PDF-Download - BKU
PDF-Download - BKU
PDF-Download - BKU
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
1_2006<br />
Bund Katholischer Unternehmer e.V.<br />
-<br />
JOURNAL<br />
Nachrichten • Berichte • Kommentare<br />
Katholische Soziallehre aktuell ■<br />
Enzyklika und Kompendium: Inhalte und Hintergründe S. 5-9<br />
Negative Einkommensteuer statt Kombilohn ■<br />
Reformpapier Soziale Ordnung S. 27-29
Inhalt<br />
Titelbild<br />
Präsentation der Deutschen Soziallehre:<br />
Verleger Manuel Herder (v.li.), Karl<br />
Kardinal Lehmann und Prof. Dr. Anton<br />
Rauscher.<br />
19 Positionspapier<br />
Diskutierten das Positionspapier der<br />
Wirtschaftsverbände zur Entwicklungspolitik:<br />
M.-L. Dött (v.li.), Dr. C. Ruck,<br />
C. Fetsch und Dr. W. Cordes.<br />
24 Gefährliche Bilder<br />
Hintergründe und Deutungen zum<br />
Streit um die Mohammed-Karikaturen.<br />
Wenn es auf Qualität,<br />
Schnelligkeit und gute Beratung<br />
ankommt, sind wir die<br />
richtigen Ansprechpartner.<br />
Gerne unterbreiten wir Ihnen<br />
ein auf Ihre Bedürfnisse<br />
zugeschnittenes Angebot.<br />
Rufen Sie uns an oder<br />
mailen Sie Ihre Anfrage an<br />
info@zimmermann-medien.de<br />
SCHWERPUNKT: KATHOLISCHE SOZIALLEHRE<br />
05 Wichtige Klarstellungen für Christen<br />
Der <strong>BKU</strong> begrüßt die neue Enzyklika „Deus Caritas Est“<br />
07 Verlässliche Orientierungshilfe<br />
Das Kompendium der Katholischen Soziallehre liegt auf Deutsch vor<br />
INITIATIVEN UND IDEEN<br />
13 <strong>BKU</strong> und KV planen Praktikumsbörse<br />
20 Plätze in Frankfurt und Düsseldorf<br />
14 Gemeindekonferenz per Computer<br />
Kirche im Odenwald geht ungewöhnliche Wege<br />
TAGUNGEN<br />
17 Wieczorek-Zeul: Mikrofinanz stärken<br />
Entwicklungsministerin beim Bonner Forum<br />
17 Wirtschaft und Entwicklung<br />
Spitzenverbände übergeben Positionspapier<br />
19 Mikrofinanz und Mittelstand<br />
Entwicklungspolitische Fachtagung<br />
FORUM<br />
kreative arbeit<br />
Konzeption. Planung. Gestaltung<br />
druck<br />
Offsetdruck. Digitaldruck. Siebdruck<br />
24 Skandal mit Zeitverzögerung<br />
Der Streit um die Mohammed-Karikaturen<br />
AUS DEN ARBEITSKREISEN<br />
27-29 Negative Einkommensteuer<br />
<strong>BKU</strong>-Arbeitskreis Soziale Ordnung legt Reformpapier vor<br />
beratung. präzision. partnerschaft.<br />
&<br />
zimmermann druck & medien<br />
druckvorstufe<br />
Schriftsatz. Typografie. Digitaldruck<br />
qualitätssicherung<br />
Andruck. Proof. Endkontrolle<br />
www.zimmermann-medien.de<br />
Victoriastraße 4. 50668 Köln. Tel 02 21·13 38 75. Fax 02 21·12 33 69<br />
Anzeige
MENSCHEN IM <strong>BKU</strong><br />
32 Der Staat ist häufig das Problem<br />
Zur Emeritierung von Prof. Dr. Alfred Schüller<br />
33 Abenteuer (und) Mediation<br />
Gerhard Wissler löst Konflikte und erholt sich bei<br />
spektakulären Radtouren<br />
GRÜNE SEITEN<br />
Unternehmensethik und<br />
Unternehmenskommunikation<br />
Tobias Mündemanns Anmerkungen für<br />
die unternehmerische Praxis<br />
LETZTE MELDUNG<br />
Historische Schätze<br />
in der Holzhandlung Schumacher<br />
Auf historischem Grund steht die Holzhandlung des Kölner<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglied Wiljo Schumacher. Im hinteren Teil seines Lagerhauses<br />
im Severinsviertel etwa liegt unter einer Glasplatte<br />
ein römisches Grab samt vollständigem Skelett. Im Chefbüro<br />
neben dem Verkaufsraum lagern wertvolle Kapitelle aus einer<br />
1246 erbauten Klosterkirche. Diese und andere Stücke fand<br />
Schumachers Großvater im Jahr 1910 bei Bauarbeiten und<br />
stellte sie sicher. Viele davon vermachte die Familie dem Museum<br />
Schnütgen. Jetzt ist ein Teil der Schätze leihweise an ihren<br />
Ursprungsort zurückgekehrt. Für Interessenten bietet<br />
Schumacher Führungen durch seine Sammlung an. Für Terminabsprachen<br />
ist er unter der Rufnummer 0221/316065 zu<br />
erreichen.<br />
Beilagenhinweis:<br />
Dieser Ausgabe liegen Beilagen der Katholischen Nachrichtenagentur<br />
(KNA) und eine Einladung zum „Kongress Christlicher<br />
Führungskräfte 2007 in Leipzig bei.“<br />
Editorial<br />
Nachdem die Landtagswahlen in Baden-Württemberg,<br />
Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt nun so gelaufen<br />
sind, dass keine Partei der großen Koalition als Verlierer<br />
dasteht, muss jetzt die Devise lauten: Ab auf die Reformbaustellen!<br />
Reformen auf dem Arbeitsmarkt, in den Sozialversicherungssystemen,<br />
in der Familienpolitik und im<br />
Unternehmenssteuerrecht sind dabei vordringlich.<br />
Als <strong>BKU</strong> sind wir gefordert, hier profiliert Stellung zu<br />
beziehen und unserer Rolle als ordnungpolitisches Gewissen<br />
gerecht zu werden. Unser Arbeitskreis „Soziale<br />
Ordnung“ hat zu den erstgenannten Themen ein „Reformpapier<br />
Soziale Ordnung“ verfasst, das seit seiner Veröffentlichung<br />
vor drei Wochen auf ausgesprochen großes<br />
Interesse gestoßen ist.<br />
Ende April wird unser Arbeitskreis Mittelstand ein eigenes<br />
Steuerkonzept vorstellen, das ein mittelstandsfreundliches<br />
Unternehmenssteuerrecht in den Mittelpunkt<br />
seiner Überlegungen rückt. Ich bin überzeugt, dass wir<br />
auch damit der derzeitigen Reformdiskussion einen nachhaltigen<br />
Impuls verleihen können.<br />
Dass wir uns aber nicht nur um die innerdeutschen Probleme<br />
kümmern, beweist unser entwicklungspolitisches<br />
Engagement. Hier setzen wir inhaltliche Akzente und machen<br />
uns auch stark für die praktische Umsetzung. Die<br />
Unterstützung einer kirchlichen Mikrofinanzbank in Nigeria<br />
nimmt konkrete Züge an.<br />
Als „Querdenker“ machen wir uns mit unseren An- und<br />
Vorstößen nicht immer nur beliebt. Wir bekommen aber<br />
auch viel Zuspruch dafür, dass wir uns nicht vom Zeitgeist<br />
verunsichern oder von kurzfristigem Pragmatismus verführen<br />
lassen.<br />
Marie-Luise Dött, MdB<br />
Reformen<br />
voranbringen<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1_06_3
Vorschau<br />
Gerechtigkeit vor Gottes Angesicht<br />
24. bis 28. Mai 2006: Katholikentag in Saarbrücken<br />
Bundespräsident Horst<br />
Köhler und Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel (CDU)<br />
kommen zum 96. Deutschen<br />
Katholikentag nach Saarbrücken.<br />
Das Programm<br />
vom 24. bis 28. Mai sieht<br />
mehr als 1 000 Veranstaltungen<br />
vor.<br />
Aus der Politik werden in<br />
Saarbrücken unter anderen<br />
auch erwartet der luxemburgi-<br />
Freitag, 26. Mai 2006, 10.30-12.00 Uhr<br />
Messegelände<br />
Finanzmärkte der Armen<br />
Mikrofinanz - Investitionschance und Schlüssel gegen die Armut<br />
Der Zugang zu Sparen und Kredit ist für „Arme“ so wichtig wie Lesen und<br />
Schreiben. Diese Erkenntnis Raiffeisens hat sich in der Entwicklungspolitik<br />
durchgesetzt. Spezielle Mikrofinanzinstitute in Entwicklungsländern<br />
arbeiten heute so professionell, dass sie für Investoren aus dem „Norden“<br />
interessant werden, sogar in Afrika.<br />
Einführungsvortrag<br />
Dr. Hans Reckers, Mitglied des Vorstandes der Deutschen Bundesbank<br />
Kurzpräsentationen<br />
Dr. Claus-Peter Zeitinger, Aufsichtsratsvorsitzender ProCredit Holding<br />
AG, Frankfurt<br />
Dr. Brigitta Herrmann, Geschäftsführerin Oikocredit D-A-CH-S e.V. -<br />
Dachverband deutschsprachiger Förderkreise, Köln<br />
Winfried Hinzen, Mitglied des Vorstandes der Pax-Bank eG, Köln<br />
Schatzmeister des <strong>BKU</strong><br />
Reverend Dr. Obiora F. Ike, Generalvikar der Diözese Enugu/Nigeria<br />
Moderation:<br />
Peter Weiß, MdB, ZdK-Sprecher für Weltkichliche Solidarität und<br />
Entwicklungszusammenarbeit<br />
Samstag, 27. Mai 2006, 10.30 - 12.00 Uhr<br />
Messegelände<br />
Schicksalsthema Bildung<br />
Bildung braucht Unternehmergeist, Unternehmen brauchen gut ausgebildete<br />
Mitarbeiter. Vor allem auf kommunaler Eben hat diese Erkenntnis zu sehr<br />
vielfältigen Formen der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Bildungseinrichtungen<br />
geführt, vom Kindergarten bis zur Universität. In den<br />
meisten Fällen ergibt sich daraus für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation.<br />
Gemeinsame Veranstaltung von:<br />
Bund Katholischer Unternehmer (<strong>BKU</strong>)<br />
Katholische Elternschaft Deutschlands (KED)<br />
Katholische Erziehergemeinschaft (KEG)<br />
Einführungsvortrag<br />
Dieter Althaus, MdL, Ministerpräsident des Landes Thüringen<br />
Co-Statements<br />
Marie-Theres Kastner, MdL, Bundesvorsitzende der KED<br />
Bernhard Buckenleib, Bundesvorsitzender der KEG<br />
Marie-Luise Dött, MdB, Bundesvorsitzende des <strong>BKU</strong><br />
4_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />
sche Premier Jean-Claude<br />
Juncker, Bundestagspräsident<br />
Norbert Lammert, Vize-Kanzler<br />
Franz Müntefering,<br />
Bundesinnenminister Wolfgang<br />
Schäuble und EntwicklungshilfeministerinHeidemarie<br />
Wieczorek-Zeul.<br />
Das Zentralkomitee der Katholiken<br />
rechnet mit 20 000<br />
Dauerteilnehmern und jeweils<br />
mehreren tausend Tagesgästen.<br />
Das Leitwort lautet „Gerechtigkeit<br />
