Eine Buchzusammenfassung von Peter Flückiger (Aug. 2006)

Eine Buchzusammenfassung von Peter Flückiger (Aug. 2006) Eine Buchzusammenfassung von Peter Flückiger (Aug. 2006)

05.12.2012 Aufrufe

Autor: Klaus Berger Titel: Jesus Verlag: Pattloch München 2004 ISBN-Nummer: 3-629-00812-7 Eine Buchzusammenfassung von Peter Flückiger (Aug. 2006) Klaus Berger ist einer der berühmtesten und zugleich einer der eigenwilligsten und pointiertesten Theologen Deutschlands der Gegenwart. Als katholischer Christ, stammend aus Hildesheim, studierte er in München katholische Theologie, wurde aber wegen Differenzen mit der Kirchenleitung nicht ordiniert. Darauf lehrte er viele Jahre Neues Testament an der evangelischen Fakultät in Heidelberg. Er hat zahlreiche wissenschaftliche Werke zum Neuen Testament herausgegeben und hat sein Leben lang über "Jesus" geforscht. Mit dem Werk "Jesus" legt er nun seine reichen Erkenntnisse und Schätze auf ganzen 691 Seiten vor, jedoch ohne nur eine Fussnote zu gebrauchen oder geschwätzig zu werden! Dazu sagt er schlicht und einfach: "Ich möchte modernen Menschen sagen, was sie von Jesus haben. Ich möchte Menschen antworten, die zu Recht fragen, ob Jesus noch irgendeine Bedeutung für sie hat." Berger versteht es ausgezeichnet, komplexe (geschichtliche) Sachverhalte klar, einfach und nachvollziehbar darzustellen und auf den Punkt zu bringen. Er gibt auch seinen eigenen Standpunkt und seine Beeinflussungen unumwunden zu, plädiert aber für eigene Demut (im Kapitel "Biografische Verschränkung") und Gottes Recht, über uns zu verfügen. Dieses monumentale Werk strahlt für mich Kraft und Glaubwürdigkeit aus. Es ist übersichtlich in Haupt- und Unterkapitel strukturiert, verfügt aber über keine Grafiken und Bilder und verlangt deshalb dem Lesenden viel Ausdauer ab. Ich lasse Berger mit prägnanten Textpassagen gleich selber zu Wort kommen: Seite 14 unten: Ich gehe von der Fremdheit der Texte aus. Je fremder ein Text in unsere Zeit hereinragt, desto anstössiger, provokanter, letztlich effizienter und sprechender kann er für uns sein. Die Fremdheit gibt ihm die Chance zur Wirkung, zum Neuen im vertrauten Alten. __________________ Jesus Evangelien Neues Testament Schriften des Judentums Schriften der Alten Kirche: Mystik Seite 15: Mystik ist das Achten auf die erstrangige Wirklichkeit Gottes. Die biblischen Schriften über Jesus wurden ausnahmslos in einem mystischen Horizont verfasst und können daher auch nur in einem mystischen Horizont verstanden werden. Seite 16: Diese Durchsetzungskaft von Texten von und über Jesus beruht weniger darauf, dass sie ein Appell an den menschlichen Willen sind, sondern dass sie die Liebesfähigkeit und Sehnsucht des menschlichen Herzens anrühren. Seite 17: Mir erscheint es sachgemäss, die frühchristlichen Aussagen in der Art eines offenen Mosaiks zusammenzustellen. Seite 27: Es gibt viele Wege zu Jesus, wie es Menschen gibt. Vier Wege möchte ich aufzeigen: Die Bibel, die anderen, die Zeit und das Leiden. Die Bibel handelt von der ersten bis zur letzten Seite von einer Sache: Wer Gott ist und wie man dort hinkommt. Sie ist ein Kompass auf dem Weg.

Autor: Klaus Berger<br />

Titel: Jesus<br />

Verlag: Pattloch München 2004<br />

ISBN-Nummer: 3-629-00812-7<br />

<strong>Eine</strong> <strong>Buchzusammenfassung</strong> <strong>von</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Flückiger</strong> (<strong>Aug</strong>. <strong>2006</strong>)<br />

Klaus Berger ist einer der berühmtesten und zugleich einer der eigenwilligsten und<br />

pointiertesten Theologen Deutschlands der Gegenwart. Als katholischer Christ, stammend<br />

aus Hildesheim, studierte er in München katholische Theologie, wurde aber wegen<br />

Differenzen mit der Kirchenleitung nicht ordiniert. Darauf lehrte er viele Jahre Neues<br />

Testament an der evangelischen Fakultät in Heidelberg. Er hat zahlreiche wissenschaftliche<br />

Werke zum Neuen Testament herausgegeben und hat sein Leben lang über "Jesus"<br />

geforscht. Mit dem Werk "Jesus" legt er nun seine reichen Erkenntnisse und Schätze auf<br />

ganzen 691 Seiten vor, jedoch ohne nur eine Fussnote zu gebrauchen oder geschwätzig zu<br />

werden! Dazu sagt er schlicht und einfach: "Ich möchte modernen Menschen sagen, was<br />

sie <strong>von</strong> Jesus haben. Ich möchte Menschen antworten, die zu Recht fragen, ob Jesus<br />

noch irgendeine Bedeutung für sie hat."<br />

Berger versteht es ausgezeichnet, komplexe (geschichtliche) Sachverhalte klar, einfach und<br />

nachvollziehbar darzustellen und auf den Punkt zu bringen. Er gibt auch seinen eigenen<br />

Standpunkt und seine Beeinflussungen unumwunden zu, plädiert aber für eigene Demut (im<br />

Kapitel "Biografische Verschränkung") und Gottes Recht, über uns zu verfügen.<br />

Dieses monumentale Werk strahlt für mich Kraft und Glaubwürdigkeit aus. Es ist übersichtlich<br />

in Haupt- und Unterkapitel strukturiert, verfügt aber über keine Grafiken und Bilder und<br />

verlangt deshalb dem Lesenden viel Ausdauer ab. Ich lasse Berger mit prägnanten<br />

Textpassagen gleich selber zu Wort kommen:<br />

Seite 14 unten: Ich gehe <strong>von</strong> der Fremdheit der Texte aus. Je fremder ein Text in unsere<br />

Zeit hereinragt, desto anstössiger, provokanter, letztlich effizienter und sprechender kann er<br />

für uns sein. Die Fremdheit gibt ihm die Chance zur Wirkung, zum Neuen im vertrauten Alten.<br />

__________________<br />

Jesus<br />

Evangelien<br />

Neues Testament<br />

Schriften des Judentums<br />

Schriften der Alten Kirche: Mystik<br />

Seite 15: Mystik ist das Achten auf die erstrangige Wirklichkeit Gottes. Die biblischen<br />

Schriften über Jesus wurden ausnahmslos in einem mystischen Horizont verfasst und<br />

können daher auch nur in einem mystischen Horizont verstanden werden.<br />

Seite 16: Diese Durchsetzungskaft <strong>von</strong> Texten <strong>von</strong> und über Jesus beruht weniger darauf,<br />

dass sie ein Appell an den menschlichen Willen sind, sondern dass sie die Liebesfähigkeit<br />

und Sehnsucht des menschlichen Herzens anrühren.<br />

Seite 17: Mir erscheint es sachgemäss, die frühchristlichen Aussagen in der Art eines<br />

offenen Mosaiks zusammenzustellen.<br />

Seite 27: Es gibt viele Wege zu Jesus, wie es Menschen gibt. Vier Wege möchte ich<br />

aufzeigen: Die Bibel, die anderen, die Zeit und das Leiden. Die Bibel handelt <strong>von</strong> der ersten<br />

bis zur letzten Seite <strong>von</strong> einer Sache: Wer Gott ist und wie man dort hinkommt. Sie ist<br />

ein Kompass auf dem Weg.


