz <strong>der</strong> zaghaften Nachfrage, ob man nicht<br />

gleich auch den 100-m-Sprint auf 90 Meter reduzieren wolle.<br />

Vier Tage nach dem Finale auf den Champs-Elysees platzte<br />

die nächste Zeitbombe: Toursieger Floyd Landis war bei<br />

seinem "unglaublichen" Ritt durch die Alpen gedopt. Auf<br />

seinen Platz würde <strong>der</strong> Spanier Oscar Pereiro rücken, den man<br />

irgendwann hatte ziehen lassen, weil ihn niemand auf <strong>der</strong><br />

Rechnung hatte. Wer konnte den Radsport jetzt noch retten?<br />

Im Jahr eins nach Lance Armstrong stand er endgültig als<br />

größtes Schmuddelkind da.<br />

Bis ihm in höchster Bedrängnis die Leichtathleten zu Hilfe<br />

kamen. Erst 100-m-Weltrekordler Justin Gatlin, dann Starsprinterin<br />

Marion Jones wurden in den USA überführt. Es<br />

folgten dubiose Berichte über britische Athleten, die dutzendweise<br />

nicht zu Dopingkontrollen angetroffen, aber nicht aus<br />

dem Verkehr gezogen worden waren.<br />

Nun wurde manchem wie<strong>der</strong> klar, dass Radprofis wohl doch<br />

nicht die schwarzen Schafe sind, eher ganz normale Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> großen Herde. Erste Auswirkungen waren zu spüren,<br />

als die Explosion <strong>der</strong> deutschen Schwimmdamen, angeführt<br />

von Britta Steffen, bei <strong>der</strong> EM in Budapest keine Euphoriewelle<br />

auslöste, son<strong>der</strong>n eher ungute Erinnerungen an einstige<br />

DDR-Fräuleinw<strong>und</strong>er. Und im Verband nur kurz gefeiert, aber<br />

ausgiebig beraten wurde, wie das Kontrollsystem zu verfeinern<br />

sei.<br />

Damit rannte man offene Türen ein. Vor allem bei den Testlabors<br />

<strong>und</strong> Antidoping-Agenturen, die sich geschickt selbst aus<br />

<strong>der</strong> Schusslinie brachten. Wie viele Millionen hat das Kontrollsystem<br />

in den letzten Jahren verschlungen - <strong>und</strong> sein<br />

nachhaltigstes Resultat war, dass es alle ruhig schlafen ließ.


An <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Tests hat es nicht gefehlt, erst recht nicht im<br />

Radsport, aber Aufwand <strong>und</strong> Ertrag standen in keinem Verhältnis.<br />

Das weltweite Netz <strong>der</strong> Dopingjäger hat sich als Bürokratie-<br />

Moloch entpuppt. Jede Großveranstaltung sonnte sich zuerst<br />

mit Rekordzahlen an Kontrollen, dann mit Persilscheinen.<br />

Natürlich hatten Fußball-WM, Schwimm-EM <strong>und</strong> Leichtathletik-EM<br />

keinen einzigen positiven Fall zu verzeichnen. Gut zu<br />

wissen, dass sich dort die Heiligen versammelt hatten.<br />

Wer jetzt in noch größeren Aktivismus verfällt, ohne das<br />

System unter die Lupe zu nehmen, wer mehr Geld for<strong>der</strong>t,<br />

ohne es sinnvoller einsetzen zu können, sucht nur Schlagzeilen<br />

o<strong>der</strong> will weiter Sand in die Augen streuen.<br />

Wer es ernst meint, muss Worten nun Taten folgen lassen.<br />

Die Null-Toleranz-Politik ist nicht zum Nulltarif zu haben,<br />

Blutuntersuchungen kosten das zigfache von Urintests. Seit<br />

Jahren hat die NADA den Großkonzernen vergeblich die Tür<br />

eingerannt, um ihren Etat aufzustocken. Man darf gespannt<br />

sein, was aus den vielen vollm<strong>und</strong>igen Ankündigungen <strong>der</strong><br />

letzten Wochen wird.<br />

Auch aus <strong>der</strong> Politik. Da konnte so mancher <strong>der</strong> Versuchung<br />

nicht wi<strong>der</strong>stehen, sich mit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung "Dopingsün<strong>der</strong><br />

hinter Gitter" ins Gespräch zu bringen. Das war zumin<strong>des</strong>t<br />

von jenen reine Schaumschlägerei, die seit Jahren Verantwortung<br />

tragen <strong>und</strong> kaum dazu beitrugen, dass bestehende<br />

Möglichkeiten verbessert o<strong>der</strong> zumin<strong>des</strong>t konsequent genutzt<br />

wurden.<br />

Verschärftes Arzneimittelgesetz o<strong>der</strong> eigenes Antidoping-<br />

Gesetz? Das DOSB-Präsidium hat sich unter Thomas Bach auf<br />

die erste Variante festgelegt, "weil es um die Effektivität geht".<br />

Die Gegenposition<br />

vertritt <strong>der</strong> DLV-<br />

Präsident Clemens<br />

Prokop, <strong>der</strong> damit<br />

im Sport aber nur<br />

wenige Mitstreiter<br />

fand. In den<br />

kommenden<br />

Wochen wird in<br />

Berlin die Entscheidung<br />

fallen.<br />

Ob die vom Sportausschuss-Vorsitzenden<br />

Peter<br />

Danckert, heftiger<br />

Befürworter eines<br />

neuen Gesetzes,<br />

organisierte<br />

Anhörung am 27. September noch Einfluss hat, ist fraglich.<br />

Denn WADA-Chef Dick Po<strong>und</strong> <strong>und</strong> Arne Ljungqvist, Leiter <strong>der</strong><br />

Medizinischen IOC-Kommission, können zum deutschen<br />

Rechtsweg kaum neue Sachargumente liefern. Die Einladung<br />

an sie lässt eher eine Schauveranstaltung vermuten.<br />

Der heiße Sommer wurde durch einen kalten August abgelöst,<br />

<strong>und</strong> auch in <strong>der</strong> Diskussion um den Radsport ist das<br />

Klima erträglicher geworden. Ein Mann wie Jens Voigt ließ<br />

selbst die Schwarzweiß-Maler nicht unbeeindruckt. Bei <strong>der</strong><br />

Deutschland-Tour säumten H<strong>und</strong>erttausende die Straßen, die<br />

Fernsehquoten blieben achtbar. Ein Markus Fothen, <strong>der</strong> Platz<br />

15 bei <strong>der</strong> Großen Schleife belegte, wird von den Fans als<br />

"Nachfolger" Ullrichs wahr- <strong>und</strong> angenommen. Das macht<br />

Mut.<br />

Wohin führt <strong>der</strong> Weg? Ende August brachten ARD <strong>und</strong> ZDF<br />

erstmals eine "Doping-Klausel" in die Übertragungsverträge<br />

ein. Ist sie auch für den Fußball geplant? Man darf doch wohl<br />

noch Scherzfragen stellen. Wenn auch mit ernsthaftem<br />

Hintergr<strong>und</strong>.<br />

Denn zumin<strong>des</strong>t in einem an<strong>der</strong>en Bereich ist die Sportart<br />

Nummer eins das traurige Beispiel für eine Fehlentwicklung,<br />

die - mehr als das Doping - zur wichtigsten Zukunftsfrage<br />

werden kann. Der ständige massive Verstoß gegen Fairplay<br />

durch Schwalben <strong>und</strong> versteckte Fouls hat weitaus tiefere<br />

Auswirkungen als je<strong>der</strong> Dopingfall. Denn er gibt Millionen<br />

von Jugendlichen das Gefühl, dass sich das Brechen von<br />

Regeln bezahlt macht.<br />

Wie wäre es also mit <strong>der</strong> Erweiterung <strong>der</strong> Doping-Klausel auf<br />

das Feld "vorsätzlicher Sportbetrug in Serie"? In nicht zu ferner<br />

Zeit gehört das Thema auf die Tagesordnung, bei Medien,<br />

Sportführern <strong>und</strong> Sponsoren, <strong>und</strong> zwar nachhaltig. Weil es<br />

dabei wirklich um<br />

die Gretchenfrage<br />

geht, wohin <strong>der</strong><br />

Sport eigentlich<br />

will. Wird sie nicht<br />

gelöst, bleiben am<br />

Ende nur noch das<br />

"Spiel ohne Grenzen"<br />

o<strong>der</strong> die<br />

Wok-WM von<br />

Stefan Raab,<br />

wechselweise live<br />

übertragen von<br />

ARD <strong>und</strong> ZDF. Ob<br />

mit o<strong>der</strong> ohne<br />

Dopingkontrollen,<br />

mögen die Sonntagsrednerentscheiden.<br />

OF<br />

13


Wenn <strong>der</strong> Grenzwert<br />

überschritten ist<br />

Von Michael Gernandt<br />

H<br />

at ja kräftig gestunken in diesem Sommer; als hätten sie<br />

mit Schwefel hantiert in den Giftküchen <strong>des</strong> Spitzensports.<br />

Hier zu Lande halten sich nun auch jene die Nase zu,<br />

die bisher unempfindlich zu sein schienen gegen den<br />

Gestank, den die Pestbeule Doping abson<strong>der</strong>t. O<strong>der</strong> zumin<strong>des</strong>t<br />

so taten, als gäbe es unangenehmere Gerüche. Es fehlten<br />

offenbar nur noch die Ausdünstungen <strong>der</strong> Herren Landis <strong>und</strong><br />

Gatlin, um die Hilferufe nach Frischluft endlich wahrzunehmen.<br />

Der Grenzwert, ein biochemisches Reizwort <strong>der</strong> Manipulationsproblematik,<br />

<strong>des</strong> ethisch <strong>und</strong> ökonomisch Zumutbaren<br />

ist überschritten. Und das Rot <strong>der</strong> Linie, die Juristen zwischen<br />

einem Unrecht erster Klasse <strong>und</strong> einem <strong>der</strong> zweiten gezogen<br />

haben, verliert seine Leuchtkraft. Will heißen: Die Zweifel an<br />

<strong>der</strong> Vergleichbarkeit eines willentlich betrügenden Sportlers<br />

mit einem Wirtschaftskriminellen sollten im Sinn einer resoluten<br />

Problembewältigung verschwinden.<br />

Das könnte bedeuten: Sportrecht gleich Strafrecht. Und,<br />

salopp formuliert, Sanktionen müssen vor allem dort treffen,<br />

wo es den zum Betrug Entschlossenen am meisten weh tut.<br />

Am Geldbeutel. Das wäre<br />

zum Beispiel so zu bewerkstelligen.<br />

Die öffentlichrechtlichen<br />

Sen<strong>der</strong> lassen<br />

ihren Skrupeln, von denen sie<br />

vor <strong>und</strong> während <strong>der</strong> Tour<br />

2006 beschlichen wurden,<br />

Taten folgen: Kein TV-Signal<br />

mehr von Veranstaltungen<br />

<strong>der</strong> am meisten verseuchten<br />

Sportarten, auch wenn`s <strong>der</strong><br />

schönen Quoten wegen weh<br />

tut. Der Dreisatz heißt dann:<br />

Keine bewegten Bil<strong>der</strong>, keine<br />

Sponsoren, kein Geld. Das<br />

erscheint wirkungsvoller als<br />

alle Maßnahmen, die <strong>der</strong><br />

Sport selbst beschließen<br />

kann. Naiv? Utopisch? Mag<br />

schon sein, ins Zentrum <strong>des</strong><br />

Manipulationsanreizes zielt<br />

<strong>der</strong> Vorschlag allemal.<br />

14<br />

Wenn <strong>der</strong> Eindruck nicht trügt, ist in diesem Dopingsommer<br />

die Erkenntnis endlich vorangekommen, <strong>der</strong> zu Folge <strong>der</strong><br />

Sport allein den Betrug nicht eindämmen kann. Je mehr<br />

Hilfen er von außen erfährt, <strong>des</strong>to leichter tut er sich. Allerdings<br />

ist nicht alles hilfreich, was wie Hilfe aussieht. Selbst<br />

wenn die Unterstützung von <strong>der</strong> Weltantidoping-Agentur<br />

WADA kommt. Das Unternehmen befindet sich auf Klettertour<br />

<strong>und</strong> meint, unterhalb <strong>der</strong> Baumgrenze Grenzverletzer<br />

entdeckt zu haben. WADA sagt: Sportler, die im Tal in sogenannten<br />

Höhenzelten o<strong>der</strong> zu Unterdruckkammern umgebauten<br />

Schlafzimmern in Ruhestellung die leistungsför<strong>der</strong>nden<br />

Bedingungen <strong>des</strong> Berggipfels simulieren, verstoßen gegen den<br />

Geist <strong>des</strong> Sports. Deshalb will sie <strong>der</strong>artige Hilfsmittel 2007<br />

auf die Liste <strong>der</strong> verbotenen Methoden setzen. Drogen, Steroide<br />

<strong>und</strong> Hormone bekommen Gesellschaft.<br />

Über die Frage, ob "passive Aktivität" Leistungsmanipulation<br />

ist, wie die Ethikkommission <strong>der</strong> WADA behauptet, o<strong>der</strong> die<br />

Passivität <strong>des</strong> Schlafs, also Ruhe <strong>und</strong> Erholung, die einfach<br />

nur notwendige biologische Antwort auf Training, wie Medizinwissenschaftler<br />

kontern,<br />

entstand ein Streit, den die<br />

WADA verlieren muss - weil<br />

Sportler, denen das Höhenzelt<br />

genommen wird, den<br />

Nachteil gegenüber in natürlicher<br />

Höhenluft lebenden<br />

Konkurrenten mit illegalen<br />

Drogen auszugleichen versuchen.<br />

Das kann die WADA<br />

kaum wollen.<br />

Grenzziehungen im Spitzensport<br />

sind ein riskantes, aber<br />

notwendiges Geschäft. Doch<br />

vor neuen Markierungen<br />

sollten die existierenden<br />

eingehalten werden. Wenn<br />

das <strong>der</strong> Welt <strong>des</strong> Sports<br />

nicht gelingt, muss sie sich<br />

helfen lassen. Sonst wird sie<br />

eines Tages grenzenlos<br />

überrannt.<br />

OF


Endlich muss<br />

Radikales passieren<br />

Von Wolfgang Avenarius<br />

S<br />

pätestens nach Bekanntwerden <strong>des</strong> flächendeckenden,<br />

staatlich verordneten <strong>und</strong> organisierten Dopings in DDR-<br />

Zeiten weiß auch die Öffentlichkeit, was Insi<strong>der</strong> schon viel<br />

früher nicht nur vermuteten: Im Spitzensport wird im großen<br />

Stil zu unerlaubten Mitteln gegriffen!<br />

Mit katastrophalen Auswirkungen: Im Jugendbereich <strong>und</strong><br />

Breiten- sowie Senioren- <strong>und</strong> mittlerweile auch Behin<strong>der</strong>tensport<br />

droht eine ähnliche Entwicklung. Entrüstete vor<strong>der</strong>gründige<br />

Proteste sowie vielfach unwirksame Aktionen <strong>und</strong><br />

Sanktionen gab <strong>und</strong> gibt es zeitbegrenzt immer nur dann,<br />

wenn es spektakuläre "Fälle" publikumswirksam geradezu<br />

erfor<strong>der</strong>n <strong>und</strong> notwendig machen, wenn populäre Dopingsün<strong>der</strong><br />

ertappt <strong>und</strong> entlarvt werden.<br />

Und zwar ausschließlich aus Dummheit <strong>und</strong> Leichtsinn, denn<br />

mittlerweile gibt es über 70 Substanzen, die mit den gängigen<br />

Kontrollmöglichkeiten nicht mehr nachweisbar sind.<br />

Außer ein paar besorgten Eltern scheint - bösartig formuliert<br />

- kaum jemand ernsthaft an einer wirklichen Aufklärung <strong>und</strong><br />

Transparenz <strong>der</strong> tatsächlichen Situation interessiert zu sein.<br />

Zuschauer, Funktionäre, Trainer, Sportmediziner, Politiker <strong>und</strong><br />

vor allem auch die Medien sind an einem erfolgreichen<br />

Athleten interessiert, mit allen positiven (materiellen) Konsequenzen<br />

<strong>und</strong> jeweils eigenen<br />

Interessen <strong>und</strong> Vorteilen!<br />

Im Zeitalter <strong>der</strong> Extreme<br />

zählt schon ein zweiter Platz<br />

oft nicht mehr, von einem<br />

12. gar nicht zu reden, ob<br />

gedopt o<strong>der</strong> nicht! Die<br />

Globalisierung hat, wie in<br />

allen Bereichen <strong>des</strong> Lebens<br />

(Umweltschutz!), jetzt auch<br />

im Sport eine gefährliche<br />

Entwicklung eingeleitet.<br />

Exzessiver Egoismus <strong>und</strong><br />

Erfolg um jeden Preis, o<strong>der</strong><br />

moralische Genugtuung nur<br />

noch unter ferner liefen!<br />

Dazu kommt, dass Unrechts-<br />

bewusstsein offensichtlich nicht mehr vorhanden o<strong>der</strong> nicht<br />

mehr gefragt ist. "Nicht erwischen lassen" ist clever <strong>und</strong> die<br />

mo<strong>der</strong>ne Alternative! Da schreckt offensichtlich auch die<br />

Gefahr gravieren<strong>der</strong> ges<strong>und</strong>heitlicher Risiken <strong>und</strong> verheeren<strong>der</strong><br />

Folgeschäden nicht ab, wobei auch die entsprechende<br />

Aufklärung nach neusten medizinischen Erkenntnissen völlig<br />

unzureichend ist.<br />

Wir haben vor allem ein gesellschaftspolitisches, kein rein<br />

sportliches Problem, das den Sport allerdings in seiner existenziellen<br />

Gr<strong>und</strong>lage erschüttert <strong>und</strong> in seine größte <strong>und</strong><br />

folgenschwerste Krise stürzt! Der Sport schlechthin steht am<br />

Scheideweg. So richtig begriffen haben es wohl noch nicht<br />

alle. Verliert <strong>der</strong> Sport auch in <strong>der</strong> Öffentlichkeit seine Glaubwürdigkeit,<br />

seine soziale <strong>und</strong> positive Ausstrahlung <strong>und</strong><br />

Vorbildfunktion, verliert er folgerichtig <strong>und</strong> automatisch seine<br />

Attraktivität <strong>und</strong> Werbewirksamkeit für potenzielle Sponsoren<br />

<strong>und</strong> Geldgeber. Mit noch gar nicht auszudenkenden Konsequenzen!<br />

Denn lei<strong>der</strong> hat sich <strong>der</strong> gesamte - mittlerweile zwangläufig<br />

auch <strong>der</strong> Breitensport - in eine totale finanzielle Abhängigkeit<br />

von Sponsoren <strong>und</strong> staatlichen Zuschüssen begeben! Was vor<br />

50 Jahren noch eigeninitiativ möglich war, ist heute eine<br />

Illusion! Dass die internationale Dopingszene weltweit ein<br />

Millionen- vielleicht sogar<br />

ein Milliardengeschäft, vor<br />

allem für die natürlich völlig<br />

unschuldige <strong>und</strong> unwissende<br />

Pharmaindustrie geworden<br />

ist, sei nur am Rande<br />

erwähnt, macht aber die<br />

Problematik bestimmt nicht<br />

einfacher.<br />

Wenn in gr<strong>und</strong>sätzlicher<br />

Einstellung <strong>und</strong> konsequenter<br />

Ausführung jetzt nicht<br />

endlich Radikales passiert,<br />

wird <strong>der</strong> Sport zum reinen<br />

Gladiatorentum mutieren<br />

<strong>und</strong> pervertieren - mit allen<br />

Konsequenzen!<br />

OF<br />

15


Doping-Prävention - eine<br />

gesamtgesellschaftliche<br />

Querschnittsaufgabe<br />

Von Walter Mirwald<br />

D<br />

as Präsidium <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong><br />

hat im August 2006 noch einmal seine "Null-Toleranz-<br />

Politik" im Kampf gegen Doping im Sport bekräftigt <strong>und</strong><br />

einen zwölf Punkte umfassenden Maßnahmenkatalog verabschiedet.<br />

Dabei lautet <strong>der</strong> erste Satz unter Punkt eins: "Der<br />

Anti-Doping-Kampf beginnt mit gezielter Prävention, die sich<br />

auf die Sportlerinnen <strong>und</strong> Sportler selbst, aber auch auf<br />

junge Menschen insgesamt bezieht." Doping-Prävention ist<br />

also mehr als eine sportspezifische Sache, Doping-Prävention<br />

ist längst zu einer gesamtgesellschaftlichen Querschnittsaufgabe<br />

geworden.<br />

Eine große Illustrierte hat kürzlich in einer Schlagzeile von<br />

<strong>der</strong> "Gedopten Gesellschaft" gesprochen <strong>und</strong> lag damit genau<br />

richtig. Mit wie viel Tabletten <strong>und</strong> Mittelchen halten sich<br />

Manager fit, um den<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Arbeitswelt gerecht zu<br />

werden? Wie oft geben<br />

sich Künstler die Dröhnung<br />

mit Drogen<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Alkohol, um<br />

Dinge <strong>und</strong> Werke zu<br />

schaffen, die weltweit<br />

höchste Anerkennung<br />

finden? Und wie häufig<br />

stimulieren Eltern ihre<br />

Kin<strong>der</strong> mit gefährlich<br />

bunten Kügelchen vor<br />

<strong>der</strong> Klassenarbeit o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Prüfung? Je<strong>der</strong><br />

beamt sich hoch, so wie<br />

er es gerade braucht,<br />

um den Alltag meistern<br />

zu können. Keiner fragt<br />

nach, keiner kontrolliert.<br />

Nur im Sport ist das<br />

an<strong>der</strong>s. Der nimmt eine<br />

16<br />

Son<strong>der</strong>stellung ein. Er ist zwar ein Teil <strong>der</strong> "Gedopten Gesellschaft".<br />

Aber im Sport ist Doping ausdrücklich verboten.<br />

"Saubere" Siege, Rekorde <strong>und</strong> Leistungen sind gefragt. Aber<br />

die Gefahren lauern an je<strong>der</strong> Ecke. Junge Athletinnen <strong>und</strong><br />

Athleten sind gefährdet. Die Doping-Mentalität ist vorhanden,<br />

Prävention so wichtig wie niemals zuvor.<br />

Internationale Studien in den USA, Kanada <strong>und</strong> einigen<br />

europäischen Län<strong>der</strong>n - so Prof. Gerhard Treutlein von <strong>der</strong><br />

Pädagogischen Hochschule Heidelberg - zeigen auf, dass das<br />

Problem mittlerweile weit über den organisierten Sport<br />

hinaus geht. Nach diesen Studien verwenden etwa fünf<br />

Prozent <strong>der</strong> Jungen zwischen 14 <strong>und</strong> 18 Jahren Anabolika<br />

<strong>und</strong> etwa 2,5 Prozent <strong>der</strong> Mädchen, wohlgemerkt auch nicht<br />

Leistungssport treibende Jugendliche. Treutlein weist weiter<br />

darauf hin, dass nach<br />

einer Studie <strong>der</strong> französischen<br />

Doping-<br />

Hotline in Montpellier<br />

die Kontaktaufnahme<br />

von Jugendlichen<br />

nahezu "explodiert", die<br />

anabole Steroide zur<br />

Verbesserung ihres<br />

Aussehens verwenden.<br />

Und nach Erkenntnissen<br />

aus Rom sollen 18<br />

Prozent <strong>der</strong> 13-jährigen<br />

Jungen Kreatin verwenden,<br />

wie Treutlein<br />

meint, "ein erster<br />

Schritt auf <strong>der</strong> Treppe<br />

<strong>der</strong> Versuchung <strong>und</strong><br />

Verführung".<br />

Treutleins Fazit aus<br />

diesen Erkenntnissen:<br />

"Das Problem einschließlich<br />

<strong>des</strong> dazugehörenden<br />

Schwarz-


markts ist in <strong>der</strong> Zwischenzeit so weit ausgebreitet, dass sich<br />

Prävention <strong>des</strong>halb nicht auf den Spitzensport als Aufgabenfeld<br />

beschränken darf. Sie muss heute angesichts <strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Gesellschaft allgemein gegebenen Versuchung zum Medikamentenmissbrauch<br />

weit über den organisierten Sport hinausreichen."<br />

Prof. Gerhard Treutlein <strong>und</strong> sein Team haben mit <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

Sportjugend (dsj) den idealen Partner für eine gemeinsame<br />

Offensive zur Doping-Prävention gef<strong>und</strong>en. Seit 1990<br />

befasst sich die dsj mit diesem Thema. Damals wurde ein<br />

Faltblatt herausgegeben, das jungen Sportlerinnen <strong>und</strong> Sportlern<br />

Informationen zu diesem Themenbereich lieferte <strong>und</strong> in<br />

dem ausdrücklich vor den Gefahren von Doping <strong>und</strong> Medikamentenmissbrauch<br />

gewarnt wurde. Im Jahre 2004 erschien in<br />

enger Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Pädagogischen Hochschule<br />

Heidelberg die Broschüre "Sport ohne Doping". Jetzt folgte -<br />

ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem Heidelberger Team um<br />

Gerhard Treutlein - die Arbeitsmappe "Sport ohne Doping -<br />

ein Fortbildungsmodul zur Doping-Prävention".<br />

Der Zeitpunkt dazu hätte angesichts <strong>der</strong> sich überschlagenden<br />

Meldungen von verdächtigten <strong>und</strong> überführten Doping-<br />

Sün<strong>der</strong>n aus dem Spitzensport <strong>und</strong> <strong>der</strong> andauernden Diskussion<br />

um die Anti-Doping-Gesetzgebung nicht günstiger sein<br />

können. "Die Deutsche Sportjugend will in engem Schulterschluss<br />

mit dem <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportb<strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Nationalen Anti-Doping-Agentur Zeichen setzen, um Kin<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> Jugendliche über die<br />

Doping-Problematik<br />

aufzuklären <strong>und</strong> Hilfen<br />

anzubieten", unterstreicht<br />

<strong>der</strong> dsj-Vorsitzende Ingo<br />

Weiss. Ziel <strong>der</strong> dsj sei, auf<br />

diesem sensiblen Gebiet<br />

eine nachhaltige Wirkung<br />

zu erzielen.<br />

Weiss erläutert, dass das<br />

Ende Juli in Hamburg<br />

vorgestellte Präventions-<br />

Modul ein Instrument für<br />

Lehrkräfte darstellen soll,<br />

die Fortbildungen für<br />

Übungsleiter <strong>und</strong> Trainer<br />

durchführen. Weiss:<br />

"Denjenigen, die direkt mit<br />

Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

arbeiten, soll die Möglichkeit<br />

gegeben werden, das<br />

Thema Dopingprävention<br />

in kompetenter Weise in<br />

ihren Übungs- <strong>und</strong> Trainingsalltag<br />

einzubringen."<br />

Es soll aber auch eine Transferleistung in den Alltag <strong>der</strong> jungen<br />

Menschen ermöglicht werden, zum Beispiel zu Fragen <strong>der</strong><br />

Gerechtigkeit, <strong>des</strong> sorgsamen Umgangs mit dem eigenen<br />

Körper <strong>und</strong> <strong>der</strong> Grenzen <strong>des</strong> persönlichen Leistungsvermögens<br />

in Situationen außerhalb <strong>des</strong> Sports.<br />

Die konzertierte Aktion von Deutscher Sportjugend <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Heidelberger Fachhochschule mit <strong>der</strong> Argumentationskette<br />

gegen Doping soll möglichst flächendeckend verteilt werden<br />

<strong>und</strong> viele Übungsleiterinnen <strong>und</strong> Übungsleiter erreichen. Dass<br />

<strong>der</strong>artige Hilfen nötig sind, macht auch ein Satz deutlich, den<br />

Holger Gabriel, Professor für Sportmedizin an <strong>der</strong> Universität<br />

Jena, beim ersten Thüringentag "Medien <strong>und</strong> Ethik" sagte:<br />

"Auch die Sportverbände bis hin zu den Eltern müssen ihrer<br />

Verantwortung noch deutlicher gerecht werden <strong>und</strong> den<br />

Jugendlichen ein klares Wertesystem vermitteln."<br />

Hilfestellungen will auch das Präsidium <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Sportbun<strong>des</strong> geben, dass die Einsetzung von Doping-<br />

Vertrauensleuten beschlossen hat, die als unabhängige Sportlerinnen<br />

<strong>und</strong> Sportler Anlaufstelle für Athletinnen <strong>und</strong> Athleten<br />

sein sollen, die noch nicht auf dem Höhepunkt ihrer<br />

Karriere sind <strong>und</strong> Diskussionsbedarf haben. Für diese wichtige<br />

Aufgabe konnten die Doppel-Olympiasiegerin im Ru<strong>der</strong>n,<br />

Meike Evers, die mehrfache Weltmeisterin <strong>und</strong> Medaillengewinnerin<br />

bei <strong>Olympischen</strong> Spielen im Eisschnelllauf, Monique<br />

Garbrecht-Enfeld, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Zehnkampf-Olympiazweite von<br />

Atlanta 1996, Frank Busemann, gewonnen werden. Diese<br />

Vertrauensleute sollen<br />

Besuche in den Olympiastützpunkten<br />

<strong>und</strong> in<br />

Schulen vornehmen <strong>und</strong><br />

den Kontakt zu den<br />

Aktiven suchen, auch in<br />

Kooperation mit <strong>der</strong><br />

NADA. Wenn das gut<br />

angenommen wird, soll<br />

die Zahl <strong>der</strong> Vertrauensleute<br />

noch erhöht werden.<br />

"Doping ist auch ein<br />

Alarmzeichen für den<br />

Zustand einer Gesellschaft",<br />

hat Eberhard<br />

Gienger, <strong>der</strong> Vizepräsident<br />

Leistungssport <strong>des</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Sportbun<strong>des</strong> <strong>und</strong> frühere<br />

Reck-Weltmeister kürzlich<br />

gesagt. Der Alarm ist<br />

ausgelöst. Aber <strong>der</strong> Sport<br />

hat längst Gegenmaßnahmen<br />

eingeleitet. OF<br />

17


Nur sechs Jahre (1971-1976) hat <strong>der</strong> Schwabe Karl Honz<br />

Hochleistungssport betrieben. In diesem kurzen Zeitabschnitt<br />

gelang ihm 1972 <strong>der</strong> Einzug in zwei Olympiafinals<br />

(400 m/4x400 m), <strong>der</strong> Europarekord über 400 m (44,70), die 400m-Europameisterschaft<br />

(1974) <strong>und</strong> 1976 noch einmal die Olympia-Qualifikation.<br />

Fün Mal wurde er deutscher Meister. Nach <strong>der</strong><br />

Zeit als Aktiver fiel <strong>der</strong> gelernte Kaufmann auch als nachdenklicher<br />

Publizist auf. In renommierten Blättern wie <strong>der</strong> Zeit, <strong>der</strong> FAZ<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Süddeutschen machte sich Honz Gedanken über den<br />

Leistungssport. Auch in <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Jugend <strong>und</strong> im <strong>Olympischen</strong><br />

Feuer (OF) veröffentlichte er. Danach konzentrierte sich<br />

"Wenn weniger Geld im<br />

Spiel ist, reduziert sich<br />

<strong>der</strong> Anreiz zu dopen“<br />

Karl Honz, Ex-Europameister <strong>der</strong> Leichtathleten<br />

Honz auf seinen beruflichen Werdegang: Angestellter einer<br />

Sportartikelfirma, an <strong>der</strong> Seite <strong>des</strong> letzten NOK-Präsidenten Klaus<br />

Steinbach Leiter einer Reha-Klinik in Bad Urach <strong>und</strong> jetzt<br />

Geschäftsführer <strong>des</strong> Heilbads Krumbad im bayerischen Schwaben.<br />

Nach zwei Jahrzehnten meldet sich Honz jetzt wie<strong>der</strong> zu Wort.<br />

Am Tag nach dem Ende <strong>der</strong> Leichtathletik-EM in Göteborg sprach<br />

OF mit dem 55-Jährigen.<br />

OF: Hatten Sie Zeit, die EM zu verfolgen, interessiert Sie eine<br />

solche Veranstaltung überhaupt noch, o<strong>der</strong> gehören Sie zu <strong>der</strong><br />

Gruppe Ehemaliger, die sich vermehrt abwendet, weil das Vertrauen<br />

in einen integren Spitzensport nicht mehr vorhanden ist?<br />

Honz: Ich interessiere mich nach wie vor sehr stark für den<br />

Sport, natürlich für die Leichtathletik, die Fußball-WM habe ich<br />

ganz intensiv verfolgt, im Gegensatz zu früher dagegen weniger<br />

die Tour de France.<br />

Nach außen ist mein Interesse nicht bemerkbar. Man nimmt<br />

mich nicht wahr, das liegt auch daran, dass es mich nie in ein<br />

Amt <strong>des</strong> Sport drängte, we<strong>der</strong> als Trainer noch als Funktionär.<br />

Aber innerlich ist es eine starke Herausfor<strong>der</strong>ung, wenn so eine<br />

internationale Meisterschaft wie jetzt die in Göteborg stattfindet.<br />

Ich spüre, dass ich intensiv mitgehe, bei den Sprintdisziplinen,<br />

den Läufen insgesamt, die faszinieren mich immer noch.<br />

OF: Was sagen Sie denn dazu, dass <strong>der</strong> Europameister 2006 über<br />

400 m nicht schneller lief als Sie beim EM-Sieg vor 32 Jahren,<br />

45,04 Sek<strong>und</strong>en?<br />

18<br />

Honz: Die Frage habe ich erwartet. Ich habe mich gefragt, woran<br />

liegt es, dass wir im deutschen Team niemand haben, <strong>der</strong> so<br />

schnell laufen kann wie wir damals. Unvorstellbar, dass die heute<br />

weniger trainieren, mehr als fünf Mal in <strong>der</strong> Woche waren es bei<br />

mir nicht.<br />

OF: Hattet ihr mehr Talent?<br />

Honz: Das kann ich mir nicht vorstellen. Auch an Trainingseifer<br />

<strong>und</strong> Umfang kann es nicht liegen, da ist jetzt mehr vorhanden,<br />

die Betreuung insgesamt ist intensiver als damals, weil einfach<br />

30 Jahre mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen darüber<br />

gegangen sind. Was bleibt ist die Motivation. Aber warum<br />

sollten die heute weniger motiviert sein als wir. Zumal wir<br />

weniger Anreize hatten, zumin<strong>des</strong>t finanzieller Art. Stichwort<br />

Kampfgeist. Das könnte ein Faktor gewesen sein, wenn ich mir<br />

das so angucke. An<strong>der</strong>erseits wäre es dumm von mir, das jetzt<br />

auf diese Ebene zu bringen. Ich habe ja gesehen, wie gekämpft<br />

wurde, die Speerwerferin Nerius zum Beispiel. Es ist halt schwer<br />

zu erklären, wo <strong>der</strong> Unterschied sein soll.<br />

OF: Es bleibt also Klärungsbedarf. O<strong>der</strong> kann es damit zu tun<br />

haben, dass <strong>der</strong> bun<strong>des</strong>deutsche Sportler heutzutage sozial zu<br />

stark abgesichert ist, wie man zuweilen hören kann, <strong>und</strong> <strong>des</strong>halb<br />

<strong>der</strong> Anreiz zu Mehraufwand fehlt?<br />

Honz: Tatsache ist, dass wir schlechtere Voraussetzungen hatten,<br />

in den ganzen Strukturen <strong>des</strong> Trainings, <strong>der</strong> Mobilität <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Information/Kommunikation. Tatsache ist aber auch, dass diese<br />

Verbesserungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> soziale Anreiz eben nicht zu besseren<br />

Leistungen (über 400 m) geführt haben.<br />

OF: Wie ist Ihre Sicht auf die Trainer anno 2006, gibt es in dem<br />

Bereich Defizite?<br />

Honz: (lacht) Den Klinsmann-Effekt? Wenn Sie diesen Punkt<br />

ansprechen, fällt mir ein, dass ich früher zu Hause kaum mit<br />

Trainern gearbeitet habe, die Bun<strong>des</strong>trainer waren weit weg. Ein<br />

ganz wichtiger Aspekt scheint mir aber doch zu sein: Man hat<br />

Trainer, die sehr gute Fachleute sind, aber sind sie auch gute<br />

Motivatoren, können sie die Athleten führen?<br />

OF-INTERVIEW


OF: Was ist <strong>der</strong> wesentliche Unterschied zwischen dem deutschen<br />

Spitzensport von heute <strong>und</strong> dem Ihrer Zeit? Ist es die<br />

Einflussnahme <strong>des</strong> Kommerzes? Sie haben sich Mitte <strong>der</strong> Siebziger<br />

Jahre wohl doch kaum vorstellen können, wie das Geld den<br />

Sport verän<strong>der</strong>n würde.<br />

Honz: Noch bei <strong>der</strong> Leichtathletik-EM 1974 mussten wir alle<br />

Firmenzeichen auf Taschen <strong>und</strong> Kleidung verkleben. Was dann<br />

passierte, die Kommerzialisierung <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spielen 1984<br />

in Los Angeles <strong>und</strong> was daraus folgerte, war für mich nicht<br />

vorstellbar. Die Gefahr war jedenfalls groß, die Ziele falsch zu<br />

setzen. Und wenn man die vergangenen 30 Jahre passieren lässt,<br />

habe ich die Befürchtung, dass sie tatsächlich verrutscht sind.<br />

Wir wollten einfach nur schnell laufen. Dabei waren die inneren<br />

Antriebe, losgelöst von <strong>der</strong> finanziellen Komponente, oft stärker<br />

als sie heute angesichts <strong>der</strong> finanziellen Voraussetzungen sind.<br />

Mit <strong>der</strong> Motivation "Geld" schneller zu laufen als wir - das kann<br />

nicht funktionieren ...<br />

OF: ... es sei denn, man betrügt. Will heißen: Wer über Geld im<br />

Sport redet, wird direkt auf den Weg zum Thema Doping<br />

geführt. Es in den Griff zu bekommen, fällt unendlich schwer.<br />

Was läuft aus Ihrer Sicht da schief?<br />

Honz: Wenn man die Diskussionen nach <strong>der</strong> Tour de France<br />

verfolgt, kann ich den Bemerkungen von Thomas Bach nur<br />

zustimmen, <strong>der</strong> Sport müsse die Angelegenheit selber regeln. Ich<br />

finde es nach wie vor falsch, wenn man versucht, Doping auf<br />

Staat <strong>und</strong> Paragrafen abzuschieben. Es geht um Geld, es ist ein<br />

wirtschaftliches Problem, auf dieser Ebene muss die Lösung<br />

gesucht werden. Wenn weniger Geld im Spiel ist, reduziert sich<br />

<strong>der</strong> Anreiz zu dopen.<br />

OF: Seit Jahren tritt <strong>der</strong> Sport bei <strong>der</strong> Dopingbekämpfung<br />

gleichsam auf <strong>der</strong> Stelle. Hilft eine Radikalisierung <strong>der</strong> Sanktionsmaßnahmen<br />

weiter, indem zum Beispiel <strong>der</strong> Sportbetrug<br />

unter das Strafgesetz gestellt wird?<br />

Honz: Wer will einem Sportler genau nachweisen, ob er illegale<br />

Mittel voll absichtlich genommen hat o<strong>der</strong> ob vielleicht Sabotage<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Dinge dahinter stecken. Solange die Staatsanwaltschaften<br />

das nicht sauber klären können, kann ein Sportler<br />

nicht verurteilt werden. Die Grauzone zwischen Ehrlichkeit <strong>und</strong><br />

Betrug hin<strong>der</strong>t doch wohl, Dopingvergehen auf das strafrechtliche<br />

Feld zu schieben. Das Wirksamste ist für mich zunächst die<br />

wirtschaftliche Ebene ...<br />

OF: ... <strong>der</strong>en Katalysator die Medien sind.<br />

Honz: Profisport <strong>und</strong> <strong>des</strong>sen Veranstaltungen sind <strong>der</strong> Unterhaltungsbranche<br />

zuzurechnen. Geht es dabei nicht ehrlich zu, wird<br />

ihnen das Interesse entzogen, von den Medien zum Beispiel. Das<br />

heißt aber: Weniger Geld für TV-Rechte. Dann wird es auch für<br />

an<strong>der</strong>e Beteiligte uninteressanter, für die Sportartikelindustrie.<br />

Auf diese Weise könnte dem Doping <strong>der</strong> Boden entzogen werden.<br />

Geht das Fernsehen raus aus <strong>der</strong> Tour o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Großveranstaltungen,<br />

berichten Zeitungen nur noch in einer Spalte,<br />

lässt das öffentliche Interesse nach. Dann heißt es: Macht euch<br />

erst mal sauber, dann kommen wir wie<strong>der</strong>.<br />

OF: Sie waren <strong>und</strong> sind in Kliniken <strong>und</strong> Heilbä<strong>der</strong>n in Verwaltungspositionen,<br />

also nicht unweit von <strong>der</strong> Medizin tätig. Kam<br />

es je zu Kontakten mit dem Thema Doping?<br />

OF-INTERVIEW<br />

Honz: Das spielte in meinem Leben nie eine Rolle, nicht im<br />

Beruf <strong>und</strong> im Sport sowieso nicht. Ich war als Athlet nie <strong>der</strong><br />

Versuchung ausgesetzt. Wenn damals von Doping die Rede war,<br />

ging es um Anabolika, <strong>und</strong> das war etwas für die Schwerathleten<br />

unter den Leichtathleten. Dass beim Sprint mit Doping<br />

etwas auszurichten ist, wurde mir erst 1988 durch den Fall Ben<br />

Johnson klar.<br />

OF: Ist <strong>der</strong> Spitzensport, so wie er sich zurzeit darstellt, noch in<br />

einer Vorbildrolle für junge Menschen?<br />

Honz: Wir müssen da differenzieren. Was den Fußball betrifft<br />

<strong>und</strong> die WM in Deutschland, ist genau dieser Effekt eingetreten.<br />

Für Leichtathletik o<strong>der</strong> Schwimmen kann ich es mir nicht vorstellen.<br />

Die Frage ist interessant: Wie viele junge Leute haben<br />

den Marathonlauf <strong>der</strong> Europameisterin Ulrike Maisch gesehen?<br />

Ich fürchte, es waren wenige, die sich von ihr haben motivieren<br />

lassen, es einfach mal mit dem Laufen zu versuchen. Die Mannschaftssportarten<br />

haben die wesentlich besseren Chancen bei<br />

<strong>der</strong> Jugend, dem gegenüber haben Leichtathletik <strong>und</strong> Schwimmen<br />

verloren.<br />

OF: Erlauben Sie noch einen Schwenk auf ein ganz an<strong>der</strong>es<br />

Gebiet: den neuen deutschen Dachverband DOSB. Worauf sollte<br />

<strong>der</strong> künftig vorrangig sein Augenmerk richten?<br />

Honz: Ich bin zu wenig im Thema drin, um darüber urteilen zu<br />

können, würde aber auf weichere Faktoren verweisen: Führungsqualitäten,<br />

die Qualität <strong>des</strong> Einwirkens auf junge Menschen im<br />

Sport, die Qualität <strong>der</strong> Begegnung zweier Menschen, zum<br />

Beispiel Trainer <strong>und</strong> Athlet. Ich weiß aus eigener, langer beruflicher<br />

Erfahrung, dass man sich da nicht genügend verbessern<br />

kann. Daran kann immer angesetzt werden. Es geht um das, was<br />

nur <strong>der</strong> Mensch selber leisten kann.<br />

OF: Hat auch Ihre Zeit im Leistungssport zu dieser Erkenntnis<br />

verholfen?<br />

Honz: Ja, was ich in den sehr intensiven Jahren zwischen 20<br />

<strong>und</strong> 25 an Erfahrung gewonnen habe, kann ich jetzt sehr gut<br />

umsetzen: leistungsorientiertes Arbeiten, <strong>der</strong> physische Umgang<br />

<strong>der</strong> Leistungserbringung, Mut entwickeln für Experimente, mit<br />

<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lage leben, sie einstecken können, miteinan<strong>der</strong> umgehen,<br />

reden. Das alles ist ja auch in <strong>der</strong> Wirtschaft notwendig.<br />

OF: Sie haben anfangs schon erwähnt, dass es Sie nie in ein<br />

Sportamt gedrängt hat. Warum ist einer wie Sie diesen Weg<br />

nicht gegangen?<br />

Honz: Es war in meinem Kopf eben drin, dass <strong>der</strong> Sport in<br />

meinem Leben ein endliches Kapitel ist. Mit 25 Jahren habe ich<br />

es abgehakt, weil ich glaubte, <strong>der</strong> Sport sei nichts fürs ganze<br />

Leben, zumal auch keine finanziellen Anreize da waren. Eine<br />

innere Nähe zu einem Amt als Funktionär o<strong>der</strong> Trainer habe ich<br />

nicht verspürt, zum Funktionärsamt bis heute nicht. Aber jetzt<br />

bei <strong>der</strong> EM habe ich beim Fernsehen kurz darüber nachgedacht,<br />

was wür<strong>des</strong>t du ihm erzählen, wenn du Trainer von Kamghe<br />

Gaba (deutscher 400-m-Meister/Anm. d. Aut.) wärst. Der Reiz ist<br />

da, aber ich unterliege nicht <strong>der</strong> Versuchung, wie<strong>der</strong> ins<br />

Gespräch zu kommen.<br />

Das Interview führte: Michael Gernandt<br />

19


In Sachen Sportwetten<br />

o<strong>der</strong> Überlebenskampf im Glücksspiel-Dschungel<br />

Von Andreas Müller<br />

Fast täglich jagt eine Meldung in <strong>der</strong> Presse die nächste.<br />

Manche Verwaltungsgerichte erfüllen den Wunsch <strong>der</strong><br />

Politik nach Aufrechterhaltung <strong>und</strong> konsequenter<br />

Durchsetzung <strong>des</strong> staatlichen Monopols auf Sportwetten,<br />

an<strong>der</strong>e entscheiden genau an<strong>der</strong>s herum <strong>und</strong> gestehen<br />

privaten Wettanbietern das Geschäft zu, erlauben die Werbung<br />

im Fernsehen o<strong>der</strong> das Logo auf dem Fußball-Trikot. Das<br />

juristische Wirrwarr ist die typische wie unerlässliche Begleitmusik<br />

in dem Bemühen <strong>des</strong> Staates, sein seit Jahren reichlich<br />

durchlöchertes <strong>und</strong> von einem "grauen Markt" unterwan<strong>der</strong>tes<br />

Glücksspiel-Monopol zu verteidigen <strong>und</strong> die schon mächtig<br />

gewordenen privaten Wettanbieter zurückzudrängen bzw.<br />

am besten gänzlich auszuschalten <strong>und</strong> ein staatliches Monopol<br />

in Reinkultur wie<strong>der</strong>herzustellen. Ein Unterfangen, das<br />

angesichts <strong>der</strong> Begehrlichkeiten<br />

eines allein in Deutschland<br />

auf r<strong>und</strong> vier Milliarden<br />

Euro Umsatz geschätzten<br />

Marktes <strong>und</strong> in Zeiten von<br />

mo<strong>der</strong>ner Kommunikation<br />

über Län<strong>der</strong>grenzen hinweg<br />

schier aussichtslos scheint.<br />

Der Sport kann sich diesem<br />

Gerangel nicht entziehen, er<br />

ist mittendrin im teilweise<br />

völlig unübersichtlichen<br />

Getümmel statt nur dabei.<br />

Im Glücksspiel-Dschungel die<br />

Orientierung zu behalten, ist<br />

für den <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Sportb<strong>und</strong> (DOSB) just<br />

eine Überlebensfrage.<br />

Schließlich profitierte <strong>der</strong><br />

organisierte Sport zuletzt mit<br />

insgesamt r<strong>und</strong> 544 Millionen<br />

Euro von den Erlösen<br />

<strong>des</strong> staatlichen Lotto- <strong>und</strong><br />

20<br />

Toto-Blocks <strong>und</strong> den Oddset-Sportwetten <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

könnte ohne diese Zuweisungen unmöglich in seiner momentanen<br />

Gestalt als gesellschaftlich bedeutsame Größe überleben.<br />

"Die Mittel zur För<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> Sports aus Umsätzen <strong>der</strong><br />

staatlichen Lotterien <strong>und</strong> Sportwetten betrugen im Jahr 2004<br />

deutschlandweit 529,978 Millionen Euro", berichtet Oliver<br />

Fisch vom Referat Marketing <strong>und</strong> Sportwetten bei Oddset.<br />

Der überwiegende Teil dieser Summe, in <strong>der</strong> die Oddset-<br />

Zuschüsse schätzungsweise knapp zehn Prozent ausmachen<br />

- genaue Angaben existieren wegen <strong>der</strong>en komplizierter <strong>und</strong><br />

unterschiedlicher Verteilung in den einzelnen Bun<strong>des</strong>län<strong>der</strong>n<br />

nicht - floss in die Kassen <strong>der</strong> Lan<strong>des</strong>sportbünde (LSB). Ausgeschüttet<br />

wurden 2004 außerdem 14,238 Millionen Euro<br />

aus den Erlösen <strong>der</strong> Glücksspirale, die <strong>der</strong> Zentrale <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

Sportbun<strong>des</strong> (DSB), dem Nationalen<br />

<strong>Olympischen</strong> Komitee (NOK) <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Stiftung Deutsche Sporthilfe (DSH)<br />

zugute kamen. Zahlen für das Jahr 2005<br />

liegen zwar noch nicht vor, aber eines<br />

bleibt unbestritten: Auch die Einheitsorganisation<br />

ist nach <strong>der</strong> Fusion von DSB<br />

<strong>und</strong> NOK existenziell auf das bewährte<br />

Instrument <strong>der</strong> Sportför<strong>der</strong>ung aus<br />

staatlichen Lotto- <strong>und</strong> Sportwetten-<br />

Mitteln angewiesen. DOSB-Präsident Dr.<br />

Thomas Bach <strong>und</strong> die kommissarischen<br />

Generaldirektoren Dr. Andreas Eichler<br />

<strong>und</strong> Bernhard Schwank haben das<br />

wie<strong>der</strong>holt unterstrichen. Doch nicht<br />

nur für den Sport sind diese Zuflüsse<br />

die wichtigste Lebensa<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n<br />

ebenso für viele Wohlfahrtsorganisationen<br />

in Deutschland, den Denkmalschutz<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Bereiche, die auf die so<br />

genannte Zweckabgaben <strong>des</strong> staatlichen<br />

Glücksspiels unmöglich verzichten<br />

können. Beim Sportwetten-Anbieter


Oddset beträgt diese Konzessionsabgabe je nach Bun<strong>des</strong>land<br />

zwischen 15 <strong>und</strong> 20 Prozent. Hinzu kommen 16,6 Prozent<br />

Lotteriesteuer. Abgaben, wie sie kein an<strong>der</strong>er Wettanbieter<br />

leitstet(e) <strong>und</strong> die nach dem Willen <strong>der</strong> Politik nach einem<br />

einzigen Motto geschützt werden sollen: Es lebe das Monopol!<br />

Interessen-Konglomerat<br />

unterm DOSB-Dach<br />

Nicht zu unterschätzen ist die Wirkung <strong>des</strong> Geldsegens, den<br />

vor allem die Profiligen aus den Werbe- <strong>und</strong> Sponsoren-<br />

Budgets <strong>der</strong> privaten Anbieter erhalten. Allein betandwin als<br />

größter von vier Anbietern, die sich auf eine Gewerbeerlaubnis<br />

aus den letzten Tagen <strong>der</strong> DDR berufen, beziffert sein<br />

Marketing-Budget in diesem Jahr auf 56 Millionen Euro.<br />

Daraus werden Sponsorenverträge<br />

mit Fußball-Bun<strong>des</strong>ligisten<br />

wie Wer<strong>der</strong><br />

Bremen <strong>und</strong> dem VfB Stuttgart<br />

o<strong>der</strong> Zuwendungen an<br />

die Profiligen im Basketball,<br />

Eishockey <strong>und</strong> Handball<br />

sowie wichtige Werbeeinnahmen<br />

zum Beispiel für<br />

das Deutsche Sportfernsehen<br />

gespeist. Was zur logischen<br />

Folge hat, dass bei<br />

den Partnern im Sport für<br />

Freude über den Sponsor<br />

gesorgt wird <strong>und</strong> im Gegenzug<br />

Abhängigkeiten <strong>und</strong><br />

separate, dem Sportwetten-<br />

Monopol <strong>des</strong> Staates geradezu<br />

entgegengesetzte<br />

Interessenlagen entstehen.<br />

Hinzu kommt beim <strong>Deutschen</strong><br />

Fußball-B<strong>und</strong> (DFB)<br />

<strong>und</strong> bei <strong>Deutschen</strong> Fußball-<br />

Liga (DFL) <strong>der</strong> ausgeprägte<br />

Wille, als Veranstalter <strong>und</strong><br />

Ausrichter <strong>der</strong> für Sportwetten wichtigsten sportlichen<br />

Ereignisse eine eigene Sportwetten-Lizenz zu bekommen <strong>und</strong><br />

das Produkt auf diese Weise sportwettentechnisch optimal<br />

auszuwerten. Aus diesem Wunsch <strong>und</strong> dem damit zwangsläufig<br />

verb<strong>und</strong>enen Ruf nach einer Teilliberalisierung <strong>der</strong><br />

Sportwetten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Zulassung privater Anbieter unter<br />

strengen Lizenzauflagen macht zum Beispiel <strong>der</strong> Geschäftsführende<br />

DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger kein Hehl.<br />

"Natürlich wollen alle ihre Pfründe gesichert haben. Das gilt<br />

für die Fußballvereine <strong>und</strong> für die Ligen im Handball, Basketball<br />

<strong>und</strong> Eishockey, die Verträge mit privaten Sportwettenan-<br />

bietern haben. Das gilt darüber hinaus für den gesamten<br />

Sport, <strong>der</strong> auf die Mittel aus den staatlichen Lotto- <strong>und</strong><br />

Toto-Mitteln existenziell angewiesen ist. Alle wollen ihre<br />

Zuwendungen gesichert sehen. "Es gibt keinen Konfrontationskurs,<br />

son<strong>der</strong>n ein gemeinsames pragmatisches Ziel innerhalb<br />

<strong>des</strong> Sports: Alle müssen sehen, dass ihr Haushalt steht",<br />

weißt Dr. Christa Thiel als Sprecherin <strong>der</strong> Spitzenverbände<br />

auf die vielfältige Interessenlage hin, während LSB-Sprecher<br />

Dr. Ekkehard Wienholtz die Relationen zwischen allgemeinen<br />

<strong>und</strong> individuellen Bedürfnissen im Sport gewahrt wissen will:<br />

"Alles ist <strong>der</strong>zeit auf kurzfristige Millionen von betandwin<br />

fixiert, die in einige Klubs <strong>und</strong> Ligen fließen. Wir müssen uns<br />

jedoch von <strong>der</strong> aktuellen Debatte lösen <strong>und</strong> die Einnahmen<br />

für den gesamten Sport dauerhaft sichern", plädiert <strong>der</strong><br />

Präsident <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>sportverban<strong>des</strong> Schleswig-Holstein<br />

dafür, das bewährte Instrument <strong>des</strong> Monopols nicht leichtfertig<br />

über Bord zu werfen. Genau diesen Intentionen folgen<br />

die Ministerpräsidenten <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> mit einem neuen, für<br />

2007 erwarteten Staatsvertrag. Mit dem Dokument soll das<br />

Monopol zunächst für vier Jahre bis 2011 sozusagen "auf<br />

Bewährung" festgeschrieben werden, um bis dahin Erfahrungen<br />

zu sammeln <strong>und</strong> dann erneut zu entschieden, ob es<br />

beim Monopol bleiben kann o<strong>der</strong> eine Liberalisierung unumgänglich<br />

ist. Wobei für alle Experten klar ist: Fällt das Monopol<br />

bei den Sportwetten, wird es auch beim Lotto- <strong>und</strong> Toto-<br />

Geschäft nicht zu halten sein. Das Feld <strong>der</strong> Sportwetten ist<br />

für die Privatanbieter gewissermaßen die Probebühne für<br />

den Sturm aufs Eigentliche. Deswegen wird so verbissen<br />

gekämpft.<br />

21


Gespräch mit <strong>der</strong> Politik über<br />

eine halbe Milliarde Euro<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> stellt für den Fußball <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e<br />

für die DFL die auf dem Sportwetten-Gipfel vom 22. August<br />

vereinbarte gemeinsame Positionierung <strong>des</strong> DOSB im Glücksspiel-Dickicht<br />

einen Kompromiss dar, <strong>der</strong> angesichts <strong>der</strong><br />

politischen Rahmenbedingungen als "realpolitisches Zeitspiel"<br />

bezeichnet werden könnte. Es ist ein Solidarpakt für die<br />

nächsten vier Jahre. Über die Strategie, auf die sich <strong>der</strong> organisierte<br />

Sport bei dem Spitzengespräch als "kleinsten gemeinsamen<br />

Nenner" einigen konnte, will DOSB-Präsident Thomas<br />

Bach nun mit den politischen Entscheidungsträgern <strong>der</strong><br />

Län<strong>der</strong> so bald wie möglich in Gespräche eintreten <strong>und</strong> dabei<br />

die Wünsche <strong>des</strong> Sports deutlich artikulieren. Erster Ansprechpartner<br />

ist <strong>der</strong> NRW-Regierungs-Chef Jürgen Rüttgers (CDU)<br />

als amtieren<strong>der</strong> Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ministerpräsidenten-Konferenz<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong>. Jenes Gremiums also, das den neuen Sportwettenstaatsvertrag<br />

Ende dieses Jahres verabschieden soll,<br />

bevor er von den 16 Län<strong>der</strong>parlamenten gebilligt werden muss<br />

<strong>und</strong> 2007 in Kraft treten kann. Der "DOSB-Masterplan" sieht<br />

vor, dass dem Sport bei <strong>der</strong> künftigen Gestaltung <strong>des</strong> Glücksspielrechts<br />

eine Summe von annähernd 500 Millionen Euro<br />

pro Jahr aus Lotto- <strong>und</strong> Toto-Mitteln vorrangig für den<br />

gemeinnützigen Sport sichergestellt werden müsse. Knapp 50<br />

Millionen Euro jährlich erhoffen sich DOSB <strong>und</strong> DFB vornehmlich<br />

für die Profiligen aus Umsätzen <strong>der</strong> Oddset-Sportwette<br />

<strong>und</strong> einer speziellen "Sportför<strong>der</strong>ungsgesellschaft", die man<br />

gemeinsam mit dem staatlichen Anbieter gründen möchte. In<br />

<strong>der</strong> Addition wäre das erklärte Ziel <strong>des</strong> Sports erreicht, dass es<br />

beim bisherigen Gesamt-För<strong>der</strong>volumen von gut 530 Millionen<br />

Euro pro Jahr bleiben muss.<br />

5:1 - ein Zugeständnis an den Fußball<br />

Vorgesehen ist, dass DOSB <strong>und</strong> DFB mit dem Anbieter Oddset<br />

eine "Sportför<strong>der</strong>ungsgesellschaft" gründen, um einen noch<br />

genau zu verhandelnden Prozentsatz aus dem Sportwetten-<br />

Geschäft nach dem Schlüssel 5:1 für den Fußball zu verteilen.<br />

Bei ihrem Modell gingen die Gesprächsteilnehmer <strong>des</strong> Wettgipfels<br />

von geschätzten Oddset-Überweisungen in Höhe von<br />

48 Millionen Euro pro Jahr aus. Bei einem Verteilerschlüssel<br />

von 5:1 zu Gunsten <strong>der</strong> Kicker würde <strong>der</strong> Fußballbereich mit<br />

40 Millionen <strong>und</strong> die Profiligen im Basketball, Handball <strong>und</strong><br />

Eishockey zusammen mit maximal acht Millionen Euro profitieren.<br />

Damit sollen Klubs wie Ligen die Ausfälle von Sponsoren<br />

wie betandwin kompensieren. "Das ist eine praktikable<br />

Kompromisslinie, den Interessen <strong>der</strong> Profis gerecht zu werden,<br />

ohne dass <strong>der</strong> gemeinnützige Sport schlechter gestellt wäre.<br />

Denn klar ist, dass die Lan<strong>des</strong>sportbünde <strong>und</strong> die Verbände bei<br />

<strong>der</strong> Finanzierung nicht herunterfallen dürfen", stimmte LSB-<br />

22<br />

Sprecher Ekkehard Wienholtz <strong>der</strong> Vereinbarung mit Blick auf<br />

die Lotto- <strong>und</strong> Totomittel von annähernd 500 Millionen für<br />

die Nichtprofis <strong>und</strong> den Breitensport zu. Die ins Auge gefasste<br />

"Sportför<strong>der</strong>ungsgesellschaft" ist nicht nur ein Zugeständnis<br />

an den Profisport <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e die Fußball-Bun<strong>des</strong>liga als<br />

elementare Gr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> Voraussetzung je<strong>des</strong> Sportwettengeschäfts.<br />

Zugleich deckt sich die Lösung mit den bereits seit<br />

Monaten laufenden Bemühungen <strong>der</strong> Ligen, Wettanbietern<br />

mit dem Hinweis auf den so genannten Veranstalterschutz auf<br />

juristischem Wege Abgaben abzutrotzen. "Der Sport liefert den<br />

Content, <strong>und</strong> zwar nicht nur wir im Fußball, son<strong>der</strong>n ebenfalls<br />

die Handballer, Basketballer, Eishockeyspieler <strong>und</strong> alle an<strong>der</strong>en,<br />

auf die gewettet werden kann. Sie alle betrifft das Problem im<br />

gleichen Maße, wenngleich wir wissen, dass die Fußballwetten<br />

mit 80 bis 85 Prozent den größten Anteil ausmachen", hatte<br />

<strong>der</strong> DFB-Sportwetten-Beauftragte Wilfried Straub schon vor<br />

Monaten geäußert, woraus DFL-Chef-Justitiar Thomas Summerer<br />

rechtliche Konsequenzen <strong>und</strong> finanzielle For<strong>der</strong>ungen<br />

gegenüber den Sportwetten-Anbietern ableitete. "Die unentgeltliche<br />

<strong>und</strong> systematische Nutzung <strong>der</strong> Spielpläne <strong>und</strong><br />

Ergebnislisten sehen wir als Missbrauch an. Unsere Rechtsauffassung<br />

war immer, dass es ein Recht <strong>des</strong> Veranstalters geben<br />

muss, seine Veranstaltung umfassend auszuwerten", hatte <strong>der</strong><br />

Jurist erklärt. Ein Gutachten zum "Veranstalterschutz", das<br />

vom Max-Planck-Institut für Wettbewerbsrecht in München<br />

erstellt wird, soll im Interesse <strong>der</strong> Klubs weitere Klarheit bringen.<br />

Mit dem Einstieg <strong>des</strong> Sports bei Oddset, <strong>der</strong> vornehmlich<br />

für die Profis von Nutzen sein soll, käme man juristischen<br />

Reibereien zwischen Klubs <strong>und</strong> Ligen sowie dem Wettanbieter<br />

geschickt zuvor.<br />

Staatsvertrag soll<br />

Verfassungsmäßigkeit garantieren<br />

"Das ist ein Vorschlag an die Politik <strong>und</strong> an die verschiedenen<br />

Oddset-Gesellschafter in den B<strong>und</strong>slän<strong>der</strong>n. Dort muss letztendlich<br />

die Entscheidung über ein solches Modell getroffen<br />

werden. Mit Sicherheit wird es noch einige steuerrechtliche<br />

Probleme geben, denn unsere Zuwendungen an den Sport<br />

sind an gemeinnützige Zwecke gekoppelt", kommentierte<br />

Oddset-Chef Erwin Horak den Plan, während sich die politische<br />

Ebene vorerst bedeckt hält. Rüttgers sei gegenüber dem<br />

Sport zwar "gr<strong>und</strong>sätzlich gesprächsbereit", hieß es aus<br />

<strong>des</strong>sen Staatskanzlei in Düsseldorf. "Gr<strong>und</strong>lage muss aber <strong>der</strong><br />

Beschluss <strong>der</strong> Ministerpräsidenten vom Juni sein." Das heißt:<br />

das klare Bekenntnis zum Monopol, auf das sich die Län<strong>der</strong>chefs<br />

im Juni gr<strong>und</strong>sätzlich geeinigt hatten. Während 13<br />

Bun<strong>des</strong>län<strong>der</strong> für ein komplettes Verbot von privaten Anbietern<br />

votierten, vertraten Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg<br />

<strong>und</strong> Schleswig-Holstein jedoch die Auffassung, dass<br />

langfristig die Vergabe einer begrenzten Anzahl von Konzessionen<br />

ratsam sei.