vor Gottes Angesicht“.<br />
Das Programm nennt vier<br />
Themenbereiche: „Gerechtigkeit<br />
– Schlüsselbegriff biblischer<br />
Theologie“, „Gerechtigkeit<br />
– Prüfstein für ein Land<br />
im Umbruch“, „Gerechtigkeit<br />
– Maßstab für das neue Europa“<br />
und „Gerechtigkeit –<br />
Hoffnung der Menschen weltweit“.<br />
Vorgesehen sind unter<br />
Der <strong>BKU</strong> auf dem Katholikentag<br />
anderem Gottesdienste und<br />
Workshops, musikalische Darbietungen<br />
und Ausstellungen,<br />
Vorträge, Diskussionsforen<br />
und Feste sowie thematische<br />
Zentren etwa zur Bibel und zur<br />
Ökumene. Auf einer „Kirchenmeile“<br />
wollen sich etwa<br />
200 kirchliche Organisationen<br />
präsentieren.<br />
Infos unter www.zdk.de<br />
Freitag, 26. Mai 2006, 16.30 - 19.00 Uhr<br />
IHK Saarland, Haus der Saarwirtschaft, Franz-Josef-Röder-Str. 9, 66119 Saarbrücken<br />
Mit Werten führen<br />
Unternehmerischer Erfolg setzt nachhaltige Gewinne voraus und schließt<br />
das Wohl der Mitarbeiter, die „Person“ sind und sich und ihre Begabungen<br />
und Fähigkeiten entfalten sollen, mit ein. Eigenverantwortung und Beteiligungschancen<br />
sind Weg und Ziel zugleich. Dies entspricht moderner<br />
Unternehmensführung und dem christlichen Menschenbild: Mitarbeiter<br />
werden Mitunternehmer!<br />
Gemeinsame Veranstaltung von:<br />
Bund Katholischer Unternehmer (<strong>BKU</strong>)<br />
Bundesverband Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV)<br />
Industrie- und Handelskammer (IHK) Saarland<br />
Einführungsvortrag<br />
Andrea Juchem, Gesellschafterin und Sprecherin der Geschäftsführung<br />
Franz Juchem GmbH & Co KG, Eppelborn<br />
Co-Statements<br />
Pater Dr. Benno Kuppler SJ, Geistlicher Beirat des KKV München,<br />
Unternehmensberater<br />
Dr. Richard Weber, Präsident der IHK Saarland, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Karlsberg Brauerei KG Weber<br />
Manuel Herder, Verleger, Verlag Herder GmbH Co.KG, Freiburg<br />
Wolfgang Meiser, Geschäftsführender Gesellschafter der Gebr. Meiser<br />
GmbH, Schmelz-Limbach<br />
Moderation:<br />
Marie-Luise Dött, MdB, <strong>BKU</strong>-Bundesvorsitzende<br />
anschließend Empfang<br />
Ökumene in München<br />
Einladung zum Kirchentag 2010<br />
Der zweite Ökumenische<br />
Kirchentag (ÖKT) 2010<br />
kann wie geplant in München<br />
stattfinden.<br />
Die katholischen und evangelischen<br />
Bischöfe der bayerischen<br />
Landeshauptstadt laden<br />
nun offiziell ein, bestätigte das<br />
Zentralkomitee der deutschen<br />
Katholiken und der Deutsche<br />
Evangelische Kirchentag als<br />
gemeinsame Ausrichter. Die<br />
offizielle Einladung gilt als<br />
wesentlicher Schritt für die<br />
weitere Planung. Die fehlende<br />
Einladung hatte auf katholischer<br />
Seite immer wieder zu<br />
Spekulationen geführt, weil<br />
ungewiss ist, wer 2010 an der<br />
Spitze des Erzbistums München-Freising<br />
steht. Kardinal<br />
Friedrich Wetter vollendet im<br />
Februar 2008 das 80. Lebensjahr.<br />
Als Gastgeber des zweiten<br />
ÖKT fungieren nun die<br />
evangelische Landeskirche<br />
Bayern und das Erzbistum<br />
München-Freising.
Schwerpunkt: Katholische Soziallehre aktuell<br />
Wichtige Klarstellungen für engagierte Christen<br />
Der <strong>BKU</strong> begrüßt die Aussagen der neuen Enzyklika „Deus Caritas est”<br />
Gleich zwei zentrale Dokumente<br />
hat die Katholische<br />
Kirche in diesen Tagen veröffentlicht.<br />
Ende Januar<br />
stellte Papst Benedikt XVI.<br />
unter dem Titel „Deus Caritas<br />
est“ seine erste Enzyklika<br />
vor. Wenig später erschien<br />
das „Kompendium<br />
der Soziallehre der Kirche“<br />
in einer offiziellen deutschen<br />
Übersetzung. Grund<br />
genug für einen Journal-<br />
Schwerpunkt zur Katholischen<br />
Soziallehre.<br />
von Peter Unterberg<br />
und der KNA<br />
Die neue Papst-Enzyklika<br />
„Deus Caritas est“ enthält<br />
wichtige Klarstellungen für<br />
Christen, die sich in Politik<br />
und Gesellschaft engagieren.<br />
Auf diesen Aspekt hat der<br />
Bund Katholischer Unternehmer<br />
in einer Stellungnahme zu<br />
dem Dokument hingewiesen.<br />
„Papst Benedikt XVI. zeigt<br />
zudem klar auf, wo die Staatskunst<br />
ihre Grenzen findet“,<br />
sagte die <strong>BKU</strong>-Vorsitzende<br />
Marie-Luise Dött, MdB.<br />
So stelle der Papst einerseits<br />
klar, dass es auf Erden<br />
keine gerechte Staatsordnung<br />
geben könne, die den Dienst<br />
der Liebe überflüssig machen<br />
kann. Dazu heißt es in dem<br />
Dokument wörtlich: „Der totale<br />
Versorgungsstaat, der alles<br />
an sich zieht, wird letztlich<br />
zu einer bürokratischen Instanz,<br />
die das Wesentliche nicht<br />
geben kann, das der leidende<br />
Mensch – jeder Mensch –<br />
braucht: die liebevolle persönliche<br />
Zuwendung“.<br />
Mahnung<br />
zur Gerechtigkeit<br />
Dennoch fordere der Papst<br />
vom Staat klar das Streben<br />
nach Gerechtigkeit ein, wobei<br />
Er setzte die Liebe ins Zentrum seiner ersten Enzyklika: Papst Benedikt XVI.<br />
Foto: KNA<br />
die Kirche Orientierung geben<br />
könne, erklärte Dött und zitierte<br />
weiter: „Die gerechte<br />
Ordnung der Gesellschaft und<br />
des Staates ist zentraler Auftrag<br />
der Politik. Ein Staat, der<br />
nicht durch Gerechtigkeit definiert<br />
wäre, wäre nur eine<br />
große Räuberbande.“ Als<br />
Orientierungshilfe für die Frage,<br />
was gerecht sei, biete er die<br />
Katholische Soziallehre an,<br />
ohne damit jedoch politische<br />
Macht für die Kirche zu beanspruchen.<br />
Papst nimmt die Laien in<br />
die Verantwortung<br />
„Stattdessen nimmt uns der<br />
Papst als politisch aktive<br />
Christen in die Pflicht,“ beton-<br />
In seiner ersten Fastenbotschaft<br />
hat Papst Benedikt<br />
XVI. eine falsche Gewichtung<br />
im sozialpolitischen<br />
Engagement von Christen<br />
kritisiert.<br />
In der Geschichte hätten<br />
manche gemeint, „man müsse<br />
zuerst die Erde verbessern und<br />
dann an den Himmel denken“,<br />
schrieb der Papst. Angesichts<br />
te Dött. Die Aufgabe, für eine<br />
gerechte Ordnung in der Gesellschaft<br />
zu wirken, delegiere<br />
er an die gläubigen Laien. Diese<br />
seien als Staatsbürger berufen,<br />
„persönlich am öffentlichen<br />
Leben teilzunehmen.<br />
Sie können daher nicht darauf<br />
verzichten, sich einzuschalten<br />
in die vielfältigen und verschiedenen<br />
Initiativen auf<br />
wirtschaftlicher, sozialer, gesetzgebender,verwaltungsmäßiger<br />
und kultureller Ebene,<br />
die der organischen und institutionellen<br />
Förderung des Gemeinwohls<br />
dienen“.<br />
Wenige Tage später hat ein<br />
Artikel aus der Feder des Papstes<br />
diese Deutung indirekt bestätigt.<br />
Die Kirche solle nicht<br />
selbst aktiv Politik betreiben,<br />
drückender Zwänge habe es<br />
die Versuchung gegeben, vorrangig<br />
die äußeren Strukturen<br />
verändern zu wollen. Darin<br />
liege jedoch eine Säkularisierung<br />
des Heils, in der Christentum<br />
durch Moralismus und<br />
Glauben durch Tun ersetzt<br />
worden sei.<br />
Dagegen gehe es der Kirche<br />
um ein ganzheitliches Heil<br />
sondern respektiere die Autonomie<br />
des Staates, schrieb Benedikt<br />
XVI. in der katholischen<br />
Zeitschrift „Famiglia<br />
Cristiana“.<br />
Sie nehme jedoch leidenschaftlich<br />
am Kampf für Gerechtigkeit<br />
teil, betonte der<br />
Papst unter Bezug auf die<br />
neue Enzyklika. Es sei Aufgabe<br />
der Kirche, die politische<br />
Vernunft von reinen Machtinteressen<br />
zu befreien. Christen<br />
in öffentlichen Ämtern fordert<br />
Benedikt XVI. auf, durch ihr<br />
politisches Handeln eine gerechte<br />
Gesellschaft zu fördern.<br />
Neben der Gerechtigkeit<br />
sei jeder aber immer auch auf<br />
Liebe angewiesen.<br />
Im direkten Bezug auf sein<br />
Lehrschreiben räumt das Kirchenoberhaupt<br />
ein, dass vor<br />
allem der erste Teil der Enzyklika,<br />
der von der philosophischen<br />
und biblischen Grundlegung<br />
des Liebesbegriffs<br />
handelt, etwas schwierig und<br />
theoretisch wirken könnte.<br />
„Wenn man aber weiterliest,<br />
wird klar, dass ich auf ein paar<br />
sehr konkrete Fragen für das<br />
christliche Leben antworten<br />
wollte.“ ■<br />
Der Text der Enzyklika ist auf<br />
der Homepage der Deutschen<br />
Bischofskonferenz dokumentiert<br />
(www.dbk.de).<br />
Erst der Himmel, dann die Erde<br />
Fastenbotschaft bewertet sozialpolitisches Engagement von Christen<br />
des Menschen. Als beispielhaft<br />
nannte der Papst die historische<br />
Entwicklung des Gesundheits-<br />
und Bildungswesens<br />
durch kirchliche Initiativen.<br />
Sie gäben „noch heute<br />
einen Weg an, der die Welt zu<br />
einer Globalisierung führen<br />
kann, die um das wahre Wohl<br />
des Menschen kreist und so zu<br />
authentischem Frieden führt“.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 5
Schwerpunkt: Katholische Soziallehre aktuell<br />
Gottes- und Menschenbild stehen im Zentrum<br />
<strong>BKU</strong>-Berater Roos über zentrale Gedanken der neuen Enzyklika<br />