Seite 28: Die Bibel ist in Wahrheit ein fremdes Buch. Sie muss uns fremd erscheinen, sonst<br />

hat sie keine Kraft. Sie enthält eben nicht die Menschenrechte, sondern spricht <strong>von</strong> Gottes<br />

Recht über den Menschen.<br />

Seite 29: Ich habe stets versucht, mich dem Text auszusetzen, mich <strong>von</strong> ihm lesen zu<br />

lassen, seine eigenen Regeln zum Sprechen zu bringen. Ich habe versucht, ihn selbst zu<br />

hören. Ich habe versucht, ihn nicht zu erdrücken durch mitgebrachte Regelsysteme, die ihm<br />

fremd sein müssen ... Diese wohlfeilen Regelsysteme verraten nichts über den Text, aber<br />

alles über die Hilflosigkeit der Ausleger.<br />

Seite 40: Jeder Mensch leidet, der eine früher, der andere später. Es ist nur ein kleiner,<br />

entscheidender Schritt, sein Leiden zu teilen, weil man entdeckt, dass es einen gibt, der es<br />

mit mir teilen möchte.<br />

Seite 60: Bei dem Terminus "Sohn Gottes" geht es immer um die Aehnlichkeit und<br />

Intimität der Beziehung, nicht um biologische Zeugung.<br />

Seite 99: Die Heilige Schrift nähert sich Gott mit äusserster Distanz, mit Erschrecken vor<br />

dem ganz Anderen.<br />

Seite 101: Daher mein Rat: Gott so lieben, dass man nichts anderes zu viel liebt. Gott so<br />

fürchten, dass man vor nichts anderem zu viel Angst hat.<br />

Seite 103: Katastrophen "neben uns" werden zu Warnsignalen ... Denn wer wie wir,<br />

Abtreibung per Krankenkasse finanzieren lässt, die Geburt eines Kindes dagegen selbst<br />

bezahlen muss, hat die Kultur des Todes gesetzlich festgeschrieben.<br />

Seite 107: Die Kultur der Betroffenheit ist tendenziell ein Pietismus ohne Gott.<br />

Seite 110: (Junge Menschen brauchen) drei Dinge also: Orientierung und führende Hand,<br />

sichere Rituale, die jede Woche zur gleichen Zeit am gleichen Ort geschehen, und Sehnsucht<br />

nach Gesprächen.<br />

Seite 151: Armut, Hunger und Weinen werden nicht im Geringsten spiritualisiert oder<br />

moralisiert. Jesus fragt nicht, warum diese Menschen arm, hungrig und traurig sind ...<br />

Wichtig in der Ansage an die Armen ist allein dieses, dass Gott ihr Geschick wendet.<br />

Seite 154: Ich glaube an den Gott, der Gerechtigkeit will und der diese Gerechtigkeit durch<br />

seinen Sohn Jesus Christus uns kundgetan hat.<br />

Seite 156: Die Armen im Geist sind gequälte Menschen, die man nervlich fertig macht.<br />

Seite 157: Glaube bedeutet <strong>von</strong> Griechischen her Einstellung, Treue, Geduld.<br />

Seite 158: Menschen leben heute in "synchronisierten Einsamkeiten" (Klaus Hemmerle)<br />

Seite 160: Gott ist Kind geworden – was besagt das in einer Gesellschaft, die so kinderfeindlich<br />

ist wie nie und nirgends je eine Gesellschaft? Es besagt zwangsläufig, dass noch<br />

nie Menschen so weit entfernt waren wie wir Heutigen <strong>von</strong> Gott.<br />

Seite 166: Wer glaubt, beugt seinen Rücken nur noch vor Gott und nur noch für die<br />

Schwächeren. So sprach man im Mittelalter vom "Herrn Kranken".<br />

Seite 181: Auch im Neuen Testament geht es nirgends (!) um den Gegensatz zwischen Leib<br />

und Geist, sondern immer um den Gegensatz zwischen irdisch und himmlisch, Vergänglichkeit<br />

und Heiligem Geist.<br />

• Zeitordnung 1: Die Zeit, in der Jesus auf Erden wirksam ist – eine Phase der Freude<br />

• Zeitordnung 2: Die Zwischenzeit, in der er nicht unter den Jüngern sein wird, ist die<br />

ernste Zeit der Vorbereitung<br />

• Zeitordnung 3: Das Fest am Ende, wenn er wiederkommen wird, wo natürlich <strong>von</strong> Fasten<br />

keine Rede mehr sein kann, wo reine Freude herrscht


Seite 199: Die Sünde besteht immer darin, dass wir keine Zeit haben ... Alle Sünde ist<br />

kurzatmiges Raffen. Das Herz kann nicht mitwachsen, es wird buchstäblich überfahren.<br />

Durch das Raffen wird der Mensch nicht nur betrogen, am Ende macht dieses Handeln auch<br />

ihn selbst kaputt. ...<br />

Man hat diesen Weg Jesu auch den indirekten genannt. Auch der Weg Jesu will Ganzheit,<br />

Lust, Fülle, Erfolg, Reichtum, Glück, Liebe, Herrschaft, Leben ohne Grenzen, das grosse<br />

Fest. Er will es in nie gekannter Radikalität. Wer den Weg Jesu wählt, wer leben will, kommt<br />

zum Leben, aber er kommt zum Leben durch Kreuz und Tod hindurch. Wer sich finden will,<br />

kommt zu sich, indem er ganz und gar nicht an sich denkt ... Der Weg Gottes führt durch das<br />

Gegenteil. Er geht auf die Nacht zu, um das Licht zu finden ... Glücklich wird, wer sich selbst<br />

vergessen kann ...<br />

Seite 202: Im Neuen Testament dagegen soll niemand auf sich selbst verzichten, sondern<br />

sich nur lösen und befreit werden <strong>von</strong> Scheingütern und höchst vergänglichen Werten.<br />

Seite 219: Wir sind glücklich, indem wir glücklich machen und uns am Widerschein freuen.<br />

Zu wissen, dass man glücklich macht, das ist das Glück. Und daher ist die Freude der einzige<br />

und der eigentliche Sinn jedes menschlichen Projekts, jeder einzelnen Lebensgeschichte.<br />

Seite 220: Der Schenker gewinnt – sein Leben, seine Identität. Auferstehung ist der Erweis<br />

der unbesieglichen Liebe zum Leben. Auferstehung setzt diejenigen ins Recht, die Leben<br />

verstreichen lassen, ohne es krampfhaft und egoistisch raffen zu wollen. Und wo immer wir<br />

Freude wahrnehmen bei dem, der schenkt, ist es eine Freude, die für das steht, was fromme<br />

Leute das Ewige Leben nennen. Freude als Widerschein der Auferstehung in der Gegenwart,<br />

Freude als Sinn schon jetzt.<br />

Seite 221: Alle Kreatur kann unsere Liebe nur begrenzt ertragen. Selbst menschliche<br />

Liebespartner brauchen hin und wieder Ruhe voreinander. Sie können nur begrenzt geben,<br />

weil nur begrenzt empfangen können. Wer in der Liebe vom anderen "alles" fordert, wird ihn<br />

garantiert überfordern (vielleicht boomen darum die Scheidungen?). Nur Gott kann "alles"<br />

geben, "alles" fordern. Gott ist die Selbstverwirklichung des Menschen.<br />

Jesus und die Zärtlichkeit der Hure<br />

Seite 233: Mit derselben Masche, mit der die Hure immer Männer anmacht, versucht sie es<br />

auch bei Jesus: Die Berührung mit den Haaren, das Küssen und das Eincremen gehören<br />

dazu. Die Tränen, die sie vergiesst, sind zumindest vieldeutig. Sie sagt nichts dabei. Jesus<br />

verbietet es nicht, er wertet ihr Tun als Liebe. Er akzeptiert sie so, wie sie ist. Und vor allem<br />

so, wie sie liebt. Die Motive dieser Liebe werden nicht aufgeschlüsselt. Man darf sie wohl<br />

ambivalent nennen. Die legt daher auch nicht irgendein Glaubensbekenntnis ab, nicht das<br />

leiseste. Auch unsere Motive, zu Jesus Kontakt zu haben, dürften vieldeutig sein. ...<br />

