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Wasseralfinger Bildstöckleskrippe

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<strong>Wasseralfinger</strong> <strong>Bildstöckleskrippe</strong>


<strong>Wasseralfinger</strong> <strong>Bildstöckleskrippe</strong><br />

Seit dem Jahre 2007 bereichert vom Heiligen Abend<br />

bis Maria Lichtmess (2. Februar) die <strong>Bildstöckleskrippe</strong><br />

den Kirchenraum der <strong>Wasseralfinger</strong> Stephanuskirche.<br />

Sie ist – wie ihre Vorbilder in Rosenberg und Hohenberg<br />

– eine Krippe, die deutlich die Handschrift des<br />

Malerpfarrers Sieger Köder trägt.<br />

Als gebürtiger <strong>Wasseralfinger</strong> war es ihm ein besonderes<br />

Anliegen dieses Projekt in seiner Heimatgemeinde<br />

zu verwirklichen, mit der ihn – damals wie heute<br />

– vieles verbindet.


Ein gutes Dutzend Frauen haben – anfangs mit<br />

Rat und Tat unterstützt durch die erfahrenen<br />

Rosenberger Frauen – gemeinsam mit Pfarrer<br />

Sieger Köder an den Figuren gearbeitet. Eine<br />

Handvoll Männer widmete sich dem Bau der<br />

Krippenlandschaft und kümmerte sich um die<br />

Lösung unzähliger kleiner und großer technischer<br />

Probleme.<br />

So entwickelte sich in Etappen und über einen<br />

Zeitraum von ca. 5 Jahren aus Holz, Draht,<br />

Papier, Leim, Modelliermasse, Stoff und Farbe<br />

diese <strong>Bildstöckleskrippe</strong>. Mit ihr ist etwas entstanden,<br />

das weit über seine sichtbaren Bestandteile<br />

hinausweist und Verkündigung sein will.


Die Krippenlandschaft<br />

Gott wird für uns Mensch – damals leibhaftig in Bethlehem; heute da,<br />

wo sich unser Leben abspielt. Diese Überzeugung spiegelt sich auch in<br />

der Landschaft der <strong>Bildstöckleskrippe</strong> wieder:<br />

Das Herz des Geschehens, die Geburtsstätte Jesu, ist in einen der für<br />

Wasseralfingen so typischen Steinbrüche auf dem Braunenberg transportiert.<br />

(Der dort gebrochene weiße Jura war zur Verhüttung des unter<br />

Tage gewonnenen Eisenerzes erforderlich.)<br />

Die Heilige Familie findet ihre Zuflucht in genau dem Steinbruch, der<br />

sich etwa 1 km nördlich vom Naturfreundehaus befindet. Dieser Ort hat<br />

für viele <strong>Wasseralfinger</strong> eine besondere Bedeutung. Vor und in den Wirren<br />

des 2. Weltkrieges war er Treffpunkt der Katholischen Jugend, deren<br />

Mitglied auch Sieger Köder war. Auf dem kleinen Hügel in der Mitte der<br />

Anlage errichtete die Gruppe 1934 erstmals ein Bildstöckle mit einer geschnitzten<br />

