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DPMA - Erfinderaktivitäten 2006/2007

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Auch zu Beginn des 19. Jahrhunderts war die Situation<br />

ähnlich. In London verwendeten die etwas weniger<br />

bemittelten Leute immer noch derartige Harnblasen als<br />

Klistiere. In Brasilien wurde zu Klistierzwecken ein Stück<br />

Rinderdarm eingesetzt, der an einem Ende zugeknotet<br />

wurde, und dessen andere Öffnung in eine Holzkanüle<br />

überging [3].<br />

Diese Protospritzen wurden im Laufe der Zeit mehr und<br />

mehr abgewandelt. Nicht nur, dass man künstliche<br />

Materialien für den Schlauch verwendete, man stattete<br />

diesen archaischen Spritzentyp zunehmend auch mit den<br />

Merkmalen der modernen Spritzen aus.<br />

In Nordamerika gebrauchte man für Darmspülungen bereits<br />

eine Flasche aus elastischem Gummi und eine Düse<br />

aus Elfenbein (ebenfalls [3]).<br />

3. Weiterentwicklung der<br />

zusammendrückbaren Spritzen<br />

Bei der Verwendung eines Naturdarmes oder einer Tierblase<br />

als Spritzenkörper gelang es nicht immer, den<br />

Schlauch beim Ausdrücken vollständig zu entleeren. Auch<br />

bei den moderneren Schlauchspritzen war die endgültige<br />

Entleerung problematisch. Dementsprechend hoch ist die<br />

Zahl der Vorschläge, die gemacht worden sind, um hier<br />

Abhilfe zu schaffen.<br />

3.1. Auspressen des Schlauches mit einer Rolle<br />

1889 wurde eine Schlauchspritze patentiert [4], deren Erfinder<br />

aus den USA stammten. Sie verwendeten als elastischen<br />

Spritzenkörper einen übersponnenen Gummischlauch<br />

C. Diesen befestigten sie mittels einer Klammer<br />

D und einer Schraube E, sowie über den Rohransatz F an<br />

einer Platte A, B, B 1 . Da durch die Befestigung ein direktes<br />

manuelles Ausdrücken des Schlauches C nur noch<br />

schlecht möglich war, montierten die Erfinder zusätzlich<br />

eine Art Kolbenstange an der Schlauchspritze, nämlich die<br />

Druckstange I. Diese drückte jedoch nicht auf einen Kolben<br />

im Inneren des Spritzenkörpers, wie es bei den Spritzen<br />

mit starrem Spritzenzylinder üblich ist, sondern über<br />

eine Druckrolle L von außen auf den Schlauch C, und<br />

entleerte durch langsames Voranbewegen den Schlauch<br />

C komplett.<br />

Figur 2: Aus DE 51 430 A.<br />

3.2. Verwendung eines Faltenbalges<br />

Wollte man den Schlauch weiterhin direkt mit der Hand<br />

ausdrücken, so musste dieser auf andere Art und Weise<br />

modifiziert werden, um die gewünschte vollständige Entleerung<br />

zu erreichen.<br />

Vorbilder für eine solche Lösung waren bereits in der Form<br />

des Faltenbalges bekannt. Eine wichtige Anwendung<br />

eines solchen Balges ist das „Herausspritzen“ von Luft,<br />

um die Temperatur eines Feuers zu erhöhen. Faltenbälge<br />

(Blasebälge) wurden daher schon im Mittelalter zum<br />

Schmelzen von Erz eingesetzt, und es sind uns einige<br />

Abbildungen solcher Vorrichtungen von Georg Agricola<br />

(1494 - 1555) überliefert [5].<br />

Auch in der Medizintechnik findet man den Faltenbalg<br />

wieder. So wird in der Schrift [6] aus dem Jahre 1956 eine<br />

Klistier- oder Injektionsspritze beschrieben, die einen<br />

balgartigen, von Hand zu bedienenden Ampullenbehälter<br />

aufweist, der sich durch Druck mit dem Daumen bis zur<br />

praktisch völligen Entleerung der Ampulle<br />

zusammendrücken lässt.<br />

Figur 3 zeigt eine solche balgartige Klistierspritze.<br />

Figur 3: aus DE 171 90 94 U.<br />

Die balgartig geformten Spritzenkörper waren laut der [6]<br />

aus Kunststoff gefertigt. Hierzu wurde ein üblicher glatter<br />

<strong>Erfinderaktivitäten</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong> 37

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