DPMA - Erfinderaktivitäten 2006/2007
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Absorption von Röntgenquanten bei, d.h. die Bildung von<br />
Elektron-Positron-Paaren bei Wechselwirkung der<br />
Photonen mit dem Coulomb-Feld des Atomkerns.<br />
Im Übergangsbereich zwischen ca. 50 keV und 5 MeV<br />
dominiert ein dritter Effekt, die Compton-Streuung an<br />
quasifreien Elektronen, wobei ein Photon einen Teil seiner<br />
Energie als kinetische Energie an die Elektronen abgibt.<br />
Die Summe der verschiedenen Beiträge ergibt eine<br />
energieabhängige Absorptionswahrscheinlichkeit (auch<br />
Schwächungskoeffizient genannt), die für Wasser von<br />
sehr hohen Werten für niederenergetische Photonen stark<br />
abfällt, bei etwa 1-5 MeV ein Minimum durchläuft und<br />
anschließend wieder leicht ansteigt ([5], [6]).<br />
Der Bereich der optimalen Bestrahlungsenergie für die<br />
Behandlung von Tumoren liegt bei 6-15 MeV ([4], [5]); hier<br />
ist die Absorptionswahrscheinlichkeit für kleinere Energien<br />
etwas höher, was dazu führt, dass aus einem bestimmten<br />
Spektrum an Anregungsenergien (s. Kapitel 3.1) beim<br />
Durchlaufen des Gewebes Photonen niedrigerer Energie<br />
bevorzugt absorbiert werden und somit die mittlere<br />
Energie des Strahls ansteigt (radiation hardening).<br />
Vernachlässigt man diesen Effekt, so gilt für die<br />
Strahlabschwächung ein Gesetz ähnlich dem von<br />
Lambert-Beer für sichtbares Licht, nämlich dass ein Strahl<br />
der Einstrahlintensität I0 nach durchlaufener Wegstrecke d<br />
im Gewebe auf I(d) ∝ I0 exp[-µ(E) ⋅ d] abgeschwächt ist.<br />
Die Intensität fällt also exponentiell ab, mit dem größten<br />
Abfall zu Beginn der Wegstrecke. Sitzt der Tumor nun tief<br />
im Körperinneren, so ist der Strahlungseintrag im darüber<br />
befindlichen Gewebe deutlich höher.<br />
2.2. Schädigungsmechanismen<br />
Die Wirkung hochenergetischer Strahlung auf biologisches<br />
Gewebe ist sehr komplex ([5], Kapitel 14). Für die<br />
Antitumorwirkung relevant sind neben direkten Treffern an<br />
der DNS vor allem hochtoxische freie Radikale, die durch<br />
die Ionisation von Wassermolekülen gebildet werden.<br />
Diese Radikale erzeugen Schäden an der DNS,<br />
insbesondere Doppelstrangbrüche, die entweder<br />
unmittelbar zur Einleitung der Apoptose führen, d.h. zum<br />
geregelten Zelltod, oder zum Verlust der<br />
Fortpflanzungsfähigkeit der Zelle. Da aber die Zelle über<br />
effiziente Reparaturmechanismen verfügt, muß bei jeder<br />
(Teil-)Bestrahlung (Fraktion) eine Mindestdosis verabreicht<br />
werden, um dauerhafte Schäden zu bewirken; erst<br />
oberhalb dieser Mindestdosis steigen die irreparablen<br />
Schäden stark an und erreichen schließlich einen<br />
Sättigungswert (sigmoidales Verhalten). Diese Dosis-<br />
Wirkungs-Beziehung ist für gesundes Gewebe qualitativ<br />
ähnlich, jedoch zu höheren Dosen hin verschoben, da<br />
gesundes Gewebe Strahlenschäden besser reparieren<br />
kann als Tumorgewebe ([5], Kapitel 14.9).<br />
3. Bestrahlung<br />
3.1. Schematischer Aufbau eines<br />
Bestrahlungssystems<br />
Figur 2 zeigt den prinzipiellen Aufbau eines Teletherapie-<br />
Bestrahlungssystems mit Röntgenstrahlung (vgl. DE 10<br />
2004 006 784 A1, DE 199 22 656 A1):<br />
Figur 2: Aufbau eines Röntgen-Bestrahlungssystems (nach DE<br />
10 2004 006 784 A1): in einem Linearbeschleuniger (Linac, für<br />
linear accelerator; 10) werden stark beschleunigte Elektronen auf<br />
ein Target gelenkt und erzeugen durch Bremsprozesse<br />
Röntgenstrahlen. Der Bereich (13) kann Vorrichtungen zur<br />
Festlegung der Feldgröße (Kollimatoren) oder der Energie (z.B.<br />
Absorberelemente) aufnehmen. Der so geformte Strahl wird unter<br />
verschiedenen Winkeln (unter Drehung der so genannten Gantry<br />
(12)) auf den auf der Patientenliege (30) befindlichen Patienten<br />
gerichtet, der zuvor bezüglich der Gantry positioniert wurde. Eine<br />
Detektoreinheit unter dem Patienten kann zur Kontrolle der<br />
Position und der absorbierten Strahlung herangezogen werden<br />
(Portal Imaging).<br />
Der Patient wird auf der Liege (30) positioniert,<br />
gegebenenfalls immobilisiert und in die gewünschte<br />
<strong>Erfinderaktivitäten</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong> 63