Madonna. Sie musste bereits im Jahre 1941 ersetzt werden,<br />

da „die Anderen“ sie zerstört hatten.<br />

Als im Verlauf des Krieges auch Mitglieder der Katholischen<br />

Jugend ihr Leben lassen mussten, setzten ihnen<br />

die Überlebenden in „ihrem Steinbruch“ ein Denkmal<br />

und erstellten 1944 ein schlichtes Birkenkreuz mit der<br />

Aufschrift: „Unseren gefallenen Freunden“. Ihm folgten<br />

1946 zwei Gedenksteine mit den Aufschriften „Unseren<br />

gefallenen Freunden. Katholische Jugend Wasseralfingen“<br />

und „Eine größere Liebe hat niemand, als wer<br />

sein Leben hingibt für seine Freunde“.<br />

Für viele <strong>Wasseralfinger</strong> – besonders natürlich für die<br />

noch lebenden Mitglieder der damaligen Katholischen<br />

Jugend – ist dieser Steinbruch bis zum heutigen Tage<br />

nicht nur eine Stätte der Erinnerung. Er ist Sinnbild für<br />

gelebte Unbeirrbarkeit im Glauben aber auch für Liebe<br />

und Treue über den Tod hinaus. Künftigen Generationen<br />

will er ein Mahnmal gegen das Vergessen sein.<br />

In der <strong>Bildstöckleskrippe</strong> ist es der Ort, wo Himmel<br />

und Erde sich berühren und Gott Mensch wird.


Die Figuren


Bergbau und Verhüttung haben<br />

Wasseralfingen seit dem ersten<br />

Eisenerzfund am Braunenberg<br />

im Jahr 1608 über Jahrhunderte<br />

hinweg bestimmt und geprägt.<br />

Die Familien vieler Generationen<br />

lebten davon, bis im Dezember<br />

1939 die Förderung aufgegeben<br />

werden musste. Zeugnis dieser<br />

wechselhaften Geschichte gibt<br />

der in der Krippenlandschaft verewigte<br />

alte Wilhelmsstollen. Im<br />

Original ist er entlang des Bergbaupfades<br />

ca. 1 km nach dem<br />

Waldgasthof „Erzgrube“ bei der<br />

Schillerlinde zu finden.<br />

Betrachtet man den heute dicht bewaldeten Braunenberg ist es kaum<br />

vorstellbar, dass diese Region zu Zeiten des Erzabbaus nahezu gänzlich<br />

gerodet war. Doch die für die Weiterverarbeitung des Eisenerzes nötige<br />

Hitze forderte ihren Tribut. Eine einsam in der Höhenlage des Bergzuges<br />

verbliebene zweigipflige Fichte neben einer Schutzhütte ist als Braunenbäumle<br />

in die Geschichte eingegangen und auf allen Landkarten und<br />

Ansichten als weithin sichtbares Wahrzeichen Wasseralfingens immer<br />

wieder vermerkt. In der Regel wurde er so dargestellt, wie er lange Jahre<br />

aussah: nach einem Sedansfeuer (also nach 1870/71) leicht angebrannt<br />

und nie wieder grün geworden. In eben dieser Gestalt hat das Braunenbäumle<br />

auch Einzug in die Krippenlandschaft gehalten.<br />

Über Berg und Tal wölbt sich der<br />

nächtliche Sternenhimmel in seiner<br />

unendlichen Weite. Pfarrer Sieger<br />

Köder hat auf ihm das sogenannte<br />

Wintersechseck festgehalten. Dieses<br />

ergibt sich aus den jeweils größten<br />

Sternen der sechs Sternbilder Kleiner<br />

und Großer Hund, Orion, Fuhrmann,<br />

Fährmann und Zwillinge. Wer es entdecken<br />

will, muss in klaren Winternächten<br />

gegen Mitternacht Richtung<br />

Bethlehem Ausschau halten.<br />

Ab dem Fest der Erscheinung (6. Januar)<br />

leuchtet am Krippenhimmel zusätzlich<br />

der Komet über der Geburtsstätte<br />

Jesu auf, der die drei Weisen zum<br />

Kind führte.


Selbstverständlich finden sich in der <strong>Bildstöckleskrippe</strong> alle Figuren<br />

wieder, die als Besucher an jeder Krippe zu finden sind: Hirten mit<br />

ihrer Herde und am Lagerfeuer Frauen, Kinder, Engel und ab dem<br />

6. Januar die drei Weisen mit ihrem Gefolge. Darüber hinaus trauen<br />

sich hier jedoch auch ein paar als außergewöhnlich in Erinnerung<br />

gebliebene <strong>Wasseralfinger</strong> Originale dauerhaft in die Nähe des Christkindes<br />