Denn reinen Glauben hat niemand, die reine Liebe wäre nicht <strong>von</strong> dieser Welt. Und das ist<br />

das Tröstliche an dieser Geschichte: Jesus akzeptiert auch unsere "gemischten Gefühle".<br />

... er greift schon auf, was da ist. Er kann auch auf krummen Zeilen gerade schreiben.<br />

Das ist in Wahrheit Vergebung, dass eben auch unser Glaube nicht perfekt sein muss.<br />

Seite 234: Jesus ist in seiner Person das Heil, ... Die Gnade liegt darin, dass wir<br />

Gemeinschaft haben dürfen mit Jesus. Die Liebe zu Jesus hat viele Motive, wenn sie nur ihn<br />

meint und bei ihm endet. Denn das Heil ist physische Gegenwart Jesu, ohne dass Jesus<br />

Besonderes dazutut. Und diese Gegenwart Jesu ist wichtiger als die verschlungenen Motive<br />

des Liebens. Auf unserer Seite gibt es meistens eine ganze Menge schiefer und falscher<br />

Voraussetzungen, weshalb wir zu Jesus kommen. Er "heilt" sie alle <strong>von</strong> Grund auf, wenn wir<br />

nur bei ihm bleiben.


S. 238: Das Gleichnis (vom verlorenen Groschen in Lukas 15,8-10) handelt aber <strong>von</strong> Gott.<br />

Im Bild dieser Frau steht seine närrische Suche im Zentrum, seine, Gottes wahnsinnige<br />

Freude. Denn er, der Herr der Welten, ist auf der Suche nach jedem verlorenen kleinen<br />

Menschen. Er kehrt das Haus um, auf dass er den Letzten finden kann. Die normale<br />

Weltordnung ist hier verkehrt worden: Nicht wir müssen Gott suchen, den mächtigen und<br />

barmherzigen, sondern er sucht uns. Verzweifelt fast, um jeden Preis. Und wer sein Haus<br />

umkehrt, um einen Groschen zu suchen, der tut es auf Knien. Nicht wir knien hier, sondern<br />

Jesus schildert hier Gott auf Knien. Ein merkwürdiger Gott – versteht der denn gar nichts<br />

<strong>von</strong> Würde?<br />

S. 278: Die vier Zimmer, Mystische Einheitskonzeption nach Nicolaus Gusanus, +1464:<br />

Zimmer 1: Der Schöpfer macht Schöpfung: Naturgesetze, Kausalität: Hier greift er nicht<br />

mehr direkt ein, er gibt eine "lange Leine"<br />

Zimmer 2: Der weise Gott: Er ist Garant <strong>von</strong> Tun und Ergehen, stürzt Mächtige, lässt<br />

Unrechtsstaat nicht lange überleben<br />

Zimmer 3: Der segnende Gott: Er bewirkt Glück und Schönheit, verleiht Glanz und Segen<br />

Zimmer 4: Der wundervolle Gott: Er wirkt unmittelbar: Wunder, mystische Erfahrung, neue<br />

Schöpfung. Er greift direkt ein, hat also auch eine "kurze Leine"<br />

S. 308: Oder Gott lässt das Böse zu, weil er Besseres mit uns vorhat, so wie es mit Jesus<br />

und Lazarus in Johannes 11 war. Vielleicht soll unser Glaube mündig werden, erwachsen<br />

werden, sodass wir mit Jossel Rakover aus dem brennenden Warschauer Getto <strong>von</strong> 1944<br />

sagen: "Ich glaube an dich, dir zum Trotz. Ich sterbe als <strong>von</strong> Gott Verlassener, auch wenn<br />

ich unerschütterlich an dich glaube."<br />

Ist der Sinn des Leidens auch der, dass wir klagen lernen, dass unser Glaube nicht mehr<br />

naiver Kinderglaube bleibt, sondern in "die Trotzphase" kommt, die zum Erwachsenwerden<br />

notwendig ist?<br />

S. 312: Wo immer der Mensch sich selbst zur letzten Instanz macht, sich selbst zum Herrn<br />

des Lebens erklärt, sich selbst vergottet – da entsteht namenlose Barbarei. Der Glaube an<br />

den einen und einzigen Gott, den Schöpfer des Lebens und den Vater Jesu Christi ist daher<br />

absolut notwendig. Die absolute Herrschaft Gottes und die daraus folgende Entmythologisierung<br />

aller Menschenherrschaft ist das Geschenk des Glaubens an die Welt. Jede<br />

Alternative ist fürchterlich.<br />

S. 325: Schätze im Himmel sind nicht ausgeübte Gewalt, nicht geltend gemachte Besitzrechte<br />

und nicht durchgesetzte Ansprüche (=freiwilliger Verzicht auf Erden, loslassen, vergeben).<br />

S. 327: "Sedaqah" (hebr.) bedeutet dem andren das Zusammenleben ermöglichen<br />

(Konvivenz, lat. convivium bedeutet Mahl)<br />

S. 334: Die positive Seite der Botschaft (Jesu) lautet: Werdet Gott ähnlich in seiner<br />

Schöpferfürsorge, Feindesliebe und Barmherzigkeit. Bleibt ihm um Gottes willen<br />

unähnlich in seiner Rolle als Richter und als der, der alles in Ordnung bringt und irdische<br />

Vaterschaft für sich reklamiert. Masst euch in dieser Hinsicht, also in Bezug auf die letzten<br />

Dinge, nicht Gottes Kompetenz an. Hier gilt es genau zu unterscheiden: Seid Gott ähnlich –<br />

bleibt ihm unähnlich, lässt ihm seine Heiligkeit, aber eifert ihm nach in seiner Liebe.<br />

S. 343: Glaube ist biblisch gesprochen immer Anteilhabe an der Stabilität Gottes ...<br />

Glaube ist Anschluss an die Macht Gottes und darum in jedem Falle heilend. Glaube ist<br />

mehr als subjektives Vertrauen. Er ist objektive Teilhabe an der lebendig ordnenden


Festigkeit Gottes. Glaube stellt den Menschen wieder her, da er jetzt dank Gottes Nähe ein<br />

geheiltes Kontrollzentrum besitzt ...<br />

Der Glaube heilt, weil im Blick auf Gott – und nur so – der Mensch seine Ordnung wiederfindet.<br />

Weil der Glaube durch Jesus hindurch auf Gott gerichtet ist, ist er in jedem Fall in dem<br />

hier beschriebenen Sinn rettend ...<br />

Rabbuni (aram.) bedeutet Mein Lehrer/Herr (Mk 10,51 & Jo 20,16) und ist deckungsgleich<br />

mit Kyrie (griech.)<br />

S. 347: Ehrlichkeit im Umgang mit der Radikalität Jesu würde bedeuten: Wir verzichten auf<br />

ermässigende Manipulation der Texte. Wir stellen fest, dass diese Texte gelten und dass nur<br />

unser Herz oft nicht heiss genug brennt. Wir betrachten dann die Texte nicht als Gesetz,<br />

sondern als Herausforderung, sich immer mehr auf Gott einzulassen. Gott trägt uns dann<br />

auch durch.<br />

S. 351: Aus den Bilder des Neuen Testaments jedoch spricht zum allerwenigsten Vernunft<br />

und Moral, sondern eben der lebendige, nicht einmal moralisch vereinnahmende Gott...<br />

S. 352: Aber in der Religion ist Kant am Ende.<br />

Moralisch ist: Christlich ist:<br />

- wenn jeder zu seinem Recht kommt - wenn einer auf sein Recht verzichten kann<br />

- jeder hat unveräusserliche Rechte - mutig auch Unangenehmes fordern<br />

- angemessene Bezahlung, Urlaub, - ohne alles auskommen, wenn es denn nötig<br />

Freizeit und Eigenheim sein sollte<br />

- Menschenrechte und freie Gewissensentscheidung - Gott, der ruft und überfällt, der verstockt und<br />