Der Mensch ist nicht das<br />
Produkt einer „blinden<br />
Evolution“, sondern von einem<br />
liebenden Gott geschaffen.<br />
Diese Erkenntnis<br />
und ihre Folgen für die Theologie<br />
bilden das Zentrum<br />
der neuen Papstenzyklika.<br />
von Prof. Dr. Lothar Roos<br />
ist das Wichtigste<br />
am christ-<br />
1.Was<br />
lichen Glauben?<br />
Mit der ersten Enzyklika Papst<br />
Benedikts XVI. lautet die Antwort:<br />
Unser Gottesbild und<br />
das von ihm geformte Menschenbild:<br />
„Gott ist die Liebe“<br />
und: „Wir haben die Liebe erkannt,<br />
die Gott zu uns hat, und<br />
ihr geglaubt“ (1 Joh 4,16).<br />
„Wir sind nicht das Produkt einer<br />
blinden Evolution, sondern<br />
jeder von uns entspringt einem<br />
eigenen Gedanken Gottes: Jeder<br />
ist gewollt, jeder ist geliebt,<br />
jeder wird gebraucht“, so hatte<br />
Benedikt XVI. bereits in seiner<br />
ersten Predigt als Papst gesagt.<br />
Wir sind von Gott geliebt<br />
und in dieser Liebe untereinander<br />
und mit allen Menschen<br />
dieser Erde in Liebe verbunden<br />
und zur Liebe verpflichtet.<br />
Da dies nur in Glauben zu erfassen<br />
ist, richtet sich die Enzyklika<br />
„an alle Christgläubigen“.<br />
Wer diesen Glauben<br />
nicht teilt, vermag der Botschaft<br />
der Enzyklika nicht ohne<br />
weiteres zu folgen.<br />
bedeutet aber<br />
nicht, dass „das Ei-<br />
2.Das<br />
gentliche des Christentums<br />
aus den grundlegenden<br />
Lebenszusammenhängen<br />
des Menschseins ausgegliedert<br />
und zu einer Sonderwelt“<br />
würde, die „vom Ganzen der<br />
menschlichen Existenz abgeschnitten“<br />
wäre. Im Gegenteil:<br />
Weil Gott alle Menschen ge-<br />
6_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />
schaffen und weil er in Jesus<br />
unser aller Bruder geworden<br />
ist, deshalb ist das christliche<br />
Gottes- und Menschenbild für<br />
das Glück aller Menschen bedeutsam.<br />
Denn die „schenkende<br />
Liebe“ (Agape) Gottes und<br />
die „begehrende Liebe“ (Eros)<br />
des Menschen sind zutiefst<br />
miteinander verbunden. Erst<br />
wer die Liebe Gottes begriffen<br />
hat und den darin uns geschenkten<br />
Sinn des Lebens,<br />
der vermag auch dem Mitmenschen<br />
in rechter Weise zu begegnen.<br />
Agape und Eros hängen<br />
innerlich miteinander zusammen.<br />
Es gibt nur eine Liebe.<br />
die Kirche ergibt<br />
sich daraus ein<br />
3.Für<br />
„dreifacher Auftrag“:<br />
die „Verkündigung von<br />
Gottes Wort“, die „Feier der<br />
Sakramente“ und der „Dienst<br />
der Liebe“. Diese Aufgaben<br />
bedingen sich gegenseitig und<br />
sind nicht voneinander zu trennen.<br />
„Der Liebesdienst ist für<br />
die Kirche nicht eine Art<br />
Wohlfahrtsaktivität, die man<br />
auch anderen überlassen könnte,<br />
sondern er gehört zu ihrem<br />
Wesen, ist unverzichtbarer<br />
Ausdruck ihrer selbst“.<br />
Benedikt XVI. widmet diesem<br />
„Dienst der Liebe“ das<br />
Hauptaugenmerk seiner Enzyklika.<br />
Weil die Kirche „Gottes<br />
Familie in der Welt“ darstellt,<br />
darf es in dieser Familie „keine<br />
Notleidenden geben“; „zugleich<br />
aber überschreitet Caritas-Agape<br />
die Grenzen der<br />
Kirche“, wie dies im Gleichnis<br />
Jesu vom barmherzigen<br />
Samariter sichtbar wird, das<br />
„die Universalität der Liebe<br />
ausdrückt. Sie wendet sich<br />
dem Bedürftigen zu, dem man<br />
‚zufällig' (vgl. Lk 10,31) begegnet,<br />
wer immer er auch sei.“<br />
(25).<br />
Caritas der<br />
Kirche und ihre<br />
4.Die<br />
Soziallehre sind in<br />
gleicher Weise unentbehrlich,<br />
um Gottes Liebe zum Menschen<br />
zu leben. Deswegen<br />
handelt Benedikt XVI. nicht<br />
nur von der Caritas der Kirche,<br />
sondern ausführlich auch von<br />
ihrer Soziallehre. Dies geschieht<br />
unter der Überschrift<br />
„Gerechtigkeit und Liebe“.<br />
Die moderne „Katholische<br />
Soziallehre“ entstand in der<br />
Auseinandersetzung mit den<br />
Ideologien und sozialen Nöten<br />
„seit dem 19. Jahrhundert“.<br />
Benedikt XVI. stellt hier seiner<br />
deutschen Heimat ein beispielhaftes<br />
Zeugnis aus. Er<br />
nennt ausdrücklich Bischof<br />
Ketteler von Mainz als „Wegbereiter“<br />
und spricht über Vereinigungen,<br />
„die im 19. Jahrhundert<br />
den Kampf gegen Armut,<br />
Krankheit und Bildungsnotstand<br />
aufnahmen“.<br />
Gegenstand der Soziallehre<br />
der Kirche ist die Frage, wie<br />
mehr Gerechtigkeit gefunden<br />
und geschaffen werden kann.<br />
Ihr wichtigstes erkenntnistheoretisches<br />
Instrument ist dabei<br />
das, „was allen Menschen wesensgemäß<br />
ist“, das bedeutet:<br />
„Die Soziallehre der Kirche<br />
argumentiert von der Vernunft<br />
und vom Naturrecht her“ (28).<br />
Der dazu nötige „Imperativ<br />
der Nächstenliebe“ ist „vom<br />
Schöpfer in die Natur des<br />
Menschen selbst eingeschrieben“<br />
(31). Damit stellt Benedikt<br />
XVI. klar: Die naturrechtliche<br />
Argumentation ist für die<br />
Soziallehre der Kirche wesentlich<br />
und deshalb unverzichtbar.<br />
Eine zentrale Aufgabe des<br />
christlichen Glaubens und der<br />
Kirche besteht in ihrer Pflicht,<br />
„durch ethische Bildung ihren<br />
Beitrag zu leisten, damit die<br />
Ansprüche der Gerechtigkeit<br />
einsichtig und politisch durchsetzbar<br />
werden“ (28).<br />
seiner Enzyklika<br />
„Deus Cari-<br />
5.Mit<br />
tas est“ macht Benedikt<br />
XVI. auf die kulturbildende<br />
Kraft des christlichen<br />
Glaubens, der von ihm ausgehenden<br />
Liebe und dem Streben<br />
nach Gerechtigkeit aufmerksam.<br />
Dass Gott, der die<br />
Liebe ist, den Menschen als<br />
„sein Abbild“ geschaffen hat,<br />
dass Jesus Christus, die<br />
menschgewordene Liebe Gottes,<br />
sich mit den Geringsten<br />
seiner und unserer Brüder und<br />
Schwestern identifiziert (Mt<br />
25), hat die biblisch-christliche<br />
Kultur nachhaltig geprägt.<br />
Dies gilt nicht nur für die<br />
christliche Gestalt von Ehe<br />
und Familie, sondern für alle<br />
Tugenden und Werke der<br />
kirchlichen Caritas als einer<br />
der drei wesentlichen Lebensvollzüge<br />
der Kirche. Die „Caritas“<br />
ist die Frucht des Geistes,<br />
der in der Kirche jene „innere<br />
Kraft“ darstellt, „die ihr<br />
Herz mit dem Herzen Christi<br />
in Einklang bringt und sie bewegt,<br />
die Mitmenschen so zu<br />
lieben, wie er sie geliebt hat“.<br />
Benedikt XVI. legt eindrucksvoll<br />
dar, wie aus diesem Gottes-<br />
und Menschenbild vom<br />
Anfang der Kirche bis heute<br />
christliche Diakonie in der Geschichte<br />
Gestalt gewonnen hat<br />
und auch heute und morgen<br />
gewinnen kann. ■<br />
Prof. Dr. Lothar Roos ist Geistlicher<br />
Berater des <strong>BKU</strong>. Eine<br />
Langfassung dieses Textes finden<br />
Sie unter www.bku.de<br />
/Aktuelles
Verlässliche Orientierungshilfe<br />
Das Kompendium der Katholischen Soziallehre liegt jetzt auch auf Deutsch vor<br />
15 Monate nach seiner Veröffentlichung<br />
in italienischer<br />
Sprache liegt das<br />
„Kompendium der Soziallehre<br />
der Kirche“ jetzt auch<br />
auf Deutsch vor. Der Vorsitzende<br />
der Deutschen Bischofskonferenz,<br />
Karl Kardinal<br />
Lehmann, stellte die<br />
Übersetzung am 1. Februar<br />
der Öffentlichkeit vor.<br />
Lehmann erinnerte zunächst<br />
an die fünfjährige Vorarbeit<br />
an dem Werk, das am<br />
25. Oktober 2004 vom Päpstlichen<br />
Rat Justitia et Pax in<br />
Rom herausgegeben wurde.<br />
Das Buch ist Papst Johannes<br />
Paul II. gewidmet, auf dessen<br />
Initiative die Herausgabe des<br />
Werkes zurückgeht.<br />
Der Papst habe gewusst,<br />
wie gewaltig die sozialen Fragen<br />
und Herausforderungen<br />
der Menschheit sind und wie<br />
dringend man auf verlässliche<br />
Orientierung zu ihrer Lösung<br />
angewiesen ist. Johannes Paul<br />
II. sei überzeugt gewesen, dass<br />
die Soziallehre der Kirche dazu<br />
einen wichtigen Beitrag<br />
leisten könne. Dass das Wissen<br />
über diese Lehre so gering<br />
sei, liege auch daran, dass<br />
zwar die Texte der Sozialenzykliken<br />
zum Teil in verschiedenen<br />
Übersetzungen vorlägen,<br />
aber eine Zusammenschau der<br />
lehramtlichen Aussagen der<br />
Kirche fehle.<br />
Adressat: Alle Menschen<br />
guten Willens<br />
Diese Lücke ist nun geschlossen<br />
worden. Lehmann<br />
räumte jedoch ein, dass das<br />
Kompendium lediglich die<br />
päpstliche Sozialethik beinhalte.<br />
Es gebe indes noch andere<br />
Ausprägungen, etwa in<br />
der Befreiungstheologie, die<br />
hier nicht erwähnt werden.<br />
Adressaten des Textes seien<br />
Schwerpunkt: Katholische Soziallehre aktuell<br />
Präsentation der Deutschen Soziallehre: Verleger Manuel Herder (v.li.), Karl Kardinal Lehmann und der Direktor<br />
der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle in Mönchengladbach, Prof. Dr. Anton Rauscher SJ,<br />
der die deutsche Fassung sprachlich gegengelesen hat. Foto: Peter Unterberg<br />
auch die Gläubigen in den anderen<br />
Kirchen und Religionen<br />
sowie alle Menschen guten<br />
Willens, die sich für das Gemeinwohl<br />
einsetzen.<br />
Vom Recht auf Arbeit bis<br />