In dem neuen Staatsvertrag sollen die <strong>der</strong>zeit geltenden<br />

Bestimmungen für die staatlichen Oddset-Wetten auf <strong>der</strong><br />

Gr<strong>und</strong>lage einer Entscheidung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verfassungsgerichts<br />

(BVG) vom 28. März weiterentwickelt werden. Die Karlsruher<br />

Richter hatten vor allem klargestellt, dass eine staatliche<br />

Wette unter keinen Umständen zum Glücksspiel animieren<br />

darf, wenn sie den Gr<strong>und</strong>satz <strong>der</strong> Verfassungsmäßigkeit<br />

erfüllen will. Ihr Einverständnis mit dem Noch-Monopol <strong>des</strong><br />

Staates koppelten die Karlsruher Richter an die For<strong>der</strong>ung,<br />

Oddset solle aufhören, die K<strong>und</strong>schaft zum Glücksspiel zu<br />

animieren. "Das haben wir umgehend befolgt. Zum Beispiel<br />

wird es in <strong>der</strong> Ersten <strong>und</strong> Zweiten Bun<strong>des</strong>liga keine Bandenwerbung<br />

mehr von uns geben", berichtet Horak. Tabu sind<br />

inzwischen auch Wettenangebote per SMS, die Werbung im<br />

Fernsehen wurde eingestellt, <strong>und</strong> es soll auch keine Radio-<br />

Spots mehr geben. In den<br />

Annahmestellen <strong>und</strong> auf den<br />

Tippscheinen wird neuerdings<br />

darauf hingewiesen,<br />

dass Wetten süchtig machen<br />

kann. Nicht einmal <strong>der</strong><br />

Berliner Fußball-Pokal darf<br />

noch den Namen <strong>des</strong> staatlichen<br />

Anbieters tragen.<br />

Restriktiv wie <strong>der</strong> Staat auf<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite gegen<br />

private Unternehmen vorgeht,<br />

zwingt er seinen eigenen<br />

Favoriten in ein enges<br />

Korsett. In <strong>der</strong> Konsequenz -<br />

<strong>und</strong> natürlich wegen <strong>der</strong><br />

Konkurrenzsituation - brach<br />

<strong>der</strong> Umsatz <strong>der</strong> acht Jahre<br />

alten Oddset-Wette zwischen<br />

Januar <strong>und</strong> April 2006<br />

gegenüber dem Vorjahr um<br />

20 Prozent ein. Im Spitzenjahr<br />

2002 lag <strong>der</strong> Umsatz<br />

noch bei 530 Millionen Euro.<br />

Hält <strong>der</strong> Trend an, werden es in diesem Jahr gerade einmal<br />

noch 350 Millionen Euro sein.<br />

Nur "echtes Monopol" hat vor<br />

EU-Recht Bestand<br />

Sinkende Einnahmen sind womöglich <strong>der</strong> Preis, den Oddset<br />

für seine Verfassungs-Konformität zahlen muss, ohne die <strong>der</strong><br />

Monopolstatus mit Blick nach Europa rechtlich von vornherein<br />

zum Scheitern verurteilt wäre. Wenn <strong>der</strong> Staat das<br />

Glücksspiel-Geschäft unbedingt allein machen will, hatten die<br />

Karlsruher BVG-Richter den Län<strong>der</strong>n unmissverständlich<br />

aufgetragen, dann dürfe ihr Bestreben nach Einnahmen auf<br />

keinen Fall die Priorität genießen. Dann müsse alles unterlassen<br />

werden, was zum Spiel verleite <strong>und</strong> den Umsatz ankurbelt.<br />

"Diese absolut glaubhafte Umsetzung <strong>des</strong> Monopols" sei<br />

<strong>der</strong> einzige Weg zu seiner Aufrechterhaltung, ist Norbert<br />

Skowronek, <strong>der</strong> Direktor <strong>des</strong> LSB Berlin, als Kenner <strong>der</strong> komplizierten,<br />

komplexen Materie überzeugt. "Das primäre Ziel<br />

dürfen nicht die Einnahmen sein, auch wenn sie gesellschaftlich<br />

guten Zwecken zugute kommen. Im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> muss<br />

das übergeordnete staatliche Interesse an <strong>der</strong> Eindämmung<br />

<strong>der</strong> Spielsucht stehen. Wenn sich die deutschen Lotterie-<br />

Gesellschaften korrekt verhalten <strong>und</strong> zum Beispiel nicht<br />

werben o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>weitig zum Glücksspiel animieren, dann<br />

gerät dieses Monopol keineswegs in Konflikt mit dem EU-<br />

Wettbewerbsrecht", ist Skowronek überzeugt. Auch Län<strong>der</strong><br />

wie Belgien <strong>und</strong> Finnland könnten dem LSB-Direktor zufolge<br />

als Vorbil<strong>der</strong> für das funktionierende Monopol dienen, wie es<br />

die Ministerpräsidenten in ihrem Staatsvertrag wasserdicht<br />

festschreiben wollen. Ein Mutmacher für die Verteidiger <strong>des</strong><br />

Monopols ist ebenso, dass im Entwurf zur neuen EU-Dienstleistungsrichtlinie<br />

das Glücksspiel ausdrücklich ausgenommen<br />

wurde, um auf diesem Sektor nicht das Recht <strong>der</strong> einzelnen<br />

europäischen Staaten zu beschneiden. Trotzdem o<strong>der</strong> gerade<br />

<strong>des</strong>halb wird es von privaten Anbietern weiterhin Klagen <strong>und</strong><br />

rechtliche Vorstöße hageln. Es wird garantiert weiterhin mit<br />

allen erdenklichen Mitteln gerungen, um bei dem Milliardengeschäft<br />

nicht leer auszugehen. An <strong>der</strong> mitunter verwirrenden<br />

Nachrichten-Lage in den Medien wird sich vorerst kaum<br />

etwas än<strong>der</strong>n. Und schon gar nicht an den Zwängen für den<br />

Sport, im finanziellen Überlebenskampf auf <strong>der</strong> Hut zu bleiben.<br />

OF<br />

23


WM-Nachlese<br />

24<br />

o<strong>der</strong><br />

Wie die<br />

<strong>Deutschen</strong><br />

<strong>der</strong> Welt<br />

sympathisch<br />

wurden<br />

Von Steffen Haffner<br />

Noch wehen schwarzrotgoldene Fahnen im<br />

Sommerwind. So als wollten sich die<br />

Menschen nicht trennen von dem Stoff,<br />

aus dem die Träume sind. Und das, obwohl Jürgen<br />

Klinsmanns Anspruch, Fußball-Weltmeister zu<br />

werden, an <strong>der</strong> Wirklichkeit ausgebuffter Profis<br />

aus Italien scheiterte. Doch zur Verblüffung <strong>der</strong><br />

Welt <strong>und</strong> zum eigenen Erstaunen entpuppten sich<br />

die <strong>Deutschen</strong> als Meister im entspannten Feiern.<br />

Nicht einmal nach dem Aus im Halbfinale wurden<br />

die Fahnen eingerollt. André Heller stieß im<br />

Ausland wie<strong>der</strong>holt auf Aussagen wie diese: "Wir<br />

stehen regelrecht unter Schock. Die <strong>Deutschen</strong><br />

sind uns plötzlich sympathisch." Und Sportfre<strong>und</strong><br />

Wolfgang Schäuble konstatierte erfreut: "Wir<br />

fangen fast schon an, uns selbst zu mögen."<br />

Der hoch gegriffene Slogan "Die Welt zu Gast bei<br />

Fre<strong>und</strong>en" füllte sich in ungeahnter Weise mit<br />

Leben. Die Fanmeilen mit ihren Großbildschirmen<br />

wurden Feiermeilen friedlichen Miteinan<strong>der</strong>s.<br />

Bil<strong>der</strong> von <strong>Deutschen</strong> <strong>und</strong> Türken, die Arm in Arm<br />

die Erfolge <strong>der</strong> Heimmannschaft bejubelten,<br />

zeigten beiläufig die Integrationskraft <strong>des</strong> Fußballs.<br />

Afrikaner, die vor ihrer Reise zur WM vor<br />

den rassistischen Gefahren gewarnt worden<br />

waren, stießen statt auf No-go-Areas" auf "Togo-<br />

Areas", in denen sie herzlich willkommen waren.<br />

11,7 Millionen Menschen hatten beim "Public<br />

Viewing" ihr spezielles WM-Erlebnis, das dem in<br />

den zwölf hochmo<strong>der</strong>nen Arenen in nichts nachstand.<br />

Bedrohlicher Frust, nicht in den Besitz von<br />

WM-Tickets gekommen zu sein, wurde so <strong>der</strong><br />

Boden entzogen. Vorfälle, die sich angesichts <strong>der</strong><br />

Heerscharen trinkfreudiger Fans kaum vermeiden<br />

ließen, blieben überschaubar <strong>und</strong> wurden von <strong>der</strong><br />

eher besänftigend auftretenden Polizei im Handumdrehen<br />

entschärft.<br />

Die Jugend, nicht zuletzt die weibliche, fasste die<br />

WM als rauschende Party auf. Und das Wetter<br />

zeigte sich durchgängig mediterran. Da muss <strong>der</strong><br />

"Kaiser" seine Beziehungen nach oben genutzt<br />

haben. Die so genannte Lichtgestalt war ohnehin<br />

in seinem Hubschrauber dem Himmel am nächsten<br />

<strong>und</strong> demonstrierte die Kunst <strong>der</strong> Allgegenwart.<br />

Dass Franz Beckenbauer nebenbei noch<br />

diskret heiratete, zeigt seine Gabe, wie einst als<br />

Libero über das Spielfeld <strong>des</strong> Lebens zu tänzeln.<br />

Die Begeisterung <strong>der</strong> Massen entzündete sich an<br />

<strong>der</strong> mitreißenden Spielweise <strong>der</strong> Klinsmänner, die<br />

so gar nichts mehr mit <strong>der</strong> Ballschieberei von<br />

ehedem gemein hatte <strong>und</strong> verdient im kleinen<br />

Happy End <strong>des</strong> dritten Platzes mündete. Vielleicht


wäre die Hürde Italien sogar zu überspringen gewesen,<br />

hätte sich Torsten Frings im Getümmel mit den ausflippenden<br />

Argentiniern nicht zu einer schlagfertigen Reaktion<br />

provozieren lassen. Dass italienische Medien die Fifa zur<br />

Sperre für den Bremer veranlassten, führte nach entsprechenden<br />

Schlagzeilen auf dem deutschen Boulevard zu<br />

weniger schönen Verbalattacken gegen "die Pizzabäcker"<br />

aus dem Süden <strong>und</strong> gegen unfaire Pfiffe bei <strong>der</strong> italienischen<br />

Nationalhymne.<br />

Schade, dass ausgerechnet Zinedine Zidane, <strong>der</strong> beste<br />

Spieler <strong>des</strong> Turniers, im Endspiel nach schlimmen Beleidigungen<br />

durch den Italiener Marco Materazzi ausrastete<br />

<strong>und</strong> so die Fußballwelt vor den Kopf stieß. Da blieb es<br />

müßiger Spekulation vorbehalten, sich auszumalen, wie das<br />

Finale im Elfmeterschießen ohne den Platzverweis für<br />

"Zizou" ausgegangen wäre. Hatte <strong>der</strong> Franzose doch in <strong>der</strong><br />

regulären Spielzeit einen Strafstoß, wie <strong>der</strong> Reporter meinte,<br />

so genial an die Querlatte gezirkelt, dass <strong>der</strong> Ball hinter<br />

<strong>der</strong> Torlinie aufspringen musste. O<strong>der</strong> war es nicht doch<br />

eher Glück?<br />

In <strong>der</strong> Endphase wurde die WM zu einer Art Europameisterschaft,<br />

die vier Mannschaften vom alten Kontinent unter<br />

sich ausmachten. Die Afrikaner ließen mit Ghana <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Elfenbeinküste ihre Talente aufblitzen, ohne effektiv genug<br />

zu spielen. Die bravourös kämpfenden Australier scheiterten<br />

an einem Schiedsrichter, <strong>der</strong> ihnen kurz vor dem Abpfiff mit<br />

einem unberechtigten Elfmeter für den späteren Weltmeister<br />

Italien ihre Chance nahm. Die Brasilianer fielen aus allen<br />

Wolken, dass ihre Spielkunst, die ihr Trainer Carlos Alberto<br />

Parreira in ein taktisches Korsett gezwängt hatte, nicht zum<br />

Erfolg genügte. Der übergewichtige Ronaldo löste zwar<br />

Gerd Müller als WM-Rekordtorschützen ab, vermochte aber<br />

nicht zu brillieren. Und auch <strong>der</strong> hoch gelobte Ronaldinho<br />

deutete mit einigen genialen Anspielen nur selten sein<br />

Können an.<br />

Die Rückkehr <strong>der</strong> alten Herren aus Frankreich <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Auftritt <strong>der</strong> technisch versierten, mit allen Wassern gewaschenen<br />

Italiener, die sich nicht einmal von ihrem Skandal<br />

unterkriegen ließen, setzten die stärksten Akzente. Die<br />

größte Freude aber lösten die jungen <strong>Deutschen</strong> mit ihrem<br />

erfrischenden Fußball aus, <strong>der</strong> sie zu Weltmeistern <strong>der</strong><br />

Herzen machte. Mehr war möglich, wenn nur Michael<br />

Ballack nicht zu sehr mit Defensivaufgaben beschäftigt<br />

gewesen wäre, wenn "<strong>der</strong> Brasilianer" Bernd Schnei<strong>der</strong><br />

nicht unter <strong>der</strong> Angst <strong>des</strong> Spielers vor dem Torschuss<br />

25


Erinnern Sie sich, wie Deutschlands Fußballmannschaft<br />

2004 unter dem neuen Bun<strong>des</strong>trainer Jürgen Klinsmann<br />

startete: 3:1 gegen Österreich, 1:1 gegen Brasilien,<br />

Confe<strong>der</strong>ations-Cup? Die Medien waren hingerissen von<br />

dem ungewohnt offensiven, aggressiven <strong>und</strong> risikofreudigen<br />

Spiel, wie Klinsmann es versprochen hatte. Erinnern Sie sich,<br />

wie Deutschlands Fußballer im Frühjahr 2006 gegen Italien<br />

1:4 verloren? Sie spielten, waren sich die Journalisten einig,<br />

grottenschlecht <strong>und</strong> grausam <strong>und</strong> waren allemal "Rumpel-<br />

Fußballer" <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Weltmeisterschaft ohne Chance. Überhaupt<br />

gehöre <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>trainer, "Grinsi-Klinsi", nicht zu<br />

seiner Familie nach Kalifornien, son<strong>der</strong>n zu seinem Team<br />

nach Deutschland; "unprofessionell" sei sein Verhalten <strong>und</strong><br />

"unverschämt". Erinnern Sie sich, wie dann die nächsten<br />

Vorbereitungsspiele (gegen zum Teil zweitklassige Gegner)<br />

gestolpert wurde <strong>und</strong> <strong>der</strong> Start ins Turnier nur mühevoll<br />

gelang? Die <strong>Deutschen</strong>, schrieben die Herren über die veröffentlichte<br />

Meinung nun wie<strong>der</strong>, gehörten zweifellos zu den<br />

Favoriten; die "Euphorie" im Land (tatsächlich ist "Euphorie"<br />

das letzte Aufbäumen <strong>des</strong> Menschen vor dem Tod) werde sie<br />

wie von selbst von Sieg zu Sieg tragen. Bis Italien in <strong>der</strong> 118.<br />

Minute <strong>des</strong> Halbfinales allem Überschwang ein jähes, eiskaltes<br />

Ende machte. Da sparten die Medien zwar nicht mit Lob<br />

<strong>und</strong> Dank, "trotz" <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lage, aber sie machten auch<br />

"Enttäuschung", "Nie<strong>der</strong>geschlagenheit" <strong>und</strong> "Trauer" aus -<br />

26<br />

gelitten hätte <strong>und</strong> wenn Standards <strong>und</strong> Schusschancen<br />

besser genutzt worden wären... Stärker im Gedächtnis als<br />

die Torproduktion von Miroslav Klose <strong>und</strong> Lukas Podolski<br />

wird die menschliche Geste von Oliver Kahn bleiben, mit<br />

<strong>der</strong> er seinen Rivalen Jens Lehmann vor dem Elfmeterschießen<br />

gegen Argentinien ermutigte. Ein versöhnlicher,<br />

anrühren<strong>der</strong> Abschied seiner Karriere in <strong>der</strong> Nationalmannschaft.<br />

"Im Fußball nichts Neues", hieß ansonsten die Erkenntnis<br />

<strong>der</strong> vier Wochen. Dass sie als schönste Weltmeisterschaft in<br />

die Annalen eingeht, hatte weniger mit dem Inhalt als mit<br />

dem glanzvollen Drum <strong>und</strong> Dran zu tun. Es war, als verharrte<br />

das öffentliche Leben in einem Schwebezustand. Selbst<br />

die Bun<strong>des</strong>kanzlerin, die im Vergleich zu Gerhard "Acker"<br />

Schrö<strong>der</strong> eher als ahnungslose Amateurin galt, entwickelte<br />

sich zur begeistert mitgehenden Fußballanhängerin. Vielleicht<br />

jubelte "Angie" auf <strong>der</strong> Tribüne auch <strong>des</strong>halb so freudig<br />

erregt, weil Angela Merkel im Windschatten <strong>der</strong> WM<br />

Was ist los mit <strong>der</strong> veröffentlichten<br />

bevor sich die Mannschaft den dritten Platz holte <strong>und</strong> von<br />

Millionen auf den Straßen gefeiert wurde. Zugleich for<strong>der</strong>ten<br />

die, die ihn unlängst noch verteufelt hatten, "alle kämpfen<br />

um Klinsi". Und die "Tifosi"? Erinnern Sie sich, wie sie nach<br />

dem 4:1 zur Übermannschaft hoch- <strong>und</strong>, nur wenige<br />

Wochen später, nie<strong>der</strong>geschrieben wurden, weil die Manipulationen<br />

<strong>der</strong> Clubs in ihrer Heimat bekannt wurden <strong>und</strong> die<br />

Köpfe <strong>der</strong> Spieler <strong>des</strong>halb nicht frei seien für den Turniersieg<br />

in Deutschland? Am Ende wurde Italien dennoch Weltmeister,<br />

ausgerechnet Italien.<br />

Wir müssen uns erinnern, weil die, die die veröffentlichte<br />

Meinung machen <strong>und</strong> die öffentliche Meinung bestimmen,<br />

sich immer seltener erinnern, immer weniger erinnern wollen.<br />

Viel lieber treiben sie jeden Tag eine an<strong>der</strong>e Sau durchs Dorf,<br />

als ihr "dummes Geschwätz von gestern" zu erklären o<strong>der</strong> gar<br />

sich zu entschuldigen. Soviel Opportunismus darf nicht sein.<br />

Es muss Nachhaltigkeit geben, auch wo Journalisten auf<br />

Quote <strong>und</strong> Auflage schauen, um ihr Publikum buhlen müssen,<br />

das seinerseits nach immer neuen Schlagzeilen giert, "immer<br />

schneller, immer greller, immer lauter, immer geiler".<br />

Was denn gilt nun? Was sollen Leser, Hörer, Seher glauben?<br />

Wie kann ein "Rumpel-Fußballer" über Nacht "begeisternden"<br />

Fußball spielen? Wie ein "unprofessioneller" Trainer seine


schmerzhafte Reformen <strong>und</strong> Steuererhöhungen auf den<br />

Weg bringen konnte.<br />

Mittlerweile ist die Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen<br />

Land eine schöne, nachvibrierende Erinnerung. Der mediale<br />

Overkill ist vorbei. Knappere Sportteile sind wie<strong>der</strong> an die<br />

Stelle <strong>der</strong> ausladenden, ambitionierten WM-Beilagen getreten.<br />

Das Fernsehen richtet den Fokus auch auf die Weltreiterspiele<br />

in Aachen <strong>und</strong> die Hockey-Weltmeisterschaft in<br />

Mönchengladbach. Berlin <strong>und</strong> Hamburg träumen mit Verweis<br />

auf die WM von <strong>Olympischen</strong> Spielen. Die Bun<strong>des</strong>liga<br />

zieht wie<strong>der</strong> die Aufmerksamkeit auf sich. Die Nationalmannschaft<br />

rüstet für neue Kraftproben.<br />

Die WM setzte einen leichten Impuls für die Wirtschaft,<br />

nicht nur durch den Verkauf von Fahnen <strong>und</strong> sonstigen<br />

Devotionalien <strong>und</strong> den Strömen von Bier <strong>und</strong> sonstigen<br />

Getränken, die den Durst <strong>der</strong> Fans löschten. Ein Wirtschaftsw<strong>und</strong>er<br />

blieb aus, aber, so sagen Experten, das Konsumklima<br />

Meinung? Günther von Lojewski<br />

Mannschaft zum dritten Platz in <strong>der</strong> Welt führen? Wie eine<br />

Truppe, <strong>der</strong>en Köpfe "nicht frei" sind, Weltmeister werden?<br />

Was also ist los mit <strong>der</strong> veröffentlichten Meinung? Sind Schreiberlinge<br />

<strong>und</strong> Sendungsmacher womöglich gar nicht die Experten,<br />

die mehr wissen als wir alle am Stammtisch? O<strong>der</strong> haben<br />

sie das Gespür verloren für das, was um sie herum vorgeht?<br />

O<strong>der</strong> sind sie selbst Teil <strong>des</strong> Systems geworden <strong>und</strong> wollen,<br />

statt aus <strong>der</strong> Distanz zu berichten, selbst Einfluss nehmen?<br />

O<strong>der</strong> basteln sie sich am Ende gar ihre eigene "fiktionale<br />

Wirklichkeit", an <strong>der</strong> sie selbst dann wie<strong>der</strong>um die tatsächliche<br />

Wirklichkeit messen? Nach dem Motto: Ob die <strong>Deutschen</strong><br />

"Rumpel-Fußballer" sind, Klinsmann nach Deutschland gehört<br />

o<strong>der</strong> Italien bei <strong>der</strong> Weltmeisterschaft an seinen Skandalen<br />

scheitert, wir wissen zwar auch nicht mehr als Sie, aber wir<br />

sagen es schon einmal voraus, <strong>und</strong> wenn die Wirklichkeit sich<br />

daran nicht hält, ist sie selbst schuld, <strong>und</strong> wir vergessen es?<br />

Gerhard Schrö<strong>der</strong> <strong>und</strong> Otto Schily haben vor einem Jahr,<br />

nachdem sie die Bun<strong>des</strong>tagswahl verloren hatten, öffentlich<br />

die Frage gestellt, ob in unserer Zeit etwa "die Medien <strong>der</strong><br />

Souverän" im Land seien. Sie kannten die Antwort, die Frage<br />

war nur rhetorisch gemeint. Dennoch könnte sie die Journalisten<br />

einholen, <strong>und</strong> kein Verweis wird sie dann retten, dass<br />

sie beim Bau ihrer Scheinwelt auf willige Helfer getroffen<br />

hellte sich auf, <strong>und</strong> "Made in Germany" wurde langfristig als<br />

Marke gestärkt. Erstmals konnte ein sichtbarer Rückgang<br />

<strong>der</strong> Arbeitslosigkeit verkündet werden. Derweil macht die<br />

Allianz 7.500 Stellen platt. Und die Große Koalition zerreibt<br />

sich im Kleinklein parteipolitischer Scharmützel. Alltag im<br />

WM-Land.<br />

Jürgen Klinsmann, <strong>der</strong> sich zum Leidwesen <strong>der</strong> meisten<br />

<strong>Deutschen</strong> endgültig zu seiner Familie in sein kalifornisches<br />

Domizil zurückzog, wird mit seinem Namen dauerhaft für<br />

einen stürmischen Aufbruch im deutschen Fußball stehen,<br />

<strong>und</strong> hoffentlich darüber hinaus. Joachim Löw führt nun den<br />

Marsch durch die Ebene an. Ein Mann, <strong>der</strong> von Klinsmann<br />

inspiriert ist. Kann er auch <strong>der</strong> große Inspirator sein? Die<br />

WM 2006 wird ihn als Maßstab begleiten, auf dem Weg zur<br />

EM 2008 in Österreich <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schweiz <strong>und</strong> zur WM 2010<br />

in Südafrika. Nun muss die Devise gelten: nicht zurückblicken,<br />

son<strong>der</strong>n in die Zukunft schauen <strong>und</strong> weiter mutig<br />

nach vorne spielen.<br />

OF<br />

seien, "Experten" wie Wahlforscher, Fußballtrainer o<strong>der</strong> jene<br />

Promis selbst, die die Medien erst für ihre eigenen Interessen<br />

zu instrumentalisieren versuchen <strong>und</strong> dann in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

für die Folgen anklagen. Wer im Bemühen, schneller <strong>und</strong><br />

geiler zu sein als die Konkurrenz, am liebsten nur vorab<br />

berichtet, was er selbst erwartet, um danach, was tatsächlich<br />

geschieht, wie<strong>der</strong>um nur an <strong>der</strong> eigenen Erwartung zu messen,<br />

<strong>der</strong> verstößt gegen eherne Gesetze <strong>der</strong> journalistischen<br />

Zunft, gegen die Wahrheit <strong>und</strong> die Verpflichtung auf Unparteilichkeit<br />

<strong>und</strong> Sorgfalt in einem. Dem glaubt am Ende kein<br />

Publikum mehr, <strong>und</strong> wenn es nicht mehr glaubt, dann kauft<br />

es langfristig das Produkt nicht mehr. Und nimmt konsequenterweise<br />

den, <strong>der</strong> nicht mehr Reporter <strong>des</strong> Geschehens ist,<br />

son<strong>der</strong>n selber Akteur, auch in die Verantwortung für die<br />

Folgen seines Tuns. Dafür ist das Gr<strong>und</strong>recht <strong>der</strong> Freiheit von<br />

Information <strong>und</strong> Meinung nicht gedacht.<br />

Zuletzt hat Jürgen Klinsmann den Bettel hingeschmissen.<br />

Auch wenn er es nicht ausgesprochen hat, haben ihn gewiss<br />

auch seine Erfahrungen mit <strong>der</strong> veröffentlichten Meinung in<br />

Deutschland geleitet. Die Zunft, hat Gerhard Schrö<strong>der</strong> noch<br />

gesagt, "muss aufpassen". Sie machte es sich in <strong>der</strong> Tat zu<br />

einfach, wenn sie dies nur empört als Nötigung von sich<br />

wiese <strong>und</strong> nicht selbstkritisch die Entwicklung ihres Berufes<br />

korrigierte.<br />

OF<br />

27


"<br />

Mir ist nicht bange, dass Deutschland nicht eins<br />

werde", sagte J.W. Goethe vor gut 200 Jahren -<br />

<strong>der</strong> große Olympier hätte, sportlicher Weltbürger,<br />

<strong>der</strong> er stets war, seine helle Freude am fröhlichen Treiben<br />

seiner Landsleute im Frühsommer 2006 gehabt. Mit an<strong>der</strong>en<br />

Worten Goethes: "Weißt Du, worin <strong>der</strong> Spaß <strong>des</strong> Lebens<br />

liegt ? Sei lustig -geht es nicht, so sei vergnügt!" Sehr<br />

lustig-vergnügt waren die <strong>Deutschen</strong> gemeinsam mit ihren<br />

höchst willkommenen Gästen aus allen Kontinenten, einen<br />

großartigen Monat lang. Deutschland <strong>und</strong> die WM: das war<br />

weitaus mehr als Fußball.<br />

Mit <strong>der</strong> immens medienwirksamen Megaveranstaltung - die<br />

weltweit Fernsehrekorde brach - hat das ganze Land an<br />

Deutsche feiern<br />

Sport-Feste<br />

weltmeisterlich<br />

Von Michael Burau<br />

Ansehen gewonnen, über den Sport hinaus. In wenigen<br />

Wochen verpassten sich die Menschen in diesem Land ein<br />

neues, positiveres Image.<br />

Als eine Art "Vorläufer" bewirkten die glanzvollen <strong>Olympischen</strong><br />

Sommerspiele 1972 in München einen ähnlich positiven<br />

Effekt auf das Ausland. Der damalige Chef-Organisator,<br />

NOK-Präsident Willi Daume, setzte mit den berühmten "heiteren<br />

Spielen" seine Vision sehr erfolgreich um, ein besseres,<br />

neues Bild von Deutschland <strong>und</strong> seinen (erwiesen sportfre<strong>und</strong>lichen)<br />

Menschen nach außen zu schaffen. Das olympische<br />

Zeltdach sowie die leichten Farben bildeten einen äußeren<br />

Rahmen sui generis für großen Sport mit r<strong>und</strong> 7.900<br />

Aktiven aus 123 Län<strong>der</strong>n. Die Medien bemühten sich eifrig -<br />

es gab damals gerade mal zwei deutsche Fernsehsen<strong>der</strong>...<br />

28<br />

Im fabelhaften <strong>Olympischen</strong> Dorf, in den nahen, miteinan<strong>der</strong><br />

verb<strong>und</strong>enen Stadien, <strong>der</strong> am Wasser gelegenen "Spielstraße"<br />

entstand ein epochemachen<strong>des</strong> Gesamtkunstwerk,<br />

mit einer davor nicht gekannten heiteren, gelassen-Iockeren,<br />

kosmopolitischen Stimmung - die in den <strong>Deutschen</strong><br />

geschlummert hatte <strong>und</strong> nun geweckt worden war. Man<br />

hätte sie nur zu gerne um Jahre verlängern wollen - ehe am<br />

5. September das grauenvolle Attentat auf israelische Olympioniken<br />

einen jähen Einschnitt in die eben noch freudige,<br />

fröhliche, friedliche olympische Welt auslöste. Die zehn Tage<br />

lang herrlich beschwingte Insel <strong>der</strong> Seligen geriet plötzlich<br />

in einen Schockzustand, dem IOC-Präsident Br<strong>und</strong>age<br />

pragmatisch begegnete: "The Games must go on!" Damit<br />

war diesen (<strong>und</strong> etwaigen künftigen) Terroristen das eindeutige<br />

Zeichen gesetzt worden, dass die Olympische<br />

Idee weiterleben wird, was immer geschieht.<br />

Mochte das Olympische Feuer in München auch<br />

weiter lo<strong>der</strong>n, die w<strong>und</strong>erbare Leuchtkraft dieser<br />

zuvor einzigartigen Sommerspiele war gleichwohl<br />

erloschen.<br />

Die allseits bekannten hervorragenden deutschen<br />

Organisatoren wurden, erst recht seit München<br />

1972, vermehrt mit <strong>der</strong> Austragung bedeuten<strong>der</strong><br />

Sportveranstaltungen betraut. Das Organisationskomitee<br />

unter <strong>der</strong> Leitung von Willi Daume hatte<br />

Maßstäbe gesetzt. Die folgende Fußball-Weltmeisterschaft<br />

1974 in deutschen Landen war<br />

logistisch höchst effektiv, konnte allerdings von<br />

<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>stimmung her trotz <strong>des</strong> Gewinns <strong>des</strong><br />

WM-Titels das olympische Flair nicht erreichen.<br />

Von den 38 WM-Spielen waren nur 15 ausverkauft,<br />

insgesamt konnten lediglich knapp 70<br />

Prozent <strong>der</strong> Tickets abgesetzt werden - an einigen<br />

Spielorten schien die WM bestenfalls nicht weiter<br />

gestört zu haben. Das hat sich gut drei Jahrzehnte<br />

später gr<strong>und</strong>legend geän<strong>der</strong>t.<br />

Die olympische Kernsportart Leichtathletik ist mit<br />

ihren wichtigsten Veranstaltungen stets bestens in Deutschland<br />

aufgehoben gewesen. Europapokal-Finals sowie <strong>der</strong><br />

erste Weltpokal 1977 in Düsseldorf, einst als Vorläufer für<br />

die Weltmeisterschaften 1983 gedacht, erfreuten sich über<br />

Erwarten großen Zuspruchs bei Athleten wie Zuschauern.<br />

Die Europameisterschaften 1986 in Stuttgart waren nicht<br />

gerade von gutem Wetter begünstigt, das schwäbische<br />

Publikum ließ sich davon jedoch nicht abhalten, Mexikos "La<br />

Ola" auch bei <strong>der</strong> Leichtathletik einzuführen. Das<br />

gastfre<strong>und</strong>liche, objektive Verhalten brachte zudem den<br />

Fair-Play-Preis 1986. Der Internationale Leichtathletik-<br />

Verband erinnerte sich gerne an diese EM <strong>und</strong> vergab seine<br />

Weltmeisterschaften 1993 nach Stuttgart: ein in je<strong>der</strong><br />

Beziehung voller Erfolg! Im täglich ausverkauften Stadion<br />

wurde eine grandiose Woche <strong>der</strong> Leichtathletik gefeiert.


"Alle Mitwirkenden... sind mit Beifall geför<strong>der</strong>t worden <strong>und</strong><br />

haben ihn zurückgegeben. Nie zuvor war <strong>der</strong> Applaus von<br />

Athleten für ihr Publikum so groß", schrieb die F.A.Z. in<br />

ihrem Kommentar über die WM. "Die Weltmeisterschaften<br />

haben Bil<strong>der</strong> von gastfre<strong>und</strong>lichen <strong>Deutschen</strong> in aller Welt<br />

verbreitet", klang das Fazit über den Sport hinaus ähnlich<br />

wie nach <strong>der</strong> WM 2006. Im Gegensatz zur durchweg sonnigen<br />

WM 1993 herrschte bei den Leichtathletik-Europameisterschaften<br />

2002 in München oft Regenwetter, dennoch<br />

kamen in <strong>der</strong> Wettkampfwoche über 300.000 Besucher ins<br />

Olympiastadion mit Volksfeststimmung wie bei den Marathons<br />

in <strong>der</strong> Stadt mit Zehntausenden Zuschauern.<br />

Berlin begeistert je<strong>des</strong> Jahr ein Massenpublikum mit seinem<br />

traditionellen<br />

Marathon sowie<br />

dem berühmten<br />

Istaf, das zum<br />

Jahresabschluss<br />

die besten<br />

Leichtathleten<br />

<strong>der</strong> Welt vereint,<br />

vor r<strong>und</strong> 60.000<br />

Zuschauern, die<br />

das Beste daraus<br />

machen, dass<br />

immer weniger<br />

Deutsche <strong>der</strong><br />

Weltklasse angehören:<br />

sie feiern<br />

Spitzenleistungen<br />

<strong>der</strong> ausländischen<br />

Athleten.<br />

Der Wintersport<br />

erfreut sich in<br />

Deutschland immer größerer Beliebtheit: man ist häufig<br />

selbst aktiv, begibt sich aber auch mit wachsen<strong>der</strong> Begeisterung<br />

zu großen Veranstaltungen. Die Nordischen Ski-<br />

Weltmeisterschaften 1987 <strong>und</strong> 2005 in Oberstdorf erreichten<br />

mit enormer Resonanz <strong>und</strong> großartiger Atmosphäre<br />

geradezu norwegische Dimensionen, obwohl nicht immer<br />

deutsche Teilnehmer an <strong>der</strong> Vergabe <strong>der</strong> Medaillen direkt<br />

beteiligt waren. "Die Besucher <strong>der</strong> Wettkämpfe waren<br />

Teilhaber <strong>der</strong> Weltmeisterschaft, die zu dem großen Erlebnis<br />

beitrugen", schrieb FAZ-Sportchef Steffen Haffner zum<br />

23.2.1987. Sein Nachfolger Jörg Hahn per 28.2.2005:<br />

"Oberstdorf hat ein beson<strong>der</strong>es Skifest erlebt - nicht nur<br />

tagsüber an den Wettkampfstätten, son<strong>der</strong>n beinahe r<strong>und</strong><br />

um die Uhr in <strong>der</strong> ganzen Gemeinde." Der Ort habe den<br />

Ehrentitel "Holmenkollen <strong>der</strong> Alpen" wirklich verdient. Im<br />

Mai dieses Jahres erhielt Garmisch-Partenkirchen im sechsten<br />

Anlauf den Zuschlag für die Austragung <strong>der</strong> alpinen<br />

Ski-Weltmeisterschaften 2011, zur beson<strong>der</strong>en (Vor)Freude<br />

von Rosi Mittermaier <strong>und</strong> Christian Neureuther. Das nächste<br />

große Skifest!<br />

Neue Maßstäbe setzten auch die Biathlon-Weltmeisterschaften<br />

2004 in Oberhof, wo insgesamt über 200.000<br />

Zuschauer die Protagonisten <strong>der</strong> populären Sportart bejubelten.<br />

Die Eiskunstlauf-WM 2004 in Dortm<strong>und</strong> brachte<br />

weit mehr als zwei Mal Bronze für Deutsche.<br />

Deutsche Sportbegeisterung brach sich anno 2005 außerdem<br />

bei <strong>der</strong> spektakulären Beach-Volleyball-WM mitten in<br />

Berlin Bahn, natürlich auch beim traditionellen <strong>Deutschen</strong><br />

Turnfest dortselbst, mit noch mehr Zuschauern als r<strong>und</strong><br />

100.000 Aktiven. Der Con-Fed-Cup gab einen<br />

Vorgeschmack auf die große WM. Die Tour de France<br />

machte Station in Karlsruhe <strong>und</strong> im Schwarzwald, mit<br />

H<strong>und</strong>erttausenden an den Straßen, weit mehr als in Frankreich<br />

selbst! Im Frühjahr 2006 begeisterten bei <strong>der</strong> Mannschafts-WM<br />

im Tischtennis Timo Boll <strong>und</strong> Co. mit Bronze,<br />

die Asiaten in einem hochklassigen Finale (China, Korea).<br />

Großer Sport wird im Spätsommer im Westen <strong>der</strong> Republik<br />

geboten <strong>und</strong> für ausverkaufte Stadien sorgen: die Weltreiterspiele<br />

in Aachen, einer Traditionsstätte für Ross <strong>und</strong><br />

Reiter, sowie die Hockey-WM in Mönchengladbach, in ganz<br />

mo<strong>der</strong>ner Arena.<br />

Am Beginn <strong>des</strong> nächsten Jahres steht in Deutschland die<br />

nächste große Weltmeisterschaft an: Handball an zwölf<br />

Spielorten vom 19.1. bis 4.2. - Auftakt in Berlin, Finale in<br />

Köln, vor 19.000 Zuschauern. Die Kanu-WM 2007 in Duisburg<br />

verspricht ebenfalls Erfolge, in je<strong>der</strong> Beziehung.<br />

Begeistertes Publikum inklusive.<br />

OF<br />

29


Zwischen Design<br />

Bewegende Spurensuche nach<br />

Bei den erfolgreichen Län<strong>der</strong>spielen gegen Schweden <strong>und</strong><br />

Irland, den vielbesuchten Weltreiterspielen in Aachen,<br />

demnächst bei <strong>der</strong> Hockey- <strong>und</strong> dann 2007 <strong>der</strong> Handball-<br />

<strong>und</strong> Turnweltmeisterschaft kennt die sportliche Kulisse nur<br />

drei Farben: Schwarz-Rot-Gold. Sie erinnert an einen unvergesslichen<br />

Sommer, bei dem fröhliche, weltoffene Menschen -<br />

nicht nur Deutsche - diesen Farbdreiklang auf Fahnen schwenkten,<br />

er in Gesichtszügen strahlte, Ober- wie Unterbekleidung<br />

bedruckte, Autos kennzeichnete o<strong>der</strong> aus Fenstern <strong>und</strong> von<br />

Balkonen flatterte. Die Farben <strong>der</strong> deutschen Nationalfahne<br />

(übrigens auch die <strong>der</strong> belgischen) wurden <strong>und</strong> bleiben Symbol<br />

für eine bewegende Fröhlichkeit, für eine Fre<strong>und</strong>-reichere Welt,<br />

für die <strong>der</strong> Sport ganz offensichtlich eine einladende Plattform<br />

bilden kann.<br />

Die anfangs im Ausland <strong>und</strong> von einigen unbeweglichen<br />

Gewerkschaftlern formulierte historische Befürchtung, hier<br />

dränge leidvolles nationales Vormachtstreben <strong>und</strong> selbstgefälliges<br />

"Deutschland über alles" ins Bewußtsein, wurde durch die<br />

grenzenlose Fröhlichkeit <strong>der</strong> Akteure zur Belanglosigkeit.<br />

Die sportbegeisterten Fans feierten unbekümmert<br />

sich <strong>und</strong> das Jetzt. Das spontane, weitgehend<br />

selbstorganisierte Deutschland-Design geriet in jener<br />

Presse, die Bildung durch Bil<strong>der</strong> <strong>und</strong> Schlagzeilen<br />

ersetzen will, zum "Schwarz-Rot-Geil", die Konsumgüterindustrie<br />

will die Verkaufsför<strong>der</strong>ung für das<br />

Weihnachtsgeschäft in eben diesen Farben promoten.<br />

Ist also Schwarz-Rot-Gold nur die Farbe einer Saison,<br />

wird es bei neuen Erfolgen von Michael Schumacher<br />

im nächsten Jahr vielleicht Ferrari-Rot? Wer<br />

in kollektiven Manifestationen nicht nur Beliebigkeit<br />

<strong>und</strong> oberflächlich-kurzweiligen Schein sieht, son<strong>der</strong>n<br />

Zusammenhänge mit historischen Artefakten <strong>und</strong><br />

durch sie ausgelöste, zunächst vielleicht nicht<br />

30<br />

bewusste Empfindungen <strong>und</strong> Orientierungen sucht, stößt auf<br />

merkwürdige Spuren.<br />

Die deutschen Farben entstehen als Kleidungskennzeichen bei<br />

den Befreiungskriegen in Lützows Freikorps 1813, werden<br />

erstmals beim Treffen demokratischer Burschenschaftler auf <strong>der</strong><br />

Wartburg gezeigt, prägen das Bild <strong>des</strong> Hambacher Festes,<br />

werden von demokratischen Republikanern im Vormärz 1833<br />

<strong>und</strong> 1848 auf den Barrikaden hochgehalten, stehen für die erste<br />

Nationalversammlung in <strong>der</strong> Paulskirche, werden zur Nationalflagge<br />

<strong>der</strong> ersten deutschen Demokratie in <strong>der</strong> Weimarer Republik<br />

<strong>und</strong> prägen das Bild beim Mauerfall 1989.<br />

Es ist eine Fahne, die im Gegensatz zum Schwarz-Weiß-Rot<br />

Preußens <strong>und</strong> <strong>des</strong> Kaiserreichs o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hakenkreuzfahne stets<br />

für Gleichheit, Freiheit, Gerechtigkeit gestanden hat. Sie ist in<br />

Deutschland von <strong>der</strong> Reaktion immer wie<strong>der</strong> heftig bekämpft<br />

<strong>und</strong> verboten worden, nicht wenige ihrer Träger haben für ihre<br />

Prinzipien mit dem Leben bezahlt. Bis heute wohlbekannte<br />

Frankfurter Paulskirche 1848


<strong>und</strong> Bewusstsein<br />

Schwarz-Rot-Gold Von Hans-Jürgen Schulke<br />

Dichter, Wissenschaftler <strong>und</strong> Politiker haben sich zu ihr bekannt.<br />

Wenn heute Menschen ohne Ansehen von Religion, Rasse,<br />

Einkunft <strong>und</strong> Geschlecht unbeschwert miteinan<strong>der</strong> feiern können,<br />

dann haben die Vorläufer unter <strong>der</strong> schwarz-rot-goldenen<br />

Fahne dazu beigetragen. Und die fröhlich-sportlichen Fähnchenschwenker<br />

von heute haben keinerlei Anlass, sich für ihre Farben<br />

zu rechtfertigen. Im Gegenteil: Ein demokratisches Selbstbewusstsein<br />

ist hinter allem farbigen Design durchaus angebracht.<br />

Das auch <strong>des</strong>halb, weil <strong>der</strong> heutige Sport nicht nur Nutznießer<br />

demokratischer Vorfahren ist. Turnen, Sport <strong>und</strong> Spiel waren<br />

wichtige Akteure in dem historischen Prozess unserer Nationalfahne.<br />

Der Initiator von Schwarz-Rot-Gold war offensichtlich<br />

Friedrich Ludwig Jahn - ja, <strong>der</strong> Turnvater, <strong>der</strong> sich selbst wohl<br />

eher als Turnbru<strong>der</strong> gesehen hat <strong>und</strong> zeitweilig Bataillonskommandeur<br />

bei Lützows Jägern war. Sein engster Fre<strong>und</strong> Friesen<br />

war Adjudant von Lützow; noch heute werden nach ihnen<br />

Wettkämpfe bei den inzwischen internationalen <strong>Deutschen</strong><br />

Turnfesten benannt. Noch als Vizepräsident <strong>der</strong> Nationalver-<br />

sammlung 1849 hat Jahn - nicht ohne Eitelkeit - auf seinen<br />

Anteil an <strong>der</strong> Farbfindung verwiesen <strong>und</strong> für sie als Nationalflagge<br />

plädiert.<br />

Auf dem von Jahn initiierten <strong>und</strong> durch das gemeinsame Turnen<br />

von Schülern <strong>und</strong> Studenten auf den Turnplätzen vorbereitete<br />

Burschenschaftlertreffen 1816 auf <strong>der</strong> Wartburg waren es<br />

insbeson<strong>der</strong>e Turner, die sich mit diesen Farben schmückten. In<br />

<strong>der</strong> Metternichschen Restaurationszeit, die vielen Demokraten -<br />

<strong>und</strong> demzufolge auch Turnern wie Jahn - Verfolgung, Haft,<br />

Verbannung <strong>und</strong> Flucht brachten, waren diese Farben zwangsläufig<br />

verboten. Beim Hambacher Fest waren es insbeson<strong>der</strong>e<br />

viele Turnvereine, die die neue Fahne mit sich trugen. Die<br />

Farben finden sich seit dem in vielen Vereinsfahnen. Badische<br />

Turner trugen sie an vor<strong>der</strong>ster Front bei den blutigen Kämpfen<br />

um den Erhalt <strong>der</strong> demokratischen Verfassung 1849. Noch 1880<br />

beschloss die Deutsche Turnerschaft - abweichend von den<br />

herrschenden Reichsfarben - Schwarz-Rot-Gold als Nationalflagge<br />

zu vertreten.<br />

Es hat Erinnerung verdient, dass seit diesen Zeiten <strong>und</strong> bis<br />

heute die Vereine ein einzigartiges demokratisches Netzwerk in<br />

unserer Gesellschaft bilden: Hier kann Je<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jede ohne<br />

Ansehen <strong>der</strong> Person Mitglied werden, hat je<strong>des</strong> Mitglied bei<br />

Entscheidungen eine Stimme <strong>und</strong> wird Macht nur auf Zeit <strong>und</strong><br />

kontrolliert vergeben. In einem solchen Gefüge kann vertautes<br />

Du entstehen, darf turnerische Brü<strong>der</strong>lichkeit <strong>und</strong> sportliche<br />

Fre<strong>und</strong>schaft nachhaltig erwachsen. Und vielleicht ist es auch<br />

<strong>der</strong> Erinnerung wert, dass die während <strong>der</strong> Demokratenverfolgung<br />

in <strong>der</strong> ersten Hälfte <strong>des</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>erts entstandenen<br />

Turn- <strong>und</strong> Sängerfeste oft die einzige Möglichkeit zum ungehemmten<br />

politischen Meinungs- <strong>und</strong> Erfahrungsaustausch<br />

bildeten. Bei aller unendlichen Leichtigkeit <strong>des</strong> Bewegtseins bei<br />

den <strong>der</strong>zeitigen Sportfesten gilt über das Hier <strong>und</strong> Jetzt hinaus<br />

die Vergewisserung: Wer nichts hinter sich hat, hat auch nichts<br />

vor sich.<br />

OF<br />

31


Die südafrikanische Fußball-Mannschaft konnte sich<br />

nicht für die WM 2006 in Deutschland qualifizieren.<br />

Für die WM 2010 im eigenen Land ist sie als Gastgeber<br />

hingegen "gesetzt". Dies allein führt zu großen Hoffnungen<br />

in einem Land, indem für über 90% <strong>der</strong> Bevölkerung -<br />

dies entspricht dem Anteil <strong>der</strong> Nicht-Weißen - Fußball mit<br />

großem Abstand <strong>der</strong> Sport Nummer Eins ist.<br />

Spielerische <strong>und</strong> technische Fortschritte für die eigene Mannschaft<br />

sind nur eine <strong>der</strong> Hoffnungen. Die besten<br />

Spieler <strong>der</strong> Welt nun live erleben zu können, ist<br />

sicherlich von ähnlicher Wichtigkeit. Deren Län<strong>der</strong><strong>und</strong><br />