Menschen als seine Instrumente einfordert und<br />

gebraucht<br />

- Toleranz - werbende, erfindungsreiche Liebe<br />

- Mein Bauch gehört mir - ich gehöre Gott, inklusive meines Bauches. Auch<br />

ein behindertes Kind tragen wir Eltern gemeinsam<br />

- Bloss keine Opfer! - durch Leiden wurde die Welt erlöst<br />

S. 359: Wer radikal Jesus nachfolgt, ist eben deshalb geborgen, weil er die menschlichen<br />

Sicherheitssysteme kappt und sich ganz auf Gott verlässt, der ihn trägt und in die Arme<br />

schliesst.<br />

S 369: Das Wort Mystik kommt ursprünglich <strong>von</strong> myein, "die <strong>Aug</strong>en schliessen". Hätte das<br />

Wort nicht einen Bedeutungswandel durchgemacht, dürfte man im Christentum nicht <strong>von</strong><br />

Mystik sprechen. Das Christentum ist die Religion nüchterner Wachheit. Wegtauchen,<br />

Desensibilisieren ist nicht erlaubt. Dagegen sollten wir die <strong>Aug</strong>en öffnen, um Gott und den<br />

Nächsten als Gegenüber wahrnehmen zu können – und so auch uns selbst zu gewinnen und<br />

eben gerade nicht loszuwerden. An diesem Punkt haben wir auch das klare<br />

Unterscheidungskriterium, das christliche Meditation <strong>von</strong> ostasiatischer Meditation<br />

unterscheidet: Das eine ist konzentrierteste Wachheit und intensivste Wahrnehmung <strong>von</strong><br />

Wirklichkeit, das andere Entselbstung, Aufgehen des Individuums im All-<strong>Eine</strong>n.<br />

...<br />

Was Jesus in den Gleichnissen der Evangelien einfordert, ist so radikal, so anspruchsvoll,<br />

dass man – im Blick auf seine schwachen Kräfte – manchmal am liebsten die Segel<br />

streichen würde. Im Alten Testament, im Buch Hiob, findet sich ein Text, der diese seelische<br />

Grundbefindlichkeit des Christen vor der Ungeheuerlichkeit des Geforderten gut zum<br />

Ausdruck bringt. Im Licht des Evangeliums wird dieser Text (Hi 14,1-6) daher zu einem Stück<br />

Evangelium.<br />

S. 373: So ist das Wichtigste nicht der Kontrast zwischen deiner Grösse und unserer Schuld,<br />

sondern dass wir mit dir darüber sprechen können und dankbar sein dürfen für jedes<br />

Weggucken. So kannst du uns vor dir selbst schützen. Weil du so wegsehen kannst, bist du<br />

stärker als unsere Schuld. Denn es ist ja schon erwiesen, dass deine Güte grösser ist als<br />

aller Abgrund. Nur deshalb und unter dieser einzigen Bedingung ist reiner, kindlicher Jubel<br />

noch immer der einzige und absolute Sinn unseres Daseins.


S. 375: KAPITEL 11: Jesus in Aktion. 11.1: Warum Jesus kein Pazifist war<br />

S. 385: Der Exeget sollte die Sperrigkeit des sperrigen Textes verteidigen und dem<br />

"Hinbiegen" einen Riegel vorschieben.<br />

S. 391: Jesus und die Gewalt – einige Thesen<br />

Religion ist mehr als Moral; Moral ist eingebettet in sie und empfängt <strong>von</strong> ihr her Massstäbe.<br />

Dann können Zeichenhandlungen sinnvoll werden, die sonst "gemein" sind. Als Störung der<br />

Normalität weisen sie auf den hin, vor dem alle irdische Normalität nur zerbrechliches<br />

tönernes Gefäss in der Hand des Töpfers ist.<br />

S. 393 Schalom heisst Frieden und bedeutet: es fehlt an nichts, keiner fällt unter den Tisch<br />

und er ist ganz und auf Dauer. ... Das höchste Gut ist Gerechtigkeit. Sie ist Bedingung des<br />

Friedens.<br />

S. 398: Geduld ist nichts Passives, sondern behutsame, schonende, zärtliche Aktivität –<br />

kraftvolles Aushalten im vorschnell nicht Lösbaren. ...<br />

Die Welt lebt <strong>von</strong> Menschen, die langmütig sind und langfristige Visionen verfolgen.<br />

S. 406: Jesus allein, nicht alle Menschen sind Gottes Bild, so ist die Auskunft des Neuen<br />

Testaments.<br />

S. 408: Stuhlbeinmodell: Viele Christen tun so, als genügte ein Stuhl mit einem Bein,<br />

nämlich dem Bein der Bibelzitate. Vier Beine heisst: Es gibt für jede Frage nach der<br />

christlichen Wahrheit vier Instanzen, die zu hören sind:<br />

• 1. Bein: geborene Instanz, die Schrift; sie ist zu hören nach dem Prinzip der<br />

Loyalität, der freien Treue zum Text (vorurteilsfrei, nicht gesetzlich)<br />

• 2. Bein: Verstehen und auslegen in der kirchlichen Tradition... Wir beginnen mit<br />

unserer Auslegung des Textes nicht beim Punkt Null. Wenn wir heute so gut<br />

sehen, dann darum, weil wir auf der Schulter <strong>von</strong> Riesen stehen<br />

• 3. Bein: Sachkunde, Sachverstand<br />

• 4. Bein: Plausibilität oder das, was daraus werden kann, also die mögliche Wirkung<br />

S. 410: Im Neuen Testament geht es "monomanisch" nur um das <strong>Eine</strong>, um das Reich Gottes,<br />

um die Herrschaft Gottes und das heisst konkret: Um die Frage nach Gottes Willen, um<br />

Gerechtigkeit, um Gottes Gebot, um das, was Gott ganz konkret <strong>von</strong> uns will, nämlich<br />

Gehorsam und Gerechtigkeit. Und dieses steht einer selbstbezogenen, allgemeinen<br />

Entfaltung der Persönlichkeit direkt entgegen.<br />

S. 414: Das Menschenbild der Bibel kennt freilich "Leibeigenschaft": Wir sind Besitz Gottes...<br />

Im Alten und im Neuen Testament wird das Verhältnis <strong>von</strong> Gott und Mensch gesehen im<br />

Sinne des Verhältnisses vom Herrn und Sklaven. Paulus sagt <strong>von</strong> sich, er sei "Sklave Jesu<br />

Christi".<br />

S. 418: Die Wahrheit der Bibel ist <strong>von</strong> der Qualität <strong>von</strong> Wahrheit, wie sie in einer Liebesgeschichte<br />

aufscheint. In der Liebesgeschichte sagt man: Diese Frau oder keine. Und so geht<br />

es in der Bibel um diesen Gott oder keinen. Um diesen Jesus Christus oder keinen. Das<br />

Thema der Bibel ist Liebe und Geborgensein.<br />

S. 419: 11.11 DIE WUNDER – SYMBOLE ODER HISTORISCHE FAKTEN?<br />

S. 421: Literalsinn ist der wörtliche Sinn und bewahrt gegen Verflüchtigung;<br />

Allegorischer Sinn weist auf Dogmatik hin;<br />

Moralischer Sinn auf Ethik; Anagogischer Sinn auf Hoffnung.<br />

Nicht die (biblischen) Geschichten sollten wir kleiner machen, sondern uns selbst vor den<br />

Berichten, und das nennt man Demut.