zur Umweltethik<br />
Lehmann wörtlich: „Viele<br />
Themen werden durch das<br />
Kompendium neu in das Gespräch<br />
gebracht. Dies gibt Anregungen<br />
für eine schöpferische<br />
Beschäftigung mit aktuellen<br />
Problemen, die vom<br />
Recht auf Arbeit bis zur Umweltethik<br />
reichen. Das Verhältnis<br />
von Theologie und Katholischer<br />
Soziallehre wird<br />
neu thematisiert. Dies befruchtet<br />
den ökumenischen<br />
Dialog zu diesen Grundfragen.<br />
Auch das Verhältnis zur säkularen<br />
Sozialethik kommt wieder<br />
auf die Tagesordnung. Immer<br />
wieder wird der enge Zusammenhang<br />
mit der Evangelisierung<br />
aufgezeigt. Dies ist<br />
ein neuer Aspekt der Soziallehre.“<br />
Peter Unterberg ■<br />
„Alle rufen nach Werten –<br />
hier sind sie!“<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglied Herder verlegte das Kompendium<br />
Herausgeber der deutschen<br />
Ausgabe der Soziallehre ist<br />
der Herder-Verlag in Freiburg.<br />
„Für uns als unabhängigen<br />
Verlag ist das ein<br />
sehr interessantes Projekt“,<br />
sagte Verleger und <strong>BKU</strong>-<br />
Mitglied Manuel Herder bei<br />
der Vorstellung der deutschen<br />
Ausgabe.<br />
Im Verlagsprogramm Herder<br />
besitzt das „Kompendium<br />
der Soziallehre der Kirche“ einen<br />
prominenten Vorgänger:<br />
Das auf vier Bände angelegte<br />
„Werkbuch der katholischen<br />
Sozialethik“ war das Hauptwerk<br />
(1951-58) von Eberhard<br />
Welty. Welty verstarb 1965 vor<br />
der Fertigstellung des 4. Bandes,<br />
so dass nur drei Bände als<br />
„Herders Sozialkatechismus“<br />
mit hohen Auflagen und in<br />
sechs Sprachen übersetzt erschienen.<br />
Nun hofft Herder, dass das<br />
sich das neue Werk ebenso wie<br />
dieser Klassiker zu einer Gesprächsgrundlage<br />
zwischen<br />
Kirche und Welt entwickelt.<br />
Das Buch solle „Streit auslösen<br />
im Sinne der Sache“ und<br />
sich als Standardwerk für die<br />
Meinungsführer entwickeln.<br />
„Der Katechismus sagt mir,<br />
was ich glaube, wenn ich dazugehöre.<br />
Das Kompendium<br />
der Soziallehre sagt mir, wofür<br />
die Kirche steht“, erklärte der<br />
Verleger und nannte einige<br />
Beispiele für Themen, die in<br />
dem Werk behandelt werden.<br />
So reicht der Inhalt von einer<br />
Stellungnahme zum Humankapital<br />
über Korruption bis<br />
zum Drogenhandel und umfasse<br />
damit alle wichtigen<br />
Themen der modernen Welt.<br />
„Alle rufen nach Werten – hier<br />
sind sie!“, meinte Herder<br />
selbstbewusst. ■<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 7
Schwerpunkt: Katholische Soziallehre aktuell<br />
Handlungsmodell für die Praxis<br />
Prof. Ockenfels skizziert die Katholische Soziallehre – Besuch beim <strong>BKU</strong> in Stuttgart<br />
Was die Katholische Soziallehre<br />
ist oder bedeuten solle,<br />
dazu gibt es viele unterschiedliche<br />
Meinungen,<br />
sagte der Geistliche Berater<br />
des <strong>BKU</strong>, Prof. Dr. Wolfgang<br />
Ockenfels, jetzt in einem<br />
Vortrag vor der Diözesangruppe<br />
Stuttgart.<br />
von Prof. Ernst Hagenmeyer<br />
Jedenfalls ist sie nicht bloß<br />
ein „System offener Sätze“<br />
(H.-J. Wallraff), und auch im<br />
Kern findet sie nicht „Platz auf<br />
einem Fingernagel“, wie Oswald<br />
von Nell-Breuning meinte.<br />
Sie stellt sich vielmehr dar<br />
als ein „komplexes System<br />
normativer Werte und Prinzipien,<br />
die sich aus dem personalen<br />
christlichen Menschenbild<br />
herleiten lassen“.<br />
Entscheidend für sie sei,<br />
dass der freiheitliche Subjektcharakter<br />
aller gesellschaftlichen<br />
Institutionen gewahrt<br />
bleibt. Diesen Schwerpunkt<br />
hat vor allem das Zweite Vatikanische<br />
Konzil in der Pastoralkonstitution<br />
„Gaudium et<br />
spes“ hervorgehoben.<br />
Katholische Soziallehre heißt<br />
eine eigenständige theologische<br />
Disziplin. Sie hat ihre<br />
Wurzeln im 19. Jahrhundert.<br />
Die mit der Industrialisierung<br />
einhergehende Verelendung<br />
der Arbeiter forderte die Kirche<br />
heraus, Antworten auf die<br />
so genannte soziale Frage zu<br />
geben.<br />
Denn diese war nicht mehr<br />
einfach durch karitative Fürsorge<br />
zu lösen. Vielmehr kam<br />
deutlich ins Bewusstsein, dass<br />
die soziale Misere nur durch<br />
eine gerechte Wirtschafts- und<br />
Gesellschaftsordnung zu<br />
8_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />
Freilich ist die Soziallehre<br />
der Kirche nicht erst ein Produkt<br />
des 19. Jahrhunderts, wie<br />
immer wieder behauptet wird.<br />
Vielmehr entwickelte sie sich<br />
aus frühen biblischen Impulsen<br />
und Traditionen der Kirche,<br />
die ihre geschichtlichen<br />
Erfahrungen mit sozialen Fragen<br />
und Ordnungsproblemen<br />
(Begründung des Privateigentums,<br />
Problem von Zins und<br />
Wucher, von Krieg und Frieden,<br />
von Menschenwürde und<br />
Menschenrechten etc.) theologisch-philosophischreflektiert<br />
hat.<br />
Die „Arbeiterfrage“ des 19.<br />
Jahrhunderts scheint aber eine<br />
Neuauflage zu bekommen,<br />
wie auch die alten neuzeitlichen<br />
Ideologien, vor allem<br />
der Sozialismus, wiederkehren<br />
können. Mit der „Zeitenwende<br />
von 1989“ ist das Zeitalter<br />
der Ideologien keineswegs<br />
abgeschlossen.<br />
Mit der Globalisierung ziehen<br />
neue soziale Fragen am<br />
Horizont der Weltgeschichte<br />
auf. Eine der größten Herausforderungen<br />
für den Weltfrieden<br />
bildet der islamische Fundamentalismus.<br />
Hier steht die<br />
Kirche mit ihrer Soziallehre<br />
vor einer gewaltigen Bewährungsprobe.<br />
Als Welt-Kirche<br />
verfügt sie über genügende sozialethische<br />
Ressourcen, den<br />
Dialog vor allem mit den politisierten<br />
Weltreligionen zu<br />
führen. In diesem friedensstiftenden<br />
Diskurs wird die naturrechtliche,<br />
also vernunft- und<br />
wertbezogene Argumentation<br />
eine große Rolle spielen. In<br />
diesem Sinne wird Benedikt<br />
XVI. das Erbe Johannes Pauls<br />
II. aufgreifen und die Tradition<br />
der Soziallehre kontinuierlich<br />
weiterführen.<br />
Besonders durch Rundschreiben<br />
und Ansprachen hat<br />
der „polnische Papst“ eine<br />
Spur gezogen, die für die Soziallehre<br />
von weitreichender<br />
Bedeutung ist. Seine Sozialenzykliken<br />
– von „Laborem<br />
exercens“ (1981) über „Sollicitudo<br />
rei socialis“ (1988) bis<br />
hin zu „Centesimus annus“<br />
(1991) – enthalten Gedanken<br />
und Weisungen, die auch in<br />
der katholischen Welt noch<br />
nicht hinreichend aufgegriffen<br />
worden sind. Sein deutscher<br />
Nachfolger hat uns mit seiner<br />
ersten Enzyklika „Deus Cari-<br />
Katholische Soziallehre<br />
überwinden ist. Papst Leo<br />
XIII. legte mit der Enzyklika<br />
„Rerum novarum“ von 1891<br />
die Grundlage für eine eigene<br />
kirchliche Soziallehre, die<br />
heute auch als christliche Sozialethik<br />
bezeichnet wird.<br />
Nachfolgende Päpste haben<br />
die darin formulierten Grundsätze<br />
entfaltet und weiterentwickelt.<br />
Drei Prinzipien stehen im<br />
Mittelpunkt: Nach dem<br />
Grundsatz des Personalprinzips<br />
gilt der Mensch im<br />
Gegensatz zu einseitig individualistischen<br />
oder kollektivis-<br />
tischen Lehren als selbstständige<br />
Person, die aber in die<br />
Gemeinschaft eingebunden<br />
ist. Nach dem Grundsatz der<br />
Solidarität tragen alle wechselseitig<br />
Verantwortung füreinander.<br />
Nach dem Grundsatz<br />
der Subsidiarität kommt<br />
einzelnen oder kleinen Gruppen<br />
gegenüber übergeordneten<br />
organisatorischen Einheiten<br />
vorrangig das Recht und<br />
die Pflicht zu, die eigenen Angelegenheiten<br />
selbstständig zu<br />
regeln.<br />
Im Gegensatz zum marxistischen<br />
Sozialismus verteidigt<br />
tas est“ an die karitativen Wurzeln<br />
der Soziallehre erinnert.<br />
Aber ein konkretes „Modell“<br />
zur Lösung weltweiter sozialer<br />
Fragen kann und will uns<br />
die Katholische Soziallehre<br />
nicht liefern. Mit ihren abstrakten<br />
(nicht formalen) Werten,<br />
Normen und Prinzipien<br />
hilft sie uns jedoch in Deutschland,<br />
konkrete Modelle zu entwerfen.<br />
Und das ist ein Auftrag,<br />
der besonders die „Laien“<br />
angeht, die in sozialen Fragen<br />
ohnehin die eigentlichen<br />
Fachleute sind.<br />
In der Diskussion wurde<br />
schnell deutlich, dass für die<br />
Handlungen des Einzelnen<br />
durchaus ein konkretes „Modell“<br />
erkennbar erscheint:<br />
Grundwerte wie Wahrheit, Gerechtigkeit,<br />
Freiheit (nach<br />
Werten), Liebe und Solidarität<br />
zu leben und vorzuleben, passt<br />
in den von der Katholischen<br />
Soziallehre vorgegebenen<br />
Rahmen hervorragend hinein.<br />
Der <strong>BKU</strong> bringt demnächst<br />
„10 Gebote für Unternehmer“<br />
heraus, auch ein konkretes Modell,<br />
sich moralisch einwandfrei<br />
im täglichen Wirtschaftsleben<br />
zurechtzufinden. ■<br />
die Katholische Soziallehre<br />
das Privateigentum, fordert<br />
aber dessen gerechte Verteilung.<br />
Auch das Wettbewerbsprinzip<br />