Clubspiele werden von den Südafrikanern am<br />

Fernsehen begierig verfolgt, so dass ihre Namen<br />

nicht nur von jungen Fans mühelos heruntergerasselt<br />

werden können.<br />

Bei den Führungspersonen bestehen zudem große<br />

Hoffnungen auf zusätzliche politische Anerkennung<br />

<strong>und</strong> ein weltweit verbessertes Image. Die<br />

Hoffnung auf erhebliche wirtschaftliche Vorteile ist<br />

allerdings sowohl bei den Fans als auch bei den<br />

Entscheidungsträgern im Schwinden begriffen.<br />

Kurz nach dem Zuschlag <strong>der</strong> WM wurden Berechnungen<br />

gefertigt, nach denen über 230.000 internationale<br />

Touristen für jeweils zwei Wochen nach<br />

Südafrika zu Besuch kommen würden. 160.000<br />

Jobs sollten geschaffen werden. Dies hätte insbeson<strong>der</strong>e<br />

für die nicht-weiße Bevölkerung, bei <strong>der</strong><br />

die Arbeitslosigkeit über 50% beträgt, Einkommensquellen<br />

gebracht.<br />

Inzwischen wird den Südafrikanern jedoch klar,<br />

dass mit <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> WM nur bedingt<br />

Geld zu verdienen ist. Die "Host-City"-Verträge mit<br />

<strong>der</strong> FIFA, welche den deutschen Host-City-Verträgen<br />

ähnlich sind <strong>und</strong> auch dort für Verstimmung<br />

gesorgt haben, sind voller Haken: Werbung im<br />

Umkreis von einem Kilometer um das Stadion <strong>und</strong><br />

an allen wichtigen Zufahrtsstraßen ist nur für<br />

FIFA-bestätigte Unternehmen zulässig - <strong>und</strong> die Erlöse gehen<br />

an die FIFA. Die Städte haben (umzäunte) Fan-Parks einzurichten,<br />

in denen die gleichen Werbebedingungen gelten.<br />

Dort <strong>und</strong> in den Stadien darf nur Budweiser, <strong>der</strong> offizielle<br />

FIFA-Partner, Bier verkaufen. Son<strong>der</strong>-Fahrspuren für die<br />

Mannschaften <strong>und</strong> die Offiziellen, Büroräume mit unbegrenzten<br />

Telefon-, Internet- <strong>und</strong> sonstigem Kommunikationsequipment<br />

sowie Verpflegung sind kostenfrei für die FIFA einzurichten.<br />

Von beson<strong>der</strong>er Problematik im dynamischen Südafrika<br />

sind jedoch zwei weitere Bedingungen: Während <strong>der</strong><br />

gesamten Dauer <strong>der</strong> Wettkämpfe sind in den Städten keine<br />

Baumaßnahmen zulässig. Und: Die Städte haben Ersatzkapazitäten<br />

für die Stromerzeugung bereitzustellen, mit denen (in<br />

Südafrika nicht ungewöhnliche) Kapazitätsengpässe ausgegli-<br />

32<br />

chen werden können. Die Kapstädter Zeitung "Weekend<br />

Argus" fasst bereits auf Gr<strong>und</strong> dieser Verträge zusammen:<br />

"Nach dem Vertrag scheint es, dass die potenziellen wirtschaftlichen<br />

Nutzen nicht den Ausrichtungsstädten zugute<br />

kommen <strong>und</strong> dass das lokale Business nicht profitieren wird."<br />

Die (Finanz-)Probleme mit den Stadienbauten sind hierbei<br />

noch nicht einmal berücksichtigt. Aus <strong>der</strong> Bauindustrie vernommen<br />

wird, dass sie an <strong>der</strong> WM nicht beson<strong>der</strong>s interes-<br />

Nach <strong>der</strong> WM<br />

ist vor <strong>der</strong> WM<br />

Hoffnungen auf Erfolg in<br />

Sport <strong>und</strong> Wirtschaft auch<br />

für Südafrika 2010<br />

Von Wolfgang Maennig<br />

siert sei. Angesichts einer Wachstumsrate <strong>des</strong> südafrikanischen<br />

Bruttoinlandsproduktes von über fünf Prozent <strong>und</strong><br />

einer Vollauslastung <strong>der</strong> Produktionskapazitäten könnte sie<br />

die Stadien nur bauen, wenn sie auf an<strong>der</strong>e Projekte verzichtet.<br />

Zusätzliche Einkommens- <strong>und</strong> Beschäftigungseffekte im<br />

südafrikanischen Baugewerbe kann es so kaum geben.<br />

Dabei sind die notwendigen Investitionen deutlich umfangreicher<br />

als zunächst gedacht. Entgegen <strong>der</strong> erfolgreichen<br />

Bewerbungsunterlagen hat man sich inzwischen entschlossen,<br />

nicht einfach zehn Stadien zu mo<strong>der</strong>nisieren, son<strong>der</strong>n<br />

fünf neue zu bauen <strong>und</strong> fünf zu mo<strong>der</strong>nisieren. Hintergr<strong>und</strong><br />

ist, dass ein Teil <strong>der</strong> Stadien, die mo<strong>der</strong>nisiert werden sollten,<br />

"weißen" Rugby-Clubs gehören. Die "schwarze" ANC-Staats-


egierung verspürt jedoch nur wenig Neigung, öffentliche<br />

Gel<strong>der</strong> für solche Stadien zu investieren. Die Gel<strong>der</strong> sollen<br />

lieber für eine nachhaltige Verbesserung für den schwarzen<br />

Fußballsport eingesetzt werden.<br />

Hierzu ist wichtig zu wissen, dass Rugby <strong>und</strong> Cricket mit<br />

Abstand die beliebtesten Sportarten <strong>der</strong> Weißen sind. Fußball<br />

interessiert die Weißen hingegen kaum. Der Verfasser hat ein<br />

ausverkauftes Pokal-Viertelfinalspiel mit r<strong>und</strong> 15.000<br />

Zuschauern in Kapstadt besucht. Er <strong>und</strong> Begleitung schienen<br />

die beiden einzigen Weißen zu sein.<br />

Mit den Zuschauerzahlen ist ein weiteres Problem angesprochen:<br />

Die neuen <strong>und</strong> mo<strong>der</strong>nisierten Stadien müssen nach<br />

FIFA-Richtlinien mit Kapazitäten von r<strong>und</strong> 40.000 <strong>und</strong> mehr<br />

Zuschauern ausgestattet werden. Für <strong>der</strong>artig große Fußballstadien<br />

wird die Nutzung nach <strong>der</strong> WM jedoch schwierig. Zu<br />

normalen Erstliga-Spielen kommen in <strong>der</strong> Regel kaum mehr<br />

als 5.000 Zuschauer. Dies liegt zum Einen daran, dass die<br />

Ligamannschaften nur bedingt hochklassigen Sport bieten.<br />

Die besten Südafrikaner spielen in europäischen Ligen. Zum<br />

An<strong>der</strong>en sind die Eintrittspreise vielen Schwarzen zu hoch.<br />

Zwar kosten die Spiele meistens um die zwanzig Rand (r<strong>und</strong><br />

2,7 Euro), aber <strong>der</strong> staatliche Min<strong>des</strong>tlohn beträgt zurzeit<br />

noch weniger als tausend Rand (135 Euro). Und die Arbeitslosen<br />

haben noch nicht einmal dieses Einkommen.<br />

Mag die Nachnutzung <strong>der</strong> Stadien bereits problematisch sein<br />

- die Kostenbelastung ist es allemal. Die zehn mo<strong>der</strong>nisierten<br />

Stadien sollten zunächst umgerechnet nur r<strong>und</strong> 245 Mio.<br />

Euro kosten. Für die Verkehrsinfrastruktur wurden 68 Mio.<br />

Euro veranschlagt. Angesichts <strong>der</strong> deutschen Erfahrungen mit<br />

<strong>der</strong> WM 2006<br />

erschienen die<br />

geplanten Investitionen<br />

von<br />

Anfang verblüffend<br />

gering. Die<br />

12 deutschen<br />

mo<strong>der</strong>nisierten<br />

bzw. neu gebauten<br />

Stadien kosteten<br />

1,4 Mrd. Euro.<br />

Für die Verkehrsinfrastruktur<br />

stellte das Bun<strong>des</strong>ministerium<br />

<strong>des</strong> Innern 2004<br />

in seinem dritten<br />

Fortschrittsbericht<br />

zur WM fest, dass<br />

allein in Ausbau<strong>und</strong>Erweiterungsmaßnahmen<br />

für das Bun<strong>des</strong>fernstraßennetz<br />

etwa 3,4 Mrd.<br />

Euro investiert<br />

wurden. Hinzu<br />

kamen inzwischen<br />

weitere Ausbau<strong>und</strong>Erweiterungsmaßnahmen,<br />

auch im Schienenverkehr. Unter Einschluss dieser weiteren<br />

Maßnahmen ergeben sich insgesamt r<strong>und</strong> 7 Mrd. Euro.<br />

Allerdings sind in dieser Summe beispielsweise auch <strong>der</strong><br />

Neubau <strong>des</strong> Berliner Hauptbahnhofes <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bau <strong>der</strong> vierten<br />

Hamburger Elbtunnelröhre beinhaltet, die bereits lange<br />

vor dem Zuschlages für die WM 2006 geplant <strong>und</strong> in Angriff<br />

genommen wurden. Unter Herausrechnung <strong>der</strong>artiger Projekte<br />

verbleiben nach einer Studie <strong>der</strong> Universität Hamburg r<strong>und</strong><br />

1,6 Mrd. Euro bun<strong>des</strong>deutsche Kosten für die WM-bedingte<br />

Verkehrsinfrastruktur. Die Infrastrukturmaßnahmen waren<br />

also teurer als die Stadionbauten.<br />

Kostenerhöhungen für Stadien <strong>und</strong> Infrastruktur in Südafrika<br />

waren zu erwarten - allerdings zeigen sich die südafrikani-<br />

33


schen Behörden angesichts <strong>der</strong> bislang erfolgten Anpassungen<br />

ziemlich geschockt. Das neue Stadion in Port Elisabeth<br />

soll fast 100 Mio. Euro kosten, Durban soll mehr als doppelt<br />

so teuer werden <strong>und</strong> für den Neubau in Kapstadt belaufen<br />

sich die Schätzungen auf 160 bis 200 Mio. Euro. Die drei<br />

Stadien, für welche die Wettbewerbe übrigens allesamt von<br />

den Berlin/Hamburger Architekten Gerkan, Marg <strong>und</strong> Partner<br />

gewonnen wurden, kosten somit bereits mehr, als für alle 10<br />

Stadien geplant war. So hat die südafrikanische Regierung<br />

inzwischen erklärt, dass sie mehr als 560 Mio. Euro veranschlagt<br />

hat. Eine langfristige (Re-)Finanzierung über Eintrittspreise<br />

ist ausgeschlossen. Und die Schätzungen für die Infrastruktur<br />

wurden auf 1,6 Mrd. Euro erhöht.<br />

Wenngleich diese Kostenschätzungen nun mit den deutschen<br />

Erfahrungswerten Ähnlichkeit erhalten, muss angemerkt<br />

werden, dass die Stadien bislang allenfalls nur im Planungsstadium<br />

sind. Die weltweiten Erfahrungen mit öffentlichen<br />

Baumaßnahmen zeigen, dass in <strong>der</strong> Bauphase weitere Kostensteigerungen<br />

auftreten können. Für Kapstadt beziehen<br />

sich die Kostenplanungen übrigens auf den Standort Green<br />

Point an <strong>der</strong> Waterfront. Dieser Standort inmitten exklusiver<br />

"weißer" Lagen wurde von <strong>der</strong> früheren ANC-Stadtregierung<br />

festgelegt. Die jetzige Kapstädter Stadtregierung unter Bürgermeisterin<br />

Zille (übrigens Nachfahrin <strong>des</strong> gleichnamigen<br />

Berliner Künstlers) hatte, mit dem Argument, dass die Finanzierung<br />

nicht gesichert sei, alle Planungsaufträge auf Eis<br />

34<br />

gelegt. Sie wurde hierfür von Politikern aus den übergeordneten<br />

Gebietskörperschaften kritisiert, da die Zeit bis zur - <strong>der</strong><br />

FIFA versprochenen - Fertigstellung 2008 ohnehin kaum<br />

erreichbar ist. Die Finanzierung über die Zentralregierung<br />

wurde ihr zugesichert.<br />

Konsequenter Weise gehen die Überlegungen teilweise nun<br />

auch - durchaus mit Wohlwollen <strong>der</strong> FIFA - in die Richtung,<br />

statt <strong>der</strong> fünf Neubauten doch lieber alte Stadien zu mo<strong>der</strong>nisieren.<br />

Allerdings geht dabei die Idee verloren, dass die<br />

südafrikanischen Neubauten "ikonische" Bauten werden<br />

sollten. Vorbil<strong>der</strong> für solche "ikonischen" Bauten hätten das<br />

Opernhaus in Sydney <strong>und</strong> die Guggenheim-Museen in Bilbao<br />

<strong>und</strong> New York sein können, mit denen Touristen magisch<br />

angezogen werden. Von den deutschen Stadien weist die<br />

Münchener Allianz-Arena eine vergleichbare architektonische<br />

Innovationskraft auf. Allerdings fehlt ihr eine wesentliche<br />

Eigenschaft an<strong>der</strong>er ikonischer Bauten: eine zentrale Lage.<br />

Kapstadt mit dem exponierten Standort Greenpoint neben<br />

<strong>der</strong> Waterfront, sowie Port Elisabeth <strong>und</strong> Durban mit den<br />

vorgesehenen Flächen direkt an Hafen, Strand <strong>und</strong> Stadtzentrum<br />

können hingegen solche Lagen bieten. Es ist den Südafrikanern<br />

zu wünschen, dass sie ihre mutigen, nicht risikolosen<br />

Pläne jedenfalls teilweise realisieren können - <strong>und</strong> dass<br />

ihre Hoffnungen auf zumin<strong>des</strong>t langfristig positive wirtschaftliche<br />

Wirkungen <strong>der</strong> WM 2010 tragen werden.<br />

OF


In Botsuana, Namibia, Vietnam <strong>und</strong> Georgien waren im<br />

Juli <strong>und</strong> August 2006 wie<strong>der</strong> deutsche Sportexperten im<br />

Einsatz. Ihre Maßnahmen zielten auf die Didaktik <strong>und</strong><br />

Methodik <strong>der</strong> Sportarten Fußball, Tischtennis, Leichtathletik<br />

<strong>und</strong> Handball. Doch <strong>der</strong> "heimliche Lehrplan" führte wie<br />

immer weit über diese Themen hinaus. Wenn <strong>der</strong> deutsche<br />

Sport Trainer <strong>und</strong> Betreuer in die Dritte Welt schickt, dann<br />

geht es seit mehr als vierzig Jahren nicht nur um Elfmeter<br />

o<strong>der</strong> Eckball, Staffelholz, Tischtennisplatte o<strong>der</strong><br />

Tornetz, son<strong>der</strong>n meist auch um die För<strong>der</strong>ung von<br />

Demokratie, Frieden <strong>und</strong> Stabilität, um sozialen<br />

Zusammenhalt, die Emanzipation von Mädchen<br />

<strong>und</strong> Frauen o<strong>der</strong> um Hilfe für kriegs- <strong>und</strong> katastrophengeschädigte<br />

Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche.<br />

"Beeindruckt hat uns immer, wie entschlossen <strong>und</strong><br />

unerschrocken Sie auch in Krisengebieten im<br />

Einsatz waren; insbeson<strong>der</strong>e in Afghanistan, wo Sie<br />

nach dem Ende <strong>des</strong> Taliban-Regimes Unterstützung<br />

geleistet haben", wurde Holger Obermann<br />

kürzlich an prominenter Stelle von DOSB-Mitglied<br />

Klaus Steinbach für seine Verdienste geehrt. In<br />

diesem Jahr wird Obermann 70 Jahre alt. Die<br />

sportliche Entwicklungshilfe hat ihm langfristig<br />

mehr gegeben als seine Tätigkeit als ARD-Sportschau-Mo<strong>der</strong>ator.<br />

Ob man seinem Vorhaben, nun<br />

kürzer treten zu wollen, Glauben schenken darf,<br />

bleibt abzuwarten. Auch Rudi Gutendorf o<strong>der</strong> Otto<br />

Pfister sind als Pioniere <strong>des</strong> Sports in <strong>der</strong> Dritten<br />

Welt noch in höherem Alter beseelt von ihrer<br />

Aufgabe, die sie als Berufung empfinden. Einen<br />

beson<strong>der</strong>en Stellenwert in <strong>der</strong> Ahnengalerie nimmt<br />

Bernd Trautmann ein. Den älteren Lesern <strong>und</strong><br />

Fußballfre<strong>und</strong>en ist bekannt, wie ihm nach Weltkrieg<br />

<strong>und</strong> Kriegsgefangenschaft <strong>der</strong> Sprung in die<br />

Mannschaft von Manchester City gelungen war,<br />

für die er im englischen Pokalfinale 1956 trotz<br />

gebrochenen Halswirbels mit großartigen Paraden<br />

zur Legende wurde. Nur wenige wissen, dass Bernd<br />

Trautmann als Botschafter <strong>des</strong> deutschen Sports<br />

<strong>und</strong> im Auftrag <strong>der</strong> Gesellschaft für Technische<br />

Zusammenarbeit (GTZ) in Län<strong>der</strong>n wie Malta,<br />

Jemen, Pakistan, Liberia, Tansania o<strong>der</strong> Burma tätig war.<br />

Zahlreiche Qualifikationen, Platzierungen <strong>und</strong> Titel bei Kontinentalmeisterschaften,<br />

Weltmeisterschaften o<strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Spielen gehen auf die Arbeit deutscher Sport-Experten<br />

zurück. Die Geschichten <strong>und</strong> Anekdoten, die sie zu erzählen<br />

wissen, weisen weit über den Sport hinaus. Da ist von<br />

Jugendzentren im Himalaya die Rede, von Minenfel<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />

Kriegsversehrten in Kambodscha, von Bürgerkriegen in Ost-<br />

Timor, von Naturkatastrophen in Südostasien, von großen<br />

Gefahren für Leib <strong>und</strong> Leben, aber auch <strong>und</strong> allenthalben von<br />

Herzlichkeit <strong>und</strong> Dankbarkeit, von gewachsenen Fre<strong>und</strong>schaf-<br />

ten, gemeinsamen Festen, von Riten, Kulten <strong>und</strong> Tänzen,<br />

großartigen Naturerlebnissen <strong>und</strong> von internationaler Solidarität.<br />

Sehr eindrucksvoll stimmen die Erfahrungsberichte mit<br />

offiziellen Aussagen <strong>und</strong> Annahmen zum integrativen <strong>und</strong><br />

erzieherischen Wert <strong>des</strong> Sports überein.<br />

Es überrascht nicht, wie einmütig Vertreter <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong>, <strong>der</strong> im <strong>Deutschen</strong> Bun<strong>des</strong>tag<br />

Für Demokratie,<br />

Frieden <strong>und</strong><br />

Stabilität<br />

Deutsche Sportexperten<br />

leisten seit vierzig Jahren<br />

weltweit Entwicklungshilfe<br />

Von Stefan Volknant<br />

vertretenen Parteien <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sportwissenschaft den Wert <strong>des</strong><br />

Sports in <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit würdigen, wie<br />

wortreich dem deutschen Sport Anerkennung zuteil wird <strong>und</strong><br />

wie groß <strong>der</strong> Eifer an<strong>der</strong>er Industrie-Nationen geworden ist,<br />

es ihm nach zu tun.<br />

"Wegen seiner sozialen Kraft <strong>und</strong> seinem hohen Mobilisierungsanspruch<br />

steht <strong>der</strong> Sport für soziales Miteinan<strong>der</strong>,<br />

Teamgeist <strong>und</strong> Einsatzwillen <strong>und</strong> trägt zur Integration<br />

benachteiligter Gruppen bei", erklärte DOSB-Vizepräsidentin<br />

Ilse Rid<strong>der</strong>-Melchers Anfang Juli 2006 im Sportausschuss <strong>des</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> Bun<strong>des</strong>tages.<br />

35


Den unbestrittenen Potenzialen laufen allerdings seit Anfang<br />

<strong>der</strong> 90er Jahre umfangreiche Mittelkürzungen diametral<br />

entgegen. Während die Sportför<strong>der</strong>ung im Rahmen <strong>der</strong><br />

Kulturpolitik <strong>des</strong> Auswärtigen Amtes Bestand hatte, hat sich<br />

das Bun<strong>des</strong>ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

<strong>und</strong> Entwicklung zunächst mehr <strong>und</strong> mehr <strong>und</strong> zuletzt<br />

vollständig aus dem Kreis <strong>der</strong> öffentlichen För<strong>der</strong>er zurückgezogen.<br />

Seit dem Jahr 2005 steht dort kein Etat mehr für<br />

sportliche Entwicklungshilfe zur Verfügung. "Das ist keine<br />

Schelte, aber ein wichtiger Hinweis", betont Ilse Rid<strong>der</strong><br />

Melchers.<br />

Bereits im vergangenen Jahr hatten Holger Obermann, Klaus<br />

Schlappner <strong>und</strong> Björn Wangemann Bedeutung <strong>und</strong> Stellenwert<br />

<strong>der</strong> sportlichen Entwicklungszusammenarbeit im Sportausschuss<br />

unterstrichen. Ihre Berichte aus Kambodscha,<br />

Indonesien, Nepal <strong>und</strong> Afghanistan beschrieben den Sport als<br />

Motor <strong>der</strong> Entwicklung, <strong>der</strong> mit vergleichsweise geringen<br />

Mitteln viel erreichen <strong>und</strong> nicht zuletzt das Bild <strong>der</strong> Industrienationen<br />

in <strong>der</strong> Dritten Welt verbessern kann.<br />

Die Summe, die das Auswärtige Amt dafür <strong>der</strong>zeit zur Verfügung<br />

stellt, beträgt im Jahr 2006 wie<strong>der</strong> etwa 2,7 Millionen<br />

Euro. Davon profitieren vier Langzeitsportprojekte in Nepal,<br />

36<br />

China, Uruguay <strong>und</strong> Afghanistan sowie ca. 30 Kurzzeitmaßnahmen<br />

in etwa ebenso vielen Län<strong>der</strong>n Afrikas, Asiens,<br />

Lateinamerikas <strong>und</strong> Osteuropas. Darüber hinaus werden<br />

Trainerinnen <strong>und</strong> Trainer aus <strong>der</strong> Dritten Welt in Leipzig,<br />

Mainz <strong>und</strong> Bad Hennef ausgebildet. Aus einem Son<strong>der</strong>topf<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>ministeriums <strong>des</strong> Innern konnten im UN-Jahr <strong>des</strong><br />

Sports <strong>und</strong> <strong>der</strong> Leibeserziehung 2005 zusätzliche Maßnahmen<br />

durchgeführt werden. Sie zielten auf den Wie<strong>der</strong>aufbau von<br />

Tsunami-Regionen in Südostasien <strong>und</strong> die Beteiligung von<br />

afghanischen Frauen im Sport.<br />

Trotz allem: Die Leistungen <strong>des</strong> Sports sollten nicht überschätzt<br />

werden. Sport wird nicht allein zu einer besseren Welt<br />

führen, von ihm wird letztlich auch niemand satt, aber im<br />

Rahmen seiner Möglichkeiten kann er sich globalen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>und</strong> Risiken zuwenden <strong>und</strong> versuchen, ihnen zu<br />

begegnen. Die Überwindung <strong>der</strong> Armut, <strong>der</strong> rapide Anstieg<br />

<strong>der</strong> Weltbevölkerung, die wachsende Umweltzerstörung,<br />

zunehmende Flüchtlings- <strong>und</strong> Wan<strong>der</strong>ungsbewegungen sind<br />

<strong>der</strong>artige Herausfor<strong>der</strong>ungen. Der Sport sieht sich mit ihnen<br />

zum Teil auch sehr direkt konfrontiert. Armut, ungleiche<br />

Verteilung <strong>und</strong> fehlende Gerechtigkeit sind es, die die Bereitschaft<br />

zu Rassismus, Gewalt <strong>und</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzungen in<br />

Stadien wachsen lassen, zum raschen Wechsel von Staatsan-


gehörigkeiten führen <strong>und</strong> einen Teil unserer Welt als Teilnehmer<br />

<strong>und</strong> Veranstalter von Sportereignissen ausschließen.<br />

Der Sport ist <strong>des</strong>halb doppelt gefor<strong>der</strong>t, zu einer Politik <strong>der</strong><br />

Integration <strong>und</strong> Zukunftssicherung in einer enger zusammenwachsenden<br />

Welt <strong>und</strong> im Sinne einer weltweiten Verantwortungsgemeinschaft<br />

beizutragen. Seine Projekte sind nicht<br />

allein humanitäre Hilfe, son<strong>der</strong>n auch im Interesse <strong>der</strong> Sicherung<br />

<strong>der</strong> eigenen Zukunft zu sehen.<br />

Bei seinen beiden Vorträgen in Deutschland hat IOC-Präsident<br />

Rogge in den Jahren 2005 <strong>und</strong> 2006 auf notwendige<br />

Solidarleistungen hingewiesen. Sie dienen nicht allein <strong>der</strong><br />

Sportentwicklung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verbreitung <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Idee,<br />

son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> globalen Friedenssicherung, die nicht nur<br />

auf finanzielle Transfers, son<strong>der</strong>n auf eine gemeinsame Verantwortung<br />

von Industrie- <strong>und</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong>n setzt.<br />

Persönlichkeitsentwicklung, Nation Building, Integration,<br />

Identifikation, Ges<strong>und</strong>heit, Chancengleichheit, Emanzipation<br />

<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>bedürfnisbefriedigung sind inhaltliche Bezugspunkte<br />

dieser Politik.<br />

Lag <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>des</strong> IOC-För<strong>der</strong>-Programms Olympic<br />

Solidarity ursprünglich auf dem Training von Leistungssport-<br />

lern <strong>und</strong> wurden dabei vorrangig olympische Sportarten<br />

geför<strong>der</strong>t, so ist heute eine Ausweitung <strong>des</strong> Mandats unverkennbar.<br />

Nicht zuletzt auf Gr<strong>und</strong> von Anregungen <strong>der</strong><br />

UNESCO hat das IOC in den letzten Jahren die Weichen im<br />

Hinblick auf eine Diversifizierung seiner För<strong>der</strong>ung gestellt.<br />

Management, Informationstechnologie, medizinische Betreuung,<br />

Umwelt, Konflikt- <strong>und</strong> Krisenintervention, Emanzipation,<br />

Frauen sowie Erziehung stehen nun ebenfalls auf <strong>der</strong> Agenda.<br />

Der größte Teil <strong>der</strong> dafür verwendeten IOC-Mittel resultiert<br />

aus dem Verkauf von Fernsehrechten für die <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele. Der deutsche Sport kann selbstverständlich nicht<br />

annähernd in gleichem Maße über Vermarktungserlöse verfügen,<br />

son<strong>der</strong>n ist in diesem Punkt ganz beson<strong>der</strong>s auf die<br />

subsidiäre Unterstützung <strong>des</strong> Staates <strong>und</strong> ein Stück weit auch<br />

auf den Idealismus von Sportexperten angewiesen. Folgt man<br />

den Sportpolitikern, so sind Investitionen in die Entwicklungszusammenarbeit<br />

mehr als gerechtfertigt. Und man müsste<br />

gewiss nicht allein auf die Pioniere zurückgreifen, um sie zu<br />

verwirklichen. Zahlreiche gut ausgebildete deutsche Sportlehrerinnen<br />

<strong>und</strong> Sportlehrer wandeln in ihren Fußstapfen. Zu<br />

dem einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en guten Ratschlag wären Holger<br />

Obermann, Rudi Gutendorf <strong>und</strong> Otto Pfister aber gewiss<br />

bereit. Und wer weiß? … vielleicht auch zu mehr.<br />

OF<br />

37


Der Zerfall <strong>der</strong> ehemaligen Sowjetunion führt nach wie<br />

vor zu einschneidenden Verän<strong>der</strong>ungen in allen<br />

Bereichen <strong>der</strong> russischen Gesellschaft. Auch heute<br />

noch ist Russland als ein Land im Umbruch zu bezeichnen.<br />

Die Aufweichung <strong>der</strong> zentralistischen Strukturen brachte den<br />

Menschen auf den ersten Blick zwar mehr Rechte <strong>und</strong> Freiheiten,<br />

doch die freien Wahlen <strong>und</strong> die zunehmende Privatisierung<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft verbesserten nicht zwangsläufig die<br />

Lebensumstände <strong>des</strong> Großteils <strong>der</strong> russischen Bevölkerung.<br />

Zunehmende Korruption <strong>und</strong> fehlende Erfahrung im marktwirtschaftlichen<br />

bzw. eigenverantwortlichen Handeln haben<br />

zur Folge, dass die Schere zwischen Arm <strong>und</strong> Reich größer<br />

wird. So zeichnet sich die russische Gesellschaft durch eine<br />

ausgeprägte Polarisierung aus, bei <strong>der</strong> sich die armen Bevöl-<br />

kerungsgruppen weiter von <strong>der</strong> Macht entfernen <strong>und</strong> die<br />

Wohlhabenden <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> die politische Elite bilden. Die<br />

dramatische Verschlechterung <strong>der</strong> Lebenssituation - bedingt<br />

durch den Wegfall eines sicheren Einkommens <strong>und</strong> einer<br />

sozialen Absicherung - betrifft vor allem die jüngeren <strong>und</strong><br />

älteren Bevölkerungsgruppen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>. Während bei <strong>der</strong><br />

großen Mehrheit <strong>der</strong> russischen Rentner eine rapide Verarmung<br />

beobachtet werden kann, ist die Situation <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> Jugendlichen durch eine Verschlechterung <strong>des</strong> Ges<strong>und</strong>heitszustan<strong>des</strong>,<br />

eine zunehmende Arbeitslosigkeit, vermehrten<br />

Alkohol- <strong>und</strong> Drogenkonsum sowie eine steigende Kriminalität<br />

gekennzeichnet.<br />

Die politischen <strong>und</strong> sozialen Verän<strong>der</strong>ungen in Russland<br />

haben auch Folgen in den Strukturen <strong>des</strong> Sports hinterlassen.<br />

Die ehemals wichtigen Sportgemeinschaften <strong>und</strong> -vereinigungen<br />

<strong>der</strong> Gewerkschaften <strong>und</strong> <strong>der</strong> staatlichen Industriekonzerne<br />

wurden aufgelöst o<strong>der</strong> verloren weitgehend an<br />

Bedeutung <strong>und</strong> Einfluss. Während sie früher als eine <strong>der</strong><br />

wichtigsten Säulen im russischen Sportsystem galten, treten<br />

sie heute nur noch als Träger von Sportschulen im russischen<br />

Hochleistungssport in Erscheinung. Die formal vom Staat<br />

unabhängigen Sportorganisationen, wie das Nationale Olympische<br />

Komitee <strong>und</strong> die Sportfachverbände, erlangten zwar<br />

faktisch Eigenständigkeit <strong>und</strong> sollten vom Staat losgelöst<br />

agieren. Unzureichende alternative Finanzierungsmöglichkeiten,<br />

wie z. B. über Sponsoring o<strong>der</strong> Fernsehübertragungsrechte,<br />

führen allerdings dazu, dass <strong>der</strong> Staat auch weiterhin als<br />

wichtigster Geldgeber für den Sport fungiert. Allein durch die<br />

finanzielle Abhängigkeit ist ein deutlicher Einfluss <strong>des</strong> Staates<br />

auf den Hochleistungssport nach wie vor gegeben. Auch ist<br />

in den vergangenen Jahren eine zunehmende staatliche<br />

Lenkung <strong>des</strong> Sports festzustellen, bei <strong>der</strong> die "Fö<strong>der</strong>ale Agentur<br />

für Körperkultur <strong>und</strong> Sport" eine bedeutende Rolle spielt.<br />

Russland - ein Land <strong>und</strong> sein<br />

Spitzensport im Umbruch<br />

Von Verena Burk<br />

38<br />

Die offensive Sportpolitik <strong>des</strong> amtierenden Präsidenten Wladimir<br />

Putin wird vor allem in den zahlreichen Reformen <strong>der</strong><br />

staatlichen Sportstrukturen deutlich, u. a. durch die Gründung<br />

<strong>des</strong> "Rates für Körperkultur <strong>und</strong> Sport" unter <strong>der</strong> direkten<br />

Führung <strong>des</strong> Präsidenten.<br />

Als beson<strong>der</strong>s bedeutsam für den russischen Sport kann das<br />

System <strong>der</strong> Sportschulen bezeichnet werden, das sich trotz<br />

<strong>der</strong> politischen Umwälzungen seine Rolle als Talentschmiede<br />

für den russischen Hochleistungssport bewahren konnte. Der<br />

Freizeit- <strong>und</strong> Breitensport hat hingegen nach wie vor keine<br />

beson<strong>der</strong>e Bedeutung in <strong>der</strong> russischen Gesellschaft, zumal<br />

sich bis heute keine flächendeckende Sportvereinsstruktur<br />

etablieren konnte. Das weit verzweigte Netz von aktuell r<strong>und</strong><br />

4.500 Sportschulen bietet somit für die meisten sportinteressierten<br />

Jugendlichen die einzige Möglichkeit zur organisierten<br />

Sportausübung. Angesichts <strong>der</strong> teilweise sehr angespannten<br />

finanziellen Lage in den Familien ist beson<strong>der</strong>s von Bedeutung,<br />

dass das Training an den Sportschulen in <strong>der</strong> Regel<br />

kostenfrei ist. Weitere Vorteile liegen in <strong>der</strong> sportfachlichen


Qualifikation <strong>der</strong> Trainer, in <strong>der</strong> Ausstattung mit Sportanlagen<br />

sowie in <strong>der</strong> flächendeckenden Verbreitung über das gesamte<br />

russische Gebiet. Auch wird die Talentsuche in enger Zusammenarbeit<br />

zwischen den Trainern an den Sportschulen <strong>und</strong><br />

den Lehrern an den Regelschulen durchgeführt. Talentierten<br />

Athleten wird somit in dem aufeinan<strong>der</strong> aufbauenden System<br />

von Sportschulen eine umfangreiche Unterstützung <strong>und</strong><br />

För<strong>der</strong>ung bis hin zum Nationalka<strong>der</strong> geboten.<br />

Die erste Jugendsportschule <strong>der</strong> ehemaligen UdSSR wurde<br />

bereits 1934 in Tiblissi (Georgische SSR) gegründet. Anfang<br />

<strong>der</strong> 70er Jahre existierten bereits über 3.300 Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong><br />

Jugendsportschulen. Heute trainieren r<strong>und</strong> drei Millionen<br />

Sportlerinnen <strong>und</strong> Sportler unterschiedlicher Altersgruppen in<br />

den fünf aufeinan<strong>der</strong>aufbauenden<br />

Stufen. Die<br />

Basis bilden die so<br />

genannten "Kin<strong>der</strong>-<br />

<strong>und</strong> Jugendclubs<br />

für die<br />

körperliche Vorbereitung",<br />

die die<br />

Aufgabe haben,<br />

über vielfältige<br />

Sportangebote<br />

möglichst viele<br />

Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

Jugendliche zum<br />

Sporttreiben zu<br />

veranlassen <strong>und</strong><br />

ihnen somit eine<br />

sinnvolle Freizeitgestaltung<br />

zu<br />

ermöglichen. Beson<strong>der</strong>s talentierte <strong>und</strong> sportbegeisterte<br />

Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche werden an die "Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendsportschulen"<br />

vermittelt, die die sportliche Gr<strong>und</strong>lagenausbildung<br />

in den verschiedenen Sportarten <strong>und</strong> Disziplinen übernehmen.<br />

Die darauf aufbauenden "Spezialisierten Kin<strong>der</strong><strong>und</strong><br />

Jugendsportschulen <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Reserve" widmen<br />

sich <strong>der</strong> Ausbildung <strong>des</strong> hochqualifizierten Nachwuchses, d.h.<br />

den potenziellen Kandidaten für die zukünftigen russischen<br />

Auswahlmannschaften. Eine zunehmende Spezialisierung <strong>der</strong><br />

Athleten in einzelnen Disziplinen ist dabei zu erkennen. Einen<br />

beson<strong>der</strong>en Status im russischen Schulsportsystem haben die<br />

"Fachschulen <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Reserve", da sie einen eigenen<br />

Internatsbetrieb aufweisen. Es wird an diesen Schulen ein<br />

beson<strong>der</strong>es Augenmerk auf die Vereinbarkeit von schulischem<br />

Unterricht, Training <strong>und</strong> Wettkampf gelegt, <strong>und</strong> so sind<br />

Kleingruppen- <strong>und</strong> Einzelunterricht, die Modifizierung <strong>des</strong><br />

Curriculums sowie speziell entwickelte Materialien zur Aufarbeitung<br />

<strong>des</strong> versäumten Unterrichtsstoffs an <strong>der</strong> Tagesordnung.<br />

Die höchste Leistungsstufe <strong>des</strong> russischen Schulsportsystems<br />

stellen die "Schulen <strong>des</strong> höchsten sportlichen Kön-<br />

nens" dar. Voraussetzungen für die Aufnahme an eine <strong>der</strong>artige<br />

Schule sind sehr gute sportliche Leistungen <strong>und</strong> eine<br />

Empfehlung <strong>des</strong> nationalen Spitzenfachverbands. Liegen<br />

diese vor, so können die Sportler ab dem 16. Lebensjahr in<br />

diese Ausbildungszentren eintreten, an denen vorwiegend die<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> russischen Nationalmannschaften trainieren.<br />

Neben den Sportschulen konnten weitere Einrichtungen <strong>des</strong><br />

sowjetischen Sports erhalten bleiben. So hat das Klassifikationssystem<br />

für Sportler <strong>und</strong> Trainer heute noch Bestand <strong>und</strong><br />

dient weiterhin <strong>der</strong> Leistungsbewertung <strong>und</strong> -einteilung<br />

sowie <strong>der</strong> Auswahl von Athleten für die speziellen För<strong>der</strong>programme<br />

bzw. für die Bestimmung <strong>der</strong> Gehaltsstufen von<br />

Trainern. Um dem Rückgang an Wettkämpfen entgegenzu-<br />

wirken, wurde die Durchführung <strong>der</strong> Spartakiaden 2003<br />

wie<strong>der</strong> aufgenommen, <strong>und</strong> auch auf schulischer Ebene<br />

wurden einige <strong>der</strong> einst eingestellten Wettkampfformen <strong>und</strong><br />

Sportabzeichen wie<strong>der</strong> eingeführt. Nach wie vor trainieren<br />

die russischen Hochleistungssportler an speziellen Trainingszentren<br />

<strong>des</strong> Russischen <strong>Olympischen</strong> Komitees <strong>und</strong> werden<br />

dort systematisch über längere Zeiträume auf internationale<br />

Sportereignisse wie Olympische Spiele <strong>und</strong> Weltmeisterschaften<br />

vorbereitet. Die Ausbildung <strong>der</strong> Trainer in Russland findet<br />

immer noch ausschließlich an staatlichen Institutionen wie<br />

Sporthochschulen, Sportfachhochschulen, Fachschulen für<br />

Körpererziehung <strong>und</strong> Fachschulen <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Reserve<br />

statt. Die Fachverbände sind hingegen nicht in die Trainerausbildung<br />

involviert. Somit scheint eine einheitliche Ausbildung<br />

mit hohem Qualitätsstandard für die russischen Trainer<br />

auch zukünftig gesichert. Und auch die bereits im sowjetischen<br />

Sport sehr bedeutsamen <strong>und</strong> erfolgreichen Militärsportgruppen<br />

erfahren nun wie<strong>der</strong> mehr Beachtung <strong>und</strong><br />

finanzielle Unterstützung seitens <strong>der</strong> Regierung, nachdem<br />

drei Viertel <strong>der</strong> Medaillengewinner bei den <strong>Olympischen</strong><br />

39


Spielen 2004 in Athen - trotz Kürzung <strong>der</strong> Sportför<strong>der</strong>ung -<br />

aus den Reihen <strong>des</strong> russischen Militärs kamen.<br />

Allerdings kann die Rückbesinnung auf Altbewährtes nicht<br />

alle aktuellen Probleme <strong>des</strong> russischen Sports lösen. Das<br />

größte Problem in allen Bereichen <strong>des</strong> Sports stellen die<br />

fehlenden finanziellen Mittel dar. Auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> unzureichenden<br />

Bezahlung wan<strong>der</strong>n immer häufiger Athleten <strong>und</strong><br />

Fachkräfte <strong>des</strong> Sports (z. B. Wissenschaftler <strong>und</strong> Trainer) ins<br />

Ausland ab. Außerhalb <strong>der</strong> großstädtischen Zentren ist we<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Bedarf an Sportstätten gedeckt noch genügen die vorhandenen<br />

Sportanlagen dem internationalen technischen<br />

Standard. Hiervon ist nicht nur das Training <strong>der</strong> Nachwuchs<strong>und</strong><br />

Hochleistungssportler betroffen, son<strong>der</strong>n auch die Ausrichtung<br />

nationaler <strong>und</strong> internationaler Sportveranstaltungen.<br />

Ein weiteres Problem stellt die Zweckentfremdung <strong>der</strong><br />

Sportanlagen dar. Viele Fußball- <strong>und</strong> Leichtathletikstadien,<br />

wie z.B. <strong>der</strong> berühmte Lu niki-Sportpark in Moskau, werden<br />

regelmäßig für privatwirtschaftliche Tages- <strong>und</strong> Wochenmärkte<br />

genutzt. Dieser Verlagerung möchte nun die russische<br />

Regierung mit jüngst verabschiedeten Sportstättenentwicklungsplänen<br />

entgegentreten. Auch die Zukunft <strong>des</strong> Sportschulsystems<br />

war lange Zeit ungewiss. In zahlreichen Schulen<br />

konnten dringende Investitionen nicht getätigt werden,<br />

an<strong>der</strong>e Sportschulen wurden geschlossen. Ebenso weist die<br />

bereits zu Zeiten <strong>der</strong> Sowjetunion stark ausgeprägte Unterstützung<br />

<strong>des</strong> Hochleistungssports durch die russische Wissenschaft<br />

heute Schwächen auf, was insbeson<strong>der</strong>e mit einer<br />

40<br />

defizitären Finanzierung erklärt werden kann. So ist die<br />

Ausstattung <strong>der</strong> staatlichen Forschungsinstitute veraltet <strong>und</strong><br />

entspricht heute nur noch selten dem internationalen Standard.<br />

Auch die Anschaffung entsprechen<strong>der</strong> wissenschaftlicher<br />

Literatur ist aus finanziellen Gründen stark<br />

eingeschränkt. Ein beson<strong>der</strong>s gravieren<strong>des</strong> Problem stellt die<br />

personelle Situation an den Instituten dar: Die Mehrzahl <strong>der</strong><br />

Wissenschaftler wurde entlassen, an<strong>der</strong>e nahmen lukrative<br />

Angebote aus dem Ausland wahr. Auch für den wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs sind nur noch wenige Qualifikationsstellen<br />

vorhanden. Das Ansehen <strong>des</strong> Sports im In- <strong>und</strong> Ausland<br />

wurde aber auch durch die unzureichenden Anti-Doping-<br />

Maßnahmen <strong>des</strong> russischen Spitzensportsystems beschädigt.<br />

Um jedoch in einem Land dieser Größe ein funktionieren<strong>des</strong><br />

Kontrollsystem aufbauen <strong>und</strong> aufrechterhalten zu können,<br />

wird ein deutlich höheres Budget benötigt. Eine entsprechende<br />

Prioritätensetzung in <strong>der</strong> russischen Sportpolitik ist <strong>der</strong>zeit<br />

noch nicht zu erkennen.<br />

Trotz <strong>der</strong> teilweise sehr schwierigen finanziellen <strong>und</strong> organisatorischen<br />

Verhältnisse, die <strong>der</strong>zeit den russischen Hochleistungssport<br />

prägen, gehören russische Athletinnen <strong>und</strong> Athleten<br />

in vielen Sportarten nach wie vor zur Weltspitze. In den<br />

vergangenen Jahren konnte sogar wie<strong>der</strong> vermehrt an die<br />

Erfolge <strong>der</strong> Vergangenheit angeknüpft werden. Die Gründe<br />

dafür sind vielfältig. So zeigt z. B. das hohe Durchschnittsalter<br />

<strong>der</strong> Olympiamannschaft <strong>und</strong> <strong>der</strong> Medaillengewinner von<br />

Athen 2004, dass noch viele Sportler von den Leistungen <strong>des</strong><br />

ehemaligen sowjetischen Systems profitieren. Es sind aber<br />

auch die sozialen Aufstiegschancen zu beachten, die <strong>der</strong><br />

Sport in Russland für viele Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche bietet.<br />

Solange also die ökonomischen Bedingungen eine Sportpartizipation<br />

<strong>und</strong> ein Engagement im Hochleistungssport begünstigen,<br />

werden auch weiterhin junge russische Menschen den<br />

Weg in den Spitzensport finden. Zusätzlich erleichtert die<br />

staatliche Steuerung die Zusammenarbeit zwischen dem<br />

Schul- <strong>und</strong> dem Sportsystem. Auf diese Weise verfügt <strong>der</strong><br />

russische Sport über ein F<strong>und</strong>ament, das ihm auch zukünftig<br />

eine erfolgreiche <strong>und</strong> konkurrenzfähige Teilhabe am internationalen<br />

Hochleistungssport eröffnen kann.<br />

OF<br />

Die dargestellten Untersuchungsergebnisse stammen aus<br />

dem Forschungsprojekt "Hochleistungssport im internationalen<br />

Vergleich", das am Institut für Sportwissenschaft<br />

<strong>der</strong> Universität Tübingen unter <strong>der</strong> Leitung von Prof. Dr.<br />

Helmut Digel <strong>und</strong> mit Hilfe <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>instituts<br />

für Sportwissenschaft seit 1999 durchgeführt<br />

wird.<br />

Detaillierte Informationen zum Hochleistungssport in<br />

Russland sind Band 7 <strong>der</strong> Edition "sport international" zu<br />

entnehmen: Digel, H., Burk, V. & Sloboda, H. (2006).<br />

Hochleistungssport in Russland. Weilheim/Teck: Bäuer.


SHANGHAI DGM<br />

Die Wüste. Bald auch bei uns?<br />

Jeden Tag breitet sie sich weiter aus. Weltweit, auch in Europa. Jahr für Jahr verschwinden zwölf<br />

Millionen Hektar fruchtbares Land – dies entspricht einem Drittel <strong>der</strong> Fläche Deutschlands.<br />

Desertifikation (so das Fachwort) ist Folge von Raubbau an <strong>der</strong> Natur: weil Böden übernutzt <strong>und</strong><br />

Wäl<strong>der</strong> abgeholzt werden. Die Lebensgr<strong>und</strong>lage einer Milliarde Menschen <strong>und</strong> unzähliger Tier- <strong>und</strong><br />

Pflanzenarten ist bedroht. Armut, Hunger, Konflikte sind die Folgen. Aber wir können etwas dagegen<br />

tun: mit unseren natürlichen Ressourcen nachhaltig umgehen. Die Vereinten Nationen haben 2006 zum<br />

Internationalen Jahr <strong>der</strong> Wüsten <strong>und</strong> Desertifikation erklärt. Infos darüber <strong>und</strong> was nötig ist, damit wir<br />

nicht noch mehr an Boden verlieren: www.iydd2006.de.


Die Aufarbeitung<br />

<strong>des</strong> Stasi-Erbes<br />

42<br />

bleibt ein<br />

Auftrag auch für<br />

den Sport<br />

Von Holger Schück<br />

"<br />

M<br />

enschen bei Maischberger"<br />

thematisierte im Mai den<br />

Dauerbrenner "Stasi" <strong>und</strong><br />

brachte neben dem üblichen Einheitsbrei<br />

<strong>der</strong> Beliebigkeit durchaus neue<br />

Argumente. Der 85 Jahre alte Historiker<br />

Wolfgang Leonhard, eine untadelige<br />

wissenschaftliche wie menschliche<br />

Respektperson, rief mehrfach: "Anstatt<br />

uns um die wirklichen Verbrechen zu<br />

kümmern, reden wir hier über Eislauftrainer.<br />

Eislauftrainer!" Der so angesprochene<br />

Chemnitzer Coach Ingo Steuer<br />

saß denn auch verschüchtert in <strong>der</strong><br />

R<strong>und</strong>e. Sein Fall hatte unmittelbar vor<br />

den <strong>Olympischen</strong> Winterspielen in Turin<br />

das Landgericht Berlin beschäftigt, das<br />

ihm wegen "Ermessensfehlgebrauchs"<br />

die Akkreditierung zusprach. Leonhard<br />

führte weiter aus, alle ehemaligen<br />

Machtwalter im DDR-Geheimdienst<br />

erhielten heute hohe staatliche Renten<br />

<strong>und</strong> seien nicht zur Verantwortung<br />

gezogen worden. Deshalb sei es wohl<br />

unverhältnismäßig, einem kleinen<br />

Mitläufer-IM wie Ingo Steuer nunmehr<br />

berufliche Chancen zu nehmen <strong>und</strong> ihn<br />

ins gesellschaftliche <strong>und</strong> soziale Abseits<br />

zu stellen.<br />

Hatte <strong>der</strong> Belastete im TV-Studio über<br />

sich selbst durchaus kleinlaut angemerkt,<br />

er hätte doch noch ganz an<strong>der</strong>e<br />

Sachen melden können, so dass Bespitzelte<br />

ins Gefängnis gekommen wären.<br />

Eine geschickte Rechtfertigung aus<br />

rhetorischen Trickkisten? Eine solche<br />

Interpretation liegt nahe, wenn nicht<br />

dieser Umstand Entlastungswirkung<br />

entfaltete: Ingo Steuer will, so betonte<br />

er, bewusst nur Beiläufiges zum Besten<br />

gegeben haben. Ja, zugegebenermaßen<br />

geschmacklos. Bei den Bespitzelten<br />

habe er sich entschuldigt; einige hätten<br />

ihm verziehen. Reicht dies, weil er<br />

Leidtragen<strong>der</strong> anonymer Systemzwänge<br />

war <strong>und</strong> die Verhältnisse nicht so richtig<br />

durchschauen konnte? O<strong>der</strong> ist die<br />

Eloquenz <strong>der</strong> Entrüstung stärker, die<br />

Verwerfungen <strong>und</strong> Willkür von Moral<br />

akzentuiert sowie Nie<strong>der</strong>tracht <strong>und</strong><br />

Ruchlosigkeit hineindeutet? Suspekt<br />

sollten die gängigen stereotypischen<br />

Versuche sein, mit Übergewissheit alle


Bußbereitschaft durch Wegreden <strong>und</strong> Übertönung abzutun<br />

<strong>und</strong> nach einem ausgrenzenden Berufsverbot zu rufen.<br />

Verdient nicht je<strong>der</strong> eine zweite Chance?<br />

Der Fall Ingo Steuer offenbarte einmal mehr übliche Muster:<br />

Mit pharisäerhaft-aufklärerischer Attitüde interpretierten<br />

Teile <strong>der</strong> Medien die Aktenf<strong>und</strong>e an<strong>der</strong>s als unmittelbar<br />

Betroffene. Diesmal votierte allerdings auch die unabhängige<br />

Stasi-Kommission <strong>des</strong> deutschen Sports unter Leitung <strong>der</strong><br />

ehemaligen CDU-Politikerin Hanna-Renate Laurien für ein<br />

rigoroses Vorgehen. Dennoch verbleibt ein fa<strong>der</strong><br />

Beigeschmack: Es ist nun einmal die typisch deutsch-deutsche<br />

Aufarbeitungsmentalität, sich an Fällen von geringerem<br />

Wert, an Bauernopfern, abzuplacken <strong>und</strong> dabei verbissen <strong>und</strong><br />

verstiegen moralische Vorhaltungen zu machen. Schwerwiegen<strong>der</strong>e<br />

Stasi-Vergehen, die in <strong>der</strong> Rechtsfolgenabschätzung<br />

komplizierter sind, werden in<strong>des</strong> auf die lange Bank geschoben.<br />

So funktioniert das Verdrängen.<br />

Nicht vergessen werden darf: Es waren die Ostdeutschen<br />

selbst, die ihre Stasi-Opferakten sehen <strong>und</strong> wissen wollten,<br />

wer sie bespitzelt hatte. Daraus resultiert die Konzentration<br />

auf die Inoffiziellen Mitarbeiter (IM), die dem gewaltigen<br />

Anpassungsdruck im totalitären System nicht wi<strong>der</strong>stehen<br />

konnten. Ausgeblendet wird auf <strong>der</strong> nächsten Ebene auch,<br />

dass die DDR-Geheimpolizei als Machtinstrument zur Herrschaftsabsicherung<br />

<strong>der</strong> SED diente, Schwert <strong>und</strong> Schild <strong>der</strong><br />

Partei <strong>der</strong> Arbeiterklasse, um die kleinbürgerlich-feudale<br />

Struktur mit ihren saftigen Vorteilen für Polit-Bonzen abzusichern.<br />

Kaum geforscht wurde im Sport bisher zu den eigentlichen<br />

Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die von <strong>der</strong> SED<br />

gewollt <strong>und</strong> befohlen wurden - auch <strong>des</strong>halb wurden we<strong>der</strong><br />

Drahtzieher noch Hintermänner <strong>der</strong> alltäglichen Unterdrückung<br />

angemessen bestraft. Die Dopingprozesse bis Oktober<br />

2000, die nur einige Fälle exemplarisch behandelten - ein<br />

wenig mehr wurde mit Strafbefehlen geregelt -, dokumentieren<br />

dies eindeutig. Ohnehin erwecken alle medial inszenierten<br />

Stasi-Enthüllungen potenziell den Eindruck, <strong>der</strong> Westen zeige<br />

mit dem Finger auf die Ostdeutschen, was mit einer Überheblichkeits-Haltung<br />

interpretiert wird. Die wahren Strukturen<br />

aufzuschnüren <strong>und</strong> eine komplexe Aufarbeitung anzugehen<br />

- war <strong>und</strong> ist das zu kompliziert? Die meisten Sporthistoriker,<br />

allesamt westorientiert, haben diese Dimension wohl<br />

unzureichend berücksichtigt.<br />

Auch <strong>der</strong> DOSB wird sich nach Abschluss <strong>des</strong> Verschmelzungsprozesses<br />

erneut mit dem schwierigen Erbe <strong>der</strong> jüngeren<br />

deutschen Sportgeschichte beschäftigen müssen. Hieß<br />

es noch im Mai 2005, <strong>der</strong> Sportausschuss <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

Bun<strong>des</strong>tages <strong>und</strong> <strong>der</strong> organisierte Sport wollten eine wissenschaftliche<br />

Aufarbeitung <strong>der</strong> Stasi-Problematik auf den<br />

Weg bringen, so ist davon momentan keine Rede mehr -<br />

aus vielerlei Gründen. Eine Aufarbeitung analog <strong>der</strong> Historischen<br />

Kommission <strong>der</strong> ARD, wie sie nach einer Podiumsdis-<br />

kussion <strong>der</strong> Stasi-Unterlagenbehörde im September 2004 in<br />

einer sogenannten "Berliner Erklärung" gefor<strong>der</strong>t wurde, ist<br />

nicht mehr aktuell. Wobei schon damals verschwiegen<br />

wurde, dass <strong>der</strong> vorgelegte Ergebnisband <strong>der</strong> Öffentlich-<br />

Rechtlichen nicht den kompletten Sachstand wi<strong>der</strong>spiegelte<br />

<strong>und</strong> bestimmte Teile nicht veröffentlicht o<strong>der</strong> erhoben<br />

wurden. Ein <strong>der</strong>artiger Forschungsansatz zur Aufarbeitung<br />

<strong>der</strong> Vergangenheit kann mit Sicherheit als längst überholt<br />

gelten, er lieferte heute allenfalls Energiezufuhr für ideologische<br />

Nebelwerfer. Denn interessierte Sporthistoriker<br />

haben längst Aktenmaterial zuhauf vorgelegt, <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

unabhängigen Stasi-Kommission <strong>des</strong> Sports wurden<br />

wesentliche Ergebnisse vorgetragen, die aber wegen fehlen<strong>der</strong><br />

Gerichtsfestigkeit nicht in allen Fällen zu Sanktionen<br />

führen konnten. 40 stasi- <strong>und</strong> dopingbelastete Mitarbeiter<br />

wurden im Rahmen <strong>der</strong> Arbeit <strong>des</strong> unabhängigen Gremiums<br />

in den letzten 15 Jahren aus ihren Funktionen entfernt.<br />

43


Eher viel als zuwenig, eher wenig als zuviel, wie man es<br />

nimmt.<br />

Sicherlich, das schwarze Kapitel <strong>der</strong> SED-Diktatur im Sport -<br />