S. 422: Bei der "Vergeistigung" der Wundergeschichten ... sind zwei Tendenzen bestimmend:<br />

eine traditionelle Geringschätzung des Leiblichen (ein neuplatonisches "nicht so<br />

wichtig") und die Feigheit, zum Aergernis zu stehen ("nicht zumutbar", "lehnen die Leute<br />

ab"). Beide Linien finden sich genauso ... bei der Eucharistie und bei der Auferstehung<br />

der Toten. Auch hier wird der Gehalt der Aussagen rein symbolisch gefasst. Die Folge ist<br />

eine nicht wieder gutzumachende Entfernung Gottes <strong>von</strong> der Welt, eine Art Neo-Deismus.<br />

Der Deismus suchte Gott bekanntlich dadurch zu retten, dass er ihn weit in den Himmel<br />

verbannte.<br />

S. 424: Die Wundergeschichten sind eben nicht zu 100 Prozent umzusetzen oder zu<br />

aktualisieren. Sie bleiben stehen als erratische Blöcke und weisen nach vorne ins<br />

kommende Heil. Sie sind Zeichenhandlungen, die als Teil der Verkündigung Jesu immer<br />

Einblick in das ganze Vorhaben Gottes geben, aber eben nur als Teil.<br />

S. 429: Die Nähe Gottes zu den Menschen äussert sich nach dem Neuen Testament zeitlich<br />

(Das Reich Gottes kommt bald), persönlich (Alle Menschen dürfen zu Gott Vater sagen),<br />

räumlich (Wo Jesus auftritt, ist das Heil) und eben auch biologisch (Heilungsgeschichten).<br />

Keine dieser Dimensionen darf schamhaft verschwiegen werden. Auch in der Gegenwart ist<br />

das Christentum Heilungsreligion. Aber der Weg ist nicht direkt die Erlösung <strong>von</strong> der<br />

Krankheit, sondern die Versöhnung mit Gott und den Nächsten.<br />

S. 430: Wenn man Jesus zu gut kennt<br />

... Seelsorge ist immer Spiegelbild unseres Glaubens an Jesus. Wir haben uns daran<br />

gewöhnt, Seelsorge als Summe aus pastoraler Psychologie, Soziologie, Medizin und<br />

Organisationskunde zu betreiben … Nur der geheimnisvolle Rest verkommt unter dem<br />

Rätselwort „Spiritualität“. Dahinter verbergen sich zumeist die schlechten Gewissens<br />

zugegebenen Lücken persönlicher Frömmigkeit.<br />

S. 431: Jesus ist fremd und gefährlich. Wer ihn vereinnahmt, nimmt der christlichen<br />

Religion ihre Strahlkraft und ihre notwendige Faszination. Christentum ist mehr als eine ganz<br />

vernünftige Sache, und Kirche ist zum allerwenigsten Teil dieser Gesellschaft.<br />

S. 437: KAPITEL 12: JESUS UND DIE JUDEN<br />

S. 439: Die Propheten, vorab Jes 5, nennen Israel „Gottes Weinberg“. Bei Jesus ist das Bild<br />

verändert: Nicht Israel ist der Weinberg, sondern der Weinberg ist Israel geliehen und kann<br />

ihm genommen werden.<br />

S. 440: Nichts auf dem Lande erfordert so viel Liebe wie der Weinberg. Daher ist er ein<br />

wirkliches Kulturprodukt – und alle Mühen um ihn setzen vor allem eines voraus: dass<br />

Frieden herrscht im Lande. Im Judentum ist daher der Weinberg und besonders der<br />

Weinstock ein Symbol für Frieden. …<br />

In Mittel- und Nordeuropa ist die Ausbreitung des Christentums mit der Anlage <strong>von</strong><br />

Weinbergen deckungsgleich. …<br />

Der Weinberg ist vielmehr Gottes Herrschaft unter Menschen – dass Gott anerkannt wird,<br />

und zwar so, dass Lehrer und Schüler gemeinsam dies verwirklichen, die einen lehrend,<br />

beide Frucht bringend.<br />

S. 450: Juden fordern Zeichen, Griechen Wunder (1 Ko 1,22), das heisst Judenmission plus<br />

Wunder und Heidenmission und Belehrung.<br />

S. 451: Jesus ist zunächst und zuerst Messias Israels. Als Heidenchristen sind ... erst<br />

nachträglich in das Gottesvolk aufgenommen (wie die sekundär eingesetzten Zweige des<br />

Oelbaums in Röm 11).


S. 459: Die theologische "Ortsfindung" ist dabei ein wichtiges Stück des vierten Evangeliums.<br />

"Wo wohnst du?", fragen die Jünger schon zu Anfang, und Jesus sagt zu ihnen: "Kommt und<br />

seht." Denn Jesus wohnt dort, wo Gott ist, und dort ist Gott, wo Jesus präsent ist. Das Vierte<br />

Evangelium ist somit eine glänzende Einführung in das, was man Realpräsenz Gottes nennt.<br />

S. 467: Deutlicher als alle übrigen Evangelisten stellt Lukas Jesus als den Leidenden, als<br />

Märtyrer dar. ... Das Kreuz ist ein Dokument des antiken Antijudaismus, denn nur die Römer<br />

durften die Todesstrafe vollziehen.<br />

S. 468: Wie soll aus 130'000 Fraktionen je wieder eine Kirche werden? Nur wenn wir uns<br />

orientieren an der Tiefe des Leidens, die unser Begreifen übersteigt, und an der schier<br />

unglaublichen Herrlichkeit, mit der Gott Jesus verherrlicht hat und alle krönen will, nur wenn<br />

wir uns auf diese Tiefe und Höhe besinnen, die beide nicht menschenmöglich sind,<br />

bekommen wir die wahr Optik zur Lösung unserer kleinlich traktierten Kleinigkeiten.<br />

S. 471: Jesus darf sein, was <strong>von</strong> ihm ankommt... alles Fremde, Steile, Anstössige,<br />

Unbequeme, Unverständliche, Mystische wird <strong>von</strong> Jesus abgelöst, bis nur noch ein<br />

allgemeines Vorbild <strong>von</strong> ihm bleibt – ein dünnblütiger, papierener "Schulbuch-Jesus",<br />

der 99 Prozent der Jugendlichen gleichgültig ist, weil sie sich nicht für antike Vorbilder<br />

interessieren, für Sokrates nicht und auch nicht für den anderen. Diesen "Jesus" sucht man<br />

glücklicherweise in den Quellen vergeblich. Hier liegt bei der Bewältigung der Schwierig-<br />

keiten der gefährlichste Punkt: Dass man sich ein Jesusbild nach Gutdünken zurechtlegt.<br />

S. 473 KAPITEL 13: JESUS UND DAS GELD<br />

Es gibt drei "misslungene" Taten Jesu: Mk 6,4-6: keine Wunder unter skeptischen<br />

Landsleuten; Mk 10: Berufung des reichen jungen Mannes und die Katastrophe der Berufung<br />

des Judas Iskariot.<br />

S. 474: So exklusiv wie Gott als Einziger angebetet werden will und Gehorsam verlangt, ja<br />

auch auf Mehrung aus ist, wie im Gleichnis <strong>von</strong> den anvertrauten Talenten, so exklusiv<br />

verfügt sonst nur noch die Liebe oder eben das Geld über Menschen. ...<br />

Baal steht für Fruchtbarkeit und Reichtum ... Wer dem irdischen Kreislauf <strong>von</strong> Geben und<br />

Nehmen folgt, der hat kein Guthaben im Himmel. Denn Jesus sieht die Chance zur<br />

Veränderung der Welt zweifellos darin, dass der Kreislauf <strong>von</strong> Arbeit und Lohn durchbrochen<br />

wird. Wer sich für alles bezahlen lässt, der denkt rein diesseitig und kann kein Jünger Jesu<br />

sein.<br />

S. 475: Der christliche Weg zum Glücklichwerden lässt sich am besten mit einer Umleitung<br />

im Strassenverkehr vergleichen ... Verschenkte Zeit, also solche, die wir anderen widmen, ist<br />

in Jesu Sinn doppelt und dreifach gewonnene Zeit.<br />

S. 477: 13.2 Geistlicher Tausch<br />

Bürgerliche Normalität und Besitz gibt man weg. Freiheit und geistlichen Spielraum gewinnt<br />

man dafür.<br />

S. 478: Spiritualität gibt es nicht zum Nulltarif. Sie muss jeden Tag erkauft werden durch<br />

Verzicht auf normale Lebensvollzüge und Annehmlichkeiten des "bürgerlichen" Daseins.<br />