wird grundsätzlich anerkannt.<br />
Neben solchen Fragen<br />
befasst sich die Katholische<br />
Soziallehre auch mit<br />
Krieg und Frieden, einer gerechtenWeltwirtschaftsordnung<br />
und in jüngerer Zeit mit<br />
Umwelt- und Bioethik. Katholische<br />
Soziallehre ist in<br />
Deutschland eine Disziplin im<br />
Studium Katholische Theologie.<br />
KNA
Der Sozialkatechismus der<br />
katholischen Kirche ist die<br />
ideale Ergänzung zur jüngsten<br />
Enzyklika des Papstes.<br />
Anders als das relativ kurze<br />
Lehrschreiben aus Rom ist<br />
dieses „Kompendium der<br />
Soziallehre der Kirche“ ein<br />
umfassendes Nachschlagewerk.<br />
Von Ludwig Ring-Eifel, KNA<br />
Auf mehr als 500 Seiten belegt<br />
es die vielfältige Entwicklung<br />
des katholischen Beitrags<br />
zur Gesellschaftslehre der<br />
letzten 50 Jahre. Das Buch<br />
fasst die Lehren des Konzils<br />
und des Papsttums aus den<br />
vergangenen Jahrzehnten zu<br />
ethischen und gesellschaftspolitischen<br />
Themen zusammen.<br />
Da die Päpste in dieser Zeit<br />
immer wieder als Mahner gegen<br />
Kriege, Elend, Ungerechtigkeit<br />
und Verletzung von<br />
Rechten aufgetreten sind, liest<br />
sich der Text streckenweise<br />
wie ein Katalog aller Übel dieser<br />
Welt: ein spiegelbildliches<br />
Sittengemälde, das vom Verfall<br />
der Familie bis zum Elend<br />
in unterentwickelten Ländern<br />
im Zeitalter der Globalisierung<br />
reicht.<br />
Selbstmordattentäter<br />
sind keine Märtyrer<br />
In der langen Liste der Kritik<br />
an den gegenwärtigen Zuständen<br />
gelten die schärfsten<br />
Formulierungen dem religiös<br />
motivierten Terrorismus. Er<br />
wird als Entweihung und Gotteslästerung<br />
verurteilt. Weiter<br />
heißt es, wer Selbstmordattentäter<br />
als Märtyrer bezeichne,<br />
pervertiere die Idee des Martyriums.<br />
Märtyrer sei, wer sich<br />
für seinen Glauben töten lasse,<br />
nicht aber jemand, der im Namen<br />
Gottes töte. Terrorismus<br />
müsse absolut verurteilt wer-<br />
den, denn in ihm zeige sich die<br />
völlige Verachtung für das<br />
menschliche Leben.<br />
Neben diesen neueren Themen<br />
enthält das Kompendium<br />
auch die klassischen, im Zeitalter<br />
des Turbo-Kapitalismus<br />
oft vergessenen Theorien der<br />
Katholischen Soziallehre. Dazu<br />
zählen der Vorrang der<br />
menschlichen Arbeit vor dem<br />
Kapital oder die universale<br />
Bestimmung der Güter der Erde.<br />
Und es findet sich auch<br />
manches, das nach Meinung<br />
vieler eher in den Bereich privater<br />
Moral gehört - etwa Abtreibung,<br />
Verhütung, Ehescheidung<br />
oder „Homo-Ehe“.<br />
Diese Vermischung von<br />
„privater“ Moral und „politischem“<br />
Bereich ist typisch für<br />
das katholische Denken, das<br />
die menschliche Person und<br />
ihre unverletzliche Würde als<br />
Ausgangspunkt wählt und<br />
deshalb eine strikte Trennung<br />
zwischen privat und sozial<br />
nicht kennt. Eine der wichtigsten<br />
Schnittstellen zwischen<br />
der Einzelperson und Gesellschaft<br />
ist für sie die Familie,<br />
die nach kirchlicher Auffassung<br />
schon deshalb keine reine<br />
Privatangelegenheit sein<br />
kann, weil die Familien die<br />
Keimzellen der Gesellschaft<br />
bilden.<br />
Schwerpunkt: Katholische Soziallehre aktuell<br />
Gegen Turbo-Kapitalismus, Terror und Polygamie<br />
Sozialkatechismus ist die ideale Ergänzung zur Enzyklika<br />
„Kompendium der Soziallehre der<br />
Kirche“ Verlag Herder, Freiburg i.<br />
Br., 543 Seiten, Februar 2006<br />
14,90 Euro<br />
Die Aussagen des Kompendiums<br />
in diesem Bereich fallen<br />
gleichwohl verhältnismäßig<br />
zurückhaltend aus. Interessanterweise<br />
gilt die schärfste<br />
Verurteilung im Bereich Familie<br />
nicht der Scheidung und<br />
auch nicht „der Homo-Ehe“ –<br />
auch wenn beiden die hinreichend<br />
bekannten Absagen erteilt<br />
werden – sondern der<br />
Polygamie. Sie verneine radikal<br />
den Plan Gottes und widerspreche<br />
der gleichen Würde<br />
von Mann und Frau.<br />
Der erste Teil des Werkes<br />
geht auf die Frage nach dem<br />
theologischen Ort der Soziallehre<br />
und ihrer Zuordnung<br />
zum Sendungsauftrag der Kirche<br />
ein. Es folgen die Grundlagen<br />
und Prinzipien der Ka-<br />
Mikrofinanzierung:<br />
tholischen Soziallehre sowie<br />
deren Menschenbild. Anschließend<br />
werden die beiden<br />
Erkenntniswege der Glaube<br />
und die Vernunft, die Offenbarung<br />
und das Naturrecht bekräftigt.<br />
Im zweiten Teil geht es um<br />
wichtige Einzelthemen wie<br />
Ehe und Familie, Arbeit, Wirtschaft,<br />
Politik, Umwelt und<br />
Frieden. Der dritte Teil befasst<br />
sich mit der Frage, wie die<br />
Orientierungen das Handeln<br />
der Gläubigen inspirieren<br />
können und sollen, besonders<br />
im Blick auf die Laien. Ein<br />
130-seitiges Register enthält<br />
Verweise auf die Heilige<br />
Schrift, Konzilstexte, Sozialenzykliken<br />
und andere kirchliche<br />
Quellen. ■<br />
Soziales Engagement mit Rendite<br />
Die IPC ist ein führendes Unternehmen im Bereich der Mikrofinanzierung.<br />
Wir gründen, beraten und managen Finanzinstitutionen,<br />
die Kleinunternehmen in Entwicklungs- und<br />
Transformationsländern Zugang zu Finanzdienstleistungen<br />
ermöglichen. Unser<br />
Ansatz ist langfristig orientiert und<br />
verbindet soziale und betriebswirtschaftliche<br />
Ziele.<br />
Zentrale 069 / 95 14 37 - 0<br />
Infoline 069 / 95 14 37 - 99<br />
IPC - Internationale Projekt Consult GmbH<br />
Kirschwaldstrasse 19, D-60435 Frankfurt am Main<br />
www.ipcgmbh.com<br />
Die Inhaber-Teilschuldverschreibung:<br />
3-jährige Laufzeit<br />
5,0% Zinsen p.a.<br />
Laufzeitbeginn 01-März-06<br />
500 Stücke à EUR 10.000<br />
6-jährige Laufzeit<br />
6,5% Zinsen p.a.<br />
Laufzeitbeginn 01-März-06<br />
500 Stücke à EUR 10.000<br />
Unseren Wertpapierprospekt senden wir Ihnen gerne kostenlos zu.<br />
������� � ������ ����� �� ���� ��������<br />
Anzeige<br />
bku-90,5-131_3-3.indd 1 <strong>BKU</strong> - Journal 03.03.2006 1_06 15:11:37 9 Uhr
Kurz und Knapp<br />
Namen sind<br />
Nachrichten<br />
Prälat Karl Jüsten (44),<br />
hat seine zweite Amtszeit<br />
als Leiter<br />
des Katholischen<br />
Büros<br />
bei der Bundesregierungbegonnen.<br />
Der gebürtige<br />
Bad<br />
Honnefer,<br />
der 1987<br />
zum Priester geweiht wurde,<br />
leitet seit 2000 das Verbindungsbüro<br />
der katholischen<br />
Kirche zu Politik,<br />
Parteien und Institutionen<br />
am Regierungssitz. 2005<br />
ehrte Bundespräsident<br />
Horst Köhler ihn mit dem<br />
Bundesverdienstkreuz 1.<br />
Klasse.<br />
Dr. Susanna Schmidt (42),<br />
seit 1999 Direktorin der<br />
Katholischen Akademie in<br />
Berlin, hat zum 15. Februar<br />
die Leitung der Strategieabteilung<br />
unter Ministerin<br />
Annette Schavan (CDU) im<br />
Bildungsministerium übernommen.<br />
Die Leitung der<br />
Akademie haben kommissarisch<br />
Geschäftsführer<br />
Georg Wichmann und die<br />
bisherige wissenschaftliche<br />
Referentin Maria-Luise<br />
Schneider übernommen.<br />
In Bonn ist Anfang Februar<br />
das gemeinsame Haus der<br />
katholischen Ordensgemeinschaften<br />
in Deutschland<br />
eingeweiht worden.<br />
Im „Haus der Orden“ haben<br />
nun mehrere Einrichtungen<br />
und Dachverbände ihren Sitz:<br />
die Vereinigung Deutscher Ordensobern<br />
(VDO), der Ordens-oberinnen<br />
Deutschlands<br />
(VOD) und der Brüderorden<br />
(VOB), das Institut der Orden<br />
10_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />
Ethik wird Pflichtfach<br />
Gegen alle Widerstände verabschiedet Berliner Senat Gesetzentwurf<br />
Der Berliner Senat hat Ende<br />
Januar den Gesetzentwurf<br />
für das Unterrichtsfach<br />
Ethik beschlossen.<br />
Danach soll das Fach ab<br />
dem Schuljahr 2006/07 ab<br />
Klasse sieben an allen öffentlichen<br />
Schulen zweistündig<br />
eingeführt werden. Eine Abwahlmöglichkeit<br />
zu Gunsten<br />
des Religionsunterrichts ist<br />
nicht vorgesehen. Basis für<br />
das Fach sind nach Angaben<br />
von Bildungssenator Klaus<br />
Böger (SPD) die „Grundwerte,<br />
wie sie im Grundgesetz, der<br />
Verfassung Berlins und im<br />
Schulgesetz von Berlin formuliert<br />
sind“. Die fehlende<br />
Abwahlmöglichkeit stößt vor<br />
allem bei den Kirchen auf Kritik.<br />
Sie plädieren für gleichbe-<br />
Kirchliches<br />
Arbeitsgericht<br />
Die nord- und ostdeutschen<br />
Bistümer haben im Januar in<br />
Hamburg ein gemeinsames<br />
Kirchliches Arbeitsgericht eröffnet.<br />
Es soll Streitfälle im kollektiven<br />
Arbeitsvertrags- und<br />
Mitarbeitervertretungsrecht behandeln.<br />
Vorsitzende wurde die<br />
Richterin am Landesarbeitsgericht<br />
Niedersachsen, Roswitha<br />
Stöcke-Muhlack. KNA<br />
Orden unter einem Dach<br />
Gemeinsames Haus als Vorstufe zur Verbändefusion<br />
für missionarische Seelsorge<br />
(IMS) und das Solidarwerk der<br />
Orden (SW). Auch der Deutsche<br />
Katholische Missionsrat<br />
(DKMR) zieht nach Bonn um.<br />
Der gemeinsame Standort ist<br />
ein Schritt zu einer verstärkten<br />
