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DPMA - Erfinderaktivitäten 2006/2007

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Zusammendrückbare Spritzenkörper<br />

Dr. Claus Medicus, Abt. 1.44<br />

Spritzen mit einem zusammendrückbaren Spritzenkörper sind der Prototyp der modernen Spritzen mit<br />

starrem Spritzenzylinder. Sie existieren auch heute noch, haben sich aber immer mehr dem modernen<br />

Spritzentyp angenähert.<br />

1. Einleitung<br />

Eine Spritze, so wie wir sie kennen, besteht aus einem<br />

Spritzenzylinder, auf den ein Spritzenröhrchen aufgesteckt<br />

ist, und einer Kolbenstange, die eine Flüssigkeit, welche<br />

sich in dem Spritzenzylinder befindet, unter Druck aus<br />

diesem heraus treibt. Das ist schon deshalb ein relativ<br />

kompliziertes System, weil auch eine einfachere Lösung<br />

denkbar ist, welche im übrigen über Jahrhunderte von den<br />

Menschen bevorzugt angewendet wurde.<br />

Anstelle des Spritzenzylinders befestigte man eine Art<br />

Schlauch an einem Spritzenröhrchen. Eine Kolbenstange<br />

war nicht nötig, da man auf die in dem Schlauch befindliche<br />

Flüssigkeit dadurch Druck ausübte, dass man den<br />

Schlauch mit den Händen ausdrückte.<br />

Die Verwirklichung dieses simplen Prinzips erfolgte auf<br />

den unterschiedlichsten technischen Gebieten, wobei ein<br />

Schwerpunkt im Bereich der Medizintechnik zu sehen ist.<br />

2. Frühe Beispiele in der Geschichte<br />

2.1. Spritze zum Feuerlöschen<br />

Apollodor von Damaskus (ca. 65 – ca. 130 nach Christus),<br />

der als Baumeister unter Kaiser Trajan für diesen u.a. die<br />

berühmte Donaubrücke (Trajansbrücke im heutigen<br />

Rumänien) errichtete, berichtet in seinem Buch über die<br />

Kriegswerkzeuge (Poliorcetica) von der Verwendung<br />

schlauchartiger Spritzen. Um den oberen Teil eines<br />

brennenden Gebäudes löschen zu können, sollte man mit<br />

Wasser gefüllte Schläuche an langen Röhren befestigen,<br />

so dass man durch Zusammenpressen der Schläuche das<br />

Wasser aus den Röhren an den brennenden Ort spritzen<br />

kann [1].<br />

2.2. Klistierspritzen<br />

Hippokrates (ca. 460 – ca. 370 vor Christus) verwendete<br />

eine präparierte Harnblase, in die ein Schilfrohr als<br />

Spritzenröhrchen gesteckt wurde, als Spritze.<br />

Deren ungefähres Aussehen zeigt Figur 1, die der von<br />

Denis Diderot (1713 - 1784) und Jean-Baptiste le Rond<br />

d´Alembert (1717 - 1783) edierten Encyclopédie ou<br />

Dictionnaire Raisonné des Sciences, des Arts et des<br />

Métiers entnommen ist [2].<br />

Figur 1: aus der Enzyklopädie von Diderot und d´Alembert.<br />

Um eine solche Vorrichtung herzustellen, knotete man<br />

zunächst das eine Ende der Harnblase an dem<br />

Spritzenröhrchen fest, befüllte dann die Harnblase mit<br />

einer Flüssigkeit und knotete zuletzt die Blase an ihrem<br />

hinteren Ende zu.<br />

Bei der Verwendung hielt man diese Spritze mit der einen<br />

Hand an ihrem Spritzenröhrchen fest, und konnte so mit<br />

der anderen Hand die mit Flüssigkeit gefüllte Harnblase<br />

ausdrücken.<br />

Noch in der Mitte des 18. Jahrhunderts, so erfährt man in<br />

der oben genannten französischen Enzyklopädie, hat man<br />

im Ausland, v.a. in Holland, diese Art einer präparierten<br />

Harnblase als Spritze eingesetzt, während sich parallel<br />

dazu in Frankreich die Zinnspritzen mit ihrem starren<br />

Spritzenzylinder und ihrer starren Kolbenstange als modern<br />

durchsetzten.<br />

36 <strong>Erfinderaktivitäten</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong>

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