S. 483: In den drei ersten Evangelien, besonders im Werk des Lukas (Evangelium und<br />

Apostelgeschichte) tritt die Reichtumskritik Jesu deutlich hervor. Auffälligerweise fehlt sie im<br />

Johannesevangelium ebenso wie bei Paulus und im Rest der kanonischen Schriften, sieht<br />

man <strong>von</strong> wenigen Stellen in der Offenbarung des Johannes ab.<br />

S. 484: Es ist aber interessant, dass Jesus auf das Verkaufen der Habe grösseren Wert legt<br />

als darauf, dass der Erlös dann den Armen zukommt. Denn für Jesus ist nur eines wirklich


wichtig: Die Freiheit zu haben, den Willen Gottes tun zu können. Das meint Jesus mit<br />

"Suchen der Gerechtigkeit Gottes", zu dem alles andere hinzugegeben wird. Diese "alles<br />

andere" ist daher Zugabe, nicht Hauptziel. Die Aenderung der sozialen Verhältnisse ist daher<br />

sicher auf Dauer ein Ziel der Herrschaft Gottes.<br />

S. 488 "Seid klug, kauft euch mit dem Geld aus der ungerechten Welt Freunde, die euch<br />

dann in die ewigen Häuser im Himmel aufnehmen, wenn hier alles vorbei ist." (Lk 16,9).<br />

Es geht um nichts Anstössigeres als darum, sich mit Geld Freunde zu schaffen.<br />

S. 489 Das Geld, das ihr habt, kommt immer aus Unrecht, das an ihm kleben. Irgendwo hat<br />

immer einer jemanden ausgebeutet, Zinsen genommen, Lohn geraubt oder zuviel verdient.<br />

Kirche besteht nicht darin, dass einige für sich etwas Frommes denken. Vielmehr kann sie<br />

nur Wirklichkeit werden und die für sie geltende Verheissung nur dann lebendig werden,<br />

wenn Christen ganz real etwas Kostbares miteinander teilen. Zum Beispiel Zeit, Freude,<br />

Bewegug, Geld, Speise, Hobbys und Freunde. Je konkreter das ist, was ihr teilt, umso<br />

kompakter die Gemeinschaft. Jesus geht es immer um das übermorgen.<br />

S. 497 14.2 Ueber die Wahrheit der Logik und die Wahrheit Jesu<br />

"Ich bin die Wahrheit", sagt Jesus in Joh 14,6. Biblisch gesehen ist Wahrheit nicht eine Frage<br />

des Erkennens, der Logik, der Sätze, die man als wahr oder falsch qualifizieren kann – so<br />

denkt die Neuzeit. Wahrheit in der Bibel ist: sich zeigende Kraft.<br />

S. 508 Gerechtigkeit: einen Beitrag zum Miteinander leisten<br />

Himmel: Gott setzt seine Herrschaft durch<br />

Erlösung: durch Jesu Blut wird die Welt erlöst, Aneignung durch Glauben, nicht Magie<br />

S. 510 14.5 Jesus und Mohammed<br />

Wir unterscheiden drei Arten <strong>von</strong> Offenbarung:<br />

1. Die Offenbarung Gottes durch die Person Jesu Christi.<br />

Diese Offenbarung nennen wir absolut, weil wir uns nicht vorstellen können, sie sei<br />

überbietbar. Intensiver als durch einen Menschen kann Gott sich nicht offenbaren.<br />

2. Die Offenbarung Gottes nach dem Zeugnis der Propheten und Apostel<br />

Diese Offenbarungszeugen sind uns durch den Kanon der Schrift erhalten.<br />

3. <strong>Eine</strong> Fülle <strong>von</strong> Offenbarungen (Gottes?)<br />

Innerhalb und womöglich auch ausserhalb der Grenzen der christlichen Kirche. (Da<strong>von</strong><br />

spricht schon 1 Ko 14,26: Wieder ein anderer trägt mit einer Offenbarung zu eurer<br />

Versammlung bei) und da<strong>von</strong> ist die Kirchengeschichte übervoll. Im Unterschied zu 1. und 2.<br />

sind diese Offenbarungen weder allgemein anerkannt noch allgemein verpflichtend. Sofern<br />

die Kirche solche Offenbarungen nicht verurteilt und ihre Träger sogar heilig gesprochen hat<br />

(Brigitta <strong>von</strong> Schweden), gilt dies zumindest indirekt als Empfehlung der Nützlichkeit.<br />

S. 515: Denn im Rahmen der Kategorie der Stellvertretung wird schon bei Paulus und im<br />

Hebräerbrief auch der Tod Jesu eingeordnet in interzessorisches (=für die Menschen<br />

eintretendes) Bitten Jesu vor Gott.<br />

S. 522: Jesus Christus als unüberbeitbar endgültige Offenbarung Gottes? ... Als "Sohn" im<br />

trinitarischen Gott war er vor aller Zeit und Welt. Beides, Schöpfung und Offenbarung,<br />

kommen durch ihn, den einen Mittler, der ... vor zweitausend Jahren sichtbar wurde. Sein<br />

Geist hat schon die Propheten inspiriert. Nur Jesus kennt den Vater wirklich. Alle vor und<br />

ausser ihm hatten keine wirkliche Ahnung. Erst und nur in Jesus ist die endzeitliche<br />

Offenbarung ergangen. Gottes eigenstes Weltgeheimnis, dass er alle Völker erlösen will, ist<br />

durch Jesus Christus offenbar geworden. ...


Weil Jesus der Sohn, der Kyrios (Träger des Namens Gottes), der Menschensohn ist,<br />

deshalb ist eine weiter gehende Offenbarung Gottes gar nicht möglich. ...<br />

Nach Römer 5,9-11 ist die entscheidende Rettung schon geschehen, steht nicht mehr aus.<br />

Das Grössere ist schon passiert.<br />

S. 523: Was ist überhaupt Offenbarung? – und wir antworten: Jede zeichenhafte Enthüllung<br />

des verborgenen Geheimnisses Gott. Das geschieht in Anrede, Begegnungen,<br />

Zuwendungen an Menschen.<br />

S. 525: Ich dagegen – unter bestimmten Voraussetzungen – für eine Rehabilitierung <strong>von</strong><br />

lebendigen Offenbarungen in der Kirche plädieren. Offenbarungen gehören zu einer<br />

lebendigen Religion dazu. Dass sie unterdrückt werden und nicht zum Zuge kommen, weist<br />

auf Vitalitätsschwächen des bestehenden Systems hin.<br />

S. 527: Was ist wahr in der Kirche? Was hält zusammen?<br />

a) die Person Jesu Christi (=absolute Offenbarung)<br />

b) der Glaube an die lebendige Gegenwart des Geistes<br />

c) die unauflösliche Verbundenheit <strong>von</strong> Wahrheit und Loyalität<br />

(loyal gegenüber der Schrift, den heutigen Rezipienten und Hörern)<br />

d) auf Dauer und im ganzen froh macht: Freude<br />

S. 529: KAPITEL 15: JESUS UND DIE KIRCHE<br />

S. 531: Gegen den religiösen Individualismus spricht: Jesus war Jude, und im Judentum<br />

geht es immer um das Volk Gottes, eine religiöser Individualismus ist dort undenkbar,<br />

geistesgeschichtlich, religionsgeschichtlich und <strong>von</strong> der Struktur der Religion her.<br />

S. 534: Denn die Menschen sollen ja nicht nur bekehrt werden, sondern Gott wollte und will<br />

dauerhaft mit ihnen wohnen. Er will denen, die in der Kirche sind, bei sich Heimat geben, und<br />

er will auch in ihren Herzen Heimat finden. ...<br />

Die Kirche ist daher darauf angelegt, dereinst im Reich Gottes aufzugehen.<br />

S. 535: Die Kirche Jesu Christi hat Anteil am der Vitalität des Gottessohnes selbst. Sein Sieg<br />

strahlt aus auf die Kirche und die zu ihr Gehörigen.<br />

S. 538: Weil der Tod immer zum Greifen nahe ist, hetzt Jesus und geradezu in das Leben<br />

hinein. Und er hat es eilig damit. Denn aus der Sicht der Bibel ist unsere Welt eine<br />