Zusammenarbeit der Orden.<br />
Im Juni 2006 wollen VOD,<br />
VOB und VOD zu einem gemeinsamen<br />
Dachverband fusionieren.<br />
In Deutschland gibt<br />
es derzeit rund 34 000 Ordensleute.<br />
KNA<br />
rechtigte Fächer. Insbesondere<br />
die Berliner <strong>BKU</strong>-Gruppe hatte<br />
sich mehrfach kritisch zu den<br />
Plänen geäußert. Als Irrweg<br />
kritisierte auch der Berliner<br />
evangelische Bischof Wolfgang<br />
Huber die geplante Einführung.<br />
Wenn alle Religionen<br />
aus dem gleichen Abstand be-<br />
Wie fromm ist<br />
das Landvolk?<br />
Die Kirche muss sich mehr<br />
um die Seelsorge auf dem Land<br />
kümmern, fordert der Erfurter<br />
Bischof Joachim Wanke. „Es<br />
ist ein Trugschluss, dass die<br />
Menschen dort automatisch<br />
fromm sind“, sagte er. Angesichts<br />
der sinkenden Zahlen<br />
Hauptamtlicher in der Seelsorge<br />
sei jetzt die Stunde der Verbände<br />
und der Ehrenamtlichen.<br />
trachtet würden, ergebe sich<br />
kein wirkliches Verstehen und<br />
keine wirkliche Toleranz. Huber<br />
hat dem Senat indirekt bereits<br />
mit dem Bundesverfassungsgericht<br />
gedroht. Zugleich<br />
kündigte er an, diese Frage im<br />
Berliner Wahlkampf im Herbst<br />
2006 zu thematisieren. KNA<br />
700 Kirchen vor Schließung<br />
Schätzungen der Bischofskonferenz<br />
Die katholische Kirche<br />
rechnet damit, dass sie in<br />
den kommenden zehn Jahren<br />
bundesweit zirka 700<br />
Kirchen für den Gottesdienstgebrauch<br />
schließen.<br />
Dies entspricht rund drei<br />
Prozent der bundesweit 24 500<br />
katholischen Kirchengebäude,<br />
wie die Bischofskonferenz in<br />
Bonn mitteilte. Nach einer<br />
Umfrage unter 23 der 27 Diözesen<br />
wurden dort von 1990<br />
Vatikanische<br />
Gesellschaft<br />
Eine Deutsch-Vatikanische<br />
Gesellschaft (DVG) ist in<br />
Stuttgart gegründet worden.<br />
Zum Präsidenten wählten die<br />
elf Gründungsmitglieder den<br />
Stuttgarter Betriebswirt und<br />
Journalisten Diethelm Lütze.<br />
Ziel sei die Förderung der politischen,<br />
kulturellen und religiösen<br />
Beziehungen zwischen<br />
beiden Staaten. ■<br />
bis 2004 die liturgische Nutzung<br />
von 1,7 Prozent oder 329<br />
Kirchengebäuden beendet.<br />
278 dieser Gotteshäuser befinden<br />
sich nach wie vor im Besitz<br />
der Kirche: Davon sind<br />
rund ein Drittel bislang ohne<br />
Nutzungskonzept und stehen<br />
leer, ein Drittel wird von kirchlichen<br />
Einrichtungen genutzt<br />
und ein Drittel von nichtkirchlichen<br />
Institutionen. 51 Gotteshäuser<br />
sind verkauft oder<br />
abgerissen worden. ■
Amt mit zunehmender Bedeutung<br />
Die Kirchenbeauftragten der Bundestagsfraktionen<br />
Einige Monate nach der<br />
Bundestagswahl ist nun<br />
auch der Kreis der Kirchenbeauftragten<br />
der Fraktionen<br />
komplett.<br />
Ingrid Fischbach (48),<br />
CDU-Bundestagsabgeordnete,<br />
ist neue Kirchenbeauftragte<br />
der Unionsfraktion. Die Katholikin<br />
aus dem nordrheinwestfälischen<br />
Herne folgt auf<br />
Hermann Kues (CDU), der<br />
seit November Parlamentarischer<br />
Staatssekretär im<br />
Bundesfamilienministerium<br />
ist. Fischbach gehört dem Parlament<br />
seit 1998 an und befasst<br />
sich vor allem mit Kinder- und<br />
Familienpolitik. Sie ist seit<br />
2003 auch Präsidentin des Katholischen<br />
Deutschen Frauenbundes<br />
(KDFB) und vertritt<br />
diesen im Zentralkomitee der<br />
deutschen Katholiken (ZdK).<br />
Bei den Sozialdemokraten<br />
befasst sich die Protestantin<br />
Kerstin Griese (39) als neue<br />
Beauftragte mit diesen Fragen.<br />
Bei den Bündnisgrünen ist der<br />
rheinland-pfälzische Katholik<br />
Josef Winkler (31) neuer Sprecher<br />
für Kirchenpolitik und<br />
interreligiösen Dialog. Für die<br />
FDP ist wie bisher der niedersächsische<br />
Katholik Hans-Mi-<br />
chael Goldmann (59) kirchenpolitischer<br />
Sprecher. In der<br />
Linkspartei nimmt sich der in<br />
die evangelische Kirche wieder<br />
eingetretene Bodo Ramelow<br />
(49) als „Religionsbeauftragter“<br />
der Themen an.<br />
Das Amt des Kirchenbeauftragten<br />
ist nicht wirklich wichtig,<br />
sonst hätte sich die Union<br />
nicht vier Monate Zeit zur Entscheidung<br />
gelassen. Es ist aber<br />
auch nicht völlig unwichtig,<br />
sonst hätte es nicht mehrere<br />
Bewerber gegeben. Ab und an<br />
jedoch geht es um mehr: So<br />
sorgten im Streit um die<br />
Stammzellforschung CDU-<br />
Mann Kues und die Grüne<br />
Christa Nickels hinter den Kulissen<br />
gemeinsam für eine<br />
Mehrheit jener, die strikte<br />
Grenzen bei der Forschung<br />
Privatsache Kruzifix<br />
Keine Auskunft auf Anfrage – Merkel hat Kreuz<br />
Welche Mitglieder des<br />
Bundeskabinetts ihre<br />
Dienstzimmer mit einem<br />
Kreuz ausgestattet haben,<br />
wird nicht verraten.<br />
Der Staatssekretär beim<br />
Bundesinnenminister, Peter<br />
Altmaier (CDU), ließ eine<br />
schriftliche Frage des FDP-<br />
Bundestagsabgeordneten Volker<br />
Wissing in der Sache unbeantwortet<br />
und verwies auf<br />
das grundgesetzlich garantierte<br />
religiöse Schweigerecht.<br />
Ingrid Fischbach Kerstin Griese<br />
Georg Brunnhuber<br />
Die Ausstattung der eigenen<br />
Diensträume mit einem religiösen<br />
Symbol sei eine höchstpersönliche<br />
Angelegenheit jedes<br />
einzelnen Mitglieds der<br />
Bundesregierung, heißt es in<br />
dem Schreiben Altmaiers. Die<br />
Bild-Zeitung hatte kürzlich<br />
berichtet, dass Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel (CDU) aus<br />
ihrem Abgeordnetenbüro das<br />
Kruzifix in ihr Amtszimmer<br />
im Bundeskanzleramt mitgenommen<br />
hat. KNA<br />
durchsetzten. Und seit der<br />
Wahl des deutschen Papstes im<br />
Frühjahr 2005 gewinnt die<br />
kirchliche Sichtweise ohnehin<br />
an Bedeutung.<br />
Brunnhuber spricht für<br />
Höffner-Kreis<br />
Georg Brunnhuber (58),<br />
Vorsitzender der CDU-Landesgruppe<br />
Baden-Württemberg,<br />
ist als Sprecher des Kardinal-<br />
Höffner-Kreises wiedergewählt<br />
worden. Der im Juni 1993 gegründete<br />
Zirkel versteht sich als<br />
Forum engagierter Christen<br />
innerhalb der CDU/CSU-<br />
Bundestagsfraktion. An dieser<br />
Nahtstelle zwischen Politik,<br />
Wirtschaft und Gesellschaft<br />
treffen sich regelmäßig mehr<br />
als 40 Abgeordnete. KNA<br />
Kurz und Knapp<br />
Presse-Echo<br />
Über das neue <strong>BKU</strong>-Reformpapier<br />
(S. 27 ff.) schrieb die<br />
Die Finanzierung der gesetzlichenKrankenversicherung<br />
sollte künftig über<br />
eine Gesundheitsprämie erfolgen,<br />
die jeder Erwachsene<br />
zu zahlen hat. Das<br />
schlägt der Bund Katholischer<br />
Unternehmer in seinen<br />
an die Bundesregierung<br />
adressierten „Reform-<br />
Thesen“ vor, die in Kürze<br />
veröffentlicht werden. Die<br />
Beitragsanteile der Arbeitgeberseite<br />
sollten dem Arbeitnehmer<br />
ausgezahlt werden.<br />
Dieser Schritt entkoppele<br />
die Krankenkosten von<br />
den Arbeitskosten und sichere<br />
Beschäftigung. Kinder<br />
sollten nach Ansicht des<br />
<strong>BKU</strong> von der Prämie ausgenommen<br />
werden, für sie<br />
komme die Gesamtheit der<br />
Steuerzahler auf (...).<br />
Unzufrieden ist der<br />
<strong>BKU</strong> mit den Reformen am<br />
Arbeitsmarkt. Die staatlichen<br />
Leistungen für erwerbsfähigeLangzeitarbeitslose<br />
seien zu hoch. Er<br />
schlägt die Einführung einer<br />
„Negativen Einkommensteuer“<br />
(Bürgergeld)<br />
vor.<br />
Klärung ist dringend nötig<br />
Lammert fordert Debatte zur Leitkultur<br />
Bundestagspräsident Norbert<br />
Lammert hat in der<br />
Debatte um eine Leitkultur<br />
in Deutschland zu mehr<br />
Sachlichkeit aufgerufen.<br />
„Ich habe auch meine Probleme<br />
mit dem Begriff ,Leitkultur‘,<br />
aber man muss über<br />
die Sache reden“, sagte Lammert<br />
beim Dreikönigsempfang<br />
in Neubrandenburg.<br />
„Deutsch ist eine Sprache und<br />
mehr nicht“, sagte der CDU-<br />
Politiker. Eine solche Debatte<br />
„kann nur unanständig finden,<br />
wer die kulturellen Differenzen<br />
in unserer Gesellschaft ignoriert“.<br />
So könne der Anspruch<br />
auf Gleichberechtigung<br />
von Mann und Frau nicht<br />
neben dem Anspruch auf eine<br />
männliche Führungsrolle stehen.<br />
Deswegen müsse eine<br />
Gesellschaft genau sagen, was<br />
gelten solle. „Eine solche Klärung<br />
ist dringend nötig, denn<br />
unsere Verfassung kann auch<br />
nur umsetzen, was in der Gesellschaft<br />
geklärt ist.“ KNA<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 11
Kurz und Knapp<br />
Namen sind<br />
Nachrichten<br />
Ende einer Ära: Der Alt-Bischof<br />
von Hildesheim, Josef<br />
Homeyer, hat nach gut<br />
zwölf Jahren den Vorsitz<br />
der EU-Bischofskommission<br />
COMECE abgegeben.<br />
Die Nachfolge übernahm<br />
der Bischof von Rotterdam,<br />
Adrianus van Luyn. In<br />
Homeyers Amtszeit wurde<br />
diese Schnittstelle der katholischen<br />
Kirche zu den<br />
Institutionen der Europäischen<br />
Union zu einem gefragten<br />
Gesprächspartner.<br />
Homeyer und sein Brüsseler<br />
Generalsekretär Noel<br />