<strong>und</strong> nicht nur das <strong>der</strong> Stasi - sollte weiterhin wissenschaftlich<br />

prof<strong>und</strong> aufgearbeitet werden. Doch hierzu sind neue Forschungsschwerpunkte<br />

<strong>und</strong> -umfänge nötig. So empfahl denn<br />

auch die Bun<strong>des</strong>beauftragte Marianne Birthler schon im Mai<br />

2005, die Aufarbeitung nicht "auf die Stasiproblematik im<br />

Allgemeinen <strong>und</strong> auf die IM-Thematik im Beson<strong>der</strong>en zu<br />

verengen". Vielmehr sollte auch in den Blickpunkt kommen:<br />

"Wer hat wi<strong>der</strong>standen; wo hat die Stasi es nicht geschafft,<br />

Menschen zur Zusammenarbeit zu bewegen; wer hat sich<br />

dem Druck entzogen; wer war solidarisch <strong>und</strong> hat gesagt: Ich<br />

werde keine Sportkameraden bespitzeln? All diese Geschichten<br />

von Mut, von Wi<strong>der</strong>stand <strong>und</strong> vom ganz alltäglichen<br />

Versuch, anständig zu bleiben, gehören auch dazu. Sie sind es<br />

wert, weitererzählt zu werden. Wenn man das tut, dann hat<br />

Aufarbeitung auch eine wertebildende Funktion."<br />

Bei einer solchen wissenschaftlichen Herangehensweise sollte<br />

gerade <strong>der</strong> ethische Aspekt fokussiert werden. Wie konnte<br />

eine flächendeckende Überwachung einer ganzen Gesellschaft<br />

funktionieren? Warum haben sich nicht gerade wenige<br />

dafür einspannen lassen, ihr näheres Umfeld auszuspähen,<br />

um dann Selektives zu melden? Wie kommt es, dass sich<br />

Mittäterschaft hinter <strong>der</strong> Einrede einer Kollektivschuld verstecken<br />

kann ("Viele sind doch irgendwie schuld, <strong>des</strong>halb ist<br />

doch keiner so richtig schuld")? Alle diese Maßstäbe sollten<br />

auch als Beurteilungskriterien für den einst 18jährigen Ingo<br />

Steuer gelten, <strong>der</strong> sich dem Systemdruck nicht verweigern<br />

konnte/wollte, weil er mögliche Wi<strong>der</strong>stände im Umfeld<br />

seiner Leistungssportkarriere neutralisieren wollte. Dass er in<br />

einem atheistischen System eher egoistisch sich selbst als den<br />

Nächsten sah, ist ihm eigentlich nicht vorzuhalten.<br />

Über den konkreten Einzelfall hinaus muss sich <strong>der</strong> deutsche<br />

Sport <strong>der</strong> Frage stellen, wie er das Stasi-Problem in Zukunft<br />

mit neuen Regularien in den Griff bekommen kann. Deutschland<br />

ging nach dem feierlichen Vollzug <strong>der</strong> Einheit nicht den<br />

Weg wie Südafrika nach dem Ende <strong>der</strong> Apartheid, in sogenannten<br />

Wahrheits- <strong>und</strong> Versöhnungskommissionen einen<br />

Täter-Opfer-Ausgleich herbeizuführen. Schuldbekenntnis,<br />

Sühneverfahren <strong>und</strong> Resozialisierung sorgten dort für einen<br />

richtigen humangeleiteten Interessensausgleich christlicher<br />

Prägung. Pate stand hier zu Lande <strong>der</strong> deutsche Formalismus<br />

mit seinem Anklage- <strong>und</strong> Untersuchungsgedanken ("Wer<br />

etwas zu melden hat, melde sich bitte"). In wenigen Einzelfällen<br />

wurde dann geprüft <strong>und</strong> entschieden. Das gilt auch für<br />

den Sport. Die Kleinen flogen auf, relevante Täter hingegen,<br />

die sich im DDR-System gegen überpositive Wertenormen<br />

versündigt hatten, waren dienstbar <strong>und</strong> konnten <strong>des</strong>halb<br />

beruflich erfolgreich neu durchstarten. So wurde vieles verdrängt<br />

<strong>und</strong> vergessen.<br />

44<br />

Ab 29. Dezember 2006 wird für die schmalen Varianten<br />

formaler Vergangenheitsaufarbeitung möglicherweise ohnehin<br />

eine neue Ära anbrechen. Mit diesem Stichtag endet die<br />

im Stasiunterlagen-Gesetz genannte Frist von 15 Jahren,<br />

innerhalb <strong>der</strong>er die Verwendung <strong>des</strong> Stasi-Archivmaterials zur<br />

Überprüfung von leitenden Mitarbeitern zulässig ist. Was<br />

bedeutet: Regelanfragen werden nach den einschlägigen<br />

beamtenrechtlichen <strong>und</strong> sonstigen Überprüfungsvorschriften<br />

unzulässig. Einem ehemaligen Stasi-Mitarbeiter kann fortan<br />

<strong>des</strong>sen Tätigkeit nicht mehr vorgeworfen werden. Immerhin<br />

gibt es einen Gesetzentwurf <strong>des</strong> Freistaats Thüringen, <strong>der</strong> eine<br />

Fristverlängerung durchsetzen will. Er wird aber schwerlich<br />

die parlamentarischen Hürden nehmen können.<br />

Die Thüringer Argumentationskette besticht, ein genereller<br />

Schlussstrich sei nicht gerechtfertigt, <strong>und</strong> im übrigen sei<br />

schon lange <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>satz <strong>der</strong> Verhältnismäßigkeit bei Einzelfallprüfungen<br />

wesentlich <strong>und</strong> damit "auch dem Umstand<br />

Rechnung getragen..., dass seit <strong>der</strong> Tätigkeit für den Staatssicherheitsdienst<br />

erhebliche Zeit vergangen ist".<br />

Weiter heißt es in <strong>der</strong> Begründung zum Gesetzentwurf: "In<br />

Ansehung <strong>der</strong> historisch erst kurzen Zeitdauer seit <strong>der</strong> Auflösung<br />

<strong>des</strong> Staatssicherheitsdienstes ist das Auslaufen <strong>der</strong><br />

Überprüfungsfristen nach dem geltenden Stasiunterlagen-<br />

Gesetz nicht hinnehmbar <strong>und</strong> würde als Signal in die falsche<br />

Richtung verstanden werden. Die dem Charakter <strong>der</strong> Staatssicherheit<br />

<strong>und</strong> damit auch einer Tätigkeit für die<br />

Staatssicherheit entsprechende moralische Bewertung <strong>und</strong><br />

Vorwerfbarkeit bestimmter Handlungen erledigt sich nicht<br />

durch Fristablauf. Im Einzelfall hat <strong>der</strong> Zeitfaktor in Verbindung<br />

mit einer Reihe an<strong>der</strong>er Faktoren Bedeutung für eine<br />

personenbezogene Einschätzung. Der Einzelfall muss aber<br />

zunächst überhaupt noch fassbar <strong>und</strong> überprüfbar bleiben.<br />

Dem ist durch den Wegfall <strong>der</strong> 15-Jahres-Frist Rechnung zu<br />

tragen." Die Fortsetzung <strong>der</strong> Regelanfragen <strong>und</strong> die "hierauf<br />

aufbauende Einzelfallprüfung begegnen keinen verfassungsrechtlichen<br />

Bedenken <strong>und</strong> tragen dem Spannungsfeld zwischen<br />

konkreten Eignungsanfor<strong>der</strong>ungen für hoheitliche <strong>und</strong><br />

an<strong>der</strong>e herausgehobene Funktionen <strong>und</strong> Tätigkeiten einerseits<br />

<strong>und</strong> den Persönlichkeitsrechten <strong>und</strong> dem Resozialisierungsgedanken<br />

an<strong>der</strong>erseits gleichermaßen Rechnung".<br />

All diese Aufarbeitung hat das sinnleitende Ziel, Unrecht<br />

dieser Art in Zukunft auszuschließen. Totalitäre Herrschaft ist<br />

menschenfeindlich. Das ist eine wichtige Erkenntnis, die in<br />

<strong>der</strong> staatsbürgerlichen Bildung gerade in diesen Zeiten, in<br />

denen unser Steuerungsstaat an die Grenzen seines Einflusses<br />

gerät <strong>und</strong> die Kosten <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung nach unten<br />

verlagert werden, immer wie<strong>der</strong> vermittelt werden muss. Die<br />

gelebte Freiheit im Sport hat eine Wirkmächtigkeit, die<br />

Aufklärungsfähigkeit über das Unrecht zu DDR-Zeiten vermitteln<br />

kann. Dass seinerzeit das Gemeinwohl verraten


wurde, dass Menschen Verfügungsmasse für machtpolitische<br />

Repräsentanz waren, dass sie bei allen kleinen Inseln <strong>der</strong><br />

Nischengesellschaft auch zu Handlangerdiensten zwecks<br />

Systemstabilisierung benutzt wurden, die den ethischen<br />

Prinzipien <strong>des</strong> Sports Hohn sprechen, muss immer wie<strong>der</strong><br />

betont werden. Die Deutungsmacht darf nicht an die einstigen<br />

Systemträger <strong>und</strong> ihre heute aktiven Unterstützergruppen<br />

übergehen.<br />

Es geht aber auch um ein Mehr an neuer Qualität. Dass die<br />

professionelle Vergangenheitsbewältigung <strong>der</strong> DDR fest in<br />

westdeutscher Hand liegt, wurde eindeutig festgestellt, als<br />

die "Expertenkommission zur Schaffung eines Geschichtsverb<strong>und</strong>s<br />

Aufarbeitung <strong>der</strong> SED-Diktatur" am 15. Mai 2006 ihre<br />

Empfehlungen vorgelegt hatte. Das akademikerüberfrachtete<br />

Gremium möchte neben die bisherigen Schwerpunkte "Überwachung<br />

<strong>und</strong> Verfolgung" sowie "Teilung <strong>und</strong> Grenze" einen<br />

dritten Kristallisationskern <strong>der</strong> Diktaturaufarbeitung, Titel:<br />

"Herrschaft - Gesellschaft - Wi<strong>der</strong>stand", in den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong><br />

stellen; danach sollte sich die 1998 gegründete Stiftung zur<br />

Aufarbeitung <strong>der</strong> SED-Diktatur mit den Themen "Wi<strong>der</strong>stand<br />

<strong>und</strong> Opposition", "Ideologie", "Alltag in <strong>der</strong> durchherrschten<br />

Gesellschaft" <strong>und</strong> "Mechanismen <strong>der</strong> Machtausübung" in<br />

Kooperation auch mit universitären Forschungseinrichtungen<br />

beschäftigen. Es wäre wichtig, auch den Alltag im DDR-Sport<br />

zu thematisieren - nicht um weichzuspülen, son<strong>der</strong>n um<br />

weitere Untertöne in <strong>der</strong> damaligen ostdeutschen Wirklichkeit<br />

aufzuspüren, die jenseits <strong>des</strong> konkreten o<strong>der</strong> abstrakten<br />

Wi<strong>der</strong>stands lagen. Prof. Hans Joachim Teichler von <strong>der</strong><br />

Universität Potsdam hat hierzu in den letzten Jahren eine<br />

Menge Details ans Licht gebracht.<br />

Wenn <strong>der</strong> Abschlussbericht von "Bindekräften" spricht, die die<br />

DDR-Gesellschaft zusammengehalten haben, von sogenannten<br />

partiellen Identifikationen, so ist es Allgemeingut, dass es<br />

diese gerade durch den Sport gab. Doch wie ist die Rückschau<br />

hierzu heute? Die sportinteressierte Öffentlichkeit zeigt mit<br />

Blick auf die Herrschaftsausübung im einstigen diktatorischen<br />

Separatstaat etliche erinnerungskulturelle Defizite. Das liegt<br />

einmal an den Netzwerken, die Gestalter <strong>und</strong> Mitläufer von<br />

einst geknüpft haben. Ihre Negierung <strong>des</strong> Diktatur-Charakters,<br />

was Fachleute als Geschichtsrevisionismus bezeichnen,<br />

<strong>und</strong> die daraus resultierende Verächtlichmachung von Opfern,<br />

gerade <strong>des</strong> flächendeckenden Zwangsdopings, dominiert in<br />

den letzten sechs Jahren immer stärker den Diskurs. Die<br />

medial übermittelte Trivialisierung <strong>des</strong> DDR-Sports leistet ein<br />

Übriges zu diesem beklagenswerten Defizit, dem die bisherige<br />

Aufarbeitungsform relativ wenig entgegenhalten konnte.<br />

Schließlich war sie weitgehend interessengeleitet <strong>und</strong><br />

benutzte mit ihren Wahrheitsagenturen eine ideologische<br />

Deutungsfolie.<br />

Der organisierte deutsche Sport sollte sich - in welcher Weise<br />

auch immer - an <strong>der</strong> neuen Aufarbeitungsdiskussion beteili-<br />

gen. Ein ständiger Kontakt zur Sportwissenschaft, aber auch<br />

zu Institutionen wie <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>zentrale für politische Bildung<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Stiftung Aufarbeitung wäre nötig, um mit dem<br />

Ballast aus <strong>der</strong> zweiten Diktatur auf deutschem Boden besser<br />

umzugehen. Die Defizite in <strong>der</strong> Bewältigung von Verätzungen<br />

durch die braune Diktatur im einstigen Wirtschaftsw<strong>und</strong>er-<br />

Land wirken hierzu mahnend. Verklärende Nostalgie <strong>und</strong><br />

Identitätstrotz sind genauso fehl am Platze wie hochnäsige<br />

Distanz aus dem ehemaligen Wohlstandsessel. Am besten<br />

wäre es, wenn eine neue Generation von unter 40Jährigen<br />

mit solcher Forschung betraut wird, damit nicht länger die<br />

Rhetorik <strong>des</strong> Anprangerns überwiegt <strong>und</strong> etwaiges Misstrauen<br />

gesteigert wird.<br />

Mitgenommen werden sollten dabei auch diejenigen Zeitzeugen<br />

aus den Tagen <strong>der</strong> Diktatur, die nicht mit ewiggestrigem<br />

Blocka<strong>des</strong>itz von Siegerjustiz faseln <strong>und</strong> geschichtliche Fakten<br />

mit dialektischer Volte umwerten, also ehemalige Zaungäste<br />

<strong>und</strong> Mitläufer, die ihre Irrtümer aufgearbeitet haben. Mitgenommen<br />

werden sollten erst recht die Opfer, die sich bisher<br />

in <strong>der</strong> Sprache ihrer Interessenvertreter nicht wie<strong>der</strong>gef<strong>und</strong>en<br />

haben <strong>und</strong> die Geschichte ihres Leids <strong>und</strong> Leidens in einem<br />

Opferdiskurs aufarbeiten wollen.<br />

Auf keinen Fall darf die Stasi-Frage, die rein biographisch<br />

noch bis min<strong>des</strong>tens 2035 immer wie<strong>der</strong> aktuell sein könnte,<br />

im Sport in die R<strong>und</strong>ablage kommen. Gemeinsam mit <strong>der</strong><br />

unabhängigen Stasi-Kommission sollte ein neuer Modus <strong>der</strong><br />

Aufarbeitung <strong>der</strong> skizzierten Fel<strong>der</strong>, aber auch auf ethischem<br />

Gebiet gef<strong>und</strong>en werden. Auch hier wären didaktische<br />

Erkenntnisse <strong>und</strong> konkreter Schuldausgleich wichtiger als das<br />

Zusammenschreiben neuer Wälzer, die das Ausmaß <strong>des</strong><br />

Unrechts lediglich um einige Fußnoten erweitern könnten.<br />

Allein die Archivbestände weiter zu durchforsten ist ein<br />

Anliegen, das bei diesem Etappenwechsel wenig zielführend<br />

erscheint. Und, wie geschil<strong>der</strong>t, müsste ein Zugehen von<br />

einstigen Tätern auf die Opfer hartnäckig angestrebt werden.<br />

Das alles wäre sicherlich auch eine Aufgabe für die Akademiearbeit<br />

<strong>des</strong> DOSB: Sie sollte nicht nur eine "Agenda 2020"<br />

für den deutschen Spitzensport schreiben, son<strong>der</strong>n sich auch<br />

als Werkstatt mit dem unrühmlichen Kapitel deutscher Sportgeschichte<br />

beschäftigen.<br />

Die Geschichtswissenschaft beklagt den Makel, dass nicht<br />

mehr die Frage, wie es eigentlich gewesen ist, das Tun vieler<br />

Historiker bestimmt, son<strong>der</strong>n die Frage, wie es erinnert wird.<br />

Kein Zweifel: So wird die Vergangenheit unkritisch in die<br />

Gegenwart transformiert. Deutungshorizonte werden wohl<br />

nur geprägt, wenn persönliches Erinnern mit Faktizität auf<br />

<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage soli<strong>der</strong> historischer Quellenforschung konfrontiert<br />

wird. Auf alle Fälle sollte <strong>der</strong> ungeschriebene Aphorismus<br />

gelten: Wer nicht die richtigen Konsequenzen aus <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

meistert, ist auch nicht für die Zukunft gewappnet.<br />

OF<br />

45


M<br />

46<br />

Auf <strong>der</strong> Suche nach<br />

dem Sinn<br />

it dem stürmischen gesellschaftlichen Wandel verän<strong>der</strong>t<br />

sich auch die Rolle <strong>des</strong> Sports in unserer Gesellschaft.<br />

Im Gegensatz zu früher besitzt <strong>der</strong> organisierte Sport<br />

heute kein Organisations- <strong>und</strong> Sinnmonopol mehr. Außerdem<br />

schrumpft <strong>der</strong> Einfluss <strong>des</strong> DOSB auf seine Mitgliedsorganisationen,<br />

während <strong>der</strong> <strong>der</strong> Medien vereint mit <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

kräftig anwächst. Sie prägen inzwischen das Verständnis vom<br />

Sport nicht immer zum Vorteil <strong>des</strong> Sports, weil die Sportorganisationen<br />

auch keinen einheitlichen Wertekanon mehr<br />

vertreten <strong>und</strong> okönomische Ziele die erzieherischen, sozialen<br />

<strong>und</strong> ethischen zu überdecken beginnen.<br />

An<strong>der</strong>erseits wird <strong>der</strong> Sport für Mensch <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

immer bedeutsamer. Sein Wert für die soziale Daseinsvorsorge,<br />

seine ges<strong>und</strong>heitlichen <strong>und</strong> pädagogischen Wirkungen <strong>und</strong><br />

vitalen Funktionen, seine freiwillige Leistung für ein freiheitlich<br />

- demokratisches Gemeinwesen nehmen ständig zu, ohne<br />

dass <strong>der</strong> organisierte Sport dies nachdrücklich genug vertritt.<br />

Der Sport ist ein wirtschaftlicher Faktor geworden, ohne am<br />

Erfolg hinreichend beteiligt zu sein. Er wird immer politischer,<br />

ohne dass sich dies in den Parteiprogrammen, dem Gr<strong>und</strong>gesetz<br />

o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> EU-Verfassung deutlich nie<strong>der</strong>schlägt. Prestige<br />

<strong>und</strong> Geld drücken mächtig aufs Ehrenamt, das einstmals die<br />

Autonomie <strong>des</strong> Sports sicherte.<br />

Diese Wirkungen beginnen die klassischen Prinzipien <strong>des</strong><br />

Sports <strong>und</strong> seine Identität auszuhöhlen, sie immer stärker zu<br />

instrumentalisieren <strong>und</strong> für politische <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />

Zwecke verfügbar zu machen, seine Glaubwürdigkeit <strong>und</strong><br />

seine Prinzipientreue zu untergraben, ganz einfach - seine<br />

geistige Orientierung aufzulösen. Eine neue Politik ist mit <strong>der</strong><br />

Neugründung <strong>der</strong> DOSB erfor<strong>der</strong>lich, wofür <strong>der</strong> Sport zuerst<br />

einmal mit sich selbst ins Reine kommen muss, bevor er seine<br />

Rechte gegenüber Staat <strong>und</strong> Politik, Medien <strong>und</strong> Marketing<br />

mit Aussicht auf Erfolg anmahnen kann.<br />

Hier wird nicht für stures Festhalten an den alten Traditionen<br />

plädiert, aber für eine anhaltende Diskussion <strong>des</strong> eigenen<br />

geistigen Standpunktes in einer sich fortlaufend verän<strong>der</strong>nden<br />

Welt. Für bewusstes politisches Handeln ohne ein neues Selbstverständnis<br />

wird <strong>der</strong> organisierte Sport seinen weiteren Weg in<br />

<strong>der</strong> globalisierten Welt nicht mehr selbst bestimmen können,<br />

son<strong>der</strong>n sich nur noch von den Regeln <strong>der</strong> Politik, <strong>des</strong> Marktes<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Medien leiten lassen. Turnen <strong>und</strong> Sport haben sich<br />

aber von ihren Werten <strong>und</strong> Zielen her nicht nur als einen Teil<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft verstanden, son<strong>der</strong>n sie wollten auch eine<br />

Gegenwelt schaffen, eine "bessere Welt" für freie Menschen.<br />

Der Sport ist ein Teil <strong>der</strong> Befreiungsgeschichte <strong>der</strong> Menschen.<br />

Doch was heißt das heute schon? In einer Gesellschaft, die<br />

den Menschen in die Bewegungsarmut zwingt, will er dem<br />

Körper zum Recht auf Bewegung verhelfen, die ihn in<br />

geschlossene Räume einsperrt, will er die Natur eröffnen, die<br />

nur noch Erfolge prämiert, will er die reine Leistung anbieten,<br />

die immer mehr Ellenbogen einsetzt, will er die Idee <strong>der</strong><br />

Fairness vertreten, die einseitige Erziehungsvorstellungen<br />

vorgibt, will er die ganzheitliche Erziehung, die soziale Kälte<br />

produziert, will er in seinen Vereinen gegenseitige Hilfe<br />

praktizieren - Solidarität also!<br />

Natürlich geschieht dies alles nicht ganz ohne Fehler. Allzu<br />

Menschliches ist darunter. Wie könnte es auch an<strong>der</strong>s sein?<br />

Doch wenn wir die alten Ziele übersetzt in unsere Tage nicht<br />

zu bloßen Marketing-Strategien verkommen lassen wollen,<br />

dann dürfen wir vor dem Zeitgeist nicht kapitulieren <strong>und</strong><br />

müssen auch weiterhin in unserer Gemeinschaft versuchen,<br />

einen kleinen Streifen "bessere Welt" zu schaffen. Erst wenn<br />

wir das Streben danach aufgeben, was allgemein sein sollte,<br />

aber noch nicht ist, erst dann verlieren wir den tieferen Sinn<br />

<strong>des</strong> Sports <strong>und</strong> seine eigentliche Faszinationskraft, die weltweit<br />

Millionen bewegt - immer auf <strong>der</strong> Suche nach ihrer<br />

Freiheit <strong>und</strong> persönlichen Entfaltung! Nach ihrem Sinn.<br />

D<br />

Karlheinz Gieseler<br />

Sollen Roboter den<br />

Sport ersetzen?<br />

er Umgang mit Utopien ist zwiespältig. Manche, so die<br />

Gedankenspiele Leonardo da Vincis, sind Visionen, die<br />

erst Jahrh<strong>und</strong>erte nach dem genialen Einfall realisiert werden.<br />

An<strong>der</strong>e Visionen hingegen machen kurzzeitig Schlagzeilen<br />

<strong>und</strong> verfallen dann dem Vergessen. Bei <strong>der</strong> Fußball-Weltmeisterschaft<br />

<strong>der</strong> Roboter, dem Robocup in Bremen, trat auch <strong>der</strong><br />

80jährige Marvin Minsky, einer <strong>der</strong> Väter <strong>der</strong> Künstlichen<br />

Intelligenz, auf. Der Professor am renommierten Massachusetts<br />

Institute of Technology (MIT) setzt auf Roboter als<br />

Krücken <strong>des</strong> unzulänglichen Homo sapiens. Minsky sprach in<br />

Bremen die Hoffnung aus, Roboter würden bald den Sport<br />

ersetzen, "damit sich die Menschen wie<strong>der</strong> Wichtigerem<br />

zuwenden könnten".<br />

Nun Mister Minsky: Was ist denn wichtiger - Mensch in seiner<br />

kreativen Fülle zu werden <strong>und</strong> damit aus Spiel <strong>und</strong> Sport Kultur<br />

<strong>und</strong> Freiräume zu gestalten? O<strong>der</strong> sich als anonymes Rädchen<br />

in einer Verwertungsgesellschaft betätigen zu müssen, wo<br />

Sport <strong>und</strong> damit auch Freude <strong>und</strong> Lebenssinn in diesem redu-<br />

OF-KOMMENT<br />

OF-KOMMENTARE<br />

ARE


zierten Menschenbild nur einen Platz am Rande haben?<br />

Immerhin haben die Roboter beim Robocup ihre Unzulänglichkeit<br />

augenfällig bewiesen, was nicht aufatmen lässt.<br />

Denn eine solch technokratiezentrierte, den Menschen nach<br />

seiner rationalen Vermarktbarkeit zuschneidende Einstellung<br />

ist nicht auf den Utopisten Minsky beschränkt. Die frühzeitige<br />

Einpassung von Kin<strong>der</strong>n ins System ökonomischer Nutzbarkeit,<br />

die nicht mit spielendem Lernen auch <strong>des</strong> "Unnützen",<br />

sprich <strong>des</strong> Spiels, verwechselt werden darf, gehört zum immer<br />

mehr realisierten stromlinienförmigen Leitbild: Ausbildung<br />

zum homo oeconomicus, also das Gegenteil einer Erziehung<br />

zum mündigen <strong>und</strong> schöpferischen Menschen. Da wird das<br />

offenbar Unnötige, wie Kunst, Musik, Spiel <strong>und</strong> Sport, zur<br />

Ran<strong>der</strong>scheinung anstatt als Lebens- <strong>und</strong> Gestaltungselement<br />

bewusst geför<strong>der</strong>t. Und im Extrem wird Sport nach Minsky an<br />

die Roboter delegiert. Wenn Lächerlichkeit töten könnte, wäre<br />

diese inhumane Vision schon längst gestorben.<br />

Dennoch ist die Lage ernster, als manche nach <strong>der</strong> Fußball-<br />

Euphorie <strong>des</strong> schönen Scheins sie wahr haben wollen. Das<br />

schleichende Gift <strong>der</strong> ökonomisch abgerichteten Ausbildungskonzepte<br />

muss hartnäckiger denn je von allen bekämpft<br />

werden, die sich an das Schiller-Wort halten: "Der Mensch<br />

spielt nur, wo er in voller Bedeutung <strong>des</strong> Worts Mensch ist,<br />

<strong>und</strong> er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt."<br />

M<br />

Gemeinnütziges<br />

Erbsenzählen<br />

Hans-Dieter Krebs<br />

it dem Begriff "Reform" verbindet sich eigentlich eine<br />

positive Botschaft. Sie signalisiert den Aufbruch zu<br />

neuen Ufern, kündigt das Abschneiden alter Zöpfe an, lässt<br />

gar die Lösung von Langzeitproblemen als möglich erscheinen.<br />

Doch wenn sich beispielsweise die Politik dieses Zauberwortes<br />

bemächtigt, dann dauert es nicht lange, um von <strong>der</strong><br />

Reform-Hysterie bis zur Reformmüdigkeit die ganze Negativskala<br />

<strong>der</strong> Begrifflichkeiten volksnah abzuarbeiten. Zielstrebig<br />

"beför<strong>der</strong>t" wird dieser Prozess von wissenschaftlichen Beratungsgremien<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Expertengruppierungen <strong>und</strong><br />

ihren unvermeidlichen Gutachten <strong>und</strong> Expertisen.<br />

In erster Linie sind es natürlich die Finanznotlagen <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Haushalte, die in unregelmäßigen Abständen, aber über<br />

die Jahre konstant wie<strong>der</strong>kehrend, Reformgetöse heraufbeschwören.<br />

Und beson<strong>der</strong>s fatale Wirkung ist garantiert, wenn<br />

Fragwürdigkeiten <strong>und</strong> Ungereimtheiten gesamtgesellschaftli-<br />

OF-KOMMENT<br />

OF-KOMMENTARE<br />

ARE<br />

che Dimensionen annehmen. Jüngstes Beispiel: die Gemeinnützigkeitsdebatte<br />

auf <strong>der</strong> Basis eines Gutachtens <strong>des</strong> Wissenschaftlichen<br />

Beirats <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>finanzministeriums.<br />

Abschaffung von Steuerprivilegien <strong>und</strong> die Eindämmung von<br />

För<strong>der</strong>ungswildwuchs in <strong>der</strong> Vereins- <strong>und</strong> Verbandslandschaft<br />

zwecks Steuermehreinnahmen-Garantie lautete die Empfehlung<br />

ans Ministerium. Die öffentliche Entrüstung war zwar<br />

groß, <strong>und</strong> die regierungsamtlichen Dementis folgten schnell.<br />

Doch im Meinungsbild haften bleibt, dass ein flink errechneter<br />

kleiner Milliardenbetrag auf <strong>der</strong> Haushalts-Habenseite <strong>und</strong><br />

die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Zuwendungs-Schieflage allemal ausreichen,<br />

dem Gemeinwohl einen Tiefschlag zu versetzen.<br />

Denn nichts an<strong>der</strong>es wäre die Realisierung <strong>der</strong> Experten-<br />

Vorschläge. Mini-Sparen <strong>und</strong> Erbsenzählen um den Preis<br />

gesamtgesellschaftlicher Verunsicherung im Ehrenamt. Und<br />

das in einer Zeit, wo unter an<strong>der</strong>en politischen Hausnummern<br />

gerade das verstärkte bürgerschaftliche Engagement zur<br />

Rettung <strong>des</strong> Abendlan<strong>des</strong> propagiert wird. Man stelle sich<br />

vor: 450.000 Vereine, tausende von Verbänden <strong>und</strong> Organisationen<br />

mit über 22 Millionen ehrenamtlich engagierten<br />

Menschen sind das pulsierende<br />

Kraftfeld <strong>des</strong> Gemeinwesens -<br />

mit dem Sport durchaus als<br />

Herzstück. Ihr Wirken steht<br />

für eine gesamtgesellschaftlicheWertschöpfung<br />

in Milliarden-<br />

Größenordnungen<br />

<strong>des</strong> Phantasiebereichs:<br />

nach<br />

oben keine<br />

Grenzen! Ein<br />

volkswirtschaftlicher<br />

Schatz<br />

jedenfalls, den es zu hegen<br />

<strong>und</strong> zu pflegen gilt <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

nicht mit dubiosen<br />

Reformansätzen<br />

beeinträchtigt o<strong>der</strong> gar<br />

gefährdet<br />

werden sollte.<br />

Erbsenzählen ist in<br />

dem Zusammenhang<br />

ein Armutszeugnis in <strong>des</strong><br />

Wortes doppelter Bedeutung.<br />

Harald Pieper<br />

47


Was as macht eigentlich ...?<br />

Rosemarie osemarie Ackermann<br />

Ackermann<br />

Von Jochen Frank<br />

Wenn Rosemarie Ackermann das Berliner Olympiastadion<br />

betritt, läuft ihr ein Schauer über den Rücken.<br />

Obwohl "das alles", wie sie sagt, schon fast dreißig<br />

Jahre zurückliegt. Und mit "das alles" meint sie jenen 26. August<br />

1977, <strong>der</strong> für immer <strong>und</strong> ewig mit dem Vermerk "sporthistorisch"<br />

versehen sein wird.<br />

Zum ersten Mal hatte eine Frau zwei Meter übersprungen. Eine<br />

magische Barriere <strong>der</strong> Leichtathletik war bezwungen worden.<br />

Vergleichbar vielleicht mit Roger Bannisters erstem Meilenlauf<br />

unter vier Minuten<br />

1954 o<strong>der</strong> mit dem<br />

ersten Speerwurf<br />

über die 100-<br />

Meter-Marke von<br />

Uwe Hohn 1984.<br />

Vor dem Weltpokal<br />

in Düsseldorf<br />

hatten die DDR-<br />

Athleten das<br />

obligatorische<br />

Trainingslager in<br />

Kienbaum, südöstlich<br />

von Berlin,<br />

bezogen. Das<br />

Internationale<br />

Stadionfest (Istaf)<br />

im Olympiastadion<br />

<strong>der</strong> geteilten Stadt<br />

bot Rosemarie<br />

Ackermann Gelegenheit zur letzten Formüberprüfung. Erst<br />

knapp zwei Wochen zuvor beim Europacup-Finale in Helsinki<br />

hatte sie mit ihrem Weltrekordsprung über 1,97 m ihre blendende<br />

Verfassung unterstrichen.<br />

"Ich kann mich noch ziemlich genau an Einzelheiten erinnern",<br />

kommt Rosemarie Ackermann auf den Istaf-Abend zurück.<br />

Beispielsweise an die zwei Rosen, die ihr von Rudi Thiel als<br />

Willkommensgruß überreicht wurden. Hatte <strong>der</strong> Meeting-<br />

48<br />

Direktor mit <strong>der</strong> für die Cottbuserin reservierten Startnummer<br />

"20" etwa schon die 2,00 Meter als Wunschtraum im Visier?<br />

"Mehr die Hoffnung, die ja nicht ganz unbegründet war", erinnert<br />

sich Thiel heute. Schließlich sei Rosi seinerzeit die einzige<br />

Hochspringerin <strong>der</strong> Welt gewesen, die diese Höhe "tatsächlich<br />

drin" hatte.<br />

Mit ihrem sechsten Sprung <strong>des</strong> Abends stellte Rosemarie Ackermann<br />

im Olympiastadion zunächst ihren Weltrekord von Helsinki<br />

ein. Zehn Minuten später, exakt um 20.14 Uhr Ortszeit, wie<br />

Chronisten festgehalten<br />

haben,<br />

straddelte sie -<br />

ebenfalls im ersten<br />

Versuch - über die<br />

zwei Meter. Das<br />

Publikum stand<br />

Kopf. 30.000 waren<br />

Zeugen eines<br />

denkwürdigen<br />

Wettkampfes<br />

geworden.<br />

Beim Abschlussbankett,<br />

das auf<br />

einem Dampfer<br />

Athleten <strong>und</strong><br />

Offizielle vereinte,<br />

führte <strong>der</strong> traditionelle<br />

Ehrentanz die<br />

Hochsprung-<br />

Königin aus <strong>der</strong> Lausitz mit einem entthronten König zusammen.<br />

Mit Dwight Stones, dem Amerikaner, <strong>der</strong> einige Wochen<br />

zuvor seinen Weltrekord (2,32 m) an den Russen Wladimir<br />

Jaschtschenko hatte abtreten müssen. Viel Zeit zum Feiern blieb<br />

Rosemarie Ackermann an diesem Abend allerdings nicht. Am<br />

Grenzübergang wartete bereits das Taxi, das sie zurück nach<br />

Kienbaum bringen sollte. Mit Verspätung übrigens, denn <strong>der</strong><br />

Westberliner Taxifahrer, <strong>der</strong> den ersten Teilabschnitt <strong>der</strong> Rückfahrt<br />

übernommen hatte, wollte mit einem kleinen Abstecher


wenigstens den<br />

Kurfürstendamm<br />

bei Nacht gezeigt<br />

haben.<br />

Dass es diese<br />

Grenze, die Teilung<br />

<strong>und</strong> all die<br />

Schwierigkeiten,<br />

die damit verb<strong>und</strong>en<br />

waren, nicht<br />

mehr gibt,<br />

bezeichnet Rudi<br />

Thiel als "das<br />

Schönste, das ich<br />

erleben konnte".<br />

Der Kontakt zwischen Rosi <strong>und</strong> ihm sei ohnehin erhalten geblieben,<br />

erst recht nach <strong>der</strong> politischen Wende. Zumal die beiden<br />

außer jenem Istaf-Erlebnis noch eines beson<strong>der</strong>s verbindet - <strong>der</strong><br />

gemeinsame Geburtstag am 4. April.<br />

Der Vollständigkeit halber sei hinzugefügt, dass Rosemarie<br />

Ackermann wenige Tage nach dem Istaf in Düsseldorf als<br />

Weltcupsiegerin nur zwei Zentimeter unter ihrer neuen Rekordhöhe<br />

geblieben war <strong>und</strong> damit ihre glänzende Saisonbilanz<br />

abr<strong>und</strong>ete.<br />

Platz zwei ging an die Italienerin Sara Simeoni, die als ewige<br />

Rivalin wie<strong>der</strong> einmal das Nachsehen hatte. In <strong>der</strong> DDR wurde<br />

Rosi zur Sportlerin <strong>des</strong> Jahres gekürt, <strong>und</strong> in <strong>der</strong> internationalen<br />

Umfrage nach dem Weltsportler <strong>des</strong> Jahres konnte sie sich als<br />

Beste gar vor dem österreichischen Formel-1-Champion Niki<br />

Lauda <strong>und</strong> Kubas Ausnahmeläufer Alberto Juantorena platzieren.<br />

Sehr zu ihrem Bedauern ging <strong>der</strong> "schöne Pokal, den ich damals<br />

bekamen habe <strong>und</strong> den ich einem Sportmuseum als Leihgabe<br />

zur Verfügung gestellt hatte", in den Nach-Wende-Wirren<br />

verloren.<br />

Ihre Medaillen <strong>und</strong> viele weitere wertvolle Erinnerungsstücke,<br />

die Rosemarie Ackermann in imposanter Menge zusammengetragen<br />

hat, sind sorgsam verpackt <strong>und</strong> verstaut. Nicht mal das<br />

olympische Gold von Montreal findet <strong>der</strong> Besucher in <strong>der</strong> Wohnung<br />

<strong>der</strong> Ackermanns in <strong>der</strong> Cottbuser Juri-Gagarin-Straße an<br />

irgendeiner Wand o<strong>der</strong> in einer Vitrine. "Warum auch", fragt sie<br />

wohl mehr rhetorisch. "Der Sport steht bei mir nicht mehr im<br />

Mittelpunkt. An<strong>der</strong>es ist wichtiger geworden", sagt sie.<br />

Familie <strong>und</strong> Beruf setzten neue Prioritäten. Auf dem Cottbuser<br />

Sportlerball hatte Rosi 1972 Manfred Ackermann kennen<br />

gelernt, damals frisch dekorierter Junioren-Europameister im<br />

militärischen Mehrkampf (heute Sommerbiathlon). Zwei Jahre<br />

danach wurde aus Fräulein Witschas Frau Ackermann. Lars (25)<br />

<strong>und</strong> Sven (23) komplettieren mittlerweile die Familie.<br />

Rosemarie Ackermann hat Binnenhandelsökonomie studiert <strong>und</strong><br />

arbeitete zunächst im Konsum-Bezirksverband, verantwortlich<br />

für Einkauf (Schuhe/Le<strong>der</strong>waren). Nach <strong>der</strong> Wende fand sie in<br />

<strong>der</strong> heutigen Bun<strong>des</strong>agentur für Arbeit ein interessantes Betätigungsfeld.<br />

Als Sachbearbeiterin im Bearbeitungsbüro für Arbeitgeber<br />

kann sie 15-jährige Berufserfahrung einbringen. "Eine<br />

Arbeit, die mich voll for<strong>der</strong>t, die aber auch Freude macht, wenn<br />

man spürt, dass man etwas bewegen kann", wie sie sagt.<br />

"Freilich hat <strong>der</strong> Sport in meinem Leben einen markanten<br />

Abschnitt geprägt", greift sie das Stichwort "Prioritäten" noch<br />

einmal auf. "Er hat mir viel gegeben. Ich habe viel Schönes<br />

erlebt, neue Fre<strong>und</strong>e gewonnen, viel von <strong>der</strong> Welt gesehen."<br />

Aber wertvoller als all die Trophäen, so die 54-Jährige weiter, sei<br />

das, was sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung vorangebracht<br />

habe. "Durch den Sport bin ich selbstbewusster geworden. Ich<br />

habe gelernt, Rückschläge besser zu verdauen, nicht gleich den<br />

Kopf in den Sand zu stecken, wenn mal etwas schief gegangen<br />

ist."<br />

Und möglicherweise denkt sie dabei an das kleine, schüchterne<br />

Mädchen, das als Zweitjüngste unter vier Schwestern in dem<br />

Lausitzer Ort Lohsa aufgewachsen ist, das in <strong>der</strong> Schule Hemmungen<br />

hatte, vor <strong>der</strong> Klasse ein Gedicht aufzusagen, das<br />

eigentlich lieber Balletttänzerin geworden wäre.<br />

Hätte es 1966 eben nicht diese zufällige Begegnung mit dem<br />

Sportlehrer Erhard Miek gegeben, dem auf einem Sportplatz in<br />

Hoyerswerda die nur 1,58 m große 14-Jährige aufgefallen war,<br />

"die mit explosivem Absprung <strong>und</strong> auffallen<strong>der</strong> Fußstreckung für<br />

ihre Größe beachtliche Höhen bewältigte". Miek hatte das Talent<br />

erkannt. Er holte das Mädchen an die Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendsportschule<br />

Forst. Mit 17 Jahren <strong>und</strong> plötzlich "ins Kraut geschossen",<br />

übersprang Rosi zum ersten Mal ihre Körpergröße von exakt<br />

1,735 m. In einer Disziplin, in <strong>der</strong> je<strong>der</strong> Zentimeter hart erarbeitet<br />

werden muss, führte <strong>der</strong> Weg für sie stetig nach oben. Mit<br />

20 erlebte sie in München ihren ersten olympischen Auftritt<br />

(Platz 7 für 1,85 m). Mit 21 holte sie in Dresden den ersten von<br />

insgesamt sechs DDR-Meistertiteln (1,87 m). Mit 22 gewann sie<br />

in Rom Europameisterschafts-Gold mit Weltrekord (1,95 m). Und<br />

mit 24 stand sie in Montreal als Olympiasiegerin auf dem Po<strong>des</strong>t<br />

(1,93 m). Ein Jahr vor jenem denkwürdigen Istaf, bei dem sie ihre<br />

eigene Körpergröße um sage <strong>und</strong> schreibe 26 1/2 Zentimeter<br />

überbot. Ein Rekord beson<strong>der</strong>er Art.<br />

Als die Cottbuserin 1980 nach ihrem dritten Olympiastart in<br />

Moskau <strong>und</strong> einem für sie enttäuschenden vierten Platz von <strong>der</strong><br />

Wettkampfbühne abtrat, endete zugleich die Ära <strong>des</strong> Straddle,<br />

den Rosi so perfekt kreiert hatte, während all die an<strong>der</strong>en um sie<br />

herum längst über die Latte flopten. Zwei Meter <strong>und</strong> höher<br />

sprangen im Freien in den 29 Jahren seit jenem Berliner Istaf-<br />

Abend weitere 41 Frauen. Doch den Lorbeer für den Vorstoß in<br />

neue Dimensionen <strong>des</strong> Frauen-Hochsprungs kann Rosi keine<br />

streitig machen. Auf dem "Weg <strong>des</strong> Ruhmes" vor dem Alten<br />

Rathaus in Cottbus ist ihr ohnehin für alle Ewigkeit ein Platz<br />

gesichert.<br />

49


Schiller - ein bekennen<strong>der</strong><br />

2005 war das Jahr <strong>der</strong> Erinnerung an den 200sten<br />

To<strong>des</strong>tag Friedrich von Schillers. Bücher erschienen<br />

dazu, es gab kaum eine <strong>Zeitschrift</strong> o<strong>der</strong> Zeitung, die<br />

sich nicht mit diesem Ereignis beschäftigte, kein Fernsehsen<strong>der</strong>,<br />

<strong>der</strong> nicht darauf einging. Von Vielem war dabei die Rede,<br />

oft auch von seiner Griechenbegeisterung, die er mit Höl<strong>der</strong>lin<br />

teilte, nur nicht davon, dass es Gründe gibt, Schiller in<br />

gewissem Sinne einen "Olympier" zu nennen, <strong>der</strong> die antiken<br />

<strong>Olympischen</strong> Spiele in seine Liebe zur klassischen<br />

griechischen Kultur einschloss.<br />

Tatsächlich hatte Schiller bereits eine Vorstellung von den<br />

<strong>Olympischen</strong> Spielen. Ja, man könnte vielleicht sogar so weit<br />

gehen zu sagen, dass er zu den Wegbereitern <strong>der</strong> Spiele <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Idee - jedenfalls in Europa - gehört. Mit<br />

seinem Werk trug er - wie auch Höl<strong>der</strong>lin - dazu bei, die<br />

große Griechenbegeisterung im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert in Deutschland<br />

(<strong>und</strong> Europa) anzufachen; <strong>und</strong> mit seinem Verweis auf<br />

die klassischen <strong>Olympischen</strong> Spiele half er mit, die Voraussetzungen<br />

dafür zu schaffen, dass Coubertins Bemühungen um<br />

die Wie<strong>der</strong>belebung <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele auf einen bereits<br />

fruchtbar gemachten Boden fallen konnten.<br />

Obwohl Schiller in Marbach<br />

am Neckar geboren wurde,<br />

rechnen die Bürger Stuttgarts<br />

ihn meistens zu den<br />

ihrigen, obwohl er in seinem<br />

späteren Leben Stuttgart<br />

nicht in guter Erinnerung<br />

gehabt haben dürfte. Wir<br />

können aber annehmen, dass<br />

er, würde er heute noch<br />

leben, souverän genug wäre,<br />

sich über seine wenig erfreulichen<br />

Stuttgarter Erfahrungen<br />

hinweg zu setzen <strong>und</strong><br />

dass er sogar bereit gewesen<br />

wäre, als Fürsprecher <strong>und</strong><br />

vielleicht sogar als Botschafter<br />

<strong>der</strong> seinerzeitigen Stuttgarter<br />

Olympia-Bewerbung<br />

zu wirken. Er liebte nämlich<br />

nicht nur die alten Griechen,<br />

denen wir die <strong>Olympischen</strong><br />

50<br />

Spiele letztendlich verdanken; er war auch schon ein bekennen<strong>der</strong><br />

Olympia-Fan. Als solcher outete er sich in seiner<br />

Schrift: "Über die ästhetische Erziehung <strong>des</strong> Menschen in<br />

einer Reihe von Briefen". Diese Schrift wurde vor über zweih<strong>und</strong>ert<br />

Jahren <strong>und</strong> einh<strong>und</strong>ert Jahre vor den ersten <strong>Olympischen</strong><br />

Spielen in Athen 1896 im Jahr 1795 veröffentlicht. Es<br />

ging in ihr allerdings nicht primär um den Olympismus,<br />

son<strong>der</strong>n um Wesen <strong>und</strong> Sinn <strong>des</strong> Spiels. Zwar erwähnt Schiller<br />

dabei auch schon die Leibesübungen <strong>und</strong> die Gymnastik -<br />

den Sport gab es ja noch nicht; dies tat er aber nur, um sie<br />

vom "richtigen" Spiel auszuschließen. Sie sind für ihn kein<br />

"richtiges" Spiel; sie sind körperliches ("physisches") Spiel <strong>und</strong><br />

damit bestenfalls eine Vorstufe zu dem "richtigen".<br />

Zu diesem "richtigen" Spiel findet <strong>der</strong> Mensch, indem er den<br />

in ihm wirkenden Stofftrieb mit dem auch in ihm wirkenden<br />

Formtrieb zu einem "Dritten" vereint. Dieses "Dritte" ist <strong>der</strong><br />

besagte Spieltrieb. In ihm versöhnt <strong>der</strong> Mensch seine Vernunft<br />

mit seinen Sinnen <strong>und</strong> seine Empfindungen mit seinem<br />

Verstand, <strong>und</strong> er findet damit - ohne in seinem Handeln<br />

einem Mangel o<strong>der</strong> einem Zwang folgen zu müssen - jenseits<br />

<strong>der</strong> Grenzenlosigkeit <strong>der</strong> Freiheit zur Erfüllung seiner ganzheitlichen<br />

Bestimmung.<br />

Auch wenn man - so knapp dargestellt<br />

- nicht gleich versteht, was Schiller<br />

meint, es ist genau diese (etwas komplizierte)<br />

Vorstellung vom Spiel, von <strong>der</strong> er<br />

glaubt, dass sie vor 2000 <strong>und</strong> mehr<br />

Jahren Realität in Olympia wurde, also<br />

in jener klassischen Kultstätte antiken<br />

Sports mit ihren Tempeln, profanen<br />

Bauten, unzähligen Statuen <strong>und</strong> einem<br />

großen Sportplatz, in <strong>der</strong> alle vier Jahre<br />

<strong>und</strong> fast ein Jahrtausend lang die<br />

<strong>Olympischen</strong> Spiele zu Ehren von Göttervater<br />

Zeus abgehalten wurden.<br />

Wegen <strong>der</strong> vielen Zuschauer waren<br />

dabei große organisatorische Probleme<br />

zu bewältigen, was Schlafen in <strong>der</strong><br />

Nacht, Essen am Tag, hygienische<br />

Verrichtungen am Fluss Alpheios Tag<br />

<strong>und</strong> Nacht, Transport <strong>der</strong> Athleten,<br />

Zuschauer <strong>und</strong> Helfer, Durchführung<br />

<strong>der</strong> Wettkämpfe sowie die Umstände


"Olympier"? Von Ommo Grupe<br />

<strong>der</strong> Tieropfer, zu denen man zwecks Speisung <strong>der</strong> Massen<br />

eine Menge an Stieren, die ja praktischerweise nicht in Gänze<br />

den Göttern überlassen wurden, benötigte - da haben es<br />

Bewerberstädte heute leichter.<br />

Allerdings sieht Schiller die klassischen <strong>Olympischen</strong> Spiele<br />

durch seine eigene (rosarote) Brille. Voll Form <strong>und</strong> Fülle<br />

vereinigen sie, so schreibt er, die Jugend <strong>der</strong> Phantasie mit<br />

<strong>der</strong> Männlichkeit <strong>der</strong> Vernunft. "Wenn sich die griechischen<br />

Völkerschaften in den Kampfspielen zu Olympia in den<br />

unblutigen Wettkämpfen <strong>der</strong> Kraft, <strong>der</strong> Schnelligkeit, <strong>der</strong><br />

Gelenkigkeit <strong>und</strong> an dem edleren Wechselstreit <strong>der</strong> Talente<br />

ergötzen, <strong>und</strong> wenn das römische Volk an dem To<strong>des</strong>kampf<br />

eines erlegten Gladiators o<strong>der</strong> seines lybischen Gegners sich<br />

labte, so wird es uns (...) begreiflich, warum wir die Idealgestalten<br />

einer Venus, (...) eines Apolls nicht in Rom, son<strong>der</strong>n in<br />

Griechenland aufsuchen müssen."<br />

Nicht nur die Gebildeten im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert waren von<br />

Schillers Spielidee begeistert; unter ihnen waren es vor allem<br />

die Griechisch-Lehrer, <strong>und</strong><br />

diese natürlich beson<strong>der</strong>s<br />

dann, wenn sie auch noch<br />

Turnen unterrichteten. Sie<br />

schmeichelte es, sich auf<br />

jemanden vom Rang Schillers<br />

berufen zu können, <strong>der</strong><br />

sie darin bestärkte, mit dem<br />

Turnen etwas zu vertreten,<br />

das auf eine Tradition<br />

zurückblicken konnte, die bis<br />

weit hinein in die<br />

griechische Antike reichte -<br />

welche Fächer konnten das<br />

schon von sich sagen. Allerdings<br />

kannten sie diese<br />

Tradition noch nicht so<br />

genau. Zu vorbehaltloser<br />

Begeisterung gab sie nämlich<br />

nicht immer Anlass;<br />

denn bei den Wettkämpfen<br />

in Olympia ging es manchmal<br />

ziemlich ruppig zu.<br />

Mancher Athlet ging mit<br />

schmerzhaften Blessuren<br />

nach Hause. An<strong>der</strong>e konnten nicht einmal mehr das, weil sie<br />

beim Kampf um den olympischen Lorbeer ums Leben kamen.<br />

Und manche zu Ehren eines Olympiasiegers errichtete Statue<br />

musste später wie<strong>der</strong> weggeräumt werden, weil <strong>der</strong> Preisträger<br />

sich doch nicht als beson<strong>der</strong>s tugendhaft erwiesen hatte.<br />

Da Schiller dies alles noch nicht wissen konnte, muss man es<br />

ihm nachsehen, wenn er seiner Zeit <strong>und</strong> seiner Nachwelt die<br />

<strong>Olympischen</strong> Spiele als historischen Beleg für die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> ästhetischen Erziehung als ganzheitliche Menschenbildung<br />

präsentierte. Zu seiner Entlastung sollte man aber auch darauf<br />

hinweisen, dass wir Späteren das Wissen darum, dass es nicht<br />

nur sanft <strong>und</strong> friedlich bei <strong>Olympischen</strong> Spielen zuging, Althistorikern<br />

<strong>und</strong> Altphilologen unserer Zeit verdanken. Bis es so<br />

weit war, durfte man <strong>der</strong> K<strong>und</strong>e von <strong>der</strong> kulturellen Großartigkeit<br />

<strong>der</strong> klassischen <strong>Olympischen</strong> Spiele am Ufer <strong>des</strong> Alpheios<br />

<strong>und</strong> am Fuße <strong>des</strong> Kronos-Hügels Glauben schenken, auf dem<br />

Göttervater Zeus auch <strong>des</strong> öfteren residierte, wenn er nicht<br />

gerade unterwegs <strong>und</strong> hinter attraktiven Gespielinnen her war,<br />

wobei er dies gerne in Gestalt eines Tieres tat. Die Griechen<br />

haben ihm das nachgesehen<br />

<strong>und</strong> uns mit den <strong>Olympischen</strong><br />

Spielen, mit denen sie<br />

ihren Zeus unabhängig von<br />

seinem manchmal lockeren<br />

Lebenswandel, <strong>der</strong> ihnen<br />

vermutlich sogar imponierte,<br />

verehren wollten, ein großes<br />

kulturelles Erbe hinterlassen.<br />

Die mo<strong>der</strong>nen <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele sind nicht zuletzt auf<br />

Gr<strong>und</strong> dieses Erbes - auch<br />

wenn es viele Jahrzehnte<br />

gedauert hat - inzwischen zu<br />

einem wirklichen "Kulturgut"<br />

geworden, auch wenn sich in<br />

keiner Ausrichterstadt dieser<br />

Welt noch jemand finden<br />

lässt, <strong>der</strong> Zeus gleich käme<br />

<strong>und</strong> wohl auch kaum einen<br />

mo<strong>der</strong>nen Schriftsteller o<strong>der</strong><br />

Dichter, <strong>der</strong> Schiller in seiner<br />

Begeisterung für die Griechen<br />

<strong>und</strong> ihre Spiele überbieten<br />

könnte.<br />

OF<br />

51


Joseph Boulogne wurde wahrscheinlich am 25. Dezember<br />

1745 auf Guadalupe geboren. Sein Vater war ein wohlhaben<strong>der</strong><br />

französischer Pflanzer, seine Mutter eine<br />

schwarze Sklavin senegalesischer Herkunft. Ab 1753 lebte die<br />

Familie in Paris, 1757 wurde <strong>der</strong> Vater in den Adelsstand<br />

erhoben, <strong>und</strong> die Familie führte seitdem den Namenszusatz<br />

"de Saint-George".<br />

Josephs Leben mutet auch aus heutiger Sicht eher wie das<br />

einer Romanfigur o<strong>der</strong> Hollywood-Erfindung an: vielschichtig,<br />

überraschend, faszinierend <strong>und</strong> in je<strong>der</strong> Hinsicht außergewöhnlich.<br />

Seine Biographie wirkt so, als habe jemand die<br />

Lebensläufe gleich mehrerer herausragen<strong>der</strong> Persönlichkeiten<br />

gleichsam übereinan<strong>der</strong> gelegt <strong>und</strong> so eine Art Kunstmenschen<br />

geschaffen, ein Produkt, das einem keiner abnimmt, so unrealistisch<br />

wirkt diese Häufung unterschiedlicher Eigenschaften.<br />

Joseph Boulogne war Musiker, Komponist, Sportler, Soldat <strong>und</strong><br />

ein politisch aktiver Mensch vor <strong>und</strong> während <strong>der</strong> Französischen<br />

Revolution, dazu noch Freimaurer <strong>und</strong> Schwarzer.<br />

Mit 13 Jahren kam er für sechs Jahre in ein - so würde man<br />

heute sagen - Fechtinternat zu dem bekannten Fechtmeister<br />

Nicolas Texier La Boëssière, mit <strong>des</strong>sen Sohn er sich anfre<strong>und</strong>ete.<br />