Notfallstation, in der es nur um eines geht, um Leben oder Tod. Und Jesus ist der Arzt, der<br />

wie jeder gute Arzt bedingungslos um das Leben kämpft.<br />

S. 552 Kapitel 15.8: Jesus und die Verbrechen der Kirchengeschichte<br />

... "Kirche" ist der Ort, an dem Gott sein möchte – der Ort, an dem Gott unter den Menschen<br />

auf besondere Weise anwesend sein will.<br />

S. 557: Inspiriert sind, so hat es die Kirche befunden, nur Evangelien mit Leidensgeschichte.<br />

Und im Evangelium nach Johannes beginnt die Passion Jesu schon im Kapitel 2. ... Gott<br />

liebt die Welt nicht in der utopischen Fiktion des Gutmenschentums, sonden ebenso, wie sie<br />

real ist. ... Das Geheimnis des Leidens und das des Bösen in der Welt greifen wahrlich an<br />

die Wurzel. Gott wagt sich in und durch Jesus Christus mitten in diese bedrückende Welt,<br />

indem er sie (auch durch unsere Mithilfe) beständig umwandelt. Wer sich <strong>von</strong> Kirche wegen<br />

ihrer Verbrechen distanziert, distanziert sich <strong>von</strong> Gott, der die Verbrechen auf seinen<br />

eigenen Leib gebunden hat.<br />

S. 561: Wer glaubt nimmt ihn (=Jesus) selbst ganz in sich auf. ... Das Heil ist unablösbar <strong>von</strong><br />

der Person Jesu.


S. 575 Kapitel 16.6: Kleines Plädoyer für die Anbetung<br />

... Anbetung ist vor allem Reaktion auf die Gegenwart Gottes.<br />

S. 576: Der Mensch betet Gott an, sobald er ihn als Wirklichkeit wahrnimmt. Anbetung ist<br />

daher Unterwerfung des Menschen unter Gott und damit Anerkennung dessen, dass der<br />

Mensch nicht Gott ist. Zwei Dinge habe ich in meinem Leben herausgefunden: dass es Gott<br />

gibt, und dass ich es nicht bin. Die Konsequenz heisst Anbetung.<br />

Auf den verbalen Lobpreis folgt das Auf-die-Knie-Fallen.<br />

S 577: Idealtypischer Ablauf (der Anbetung): Lobpreis; Demütigung als körperliches Zeichen;<br />

Sammlung vor Gottes Gegenwart; Einbezug der Christenheit/Kreatur; Hinhören auf das, was<br />

Gott sagt; ev. selbstformuliertes Gebet<br />

S. 585: Sünde ist masslos gewordener Egoismus. Gewiss braucht der Mensch Lust, um<br />

leben zu können. Sünde ist erst dort gegeben, wo der Mensch die geschaffene und<br />

lebensnotwendige Lust ins Masslose überschreitet und egoistisch werden lässt. ...<br />

S. 586: Sünde kommt <strong>von</strong> aussen in den Menschen hinein. Sie spiegelt ihm etwas vor,<br />

nämlich Lebensgewinn, Erfüllung der vitalen Bedürfnisse. Aber weil wir schwach sind,<br />

vergessen wir unsere Grenzen, werden wir masslos. ... Sünde ist daher eine Sucht zum<br />

Tode, vergleichbar einem dunklen, wilden Strudel, der den Menschen in Richtung Tod<br />

mitreisst. ... Sünde ist eine wilde Sucht zum Tod. Spiritualität heisst: Das Leben des<br />

Menschen und er selbst gewinnen Gestalt <strong>von</strong> innen her.<br />

S. 596: Verschollenes Gebet des Mittelalters: "Herr, du hast deine Kirche gegründet auf die<br />

Briefe des Paulus und auf die Tränen des Petrus ..."<br />

S. 606: Dass einer an die Stelle des anderen treten kann, ist immer Gnade. ... Stellvertretung<br />

ist immer schon Gottes Gnade, denn er lässt Unverhältnismässigkeit zu, ja, er stiftet dazu an,<br />

dass eine grosse Schuld durch einen kleinen Aufwand, durch ein unverhätnismässiges<br />

Zeiche des guten Willens beseitigt und aus der Welt geschaffen wird. ... Und als Gott den<br />

Gekreuzigten sah, stellte er auch dieses Geschehen in die Reihe der Dinge, die im Tempel<br />

zu geschehen pflegten.<br />

S. 611: "Ich wünsche dir nicht ein Leben ohne Entbehrung, ein Leben ohne Schmerz, ein<br />

Leben ohne Störung. Was solltest du tun mit einem solchen Leben? Ich wünsche dir aber,<br />

dass du bewahrt sein mögest an Leib und Seele. Dass einer dich trägt und schützt und dich<br />

durch alles , was dir geschieht, deinem Ziel entgegenführt." Jörg Zink<br />

S. 624: Sie (=Ostkirche) ist im Ganzen eine österliche Kirche geworden. Sie kann Ostern<br />

verbinden mit dem eindeutigen Sieg über den Tod. Es wird Zeit, diese Theologie der<br />

Hoffnung auch im Westen sich anzueignen.<br />

S. 625: Ich denke, wir können uns darüber einig werden, dass der Fall Jesus <strong>von</strong> Nazareth<br />

eine Art Höhepunkt <strong>von</strong> Justizmord und Grausamkeit war. Gekreuzigte sterben einen<br />

Nerventod nach Stunden unvorstellbarer Schmerzen und Erstickungsängste.<br />

S. 629: Welche Neuigkeiten sind für uns in dem Satz erhalten: "Der Herr ist auferstanden –<br />

er ist wahrhaftig auferstanden!" Ich möchte es in zehn Punkten sagen:<br />

1. Gott verwandelt<br />

2. Gott berührt unseren Leib<br />

3. Nicht glauben, sondern wahrnehmen!<br />

4. Zwei Standbeine: hier und dann<br />

5. Befreiung<br />

6. Kein privates Geschehen<br />

7. Wunder<br />

8. Sinn des Daseins in ein neues Licht rücken: Freude<br />

9. Jesus ist die Auferstehung (wie ein Leuchtturm)<br />

10. Wird durch das Martyrium bezeugt


S. 634: Ich denke bei dem Stichwort "Freude" an das Gottesbild der drei Freudenfeste, <strong>von</strong><br />

denen Lk 15 berichtet. ... Das ist einmalig in der Bibel – drei Freudenfeste hintereinander!<br />

Das gemeinsame Freudenfest lenkte jeweils die Herzen der Mitfeiernden nach vorne und<br />

liess sie nicht länger rückwärts gerichtet sein. Gott also " ist ganz aus dem Häuschen", wenn<br />

ein Verlorener den Weg gefunden hat. Wie die Frau, die die Nachbarinnen einlädt, wenn sie<br />

das Cent-Stück gefunden hat. Diese Züge im Gottesbild sind ganz unerhört und bei Jesus<br />

sehr neuartig. In keiner Religion finde ich einen Gott, der ausser sich ist vor Freude über<br />

einen Menschen, der zu ihm findet. ... Wir glauben an einen Gott, der sich über die Umkehr<br />

jedes Einzelnen nicht mehr einkriegt vor Freude. Und der dann nichts weiter will und erwartet,<br />

als dass wir uns überschwänglich mitfreuen. ... Deshalb darf man sagen: Gott hat wohl<br />

überhaupt beschlossen, uns zu erlösen, weil er "süchtig nach Freude" ist, nach dieser<br />

