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DPMA - Erfinderaktivitäten 2006/2007

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spezielles Protein u. a. aufgrund von Genmutationen zu<br />

erzeugen, analysiert. Beim menschlichen Organismus<br />

dienten in vielen Fällen Erbkrankheiten dazu, die Funktion<br />

eines spezifischen Proteins aufzuklären. Ein Nachteil<br />

besteht jedoch darin, dass vielfach bei Knock-out Mäusen<br />

mit unterschiedlicher genetischer Disposition kein<br />

entsprechend unterschiedlicher Phänotyp vorliegt bzw.<br />

verschiedenartige Mechanismen zum gleichen Phänotyp<br />

führen [6]. In einigen Fällen kommt es bei typischen Gen-<br />

Knock-Outs sogar zur Letalität von Embryonen oder<br />

frühem postnatalem Exodus, sodass eine Analyse der<br />

Proteinfunktion(en) dann fast nicht mehr möglich ist.<br />

Andere mögliche Knock-out Experimente bei anderen<br />

Lebewesen, welche darauf beruhen, dass eine<br />

induzierbare und gewebespezifische Genabschaltung<br />

möglich ist, sind wiederum sehr arbeitsintensiv [7].<br />

Weitere neuere Verfahren, um Proteine gezielt<br />

abzuschalten, liegen auf posttranslationaler Ebene. Durch<br />

Umsetzung des Proteins (Genprodukt) mit spezifisch<br />

bindenden Antikörpern (Intrabodies), Inhibitoren oder<br />

Aptameren (Intramere) werden diese komplexiert und<br />

deren Funktion blockiert [8] [9].<br />

Das Abschalten von Genen (Gene Silencing) auf<br />

posttranskriptionalem Weg ist mittels Antisense-<br />

Oligonukleotiden, Ribozymen und anderen antigenen<br />

Strategien möglich [10] [11]. Die Antisense-Technik<br />

[12][13][14] ist ein molekularbiologisches Arbeitsverfahren,<br />

das dazu dient, mit Hilfe von antisense-RNA die<br />

Expression spezifischer Gene abzuschalten oder<br />

zumindest deutlich herunterzuregulieren, indem deren<br />

Transkription oder Translation hauptsächlich durch den<br />

Abbau der Doppelstrang-Moleküle durch die zelleigene<br />

Ribonuclease H verhindert wird. Alternativ zur antisense-<br />

RNA können auch kürzere DNA-Moleküle<br />

(Oligodesoxyribonucleotide) eingesetzt werden. Sie<br />

müssen entweder direkt in die Zellen injiziert, oder aber im<br />

Anschluss an den Transfer des „antisense-Gens“ von der<br />

zelleigenen Replikationsmaschinerie synthetisiert werden.<br />

Antisens-RNAs sind einsträngige, kurzkettige,<br />

(synthetische) Nukleinsäuren oder Oligonucleotide<br />

(Antisense-Oligonucleotide), welche jeweils der<br />

entsprechenden Messenger- (mRNA) komplementär sind.<br />

Besonders aber die RNA-Interferenz-Technologie mit<br />

dsRNA, welche durch A. Fire und C. Mello (Nobelpreis für<br />

Physiologie oder Medizin <strong>2006</strong>) [15] [16] entdeckt wurde,<br />

und 2002 vom Wissenschaftsmagazin Science zum<br />

„Durchbruch des Jahres“ gekürt wurde [17], ist den<br />

vorstehenden Methoden zum Abschalten von Genen bei<br />

weitem überlegen. In Figur 1 sind schematisch einige<br />

Beispiele für Verfahren zum Ausschalten der Funktion von<br />

Proteinen zusammengefasst.<br />

Figur 1: Verfahren zum Ausschalten der Funktion von Proteinen.<br />

3. Historie<br />

Bereits zu Beginn der 1990er Jahre hatte der<br />

Pflanzenforscher Rich Jorgensen die Beobachtung<br />

gemacht, dass bei Einführen eines zusätzlichen Gens für<br />

die Synthese des Blütenfarbstoffes in Petunien, die Blüten<br />

nicht farbintensiver, sondern sogar blasser bzw. etwas<br />

ausgebleicht erscheinen [18]. In diesen Pflanzen war<br />

durch das zusätzlich eingeschleuste Gen das<br />

farbstoffproduzierende Enzym nicht vermehrt, sondern<br />

reduziert worden. Dieses Phänomen wurde zunächst als<br />

Cosuppression bezeichnet, da nicht nur die in die Pflanzen<br />

eingebrachten Gene (Transgene), sondern auch das<br />

korrespondierende, natürlich in den Pflanzen<br />

vorkommende Gen (endogenes Gen) kein bzw. nur wenig<br />

funktionelles Protein (Genprodukt) lieferte. Eine ähnliche<br />

44 <strong>Erfinderaktivitäten</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong>

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