– stellvertretend vielleicht für uns alle …<br />

Es handelt sich dabei um insgesamt drei Figuren bzw. dargestellte<br />

Gruppen: Auffallend ist die <strong>Wasseralfinger</strong> Bergkapelle mit ihrem<br />

einstigen Dirigenten Hans Blank (sitzend mit Trompete und Taktstock).<br />

Er stand der Bergkapelle in den Jahren 1960 bis 1978 vor und legte<br />

den Grundstein zu ihrer heutigen musikalischen Größe.<br />

Der Bendelesschneider (mit bürgerlichem<br />

Namen Josef Schmid) war in seinen<br />

letzten Lebensjahren bis zu seinem Tod<br />

1952 Bewohner der <strong>Wasseralfinger</strong><br />

Stephanspflege, einem ehemaligen Altenpflegeheim.<br />

Er zog mit einem umfunktionierten<br />

Kinderwagen tagtäglich durch<br />

die Straßen der Ortschaft, um mit dem<br />

Verkauf von Schuhbendeln seinen kargen<br />

Lebensunterhalt als Flickschneider<br />

aufzubessern. Braven Mädchen schenkte<br />

er gelegentlich einen besonders schönen<br />

Bendel. Sie waren als Haarschmuck sehr<br />

beliebt.<br />

Die Untermarchtaler Ordensfrau Schwester<br />

Ingona lebte ihre Berufung in Wasseralfingen<br />

bis zu ihrem Tod im August 1978. Sie war<br />

mit Leib und Seele Gemeindekrankenschwester<br />

und ist vielen als humorvolle und weltzugewandte<br />

Persönlichkeit in Erinnerung.


Doch dies war nicht der einzige Grund, warum er<br />

ständig von einer großen Kinderschar umgeben war.<br />

Alle konnten sich an einem außergewöhnlichen<br />

Kunststückchen, dessen er fähig war, nicht sattsehen.<br />

Immer wieder forderten sie ihn deshalb lauthals auf:<br />

„Schneidr dua dei Nas ens Maul!“ Diesem Wunsch<br />

kam er gerne und oft nach. (Er hatte anscheinend –<br />

so wird erzählt – ein gebrochenes Nasenbein.) Wenn<br />

ein Fest stattfand, baute er den Kinderwagen zum<br />

fahrbaren Untersatz für seine Drehorgel um und<br />

machte Musik. An der Krippe sammelt er mit seinem<br />

Instrument für die Aidskranken in Afrika.<br />

So haben liebgewonnene Menschen, gemeinsame<br />

Erinnerungen und erlebte Geschichte Einzug gehalten<br />

in die <strong>Wasseralfinger</strong> <strong>Bildstöckleskrippe</strong>. In dem Wissen,<br />

dass auch jeder von uns dem menschgewordenen<br />

Sohn Gottes nahe kommen darf, wird sie jedes Jahr<br />

aufgebaut, um das Wunder der Weihnacht zu feiern.


Katholische Kirchengemeinde<br />

St. Stephanus Wasseralfingen<br />

Stefansplatz 7<br />

73433 Aalen (Wasseralfingen)<br />

Tel: (0 73 61) 91 19-0<br />

Fax: (0 73 61) 91 19-48<br />

email: stephanus.wasseralfingen@drs.de<br />

www.ststephanus-wasseralfingen.drs.de<br />

Öffnungszeiten Pfarrbüro:<br />

Montag, Mittwoch - Freitag<br />

9.00 – 12.00 Uhr<br />

Dienstag und Donnerstag<br />

14.00 – 18.00 Uhr<br />

Für interessierte Gruppen bieten wir<br />

gerne Krippenführungen an. Bitte<br />

setzen Sie sich zur Terminvereinbarung<br />

mit dem Pfarrbüro in Verbindung.<br />

Herausgeber: Kath. Pfarramt Sankt Stephanus<br />

Verantwortlich: Pfarrer Harald Golla<br />

Text: Christel Bühler<br />

Fotos: Hede Bauer<br />

Wegskizze: Pfarrer Sieger Köder<br />

Gestaltung: OWD GmbH, Aalen-Wasseralfingen<br />

Druckerei: Klier-Druck, Aalen

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