Treanor haben unter anderem<br />
erreicht, dass der regelmäßige<br />
Dialog der EU und<br />
der Kirchen in die geplante<br />
EU-Verfassung aufgenommen<br />
wurde.<br />
Eva-Maria Welskop-Deffaa,<br />
bisher Referentin im<br />
Zentralkomitee der Deutschen<br />
Katholiken wird am<br />
1. Mai Leiterin der Abteilung<br />
Gleichstellung im<br />
Bundesminitsterim für Familie,<br />
Senioren, Frauen und<br />
Jugend.<br />
Antonin Finkelnburg hat<br />
am 1. April die Grundsatzabteilung<br />
der BDA verlassen<br />
und arbeitet nun in der<br />
Abteilung für Strategische<br />
Planung bei der CDU-<br />
Bundesgeschäftsstelle.<br />
12_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />
Keine Wunderwaffe<br />
Caritas zieht gemischte Bilanz der Ein-Euro-Jobs<br />
Gut ein Jahr nach Einführung<br />
der Ein-Euro-Jobs hat<br />
der Deutsche Caritasverband<br />
eine gemischte Bilanz<br />
dieses sozialpolitischen Instruments<br />
gezogen.<br />
Insbesondere bei der Vermittlung<br />
der Ein-Euro-Jobber<br />
in eine Ausbildung oder den ersten<br />
Arbeitsmarkt sei die Bilanz<br />
ernüchternd, sagte Caritas-<br />
Generalsekretär Georg Cremer<br />
im Januar in Freiburg. Er forderte<br />
erneut, bessere Voraussetzungen<br />
für die Beschäftigung<br />
von Geringqualifizierten in<br />
Deutschland zu schaffen. Erforderlich<br />
seien eine Senkung<br />
der Arbeitskosten für Geringqualifizierte<br />
und höhere<br />
Anreize, einen Job im Niedriglohnsektor<br />
anzunehmen. „Ein-<br />
Euro-Jobs sind keine beschäftigungspolitischeWunderwaffe“,<br />
betonte der Generalsekretär.<br />
Sie seien hilfreich für<br />
Menschen, die beispielsweise<br />
Ein Kodex für die Diakonie<br />
Wohlfahrtsverband veröffentlicht Regeln<br />
Das Diakonische Werk hat<br />
in einem Kodex grundlegende<br />
Standards und Empfehlungen<br />
für eine verantwortungsvolleEinrichtungsführung<br />
festgelegt.<br />
Der Wohlfahrtsverband der<br />
evangelischen Kirche in Deutschland<br />
legte jetzt in Berlin einen<br />
Corporate Governance<br />
Kodex für die Diakonie vor<br />
und empfahl seinen Mitgliedern<br />
dessen Übernahme als<br />
Selbstverpflichtung. Ziel sei<br />
es, das Vertrauen der Öffentlichkeit,<br />
der Spender sowie<br />
von Politik und Mitarbeitern<br />
zu sichern. Vergleichbare Vorgaben<br />
für den katholischen<br />
Caritasverband hatten der Verband<br />
der Diözesen Deutschlands<br />
und die Bischofskonferenz<br />
im Februar 2004 in einer<br />
Handreichung „Soziale Einrichtungen<br />
in katholischer<br />
Trägerschaft und wirtschaftliche<br />
Aufsicht“ benannt. KNA<br />
erst eine Tagesstruktur zurükkgewinnen<br />
und soziale Kompetenzen<br />
wie Verlässlichkeit<br />
erwerben müssten, bevor sie<br />
überhaupt erfolgreich Arbeit<br />
suchen könnten.<br />
Im Einzelnen kritisierte Cremer,<br />
dass das Fallmanagement<br />
und die Ausbildung der Fallmanager<br />
besser werden müssten.<br />
Die Zusammenarbeit zwischen<br />
Wohlfahrtsverbänden, Arbeitsgemeinschaften<br />
und Kommunen<br />
funktioniere noch nicht<br />
überall. Die Caritas und ihre<br />
Einrichtungen hätten bislang<br />
rund 17 000 Zusatzjobs ange-<br />
boten, von denen jedoch nur<br />
12 000 hätten besetzt werden<br />
können. Zur Frage, wie weit die<br />
Zusatzjobs reguläre Arbeitsplätze<br />
vernichten, sagte Cremer,<br />
er habe bislang den Eindruck,<br />
dass die Caritas dieses<br />
Problem unter Kontrolle habe.<br />
Dennoch müsse dieser Aspekt<br />
weiter kritisch beobachtet werden.<br />
Nach dem Anfang 2005 in<br />
Kraft getretenen Hartz-IV-Gesetz<br />
sollen Arbeitslosen, die<br />
keine reguläre Arbeit finden,<br />
Arbeitsgelegenheiten zum<br />
Stundenlohn von ein bis zwei<br />
Euro angeboten werden. KNA<br />
Helfen mit der Caritas-Card Diebstahl als Selbsthilfe<br />
Mit der Nutzung einer neuen „Caritas Credit<br />
Card“ können kirchliche und karitative Mitarbeiter<br />
bedürftigen Kindern helfen. Die beteiligte<br />
Liga Bank (Regensburg) und die Pax-Bank<br />
(Köln) spenden den Nettoerlös aus dem Kartenumsatz<br />
der Caritas. Infos: www.caritas.de<br />
SPD oder Burschenschaft<br />
Partei ringt weiter um Unvereinbarkeit<br />
Die Sozialdemokraten ringen<br />
weiter um einen Parteiausschluss<br />
von Mitgliedern<br />
studentischer Verbindungen<br />
aus dem Dachverband Deutscher<br />
Burschenschaften.<br />
Der Parteirat forderte Ende<br />
Januar den Vorstand auf, sich<br />
erneut mit dem Thema zu befassen<br />
und einen Unvereinbarkeitsbeschluss<br />
zu verabschieden.<br />
Bei einer Vorstandsklausur<br />
hatte dieser Beschluss kei-<br />
Ungewöhnliche Selbsthilfe: Ein 79-jähriger<br />
Belgier ist zu sechs Monaten Haft verurteilt worden,<br />
weil er Geld aus kirchlichen Opferstöcken gefischt<br />
hat. Er habe die Diebstähle damit begründet,<br />
dass die kirchlichen Spendengelder für die Armen<br />
bestimmt seien. Dazu gehöre auch er. KNA<br />
ne Mehrheit gefunden. Stattdessen<br />
hatte der Vorstand bekräftigt,<br />
dass die Doppelmitgliedschaft<br />
in einer solchen<br />
Verbindung und der SPD nicht<br />
geduldet werde. Die Entscheidung<br />
über Ausschlüsse wurde<br />
aber an die Ortsvereine delegiert.<br />
Wie berichtet, enthielt<br />
der ursprüngliche Antrag sogar<br />
die Forderung, Mitgliedern aller<br />
katholischen Studentenverbindungen<br />
die Parteimitgliedschaft<br />
zu verwehren. KNA
<strong>BKU</strong> und KV planen Praktikumsbörse<br />
20 Plätze bei Unternehmen in Frankfurt und Düsseldorf – Start im Sommersemester 2006<br />
Der Bund Katholischer<br />
Unternehmer (<strong>BKU</strong>) und<br />
der Kartellverband Katholischer<br />
Deutscher Studentenvereine<br />
(KV) planen für<br />
das Sommersemester 2006<br />
den Start einer gemeinsamen<br />
Praktikumsbörse. Teilnehmen<br />
können Studenten<br />
mit dem Ziel, in ihrem späteren<br />
Berufsleben unternehmerischeFührungsverantwortung<br />
zu übernehmen.<br />
von Martin J. Wilde<br />
Die Praktikumsplätze werden<br />
von Unternehmen zur Verfügung<br />
gestellt, in denen<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglieder unternehmerische<br />
Verantwortung tragen,<br />
und sind bereits KV-intern<br />
Alles Gute, das geschieht, setzt das nächste in Bewegung<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglied Hans Lindner hilft mit einer Stiftung jungen Unternehmensgründern<br />
Einen neuen Weg zur Förderung<br />
von Existenzgründern<br />
geht <strong>BKU</strong>-Mitglied<br />
Hans Lindner: Er hat eine<br />
mit 25 Millionen Euro ausgestattete<br />
Stiftung geschaffen,<br />
die jungen Menschen<br />
auf dem Weg in die Selbständigkeit<br />
hilft.<br />
von Reinhard Plenk<br />
Die <strong>BKU</strong>-Diözesangruppe<br />
Passau hat Lindners Institut<br />
jetzt im Rahmen ihrer Reihe<br />
„Wege in der Wirtschaftsförderung“<br />
besucht. Wie Mitarbeiterin<br />
Bianka Hockun der<br />
Gruppe erklärte, will das Hans<br />
Lindner Institut mit seiner<br />
Stiftung neben den institutionellen<br />
Beratern in den Kammern<br />
Unternehmensgründern<br />
durch rechtzeitige Beratung<br />
vor ihrem großen Schritt Hilfestellung<br />
geben, um sie davor<br />
Die Sorgen des Mittelstands<br />
...sehen Innovationsbarrieren durch<br />
Finanzierungsschwierigkeiten<br />
Ingenieurmangel<br />
Fachkräftemangel<br />
allgemein<br />
zu wenig Kooperationen<br />
mit Partnern<br />
(z.B. Hochschulen)<br />
gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
...leiden unter Ingenieurmangel vor allem bei<br />
Forschung und<br />
Entwicklung<br />
Konstruktion<br />
Vertrieb und<br />
Marketing<br />
Produktion, Betrieb<br />
und Montage<br />
Qualitätssicherung,<br />
Sicherheit und<br />
Umweltschutz<br />
Einkauf<br />
ausgeschrieben.<br />
<strong>BKU</strong> und KV wollen mit ihrer<br />
gemeinsamen Initiative einen<br />
Beitrag dazu leisten, eine<br />
neue Generation von Unternehmern<br />
heranzubilden, die ri-<br />
3<br />
zu bewahren, zu den 50 Prozent<br />
der in den ersten drei Jahren<br />
Gescheiterten zu gehören.<br />
Diese Beratung erfolgt kostenlos.<br />
Sie „klopft“ das Gründungskonzept<br />
und den Gründer<br />
selbst samt seinem familiären<br />
Hintergrund auf die<br />
Chancen ab. Es gilt das Goethesche<br />
Motto: „Alles Gute,<br />
was geschieht, setzt das nächste<br />
in Bewegung“.<br />
Hans Lindner begann 1965<br />
mit 24 Jahren seine Selbständigkeit,<br />
diese Erfahrungen<br />
will er weitergeben. Wachstum<br />
und Arbeitsplätze können heute<br />
fast nur noch durch „Gründer“<br />
entstehen, entweder<br />
durch Neubeginn oder Übernahme<br />
eines Betriebes, der<br />
sonst mangels Nachfolge geschlossen<br />
würde.<br />
Das Beraterteam der Stiftung<br />
führt ein in Controlling,<br />
Unternehmensstrategie, Finanzierung,Marketing/Wer-<br />
Von je 100 mittelständischen Unternehmen...<br />
6<br />
8<br />
16<br />
21<br />
23<br />
23<br />
22<br />
26<br />
27<br />
26<br />
...besetzen freie Stellen nicht wegen<br />
ungenügender<br />
fachlicher Qualifikation<br />
der Bewerber<br />
zu hoher Gehaltsvorstellungen<br />