Dieser beschrieb seinen Fechtstil später so: "Sein linker<br />

Fuß war fest <strong>und</strong> unbeweglich <strong>und</strong> sein rechtes Bein absolut<br />

gerade." Seine Attacken nannte er "so schnell wie <strong>der</strong> Blitz".<br />

Noch während seiner Ausbildung besiegte er den berühmten<br />

Fechtmeister Alexandre Picard aus Rouen. Sein Vater schenkte<br />

ihm dafür ein englisches Pferd <strong>und</strong> eine zweirädrige Kutsche.<br />

Mit 19 Jahren beendete er die Ausbildung als einer <strong>der</strong> besten<br />

Fechter Europeas <strong>und</strong> wurde zum "gendarme de la garde du<br />

roi" ernannt. Seinen berühmtesten Kampf verlor er zwar am<br />

8. September 1766 gegen Guiseppe Faldoni, avancierte dabei<br />

aber zum Publikumsliebling. Er war außerdem Reiter,<br />

Schwimmer, Boxer, Pistolenschütze, Eisläufer <strong>und</strong> Tänzer. So<br />

soll er im Winter mit nur einem Arm durch die Seine<br />

geschwommen sein.<br />

Joseph war aber auch ein hervorragen<strong>der</strong> Geiger <strong>und</strong> Cembalospieler.<br />

Sein Geigenlehrer war vermutlich <strong>der</strong> berühmte<br />

Jean-Marie Leclair. Bei Francois-Joseph Gossec studierte er<br />

Komposition. Dieser ernannte ihn zum Konzertmeister <strong>des</strong><br />

Orchesters "Concerts <strong>des</strong> Amateurs", nach zeitgenössischen<br />

Joseph Boulogne Chevalier de<br />

Mozarts schwarzer Fechtbru<strong>der</strong><br />

52<br />

Berichten eines <strong>der</strong> besten Sinfonieorchester in Paris <strong>und</strong><br />

wahrscheinlich auch in Europa. Es bestand aus 40 Geigen <strong>und</strong><br />

Bratschen, zwölf Celli, acht Kontrabässen sowie Flöten, Oboen,<br />

Klarinetten, Trompeten, Hörnern <strong>und</strong> Fagotten.<br />

Joseph Boulogne debütierte 1772 in diesem Orchester mit<br />

zwei eigenen Violinkonzerten (op. 2), die ihn schlagartig als<br />

Geigenvirtuosen bekannt machten. 1773 übernahm er als<br />

Nachfolger von Gossec auch die Leitung <strong>des</strong> Orchesters. Im<br />

selben Jahr erschienen seine sechs Streichquartette (op. 1).<br />

Mit weiteren Violinkonzerten <strong>und</strong> den Symphonies concertantes<br />

op. 6 etablierte er sich 1775 auch als Komponist.<br />

1775 wurde er als Direktor <strong>der</strong> Acadeémie royale de musique<br />

(<strong>der</strong> Pariser Oper) vorgeschlagen, erhielt die Stelle aber nicht,<br />

nachdem einige Sängerinnen <strong>und</strong> Tänzerinnen eine Petition<br />

an die Königin, Marie-Antoinette, gerichtet hatten, in <strong>der</strong> sie<br />

betonten, dass es ihnen wegen ihrer Ehre <strong>und</strong> ihres Gewissens<br />

unmöglich sei, von einem Mulatten Anweisungen entgegen<br />

zu nehmen.<br />

1777 schrieb Saint-George seine erste Oper "Ernestine", im<br />

Jahr darauf die zweite "La Chasse". Außerdem komponierte er<br />

weitere sechs Streichquartette <strong>und</strong> drei Violinkonzerte, 1778<br />

die Symphonies concertantes op. 10 <strong>und</strong> 1779 seine beiden<br />

Symphonien op. 11. 1778 führte die Académie royale de<br />

musique Mozarts Ballettmusik "Les Petits Riens" auf, in <strong>der</strong><br />

gegen Ende ein Thema von Saint-George auftaucht, das<br />

Mozart vermutlich in Paris gehört hatte.<br />

Um 1777 trat Saint-Georges als "Lieutenant <strong>des</strong> Chasses de<br />

Pinci" in die Dienste <strong>des</strong> Herzogs von Orléans, wo er sich vor


allem an künstlerischen Aktivitäten beteiligte. Wegen finanzieller<br />

Engpässe wurde 1781 das "Concert <strong>des</strong> amateurs"<br />

aufgegeben, bald danach aber durch das "Concert de la Loge<br />

olympique" ersetzt. Das Orchester war eine Einrichtung <strong>der</strong><br />

Freimaurerloge "l´Olymique de la Parfait Union" <strong>und</strong> Saint-<br />

Saint-George:<br />

Georges, einer <strong>der</strong> ersten schwarzen Freimaurer in Frankreich,<br />

wurde zum Konzertmeister ernannt. 1778 reiste er nach<br />

Wien, um bei Joseph Haydn sechs Sinfonien in Auftrag zu<br />

geben, <strong>der</strong>en Uraufführung mit seinem Orchester in Paris<br />

unter seiner Leitung stattfand.<br />

Die Werke heißen<br />

seitdem Pariser Sinfonien.<br />

1785, nach dem Tod seines<br />

Arbeitgebers, <strong>des</strong> Herzogs<br />

von Orléans, kam Saint-<br />

Georges aus Geldmangel<br />

auf seine sportlichen Fähigkeiten<br />

zurück <strong>und</strong> beteiligte<br />

sich an einer Reihe sensationeller<br />

Fechtwettkämpfe.<br />

Beispielsweise arrangierte<br />

<strong>der</strong> Prince of Wales eine<br />

Fechtvorführung in London,<br />

bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> 42jährige Saint-<br />

Georges gegen eine 59<br />

Jahre alte Französin, die<br />

Chevaliere d´Éon antrat.<br />

Saint-Georges war mit 40<br />

die Achillessehne gerissen;<br />

er war <strong>des</strong>halb nicht mehr<br />

so flink wie früher, konnte<br />

aber immer noch effektvoll<br />

parieren <strong>und</strong> attackieren.<br />

Die "Chevaliere" war in<br />

Wirklichkeit Charles d´Éon<br />

de Beaumont, ein Diplomat,<br />

Von Hans Jägemann<br />

<strong>der</strong>, als Frau verkleidet, viele Jahre lang für den französischen<br />

König im Ausland spionierte.<br />

Später diente Saint-Georges dem neuen Herzog von Orléans,<br />

<strong>der</strong> für seine revolutionäre Einstellung bekannt war, <strong>und</strong><br />

reiste mit ihm<br />

1789 ein weiteres<br />

Mal nach England.<br />

Bei seinen Besuchen<br />

in England<br />

kam er mit <strong>der</strong><br />

Anti-Sklaverei-<br />

Bewegung in<br />

Kontakt. Später<br />

half er, eine<br />

Gruppe französischer<br />

Schwarzer<br />

namens "Société<br />

<strong>des</strong> arms <strong>des</strong><br />

noirs" zu gründen.<br />

Als im Juli 1789<br />

die Französische Revolution ausbrach, lebte Saint-Georges in<br />

Lille. Er wurde dort Mitglied <strong>der</strong> revolutionstreuen Nationalgarde<br />

<strong>und</strong> 1790 zum Capitaine ernannt. In Lille organisierte<br />

er Konzerte <strong>und</strong> Fechtvorführungen <strong>und</strong> schrieb an einer<br />

weiteren Oper.<br />

Wegen seiner<br />

Beziehungen zum<br />

Ancien Régime<br />

<strong>und</strong> seines Adelstitels<br />

wurde er<br />

allerdings argwöhnischbeobachtet<br />

<strong>und</strong> unterschrieb<br />

fortan mit<br />

"Monsieur de<br />

Saint-Georges".<br />

Am 1. September<br />

1791 bat eine<br />

Delegation von<br />

Farbigen die<br />

Nationalversammlung<br />

um Erlaubnis,<br />

sich unter<br />

Waffen für die<br />

Revolution <strong>und</strong><br />

ihre egalitären<br />

Ideale einsetzen<br />

zu dürfen. Am<br />

nächsten Tag kam<br />

die Zustimmung,<br />

<strong>und</strong> es wurde ein<br />

53


Corps aus 800 Infanteristen <strong>und</strong> 200 Kavalleristen unter<br />

Führung von Saint-Georges aufgestellt. Der offizielle Name<br />

lautete "Légion franche de cavalerie <strong>des</strong> Américains", die<br />

Truppe wurde aber rasch als "Légion Saint-Georges" bekannt.<br />

Stellvertreten<strong>der</strong> Leiter war Alexandre Dumas, ebenfalls Sohn<br />

eines französischen Aristokraten <strong>und</strong> einer schwarzen Sklavin,<br />

<strong>der</strong> Vater <strong>des</strong> berühmten Romanciers Alexandre Dumas,<br />

bekannt als Autor <strong>der</strong> "Drei Musketiere".<br />

Saint-Georges <strong>und</strong> seine Truppe wehrten erfolgreich einen<br />

Angriff <strong>der</strong> Österreicher auf Lille ab. Die Behörden begannen<br />

danach dennoch, Farbige aus <strong>der</strong> Legion zu entfernen. Auch<br />

die Heldenrolle von Saint-Georges währte nicht lange. Er<br />

wurde wegen angeblicher finanzieller Unregelmäßigkeiten<br />

denunziert, am 4. November 1793 ohne Prozess eingekerkert<br />

<strong>und</strong> schließlich am 24. Oktober 1794 wie<strong>der</strong> freigelassen.<br />

Im Frühjahr 1797 kam er nach Paris zurück <strong>und</strong> übernahm<br />

wie<strong>der</strong> sein letztes Orchester. Während seiner letzten beiden<br />

Lebensjahre lebte er allein in einer kleinen Wohnung <strong>und</strong><br />

starb am 10. Juni 1799 an einer unbehandelten Blatterninfektion.<br />

Es wird berichtet, dass alle Zeitungen seiner mit Respekt<br />

<strong>und</strong> Ergriffenheit gedachten.<br />

54<br />

Die Sklaverei war am 4. Februar 1794 für alle französischen<br />

Kolonien abgeschafft worden, doch das Gleichheitsideal, dem<br />

sich Saint-Georges verschrieben hatte, fiel bald in Ungnade.<br />

Napoleon Bonaparte schickte Truppen nach Guadalupe mit<br />

dem Befehl, die Sklaverei wie<strong>der</strong> einzuführen. Die Schwarzen<br />

wehrten sich heftig, unterlagen aber den Truppen unter<br />

General Antoine Richepance. Um nicht wie<strong>der</strong> Sklaven werden<br />

zu müssen, sprengten sich H<strong>und</strong>erte mit einem Munitionsdepot<br />

in die Luft. 1804 erklärte die Kolonie ihre Unabhängigkeit<br />

<strong>und</strong> wurde so zur ersten schwarzen Republik <strong>der</strong><br />

Welt.<br />

Im Dezember 2001 beschloss <strong>der</strong> Pariser Stadtrat, die "Rue<br />

Richepance" in "Rue du Chevalier de Saint-Georges" umzubenennen.<br />

Dies hatten Franzosen, die aus Westindien stammten,<br />

angeregt. Die Straße erinnert nun an den "Schwarzen<br />

Mozart", an ein Universalgenie, ein Multitalent, eine lebendig<br />

gewordene Figur aus einem Märchenbuch: Joseph Boulogne<br />

Chevalier de Saint-Georges. Zumin<strong>des</strong>t seine Musik bleibt<br />

lebendig: Die Noten sind erhalten, <strong>und</strong> es gibt eine Reihe<br />

guter CD-Aufnahmen. Außerdem ist sein Leben 2003 verfilmt<br />

worden: "Le Mozart Noir: Reviving a Legend" (als DVD erhältlich;<br />

siehe: www.cbcshop.ca).<br />

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Hans Mayer-Foreyt<br />

Rasenballett - eine Kunstausstellung beson<strong>der</strong>er Art<br />

A<br />

ls eine <strong>der</strong> Gastgeberstädte für Spiele <strong>der</strong> FIFA Weltmeisterschaft<br />

in Deutschland wartete Leipzig gleich mit drei<br />

Kunstausstellungen zum Thema Fußball auf: "Ballkünstler" im<br />

Museum <strong>der</strong> bildenden Künstler <strong>und</strong> "Herr <strong>der</strong> Regeln" im<br />

Stadtgeschichtlichen Museum. Während die eine das Phänomen<br />

Fußball unter den verschiedensten Aspekten <strong>und</strong> die<br />

an<strong>der</strong>e die Rolle <strong>des</strong> Schiedsrichters in <strong>der</strong> Geschichte <strong>und</strong><br />

Gegenwart anschaulich zur Schau stellte, überraschte die<br />

dritte im Ausstellungszentrum <strong>der</strong> Universität Leipzig mit dem<br />

Konzept ihrer Präsentation.<br />

Schon <strong>der</strong> Titel "Rasenballett" lässt ahnen, dass sich die Schöpfer<br />

<strong>der</strong> ausgestellten Werke <strong>der</strong> bildenden Kunst als Fans in <strong>der</strong><br />

56<br />

ganzen Vielfalt <strong>des</strong> Sports auskennen. Im Mittelpunkt steht<br />

natürlich <strong>der</strong> Fußballsport auf dem Rasen. Bil<strong>der</strong> erinnern an<br />

Situationen in <strong>der</strong> Wirklichkeit, an den spielerischen Tanz mit<br />

dem Ball, um den Gegner zu irritieren, o<strong>der</strong> an das gekonnte<br />

Zuspiel <strong>der</strong> Stürmer im Angriff auf das Tor <strong>des</strong> Gegners, die<br />

manchmal einem choreographisch geübten Bewegungsablauf<br />

gleichen <strong>und</strong> dem Zuschauer ästhetischen Genuss bereiten,<br />

eben wie auch das Ballett. Die ausgestellten Werke <strong>der</strong> Malerei,<br />

Grafik <strong>und</strong> Plastik zeichnen sich durch eine bemerkenswerte<br />

Vielfalt <strong>der</strong> Themen <strong>und</strong> bildkünstlerischer Sichtweisen aus.<br />

So konfrontiert beispielsweise das Gemälde von Harald Metzges<br />

(1) den Betrachter mit einer stürmischen Zweikampfsze-<br />

OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE


Bernd Göbel Manfred Schubert<br />

ne, während Hans Mayer-Foreyt (2) den Jubel von Fans nach<br />

einem Tor <strong>der</strong> eigenen Mannschaft miterleben lässt. Der<br />

Grafiker Joachim Scholz (3) reflektiert mit seinen Zeichnungen<br />

eine eindrucksvolle Szene, den erfolgreichen Abschluss<br />

einer Standardsituation im Torraum. Der Linolschnitt von<br />

Helga Borisch (4) lässt mit dem Umkreisen <strong>des</strong> Balls an einen<br />

Tanz denken. Hans Ticha (5) mahnt in seiner eigenwilligen<br />

Bildsprache voller Ironie, dass bei aller Hingabe im Fußballsport<br />

die menschlich-geistige <strong>und</strong> körperliche Individualität<br />

nicht deformiert werden darf. Und die spöttische Warnung<br />

vor einem allzu übertriebenen Siegesrausch nach einem<br />

erfolgreichen Spiel nimmt durch die dreifigurige Bronzegruppe<br />

<strong>des</strong> Bildhauers Bernd Göbel (6) überzeugende Gestalt an.<br />

Die Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Ausstellung besteht nicht zuletzt darin,<br />

dass sie sich nicht auf das Thema Fußball beschränkt, son<strong>der</strong>n<br />

sie konfrontiert den Besucher mit Werken von an<strong>der</strong>en Sport-<br />

OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE<br />

arten wie dem Turnen von Manfred Schubert (7) <strong>und</strong> dem<br />

Fechten von Rainer Schade (8) sowie mit Themen aus dem<br />

Radsport, <strong>der</strong> Leichtathletik <strong>und</strong> dem Wassersport.<br />

Nahezu alle ausgestellten Kunstwerke sind Schöpfungen von<br />

ostdeutschen Künstlern. Sie zählen zur Kunstsammlung <strong>der</strong><br />

ehemaligen <strong>Deutschen</strong> Hochschule für Körperkultur <strong>und</strong><br />

wurden 1991 von <strong>der</strong> Universität Leipzig übernommen. Der<br />

Kustodie <strong>der</strong> Universität ist zu danken, dass eine Auswahl<br />

dieser einmaligen Sammlung anlässlich <strong>der</strong> Fußballweltmeisterschaft<br />

von <strong>der</strong> Öffentlichkeit besichtigt werden konnte.<br />

Der Wunsch, dass die Sammlung "Sport in <strong>der</strong> bildenden<br />

Kunst" eines Tages wie<strong>der</strong> ständig zu besuchen sein möge, ist<br />

durch diese Ausstellung bestärkt worden.<br />

Günter Witt<br />

57


Harald Metzges<br />

58<br />

Rainer Schade<br />

Joachim Scholz<br />

Helga Borisch


Nachrichten <strong>des</strong> DOSB<br />

DOSB-Präsidium<br />

positioniert sich im<br />

Anti-Doping-Kampf<br />

Das Präsidium <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Sportbun<strong>des</strong> (DOSB) hat in seiner Sitzung<br />

am 15. August 2006 in Frankfurt am Main<br />

seine "Null-Toleranz-Politik" im Kampf<br />

Ist optimistisch, das Doping-Problem im engen Schulterschluss<br />

mit dem Staat lösen zu können: DOSB-Präsident<br />

Dr. Thomas Bach.<br />

gegen Doping im Sport bekräftigt <strong>und</strong><br />

seinen festen Willen erklärt, weiterhin alle<br />

Mittel einzusetzen, die geeignet sein können,<br />

diesen Kampf erfolgreich zu gestalten.<br />

Es ist <strong>der</strong> Überzeugung, dass dies nur mit<br />

einem komplexen Paket von Maßnahmen<br />

erreicht werden kann, das die hinter dem<br />

Doping stehenden Netzwerke wirksam<br />

bekämpft. In <strong>der</strong>artigen Strukturen sind<br />

nach Auffassung <strong>des</strong> DOSB-Präsidiums die<br />

Sportlerinnen <strong>und</strong> Sportler Opfer <strong>und</strong> Täter<br />

zugleich, in jedem Falle aber Teil <strong>des</strong> Systems,<br />

das es zu bekämpfen gilt. Das Präsidium<br />

begrüßte ausdrücklich alle neuen<br />

Aktivitäten im Anti-Doping-Kampf, wie sie<br />

beispielsweise vom B<strong>und</strong> Deutscher Radfahrer,<br />

dem <strong>Deutschen</strong> Schwimm-Verband <strong>und</strong><br />

dem <strong>Deutschen</strong> Skiverband für ihre jeweiligen<br />

Sportarten eingeleitet werden <strong>und</strong> sieht<br />

sich auch durch das Votum <strong>der</strong> Sprechergruppe<br />

<strong>der</strong> Spitzenverbände in seiner Null-<br />

Toleranz-Politik bestätigt. Als Fazit stellte<br />

DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach fest: "Wir<br />

plädieren gemeinsam mit unseren Mitgliedsverbänden<br />

eindringlich dafür, sich auf<br />

juristisch machbare <strong>und</strong> wirkungsvolle<br />

Maßnahmen zur Erhöhung <strong>der</strong> Effektivität<br />

<strong>des</strong> Kampfes gegen Doping zu konzentrieren."<br />

DOSB-Vizepräsidentin Prof. Dr. Gudrun<br />

Doll-Tepper berichtete in diesem Zusammenhang<br />

über erste Aktivitäten <strong>der</strong> Anti-<br />

Doping-Vertrauensleute <strong>des</strong> DOSB. Meike<br />

Evers (Doppel-Olympiasiegerin im Ru<strong>der</strong>n),<br />

Monique Garbrecht-Enfeldt<br />

(neunfache Weltmeisterin <strong>und</strong><br />

Medaillengewinnerin bei <strong>Olympischen</strong><br />

Spielen im Eisschnelllauf)<br />

<strong>und</strong> Frank Busemann<br />

(Zehnkampf-Silbermedaillengewinner<br />

bei den <strong>Olympischen</strong><br />

Spielen 1996) werden sich im<br />

Herbst den Olympiastützpunkten<br />

<strong>und</strong> Eliteschulen <strong>des</strong> Sports<br />

vorstellen, um möglichst bald<br />

mit ihrem Einsatz vor Ort<br />

beginnen zu können. Um <strong>der</strong><br />

Situation zu begegnen, dass laut<br />

Stasi-Unterlagengesetz dem<br />

Sport ab 21.12.2006 keine<br />

Überprüfungen von Mitarbeitern<br />

mehr ermöglicht werden, hat<br />

das Präsidium <strong>des</strong> DOSB den<br />

früheren Bun<strong>des</strong>beauftragten Joachim<br />

Gauck gebeten, dem DOSB als Beauftragter<br />

zur Verfügung zu stehen.<br />

Dr. Bach for<strong>der</strong>t Län<strong>der</strong>minister<br />

zur Einrichtung von<br />

Schwerpunktstaatsanwaltschaften<br />

auf<br />

Auch anlässlich eines Treffens führen<strong>der</strong><br />

Vertreter <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>ministerien Ende Juli in<br />

Frankfurt/M brachte DOSB-Präsident Bach<br />

einen eindringlichen Appell zur Einrichtung<br />

von Schwerpunktstaatsanwaltschaften vor.<br />

Thema <strong>des</strong> vom Bremer Innen- <strong>und</strong> Sportsenator<br />

Thomas Röwekamp initiierten fachministerkonferenz-übergreifendenSpitzenge-<br />

spräches mit dem deutschen Sport war die<br />

schulische <strong>und</strong> universitäre Ausbildung von<br />

Spitzensportlern in Deutschland. "Seit<br />

Jahren gibt es in Deutschland ein Vollzugsdefizit",<br />

kritisierte Dr. Thomas Bach am<br />

Rande seines Vortrags vor den Vertretern<br />

<strong>der</strong> Sportministerkonferenz, <strong>der</strong> Kultusministerkonferenz<br />

sowie <strong>der</strong> Hochschulrektorenkonferenz<br />

<strong>und</strong> for<strong>der</strong>te sie gleichzeitig<br />

zu einem verstärkten Engagement auf.<br />

Neben dem Arzneimittelgesetzt seien die<br />

von ihm gefor<strong>der</strong>ten Schwerpunktstaatsanwaltschaften<br />

geeignete Instrumente um<br />

organisierte Netzwerke <strong>des</strong> Dopings zu<br />

zerstören. Die Län<strong>der</strong> sollten sich umgehend<br />

auf die Einrichtung einer Anti-Doping-<br />

Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft verständigen.<br />

Dies wäre ein erster wichtiger Schritt<br />

zur erhöhten Abschreckung. Parallel dazu<br />

sollten weitere gesetzliche Maßnahmen<br />

geprüft werden, wie sie im Bericht <strong>der</strong><br />

"Rechtskommission <strong>des</strong> Sports gegen<br />

Doping" dargelegt sind. Indirekt reagierte<br />

<strong>der</strong> DOSB-Präsident damit auch auf die<br />

For<strong>der</strong>ungen <strong>des</strong> bayerischen Ministerpräsidenten<br />

Stoiber <strong>und</strong> einzelner Fachverbandspräsidenten,<br />

die ein Anti-Doping-Gesetz<br />

anmahnten, bevor die bestehenden Möglichkeiten<br />

konsequent genutzt werden.<br />

Sportsperren sind<br />

wirksamer als staatliche<br />

Sanktionen gegen Aktive<br />

Auch in einem Kommentar für die Frankfurter<br />

Allgemeine Zeitung <strong>und</strong> einem ausführlichen<br />

Interview mit dem sportinformationsdienst<br />

hat Dr. Bach die Haltung <strong>des</strong><br />

DOSB dargelegt, "Es geht allein um die<br />

höchstmögliche Effektivität beim Kampf<br />

gegen Doping", sagte Dr. Bach dem sid.<br />

Ordentliche Gerichte müssten auf alle<br />

möglichen Ausreden <strong>der</strong> Athleten Rücksicht<br />

nehmen. Sportgerichte dagegen können<br />

allein auf Gr<strong>und</strong> einer positiven Dopingprobe<br />

schnell, hart <strong>und</strong> international durchsetzbar<br />

bestrafen, "Ein mehrjähriges Berufsverbot<br />

trifft sie jedenfalls härter als gegebe-<br />

59


nenfalls eine Bewährungsstrafe durch ein<br />

ordentliches Gericht", erklärte Bach. Auch<br />

zusätzliche staatliche Strafen will <strong>der</strong> DOSB-<br />

Präsident nicht in Erwägung ziehen, zum<br />

einen, weil staatliche Gerichte dem Athleten<br />

in jedem Einzelfall die Schuld nachweisen<br />

müssten <strong>und</strong> dadurch Freisprüche <strong>und</strong><br />

Verfahrenseinstellungen sehr viel wahrscheinlicher<br />

sind als bei Sportgerichten, zum<br />

an<strong>der</strong>n, weil mit Berufsverbot plus Gefängnis<br />

womöglich die rechtstaatlich gefor<strong>der</strong>te<br />

Verhältnismäßigkeit zwischen Tat <strong>und</strong> Strafe<br />

nicht mehr gewährleistet wäre. Erst vor<br />

wenigen Wochen habe <strong>der</strong> Europäische<br />

Gerichtshof entschieden, dass er diese<br />

Ärzte bemühen sich um das Leben <strong>des</strong><br />

Radsportlers Tom Simpson, <strong>der</strong> am 13. Juli<br />

1967 bei <strong>der</strong> Tour de France an den Folgen<br />

<strong>der</strong> Einnahme von Dopingmitten verstarb.<br />

Auf dem 1.909 m hohen Mont Ventoux<br />

erinnert heute ein Gedenkstein an den<br />

Englän<strong>der</strong>, <strong>des</strong>sen Tod 1967 für das IOC<br />

Anlass zur Gründung seiner Medizinischen<br />

Kommission <strong>und</strong> Auftakt zum Kampf gegen<br />

Doping war.<br />

60<br />

Verhältnismäßigkeit bei zukünftigen Fällen<br />

beurteilen wird. In <strong>der</strong> Folge würden Sportverbände<br />

<strong>und</strong> Sportgerichte erst abwarten<br />

müssen, wie die ordentlichen Gerichte<br />

entscheiden, was Monate o<strong>der</strong> Jahre dauern<br />

könne. "Denn wenn sie zuvor Strafen<br />

aussprechen, gehen sie ein hohes Risiko ein,<br />

auf Schadenersatz verklagt zu werden, falls<br />

das Gericht zu einem an<strong>der</strong>en Urteil<br />

kommt". Gegenwärtig sei ein Urteil <strong>des</strong><br />

Internationalen Sportschiedsgerichtshofes<br />

CAS weltweit sofort durchsetzbar <strong>und</strong> führe<br />

zu weltweitem Startverbot, was das Urteil<br />

eines nationalen Gerichtes so nicht erreichen<br />

könne", erklärte Dr. Bach. Der DOSB<br />

wolle schärfere Gesetze gegen die Hintermänner<br />

<strong>der</strong> Athleten, da <strong>der</strong> Sport diese mit<br />

seinen Mitteln nicht hart genug belangen<br />

kann. Dafür soll zum Beispiel das Strafmaß<br />

erhöht werden <strong>und</strong> neben den jetzt schon<br />

zulässigen Durchsuchungen könnten auch<br />

Abhörmaßnahmen möglich werden. "In all<br />

diesen Fragen sind wir mit Innenminister<br />

Wolfgang Schäuble seit längerem im Gespräch<br />

<strong>und</strong> ich gehe davon aus, dass sich<br />

<strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>tag im Herbst damit befasst",<br />

sagte Bach.<br />

DOSB-Präsident traf sich<br />

mit Vertrauensleuten<br />

Die Anti-Doping-Vertrauensleute Meike<br />

Evers, Doppel-Olympiasiegerin im Ru<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> Frank Busemann, Zehnkampf-Silbermedaillengewinner,<br />

haben interessierte <strong>und</strong><br />

betroffene Spitzensportlerinnen <strong>und</strong> Spitzensportler<br />

nach einem ersten Meinungsaustausch<br />

mit DOSB-Präsident Dr. Thomas<br />

Bach <strong>und</strong> Vizepräsidentin Prof. Dr. Doll-<br />

Tepper in Frankfurt/Main ermuntert, in einen<br />

engen <strong>und</strong> vertrauensvollen Dialog mit<br />

ihnen einzutreten. Übereinstimmend lobten<br />

sie die offene <strong>und</strong> konstruktive Gesprächsatmosphäre<br />

<strong>und</strong> berichteten über eine breite<br />

Zustimmung <strong>der</strong> Aktiven bei <strong>der</strong> Etablierung<br />

<strong>der</strong> Vertrauensleute. Im Herbst seien Treffen<br />

mit <strong>der</strong> Vollversammlung <strong>der</strong> Aktiven, den<br />

Leitern <strong>der</strong> Olympiastützpunkte, den Fachverbänden<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> NADA vorgesehen.<br />

"Neben sportpolitischen <strong>und</strong> juristischen<br />

Weichenstellungen verlangt <strong>der</strong> Kampf<br />

gegen Doping heute verstärkt präventive<br />

Maßnahmen", sagte Meike Evers nach dem<br />

Treffen im Haus <strong>des</strong> Sports. "Wir wollen<br />

Aktiven neben Trainern, Betreuern, Medizinern<br />

<strong>und</strong> Offiziellen eine weitere Gesprächs-<br />

Meike Evers<br />

Frank Busemann<br />

Sind im DOSB für Fragen <strong>der</strong> Dopingprävention<br />

zuständig:<br />

Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper … Monique Garbrecht-Enfeldt.


Konkretes Handeln <strong>und</strong> keine überflüssigen Gesetzesdiskussionen<br />

DOSB-Präsidium verabschiedete Katalog zur "Null-Toleranz-Politik"<br />

Das Präsidium <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Sportbun<strong>des</strong> (DOSB) bekräftigte in seiner<br />

Sitzung am 15. August 2006 in Frankfurt am<br />

Main seine "Null-Toleranz-Politik" im Kampf<br />

gegen Doping im Sport <strong>und</strong> erklärte seinen<br />

festen Willen, weiterhin alle Mittel einzusetzen,<br />

die geeignet sein können, diesen Kampf<br />

erfolgreich zu gestalten. Es ist <strong>der</strong> Überzeugung,<br />

dass dies nur mit einem komplexen<br />

Paket von Maßnahmen erreicht werden kann,<br />

das den kriminellen Netzwerken im Doping<br />

Paroli bietet. Darin sind die Sportlerinnen <strong>und</strong><br />

Sportler Opfer <strong>und</strong> Täter, in jedem Falle aber<br />

Teil <strong>des</strong> Systems, das es zu bekämpfen gilt.<br />

Deshalb ist ein Miteinan<strong>der</strong> von Sport <strong>und</strong><br />

Staat notwendig, das gesetzliche Maßnahmen<br />

<strong>und</strong> sportinterne Regelungen verbindet. Der<br />

Streit um ein Anti-Doping-Gesetz geht damit<br />

am Kern <strong>der</strong> Problematik vorbei. Im Einzelnen<br />

befürwortet das Präsidium - weitgehend in<br />

Übereinstimmung mit den Vorschlägen <strong>der</strong><br />

seiner Zeit vom <strong>Deutschen</strong> Sportb<strong>und</strong> (DSB)<br />

eingerichteten Rechtskommission <strong>des</strong> Sports<br />

gegen Doping (ReSpoDo) - folgende Initiativen:<br />

1. Der Anti-Doping-Kampf beginnt mit<br />

gezielter Prävention, die sich auf die<br />

Sportlerinnen <strong>und</strong> Sportler selbst, aber<br />

auch auf junge Menschen insgesamt<br />

bezieht. Die hierfür eingesetzten finanziellen<br />

Mittel müssen erheblich ausgeweitet<br />

werden. Gefor<strong>der</strong>t wird eine Fortführung<br />

<strong>und</strong> Ausweitung durch öffentliche<br />

Mittel an die NADA, damit diese ihre<br />

Präventionsaufgaben besser wahrnehmen<br />

kann.<br />

2. Der Doping-Prävention dient auch die<br />

Tätigkeit <strong>der</strong> "Anti-Doping-Vertrauensleute",<br />

die <strong>der</strong> DOSB vor kurzem ernannt hat<br />

<strong>und</strong> die ihre Arbeit aufgenommen haben.<br />

Der DOSB wird sie weiterhin unterstützen.<br />

3. Das System <strong>der</strong> Doping-Kontrollen muss<br />

quantitativ min<strong>des</strong>tens im bisherigen<br />

Umfang beibehalten, qualitativ weiterentwickelt<br />

sowie finanziell abgesichert<br />

werden.<br />

4. Medikamente mit Inhaltsstoffen, die von<br />

den Verboten <strong>des</strong> § 6a) Abs. 1 AMG<br />

erfasst werden, unterliegen bislang keiner<br />

beson<strong>der</strong>en Kennzeichnungspflicht. Es<br />

wird vorgeschlagen, solche Dopingrelevanten<br />

Arzneimittel o<strong>der</strong> Arzneimittelgruppen<br />

mit Warnhinweisen, Warnzei-<br />

chen o<strong>der</strong> Erkennungszeichen auf <strong>der</strong><br />

Packungsbeilage zu versehen (Kennzeichnungspflicht<br />

gem. einer zu erlassenden<br />

Doping-Warnhinweisverordnung bezogen<br />

auf alle Dopingmittel i.S.d. Arzneimittelgesetzes<br />

i.V. mit <strong>der</strong> Liste <strong>des</strong> europäischen<br />

Übereinkommens gegen Doping i.V.<br />

mit § 6a) Abs. 3 AMG).<br />

5. Der freie Warenverkehr für Medikamente,<br />

die als Dopingmittel einzustufen sind,<br />

sollte durch Ergänzung <strong>des</strong> AMG aufgehoben<br />

werden, solange die Mitnahme von<br />

medizinisch indizierten Substanzen<br />

zulässig bleibt. Neben <strong>der</strong> Einfuhr von<br />

Dopingmitteln im Reiseverkehr sollte<br />

auch <strong>der</strong>en Bezug im Postversand gesetzlich<br />

unterb<strong>und</strong>en werden.<br />

6. Fitness-Studios <strong>und</strong> ähnliche Betriebe<br />

sollten ausdrücklich <strong>der</strong> "Regelüberwachung<br />

durch Polizei <strong>und</strong> Ordnungsbehörden<br />

unterworfen werden". Damit bestünde<br />

u.a. die Möglichkeit <strong>des</strong> Betretens von<br />

Räumlichkeiten, <strong>der</strong> Sicherstellung von<br />

Unterlagen, <strong>der</strong> Probenahme usw. Hierzu<br />

wäre eine entsprechende Ergänzung <strong>des</strong> §<br />

64 AMG notwendig.<br />

7. Die Strafbarkeit gem. § 6a) i.V.m. § 95<br />

AMG sollte erweitert werden. Dies bezieht<br />

sich auf die gewerbsmäßig <strong>und</strong> zunehmend<br />

erkennbaren organisieren Strukturen<br />

<strong>des</strong> Inverkehrbringens/Handels von<br />

Dopingsubstanzen. Insofern wird vorgeschlagen,<br />

dass das bandenmäßige sowie<br />

das gewerbsmäßige Inverkehrbringen von<br />

entsprechenden Substanzen als beson<strong>der</strong>s<br />

schwerer Fall <strong>des</strong> § 6a) AMG mit einer<br />

Min<strong>des</strong>tstrafe von einem Jahr bis zu zehn<br />

Jahren bedroht wird. Damit soll vor allem<br />

erreicht werden, dass das offizielle<br />

Ermittlungsinstrumentarium (Telefonüberwachung,<br />

Durchsuchungen u.ä.) voll<br />

ausgeschöpft werden kann.<br />

8. Die Voraussetzungen für die Einbeziehung<br />

anaboler Steroide in das Betäubungsmittelgesetz<br />

mit dem Ziel, <strong>der</strong>en Besitz für<br />

strafbar zu erklären, sind zu prüfen. Dies<br />

setzt voraus, dass anabole Steroide in<br />

ihrer Gefährlichkeit, d.h. in ihrem Abhängigkeitspotenzial<br />

o<strong>der</strong> ihrer Eignung als<br />

Einstiegsdroge zumin<strong>des</strong>t vergleichbar<br />

mit Cannabinoiden <strong>und</strong> Kokain sind. Ein<br />

pharmakologisches Gutachten sollte diese<br />

Frage klären. Damit würden die Möglich-<br />

keiten staatlicher Ermittlungen ausgeweitet.<br />

Die Sanktionierung positiv getesteter<br />

Athleten muss weiterhin durch die<br />

Sportgerichtsbarkeit erfolgen, damit das<br />

Prinzip <strong>der</strong> uneingeschränkten Verantwortlichkeit<br />

("strict liability") nicht<br />

gefährdet wird.<br />

9. Die unverkennbaren Vollzugsdefizite bei<br />

<strong>der</strong> Ermittlung von Straftaten im Zusammenhang<br />

mit Doping müssen auch durch<br />

die Einrichtung von Schwerpunkt-<br />

Staatsanwaltschaften verbessert werden.<br />

Nur durch geschulte <strong>und</strong> auf Doping<br />

fokussierte Ermittlungsbehörden ist eine<br />

wirkungsvolle Bekämpfung <strong>des</strong> gesamten<br />

Dopingnetzes im konkreten Fall zu<br />

gewährleisten.<br />

10. Der Abschlussbericht <strong>der</strong> Rechtskommission<br />

<strong>des</strong> Sports gegen Doping definiert<br />

bestimmte Min<strong>des</strong>tstandards bei <strong>der</strong><br />

Dopingbekämpfung, <strong>der</strong>en erfolgreiche<br />

Umsetzung in den Verbänden durch<br />

Einbeziehung in die För<strong>der</strong>richtlinien <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong>innenministeriums sichergestellt<br />

werden sollte. Bei Nichteinhaltung dieser<br />

Standards sollten im Rahmen <strong>der</strong> öffentlichen<br />

För<strong>der</strong>ung finanzielle Sanktionen<br />

verhängt werden. Auch muss jede Form<br />

direkter o<strong>der</strong> indirekter finanzieller<br />

Unterstützung gedopter Sportler/-innen<br />

eingestellt werden.<br />

11. Der DOSB begrüßt <strong>und</strong> unterstützt alle<br />

zielführenden Aktivitäten im Anti-<br />

Doping-Kampf, wie sie beispielsweise vom<br />

B<strong>und</strong> Deutscher Radfahrer, dem <strong>Deutschen</strong><br />

Schwimm-Verband <strong>und</strong> dem<br />

<strong>Deutschen</strong> Skiverband für ihre jeweiligen<br />

Sportarten eingeleitet werden.<br />

12. Das DOSB-Präsidium unterstützt die<br />

Bemühungen auf internationaler Ebene,<br />

den WADA-Code so zu verän<strong>der</strong>n, dass<br />

die Höchststrafe von zwei Jahren auf vier<br />

Jahre schon beim Erstvergehen erhöht<br />

wird.<br />

Der DOSB plädiert erneut eindringlich dafür,<br />

sich auf juristisch machbare <strong>und</strong> wirkungsvolle<br />

Maßnahmen zur Erhöhung <strong>der</strong> Effektivität<br />

<strong>des</strong> Kampfes gegen Doping zu konzentrieren.<br />

In diesem Zusammenhang ist die Einführung<br />

eines Straftatbestan<strong>des</strong> "Sportbetrug"<br />

rechtlich problematisch <strong>und</strong> praktisch nicht<br />

zielführend.<br />

61


alternative in <strong>der</strong> Dopingfrage anbieten", so<br />

die mittlerweile im Hauptberuf als Kriminalkommissarin<br />

tätige Meike Evers weiter. Im<br />

jetzigen Stadium sei es wichtig, Aufgaben<br />

<strong>und</strong> Anliegen <strong>der</strong> Vertrauensleute bei den<br />

Aktiven bekannt zu machen. "Den Athletinnen<br />

<strong>und</strong> Athleten muss jede erdenkliche<br />

Hilfe zuteil werden, um <strong>der</strong> Versuchung<br />

verbotener leistungsför<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Mitteln zu<br />

wi<strong>der</strong>stehen <strong>und</strong> über die Problematik <strong>und</strong><br />

die Folgen von Doping aufgeklärt zu sein",<br />

ergänzte Zehnkämpfer Frank Busemann.<br />

Auch in Richtung Öffentlichkeit seien die<br />

Vertrauensleute ein wichtiges Signal <strong>des</strong><br />

deutschen Sports. "Die Öffentlichkeit muss<br />

wissen, dass <strong>der</strong> Sport permanent alles in<br />

seiner Macht stehende tut, um vertrauenswürdig<br />

zu bleiben", so Frank Busemann <strong>der</strong><br />

übereinstimmend mit Meike Evers über sehr<br />

positive Rückmeldungen zu seinem Engagement<br />

im Anti-Doping-Kampf berichtet.<br />

Neben Meike Evers <strong>und</strong> Frank Busemann<br />

war die beim aktuellen Gespräch im Haus<br />

<strong>des</strong> Sports verhin<strong>der</strong>te mehrfache Weltmeisterin<br />

<strong>und</strong> Medaillengewinnerin bei<br />

<strong>Olympischen</strong> Spielen im Eisschnelllauf,<br />

Monique Garbrecht-Enfeldt, im Juni vom<br />

DOSB-Präsidium berufen worden, um<br />

jungen Sportlerinnen <strong>und</strong> Sportlern mit<br />

ihrer Erfahrung <strong>und</strong> ihrem Wissen als<br />

unabhängige Ansprechpartner zur Verfügung<br />

zu stehen. DOSB-Präsident Dr. Bach<br />

erläuterte anlässlich <strong>des</strong> Treffens noch<br />

einmal die "Null-Toleranz"-Politik <strong>des</strong><br />

deutschen Sportdachverban<strong>des</strong> im Kampf<br />

gegen Doping. Er stellte zudem erneut klar,<br />

dass Sport <strong>und</strong> Staat ihre jeweiligen Möglichkeiten<br />

konsequent <strong>und</strong> in engem Schulterschluss<br />

miteinan<strong>der</strong> ausschöpfen müssten.<br />

Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper unterstrich,<br />

Doping wi<strong>der</strong>spreche dem Geist <strong>der</strong><br />

Fairness <strong>und</strong> verstoße f<strong>und</strong>amental gegen<br />

die Olympische Idee.<br />

Struktur- <strong>und</strong><br />

Finanzierungsfragen im<br />

Mittelpunkt <strong>der</strong> DOSB-<br />

Regionalkonferenzen<br />

"Die Regionalkonferenzen stellen einen<br />

erfreulichen Stil in <strong>der</strong> Kommunikation<br />

zwischen DOSB <strong>und</strong> seinen Mitglie<strong>der</strong>n dar"<br />

- so brachte <strong>der</strong> Präsident <strong>des</strong> gastgebenden<br />

Lan<strong>des</strong>sportbun<strong>des</strong> Hessen, Dr. Rolf<br />

62<br />

Müller sein Fazit <strong>der</strong> abschließenden Gesprächsr<strong>und</strong>e<br />

<strong>des</strong> DOSB-Präsidiums in<br />

Frankfurt auf den Punkt. Die transparente<br />

Vorgehensweise, die DOSB-Präsident Dr.<br />

Thomas Bach <strong>und</strong> sein Präsidium eingeführt<br />

hätten, mache die Entscheidungsfindungen<br />

im Sport besser nachvollziehbar.<br />

Am Abend <strong>des</strong> 4. September waren neben<br />

Bach die DOSB-Vizepräsidentin Ilse Rid<strong>der</strong>-<br />

Melchers (Frauen <strong>und</strong> Gleichstellung) <strong>und</strong><br />

die DOSB-Vizepräsidenten Eberhard Gienger<br />

(Leistungssport) <strong>und</strong> Walter Schneeloch<br />

(Breitensport) angereist.<br />

Einen Schwerpunkt <strong>der</strong> Diskussion bildeten<br />

Fragen <strong>der</strong> künftigen Finanzierung <strong>der</strong><br />

umfangreichen Aufgaben <strong>und</strong> Angebote <strong>des</strong><br />

Sports. Vereine, Verbände <strong>und</strong> Lan<strong>des</strong>sportbünde<br />

for<strong>der</strong>ten eine deutliche Positionierung<br />

<strong>des</strong> Sports in <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> künftigen<br />

Verteilung von Erlösen aus Wettspielen <strong>und</strong><br />

Lotterien.<br />

In zentralen Regionen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> fanden von Juli bis September 2006<br />

Regionalkonferenzen <strong>des</strong> DOSB statt.<br />

Zum Thema Anti-Doping-Kampf schil<strong>der</strong>ten<br />

Dr. Christa Thiel (DSV) <strong>und</strong> Dieter Kühnle<br />

(BDR) Überlegungen, gemeinsam mit<br />

Dopinglabors Blutprofile von Athleten zu<br />

erarbeiten <strong>und</strong> über sport- <strong>und</strong> strafrechtliche<br />

Ansätze hinaus auch zivilrechtliche<br />

Hebel wie Vertragsstrafen gegen Doping-<br />

Täter anzuwenden. Letzteres sei neben<br />

Wettkampfsperren die "empfindlichste<br />

Stelle", an <strong>der</strong> man Doper treffen könne, so<br />

Thiel.<br />

Für die Arbeitgemeinschaft <strong>der</strong> Wintersportverbände<br />

kündigte <strong>der</strong> Präsident <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

Snowboardverban<strong>des</strong>, Dr. Otmar Spies<br />

ein Positionspapier an, dass die Haltung von<br />

Spitzenverbänden, Lan<strong>des</strong>sportbünden <strong>und</strong><br />

DOSB in dieser Frage unterstütze. LSB-<br />

Präsident Müller ergänzte, auch <strong>der</strong> LSB<br />

Hessen stimme in <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> effektiven<br />

Bekämpfung <strong>des</strong> Dopings völlig mit <strong>der</strong><br />

Position <strong>des</strong> DOSB überein.<br />

Anschauungsunterricht<br />

in gelebter<br />

Integration hatte<br />

das DOSB-Präsidium<br />

zuvor anlässlich <strong>des</strong><br />

je<strong>der</strong> Regionalkonferenzvorgeschalteten<br />

Vereinsbesuches<br />

erhalten: <strong>der</strong><br />

Frankfurter Stadtteilverein<br />

SG Sossenheim<br />

1878 bietet<br />

neun Sportarten für<br />

1900 Mitglie<strong>der</strong> aus<br />

47 Nationen an.<br />

DOSB-Präsident Dr.<br />

Thomas Bach<br />

dankte im Rückblick<br />

den Teilnehmern<br />

aller sechs Regionalkonferenzen<br />

in<br />

Bremen (3.7.),<br />

Düsseldorf (4.7.),<br />

Erfurt (7.7.), Berlin<br />

(10.7.), München<br />

(20.7.) <strong>und</strong> Frankfurt<br />

für Anregungen <strong>und</strong><br />

konstruktive Kritik:<br />

"Das Präsidium<br />

wollte das Arbeitsprogramm<br />

<strong>des</strong><br />

DOSB, das im<br />

Dezember auf <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

in Dresden


vorgestellt werden soll, gemeinsam mit<br />

seinen Mitglie<strong>der</strong>n erarbeiten. Wir haben<br />

den intensiven Meinungsaustausch mit<br />

Verbänden, Lan<strong>des</strong>sportbünden <strong>und</strong> Vereinen<br />

bewusst gesucht <strong>und</strong> freuen uns, dass<br />

unser Angebot angenommen wurde."<br />

Als Schwerpunkte hätten sich unter an<strong>der</strong>em<br />

die Mitglie<strong>der</strong>befragung, die finanzielle<br />

Situation <strong>des</strong> DOSB, Sportwetten, die<br />

Strukturreform im Leistungssport <strong>und</strong> die<br />

Anti-Doping-Strategie herausgestellt. Zu<br />

den weiteren Eckpunkten gehörten Bildung<br />

<strong>und</strong> Olympische Erziehung,<br />

Breitensport/Sportentwicklung, dsj, Internationales,<br />

Frauen im Sport sowie die Vermarktungschancen<br />

im DOSB. Die Anregungen<br />

<strong>der</strong> Vertreter <strong>der</strong> Mitgliedsorganisationen<br />

zu den einzelnen Themenbereichen<br />

seien in einer konstruktiven Arbeitsatmosphäre<br />

entgegen genommen <strong>und</strong> beantwortet<br />

worden.<br />

Vor je<strong>der</strong> Regionalveranstaltung hatten sich<br />

Präsidiumsmitglie<strong>der</strong> über die Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Situation einzelner Sportvereine vor Ort<br />

informiert. Die Vereine SG Oslebshausen,<br />

Allgemeiner Rather Turnverein 77, MTV<br />

1880 Erfurt, TV GutsMuths 1861, Post SV<br />

München <strong>und</strong> SG Sossenheim 1878 nutzten<br />

die Gelegenheit, ihre Vorstellungen <strong>und</strong><br />

For<strong>der</strong>ungen an den Dachverband zu<br />

übermitteln. Diese sind u.a. die Entlastung<br />

<strong>des</strong> Ehrenamts durch Bürokratieabbau, keine<br />

weitere Streichung von Vereinsför<strong>der</strong>programmen,<br />

mehr Leistungsorientierung im<br />

Schulsport, mehr Schutz <strong>der</strong> Vereinsvorstände<br />

vor Steuer- <strong>und</strong> Rechtsproblemen <strong>und</strong><br />

eine stärkere För<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> Ehrenamtes.<br />

Spitzentreffen <strong>und</strong><br />

Kommuniqué zum Thema<br />

Sportwetten <strong>und</strong><br />

Glücksspiele<br />

Die Zukunft <strong>der</strong> Sportwetten war Gegenstand<br />

eines Spitzentreffens <strong>des</strong> deutschen<br />

Sports zu dem <strong>der</strong> Präsident <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong>, Dr. Thomas Bach<br />

Vertreter von Spitzenverbänden <strong>und</strong> Lan<strong>des</strong>sportbünden<br />

am 22. August in Frankfurt<br />

am Main begrüßte. Für den <strong>Deutschen</strong><br />

Fußballb<strong>und</strong> nahm Präsident Dr. Theo<br />

Zwanziger teil, die Fachverbände wurden<br />

durch DSV-Präsidentin Dr. Christa Thiel<br />

Umstritten: Die Monopolstellung <strong>der</strong> Sportwette Oddset.<br />

vertreten, die Lan<strong>des</strong>sportbünde durch Dr.<br />

Ekkehard Wienholtz (Schleswig-Holstein).<br />

Teil <strong>der</strong> DFB-Delegation war auch <strong>der</strong><br />

Präsident <strong>des</strong> Ligaverban<strong>des</strong>, Werner Hackmann.<br />

Zur weiteren Verfolgung ihrer gemeinsamen<br />

Interessen im Bereich <strong>der</strong><br />

Sportwetten/Glücksspiele wurden folgende<br />

Verabredungen getroffen:<br />

1. Der deutsche Sport legt gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

Wert auf die Feststellung, dass Sportwetten<br />

ohne Sportveranstaltungen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e <strong>des</strong> Fußballs, nicht möglich<br />

sind <strong>und</strong> <strong>des</strong>halb Erträge aus diesen<br />

Wetten bevorzugt dem Sport bzw.<br />

Fußball zugute kommen müssen. Jede<br />

legale Sportwette muss eine Wette mit<br />

dem Sport <strong>und</strong> für den Sport sein. Unter<br />

den Beteiligten besteht aus den Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> bisherigen Zusammenarbeit,<br />

insbeson<strong>der</strong>e im gemeinnützigen<br />

Bereich, eine große Nähe zu<br />

Oddset, die es zu nutzen gilt.<br />

2. Die Teilnehmer/-innen<br />

sind sich darin einig, dass das<br />

Urteil <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verfassungs-<br />

Gerichts vom 28. März 2006 zur<br />

rechtlichen Gestaltung <strong>der</strong><br />

Sportwetten für den Gesetzgeber<br />

beide Möglichkeiten offen<br />

lässt. Sowohl eine ordnungsrechtliche<br />

Regelung <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>län<strong>der</strong><br />

als auch eine wirtschaftsrechtlicheKonzessionierung<br />

durch den Bun<strong>des</strong>gesetzgeber.<br />

Diese Möglichkeiten<br />

gelten vorbehaltlich eventueller<br />

Einschränkungen durch EU-Recht.<br />

3. Die Teilnehmer/-innen sind sich ebenfalls<br />

darin einig, dass jede Form einer<br />

Neuregelung <strong>des</strong> Sportwettenmarktes<br />

aus Sicht <strong>des</strong> Sports von folgenden<br />

Voraussetzungen ausgehen muss.<br />

3.1 Der Bereich <strong>der</strong> Sportwetten ist, unabhängig<br />

von seiner rechtlichen Einordnung,<br />

von faktischer Marktausweitung<br />

im gesamten europäischen Bereich<br />

gekennzeichnet. Dies erfor<strong>der</strong>t neue<br />

Strategien <strong>des</strong> Sports.<br />

3.2 Jede Neuregelung im Marktsegment<br />

Sportwetten ist sorgfältig auf ihre<br />

rechtlichen <strong>und</strong> faktischen Auswirkungen<br />

auf den "Gesamtmarkt" Glücksspiele<br />

zu prüfen.<br />

Wettgipfel: Kamen in Frankfurt/Main zum Spitzengespräch zusammen: Ekkehard Wienholtz, Dr.<br />

Christa Thiel, Dr. Thomas Bach, Dr. Theo Zwanziger <strong>und</strong> Werner Hackmann.<br />

63


3.3 Jede Neuregelung im gesamten Glücksspielbereich<br />

muss eine Ausweitung<br />

verbindlich abgesicherter Zweckerträge<br />

bzw. Einnahmen für den gesamten<br />

Sport gewährleisten.<br />

3.4 Eine gesetzliche Neuregelung darf nicht<br />

ohne angemessene <strong>und</strong> rechtzeitige<br />

Beteiligung <strong>des</strong> Sports, d.h. in Fe<strong>der</strong>führung<br />

<strong>der</strong> Dachorganisation DOSB in<br />

enger Abstimmung mit DFB/DFL <strong>und</strong><br />

unter Beteiligung <strong>der</strong> LSB <strong>und</strong> Spitzenverbände<br />

entwickelt <strong>und</strong> verabschiedet<br />

werden. Der Sport erwartet insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Möglichkeit zur erneuten Mitarbeit<br />

in <strong>der</strong> vorbereitenden Arbeitsgruppe<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong>.<br />

4. Die Teilnehmer/-innen erwarten, dass<br />

bei einer einvernehmlichen Regelung<br />

<strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>län<strong>der</strong>, die zur Ministerpräsidentenkonferenz<br />

am 13. Dezember 2006<br />

erkennbar sein soll, eine Beteiligung <strong>des</strong><br />

Sports an den Zweckerträgen <strong>der</strong><br />

Glücksspiele min<strong>des</strong>tens in bisherigem<br />

Umfang sowie an den Umsätzen <strong>des</strong><br />

Sportwettenbetreibers Oddset gewährleistet<br />

ist.<br />

5. Die Teilnehmer/-innen vereinbaren, mit<br />

den Län<strong>der</strong>n unter Einbeziehung <strong>des</strong><br />

Sportwettenanbieters Oddset in Verhandlungen<br />

mit dem Ziel einzutreten,<br />

eine "Sportför<strong>der</strong>ungsgesellschaft",<br />

bestehend aus Oddset, dem <strong>Deutschen</strong><br />

Fußball-B<strong>und</strong> <strong>und</strong> dem DOSB zu bilden,<br />

die dem Sport gesetzlich zugewiesene<br />

Umsatzanteile aus Oddset zur För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>des</strong> Sports einsetzt. Im Innenverhältnis<br />

soll die Aufteilung <strong>der</strong> Erträge zwischen<br />

DOSB <strong>und</strong> DFB im Verhältnis von eins zu<br />

fünf erfolgen.<br />

6. Die Teilnehmer/-innen sind sich bewusst,<br />

dass eine schnelle Auswertung<br />

<strong>des</strong> in Auftrag gegebenen Gutachtens<br />

<strong>des</strong> Max-Planck-Instituts für Wettbewerbsrecht<br />

zum sogenannten "Veranstalterschutz"<br />

<strong>und</strong> das von <strong>der</strong> DFL<br />

intern vergebene Gutachten zu europarechtlichen<br />

Konsequenzen <strong>und</strong> Rahmenbedingungen<br />

einer eingeschränkten<br />

Konzessionierung erfolgen muss <strong>und</strong><br />

ggf. eine Neupositionierung <strong>des</strong> Sports<br />

erfor<strong>der</strong>lich macht. Sie verabreden für<br />

diesen Fall eine umgehende Zusammenkunft.<br />

64<br />

EU-Büro koordiniert DOSB<br />

Initiativen zur deutschen<br />

Ratspräsidentschaft<br />

Thilo Friedmann, Leiter <strong>des</strong> EU-Büros <strong>des</strong><br />

deutschen Sports, war im Juli Gast <strong>des</strong><br />

DOSB-Präsidiums. Eine aktuelle Mitglie<strong>der</strong>befragung,<br />

die noch vom <strong>Deutschen</strong> Sportb<strong>und</strong><br />

initiiert wurde, hatte die Bedeutung<br />

<strong>und</strong> die Leistungen dieser Einrichtung<br />

eindrucksvoll bestätigt. Das EU-Büro <strong>des</strong><br />

deutschen Sports existiert seit 1993. Seine<br />

Aufgaben lassen sich mit europapolitischer<br />

Information, Beratung <strong>und</strong> Lobbying umschreiben.<br />

Insgesamt arbeiteten fünf Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen in dem Büro. Als<br />