Begeisterung über einen, der den Weg in die Gemeinschaft derer findet, die Gemeinschaft<br />

der Freude heissen sollte.<br />

S. 640: Glaube kann nur grenzenlos oder gar nicht sein<br />

S. 643: Denn spätesten ab Ostern ist Gott absolut und grenzenlos freigiebig mit Leben.<br />

S. 644: Weder Argumente noch Therapie noch liebevolles Hinführen oder Streicheln der<br />

Seele sind der Weg der Aufhebung der Zweifel, sonder überwältigende Erfahrung der<br />

Gegenwart des persönlichen Gottes in Jesus selbst.<br />

S 647: Die Bibel unterscheidet nicht zwischen Angst und Schrecken einerseits und der<br />

domestizierten Furcht vor Gott andererseits. Nein, das alles ist eins und wird mit demselben<br />

einen Wort beschrieben. So heisst Gott auch im Alten Testament der "Schrecken Jakobs".<br />

Und seine Herrlichkeit und unfassbare Grösse ist zunächst einmal erschreckend,<br />

beängstigend. Wer das nicht erfahren hat, versteht nichts vom biblischen Gott. Wer es<br />

zudeckt, mogelt sich an dem vorbei, was gerade Aufbruch zu neuer, realistischer<br />

Einschätzung der Welt und des Menschen sein kann. Gott ist nicht einfach nur "die Liebe",<br />

sondern zunächst einmal schrecklich.<br />

S. 652: Wer <strong>von</strong> Jesus nicht viel hält, kann mit seinem Werk, seinem mystischen Leib,<br />

Schindluder treiben. Sage mir, was du <strong>von</strong> Jesus hältst, und ich sage dir, was dir die Einheit<br />

der Christen wert ist.<br />

S. 656: Gott bewegt die Geschichte durch Frauen. Und dabei ist Schwangerschaft je und je<br />

ein Bild der noch andauernden Verhüllung des Zukünftigen. Das Grosse, das sein wird, ist<br />

noch nicht da in erdrückender Herrlichkeit, doch wohl in Umrissen zu erahnen. Das ist die<br />

Stunde der Mütter des Heils. Das ist auch unsere Gegenwart. Zeit der Hoffnung, die nicht<br />

trügen wird.<br />

S. 657: Wenn die Menschen gottlos werden, sind die Regierungen ratlos, die Lügen<br />

grenzenlos, die Schulden zahllos, die Besprechungen ergebnislos, die Aufklärung hirnlos,<br />

die Politiker charakterlos, die Christen gebetslos, die Kirche kraftlos, die Völker friedlos.<br />

(Antoine de Saint-Exupéry). Unser hedonistisches, letztlich a-theistisches Durchwursteln in<br />

der gesamten westlichen Welt ist am Wendepunkt angelangt. Wir können es schlicht nicht<br />

mehr bezahlen. Und es ist auch nicht mehr erträglich geworden in einer Welt ohne Gott.<br />

Ganze Kontinente sind zum Ausschlachten freigegeben. Die Natur wurde zerstört, die<br />

Menschen ihrer Würde beraubt. In der Arbeitswelt sind neue Formen der Sklaverei<br />

entstanden. Politiker und Manager bringen ihre Schäfchen ins Trockene. Ausbeutung wird zu<br />

globalen Firmenstrategien. Und es werden keine Kinder mehr geboren. Wozu auch? ... Der<br />

Islam – er ist mehr und anderes als El-Kaidah – ruft uns ein unüberhörbares: So nicht! zu. ...<br />

Wenn irgendetwas Indikator für den inneren Zustand unseres Volkes ist, dann die<br />

Mechanismen des Verbietens, Nicht-Hinguckens und Nicht-Wahrhabenwollens. Wir<br />

unterscheiden uns in der inneren Situation kaum <strong>von</strong> den christlichen Ländern Türkei und


Nordafrika im siebten und achten Jahrhundert, in denen ein morsches Christentum einfach<br />

überrannt wurde.<br />

S. 659: ... nur die drei "K" werden uns in dieser weltgeschichtlichen Auseinandersetzung<br />

rettend notwendig werden: Katechismus, Kultur und Kinderfreundlichkeit. Mit Katechismus<br />

meine ich ein klares und verständliche Begreifen der eigenen Position des Glaubens.<br />

Das betrifft ... Dreifaltigkeit und Sühnetod Jesu.<br />

S. 669: Nicht aus dem Unendlichen ins Unendliche läuft die Geschichte. Sie hat die Form<br />

und Eigenart eines Mandelhörnchens, ist gekrümmte Zeit. Die beiden Schokoladenspitzen<br />

sind Präexistenz und Himmelreich. Sie liegen einander gegenüber, sind aber nicht identisch.<br />

Sie sind auch nicht vertauschbar, weil zwischen ihnen die ganze Geschichte des Heils liegt.<br />

S. 670: Präexistent sind für das Judentum so wichtige Dinge wie die Thora und der Name<br />

des Messias. Erst im neuen Aeon (kommende Welt) werden die Gerechten, gekleidet in<br />

Gottes Herrlichkeit, befreit und erlöst sein.<br />

S. 673: Kirche erscheint damit als eine Gegen-Oeffentlichkeit<br />

S. 674: Offenbarung des Johannes ist das am stärksten jüdisch orientierte Buch des Neuen<br />

Testaments. Wenn Offenbarung 13 statt Römer 13 der massgebliche Text für das Verhältnis<br />

<strong>von</strong> Kirche und Staat gewesen wäre, die Kirchengeschichte wäre anders verlaufen.<br />

S. 678: Wer Menschen zu Märtyrern macht, wollte selbst anstelle Gottes angebetet werden.<br />

Der Märtyrer hat es ihm verweigert. ... Der Märtyrer bewahrt sich für Gott allein und verteidigt<br />

mit seinem physischen Leben das Kostbarste, das man ihm rauben will: Anbetung... die<br />

Freiheit zu "abgöttischer Liebe". Die Wut des Tyrannen rührt daher, dass ihm diese Liebe<br />

und Achtung der Freien versagt bleibt. Der Märtyrer siegt, indem er sich diese Freiheit vor<br />

allem irdischen Anspruch bewahrt und sie allein Gott "anheimgibt".<br />

S. 679: Das Thema der Apokalyptik ist nicht, Angst zu machen, sondern keine Angst zu<br />

haben, denn wer den Schatz gefunden hat, <strong>von</strong> dem her und für den er lebt, den kann nichts<br />

in seiner Identität wirklich bedrohen.<br />

S. 682: Denn wenn man fragt, wozu Gott Welt und Menschen wohl erschaffen haben könnte,<br />

bleibt auch nichts anderes übrig als zu sagen: zu seiner Freude. ... So ist wohl Freude der<br />

letzte Sinn <strong>von</strong> allem.<br />

S. 685: ... in allen apokalyptischen Texten des Neuen Testaments steht am Ende eine<br />

Aussage über die erneuerte und sehr innige Gemeinschaft mit Jesus, so etwa das Bild der<br />

Hochzeit in der Offenbarung des Johannes.<br />

S. 687: Schlusswort. Das Grösste aber ist die Liebe. Jesus lieben?<br />

"Solus amor" heisst allein die Liebe (Wilhelm <strong>von</strong> St-Thierry, Zisterzienser-Theologe)<br />

S. 688: Dass Gott uns zuerst lieb hat, spüren wir in schweigender Einsamkeit.<br />

"Wenn es dir gut geht, lege ich meinen rechten Arm um dich,<br />

wenn es dir schlecht geht, meinen linken.<br />

Denn dann bist du meinem Herzen näher." Mechthild <strong>von</strong> Magdeburg<br />

"Wenn ich mit offenen <strong>Aug</strong>en betrachte, was du, mein Gott, geschaffen hast,<br />

besitze ich hier schon den Himmel.<br />

Ruhig sammle ich im Schoss Rosen und Lilien und alles Grün,<br />

während ich deine Werke preise.<br />

Dir schreibe ich meine Werke zu.<br />

Freude entspringt der Traurigkeit, und Freude macht glücklich." Hildegard <strong>von</strong> Bingen<br />

S. 691: Christus, herrlicher König, komm und bring uns Frieden! (ist K. Bergers Schlusssatz)

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