"Horchposten" <strong>und</strong> "Frühwarnsystem" für<br />

den deutschen Sport betreibt das EU-Büro<br />

<strong>des</strong> deutschen Sports ein umfangreiches<br />

Monitoring, denn zahlreiche EU-Themenfel<strong>der</strong><br />

besitzen Relevanz für den Sport. Beispielhaft<br />

können die Themen "Binnenmarktpolitik",<br />

"Arbeit <strong>und</strong> Soziales" <strong>und</strong> die<br />

"Badegewässerrichtlinie" angeführt werden.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Beantragung von<br />

För<strong>der</strong>mitteln geht<br />

die Einrichtung<br />

darüber hinaus<br />

einem umfangreichenBeratungsauftrag<br />

nach. Hier gilt<br />

es, die einzelnen<br />

Ressourcen wie z. B.<br />

in den Bereichen<br />

"Lebenslanges<br />

Lernen" o<strong>der</strong> "Energetische<br />

Sanierung"<br />

auf Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Nutzung durch<br />

den Sport zu prüfen.<br />

Nicht zuletzt durch<br />

die Assoziierung<br />

zahlreicher europäischerSportdachorganisationen<br />

(u.a.<br />

aus GB, NL, DEN,<br />

SWE) hat das Büro<br />

eine enorme Aufwertung<br />

erfahren. In<br />

Vorbereitung auf die<br />

deutsche EU-<br />

Ratspräsidentschaft<br />

2007 hat das EU-<br />

Büro Verstärkung<br />

bekommen: Stephanie<br />

Primus, frischgebackeneBronzeme-<br />

daillistin <strong>der</strong> Universitäts-Weltmeisterschaften<br />

im Ru<strong>der</strong>n, wird als Projektkoordinatorin<br />

erste Ansprechpartnerin für die DOSB-<br />

Initiativen anlässlich <strong>des</strong> deutschen Vorsitzes.<br />

Weltkongress Breitensport<br />

in Havanna<br />

Vom 31. Oktober bis zum 3. November 2006<br />

findet in Havanna auf Kuba <strong>der</strong> 11. Weltkongress<br />

zu Fragen <strong>des</strong> Breitensports (Sport<br />

for All) statt. "Körperliche Aktivität - Nutzen<br />

<strong>und</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen", lautet das diesjährige<br />

Kongress-Thema. Organisator <strong>der</strong> "Sport<br />

for All-Kongresse" sind seit 1998 die örtlichen<br />

Nationalen <strong>Olympischen</strong> Komitees<br />

(NOK), in diesem Fall das Nationale Olympische<br />

Komitee für Kuba. Die Schirmherrschaft<br />

hat das IOC. Es arbeitet dabei mit <strong>der</strong><br />

Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation (WHO) <strong>und</strong><br />

mit <strong>der</strong> Vereinigung <strong>der</strong> Internationalen<br />

Fachverbände (GAISF) zusammen. An <strong>der</strong><br />

Spitze <strong>des</strong> Koordinierungs-Komitees für den<br />

Kongress steht DOSB-Präsidiumsmitglied


<strong>und</strong> IOC-Mitglied Prof. Walther Tröger, <strong>der</strong><br />

auch die IOC-Breitensportkommission leitet.<br />

"Das Ereignis bietet ein exzellentes Forum<br />

zum Austausch von Ideen <strong>und</strong> Initiativen<br />

auf dem Feld <strong>des</strong> Breitensports", erläutert<br />

Tröger. Ziel <strong>des</strong> diesjährigen Kongresses sei<br />

Analyse <strong>und</strong> Stärkung <strong>der</strong> Angebote <strong>der</strong><br />

globalen "Sport für Alle" Bewegung. Erwartet<br />

werden etwa 1000 Delegierte aus über<br />

100 Län<strong>der</strong>n. Unter ihnen werden voraussichtlich<br />

auch IOC-Präsident Dr. Jacques<br />

Rogge <strong>und</strong> IOC-Ehrenpräsident Juan Antonio<br />

Samaranch sein. Das Programm wird<br />

von 15 Hauptrednern, fünf Plenar-Sessionen<br />

<strong>und</strong> zahlreichen parallelen Arbeitssitzungen<br />

getragen. Es ist auf <strong>der</strong> Homepage<br />

http://www.sportforallcuba2006.com einsehbar.<br />

Anmeldungen sind über das Kongress-Sekretariat<br />

<strong>des</strong> NOK für Kuba möglich.<br />

Adresse: Postal Code: Apartado Postal 6658,<br />

Habana 6. C.P.10600, Telefon:<br />

+5378328441/832 8350 /8320636, Fax:<br />

+5378343459, e-mail: secretariado@<br />

sportforallcuba2006.com . Die Internationalen<br />

Breitensportkongresse finden seit 1986<br />

statt. Seit 1994 arbeitet das IOC dabei mit<br />

<strong>der</strong> WHO zusammen, seit 1996 mit GAISF.<br />

Die zurückliegenden Kongresse fanden 2004<br />

in Rom (zum Thema "Breitensport als<br />

Werkzeug von Erziehung <strong>und</strong> Entwicklung"),<br />

2002 in Arnhem("Sport für alle <strong>und</strong> Spitzensport<br />

- Konkurrenten o<strong>der</strong> Partner"), 2000 in<br />

Quebec ("Sport für alle <strong>und</strong> die Aufgaben<br />

<strong>der</strong> Regierungen") <strong>und</strong> 1998 in Barcelona<br />

("Sport für alle <strong>und</strong> globale Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

für die Erziehung") statt. Die Berichte<br />

dieser Kongresse sind im Internet-Portal <strong>des</strong><br />

IOC abrufbar: http://www.olympic.org/uk/<br />

organisation/commissions/sportforall/<br />

congress_uk.asp<br />

Noch zwei Jahre bis zu den<br />

<strong>Olympischen</strong> Spielen in<br />

Peking<br />

Hein Verbruggen, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> IOC-<br />

Koordinierungskommission Peking 2008 hat<br />

Mitte August 2006 eine IOC-Delegation zu<br />

einem Besuch zu den Schauplätzen <strong>der</strong><br />

kommenden <strong>Olympischen</strong> Spiele geführt.<br />

Die aus Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> IOC-Verwaltung <strong>und</strong><br />

IOC-Experten bestehende Gruppe überzeugte<br />

sich vor Ort vom Fortschritt <strong>der</strong> Arbeiten.<br />

Die Koordinierungskommission selbst tagt<br />

wie<strong>der</strong> im Oktober. Der Besuch fand zeitgleich<br />

zum 1. Treffen <strong>der</strong> TV-Anstalten in<br />

Piktogramme wecken die Vorfreude auf die kommenden <strong>Olympischen</strong> Sommerspiele, die vom<br />

8.-24. August 2008 in Peking stattfinden.<br />

65


Peking statt. Genau zwei Jahre vor Beginn<br />

<strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele in Peking wurden<br />

die Sportarten-Piktogramme dieser Veranstaltung<br />

veröffentlicht. Die kleinen "Ikonen",<br />

die zu je<strong>der</strong> Ausgabe <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele neu gestaltet werden, müssen vom<br />

IOC <strong>und</strong> den Internationalen Fachverbänden<br />

genehmigt werden <strong>und</strong> finden umfassende<br />

Anwendung vor <strong>und</strong> während <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele. So erscheinen sie auf offiziellen<br />

Publikationen, Souvenirs, in TV-Sendungen<br />

<strong>und</strong> vielen weiteren Formen <strong>der</strong> visuellen<br />

Kommunikation bis hin zu den Hinweistafeln<br />

an den <strong>Olympischen</strong> Sportstätten. Die<br />

insgesamt 35 Piktogramme präsentieren<br />

Disziplinen aller 28 <strong>Olympischen</strong> Sommersportarten.<br />

Sie vereinen traditionelle chinesische<br />

Linien mit mo<strong>der</strong>nen Gestaltungselementen.<br />

Patrick Hickey neuer<br />

EOC-Präsident<br />

Der Ire Patrick Hickey, wurde Anfang am 29.<br />

Juli 2006 zum neuen Präsidenten <strong>der</strong><br />

Vereinigung Europäischer Olympischer<br />

Komitees (EOC) gewählt. Er folgte dem<br />

Italiener Mario Pescante, <strong>der</strong> das EOC seit<br />

2001 angeführt hatte <strong>und</strong> nun zum EOC-<br />

Ehrenpräsident ernannt wurde. Zum neuen<br />

Generalsekretär wurde Raffaele Pagnozzi<br />

gewählt. Der gebürtige Dubliner Hickey ist<br />

als ehemals international aktiver Judoka <strong>und</strong><br />

Träger <strong>des</strong> schwarzen Gürtels dieser Sportart<br />

Ehrenpräsident <strong>der</strong> Irischen Judo-Vereinigung<br />

<strong>und</strong> Präsident <strong>des</strong> Nationalen <strong>Olympischen</strong><br />

Komitees für Irland. Dem EOC hat er<br />

von 1997 bis 2001 als Vizepräsident <strong>und</strong> ab<br />

2001 als Generalsekretär gedient. Unter den<br />

Teilnehmern <strong>der</strong> EOC-Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

war neben Repräsentanten von insgesamt<br />

48 europäischen Nationalen <strong>Olympischen</strong><br />

Komitees auch IOC-Chef Dr. Jacques<br />

Rogge, <strong>der</strong> das Amt <strong>des</strong> EOC-Präsidenten<br />

von 1989 bis 2001 bekleidet hatte.<br />

Auch für das IOC besitzt<br />

<strong>der</strong> Kampf gegen Doping<br />

erste Priorität<br />

Das Internationale Olympische Komitee (IOC)<br />

hat angesichts <strong>der</strong> spektakulären Dopingfälle<br />

im Sommer 2008 daran erinnert, das <strong>der</strong><br />

66<br />

Verfolgen eine Linie im Kampf gegen Doping:<br />

IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge <strong>und</strong> IOC-<br />

Vizepräsident <strong>und</strong> DOSB-Präsident Dr.<br />

Thomas Bach<br />

Kampf gegen Doping <strong>und</strong> Arzneimittelmissbrauch<br />

zur größten Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>des</strong><br />

Sports wird. "Der Kampf gegen Doping<br />

besitzt für uns erste Priorität <strong>und</strong> seit vier<br />

Jahren betreiben wir ihn konsequent mit<br />

Null-Toleranz <strong>und</strong> allen uns zur Verfügung<br />

stehenden Mitteln", erklärte IOC-Präsident<br />

Dr. Jacques Rogge. Die Ereignisse dieses<br />

Sommers seien in vielerlei Hinsicht sehr<br />

enttäuschend, aber sie sollten nicht dazu<br />

führen in den Anstrengungen zugunsten<br />

eines sauberen Sports nachzulassen, meinte<br />

Rogge. Rogge wies auf die Notwendigkeit<br />

intensivierter Kontrollen aber auch verstärkte<br />

Anstrengungen im Hinblick auf die<br />

Prävention hin. In dem aktuellen Statement<br />

erinnert die Dachorganisation <strong>der</strong> olympi-<br />

schen Bewegung daran, dass Doping nicht<br />

nur Betrug ist, son<strong>der</strong>n auch enorme ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Folgen <strong>und</strong> Konsequenzen hat.<br />

Gleichzeitig unterstreicht das IOC, dass es<br />

dem Problem während Olympischer Spiele<br />

durch eine erhöhte Kontrolldichte <strong>und</strong> eine<br />

Erweiterung <strong>des</strong> Kontrollzeitraums begegnet.<br />

Ergänzend zu den obligaten Tests <strong>der</strong> fünf<br />

Erstplazierten wurden die Zufallskontrollen<br />

bei <strong>Olympischen</strong> Spielen erheblich ausgeweitet.<br />

Die Disziplinarkommission unter <strong>der</strong><br />

Leitung von DOSB-Präsident Dr. Thomas<br />

Bach führt ggf. eigene Untersuchungen<br />

durch, arbeitet wie während <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Winterspiele Turin 2006 wenn nötig<br />

mit staatlichen Behörden zusammen <strong>und</strong><br />

unterstützt die Arbeit <strong>der</strong> Welt-Anti-Doping-<br />

Agentur WADA. Arbeitsgruppen <strong>der</strong> IOC-<br />

Disziplinarkommission sind <strong>der</strong>zeit mit <strong>der</strong><br />

Aufarbeitung <strong>der</strong> Fälle Balco sowie Walter<br />

Mayer beschäftigt.<br />

Neuer Look <strong>der</strong><br />

IOC-Website<br />

Das Internationale Olympische Komitee<br />

(IOC) hat Anfang August eine neue Website<br />

publiziert. Sie soll allen Olympiafans <strong>und</strong><br />

insbeson<strong>der</strong>e auch den Medien in aller Welt<br />

einen noch besseren Zugriff auf olympisches<br />

Wissen gewährleisten <strong>und</strong> setzt dabei<br />

Eine <strong>der</strong> am häufigsten besuchten Seiten im Internet ist die Seite www.olympic.org <strong>des</strong> Internationalen<br />

<strong>Olympischen</strong> Komitees.


nicht nur auf Textinformationen, son<strong>der</strong>n<br />

auch auf vielfältige audiovisuelle Darstellungselemente.<br />

In einer aktuellen Mitteilung<br />

hat das IOC einige Zugriffsdaten für seinen<br />

Internetauftritt veröffentlicht. So ist das am<br />

meisten aufgesuchte Aktiven-Porträt das<br />

von Nadia Comaneci. Die durchschnittliche<br />

Verweildauer von Besuchern <strong>der</strong> Homepage<br />

während <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele beträgt 24<br />

Minuten. Mehr als 1.000 Videos befineen<br />

sich auf olympic.org, sie wurden in den<br />

letzten acht Monaten mehr als 1 Million<br />

mal aufgerufen. Während <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele vom 10. bis 26. Februar wurde die<br />

Seite insgesamt mehr als 5 Millionen,<br />

während er ersten acht Monate 2006 mehr<br />

als 9 Millionen mal aufgerufen.<br />

Bewegung im<br />

deutsch-uruguayischen<br />

Leichtathletik-Projekt<br />

Das vom Auswärtigen Amt in Berlin aus<br />

Mitteln <strong>des</strong> Auswärtigen Kulturfonds<br />

geför<strong>der</strong>te deutsche Leichtathletik-Langzeitprojekt<br />

in Uruguay kann weitere Erfolge<br />

Mit deutscher Unterstützung: Informationen für Leichtathletik-Fans<br />

in Uruguay<br />

verbuchen. Zum ersten Mal in seiner fast<br />

neunzigjährigen Geschichte veröffentlicht<br />

<strong>der</strong> Uruguayische Leichtathletik-Verband, in<br />

Kooperation mit dem Projekt, eine eigene<br />

offizielle Verbandszeitschrift mit dem Titel<br />

"Atletismo Uruguay". "Ich verstehe die<br />

Publikation dieser <strong>Zeitschrift</strong> als ein weiteres<br />

Zeichen <strong>der</strong> fortschreitenden Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> Leichtathletik<br />

in Uruguay", sagt Projektleiter Björn Wangemann.<br />

Bis zum voraussichtlichen Abschluss<br />

<strong>des</strong> Projekts Ende 2007 wird "Atletismo<br />

Uruguayo" als eine Gemeinschaftspublikation<br />

<strong>des</strong> deutschen Projekts <strong>und</strong> <strong>des</strong>nationalen<br />

Leichtathletik-Verban<strong>des</strong> Verban<strong>des</strong><br />

erscheinen. "Ich werde mich in <strong>der</strong> Zukunft<br />

Schritt für Schritt aus <strong>der</strong> Redaktion zurückziehen,<br />

so dass die lokalen Mitarbeiter<br />

die <strong>Zeitschrift</strong> dann nach Projektende<br />

selbstständig <strong>und</strong> ohne die Hilfe <strong>des</strong> Projekts<br />

herausgeben können. Neben <strong>der</strong><br />

redaktionellen Mitarbeit unterstützt das<br />

Projekt "Atletismo Uruguay" im Moment<br />

auch finanziell. Wir werden daher schon<br />

jetzt, auch mit Hilfe <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Botschaft,<br />

beginnen, Sponsoren zu finden,<br />

damit die finanzielle Basis für die weitere<br />

Publikation über 2007 hinaus gesichert ist."<br />

Es ist dem Projekt bereits gelungen, für die<br />

Publikation die deutsche Sportbelagfirma<br />

Polytan, die insgesamt<br />

drei Kunststoffbahnen<br />

in<br />

Uruguay verlegt hat,<br />

als Hauptsponsor zu<br />

gewinnen. Daneben<br />

unterstützen auch<br />

die Firmen Schenker<br />

<strong>und</strong> Schering die<br />

Herausgabe <strong>der</strong><br />

<strong>Zeitschrift</strong>. Die erste<br />

Nummer enthält<br />

neben News <strong>und</strong><br />

technischen Informationen<br />

auch<br />

Geleitworte <strong>des</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> Botschafters<br />

in Uruguay, Dr.<br />

Volker Anding, sowie<br />

<strong>des</strong> Präsidenten <strong>des</strong><br />

Nationalen <strong>Olympischen</strong><br />

Komitees von<br />

Uruguay <strong>und</strong> IOC<br />

Mitglieds, Dr, Julio<br />

Magglione.<br />

Auch mit <strong>der</strong> kürzlich<br />

erfolgten<br />

Gründung eines<br />

weiteren regionalen<br />

Leichtathletik-Verban<strong>des</strong> im Norden <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong> konnte das Projekt auch in diesem<br />

Bereich sichtbare Fortschritte machen.<br />

Damit wurden seit Aufnahme <strong>der</strong> deutschuruguayischenEntwicklungszusammenarbeit<br />

in <strong>der</strong> Leichtathletik im September<br />

2004 unter maßgeblicher Mitwirkung <strong>des</strong><br />

Projekts insgesamt sechs neue Verbände<br />

gegründet, die nunmehr Anspruch auf ein<br />

För<strong>der</strong>paket <strong>des</strong> Projekts haben, dass die<br />

Durchführung von Ausbildungsmaßnahmen<br />

<strong>und</strong> Ausstattung mit Fachliteratur <strong>und</strong><br />

Trainingsgeräten zum Ziel hat. "Im DOSB<br />

freuen wir uns natürlich über die Fortschritte<br />

unseres Projekts in Uruguay <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>s<br />

die neuen Wege, die mit <strong>der</strong> Herausgabe<br />

einer Verbandszeitschrift sowie <strong>der</strong><br />

Verbesserung <strong>der</strong> leichtathletischen Organisationsstrukturen<br />

im Lan<strong>des</strong>inneren beschritten<br />

werden", unterstreicht die Leiterin<br />

<strong>der</strong> Abteilung Internationale Zusammenarbeit<br />

<strong>des</strong> DOSB, Katrin Merkel. Im Rahmen<br />

<strong>des</strong> deutschen Leichtathletik-Langzeitprojekts<br />

in Uruguay werden schließlich in enger<br />

Abstimmung mit <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Botschaft<br />

Montevideo zwei weitere uruguayische<br />

Stipendiaten, die Sportlehrer <strong>und</strong> Trainer<br />

Lionel de Melo <strong>und</strong> Bruno Perez Ende<br />

August 2006 nach Deutschland reisen, um<br />

sich an <strong>der</strong> Universität Leipzig im Bereich<br />

Die beiden Stipendiaten bei <strong>der</strong> offiziellen Verabschiedung<br />

am 21. August in <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Botschaft durch<br />

die Kanzlerin Rosemarie Sperr-Lohner <strong>und</strong> die Vertreterin<br />

<strong>des</strong> Kulturbereichs, Frau Annette Ma<strong>des</strong>t.<br />

67


<strong>des</strong> Allgemeinen Konditionstrainings fortzubilden.<br />

Der Kurs, <strong>der</strong> vom Auswärtigen Amt<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Auswärtigen Kulturpolitik<br />

<strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>republik Deutschland finanziert<br />

wird, beginnt am 1. September 2006 <strong>und</strong><br />

endet am 31. Januar 2007. Die beiden<br />

Teilnehmer werden nach ihrer Fortbildung in<br />

Deutschland Aufgaben im Programm <strong>des</strong><br />

Leichtathletik-Projekts in Uruguay übernehmen,<br />

dass seit September 2004 in diesem<br />

südamerikanischen Land vom Entwicklungsexperten<br />

Björn Wangemann durchgeführt<br />

wird. "Wir haben bisher sehr gute Erfahrungen<br />

mit in Deutschland fortgebildeten<br />

Stipendiaten gemacht, die nach ihrer<br />

Rückkehr in die Arbeit <strong>des</strong> Projekts integriert<br />

werden konnten. Damit setzen wir das<br />

Motto "Hilfe zur Selbsthilfe" in die Praxis<br />

um", meint Wangemann. Derzeit studieren<br />

auch zwei uruguayische Leichtathletiktrainer<br />

an <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>trainerschule <strong>des</strong> DLV<br />

an <strong>der</strong> Universität Mainz. Auch diese Trainer<br />

werden im Rahmen <strong>der</strong> Projektaktivitäten<br />

eingesetzt werden.<br />

Deutsche Experten in<br />

Kambodscha <strong>und</strong> Sri Lanka<br />

Eine Sportwissenschaftlerin <strong>und</strong> zwei<br />

Sportstättenbauer aus Deutschland reisten<br />

im August nach Kambodscha <strong>und</strong> Sri Lanka,<br />

um den Sport in diesen Län<strong>der</strong>n im Auftrag<br />

<strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong><br />

mit deutschem know-how zu unterstützen.<br />

Ihre Arbeit wird durch Mittel <strong>des</strong> Auswärtigen<br />

Amtes ermöglicht, die zum Einsatz<br />

kommen, um Sportbeziehungen mit Län<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Dritten Welt im Rahmen <strong>der</strong><br />

Auswärtigen Kulturpolitik zu för<strong>der</strong>n.<br />

Bestandteil <strong>der</strong> Projekthilfe sind Gerätespenden<br />

an die Projektpartner vor Ort.<br />

Romy Mäuslein aus Freiburg bildet in enger<br />

Zusammenarbeit mit dem NOK für Kambodscha<br />

<strong>und</strong> dem kambodschanischen Volleyballverband<br />

für Behin<strong>der</strong>te vom 01. August<br />

bis zum 15.12.2006 in Phnom Penh <strong>und</strong><br />

weiteren Städten Trainer- <strong>und</strong> Übungsleiter<br />

aus- <strong>und</strong> fort. Darüber hinaus engagiert sie<br />

sich für den Aufbau von Sportstrukturen<br />

<strong>und</strong> die Lehrerfortbildung. Gleichzeitig wird<br />

Romy Mäuslein prüfen, ob die von ihr bei<br />

ihrem vorangegangenen Projekteinsatz im<br />

Jahr 2005 aufgebauten noch bestehen <strong>und</strong><br />

weitergeführt wurden. Dabei liegen ihr<br />

insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Rennrollstuhlsport, <strong>der</strong><br />

Behin<strong>der</strong>tensport von Frauen, die Lehreraus-<br />

68<br />

Wurden mit Hilfe deutscher Unterstützung <strong>und</strong> aus einfachsten Mitteln hergestellt: Basketballkörbe<br />

in Sri Lanka<br />

bildung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sport mit behin<strong>der</strong>ten<br />

Kin<strong>der</strong>n am Herzen. Romy Mäuslein ist<br />

Referentin im Lehrteam <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

Rollstuhl-Sportverban<strong>des</strong>, bringt umfangreiche<br />

praktische Erfahrungen im Ges<strong>und</strong>heits-<strong>und</strong><br />

Rehabilitationssport mit <strong>und</strong> hat<br />

ihre Diplomarbeit dem Thema "Rehabilitatives<br />

Interventionsprogramm für Rollstuhlfahrer"<br />

gewidmet. Darüber hinaus kann sie<br />

auf den Aufbau von Rollstuhlsportgruppen<br />

im Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Erwachsenenbereich <strong>und</strong><br />

zahlreiche Praktika in Kliniken <strong>und</strong> Einrichtungen<br />

für Querschnittsgelähmte verweisen<br />

Wo Klaus Blessing aus Frankfurt am Main<br />

im Auftrag <strong>des</strong> DOSB unterwegs ist, da geht<br />

es meist um Sportgeräte <strong>und</strong> Sportstätten.<br />

Vom 5. bis 20. August setzt auch er zusammen<br />

mit Dr. Marcus Scherer (Stuttgart) in<br />

Sri Lanka ein Projekt fort, das bereits im<br />

Oktober 2005 begonnen hat. Wegen <strong>der</strong><br />

Tsunami-Katastrophe waren dort viele<br />

Familien ins Lan<strong>des</strong>innere umgesiedelt<br />

worden. In den neu entstandenen Siedlungen<br />

von Kalutara <strong>und</strong> Payagala wurden<br />

Vereine <strong>und</strong> Schulen mit einfachen Sportanlagen<br />

<strong>und</strong> Sportgeräten versorgt. In<br />

diesem August wurden vier weitere Sportanlagen<br />

für Fußball, Handball <strong>und</strong> Hockey in<br />

den durch den Tsunami beeinträchtigten<br />

Regionen geschaffen werden. Dazu werden<br />

in enger Zusammenarbeit mit den Projekt-<br />

partnern vor Ort Kleinfeld-Tore gefertigt.<br />

Speziell für das bei Mädchen beliebte<br />

Netball-Spiel (eine Art Korbball) werden<br />

Korbballstän<strong>der</strong> <strong>und</strong> Netze gefertigt. Klaus<br />

Blessing ist als Experte für Sportplatzbauten<br />

seit vielen Jahren für deutsche Sportorganisationen<br />

<strong>und</strong> soziale Einrichtungen wie u.a.<br />

die SOS-Kin<strong>der</strong>dörfer tätig.<br />

"Eine Stadt für eine Welt" -<br />

Baunatal spendete Bälle<br />

<strong>und</strong> Trikots für Afghanistan<br />

Unter dem Motto "Eine Stadt für eine Welt"<br />

haben Bürger <strong>und</strong> Vereine <strong>der</strong> Stadt Baunatal<br />

Trikots <strong>und</strong> Fußbälle für Afghanistan gesammelt.<br />

Die Übergabe <strong>der</strong> Spende durch Bürgermeister<br />

Manfred Schaub an die Leiterin<br />

<strong>der</strong> Abteilung Internationales <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong> Katrin Merkel<br />

erfolgte am 27. Juli.2006 in <strong>der</strong> DOSB-<br />

Geschäftsstelle in Frankfurt am Main. Die<br />

Aktion geht zurück auf eine Talkshow zu<br />

Fragen <strong>der</strong> Entwicklungshilfe mit dem<br />

bekannten Experten Holger Obermann im<br />

Dezember in Baunatal zurück. Obermann<br />

hatte damals statt eines Honorars eine<br />

Ballspende erbeten. "Mit 30 Bällen macht


DOSB-Abteilungsleiterin Katrin Merkel mit Baunatals Bürgermeister Manfred Schaub (r.) <strong>und</strong><br />

Entwicklungs-Experte Holger Obermann.<br />

man in Afghanistan 300 Kin<strong>der</strong> glücklich"<br />

erklärte <strong>der</strong> ehemalige TV-Mann seinem<br />

Publikum. Baunatal hat diese Aussage als<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung betrachtet zur Ballspende<br />

noch 300 gut erhaltene Trikots hinzuzufügen.<br />

"14.000 <strong>der</strong> 18.000 Baunataler sind<br />

Mitglied in unseren Sportvereinen. Unsere<br />

gute Sportinfrastruktur wird wie selbstverständlich<br />

vorausgesetzt. Da war es doch<br />

sinnvoll, sich einmal damit auseinan<strong>der</strong>zusetzen<br />

wie viel Freude ein Ball o<strong>der</strong> ein Trikot<br />

in an<strong>der</strong>en Teilen <strong>der</strong> Welt auslösen können",<br />

sagt Bürgermeister Schaub. Abteilungsleiterin<br />

Merkel dankte Schaub für das Engagement<br />

<strong>der</strong> Baunataler Vereine <strong>und</strong> Holger Obermann<br />

für Vermittlungstätigkeit <strong>und</strong> unermüdlichen<br />

Einsatz. "Derartige private Spenden<br />

entlasten das schmale DOSB-Budget für<br />

Sportgeräte in Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Dritten Welt <strong>und</strong><br />

damit auch das Auswärtige Amt, das unsere<br />

Projekte finanziert", sagte Katrin Merkel <strong>und</strong><br />

versprach die Sportausrüstung umgehend<br />

nach Afghanistan zu transportieren. Dort<br />

läuft seit 2003 unter deutscher Fe<strong>der</strong>führung<br />

eine Maßnahme zum Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>des</strong><br />

afghanischen Fußballs.<br />

5. Sportwissenschaftliches<br />

Olympiaseminar<br />

In Fortführung einer vom NOK für Deutschland<br />

1998 erstmalig initiierten <strong>und</strong> erfolgreich<br />

fortgeführten Veranstaltung für<br />

Hochschulen bereitet <strong>der</strong> Deutsche Olympische<br />

Sportb<strong>und</strong> gegenwärtig das im September<br />

2006 stattfindende 5. Sportwissenschaftliche<br />

Olympiaseminar vor. Veranstaltungsort<br />

ist die Internationale Olympische<br />

Akademie (IOA) in Olympia/Griechenland.<br />

Anliegen <strong>des</strong> Seminars ist es, in Verbindung<br />

mit dem Erlebnis von Olympia einen facettenreichen<br />

interdisziplinären Diskurs über<br />

historische, gegenwärtige <strong>und</strong> zukünftige<br />

Aspekte olympischer Entwicklung zu führen.<br />

Das Seminar bietet die Möglichkeit <strong>des</strong><br />

Austausches zwischen Studierenden <strong>und</strong><br />

Dozenten sowie Dozentinnen aus unterschiedlichen<br />

akademischen Einrichtungen.<br />

Die Vorbereitung <strong>der</strong> Teilnehmer erfolgte<br />

durch eine entsprechende fach- <strong>und</strong> themenorientierte,<br />

auf die olympische Problematik<br />

im engeren wie im weiteren Sinne<br />

bezogene Lehrveranstaltung am Heimatort<br />

als Hauptseminar, Projektkurs o. ä.<br />

Als teilnehmende Einrichtungen/Inland sind<br />

bestätigt (Dozenten/studentische Teilnehmer):<br />

Univ. Augsburg (1/7), TU Darmstadt<br />

(1/7), Univ. Duisburg-Essen (1/7), Univ.<br />

Flensburg(1/7), Univ. Greifswald (0/5), Univ.<br />

Hamburg (1/7), Univ. Hannover (1/7),<br />

TH/Univ. Heidelberg (1/7), Univ. Leipzig (1/7),<br />

Univ. Mainz (1/7), TU München (1/4), Univ.<br />

Osnabrück (1/7). Von den Universitäten<br />

Wien <strong>und</strong>. Lubljana (nehmen je ein Dozent<br />

<strong>und</strong> vier Studenten teil). Der Tagesablauf<br />

<strong>der</strong> Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer wird<br />

durch eine Ringvorlesung, Seminare, Praxis<br />

<strong>und</strong> Besichtigungen bestimmt.<br />

Impressum<br />

Impressum<br />

Olympisches Feuer<br />

<strong>Zeitschrift</strong> <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Sportbun<strong>des</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft<br />

Herausgeberkollegium:<br />

Bernhard Schwank (DOSB), Dieter Krickow (DOG),<br />

Steffen Haffner, Michael Gernandt<br />

Chefredakteur: Harald Pieper<br />

Redaktion: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer,<br />

Kerstin Rehhahn<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Dr. Stefan Volknant<br />

Deutscher Olympischer Sportb<strong>und</strong><br />

Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt<br />

Telefon: 0 69 / 6 70 02 27, Fax: 0 69 / 67 00 12 27<br />

E-Mail: volknant@dosb.de<br />

Harald Pieper<br />

Stieglitzstraße 2<br />

63263 Neu-Isenburg<br />

Telefon: 0 61 02 / 5 22 62<br />

Herstellung, Vertrieb & Verlag:<br />

Peter Kühne Verlag<br />

Theodor-Heuss-Straße 11<br />

63303 Dreieich<br />

Telefon: 0 61 03 / 8 07 91 70,<br />

Telefax: 0 61 03 / 8 07 91 71<br />

E-Mail: freiwurf@aol.com<br />

Grafische Gestaltung: Werner Pettersch, Dreieich<br />

Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne<br />

Die <strong>Zeitschrift</strong> erscheint 6 x jährlich.<br />

Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft abgegolten.<br />

Druck: HMS-Druckhaus GmbH<br />

Benzstraße 57 - 59, 63303 Dreieich<br />

Telefon: 0 61 03 / 93 39-0.<br />

Das Olympische Feuer ist zu beziehen durch:<br />

Geschäftsstelle <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft, Otto-Fleck-Schneise 12 - Haus II,<br />

60528 Frankfurt am Main,<br />

Telefon: 0 69 / 69 50 16-0,<br />

Telefax: 0 69 / 6 77 18 26,<br />

E-Mail: office@dog-bewegt.de,<br />

Frankfurter Sparkasse,<br />

Kontonummer 200313592,<br />

Bankleitzahl: 500 502 01<br />

Das Olympische Feuer ist ein Diskussionsforum.<br />

Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nicht<br />

unbedingt <strong>der</strong> Meinung <strong>der</strong> Redaktion, <strong>des</strong> DOSB<br />

bzw. <strong>der</strong> DOG entsprechen.<br />

Titelgrafik: Hans Borchert<br />

Fotos, Illustrationen, Karikaturen:<br />

Hans Borchert<br />

Steffi Brachmann<br />

Uli Gasper<br />

Hans Haberzettl<br />

picture-alliance/dpa<br />

Markus Stegner<br />

69


70<br />

Sportför<strong>der</strong>ung in Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> 3. Welt in 2007<br />

Auch im Jahr 2007 wird das Auswärtige Amt aus Mitteln <strong>der</strong> Auswärtigen Kultur- <strong>und</strong> Bildungspolitik<br />

wie<strong>der</strong>um die Sportför<strong>der</strong>ung in Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Dritten Welt, China sowie Mittel<strong>und</strong><br />

Osteuropa mit finanzieren.<br />

Geför<strong>der</strong>t wird in erster Linie die Entsendung deutscher Trainer zur Ausbildung von Multiplikatoren<br />

in den Partnerlän<strong>der</strong>n. Die Projektdauer kann sich auf 2 Wochen, aber auch auf<br />

bis zu 4 Jahre belaufen.<br />

Traditionell werden auch wie<strong>der</strong> sportliche Begegnungsmaßnahmen <strong>der</strong> deutschen Spitzenverbände<br />

mit <strong>der</strong> VR China unterstützt.<br />

Darüber hinaus können ausländische Trainer zu den Lehrgängen <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Leichtathletik-Verban<strong>des</strong><br />

nach Mainz bzw. <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Fußball-Bun<strong>des</strong> nach Hennef, aber<br />

auch an die Universität Leipzig eingeladen werden.<br />

Antragsberechtigt sind die deutschen Spitzenverbände sowie <strong>der</strong>en ausländische Partnerorganisationen,<br />

inkl. <strong>der</strong>en NOKs <strong>und</strong> Sportdachorganisationen.<br />

Die Anträge sollten mit einem detaillierten Kostenplan sowie einer ausführlichen Projektbeschreibung<br />

bis spätestens zum 15. Oktober 2006 an den<br />

erfolgen.<br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportb<strong>und</strong><br />

z.Hd. Frau Katrin Merkel<br />

Abteilung Internationale Zusammenarbeit<br />

Otto-Fleck-Schneise 12<br />

60528 Frankfurt/Main<br />

Tel.: 069 - 6700 213<br />

Fax : 069 - 6771229<br />

E-Mail : merkel@dosb.de


Nachrichten <strong>der</strong> DOG<br />

Ehrung für Dieter Krickow<br />

Anlässlich seines 70. Geburtstags am 8. Juli<br />

erwartete Dieter Krickow, den Vizepräsidenten<br />

<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft,<br />

neben zahlreichen persönlichen Gratulanten<br />

<strong>und</strong> Glückwunschschreiben noch eine<br />

beson<strong>der</strong>e Überraschung. Im Namen <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong>präsidiums überreichte <strong>der</strong> Berliner<br />

DOG-Vorsitzende Hans-Jürgen Bartsch dem<br />

Jubilar die Silberne Ehrenplakette <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Gesellschaft.<br />

Damit würdigt die Deutsche Olympische<br />

Gesellschaft Dieter Krickow für sein außergewöhnliches<br />

Engagement für die Olympische<br />

Idee <strong>und</strong> die Organisation im Beson<strong>der</strong>en.<br />

In <strong>der</strong> Begründung <strong>des</strong> Präsidiums<br />

heißt es: "Dieter Krickow ist seit dem Jahr<br />

2000 Präsidiumsmitglied. Er hat das Amt in<br />

einer Zeit übernommen, in <strong>der</strong> die Deutsche<br />

Olympische Gesellschaft in einer prekären<br />

wirtschaftlichen Lage war. Mit seinem<br />

Sachverstand <strong>und</strong> seinem<br />

Engagement hat er dazu beigetragen,<br />

dass die Krise abgewendet<br />

werden konnte <strong>und</strong> die<br />

Deutsche Olympische Gesellschaft<br />

heute mit neuen Inhalten<br />

<strong>und</strong> einer ges<strong>und</strong>en wirtschaftlichen<br />

Basis arbeiten kann." Als<br />

Vizepräsident für Kommunikation<br />

<strong>und</strong> Werbung ist Dieter<br />

Krickow verantwortlicher Mitherausgeber<br />

<strong>der</strong> <strong>Zeitschrift</strong> "Olympisches<br />

Feuer". Zudem engagiert<br />

er sich im Vorstand <strong>der</strong> Berliner DOG-<br />

Lan<strong>des</strong>gruppe.<br />

Neben dem ehrenamtlichen Engagement bei<br />

<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft,<br />

<strong>der</strong>en Mitglied Dieter Krickow seit 1990 ist,<br />

arbeitet <strong>der</strong> Berliner als Geschäftsführer <strong>des</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Instituts. Bei all<br />

diesen Aktivitäten hilft es ihm auch, dass er<br />

selbst auf eine olympische Karriere zurückblicken<br />

kann. Bei den Spielen 1960 in Rom<br />

war er als Aktiver im Mo<strong>der</strong>nen Fünfkampf<br />

dabei. An den <strong>Olympischen</strong> Spielen 1972 in<br />

München nahm er dann noch einmal teil -<br />

diesmal als für den Mo<strong>der</strong>nen Fünfkampf<br />

verantwortlicher Funktionär. Da war es für<br />

ihn selbstverständlich, dass er sein Wissen in<br />

die Berliner Olympiabewerbung für 2000<br />

einbrachte.<br />

Gut möglich, dass Berlin die olympische<br />

Erfahrung von Dieter Krickow bald wie<strong>der</strong><br />

benötigt, denn in <strong>der</strong> Stadt ist eine erneute<br />

Olympiabewerbung im Gespräch. Die<br />

Deutsche Olympische Gesellschaft jedenfalls<br />

kann sich auf seine weitere aktive Mitarbeit<br />

freuen, wie <strong>der</strong> Geehrte selbst versicherte.<br />

Nur für Mitglie<strong>der</strong>: Sportbücher<br />

zum Exklusiv-Preis<br />

Die großen sportlichen Höhepunkte <strong>des</strong><br />

Jahres 2006, die <strong>Olympischen</strong> Winterspiele<br />

von Turin <strong>und</strong> die Fußball-Weltmeisterschaft<br />

in Deutschland, sind bereits Geschichte.<br />

Doch drei Publikationen <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Sportbibliothek lassen jetzt Begeisterung,<br />

Dramatik <strong>und</strong> außergewöhnliche Leistungen<br />

dieser Topereignisse noch einmal aufleben -<br />

mit spannenden Berichten, eindrucksvollen<br />

Bil<strong>der</strong>n <strong>und</strong> umfangreichen Statistiken.<br />

Für die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft besteht nun die einmalige<br />

Gelegenheit, die Bücher "Fußball WM<br />

2006" <strong>und</strong> "Turin 2006" sowie "Sport Highlights<br />

2005" zum Vorzugspreis von je 29,90<br />

Euro (statt 69,90 Euro) zzgl. MwSt. <strong>und</strong><br />

Versandkosten zu erhalten. Weitere Informationen<br />

zu den Publikationen gibt es auf<br />

<strong>der</strong> Internetseite <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportbi-<br />

bliothek www.olympischesportbibliothek.de.<br />

Die Mitglie<strong>der</strong> richten ihre Bestellung bitte<br />

bis spätestens 30. September 2006 an die<br />

Bun<strong>des</strong>geschäftsstelle (Otto-Fleck-Schneise<br />

12, 60528 Frankfurt, Fax 069/6771826,<br />

E-Mail office@DOG-bewegt.de).<br />

Berlin<br />

Trauer um Jürgen Kießling<br />

Die Lan<strong>des</strong>gruppe Berlin <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Gesellschaft trauert um ihr<br />

langjähriges Präsidiumsmitglied Jürgen<br />

Kießling (* 13. Juni 1941, † 13. Juli 2006).<br />

Wie in seiner äußerst erfolgreichen beruflichen<br />

Tätigkeit hat sich Jürgen Kießling auch<br />

in seinem Ehrenamt im Präsidium unserer<br />

Zweigstelle mit ganzem Herzen für den<br />

Sport mit seinen olympischen Idealen<br />

eingesetzt <strong>und</strong> sich damit beson<strong>der</strong>s um die<br />

Deutsche Olympische Gesellschaft verdient<br />

gemacht. In Dankbarkeit denken wir an sein<br />

uneigennütziges <strong>und</strong> stets hilfsbereites<br />

Handeln zurück. Er wird dem Sport in Berlin<br />

<strong>und</strong> uns fehlen.<br />

In <strong>der</strong> Trauerfeier, die auf Wunsch <strong>der</strong><br />

Hinterbliebenen in einem kleinen Rahmen<br />

gehalten wurde, hat Senator Klaus Böger im<br />

Namen <strong>der</strong> Trauergäste die letzten Grußworte<br />

gesprochen <strong>und</strong> dabei in einer<br />

bewegenden Art die Leistungen von Jürgen<br />

Kießling gewürdigt <strong>und</strong> die tiefe Trauer aller<br />

Anwesenden zum Ausdruck gebracht.<br />

Zutiefst bedauert wurde von allen Fre<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> Kollegen, dass man Jürgen Kießling, <strong>der</strong><br />

immer hilfsbereit war <strong>und</strong> <strong>der</strong> für je<strong>des</strong><br />

Problem Lösungen gef<strong>und</strong>en hatte, in seiner<br />

eigenen größten Not nicht helfen konnte.<br />

Auch die Möglichkeit, sich zu seinen Lebzeiten<br />

bei ihm für das bisher erreichte zu<br />

bedanken, ist uns allen versagt geblieben.<br />

Nichts beschreibt <strong>des</strong>halb die Leistungen<br />

Jürgen Kießlings <strong>und</strong> die Situation <strong>der</strong><br />

Betroffenen besser als wie es Klaus Böger in<br />

seinen Abschiedsworten zum Ausdruck<br />

brachte:<br />

71


"Liebe Trauergemeinde, wir nehmen heute<br />

tief erschüttert Abschied von Jürgen Kießling.<br />

Abschied ist immer schwer, hier aber in<br />

ganz beson<strong>der</strong>er Weise: Niemand hat damit<br />

gerechnet. Jürgen Kießling hat seinem<br />

Leben selbst ein Ende gesetzt. Verstehen<br />

können wir Jürgen Kießlings Entschluss<br />

nicht. Aber wir sind gezwungen, ihn hinzunehmen.<br />

Jürgen Kießling war beruflich außerordentlich<br />

erfolgreich. Er hat dabei sich ganz in<br />

den Dienst <strong>der</strong> Stadt Berlin gestellt - fast 50<br />

Jahre lang! Nach <strong>der</strong> Verwaltungslehre 1957<br />

trat er in die Berliner Verwaltung ein,<br />

zunächst im Bezirksamt Wedding, ab 1966<br />

dann in die Senatsschulverwaltung. Dort<br />

hat Jürgen Kießling eine wirklich große<br />

Karriere gemacht: vom Mitarbeiter im<br />

gehobenen Dienst bis zu einer fachlich<br />

versierten Spitzenführungskraft.<br />

Dies war eine atemberaubende Entwicklung<br />

- insbeson<strong>der</strong>e seit 1989, als er Leiter <strong>der</strong><br />

Sportabteilung wurde <strong>und</strong> damit Gestaltungsmöglichkeiten<br />

erhielt, die seinen<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> seinem Potenzial entsprachen.<br />

Die Sportabteilungsleitung war ein<br />

Aufgabenfeld, in dem er mit Herz <strong>und</strong><br />

Verstand wirkte. Er führte den Sport <strong>der</strong><br />

beiden Teile Berlins fruchtbar zusammen; er<br />

sorgte für eine stärkere Akzentuierung <strong>der</strong><br />

Sportför<strong>der</strong>ung in enger Zusammenarbeit<br />

mit dem Lan<strong>des</strong>sportb<strong>und</strong>; er entwickelte<br />

neue Betreibermodelle für die großen<br />

Mehrzweckhallen Berlins; er war <strong>der</strong> Vater<br />

<strong>der</strong> Sportmetropole Berlin.<br />

Von Anbeginn wuchsen ihm - aufgr<strong>und</strong><br />

seiner herausragenden Fähigkeiten - über<br />

die eigentliche Zuständigkeit seiner Abteilung<br />

hinausgehende Aufgaben zu. Stellvertretend<br />

genannt seien die verantwortliche<br />

Koordination <strong>des</strong> Turnfests für den Senat<br />

<strong>und</strong> die Leitung <strong>der</strong> Projektgruppe zur<br />

Olympiabewerbung Berlins für die Sommerspiele<br />

2000.<br />

Seine Kompetenzen <strong>und</strong> Erfahrungen ließen<br />

ihn mit den Jahren zum wichtigen Impulsgeber<br />

<strong>der</strong> Sportamtsleiter <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>län<strong>der</strong><br />

werden <strong>und</strong> zu einem Mann, den man<br />

fragte, wenn es um Sportentwicklung in<br />

Deutschland ging.<br />

Je<strong>des</strong> große Sportereignis in Berlin <strong>der</strong><br />

letzten 10 Jahre ist auch mit seiner Hilfe<br />

zustande gekommen, wurde von ihm<br />

begleitet <strong>und</strong> mitgeprägt. Wenn wir nur die<br />

letzten 2 Jahre in den Blick nehmen, stehen<br />

72<br />

da <strong>der</strong> internationale Sportkongress Sport-<br />

Accord, das jährliche ISTAF, Turnfest, die<br />

Beachvolleyball WM, die Fußball WM - als<br />

<strong>der</strong> Höhepunkt seines Wirkens. Hier war<br />

Jürgen Kießling sogar zum Sprecher <strong>der</strong><br />

WM-Städte gewählt. Wenn es dann hieß<br />

"Berlin has done a fantastic job" - so war<br />

immer auch <strong>und</strong> ganz beson<strong>der</strong>s Jürgen<br />

Kießling gemeint. (…)<br />

Im nun wissenden Rückblick aber fällt uns<br />

auf: Bei aller Zugewandtheit <strong>und</strong> Eloquenz -<br />

Jürgen Kießling hat zumin<strong>des</strong>t im beruflichen<br />

Umfeld niemanden näher an sich<br />

heran gelassen.<br />

Wir, die wir mit ihm gearbeitet <strong>und</strong> die wir<br />

ihn gemocht haben, sind fassungslos, dass<br />

wir ihm nicht haben beistehen können in<br />

seiner offensichtlich schwersten Lebenskrise,<br />

ja dass wir nicht einmal davon gewusst<br />

haben.<br />

Liebe Trauergemeinde: Jürgen Kießling ist<br />

tot. Wir sind traurig. Möge Jürgen Kießling<br />

seinen Frieden finden."<br />

Das Präsidium <strong>der</strong> Lan<strong>des</strong>gruppe Berlin<br />

"Olympischer" Besuch im<br />

Bun<strong>des</strong>kanzleramt<br />

Wer seine Gäste in das Bun<strong>des</strong>kanzleramt<br />

einlädt, darf sicher sein, dass fast je<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Geladenen dabei sein möchte. So geschehen<br />

Die DOG Berlin im Bun<strong>des</strong>kanzleramt.<br />

Ende Mai, als die Berliner Lan<strong>des</strong>gruppe <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft zu<br />

Führung, Besichtigung <strong>der</strong> Ausstellung<br />

"Fußball <strong>und</strong> Zeitgeschichte" <strong>und</strong> Jubilarehrung<br />

in das politische Zentrum Berlins<br />

geladen hatte. Über h<strong>und</strong>ert Mitglie<strong>der</strong><br />

hatten sich gemeldet, so dass - den Vorgaben<br />

<strong>des</strong> Kanzleramtes folgend - einigen<br />

Interessierten lei<strong>der</strong> schweren Herzens<br />

abgesagt werden musste.<br />

Nach offizieller Begrüßung durch den auch<br />

für den Sport zuständigen Leiter <strong>der</strong> Abteilung<br />

1, Dr. Michael Wettengel, freuten sich<br />

die beiden Jubilare Elisabeth Leistikow<br />

(Jahrgang 1910!) <strong>und</strong> Klaus Dörner über ihre<br />

persönlichen Ehrungen an diesem beson<strong>der</strong>en<br />

Ort. Für ihre 40- bzw. 50jährige Mitgliedschaft<br />

in <strong>der</strong> Berliner Lan<strong>des</strong>gruppe<br />

überreichten Dieter Krickow, Vizepräsident<br />

<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft,<br />

sowie Bettina Iwanowski <strong>und</strong> Ulrike Ufert-<br />

Hoffmann, Präsidiumsmitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Berliner<br />

DOG, den Beiden Ehrennadeln, Urk<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> bunte Blumensträuße.<br />

Die anschließenden Führungen waren<br />

spannend <strong>und</strong> interessant <strong>und</strong> hinterließen<br />

bei allen Beteiligten die fast einhellige<br />

Auffassung, dass - möge man über die<br />

äußere Architektur <strong>des</strong> Kanzleramtes noch<br />

geteilter Meinung sein - spätestens <strong>der</strong><br />

Innenraum mit all seinen Facetten äußerst<br />

gelungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bedeutung <strong>des</strong> Bauwerks<br />

angemessen sei. Beim anschließenden<br />

erfrischenden Bier im gegenüberliegenden<br />

"Zollpackhof", auch "Kanzlerbiergarten"<br />

genannt, endete dieser Ausflug kurz vor


Beginn <strong>der</strong> Fußball-WM in entspannter<br />

R<strong>und</strong>e.<br />

Für alle Zweigstellen, die vielleicht auch<br />

gern das Kanzleramt in Berlin besuchen<br />

möchten, hier die Kontaktdaten:<br />

Bun<strong>des</strong>kanzleramt, Referat "Besucherdienst",<br />

Frau Kim Urbscheit, Tel 01888<br />

4002188 o<strong>der</strong><br />

E-Mail kim.urbscheit@bk.b<strong>und</strong>.de.<br />

Mit Sport <strong>und</strong> Spiel sprachliche<br />

Hürden überwinden<br />

Voller Freude reckten die Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> "Kin<strong>der</strong><br />

bewegen"-Modellkita "Emdener Straße" ihre<br />

leuchtenden Urk<strong>und</strong>en in die Höhe; eine<br />

Auszeichnung für ein couragiertes Miteinan<strong>der</strong><br />

bei Sport <strong>und</strong> Spiel, die <strong>der</strong> Sport-<br />

Übungsleiter Jürgen Praechter vom TC Rot-<br />

Weiss Berlin-Mitte im Namen <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Gesellschaft <strong>und</strong> aller weiteren<br />

Projektpartner überreichte. "Es ist w<strong>und</strong>erbar<br />

anzusehen, wie die Kin<strong>der</strong> spielerisch miteinan<strong>der</strong><br />

umgehen", lobt Praechter seine<br />

Schützlinge, die er von Beginn an mit Sport<strong>und</strong><br />

Bewegungsst<strong>und</strong>en betreut.<br />

Die Einrichtung im Berliner Stadtteil Moabit<br />

umfasst gut 200 Kin<strong>der</strong>, die aus insgesamt<br />

23 verschiedenen Nationen kommen. "Da<br />

erfüllt es uns mit enormen Stolz, dass <strong>der</strong><br />

Sport die sprachlichen Hürden überwindet",<br />

so Leiterin Helga Tschitschke-Neufindt,<br />

zumal die neuesten Untersuchungsergebnisse<br />

<strong>des</strong> Moabiter Schularztes einen deutlichen<br />

Bewegungsvorsprung <strong>der</strong> Schul-<br />

Erstklässler <strong>der</strong> Kita "Emdener Straße"<br />

zeigen.<br />

Der Lohn für ein Kin<strong>der</strong>gartenjahr voller Bewegung.<br />

Beim diesjährigen Sommerfest stand das<br />

r<strong>und</strong>e Le<strong>der</strong> im Mittelpunkt <strong>und</strong> lockte<br />

erfreulicherweise viele Eltern in die mit<br />

Lan<strong>des</strong>fahnen <strong>der</strong> teilnehmenden FIFA WM-<br />

Mannschaften geschmückte Außenanlage im<br />

Berliner Kiez. Gemeinsam mit ihren Kin<strong>der</strong>n<br />

beteiligten sie sich an verschiedenen Sport<strong>und</strong><br />

Spielaktivitäten <strong>und</strong> auch <strong>der</strong> Präsident<br />

<strong>der</strong> DOG-Lan<strong>des</strong>gruppe Berlin, Hans Jürgen<br />

Bartsch, nahm beim Schaukeln mit seinem<br />

Enkel Philipp kräftig Fahrt auf.<br />

Die wissenschaftliche Begleitung, ein weiterer<br />

wichtiger Bestandteil <strong>des</strong> von O 2 gesponserten<br />

Modellprojekts "Kin<strong>der</strong> bewegen",<br />

stand in diesem Jahr<br />

unter fachk<strong>und</strong>iger<br />

Leitung <strong>des</strong> Sportwissenschaftlers<br />

Martin Holzweg.<br />

Drei Studenten <strong>der</strong><br />

Humboldt-Universität<br />

Berlin hatten viel<br />

Freude mit den<br />

Kin<strong>der</strong>n bei den<br />

sportmotorischen<br />

Untersuchungen, die<br />

durch die Universität<br />

Karlsruhe als bun<strong>des</strong>weiterProjekt-<br />

partner evaluiert<br />

werden. "Bemerkenswert,<br />

welche<br />

koordinativen<br />

Fähigkeiten die<br />

Kin<strong>der</strong> aufweisen",<br />

so Holzweg, <strong>der</strong><br />

bereits für die Kieler<br />

Modellkita "Hansastraße"<br />

die Tests<br />

leitete.<br />

Coburg<br />

Doppelte Ehrenplakette<br />

vergeben<br />

Anlässlich einer Tagung <strong>des</strong> Coburger<br />

Arbeitskreises "Sport in Schule <strong>und</strong> Verein"<br />

zeichnete die Zweigstelle Coburg <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft die in<br />

diesem Jahr erfolgreichsten heimischen<br />

Schulmannschaften im Schulsportwettbewerb<br />

"Jugend trainiert für Olympia" aus.<br />

Mit <strong>der</strong> Ehrenplakette wurden die Gerättur-<br />

Erfolgreichere Gerätturnerinnen <strong>des</strong> Coburger Gymnasiums Alexandrinum<br />

(v. l.): Sparkassen-Marketingleiter Rainer Engelhardt,<br />

Studienrätin Diana Atzpodien, Elisabeth Härtel, Stefanie Gleißner,<br />

Lena Schuster, Anna-Sophie Schindler, DOG-Geschäftsführer Klaus<br />

An<strong>der</strong>lik, Lena Schmidt, Vorsitzende Susanne Berger vom Arbeitskreis<br />

Schulsport. Es fehlt Stefanie Hüttner.<br />

Erfolgreiche Tischtennisdamen aus Ebersdorf (v. l.): Rektor Werner<br />

Schumann, Daniela Eckardt, Madeleine Karl, Sparkassen-Marketingleiter<br />

Rainer Engelhardt, Lena Nicklasch, DOG-Geschäftsführer<br />

Klaus An<strong>der</strong>lik, Melanie Eckardt, Franziska Finsel, Alina Hofmann<br />

<strong>und</strong> Vorsitzende Susanne Berger vom Arbeitskreis Schulsport.<br />

73


nerinnen <strong>des</strong> Gymnasiums Alexandrinum<br />

geehrt, die in <strong>der</strong> Wettkampfklasse II <strong>der</strong><br />

Jahrgänge 1989 bis 1991 das Bun<strong>des</strong>finale<br />

in Berlin erreichten.Zunächst gewann das<br />

Alexandrinum den Kreis-, dann den Regional-<br />

<strong>und</strong> den Bezirksentscheid. Über Siege<br />

im Nordbayern- <strong>und</strong> im Bayernfinale qualifizierte<br />

sich das Team von Studienrätin Diana<br />

Atzpodien für das Bun<strong>des</strong>finale. Vom 2. bis<br />

zum 6. Mai dieses Jahres in Berlin wurde<br />

unter den Lan<strong>des</strong>siegern <strong>der</strong> 16 Bun<strong>des</strong>län<strong>der</strong><br />

ein hervorragen<strong>der</strong> achter Platz erturnt.<br />

DOG-Geschäftsführer Klaus An<strong>der</strong>lik wertete<br />

in seiner Laudatio die Turnriege <strong>des</strong> Alexandrinums,<br />

die auf Vereinsebene beim TV<br />

Ketschendorf vom Turngau-Vorsitzenden<br />

Ernst Weitl geformt wurde, als Aushängeschild<br />

für die heimische Sportszene.<br />

Die gleiche Auszeichnung ging an die Tischtennisspielerinnen<br />

<strong>der</strong> Volksschule Ebersdorf.<br />

In <strong>der</strong> Wettkampfklasse III/2 <strong>der</strong> Jahrgänge<br />

1990 bis 1993 kämpfte sich die Truppe von<br />

Rektor Werner Schumann überraschend bis<br />

ins Bayernfinale in Burglengenfeld durch.<br />

Hier verloren die Ebersdorferinnen, die<br />

verletzungsbedingt auf eine Leistungsträgerin<br />

verzichten mussten gegen die Gastgeberinnen<br />

nur knapp. Die bayerische Vizemeisterschaft<br />

stellt den bislang größten Triumph<br />

<strong>der</strong> Ebersdorfer Schule in Schulsportwettbewerben<br />

dar.<br />

Hans Haberzettl<br />

Darmstadt<br />

Starke Bil<strong>der</strong> - kitzlige<br />

Fragen<br />

Ausdruckstarke Groß-Fotos aus Athen<br />

anlässlich <strong>der</strong> Paralympics von Uli Gasper<br />

markierten den Infostand <strong>der</strong> DOG Darmstadt<br />

beim 28. Sport- <strong>und</strong> Spielfest im<br />

Darmstädter Herrngarten diesmal wesentlich<br />

attraktiverer als in den Vorjahren. Wer<br />

nach o<strong>der</strong> zwischen den über 80 Spielstationen<br />

einmal zur Ruhe kommen wollte,<br />

konnte am Zelt <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft sein olympisches Wissen testen.<br />

Unterschiedliche Quizfragen für Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

Erwachsene sorgten für angeregte Diskussionen,<br />

auch unter den Besuchern.<br />

"Ist Fußball olympisch? Gehört Tennis zum<br />

<strong>Olympischen</strong> Programm? Wie heißen die<br />

Spiele für behin<strong>der</strong>te Sportler? Wie oft<br />

finden die Spiele statt <strong>und</strong> wo die nächsten<br />

74<br />

Attraktiver Anziehungspunkt beim 28. Darmstädter Sport- <strong>und</strong><br />

Spielfest: <strong>der</strong> mit Bil<strong>der</strong>n <strong>des</strong> Fotografen Uli Gasper gestaltete<br />

Infostand <strong>der</strong> DOG Darmstadt.<br />

Male? Wie viele Nationen nehmen teil? <strong>und</strong><br />

Ist <strong>der</strong> Sport in Gr<strong>und</strong>gesetz verankert?" So<br />

<strong>und</strong> so ähnlich lauteten die Quizfragen, mit<br />

denen sich viele Spielfestbesucher einige<br />

Minuten fesseln ließen <strong>und</strong> anschließend<br />

ihre Anstrengung mit einem bunten Jo-Jo-<br />

Spiel versüßt bekamen. Ehemalige Sportgrößen<br />

verweilten ebenso am DOG-Stand wie<br />

die politische Prominenz.<br />

Mehr als 300 Quizbogen wurden ausgefüllt,<br />

großzügig bewertet <strong>und</strong> wie<strong>der</strong> mitgegeben<br />

("Testet morgen mal eure Fre<strong>und</strong>e zu Hause").<br />

Wie viele <strong>der</strong> mitgenommenen Beitrittserklärungen<br />

zurückkommen, bleibt<br />

abzuwarten, aber das Ziel, nicht nur während<br />

<strong>der</strong> Spiele einmal über Fair Play <strong>und</strong><br />

Leistungsbereitschaft nachzudenken, konnte<br />

gut vermittelt werden.<br />

Hessen<br />

Sport spielt fair:<br />

Sieger gekürt<br />

Groß <strong>und</strong> Klein tüftelten über dem kniffligen Olympia-Quiz, das<br />

Zweigstellenvorsitzen<strong>der</strong> Walther Schwebel (links) <strong>und</strong> sein Team<br />

zusammengestellt hatten.<br />

Das Darmstädter<br />

Sport- <strong>und</strong> Spielfest<br />

wird vom Sportamt<br />

<strong>der</strong> Stadt, von fast<br />

100 Vereinen <strong>des</strong><br />

Sportkreises <strong>und</strong><br />

dem Pharma-<br />

Unternehmen Merck<br />

organisiert. Einmal<br />

im Jahr animiert die<br />

Veranstaltung einige<br />

tausend Menschen<br />

zu mehr Bewegung<br />

<strong>und</strong> zur besseren<br />

Wahrnehmung <strong>des</strong><br />

Sportes in seiner<br />

Vielfalt.<br />

Walter Schwebel<br />

Der Wettbewerb "Jugend in Bewegung -<br />

Sport spielt fair" ist entschieden. Um in den<br />

Schuljahresrhythmus zu kommen, lief das<br />

diesjährige Leitthema "Sport spielt fair", das<br />

auch im Hinblick auf die Fußball WM 2006<br />

gewählt worden war, nur im 1. Halbjahr.<br />

Dennoch nahmen über 12.000 Kin<strong>der</strong> in 71<br />

Teams mit 290 Partnern an dem Wettbewerb<br />

teil, den das Hessische Kultusministerium<br />

fe<strong>der</strong>führend betreut, an dem aber auch<br />

das Hessische Ministerium <strong>des</strong> Innern <strong>und</strong><br />

für Sport, das Hessisches Sozialministerium,<br />

<strong>der</strong> Lan<strong>des</strong>sportb<strong>und</strong><br />

Hessen <strong>und</strong><br />

die Deutsche<br />

Olympische Gesellschaft<br />

beteiligt sind.<br />

Weiterhin machen<br />

inzwischen auch die<br />

Bun<strong>des</strong>län<strong>der</strong><br />

Rheinland-Pfalz <strong>und</strong><br />

Baden-Württemberg<br />

mit.<br />

Für die Hessischen<br />

Teilnehmer fand die<br />

Siegerehrung am 3.<br />

Juli in Anwesenheit<br />

von Joachim Jacobi,<br />

Staatssekretär im<br />

Hessischen Kultusministerium,<br />

Prof.


So sehen Sieger aus: das Team aus Wiesbaden-Breckenheim.<br />

Heinz Zielinski, Abteilungsleiter Sport im<br />

Hessischen Ministerium <strong>des</strong> Innern, <strong>und</strong><br />

Gerd Krämer, Staatssekretär im Hessischen<br />

Sozialministerium, im Musiksaal <strong>des</strong> Hessischen<br />

Landtags statt.<br />

Die Repräsentanten <strong>des</strong> Landtags waren<br />

sich einig, dass dieser Wettbewerb einen<br />

wichtigen Beitrag für mehr Bewegung <strong>und</strong><br />

einen rücksichtsvollen Umgang miteinan<strong>der</strong><br />

leistet.<br />

Gesamtsieger im Bewegungswettbewerb<br />

wurde das Team aus Koblenz, für das die<br />

Siegerehrung am 13. Juli im Rheinland-<br />

Pfälzischen Landtag stattfand. Den Kreativ-<br />

Teil <strong>des</strong> Wettbewerbs gewann das Team aus<br />

Wiesbaden-Breckenheim. Hier hatten<br />

Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>tagesstätte, <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>schule<br />

<strong>und</strong> <strong>des</strong> Turnverein Breckenheim<br />

eine Schrittzähler-Aktion durchgeführt <strong>und</strong><br />

über 24 St<strong>und</strong>en die Anzahl ihrer Schritte<br />

aufgezeichnet - mit erstaunlichen Durchschnittwerten<br />

von bis zu 11,4 km. Zusätzlich<br />

hatten sie Testbögen mit 10 Fragen<br />

zum Thema "Bin ich fair beim Sport"<br />

ausgefüllt, die Anfangsbuchstaben ihrer<br />

Vornamen mit Wörtern verb<strong>und</strong>en, die<br />

etwas mit Fair Play zu tun haben, <strong>und</strong><br />

Gedichte zum Thema Fairness geschrieben.<br />

Außerdem wurde ein Hochsprung durchgeführt,<br />

bei dem nicht die absolute Leitung<br />

son<strong>der</strong>n die Differenz zwischen Körpergröße<br />

<strong>und</strong> Sprunghöhe ausschlaggebend für<br />

die Platzierung war, sodass auch die Kleinen<br />

eine Chance hatten.<br />

Groß war dann die Begeisterung, als die<br />

Breckenheimer Mädchen <strong>und</strong> Jungen das<br />

Siegerbanner entgegen nehmen durften.<br />

Der neue Wettbewerb 2006/2007 unter dem<br />

Hochstift Pa<strong>der</strong>born<br />

Motto "Jugend<br />

in Bewegung -<br />

Sport beGEIS-<br />

Tert" startet<br />

nach den Sommerferien.<br />

Dann<br />

steht insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Wechselwirkung<br />

zwischen Bewegung<br />

<strong>und</strong><br />

Bildung im<br />

Mittelpunkt.<br />

"Leistung macht Spaß"<br />

ist Programm<br />

"Unsere Mitglie<strong>der</strong>zahlen wachsen kontinuierlich",<br />

freute sich Margit Budde, die neu<br />

gewählte Vorsitzende <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft Hochstift Pa<strong>der</strong>born<br />

auf <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung am 19. Juni<br />

im Pa<strong>der</strong>borner Ahornsportpark. Mit ihrem<br />

neuen Vorstandsteam will die Zweigstelle<br />

unter dem Motto "Leistung macht Spaß" die<br />

Olympische Idee mit vielfältigen Aktivitäten<br />

in <strong>der</strong> Region verbreiten.<br />

Durch den Tod <strong>des</strong> langjährigen Vorsitzenden<br />

Wolfgang Helle wurde die vorgezogene<br />

Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Außerdem traten<br />

einige Vorstandsmitglie<strong>der</strong><br />

von ihrem<br />

Amt zurück. Sportamtsleiter<br />

Reinhard<br />

Rasch, <strong>der</strong> über<br />

vierzehn Jahre die<br />

Geschäfte <strong>der</strong><br />

Zweigstelle vorbildlich<br />

geführt hat,<br />

wurde mit einem<br />

Präsent für seinen<br />

großen Einsatz für<br />

die Deutsche Olympische<br />

Gesellschaft<br />

gedankt. "Ich stehe<br />

aber weiterhin mit<br />

Rat <strong>und</strong> Tat zur<br />

Verfügung", versicherte Rasch. Ebenso<br />

erhielten die ausgeschiedenen Vorstandsmitglie<strong>der</strong><br />

Heiko Appelbaum <strong>und</strong> Mathias<br />

Hornberger ein Geschenk als Dankeschön<br />

für ihr Engagement.<br />

Geehrt wurde auch die Stadt Salzkotten für<br />

50jährige Mitgliedschaft in <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Gesellschaft. Groß war die<br />

Freude bei Norbert Schulte, <strong>der</strong> als Vertreter<br />

<strong>des</strong> Bürgermeisters <strong>der</strong> Stadt die goldene<br />

Ehrennadel <strong>und</strong> Urk<strong>und</strong>e entgegennehmen<br />

konnte.<br />

Bei <strong>der</strong> anschließenden Wahl wurden alle<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong> Vorstands sowie <strong>des</strong> Beirats<br />

einstimmig gewählt. Bedingt durch die Fülle<br />

<strong>der</strong> Aufgaben wurde <strong>der</strong> Vorstand etwas<br />

an<strong>der</strong>s aufgestellt. Neu ist die Unterteilung<br />

in Pressearbeit <strong>und</strong> in Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Zur neuen Vorsitzenden wurde Margit<br />

Budde bestimmt. Als ihre Stellvertreter<br />

fungieren Heiner Kortebusch, zugleich<br />

Schatzmeister, <strong>und</strong> Günther Ruthemeyer,<br />

<strong>der</strong> den neu installierten Bereich Öffentlichkeitsarbeit<br />

übernehmen wird. Neuer Geschäftsführer<br />

ist Dr. Norbert Börste. Der<br />

neue Jugendwart Willi Schluer kann für sein<br />

Amt auf seine Erfahrungen als Sportlehrer<br />

<strong>und</strong> langjähriger Leiter <strong>der</strong> Übungsleiter-<br />

Ausbildung Breitensport zurückgreifen. Die<br />

junge Journalistin Julia Hollwedel freut sich<br />

auf die Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Presse <strong>und</strong><br />

den Medien.<br />

Zur Unterstützung <strong>des</strong> Vorstands arbeitet<br />

ein prominent besetzter Beirat. Die Verb<strong>und</strong>enheit<br />

mit dem Kreis Höxter wird durch die<br />

Mitarbeit von Landrat Backhaus dokumen-<br />

Der neue Vorstand mit dem eingeladenen Referenten: (von rechts)<br />

Heiner Kortebusch, Dr. Norbert Börste, Günther Ruthemeyer, Margit<br />

Budde, Referent Prof. Dr. Roland Naul, Willi Schluer <strong>und</strong> Julia<br />

Hollwedel.<br />

75


tiert. Mit Kurt Bendlin wurde ein Olympiateilnehmer<br />

<strong>und</strong> Bronzemedaillengewinner<br />

neu in den Beirat gewählt. Das dritte neue<br />

Gesicht im Beirat ist <strong>der</strong> Präsident <strong>des</strong><br />

Westfälischen Turnerbun<strong>des</strong>, Michael<br />

Buschmeyer.<br />

Bestätigt wurden die Beiratsmitglie<strong>der</strong> Eva<br />

Kremliczek, Vorsitzende <strong>des</strong> Stadtsportverban<strong>des</strong>,<br />

<strong>und</strong> Detlef Klaholt-Heiermeyer,<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>des</strong> Sportausschusses <strong>der</strong> Stadt<br />

Pa<strong>der</strong>born. Das DOG-Urgestein Werner<br />

Henke, Oberkreisdirektor a. D. steht als<br />

Beisitzer weiterhin zur Verfügung ebenso<br />

wie Professor Dr. Sebastian Braun vom<br />

Sportdepartement <strong>der</strong> Universität Pa<strong>der</strong>born.<br />

Nach dem offiziellen Teil kam mit dem<br />

praxisnahen Vortrag "Olympische Erziehung<br />

- eine Herausfor<strong>der</strong>ung für Alle in Schule<br />

<strong>und</strong> Verein" <strong>des</strong> Sportwissenschaftlers <strong>und</strong><br />

-pädagogen Professor Roland Naul <strong>der</strong><br />

Höhepunkt <strong>des</strong> Abends. Die Integration<br />

Olympischer Werte wie Fairness, Leistungsbereitschaft,<br />

Integration <strong>und</strong> Teamgeist in<br />

<strong>der</strong> Erziehung spielte dabei eine zentrale<br />

Rolle. "Lei<strong>der</strong> gibt es immer noch viele<br />

Vorurteile gegenüber dem <strong>Olympischen</strong><br />

Gedanken", bedauerte Professor Naul. "Es<br />

geht hier nicht um Leistungssport. Die<br />

Integration <strong>der</strong> olympischen Idee findet in<br />

<strong>der</strong> Schule, im Verein <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Familie<br />

statt", betonte Professor Naul in seinem<br />

Referat. Schließlich sollten innere Werte in<br />

<strong>der</strong> Lebenswirklichkeit <strong>der</strong> Jugendlichen<br />

verwurzelt werden. Deswegen seien die<br />

oben genannten vier Bausteine von gleichbedeuten<strong>der</strong><br />

Wichtigkeit. In <strong>der</strong> anschließenden<br />

Diskussion berichtete ein Lehrer aus<br />

seiner Praxiserfahrung. "Dank neuer Richtlinien<br />

an den Schulen ist die olympische<br />

Erziehung teilweise schon ein Stück Realität<br />

geworden. Aber es ist noch viel zu tun". "Im<br />

Moment sind passende Seminare noch<br />

Mangelware, aber wir werden hochkarätige<br />

Referenten zu uns nach Pa<strong>der</strong>born einladen,"<br />

ergänzte Margit Budde.<br />

Zu den Perspektiven <strong>der</strong> Zweigstelle Hochstift<br />

Pa<strong>der</strong>born sagte <strong>der</strong> stellvertretende<br />

Vorsitzende Heiner Kortebusch: "Das neue<br />

Motto "Leistung macht Spaß" möchten wir<br />

mit neuer Energie <strong>und</strong> vielen guten Ideen<br />

umsetzen. Der Erfolg <strong>der</strong> vergangenen Jahre<br />

zeigt, dass sich die Deutsche Olympische<br />

Gesellschaft schon auf dem richtigen Weg<br />

befindet." Seit 2004 gebe es beispielsweise<br />

das Projekt "Kin<strong>der</strong> bewegen" im Kin<strong>der</strong>garten<br />

"Römerstraße", in dem Siebenkampf-<br />

76<br />

Olympiateilnehmerin Claudia Tonn als Patin<br />

fungiert, so Kortebusch. "Dieses Projekt läuft<br />

sehr erfolgreich. Solche Erfolge wollen wir<br />

weiter ausbauen. Der bekannte Künstler<br />

Joan Sofron hat uns seine Mitarbeit zugesagt.<br />

Kurt Bendlin plant mit uns ein Abenteuercamp<br />

für Kin<strong>der</strong>. Natürlich ist die<br />

Mitglie<strong>der</strong>gewinnung ein großes Thema. Wir<br />

möchten beson<strong>der</strong>s Unternehmen, Schulen<br />

<strong>und</strong> Vereine ansprechen, aber auch Familien.<br />

Und wir planen Ausstellungen, einen <strong>Olympischen</strong><br />

Tag <strong>und</strong> auf jeden Fall 2007 einen<br />

zweiten <strong>Olympischen</strong> Abend", erläuterte er<br />

die Vorhaben <strong>der</strong> nächsten Zukunft.<br />

Karlsruhe<br />

In Karlsruhe-Neureuth<br />

läuft was!<br />

Seitdem je<strong>des</strong> <strong>der</strong> Vorschulkin<strong>der</strong> <strong>des</strong><br />

Katholischen Kin<strong>der</strong>gartens St. Judas Thaddäus<br />

sein eigenes "Bewegungsbuch" besitzt,<br />

ist noch mehr Bewegung in die von <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft <strong>und</strong><br />

Opel im Rahmen <strong>des</strong> Projekts "Kin<strong>der</strong><br />

bewegen" geför<strong>der</strong>te Einrichtung gekommen.<br />

In diesem Sommer hatten es den<br />

Mädchen <strong>und</strong> Jungen insbeson<strong>der</strong>e die<br />

Ausdauer- <strong>und</strong> Laufeinheiten angetan: Ein<br />

lustiges Lauftraining im Stadion, die Teilnahme<br />

von Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Eltern beim "Karlsruher<br />

24-h-Lauf" mit ihrem Paten Jens<br />

Lukas sowie zum Abschluss eine Fahrradtour<br />

in das Waldklassenzimmer.<br />

Ausgangspunkt war ein Konzept <strong>des</strong> Schul<strong>und</strong><br />

Sportamts <strong>der</strong> Stadt Karlsruhe <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

BARMER Ersatzkasse,<br />

die das<br />

"Bewegungsbuch"<br />

mit<br />

bebil<strong>der</strong>ten<br />

Übungen entwickelt<br />

haben. Seit<br />

Februar haben<br />

die Vorschulkin<strong>der</strong><br />

aus Karlsruhe-Neureuth<br />

fleißig Stempel<br />

gesammelt, die<br />

es für jede<br />

absolvierte<br />

Bewegungsstun-<br />

de gibt.<br />

So sind die Vorschulkin<strong>der</strong> Anfang Juni -<br />

verb<strong>und</strong>en mit einem Indianer-Motto - zum<br />

benachbarten Schulsportzentrum gewan<strong>der</strong>t.<br />

Dort im Stadion gab es lustige Einheiten<br />

zur Ausdauer mit "Lauftraining" <strong>und</strong><br />

Spielen wie Kettenfangen <strong>und</strong> Wasserbecher-Staffeln.<br />

Es war bei schönstem Wetter<br />

ein wirklich prima sportlicher Vormittag <strong>und</strong><br />

gut dass wie<strong>der</strong> ein kleiner Leiterwagen mit<br />

Utensilien <strong>und</strong> Getränken mitgenommen<br />

wurde. Der Ausflug brachte nicht nur alle<br />

Vorschulkin<strong>der</strong> aus drei Kin<strong>der</strong>gartengruppen<br />

wie<strong>der</strong> einmal zusammen, son<strong>der</strong>n war<br />

zugleich auch die Vorbereitung <strong>und</strong> Einstimmung<br />

zu einem größeren Lauf-Event,<br />

dem "24-St<strong>und</strong>en-Lauf".<br />

Ganz beson<strong>der</strong>s gefreut haben sich die<br />

Eltern <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong>, dass ihr Pate Jens Lukas<br />

sie beim " 24-St<strong>und</strong>en-Lauf" am 15. <strong>und</strong> 16.<br />

Juli unterstützt hatte. Zusammen in einem<br />

Team mit einer Ministrantengruppe waren<br />

eine große Gruppe von Eltern <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong><br />

sowie Betreuerinnen begeistert über die 24<br />

St<strong>und</strong>en im Beiertheimer Stadion im Einsatz.<br />

Vor allem am Sonntagnachmittag sind<br />

die Eltern <strong>und</strong> Kids - mit "Kin<strong>der</strong> bewegen"-<br />

T-Shirt als beson<strong>der</strong>em Kennzeichen - ihre<br />

R<strong>und</strong>en gelaufen. Beson<strong>der</strong>s gern gingen<br />

die Kin<strong>der</strong> mit Jens Lukas auf die R<strong>und</strong>e,<br />

war doch in den Wochen zuvor vielfach<br />

angekündigt <strong>und</strong> auch besprochen worden,<br />

dass er oft mit seinem Husky trainiert. Der<br />

Langstreckenläufer selbst kam gerade vom<br />

"Swiss-Jura-Marathon" (einem Etappenlauf<br />

in <strong>der</strong> Schweiz über 323 km <strong>und</strong> 8000<br />

Höhenmeter) <strong>und</strong> ist bekannt als mehrfacher<br />

Deutscher Meister im "24-St<strong>und</strong>en-<br />

Lauf". An die europäische Spitze kam er mit<br />

<strong>der</strong> Goldmedaille im September 2002 bei<br />

den European Challange "24-St<strong>und</strong>en-Lauf"<br />

Umringt von Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Eltern: Langstreckenläufer Jens Lukas, <strong>der</strong><br />

Sportpate <strong>des</strong> DOG-Modellkin<strong>der</strong>gartens.


in Gravigny / Frankreich mit dem Resultat<br />

von 267 km <strong>und</strong> 294 m. Natürlich hatte er<br />

sich im Tempo jedem <strong>der</strong> Kids angepasst (er<br />

war nach einer Woche in <strong>der</strong> Schweiz auch<br />

froh darum) <strong>und</strong> machte selbstverständlich<br />

auch die Demonstration <strong>der</strong> Gymnastik<strong>und</strong><br />

Tanzr<strong>und</strong>en zwischen seinen Patenkin<strong>der</strong>n<br />

mit.<br />

Zum Abschluss <strong>der</strong> ereignisreichen Wochen<br />

vor den Sommerferien <strong>und</strong> zur Verabschiedung<br />

in die Schule wurden alle Vorschulkin<strong>der</strong><br />

für ihre erfolgreiche Teilnahme an <strong>der</strong><br />

Aktion "Bewegungsbuch" ausgezeichnet.<br />

Beim Fahrradausflug in das Waldklassenzimmer<br />

im Hardtwald am 3. August überreichte<br />

Karlsruhes Sportbürgermeister<br />

Harald Denecken den kleinen Athletinnen<br />

<strong>und</strong> Athleten im Beisein <strong>der</strong> Eltern eine<br />

Urk<strong>und</strong>e.<br />

Ehrung für<br />

beson<strong>der</strong>e Verdienste<br />

Bernd Budig<br />

Bereits im Rahmen <strong>der</strong> städtischen Sportlerehrung<br />

im Jahr 2002 wurde Dieter Moll für<br />

seine beson<strong>der</strong>en Verdienste um den Karlsruher<br />

Sport seitens <strong>der</strong> Stadt Karlsruhe mit<br />

einer Goldmedaille ausgezeichnet. Für seine<br />

40jährige Mitgliedschaft in <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Gesellschaft zeichnete <strong>der</strong><br />

stellvertretende Lan<strong>des</strong>vorsitzende <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft Baden-<br />

Württemberg <strong>und</strong> Sportbürgermeister <strong>der</strong><br />

Stadt Karlsruhe, Harald Denecken, Dieter<br />

Moll nun im Rahmen <strong>der</strong> diesjährigen<br />

Sportlerehrung im Kreis von über 339<br />

Karlsruher Leistungsträgern aus.<br />

Dieter Moll (links) mit Harald Denecken.<br />

Von Dieter Moll zu behaupten, er wäre in<br />

diesen 40 Jahren lediglich ein "zahlen<strong>des</strong><br />

Mitglied <strong>der</strong> DOG" gewesen, wäre absurd.<br />

Dieter Moll ist in Karlsruhe sowohl als<br />

sportlicher Leistungsträger als auch als<br />

langjähriger ehrenamtlich Aktiver <strong>und</strong><br />

"Leichtathletikpapst" bestens bekannt.<br />

In seiner sportlichen Glanzzeit war er einer<br />

<strong>der</strong> besten <strong>und</strong> bekanntesten Leichtathleten<br />

<strong>der</strong> Fächerstadt <strong>und</strong> weit darüber hinaus.<br />

Zwischen 1956 <strong>und</strong> 1966 gehörte er sowohl<br />

über 100 m Hürden als auch im Zehnkampf<br />

zu den besten deutschen Leichtathleten.<br />

Aber auch in an<strong>der</strong>en Sportarten war er<br />

aktiv. So im Basketball (12 Jahre bei <strong>der</strong> DJK<br />

Karlsruhe-Ost) <strong>und</strong> im Handball (14 Jahre<br />

beim Männerturnverein Karlsruhe, Kreisauswahl,<br />

Studenten-Nationalmannschaft). Seit<br />

1943 bis heute ist er Mitglied beim Männerturnverein<br />

Karlsruhe, nahezu 40 Jahre<br />

Übungsleiter in <strong>der</strong> Leichtathletik, langjähriger<br />

Sport- <strong>und</strong> Lehrwart beim Badischen<br />

Leichtathletikverband sowie beim Leichtathletikkreis<br />

<strong>und</strong> bis heute Vorstandsmitglied<br />

<strong>der</strong> LG Karlsruhe.<br />

Die Deutsche Olympische Gesellschaft in<br />

Karlsruhe ist stolz darauf, einen so erfolgreichen<br />

<strong>und</strong> außergewöhnlichen Sportler seit<br />

40 Jahren in ihren Reihen zu haben.<br />

Köln-Leverkusen<br />

Spaß mit<br />

Olympiateilnehmern<br />

Eishockey im Sommer? Für die Kin<strong>der</strong> <strong>des</strong><br />

Montessori-Kin<strong>der</strong>gartens in Leverkusen<br />

wurde dies jetzt möglich gemacht. Vermittelt<br />

durch die DOG-Zweigstelle Köln-<br />

Leverkusen besuchten die Olympiateilnehmer<br />

von Turin 2006, Aurelia Von<strong>der</strong>strass<br />

<strong>und</strong> Dieter Reinartz, die Einrichtung.<br />

Seit zweieinhalb Jahren ist <strong>der</strong> Leverkusener<br />

Montessori-Kin<strong>der</strong>garten Modelleinrichtung<br />

dieser Initiative für mehr Bewegung im<br />

Kin<strong>der</strong>garten <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft <strong>und</strong> ihrer Partner Opel <strong>und</strong> O 2.<br />

Im Rahmen von "Kin<strong>der</strong> bewegen" lernen<br />

bereits die Kleinsten durch Besuche von<br />

Spielern o<strong>der</strong> Trainern verschiedenen<br />

Sportarten kennen. So hatten aus <strong>der</strong><br />

Leichtathletik bereits mehrere Sommer-<br />

Olympiateilnehmer aus Leverkusen den<br />

Kin<strong>der</strong>garten besucht.<br />

Im Wintersport ist die Region dagegen nur<br />

mit sehr wenigen Teilnehmern vertreten. Da<br />

kam <strong>der</strong> Besuch <strong>der</strong> ehemaligen Torfrau<br />

Aurelia Von<strong>der</strong>strass, Teamleiterin <strong>der</strong><br />

Frauen-Eishockey-Nationalmannschaft bei<br />

den <strong>Olympischen</strong> Winterspielen in Turin,<br />

<strong>und</strong> <strong>des</strong> Assistenz-Bun<strong>des</strong>trainers Dieter<br />

Reinartz aus Köln Anfang Juli wie gerufen.<br />

Als erstes zeigten die beiden einen Film über<br />

die Eindrücke <strong>der</strong> Eröffnungsfeier <strong>und</strong> die<br />

Sportstätten in Turin, die so im Fernsehen<br />

natürlich nicht zu sehen waren. Außerdem<br />

hatten sie mehrere Sportgeräte dabei, so<br />

dass die Kleinen einen Schläger, eine Torwartstockhand,<br />

einen Torwartschläger usw.<br />

einmal im Original anfassen konnten.<br />

Dann hieß es, selbst aktiv zu werden. Da die<br />

Leitung <strong>des</strong> Kin<strong>der</strong>gartens natürlich vorbereitet<br />

war, hatte man sich für den prominenten<br />

Besuch beim Leverkusener Hockey<br />

Club einige Schläger ausgeliehen.<br />

Aurelia Von<strong>der</strong>strass schlüpfte noch einmal<br />

in einige Teile ihrer Ausrüstung <strong>und</strong> die<br />

kleine Trainingseinheit ("mit viel, viel Spaß)<br />

mit "Trockenübungen" in <strong>der</strong> Turnhalle<br />

konnte beginnen. Zum Ende durften die<br />

Kin<strong>der</strong> das Erlernte ausprobieren <strong>und</strong> je<strong>der</strong><br />

drei Schüsse auf das Tor abgeben.<br />

Zum Abschied gab es für die Mädchen <strong>und</strong><br />

Aurelia Von<strong>der</strong>strass <strong>und</strong> Dieter Reinartz.<br />

Jungen Autogrammkarten <strong>der</strong> Olympiateilnehmer<br />

<strong>und</strong> das einhellige Fazit, dass<br />

sowohl die Kin<strong>der</strong>, als auch die Erwachsenen<br />

über zwei St<strong>und</strong>en lang großen Spaß<br />

hatten.<br />

77


Auch ohne den kalten Untergr<strong>und</strong> hatten die Kids viel Spaß bei ihrer sommerlichen Eishockeyst<strong>und</strong>e.<br />

Odenwald<br />

Viel geschafft<br />

<strong>und</strong> noch viel vor<br />

In <strong>der</strong> jüngsten gemeinsamen Vorstandssitzung<br />

<strong>der</strong> DOG-Zweigstelle Odenwald ließ<br />

<strong>der</strong> erste Vorsitzende Hubert Hey die bisherigen<br />

Aktivitäten <strong>des</strong> Jahres 2006 Revue<br />

passieren <strong>und</strong> blickte auf das zweite Halbjahr<br />

voraus.<br />

Hey bilanzierte, dass die Akzeptanz <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft im<br />

Odenwald weiter gestiegen sei. 40 Termine<br />

in <strong>der</strong> ersten Jahreshälfte 2006 sprächen<br />

Bände. Die Zweigstelle wird mehr <strong>und</strong> mehr<br />

in Festlichkeiten von Vereinen eingeb<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> ist als Schirmherr zunehmend gefragt.<br />

Der stellvertretende Vorsitzende Horst Neff<br />

vertritt die DOG Odenwald in <strong>der</strong> Kreissportkommission.<br />

Vorstandsmitglied Philipp<br />

Schmitt konnte vom Bun<strong>des</strong>zweigstellentreffen<br />

in Ettlingen berichten, dass die<br />

Sport- <strong>und</strong> Bewegungsför<strong>der</strong>ung im Kin<strong>des</strong><strong>und</strong><br />

Jugendalter weiterhin einen hohen<br />

Stellenwert im Engagement <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Gesellschaft hat. Somit liegen<br />

die Deutsche Olympische Gesellschaft<br />

78<br />

Odenwald mit ihren Patenschaften für die<br />

Kin<strong>der</strong>gärten in Erbach, Reicheisheim,<br />

Michelstadt <strong>und</strong> Höchst genau am Puls <strong>der</strong><br />

Zeit.<br />

DOG-Vorsitzen<strong>der</strong> Hubert Hey begrüßt<br />

Christina Schuller als neue Geschäftsführungshilfe.<br />

Im Herbst soll ein weiterer Kin<strong>der</strong>garten<br />

hinzukommen. Mit dem Ziel, den <strong>Olympischen</strong><br />

Gedanken in die Breite <strong>des</strong> öffentlichen<br />

Lebens zu bringen, veranstaltet die<br />

Gemeinde Fränkisch-Crumbach auf Anregung<br />

<strong>der</strong> DOG Odenwald einen <strong>Olympischen</strong><br />

Tag für Jung <strong>und</strong> Alt.<br />

Der Jugendobmann Florian Keil plant am<br />

6. November ein Jugendkegeln in <strong>der</strong><br />

Mümlingtalhalle in Sandbach.<br />

Das Jahr wird wie stets seit zwölf Jahren<br />

mit <strong>der</strong> För<strong>der</strong>aktion "Junge Könner brauchen<br />

Gönner" auslaufen. Der Sportför<strong>der</strong>kreis<br />

Olympia Odenwald e.V. besteht inzwischen<br />

seit sechs Jahren <strong>und</strong> stellt eine<br />

vorzügliche Ergänzung zur Talentför<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> DOG Odenwald dar. Zur Unterstützung<br />

steht dem Vorstand mit Christina Schuller<br />

zukünftig eine Geschäftsführungshilfe zur<br />

Verfügung.<br />

Hey betonte, dass bei allen Aktivitäten die<br />

Mitglie<strong>der</strong>werbung ein wichtiges Thema<br />

bleibe. Derzeit zählt die Zweigstelle Odenwald<br />

100 Mitglie<strong>der</strong>, dazu kommen noch 30<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong> Sportför<strong>der</strong>kreises Olympia<br />

Odenwald.<br />

Zu Gast beim PITT<br />

Zu einem großartigen Ereignis für den<br />

Odenwäl<strong>der</strong> Tischtennissport wurde auch in<br />

diesem Jahr das nunmehr 3. PITT Tischtennis-Gedächtnisturnier<br />

am 27. <strong>und</strong> 28. Mai in<br />

<strong>der</strong> großen Sporthalle in Höchst/Odenwald.<br />

Diese Veranstaltung gilt mittlerweile als<br />

zweitgrößtes Schüler- <strong>und</strong> Jugend-Tischtennisturnier<br />

in Deutschland. Mehr als 500<br />

Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche aus den verschiedenen<br />

Bun<strong>des</strong>län<strong>der</strong>n beteiligten sich - eine<br />

gewaltige organisatorische Leistung, die <strong>der</strong><br />

Odenwäl<strong>der</strong> Kreiswart Horst Bitsch mit<br />

seiner Mannschaft vollbracht hat. Unter den<br />

zahlreichen Ehrengästen war neben <strong>der</strong><br />

Hessischen Sozialministerin Silke Lautenschläger,<br />

Landrat Horst Schnur <strong>und</strong> weiterer<br />

Prominenz auch Timo Boll, einer <strong>der</strong> weltbesten<br />

Tischtennisspieler <strong>und</strong> <strong>der</strong>zeit 2. <strong>der</strong><br />

Weltrangliste, gekommen. Er hatte sich sehr<br />

zur Freude <strong>der</strong> Anwesenden in seiner<br />

Wettkampfpause Zeit für ein Grußwort bei<br />

<strong>der</strong> Eröffnung <strong>des</strong> Turniers genommen.<br />

Mit dem Erklingen <strong>der</strong> Nationalhymne zum<br />

Höhepunkt <strong>der</strong> Eröffnungsveranstaltung


Horst Bitsch (rechts) erhält die Leistungsplakette aus<br />

den Händen von Hubert Hey.<br />

wurde die Bedeutung <strong>der</strong> verbindenden<br />

Kraft <strong>des</strong> Sports, die alle Nationen <strong>und</strong><br />

Kulturen zum fairen Wettstreit zusammen<br />

führt, ins Bewusstsein gerufen.<br />

Den <strong>Olympischen</strong> Charakter <strong>des</strong> Turniers<br />

lobte auch Hubert Hey, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

DOG Odenwald, <strong>der</strong> das Schlusswort zur<br />

Eröffnung sprach. Kurz ging er auf die<br />

Geschichte <strong>des</strong> Tischtennissports im Odenwald<br />

ein, <strong>der</strong> seit 1983 unter Leitung <strong>des</strong><br />

damaligen Kreiswartes Peter llnyzckyj einen<br />

steten Aufstieg nahm. Nach dem frühen Tod<br />

<strong>des</strong> großen Idealisten in 2001 übernahm<br />

Horst Bitsch den Vorsitz <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong>. Seit<br />

dieser Zeit ist eine enorme Aufbauarbeit<br />

geleistet worden, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Tischtennissport<br />

hat sich auch unter dem Vorbild von Timo<br />

Boll im Odenwald zur vollen Blüte entwickelt.<br />

Für sein außergewöhnliches Engagement<br />

überreichte Hubert Hey Horst Bitsch die<br />

Plakette für beson<strong>der</strong>e Leistungen <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft.<br />

Sichtlich bewegt nahm dieser die Auszeichnung<br />

entgegen.<br />

Partnerschaft<br />

mit dem Schützensport<br />

Auf Einladung <strong>des</strong> SV Erlenbach nahm die<br />

DOG Odenwald am Schützenball 2006 teil.<br />

Diese war auch Anlass für die Auszeichnung<br />

<strong>des</strong> Vereins mit Urk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> goldener<br />

Ehrennadel <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft. Ernst-Ludwig Meyer, <strong>der</strong> seit<br />

sechs Jahren als Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>des</strong> Schützen-<br />

vereins fungiert, bedankte sich<br />

mit seinen Worten sehr herzlich.<br />

Er stellte die Deutsche Olympische<br />

Gesellschaft als einen<br />

hilfreichen Partner für die<br />

Vereine heraus.<br />

Hubert Hey, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

DOG Odenwald, lobte die guten<br />

Kontakte, die nützlich für die<br />

Zusammenarbeit seien. Überhaupt<br />

sei die Beziehungspflege<br />

zu den Vereinen für die Zweigstelle<br />

unentbehrlich, denn<br />

gerade Vereine sind treue<br />

Mitglie<strong>der</strong>, <strong>und</strong> es geht darum,<br />

das Bewusstsein zu unterstützen,<br />

dass die Deutsche Olympische<br />

Gesellschaft als Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Helfer einfach dazu gehört. Aus Dankbarkeit<br />

für die Unterstützung konnte Hubert Hey<br />

als Vertreter <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft die goldene Ehrennadel <strong>des</strong><br />

Schützenkreises Odenwald aus den Händen<br />

von Kreisschützenmeister Dieter Groll<br />

entgegennehmen.<br />

Die Schützenvereine <strong>des</strong> Odenwal<strong>des</strong><br />

arbeiten untereinan<strong>der</strong> eng zusammen <strong>und</strong><br />

haben bei <strong>der</strong> Jugend wegen ihres familiären<br />

Charakters einen hohen Stellenwert. Hey<br />

wies abschließend auf die<br />

wichtige Rolle <strong>des</strong> Sports bei <strong>der</strong><br />

Integration hin. "Die Vereine<br />

können unseren ausländischen<br />

Mitbürgern bewusst machen,<br />

dass sie willkommen sind", so<br />

Hey.<br />

Die gute Verbindung <strong>der</strong> Odenwäl<strong>der</strong><br />

DOG zum Schützensport<br />

wurde einmal mehr auch bei <strong>der</strong><br />

Eröffnung <strong>der</strong> Sommerbiathlonanlage<br />

an <strong>der</strong> Mossautalhalle in<br />

Hüttenthal deutlich. In seinem<br />

Grußwort stellte Hubert Hey<br />

heraus, dass dies ein Schritt in<br />

die richtige Richtung <strong>und</strong> eine<br />

Bereicherung für die interessierte<br />

Jugend sei. In vorbildlicher<br />

Zusammenarbeit zwischen<br />

Schützenverein, Gemeinde sowie Sponsoren,<br />

Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ern, konnten die<br />

Anlage für eine neue, mo<strong>der</strong>ne Variante <strong>des</strong><br />

Schützensports aus eigener Hand geschaffen<br />

werden.<br />

Schon bei <strong>der</strong> Eröffnungsfeier kam auch<br />

Bewegung in die Anlage als Bambinis,<br />

Schüler <strong>und</strong> Jugendliche sich beim Je<strong>der</strong>mann-Wettkampf<br />

maßen <strong>und</strong> die Großen<br />

die Hessen-Trophy mit Laufstrecken von 2,5<br />

km, 3 km <strong>und</strong> 5 km austrugen. Ein wahres<br />

Volksfest <strong>und</strong> ein voller Erfolg für die<br />

Initiatoren.<br />

Verdienstkreuz für<br />

Gerd Wassner<br />

Mit dem Bun<strong>des</strong>verdienstkreuz am Bande<br />

wurde <strong>der</strong> Sportredakteur Gerd Wassner<br />

ausgezeichnet. Der gute Geist <strong>der</strong> sportlichen<br />

Szene im Odenwald unterstützt seit<br />

Jahren in Sachen Pressearbeit auch das<br />

Engagement <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft vor Ort. Stets kompetent <strong>und</strong><br />

verständlich sind seine Berichte über die<br />

Zweigstellenaktivitäten im Odenwald <strong>und</strong> in<br />

<strong>der</strong> regionalen Presse.<br />

"Gerd Wassner engagiert sich mit voller<br />

Kraft", so <strong>der</strong> Sprecher <strong>der</strong> Lan<strong>des</strong>regierung,<br />

Dirk Merz, <strong>der</strong> die Ehrung persönlich vornahm.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e im Fußballsport, als<br />

Pressewart <strong>des</strong> Sportkreises Odenwald sowie<br />

im kommunalpolitischen Leben habe sich<br />

Wassner große Verdienste erworben. Unter<br />

den Gratulanten waren neben dem Landrat<br />

Verdienstkreuzträger Gerd Wassner mit Dirk Merz, dem<br />

Sprecher <strong>der</strong> Lan<strong>des</strong>regierung.<br />

<strong>des</strong> Odenwaldkreises, Horst Schnur, auch<br />

Michelstadts Bürgermeister Reinhold Ruhr<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Sportkreisvorsitzende Wolfgang<br />

Schmucker.<br />

DOG-Vorsitzen<strong>der</strong> Hubert Hey würdigte<br />

Gerd Wassner als Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Helfer von <strong>der</strong><br />

ersten St<strong>und</strong>e an. Durch seine Mithilfe sei es<br />

im September 2000 gelungen, den Sportför<strong>der</strong>kreis<br />

Olympia Odenwald e.V. zu gründen<br />

79


<strong>und</strong> eine kontinuierliche TaIentför<strong>der</strong>ung<br />

<strong>des</strong> Sports im Odenwald aufzubauen.<br />

Jährlich können durch die Hilfe von Fre<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> Gönnern sowie Sponsoren über 30<br />

junge Talente geför<strong>der</strong>t werden. Hubert Hey<br />

bezeichnete Wassner als "stillen, charmanten<br />

Bub seiner Heimatgemeinde Steinbach",<br />

als "einen unauffälligen Mann <strong>der</strong> Tat". Das<br />

schönste an ihm sei, dass man mit ihm auch<br />

einmal herzlich lachen könne. Der Geehrte<br />

möge wie bisher ein hilfreicher Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Kamerad <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft bleiben, ein Mann, auf den man<br />

sich stets verlassen könne.<br />

Ehrenbrief für<br />

verdienten Initiator<br />

Mit dem Ehrenbrief <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Hessen<br />

wurde Hans-Joachim Schmidt, 1. Vorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>des</strong> Ski-Clubs Güttersbach, geehrt. Der<br />

Ski-Club ist seit einiger Zeit Mitglied <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft.<br />

Hans-Joachim Schmidt ist Begrün<strong>der</strong> <strong>des</strong><br />

Volkslaufs Güttersbach, einer jährlichen<br />

Wettkampfveranstaltung, die mittlerweile<br />

eine beachtliche Dimension erreicht hat.<br />

Dank dieser Idee, die Schmidt mit seinen<br />

Von links: Landrat Horst Schnur, Hubert<br />

Hey, Ehrenbrief-Preisträger Hans-Joachim<br />

Schmidt <strong>und</strong> Willi Keil, Bürgermeister <strong>der</strong><br />

Gemeinde Güttersbach<br />

zahlreichen Helfern konsequent in die Tat<br />

umgesetzt hat, wurde die schöne Odenwaldgemeinde<br />

zu einem Mittelpunkt <strong>des</strong><br />

Leichathletik-Sports. Lauffre<strong>und</strong>e aus nah<br />

<strong>und</strong> fern finden sich Jahr für Jahr in großer<br />

Zahl ein, um ihre Kräfte in einer <strong>der</strong> schönsten<br />

Landschaften <strong>der</strong> Region zu messen.<br />

Und ständig ist die Zahl <strong>der</strong> Teilnehmerinnen<br />

<strong>und</strong> Teilnehmer <strong>des</strong> Volklaufs gestiegen.<br />

Kurzum: eine hohe Auszeichnung für einen<br />

verdienten Initiator.<br />

80<br />

Odenwald-Tauber<br />

Olympisches Flair in<br />

Neckargerach<br />

Olympisches Flair im wahren Sinn <strong>des</strong><br />

Wortes herrschte am 23. Juni in Neckargerach<br />

beim Olympic Day Run <strong>der</strong> DOG Odenwald-Tauber.<br />

Hier galt ausschließlich das<br />

Motto "Dabei sein ist alles - die Teilnahme<br />

ist wichtiger als <strong>der</strong> Sieg!". Nicht Gewinnen<br />

o<strong>der</strong> Bestzeit zählten, son<strong>der</strong>n einfach Spaß<br />

<strong>und</strong> Freude am Laufen <strong>und</strong> Bewegen. Und<br />

das hatten die Mädchen <strong>und</strong> Jungen <strong>der</strong><br />

Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Hauptschule Neckargerach<br />

ganz ohne Frage. Über 200 Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler aus den Gemeinden Neckargerach,<br />

Binau, Guttenbach <strong>und</strong> Zwingenberg<br />

stellten sich dem Starter <strong>und</strong> genossen ganz<br />

offensichtlich<br />

dieses beson<strong>der</strong>e<br />

Gemeinschaftserlebnis<br />

- nicht<br />

wenige liefen<br />

aus Freude <strong>und</strong><br />

Spaß gleich<br />

einige R<strong>und</strong>en<br />

mehr als vorgegeben.<br />

Gibt es<br />

einen deutlicheren<br />

Beweis für<br />

die dabei erlebte<br />

Freude <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>?<br />

Der seit nun-<br />

mehr 20 Jahren<br />

an die Gründung<br />

<strong>des</strong> IOC am 23.<br />

Juni 1894<br />

erinnernde<br />

Olympic Day Run fand bereits zum dritten<br />

Male auch bei <strong>der</strong> Zweigstelle Odenwald-<br />

Tauber statt. Bürgermeister Schnörr <strong>und</strong><br />

Schuldirektor Frey hießen die Teilnehmer<br />

willkommen, erläuterten den Ablaufmodus<br />

<strong>und</strong> zeigten sich erfreut über das Zuschauerinteresse.<br />

Grüße entbot auch <strong>der</strong> Vorsitzende<br />

<strong>der</strong> DOG Odenwald-Tauber, Michael<br />

Knaus, <strong>der</strong> die Beweg- <strong>und</strong> Hintergründe für<br />

diese Veranstaltung sowie die Ziele <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft kurz<br />

umriss <strong>und</strong> allen Startern Spaß wünschte.<br />

Und die Mädchen <strong>und</strong> Buben in ihren<br />

eigens für diesen Lauf kreierten T-Shirts<br />

konnten den Start kaum noch erwarten. Mit<br />

Begeisterung ging es auf den Parcours, <strong>der</strong><br />

von den fünf Startergruppen je nach<br />

Altersstufe ein- bis fünfmal zu durchlaufen<br />

war. Die Freude am Dabeisein war den<br />

Gesichtern deutlich zu entnehmen.<br />

Das "i"-Tüpfelchen war <strong>der</strong> Besuch vom<br />

Olympiateilnehmer im Gewichtheben, Oliver<br />

Caruso, zur Urk<strong>und</strong>enübergabe. Recht<br />

interessant war dabei aber für die Kin<strong>der</strong><br />

auch, aus dem M<strong>und</strong>e eines großen <strong>und</strong><br />

erfolgreichen Sportlers zu erfahren, wie<br />

wichtig <strong>und</strong> hilfreich Sport für die körperliche<br />

<strong>und</strong> geistige Entwicklung ist, wie gerade<br />

ihm <strong>der</strong> Sport schon während seiner Schulzeit<br />

sehr von Nutzen war.<br />

Die vom IOC-Präsidenten unterschriebene<br />

Teilnehmerurk<strong>und</strong>e wird für alle Starter eine<br />

bleibende Erinnerung sein. Und ganz sicher<br />

auch das anschließend noch persönlich von<br />

Oliver Caruso ergatterte Autogramm. Dieser<br />

konnte sich <strong>des</strong> Ansturms kaum erwehren.<br />

Olympic Day Run 2006 in Neckargerach: Begeisterung an <strong>und</strong> auf <strong>der</strong><br />

Strecke<br />

Fleißig aber schrieb er Autogramme auf<br />

Karten, Laufpass, Urk<strong>und</strong>e o<strong>der</strong> T-Shirt, bis<br />

auch <strong>der</strong> letzte Wunsch erfüllt war.<br />

Abschließend darf resümiert werden: Nicht<br />

nur die Kin<strong>der</strong> waren hellauf begeistert, mit<br />

Verlauf <strong>und</strong> Ergebnis dürfen auch die Verantwortlichen<br />

<strong>des</strong> kleinen "Olympia-Tages"<br />

r<strong>und</strong>um zufrieden sein. Direktor Frey dankte<br />

den Teilnehmern für ihr diszipliniertes<br />

Verhalten, während Bürgermeister Schnörr<br />

allen bei <strong>der</strong> Organisation Mitwirkenden<br />

Anerkennung zollte. Mit dem Dank an<br />

Neckargerach für die vorzügliche Organisation<br />

beschloss Zweigstellenvorsitzen<strong>der</strong><br />

Michael Knaus den gelungenen Olympic Day<br />

Run 2006.<br />

Walter Jaufmann


Pfalz<br />

Olympic Day Run in<br />

Katzweiler<br />

Der Olympic Day Run <strong>der</strong> DOG Pfalz fand in<br />

diesem Jahr am 17. Juni anlässlich <strong>des</strong> 100jährigen<br />

Bestehens <strong>des</strong> SV Katzweiler 1906<br />

im gleichnamigen idyllisch gelegenen Dorf<br />

im Lautertal statt.<br />

Trotz <strong>des</strong> Fußball-WM-Spieles USA - Italien<br />

im nahen Kaiserslautern fanden bei schönstem<br />

Sommerwetter 150 Laufbegeisterte den<br />

Weg zum Sportgelände an <strong>der</strong> Lautertalhalle.<br />

Jürgen Loepp <strong>und</strong> Verbandsbürgermeister<br />

Heinz Christmann waren die Organisatoren<br />

<strong>der</strong> gelungenen Veranstaltung.<br />

Schon am Vormittag fiel <strong>der</strong> Startschuss<br />

zum Erwerb verschiedener Sportabzeichen.<br />

Um 13 Uhr begrüßte dann <strong>der</strong> Vorsitzende<br />

<strong>der</strong> DOG Pfalz, Carlo von Opel, die Teilnehmer<br />

<strong>und</strong> wies in seiner Rede auf die Bedeutung<br />

<strong>des</strong> Olympic Day Runs hin. Nach einem<br />

kurzen allgemeinen Aufwärmprogramm<br />

gingen zuerst die Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Schüler auf<br />

ihre 1 km lange Strecke. In kurzen Zeitabständen<br />

wurden dann die Nordic Walker <strong>und</strong><br />

Wan<strong>der</strong>er sowie die Teilnehmer <strong>des</strong> Olympic<br />

Day Run, an dem auch Carlo von Opel<br />

teilnahm, auf die 10,5 km lange Strecke r<strong>und</strong><br />

um den Ort geschickt. Auch eine Gruppe von<br />

Mountain-Bikern meisterte eine anspruchsvolle<br />

Strecke von 34 Kilometern.<br />

Im Start- <strong>und</strong> Zielbereich gab es Tipps <strong>und</strong><br />

Informationen von einem Sanitätshaus, dem<br />

"Club Aktiv" für Behin<strong>der</strong>te <strong>und</strong> nicht<br />

Behin<strong>der</strong>te sowie <strong>der</strong> Deutsche Angestellten<br />

Krankenkasse. Wolfgang Ziegler, früherer<br />

10,3 Sprinter über 100 Meter <strong>und</strong> ehemaliger<br />

Bun<strong>des</strong>trainer <strong>des</strong> Sprintnachwuchses<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Junioren, erläuterte am DOG-Stand<br />

den Besuchern die Aufgaben <strong>und</strong> die<br />

Aktivitäten <strong>der</strong> DOG Pfalz.<br />

Zu den Ehrengästen zählte <strong>der</strong> dreimalige<br />

Olympiateilnehmer <strong>und</strong> Bronzemedaillengewinner<br />

im Fechten, Jürgen Brecht, <strong>der</strong> über<br />

seine Wettkämpfe in Rom, Tokio <strong>und</strong> Mexiko<br />

in den 60er Jahren berichtete. Begeistert<br />

aufgenommen wurden auch die FCK-<br />

Jungfußballer Matthias Henn <strong>und</strong> Michael<br />

Lehmann, die fleißig Autogramme geben<br />

mussten.<br />

Zum krönenden Abschluss <strong>der</strong> Veranstaltung<br />

gab es für alle Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer<br />

ein mit Musik untermaltes, begeistern<strong>des</strong><br />

Showprogramm <strong>der</strong> Westpfalz-<br />

Werkstätten Landstuhl.<br />

Reutlingen<br />

Sommerfest<br />

"R<strong>und</strong> um den Ball"<br />

Wolfgang Ziegler<br />

Im November 2005 wurde <strong>der</strong> Bruckberg-<br />

Kin<strong>der</strong>garten Eningen in das Modellprojekt<br />

"Kin<strong>der</strong> bewegen" <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft <strong>und</strong> O 2 aufgenommen.<br />

Ihre große Begeisterung an Sport <strong>und</strong> Spiel<br />

zeigten die Kin<strong>der</strong> nun auch beim Sommerfest<br />

unter dem Motto "R<strong>und</strong> um den Ball".<br />

Fünf Bewegungsstationen waren für sie<br />

aufgebaut: eine Torwand, ein Handtuchlauf,<br />

ein Ball-Glockenspiel, ein Minigolf-Parcours<br />

<strong>und</strong> eine Überraschungsstation. Bei einer<br />

zusätzlichen Station war dann allerdings<br />

Stillhalten gefragt, nämlich bei <strong>der</strong><br />

Schminkecke.<br />

Ein ausgetüfteltes Quizspiel wurde für die<br />

Gäste angeboten. Unter denen befanden<br />

sich unter an<strong>der</strong>em Jochen Zeller <strong>und</strong> Arno<br />

Leis von <strong>der</strong> Reutlinger Kreisgruppe <strong>der</strong><br />

Eine Balanceakt war die Station <strong>des</strong> Kin<strong>der</strong>garten-Paten<br />

Eckard Nothdurft (links).<br />

Beim Handtuchlauf war vor allem Teamgeist<br />

gefragt.<br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft, Hans-<br />

Manfred Moersch, stellvertreten<strong>der</strong> Vorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>des</strong> Reutlinger Sportkreises, <strong>und</strong> die<br />

Eninger Bürgermeisterin Margarete Krug.<br />

Ein weiterer prominenter Gast war Eckhard<br />

Nothdurft, Ex-Trainer <strong>der</strong> VfL-Handballer<br />

Pfullingen. Er hatte als Pate <strong>des</strong> Eninger<br />

Modellkin<strong>der</strong>gartens eine Station entworfen<br />

<strong>und</strong> sie selbst betreut. Natürlich gab er den<br />

aufgeregten Kin<strong>der</strong>n fachmännische Tipps<br />

zum Balancieren über die Halbkugeln <strong>und</strong><br />

den schmalen Balken.<br />

Mit Beginn <strong>des</strong> Modellprojekts wurden die<br />

Bewegungszeiten im Kin<strong>der</strong>garten ausgeweitet;<br />

die sechs Erzieherinnen bieten ihren<br />

Kin<strong>der</strong>n seither noch mehr Gelegenheit zu<br />

vielseitiger Bewegung. Dabei wird die<br />

sportliche Betätigung immer spielerisch<br />

eingeb<strong>und</strong>en, damit die Freude daran für<br />

alle erhalten bleibt. Bei speziellen motorischen<br />

Übungen kann das Erzieherinnen-<br />

Team regelmäßig die Resultate kontrollieren.<br />

Und das Ziel dieser Initiative? Bewegungsfreudige<br />

Kin<strong>der</strong> sind gesün<strong>der</strong> <strong>und</strong> meistern<br />

später auch die schulischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

besser.<br />

Wiesbaden<br />

Mein coolstes<br />

Fußballerlebnis<br />

Auf dem Poster "Hessen - Tooor zur Welt",<br />

das anlässlich <strong>der</strong> Fußball-WM 2006 an alle<br />

81


Hessische Schulämter <strong>und</strong> von dort an die<br />

Schulen verteilt wurde, hatte die Deutsche<br />

Olympische Gesellschaft die Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler aufgerufen, über ihr "coolstes<br />

Fußballerlebnis" zu berichten.<br />

Mehr als 150 Kin<strong>der</strong> haben inzwischen ihre<br />

Geschichte eingereicht, darunter auch 9<br />

Schulklassen von Schulen, die das Geschichteschreiben<br />

zu einem Thema ihrer Projektwoche<br />

gemacht hatten. Die Einsendungen<br />

kamen aus ganz Hessen.<br />

Diese Urk<strong>und</strong>e stiftete die DOG Wiesbaden<br />

für die "coolsten" Fußballgeschichten.<br />

Initiator Prof. Hans-Jürgen Portmann von<br />

<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft<br />

betont: "Es sind viele schöne Geschichten<br />

eingereicht worden, sodass es schwer fällt,<br />

hiervon eine Auswahl für beson<strong>der</strong>e Preise<br />

zu treffen."<br />

Eine dieser schönen Geschichten schrieb Sofia<br />

Donskich aus <strong>der</strong> Opelstadt Rüsselsheim:<br />

"Mein tollstes Fußballerlebnis: In unserer<br />

Schule war ein Fußballfest. Alle Klassen haben<br />

miteinan<strong>der</strong> gespielt. Unsere Klasse hatte<br />

zwei Mannschaften <strong>und</strong> ich spielte in <strong>der</strong> 2.<br />

Mannschaft. Ich war zuerst Torwärtin <strong>und</strong><br />

dann habe ich einem Jungen das Tor übergeben.<br />

Aber ich habe ihm geholfen das Tor zu<br />

verteidigen, <strong>und</strong> ich habe den Ball mit<br />

meinem Bauch abgeworfen. Aber dieses<br />

Fußballspiel war unentschieden ausgegangen.<br />

Mir hat gefallen, dass es in unserer Mannschaft<br />

fre<strong>und</strong>schaftlich zuging."<br />

Alle Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer<br />

erhalten jetzt für ihre erfolgreiche Teilnah-<br />

82<br />

me eine schön gestaltete Urk<strong>und</strong>e, zehn<br />

Kin<strong>der</strong> werden für ihre beson<strong>der</strong>s gut<br />

gelungene Erzählung mit dem Buch "Olympische<br />

Spiele" aus <strong>der</strong> beliebten Sachbuchreihe<br />

"Was ist was" belohnt.<br />

Die Schulklassen bekommen nach den<br />

Sommerferien noch einen gravierten Pokal,<br />

<strong>der</strong> sie an die tolle Projektwoche erinnern<br />

wird <strong>und</strong> ein Fußballgeschichtenbuch zum<br />

Vorlesen. Einige Pokale werden gleich in <strong>der</strong><br />

ersten Schulwoche persönlich überreicht.<br />

Sportabzeichenehrung<br />

Zur alljährlichen Ehrungsfeier für den<br />

Sportabzeichenwettbewerb hatte die Stadtgruppe<br />

Wiesbaden <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft am 12. Juni in den<br />

Festsaal <strong>des</strong> Rathauses <strong>der</strong> hessischen<br />

Lan<strong>des</strong>hauptstadt eingeladen. Vertreter <strong>der</strong><br />

Schulen, Schulklassen <strong>und</strong> Vereine saßen<br />

dicht an dicht, um die Pokale <strong>und</strong> Urk<strong>und</strong>en<br />

<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft in<br />

Empfang zu nehmen.<br />

In einer kurzen Einleitung stellte <strong>der</strong> DOG-<br />

Vorsitzende Hans-Jürgen Portmann erfreut<br />

fest, dass im Jahr 2005 die Schulen r<strong>und</strong> 200<br />

Erwerbungen mehr melden konnten als im<br />

Vorjahr, während diese Zahl bei den Vereinen<br />

um ca. 150 zurückging, sodass es aber immerhin<br />

einen Zuwachs auf 1857 Sportabzeichen<br />

gegeben hat. Da sich diese aber nur auf 12<br />

Schulen von ca. 80 <strong>und</strong> 14 Vereine von r<strong>und</strong><br />

240 verteilen, wies er darauf hin, welche<br />

Möglichkeiten noch gegeben sind.<br />

Bei einer entsprechendenSteigerung<br />

könnte<br />

dann vielleicht<br />

auch <strong>der</strong> bun<strong>des</strong>weite<br />

Rekord, <strong>der</strong><br />

2005 mit 918000<br />

Abzeichen erzielt<br />

wurde, die<br />

Schallmauer von<br />

1 Million durchbrechen.<br />

Die Zunahme bei<br />

den Schulen<br />

entspricht einem<br />

bun<strong>des</strong>weiten<br />

Trend. Selbst <strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Schulsportentwicklung<br />

eher<br />

kritisch gegenüber stehende frühere DSB-<br />

Präsident von Richthofen hat hier von einer<br />

wohltuenden Nachricht gesprochen.<br />

Der Beauftragte <strong>des</strong> DOSB für das Sportabzeichen,<br />

Klaus Witt, bezeichnet übrigens<br />

den Sportorden als "Ges<strong>und</strong>heitsbarometer,<br />

an dem man Fitness messen kann" <strong>und</strong><br />

stellte auch fest: "das größte Beteiligungspotenzial<br />

schlummert in den Vereinen", eine<br />

Anmerkung, <strong>der</strong> man in Wiesbaden nur<br />

beipflichten kann.<br />

Hans-Jürgen Portmann ergänzte dazu noch:<br />

"Fitness, wie wir sie meinen, erwirbt man<br />

nicht auf dem Laufband o<strong>der</strong> einer Kraftmaschine<br />

in einem Fitnessstudio, son<strong>der</strong>n in<br />

<strong>der</strong> sportlichen Gemeinschaft unserer<br />

Schulen <strong>und</strong> Vereine."<br />

Weiterhin fehlte angesichts <strong>der</strong> WM 2006<br />

auch nicht <strong>der</strong> Hinweis, dass das Sportabzeichen<br />

Sportlerinnen <strong>und</strong> Sportlern aller<br />

Nationen offen steht <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Sportabzeichenaktion<br />

die Welt nicht nur Gast bei<br />

Fre<strong>und</strong>en son<strong>der</strong>n bei Fre<strong>und</strong>en zu Hause ist.<br />

Als erfreuliche Initiative nannte er noch<br />

abschließend die Initiative <strong>des</strong> DOSB, ein<br />

Minisportabzeichen zu schaffen. Mit dem<br />

Ausblick, dass vielleicht schon im kommenden<br />

Jahr <strong>der</strong> erste Kin<strong>der</strong>garten ausgezeichnet<br />

werden könnte, ging es dann an die<br />

Übergabe <strong>der</strong> Pokale <strong>und</strong> Urk<strong>und</strong>en, die für<br />

alle Schulen <strong>und</strong> die erfolgreichsten Vereine<br />

bereit standen. Auch die drei Schulklassen,<br />

die einen h<strong>und</strong>ertprozentigen Erwerb<br />

meldeten, wurden geehrt.<br />

Dicht an dicht zeigen sich die erfolgreichen Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

mit ihren Urk<strong>und</strong>en bei <strong>der</strong> Sportabzeichenehrung


Nachrichten <strong>des</strong> DOI<br />

Auf den Spuren<br />

Willi Daumes<br />

DOI bearbeitet wertvollen<br />

Archivbestand<br />

Am Anfang war Willi Daume. So vieles hat<br />

er vorgedacht <strong>und</strong> auf den Weg gebracht.<br />

Ein Visionär <strong>und</strong> Macher, wie er - lei<strong>der</strong><br />

noch nicht - im Buche steht. Lang ist die<br />

Liste seiner bleibenden Verdienste, <strong>und</strong><br />

ohne ihn, seine spezifische Persönlichkeit,<br />

namentlich sein Faible für Kunst, Kultur<br />

<strong>und</strong> Wissenschaft, wäre es womöglich auch<br />

nie zur Gründung <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Instituts gekommen. So ist es kein<br />

Zufall, wenn selbiges den zehnten Jahrestag<br />

seiner Eröffnung am Kleinen Wannsee<br />

in Berlin am 24. Mai 2003, eben an jenem<br />

Tag beging, an dem sein geistiger Vater<br />

neunzig Jahre alt geworden wäre.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> versteht sich auch,<br />

dass sich das DOI in beson<strong>der</strong>er Weise dem<br />

Erbe Daumes verpflichtet fühlt. So stellte<br />

das Institut sein Jubiläum in den Dienst<br />

einer kritischen Würdigung Daumes <strong>und</strong><br />

seines Lebenswerkes <strong>und</strong> zwar in Form<br />

eines Symposiums, <strong>des</strong>sen Titel - "Olympische<br />

Dimensionen“ - den Charakter <strong>und</strong> die<br />

Bedeutung dieser herausragenden Persönlichkeit<br />

<strong>der</strong> Zeitgeschichte vielleicht ganz<br />

treffend einzufangen vermochte. Freilich<br />

konnte es sich angesichts einer solch<br />

schaffens- <strong>und</strong> erfolgreichen Karriere<br />

allenfalls um eine Annäherung handeln, an<br />

<strong>der</strong>en Ende bei allen Beteiligten Einigkeit<br />

dahingehend bestand, dass bis zu einer<br />

(wissenschaftlich) hinreichenden Aufarbeitung<br />

noch viel zu leisten sein wird.<br />

Im Sinne dieser (Selbst-)Vergewisserung hat<br />

sich das DOI eines umfänglichen Aktenbestan<strong>des</strong><br />

aus dem Nachlass Daumes angenommen,<br />

um diesen zu dokumentieren <strong>und</strong><br />

in Form eines Findbuches zugänglich zu<br />

machen. Die Sammlung umfasst nicht<br />

weniger als r<strong>und</strong> 550, teils prall gefüllte<br />

Ordner, die wie<strong>der</strong>um Dokumente verschiedenster<br />

Art aus den unterschiedlichen<br />

Tätigkeitsfel<strong>der</strong>n Daumes <strong>und</strong> dem Zeitraum<br />

von 1961 bis 1995 enthalten.<br />

Der Wert <strong>des</strong> Materials ergibt sich bereits<br />

aus Daumes Lebenslauf <strong>und</strong> seiner einzigartigen<br />

Karriere als national <strong>und</strong> international<br />

bedeutsamer Sportfunktionär - ein<br />

Begriff, <strong>der</strong> in diesem Fall ein gewisses<br />

Unbehagen bereitet, im übrigen dem<br />

Selbstverständnis <strong>des</strong> Gemeinten kaum<br />

entsprochen haben dürfte. Ohnehin würde<br />

man <strong>der</strong> exponierten Persönlichkeit nicht<br />

gerecht, wenn man sie auf nur eine, seine<br />

öffentliche beziehungsweise öffentlich am<br />

stärksten wirksame <strong>und</strong> rezipierte Rolle<br />

reduzieren würde. Daumes Engagement<br />

galt nämlich nicht allein dem Sport, schon<br />

gar nicht <strong>des</strong>sen Verwaltung <strong>und</strong> Organisation.<br />

Vielmehr begegnet er uns unter<br />

an<strong>der</strong>em auch als ein großer Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

För<strong>der</strong>er <strong>der</strong> Künste <strong>und</strong> Künstler, von<br />

denen er sich gerne inspirieren ließ. Denkt<br />

man etwa an die von namhaften Meistern<br />

ihres Faches gestalteten Plakate, die Kom-<br />

83


position <strong>der</strong> Farben, die architektonischen<br />

Innovationen o<strong>der</strong> an Qualität <strong>und</strong> Ausrichtung<br />

<strong>des</strong> kulturellen Rahmenprogramms,<br />

gerät eine seiner großen Visionen, nämlich<br />

die "Versöhnung von Sport <strong>und</strong> Kunst" in<br />

den Blick, die er 1972 mit <strong>der</strong> Gestaltung<br />

<strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele von München als<br />

eine Art "Gesamtkunstwerk" meisterhaft<br />

zum Ausdruck brachte. Daume war ein<br />

Ästhet <strong>und</strong> dabei stets Perfektionist, dem<br />

das Beste gerade gut genug erschien,<br />

während ihm das Durchschnittliche <strong>und</strong><br />

Gewöhnliche zuwi<strong>der</strong> war. So ließ sich<br />

Daume gerne begeistern, doch seine große<br />

Kunst bestand darin, an<strong>der</strong>e mit seiner<br />

Begeisterung anstecken <strong>und</strong> für die von<br />

ihm vertretene Sache, mochte sie zunächst<br />

auch noch so utopisch erscheinen, gewinnen<br />

zu können. Um es ein wenig pathetisch<br />

zu formulieren: Willi Daume war ein Beweis<br />

für die Machbarkeit <strong>der</strong> Utopie.<br />

Für einen Funktionsträger keineswegs<br />

selbstverständlich, war <strong>der</strong> 1913 im bergischen<br />

Hückeswagen geborene Daume auch<br />

als ein aktiver, durchaus vielseitig talentierter<br />

Sportler in Erscheinung getreten. Als<br />

Sechsjähriger im Turnverein Eintracht<br />

Dortm<strong>und</strong> angemeldet, erwarb er sich erste<br />

Meriten als Leichtathlet - im Hochsprung<br />

standen immerhin 1,83 Meter zu Buche -<br />

sowie als Handballer, genauer als Torhüter<br />

verschiedener Auswahlmannschaften. Dass<br />

er 1936 sogar zu olympischen Ehren kam,<br />

war insofern kurios, als er nicht in seiner<br />

Sportart nominiert wurde, son<strong>der</strong>n als<br />

Mitglied <strong>der</strong> deutschen Basketball-Auswahl<br />

firmierte, für die kurzfristig, fast hän<strong>der</strong>ingend<br />

brauchbare Spieler gesucht worden<br />

waren. Zum Einsatz kam Daume - im<br />

Basketball-Sinne wahrlich kein Großer -<br />

allerdings nicht.<br />

Bei Kriegsende nicht einmal 32 Jahre alt,<br />

zudem als politisch "unbelastet" eingestuft,<br />

schien er kraft seiner Persönlichkeit dazu<br />

prä<strong>des</strong>tiniert, am Neuaufbau <strong>des</strong> Sports im<br />

besetzten <strong>und</strong> geteilten Deutschland<br />

maßgeblich mitzuwirken, zumal er als<br />

Jungunternehmer - nach dem Tod <strong>des</strong><br />

Vaters hatte er die familieneigene Eisengießerei<br />

übernommen - finanziell unabhängig<br />

war. Nachdem man ihm zunächst die<br />

Führung <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Handball-Bun<strong>des</strong><br />

überantwortet hatte, wurde er im Dezember<br />

1950, für manche überraschend, <strong>der</strong><br />

Gründungspräsident <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Sportbun<strong>des</strong><br />

(DSB). Als man ihn 1961 auch an<br />

die Spitze <strong>des</strong> NOKs wählte, vereinigte er<br />

für neun Jahre die beiden wichtigsten<br />

84<br />

Aufgaben in seiner Person. Letzteres hielt er<br />

bis 1992 inne, ersteres hatte er 1970 aus<br />

arbeitstechnischen Gründen aufgegeben.<br />

Wenn man ihn zudem als einen <strong>der</strong> Initiatoren<br />

<strong>der</strong> Stiftung Deutsche Sporthilfe o<strong>der</strong><br />

als Präsidenten <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft (DOG) ausweist, sind nur einige<br />

seiner wichtigsten Ämter genannt.<br />

In diesem Sinne hat er sich mit den<br />

Münchner Spielen gleichsam selbst ein<br />

Denkmal gesetzt. Es war wohl sein "Instinkt<br />

für günstige Konstellationen <strong>und</strong> willkommene<br />

Gelegenheiten" (Otl Aicher), <strong>der</strong> ihn<br />

Ende Oktober 1965 ins Büro <strong>des</strong> Stadtoberhauptes<br />

Jochen Vogel führte, um seinen<br />

verwegenen Gedanken vorzutragen. Kaum<br />

einen Monat zuvor hatte das Internationale<br />

Olympische Komitee (IOC) bei seiner Session<br />

in Madrid dem westdeutschen Sport eine<br />

schmerzliche<br />

Nie<strong>der</strong>lage bereitet<br />

<strong>und</strong> nach schier<br />

uferlosen Querelen<br />

dem NOK <strong>der</strong> DDR<br />

die vollgültige<br />

Anerkennung<br />

verliehen sowie das<br />

Recht zur Entsendung<br />

einer eigenen<br />

Olympiamannschaft<br />

eingeräumt. Doch<br />

statt in Depression<br />

zu verfallen, ergriff<br />

Daume die Flucht<br />

nach vorn, um das<br />

Unmögliche möglich<br />

zu machen:<br />

Olympische Spiele<br />

in <strong>der</strong> - von <strong>der</strong><br />

Weltgemeinschaft<br />

noch mit vielen<br />

Vorbehalten bedachten<br />

- Bun<strong>des</strong>republik.<br />

Dies mag<br />

sein größter Triumph<br />

gewesen sein.<br />

Natürlich galt es,<br />

deutsche Maßarbeit<br />

zu liefern, doch in<br />

<strong>der</strong> Intention<br />

Daumes sollte diese ganz ungezwungen<br />

<strong>und</strong> leicht daherkommen. Das Spielerische,<br />

also, nach Schiller, das genuin Menschliche<br />

sollte im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> stehen. Mit an<strong>der</strong>en<br />

Worten: "Heitere Spiele" sollten es sein.<br />

Und eben solche sind es auch gewesen, bis<br />

<strong>der</strong> folgenschwere Terroranschlag auf die<br />

israelische Mannschaft die Fratze <strong>der</strong><br />

Unmenschlichkeit in den Fokus rückte <strong>und</strong><br />

das Treffen <strong>der</strong> "Jugend <strong>der</strong> Welt" urplötzlich,<br />

wie aus "heiterem Himmel", in eine<br />

"to<strong>der</strong>nste" Angelegenheit verwandelte.<br />

"The Games must go on!", verkündete <strong>der</strong><br />

scheidende IOC-Präsident Br<strong>und</strong>age, doch<br />

es stand auf <strong>der</strong> Kippe. Die W<strong>und</strong>e ging<br />

tief, <strong>und</strong> die Narbe hat das Gesicht <strong>der</strong><br />

Spiele für immer verän<strong>der</strong>t. Wie<strong>der</strong> fand<br />

Daume eindringliche Worte: Man sei aus<br />

dem Paradies vertrieben worden, <strong>und</strong> nie<br />

wie<strong>der</strong> werde man dorthin zurückkehren<br />

können.<br />

So groß <strong>der</strong> Schock auch war, die größte<br />

Enttäuschung seines sportpolitischen<br />

Wirkens sollte ihm noch bevorstehen. Es<br />

war die Entscheidung "seines" NOK, gegen<br />

seine ausdrückliche Empfehlung dem<br />

Vorbild <strong>der</strong> USA <strong>und</strong> einer For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

von Helmut Schmidt geführten Bun<strong>des</strong>regierung<br />

zu entsprechen <strong>und</strong> als Reaktion<br />

auf den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan<br />

einen Boykott <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele von Moskau zu beschließen. Für<br />

Daume bedeutete die Entscheidung vom<br />

15. Mai 1980 auch einen persönlichen<br />

Karriereknick. Jedenfalls hatte seine -


vielleicht ohnehin nicht allzu aussichtsreiche<br />

- Kandidatur um die Präsidentschaft im<br />

IOC alle Chancen eingebüßt. Statt seiner<br />

wurde ein Spanier namens Juan Antonio<br />

Samaranch gewählt.<br />

Ein großer Auftritt auf <strong>der</strong> internationalen<br />

Bühne <strong>des</strong> olympischen Sports, ein letztes<br />

Highlight seiner glanzvollen Laufbahn, war<br />

Daume allerdings noch beschieden: Der<br />

Olympische Kongress 1981 in Baden-Baden.<br />

Hier konnte er sich noch einmal als großer<br />

Gestalter in Szene setzen. Mit <strong>der</strong> Neufassung<br />

<strong>der</strong> Zulassungsregeln, dem endgültigen<br />

Abschied vom olympischen Amateurideal,<br />

wurde <strong>der</strong> Weg hin zu "offenen<br />

Spielen" geebnet <strong>und</strong> eine Entwicklung<br />

beschleunigt, die nicht wenige als einen<br />

"Abschied von <strong>der</strong> Idee" beklagten <strong>und</strong> mit<br />

Begriffen wie "Gigantismus" <strong>und</strong> "Kommerz"<br />

brandmarkten.<br />

In dieser schattenrissartigen Skizze <strong>der</strong><br />

Persönlichkeit <strong>und</strong> <strong>des</strong> Wirkungsbereichs<br />

Willi Daumes spiegelt sich die thematische<br />

Breite <strong>des</strong> in Rede Archivbestan<strong>des</strong> sowie<br />

seine Relevanz für die Beseitigung einer<br />

sporthistorischen Leerstelle. Zugleich<br />

versteht sich die Motivation <strong>des</strong> DOI, mit<br />

<strong>der</strong> Erstellung eines Findbuches einen<br />

wichtigen Beitrag zur Erschließung <strong>des</strong><br />

Menschen Willi Daume <strong>und</strong> seiner Bedeutung<br />

für die Entwicklung <strong>des</strong> Sports in <strong>der</strong><br />

Nachkriegszeit zu leisten.<br />

Unter an<strong>der</strong>em mit Mitteln <strong>des</strong> hessischen<br />

Wissenschaftsministeriums wird unter <strong>der</strong><br />

Fe<strong>der</strong>führung <strong>der</strong> DOI-Mitarbeiterin Anna<br />

Papadopoulos die umfängliche Korrespondenz<br />

Daumes sowie die übrigen Dokumente,<br />

in <strong>der</strong> Hauptsache Redetexte, Entwürfe<br />

<strong>und</strong> Manuskripte, R<strong>und</strong>schreiben, Protokolle,<br />

Interviews, Zeitungsartikel <strong>und</strong> an<strong>der</strong>es<br />

mehr, nach allen Regeln archivwissenschaftlicher<br />

Gepflogenheiten aufgelistet,<br />

charakterisiert <strong>und</strong> nummeriert <strong>und</strong> damit<br />

dem interessierten Benutzer zugänglich<br />

gemacht.<br />

Bisher wurden bereits mehr als 46.500<br />

einzelne Dokumente erfasst, über 7.000<br />

relevante Personen in einem Glossar aufgelistet.<br />

Zielsetzung ist es, die Erfassung <strong>des</strong><br />

Materials bis Ende September abzuschließen,<br />

um dieses dann, nach einem notwendigen<br />

Korrekturgang, komplett in einer<br />

Datenbank verfügbar zu machen. Bis<br />

Jahresende soll auch ein entsprechen<strong>des</strong><br />

Findbuch vorgelegt werden.<br />

Dieses könnte dann, gleichsam als Vermächtnis<br />

<strong>und</strong> Auftrag, in die neue Einrichtung,<br />

die Deutsche Olympische Akademie<br />

eingebracht werden, die aus gutem Gr<strong>und</strong><br />

den Namen "Willi Daume" tragen soll.<br />

Olympische Hymnen in<br />

Schwetzingen<br />

Auch in Zeiten <strong>des</strong> Fußballs fand ein<br />

olympisches Thema sein Publikum. Schließlich<br />

war es ein beson<strong>der</strong>es Angebot, das an<br />

einem spielfreien, dennoch extrem heißen<br />

Sonntag Vormittag im Kulturzentrum <strong>der</strong><br />

Stadt Schwetzingen eine hochkarätige<br />

Ablenkung vom Stress <strong>der</strong> Weltmeisterschaft<br />

gewährleistete: Am 2. Juli ließ die<br />

Deutsch-Griechische Akademiker-Gesell-<br />

schaft in Verbindung mit dem DOI <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

ortsansässigen Volkshochschule in einer<br />

w<strong>und</strong>erbaren Matinee die <strong>Olympischen</strong><br />

Hymnen zu Gehör bringen.<br />

Nun bereits zum dritten Mal - nach <strong>der</strong><br />

Premiere im Vorfeld <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele<br />

von Athen <strong>und</strong> einer ersten Wie<strong>der</strong>holung<br />

im <strong>Deutschen</strong> Sport- <strong>und</strong> Olympiamuseum<br />

in Köln Ende 2005 - bezauberten die<br />

ansonsten weitgehend vergessenen Kleinode<br />

<strong>der</strong> Musik- <strong>und</strong> olympischen Geschichte<br />

die Zuhörer, zumal in <strong>der</strong> ebenso charmanten<br />

wie kompetenten Mo<strong>der</strong>ation von<br />

Dr. Elisabeth Leckie-Schüssel auch die<br />

gemeinhin unbekannten historischen<br />

Hintergründe aufgezeigt wurden.<br />

Die Olympische Hymne hat seit 1932 einen<br />

festen Platz im Zeremoniell <strong>der</strong> Spiele, <strong>und</strong><br />

zwar beim Hissen beziehungsweise Einholen<br />

<strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Fahne im Rahmen <strong>der</strong><br />

Eröffnungs- beziehungsweise Schlussfeier.<br />

Die erste, "La cantate <strong>des</strong> Jeux Olympiques",<br />

stammt aus <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong> <strong>des</strong> großen griechischen<br />

Komponisten Spyros Samaras <strong>und</strong><br />

war eine Auftragsarbeit für die ersten<br />

<strong>Olympischen</strong> Spiele <strong>der</strong> Neuzeit, 1896 in<br />

Athen. 1960 erklärte das Internationale<br />

Olympische Komitee sie zu seinem offiziellen<br />

akustischen Erkennungszeichen. Freilich<br />

ist nur wenigen Experten bekannt, dass es<br />

in <strong>der</strong> Zwischenzeit fünf an<strong>der</strong>e Olympische<br />

Hymnen gab. Allein das von Richard Strauss<br />

geschaffene Werk von 1936 kommt gele-<br />

gentlich zur Aufführung. Dabei sind auch<br />

die an<strong>der</strong>en Stücke Arbeitsproben großer<br />

Komponisten, wobei die Texte ebenfalls<br />

berühmte Urheber haben, zum Beispiel<br />

Rudyard Kipling, Nobelpreisträger für<br />

Literatur <strong>und</strong> Autor <strong>des</strong> "Dschungelbuchs".<br />

Nach einer Einführung durch Dr. Andreas<br />

Höfer, "Olympia ist auch Musik", stellte<br />

Leckie-Schlüssel, die 2001, durch das Willi-<br />

Daume-Stipendium geför<strong>der</strong>t, mit einer<br />

Arbeit über die "Rolle <strong>der</strong> Musik bei den<br />

<strong>Olympischen</strong> Spiele" an <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

Sporthochschule Köln promovierte, nicht<br />

85


nur die sechs Hymnen, son<strong>der</strong>n auch die<br />

beiden Hauptdarsteller <strong>der</strong> Veranstaltung<br />

vor: Die Sopranistin Rosemarie Kipreou <strong>und</strong><br />

den Pianisten Demosthenes Stephanidis.<br />

Wie gewohnt bürgten die w<strong>und</strong>erbaren<br />

griechischen Künstler für höchsten Hörgenuss.<br />

Ihre Darbietung sowie die Resonanz<br />

<strong>des</strong> Publikums bestärkten das DOI in seinem<br />

Vorhaben, die speziellen Musikstücke, dann<br />

freilich mit Orchester <strong>und</strong> Chor, in größerem<br />

Maßstab aufzuführen <strong>und</strong> als Tondokument<br />

einer breiteren Öffentlichkeit<br />

zugänglich zu machen. Entsprechende<br />

Schritte mit Blickrichtung Peking 2008<br />

wurden bereits unternommen.<br />

Internationaler<br />

Fair Play-Kongress 2007<br />

Wie vor längerem gemeldet, hat die International<br />

Fair Play Movement (IFPM) im<br />

September vergangenen Jahres die Aus-<br />

richtung ihres Jahreskongresses 2007 dem<br />

NOK für Deutschland übertragen. Diesen<br />

Auftrag hat sich inzwischen <strong>der</strong> Deutsche<br />

Olympische Sportb<strong>und</strong> zu eigen gemacht<br />

<strong>und</strong> mit <strong>der</strong> Einberufung einer Arbeitsgruppe<br />

weitere Maßnahmen in die Wege<br />

geleitet.<br />

Da neben <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Sportjugend sowie<br />

an<strong>der</strong>en Einrichtungen auch das DOI an <strong>der</strong><br />

Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung <strong>des</strong> Kongresses<br />

beteiligt ist, wurde sein Wissenschaftlicher<br />

Leiter, Dr. Andreas Höfer, in die<br />

Arbeitsgruppe aufgenommen. Deren Aufgabe<br />

ist es, neben organisatorischen Details<br />

auch die inhaltliche Ausrichtung <strong>der</strong><br />

86<br />

Veranstaltung in den Blick zu nehmen <strong>und</strong><br />

entsprechende Vorschläge zu erarbeiten.<br />

Einigkeit bei allen Beteiligten besteht<br />

dahingehend, dass sich <strong>der</strong> Kongress durch<br />

eine breit angelegte Thematik sowie ein<br />

hochkarätiges Programm auszeichnen soll,<br />

um dem wichtigen Thema wie<strong>der</strong> zu mehr<br />

Geltung <strong>und</strong> Aufmerksamkeit<br />

im<br />

öffentlichen Diskurs<br />

zu verhelfen.<br />

Die diesbezüglichen<br />

Vorüberlegungen<br />

stießen auf weitgehende<br />

Zustimmung<br />

<strong>des</strong> portugiesischen<br />

Präsidenten <strong>der</strong><br />

EFPM, Prof. Dr.<br />

Carlos Goncalves,<br />

<strong>der</strong> sich am 25./26.<br />

Juli zu einem<br />

Arbeitsbesuch in<br />

Frankfurt am Main<br />

aufhielt. In Gesprächen<br />

mit Andreas<br />

Höfer, dem EFPM-<br />

Vizepräsidenten<br />

Prof. Dr. Manfred<br />

Lämmer (Deutsche<br />

Sporthochschule<br />

Köln), dem zuständigen<br />

DOSB-<br />

Abteilungsleiter<br />

Achim Bueble sowie<br />

dem Geschäftsführenden<br />

Direktor <strong>des</strong><br />

DOSB, Bernhard<br />

Schwank, wurde die<br />

Ausrichtung <strong>der</strong><br />

weiteren Vorbereitung<br />

festgelegt<br />

sowie entsprechende<br />

Arbeitsaufträge verteilt. Ein erstes<br />

Konzept soll im Rahmen <strong>des</strong> diesjährigen<br />

EFPM-Kongresses, vom 27. bis 30. September<br />

im italienischen Udine, vorgestellt<br />

werden.<br />

"Doppelpass": Das Buch zu<br />

Fußball <strong>und</strong> Film<br />

Nach dem Spiel - ist Zeit zur Reflexion. In<br />

diesem Sinne soll an dieser Stelle noch<br />

einmal eine Publikation empfohlen werden,<br />

die unter dem Titel "Doppelpass" im unmit-<br />

telbaren Vorfeld <strong>der</strong> Fußball-WM erschienen<br />

ist.<br />

Bei diesem, vom DOI gemeinsam mit dem<br />

<strong>Deutschen</strong> Filmmuseum herausgegebenen<br />

Band handelt es sich um eine erweiterte<br />

Dokumentation <strong>des</strong> "Frankfurter Fußball-<br />

Film-Festivals", die im übrigen die gesamte<br />

Bandbreite <strong>des</strong> Themenfel<strong>des</strong> beleuchtet<br />

<strong>und</strong> insofern sowohl für Fre<strong>und</strong>e <strong>des</strong><br />

Fußball als auch für Cineasten von Interesse<br />

sein dürfte.<br />

Das Buch, das neben einigen "Streifzügen<br />

durch die Welt <strong>des</strong> Fußballfilms", unter<br />

an<strong>der</strong>em auch ein Interview mit Sönke<br />

Wortmann, dem Regisseur <strong>des</strong> "W<strong>und</strong>ers<br />

von Bern", einen Beitrag über Fußball in den<br />

Kino-Wochenschauen, "Notizen zu Kinoeffekten<br />

beim Fernsehfußball", eine Filmographie<br />

<strong>und</strong> Literaturliste enthält, zudem sehr<br />

reich bebil<strong>der</strong>t ist, kann übers DOI bestellt<br />

<strong>und</strong> bezogen werden. Der Preis beträgt<br />

19,90 Euro.


Deutsches Sport & Olympia Museum<br />

Herausgeber: Stiftung Deutsches Sport & Olympia Museum Jahrgang 26 - Heft 4/2006<br />

Rheinauhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0<br />

Redaktion: Ansgar Molzberger<br />

Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. Schopen<br />

Internet: www.sportmuseum-koeln.de<br />

MAX SCHMELING<br />

Ausstellung im <strong>Deutschen</strong><br />

Sport & Olympia Museum<br />

vom 25. August bis 26. November<br />

2006<br />

"Manchmal komme ich mir wie ein wandeln<strong>des</strong><br />

Monument vor" - so beginnt Max<br />

Schmeling seine im<br />

Jahr 1977 erschienenen"Erinnerungen".<br />

Zum damaligen<br />

Zeitpunkt ist er<br />

"gerade einmal" 72<br />

Jahre alt. Dass er<br />

dank bemerkenswert<br />

guter Konstitution<br />

noch einen Lebensweg<br />

von mehr als<br />

25 Jahren vor sich<br />

hat, kann er 1977<br />

noch nicht wissen.<br />

Als Schmeling dann<br />

am 2. Februar 2005<br />

im Alter von 99<br />

Jahren in seinem<br />

Haus in Hollenstedt<br />

stirbt, geht eine<br />

einmalige Karriere<br />

zu Ende. Nahezu<br />

h<strong>und</strong>ert Jahre<br />

deutscher Geschichte<br />

hat Max Schmeling erlebt. Nach <strong>der</strong><br />

Kindheit im Kaiserreich erboxt er sich während<br />

<strong>der</strong> Weimarer Republik <strong>und</strong> den Jahren<br />

Max Schmeling siegt 1936 über Joe Louis<br />

<strong>der</strong> NS-Diktatur sportlichen - <strong>und</strong> auch<br />

gesellschaftlichen - Ruhm, ehe er dann in<br />

<strong>der</strong> jungen Bun<strong>des</strong>republik Deutschland eine<br />

steile Wirtschaftskarriere beginnt <strong>und</strong><br />

endgültig zu einer deutschen (Sport-)Legende<br />

wird.<br />

Dem Leben Max Schmelings widmet nun das<br />

Deutsche Sport & Olympia Museum, dem <strong>der</strong><br />

sportliche Nachlass <strong>des</strong> Boxers durch die<br />

Max-Schmeling-Stiftung übereignet wird,<br />

die große Ausstellung "Max Schmeling", die<br />

vom 25. August bis zum 26. November 2006<br />

in Köln zu sehen ist <strong>und</strong> in Kooperation mit<br />

dem Hamburger Helms-Museum präsentiert<br />

wird.<br />

Gezeigt werden Objekte <strong>und</strong> Dokumente, die<br />

bislang noch nicht museal präsentiert<br />

worden sind. Briefe an Schmeling belegen<br />

beispielsweise, welch großen Anteil viele<br />

Deutsche am Leben "ihres" Max' nahmen: So<br />

finden sich im Nachlass Schreiben mit<br />

wüsten Schimpfkanonaden <strong>und</strong> unflätigen<br />

Beleidigungen <strong>der</strong> ihm nicht Wohlgesonnenen<br />

- Schmeling<br />

bewahrte auch<br />

solche Briefe auf -<br />

sowie Fanbriefe wie<br />

<strong>der</strong> einer Frau<br />

Bötticher an Schmelings<br />

Trainer Max<br />

Machon: Verfasst<br />

1948 im Auftrag<br />

ihres noch in russischerKriegsgefangenschaft<br />

sitzenden<br />

Mannes, erhält<br />

Machon den "streng<br />

vertraulichen" Rat,<br />

Schmeling den<br />

anstehenden Kampf<br />

gegen Walter Neusel<br />

mit Hilfe eines<br />

genau dosierten<br />

Mixgetränks aus<br />

Cola, Koffein <strong>und</strong><br />

Kokain zu erleichtern.<br />

Machons<br />

galante Antwort:<br />

"Herzlichen Dank für Ihren Brief […]. Zum gut<br />

gemeinten Vorschlag Ihres Mannes kann ich<br />

sagen, daß so etwas bei Max nicht notwen-<br />

87


dig ist, weil er eben eine Ausnahme ist." Hier<br />

irrte sich Machon: <strong>der</strong> ungedopte Schmeling<br />

verlor seinen drittletzten Kampf am 29. Mai<br />

1948 gegen Walter Neusel nach Punkten.<br />

Weiterhin zeigt die Ausstellung attraktive<br />

Objekte wie den original goldenen Weltmeisterring<br />

von 1930 o<strong>der</strong> den Gürtel zur <strong>Deutschen</strong><br />

Meisterschaft im Halbschwergewicht<br />

1927, die Schmeling gegen den Kölner Hein<br />

Domgörgen gewann. In Wort <strong>und</strong> Bild<br />

behandelt werden natürlich auch die bekannten<br />

sportlichen Eckpunkte <strong>der</strong> Schmeling'schen<br />

Karriere - Beginn <strong>der</strong> Boxlaufbahn<br />

in Köln, Profi-Karriere in Amerika, Schwergewichts-Weltmeister<br />

1930-32 , K.o.-Sieg über<br />

Joe Louis 1936 <strong>und</strong> die vernichtende Nie<strong>der</strong>lage<br />

gegen Louis im WM-Kampf 1938 sowie<br />

das kurze Nachkriegs-Comeback. Darüber<br />

hinaus die wichtigen privaten Stationen wie<br />

die Ehe mit Filmschauspielerin Anny Ondra,<br />

die Nachkriegskarriere als Geschäftsmann,<br />

Schmelings Leidenschaft für die Jagd <strong>und</strong><br />

das große soziale Engagement, das 1991 in<br />

<strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> "Max-Schmeling-Stiftung"<br />

gipfelte. Ebenfalls dargestellt wird die "Legende"<br />

Max Schmeling, unzählige Auszeichnungen<br />

<strong>und</strong> Ehrungen belegen <strong>des</strong>sen<br />

lebenslang andauernde Popularität. Ganz<br />

Profi, <strong>der</strong> das boxerische Ballyhoo von <strong>der</strong><br />

Pike auf gelernt hatte, verstand es Schmeling<br />

stets, sich gut in Szene zu setzen.<br />

Als sportlicher Partner <strong>der</strong> Ausstellung<br />

fungiert <strong>der</strong> S.C. Colonia 06, <strong>der</strong> als Deutsch-<br />

Lars Käker: Boxer XXL, Max Schmeling<br />

88<br />

lands ältester Boxclub mit einem Festakt im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Ausstellungseröffnung am 24.<br />

August 2006 im <strong>Deutschen</strong> Sport & Olympia<br />

Museum sein h<strong>und</strong>ertjähriges Jubiläum<br />

feiert. Die Darstellung <strong>der</strong> Clubgeschichte ist<br />

in die Ausstellung "Max Schmeling" integriert,<br />

war doch Schmeling im Jahr 1924 bis<br />

zu seinem Profidebut am 2. August 1924 in<br />

Düsseldorf Mitglied im S.C. Colonia 06.<br />

Künstlerisch begleitet wird die Ausstellung<br />

von Lars Käker, <strong>der</strong> mit "Boxer XXL" eine<br />

fünfteilige Serie großformatiger Boxerportraits<br />

- neben Schmeling die Box-Brü<strong>der</strong><br />

Vitali <strong>und</strong> Wladimir Klitschko sowie Rüdiger<br />

<strong>und</strong> Torsten May - geschaffen hat <strong>und</strong> diese<br />

Serie während <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> Ausstellung<br />

noch um ein Portrait von Boxweltmeister<br />

Henry Maske ergänzen wird.<br />

Jubiläums- <strong>und</strong><br />

Eröffnungsgala<br />

Der S.C. Colonia 06 Köln legt Wert darauf,<br />

jung geblieben zu sein. Trotz seines stattlichen<br />

Alters von 100 Jahren. Entsprechend<br />

gebührend fiel <strong>der</strong> Auftritt aus, den die<br />

Aktiven <strong>des</strong> Klubs im Rahmen <strong>der</strong> Jubiläumsfeier<br />

im <strong>Deutschen</strong> Sport & Olympia Museum<br />

erhielten: Zu den Klängen von Vangelis, <strong>der</strong><br />

einstigen Einmarschmusik <strong>des</strong> ehemaligen<br />

Halbschwergewichts-Weltmeisters Henry<br />

Maske, betraten sie einzeln den Festsaal, um<br />

anschließend eine Kostprobe ihres Könnens<br />

abzuliefern. Gymnastik, Schattenboxen <strong>und</strong><br />

Sparring umgeben von geschichtsträchtigen<br />

Exponaten - schöner lässt sich ein 100jähriger<br />

Kreis kaum schließen.<br />

Eröffnet wurde <strong>der</strong> Abend durch die Begrüßung<br />

von Professor Walther Tröger, er zeigte<br />

sich sehr erfreut über die bevorstehende<br />

Aufnahme <strong>der</strong> Schmeling Objekte in den<br />

Bestand <strong>des</strong> Museums <strong>und</strong> dankte <strong>der</strong> Max-<br />

Schmeling-Stiftung aus Hamburg, welche<br />

durch ihr Vorstandsmitglied Dr. Florian Asche<br />

vertreten war, ausdrücklich für das Vertrauen.<br />

Paul Forschbach, <strong>der</strong> Präsident <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

Boxsport-Verban<strong>des</strong>, betonte in seiner<br />

Ansprache die Bedeutung <strong>des</strong> Boxsportes in<br />

<strong>der</strong> Jungendarbeit <strong>und</strong> für die Integration<br />

von Jugendlichen verschiedener Kulturen.<br />

Anschließend führte Museumsdirektor Dr.<br />

Christian Wacker in die Ausstellung ein <strong>und</strong><br />

lenkte die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Besucher auf<br />

über 100 Jahre Boxgeschichte.<br />

Reichlich Boxprominenz befand sich unter<br />

den Gästen. Zahlreiche Westdeutsche,<br />

Deutsche, Europa- <strong>und</strong> Weltmeister, unter<br />

an<strong>der</strong>em auch Box-Olympiasieger Torsten<br />

May <strong>und</strong> sein Bru<strong>der</strong> Rüdiger sowie <strong>der</strong><br />

ehemalige Profiweltmeister Henry Maske, <strong>der</strong><br />

erst kürzlich sein für Anfang 2007 geplantes<br />

Comeback bekannt gab. "Ich befinde mich<br />

zurzeit auch noch in <strong>der</strong> Phase <strong>des</strong> Schattenboxens"<br />

war sein Kommentar, als er die<br />

Präsentation <strong>der</strong> Nachwuchsboxer sah. Ein<br />

Gentlemen eröffneten die Ausstellung: Professor Walther Tröger,<br />

Henry Maske


weiteres Statement zum bevorstehenden<br />

Kampf gab er nicht ab. Maske verband über<br />

Jahre eine enge Fre<strong>und</strong>schaft mit Max<br />

Schmeling, dieser verdankte er auch seinen<br />

Kampfnamen "Gentleman".<br />

Flip & Tip<br />

Maskottchen ziehen ins Museum ein!<br />

Das Deutsche Sport & Olympia Museum hat<br />

zwei neue "Mitarbeiter", seit neustem gehö-<br />

ren "Flip & Tip" als Maskottchen zum Team.<br />

Die zwei pfiffig-sportlichen Figuren sind<br />

demnächst immer dabei, wenn sich etwas tut<br />

im Museum.<br />

Sie werden Sportgeschichte erklären, Streiche<br />

spielen, Sportler <strong>und</strong> Sportereignisse begleiten.<br />

Genau dann, wenn es spannend wird,<br />

werden sie auftauchen <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e die<br />

jüngeren Besucher ansprechen.<br />

Ihre Geschichten sind zukünftig auf <strong>der</strong><br />

Homepage <strong>des</strong> Museums zu finden <strong>und</strong><br />

werden zu ausgewählten Anlässen auch in<br />

gedruckter Form herausgegeben. "Flip & Tip"<br />

beantworten auf Wunsch auch die Fragen<br />

<strong>der</strong> Besucher <strong>des</strong> Museums <strong>und</strong> <strong>der</strong> Leser <strong>der</strong><br />

DSOM-Nachrichten, sie sind unter maskottchen@sportmuseum.info<br />

zu erreichen.<br />

26. Kölner Brückenlauf<br />

startete am <strong>Deutschen</strong><br />

Sport & Olympia Museum<br />

Für die 26. Auflage <strong>des</strong> Brückenlaufs<br />

am 10. September waren 6000 Läufer<br />

gemeldet.<br />

Der "Kölner Brückenlauf" ist um eine Brücke<br />

reicher geworden: Durch die Verlegung <strong>des</strong><br />

Starts <strong>und</strong> Ziels vor das Deutsche Sport &<br />

Olympia Museum war nun auch die Drehbrücke<br />

am Schokoladenmuseum im Kölner<br />

Rheinauhafen hinzugekommen. Bislang<br />

wurde <strong>der</strong> Lauf in <strong>der</strong> Innenstadt an <strong>der</strong> Oper<br />

gestartet.<br />

"Wir haben mit dem <strong>Deutschen</strong> Sport &<br />

Olympia Museum einen Partner gef<strong>und</strong>en,<br />

<strong>der</strong> 100%ig zu uns passt <strong>und</strong> mit dem wir<br />

auch in den nächsten Jahren zusammenarbeiten<br />

wollen", so ASV-Geschäftsführer<br />

Andreas Plath. Im DSOM fand auch die<br />

Startnummernausgabe am Tag vor dem Lauf<br />

statt <strong>und</strong> die große Fläche vor dem Museum<br />

war bestens für das Begleitprogramm <strong>und</strong><br />

die Anfeuerungen beim Schlußsprint <strong>der</strong><br />

Läufer durch das Publikum geeignet.<br />

Machen sich für den Brückenlauf<br />

stark:.v.l.n.r: Oliver Becker <strong>und</strong> Franz-Xaver<br />

Corneth (Hafen- <strong>und</strong> Güterverkehr Köln),<br />

Christian Heinrich (DKV), Andreas Plath<br />

(ASV Köln), Maria Mrachacz (Museumsdirektorin<br />

Schokoladenmuseum), Klau H.<br />

Schopen (Deutsches Sport & Olympia<br />

Museum) <strong>und</strong> Michael Trabler (ASV Köln<br />

Veranstaltungsmanager).<br />

Durch die Verlegung von Start <strong>und</strong> Ziel<br />

verän<strong>der</strong>te sich die Länge <strong>der</strong> Laufstrecke.<br />

Betrug sie in den Vorjahren noch 16,1<br />

Kilometer, so waren die Läuferinnen <strong>und</strong><br />

Läufer diesmal schon nach 15,2 Kilometern<br />

am Ziel. Die Route ging vom Rheinauhafen<br />

über die Drehbrücke, dann nach einer Schleife<br />

über die Severinsbrücke, die Hohenzollernbrücke<br />

<strong>und</strong> entlang <strong>der</strong> Rheinuferpromenade<br />

zur Mülheimer Brücke. Wie<strong>der</strong> auf <strong>der</strong><br />

Rheinuferpromenade angekommen, liefen<br />

die Teilnehmer zur Deutzer Brücke <strong>und</strong><br />

schließlich zum Ziel am <strong>Deutschen</strong> Sport &<br />

Olympia Museum.<br />

Zeitgleich mit diesem Lauf wurde ein Kin<strong>der</strong><strong>und</strong><br />

Jugendlauf gestartet, <strong>der</strong> maximal 1000<br />

Teilnehmern zwischen zehn <strong>und</strong> 18 Jahren<br />

vorbehalten war <strong>und</strong> über 5,4 Kilometer ging.<br />

Das Beson<strong>der</strong>e an diesem Lauf: Vom Startgeld<br />

in Höhe von acht Euro wurde die Hälfte<br />

an die Kin<strong>der</strong>kardiologie <strong>der</strong> Uni-Klinik<br />

gespendet.<br />

Weitere Informationen <strong>und</strong> eine Rückblick<br />

auf den Lauf sind unter: www.asv-koeln.de<br />

zu finden.<br />

Von Fallrückziehern <strong>und</strong><br />

Purzelbäume:<br />

Klaus Fischer, Horst Köppel<br />

<strong>und</strong> Walter Eschweiler zu<br />

Gast bei TORWORT<br />

Am 1. Bun<strong>des</strong>liga-Spieltag ging im <strong>Deutschen</strong><br />

Sport & Olympia Museum die 15.<br />

Von Purzelbäumen … Walter Eschweiler<br />

1982 bei <strong>der</strong> Fußball-WM in Spanien<br />

89


Von Fallrückziehern… Klaus Fischer 2005 bei einem Benefizspiel in Hamburg<br />

TORWORT-Lesung an den Start. Dieses Mal<br />

im Ka<strong>der</strong>: Der Urheber <strong>des</strong> WM-Purzelbaums<br />

Walter Eschweiler, <strong>der</strong> Meister <strong>des</strong> gepflegten<br />

Fallrückziehers Klaus Fischer sowie Bun<strong>des</strong>liga-Trainer<br />

Horst Köppel. Launigen Enthüllungen<br />

aus grandiosen Karrieren stand nichts im<br />

Wege. Komplettiert wurde die Aufstellung<br />

durch die grandiosen Fanzine-Autoren<br />

Melanie Kaltenbach ("In <strong>der</strong> Pratsch"), Henrik<br />

Grotjahn ("Fußballperspektiven") sowie WDR<br />

2 - Fußballreporter Burkhard Hupe.<br />

"Als Kind habe ich den typischen Fischer-<br />

Fallrückzieher täglich auf <strong>der</strong> heimischen<br />

Couch trainiert - nun sitzt Klaus Fischer auf<br />

dem TORWORT-Podium neben mir. Das ist<br />

wahrlich großer Sport!" so Sascha Theisen,<br />

Erfin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kölner Lesereihe.<br />

MS Wissenschaft <strong>und</strong><br />

Festival <strong>des</strong> Sports vor dem<br />

Museum<br />

In vielen Städten Deutschlands findet je<strong>des</strong><br />

Jahr das "Festival <strong>des</strong> Sports" statt. Diesmal<br />

wurde auch am <strong>Deutschen</strong> Sport & Olympia<br />

Museum die bunte Vielfalt <strong>des</strong> Sports<br />

präsentiert. Auf dem Gelände vor dem<br />

90<br />

Museum konnten am 14. Juli 2006 die<br />

Besucher über 40 Sportarten kostenlos<br />

ausprobieren. Da bot sich Gelegenheit, sich<br />

im Bogenschießen zu erproben o<strong>der</strong> im<br />

Skate-Contest mitzumachen. Am Stand <strong>des</strong><br />

Fecht-Clubs Leverkusen konnten sich Mutige<br />

mit <strong>der</strong> Olympiamedaillengewinnerin Britta<br />

Heidemann messen.<br />

Die Fechterin, die mit <strong>der</strong> deutschen Nationalmannschaft<br />

bei den <strong>Olympischen</strong> Spielen<br />

in Athen 2004 Silber geholt hatte, ging ohne<br />

Berührungsangst mit vielen Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />

Erwachsenen in die R<strong>und</strong>en.<br />

An einem an<strong>der</strong>en Stand konnten Besucher<br />

in einem Rollstuhl einen Parcours mit Hin<strong>der</strong>nissen<br />

befahren. Marvin (9) aus Hessen<br />

wurde "Rollstuhlfahrer <strong>der</strong> Spitzenklasse".<br />

"Sehr schwer war es eigentlich nicht.",<br />

meinte er, "aber jetzt weiß ich ein bisschen,<br />

wie es für einen Rollstuhlfahrer ist."<br />

Ziel <strong>des</strong> Festivals <strong>des</strong> Sports, das in Kooperation<br />

mit dem <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Sportb<strong>und</strong> <strong>und</strong> dem Stadtsportb<strong>und</strong> Köln<br />

durchgeführt wurde, ist es Erwachsene,<br />

Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche spielerisch an Sport<br />

<strong>und</strong> Bewegung heranzuführen. Sportvereine<br />

aus Köln <strong>und</strong> Umgebung boten hierzu auf<br />

dem Museumsgelände Gelegenheit. Judo,<br />

Inline, Basketball, Viererbungee <strong>und</strong> vieles<br />

mehr stand auf dem Sportparcours zur<br />

Auswahl.<br />

Im Rheinauhafen gegenüber dem <strong>Deutschen</strong><br />

Sport & Olympia Museum hatte das Ausstellungsschiff<br />

<strong>des</strong> „MS Wissenschaft“ angelegt<br />

<strong>und</strong> informierte in einer Ausstellung, welchen<br />

Stellenwert Informatik mittlerweile im<br />

Sport einnimmt. Hier konnte man erfahren,<br />

dass ein Chip in einem Speer dem Athleten<br />

genau verrät, ob <strong>der</strong> Abwurfwinkel optimal<br />

war <strong>und</strong> genügend Kraft im Wurf steckte. Die<br />

Daten werden direkt auf das Notebook <strong>des</strong><br />

Gnadenlos: <strong>der</strong> Mikrochip im Speer gibt<br />

dem Athleten Aufschluss<br />

Sportlers übermittelt, <strong>der</strong> damit sein Training<br />

optimieren kann. Das Ausstellungsschiff lag<br />

vom 11. bis 15. Juli vor dem Museum im<br />

Rheinauhafen <strong>und</strong> setzte anschließend seine<br />

Tour durch weitere 18 Städte Deutschlands<br />

fort.<br />

Aktiv beim Festival <strong>des</strong> Sports: Fechter <strong>und</strong><br />

Judokas

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