20<br />
der Bewerber<br />
mangelnder<br />
19<br />
Bewerberzahlen<br />
fehlender Berufserfahrung<br />
15<br />
der Bewerber<br />
mangelnder Mobili-<br />
10<br />
tät der Bewerber<br />
mangelnder Flexibi-<br />
5<br />
lität der Bewerber<br />
sonstiger Gründe 2<br />
Mehrfachnennungen<br />
Quelle: VDI<br />
29<br />
© Globus 8976<br />
sikofreudig und ethisch verantwortlich<br />
zugleich handeln.<br />
Dazu ist es ihnen wichtig, jungen<br />
Menschen, die die Übernahme<br />
von unternehmerischer<br />
Verantwortung anstreben, be-<br />
bung, Ausbau von Kontaktnetzwerken<br />
und koordiniert<br />
das mit Steuer- und Rechtsberatern,<br />
Banken und Förderstellen.<br />
Dazu gehört zunehmend<br />
die Europäische Union, aus<br />
deren Töpfen für die Gründer<br />
bislang drei Millionen Euro<br />
ausgeschöpft wurden.<br />
Das Team hat bei gescheiterten<br />
Gründern sieben typische<br />
Pleitenursachen ermittelt<br />
und analysiert. Diese negative<br />
Erfahrung wird nun an Existenzgründer<br />
weitergegeben.<br />
Zur Aus- und Fortbildung gehören<br />
Gründerausbildung in<br />
Verkauf, Zeitmanagement, Telefon-<br />
und Personalführungstraining,<br />
Verhandlungstaktik<br />
und Unternehmenspräsentation.<br />
Man hat Unternehmensplanspiele<br />
entwickelt, bietet<br />
an Schulen bereits Gründungsspiele<br />
an. Die Unternehmerschule<br />
wird von 80 bis 150<br />
Teilnehmern besucht. Grün-<br />
Stand 2003<br />
Initiativen und Ideen<br />
reits während ihrer Ausbildungsphase<br />
zu begleiten. Die<br />
verantwortlichen <strong>BKU</strong>-Mitglieder<br />
übernehmen für die<br />
Praktikanten eine Art „Paten-<br />
Rolle“.<br />
Teil des Praktikumprogramms<br />
sind ein Wochenendseminar<br />
und wöchentlichen<br />
Gruppentreffen jeweils in<br />
Frankfurt und Düsseldorf mit<br />
einem der <strong>BKU</strong>-Paten. Dies<br />
soll den Praktikanten die<br />
Chance geben, sich untereinander<br />
kennenzulernen, mit<br />
möglichst vielen Führungspersönlichkeiten<br />
in ein persönliches<br />
Gespräch zu kommen<br />
und über Themen wie<br />
Unternehmensethik, Katholische<br />
Soziallehre und Soziale<br />
Marktwirtschaft dazuzulernen.<br />
■<br />
derstammtische dienen dem<br />
Erfahrungsaustausch und können<br />
zum Durchhalten motivieren.<br />
Als Werkzeuge hat man<br />
Gründungshandbücher und einen<br />
Startleitfaden entwickelt.<br />
Das Institut hatte 2005 rund<br />
600 Anfragen von Gründern,<br />
davon wurden 270 begleitet.<br />
Von den seit 1998 dann zur<br />
Gründung begleiteten Personen<br />
scheiterten bisher nur drei<br />
Prozent. In manchen Fällen<br />
leistete die Stiftung auch Anschubfinanzierung,<br />
die Beratung<br />
nach erfolgter Gründung<br />
ist allerdings dann kostenpflichtig.<br />
Mit dem Vorstandsmitglied<br />
Prof. Dr. Christian Lendner<br />
hält das Institut Kontakt zur<br />
Wissenschaft, vor allem<br />
durch die Stiftungsprofessur<br />
an der FH Deggendorf, die<br />
Arbeit geht so bereits in die<br />
Wissensvermittlung bei Studenten<br />
ein. ■<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 13
Initiativen und Ideen<br />
Gemeindekonferenz per Computernetzwerk<br />
Eine Kirche im Odenwald geht ungewöhnliche Wege – <strong>BKU</strong>-Mitglied Meister stellt die Technik<br />
Für alle war es eine neue<br />
Erfahrung. Was sich Anfang<br />
Februar in der katholischen<br />
Stadtkirche Sankt<br />
Georg in Bensheim im<br />
Odenwald abgespielt hat,<br />
war Feuertaufe und Überlebenstraining<br />
in einem: Nie<br />
zuvor hatte eine Kirchengemeinde<br />
in Deutschland versucht,<br />
per Knopfdruck über<br />
ihre Zukunft zu entscheiden.<br />
Von Daniel Albrecht<br />
Knapp 200 Menschen hatten<br />
die Einladung zu der ersten<br />
Gemeindekonferenz in der<br />
Pfarrkirche angenommen. Sie<br />
wollten diskutieren und entscheiden,<br />
ihre Visionen vom<br />
Gemeindeleben im 21. Jahrhundert<br />
einbringen. Die Veranstalter<br />
hofften auf neue Ideen,<br />
um Mitgliederschwund und<br />
das schwindende Interesse an<br />
der Kirche zu überwinden.<br />
Um möglichst viele Vorschläge<br />
aufzunehmen, hatten<br />
sich Pfarrer Thomas Groß und<br />
der Pfarrgemeinderat für eine<br />
außergewöhnliche Methode<br />
Die Kunst des<br />
guten Arbeitens<br />
Einkehrtage für Führungskräfte<br />
veranstaltet <strong>BKU</strong>-Mitglied<br />
Dr. Guntram Platter (DG<br />
Berlin) mit dem Forum der Jesuiten<br />
vom 18. bis 20. Juni im<br />
Kloster Helfta. Gut arbeiten ist<br />
eine Kunst, meint Platter: Führungskräfte<br />
sollen Arbeit und<br />
Privatleben, Leistung und Freizeit<br />
in eine Balance bringen und<br />
dabei noch ein inneres Gleichgewicht<br />
halten. Dies wird in<br />
dem Seminar thematisiert.<br />
Dr. Guntram Platter, E-Mail: info@kommunikationstherapie.net,<br />
Tel. 030/81 82 81 30<br />
14_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />
Ungewohnter Anblick: Runde Computertische haben in der Pfarrkirche St.<br />
Georg die Bänke ersetzt. Foto: IFOK-Institut<br />
entschieden: Die Gemeindekonferenz<br />
bediente sich eines<br />
Computer-Netzwerks, mit<br />
dem sich innerhalb von Sekunden<br />
eine Vielzahl an Beiträgen<br />
sammeln und Meinungen<br />
per TED-Verfahren abfragen<br />
lassen. Im Prinzip ähnlich<br />
der bewährten Kärtchen-auf-<br />
Pinnwand-Methode, doch um<br />
einiges schneller und mit deutlich<br />
weniger Betriebsamkeit<br />
verbunden. Ruhig und konzentriert<br />
konnten die Teilnehmer<br />
sich den einzelnen Fragen der<br />
professionellen Moderatoren<br />
widmen.<br />
Seine gesamte Literatursammlung<br />
zum Thema<br />
„Ethik und erfolgreiche<br />
Unternehmensführung“ hat<br />
Prof. Dr. Dietrich Solaro<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
Prof. Solaro, langjähriger<br />
Vorstand der früheren SEL AG<br />
(heute Alcatel-SEL), hat auch<br />
private Forschungen zu diesem<br />
Thema betrieben und darüber<br />
viele Seminare gehalten.<br />
Seine Bilanz: Langfristig fahren<br />
Unternehmen signifikant<br />
besser, auch in der Rendite,<br />
Die Kirchenbänke in der<br />
Basilika mussten 20 runden<br />
Tischen weichen. Auf jedem<br />
Tisch stand ein Computer,<br />
drum herum je zehn Personen,<br />
jung und alt.<br />
Die Teilnehmer hielten<br />
kleine Geräte, die aussahen<br />
wie Fernbedienungen für<br />
Fernseher. Damit stimmten sie<br />
über die Vorschläge ab. Drahtlos<br />
sammelte ein Zentralrechner<br />
die Voten und projizierte<br />
das Abstimmungsergebnis auf<br />
zwei Leinwände.<br />
Die Ideen wurden gesammelt<br />
und in zwei Schritten auf<br />
Bücherspende<br />
Prof Solaro gibt seine Ethik-Sammlung ab<br />
wenn sie sich an ethische Regeln<br />
halten und diese im Innen-<br />
und Außenbereich deutlich<br />
machen.<br />
Wir danken Prof. Solaro<br />
herzlich für diese großzügige<br />
Überlassung seiner wertvollen<br />
Sammlung. Die mehr als 100<br />
Bücher finden ihre neue Heimat<br />
bei der Unternehmensberatung<br />
DeepWhite GmbH in<br />
Bonn, wo sie auch anderen<br />
einschlägig Interessierten verfügbar<br />
gemacht wird.<br />
Kontakt: Gregor Schönborn,<br />
www.deep-white.com<br />
fünf Leitsätze reduziert. Daraus<br />
entstanden dann 18 konkrete<br />
Projektideen: zum Beispiel<br />
ein Sonntagsforum mit<br />
Kirchen-Café, ein Netzwerk<br />
Familien sowie ein Jugendtreff<br />
und eine AG Spiritualität.<br />
Die Teilnehmer sind aufgerufen,<br />
sich an der Weiterentwicklung<br />
dieser Projekte<br />
zu beteiligen.<br />
Pfarrer Groß hatte von Anfang<br />
an darauf gedrängt, die<br />
Konferenz in der Kirche zu<br />
veranstalten, die Stadtkirche<br />
in einen Ort der Begegnung zu<br />
verwandeln. „In der Kirche<br />
werden wir mehr geistliche Inspiration<br />
erfahren“, hoffte er.<br />
Die Teilnehmer dankten ihm<br />
wohl auch dafür am Ende<br />
mehrheitlich mit Standing<br />
Ovations.<br />
Die Konferenz war ein<br />
„Geschenk“ des Organisators,<br />
des in Bensheim ansässigen<br />
Instituts für Organisationskommunikation<br />
(IFOK). Geleitet<br />
wird dieses Institut von<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglied Dr. Hans-Peter<br />
Meister.<br />
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung<br />
des Bergsträsser<br />
Anzeigers.<br />
Aus für Kloster<br />
Walberberg<br />
Der Dominikanerorden<br />
schließt Ende 2007 das traditionsreiche<br />
Kloster Walberberg<br />
bei Köln. Wie Provinzial<br />
Hans-Albert Gunk mitteilte,<br />
kann der Orden das Kloster<br />
mit seinen vielen Gebäuden,<br />
Einrichtungen und Aufgaben<br />
nicht mehr aus eigenen Mitteln<br />
tragen. Für die derzeit noch 15<br />
Mitarbeiter werde nach sozialverträglichen<br />
Lösungen gesucht.<br />
In dem Kloster, das in<br />
einer mittelalterlichen Burganlage<br />
liegt, leben derzeit knapp<br />
20 Patres. KNA
Die Welt zu Gast bei christlichen Freunden<br />
Auch die Kirchen haben ein breites Angebot zur Fußball-Weltmeisterschaft<br />
Zur Fußball-Weltmeisterschaft<br />
vom 9. Juni bis 9. Juli<br />
2006 wollen die Kirchen gute<br />
Gastgeber sein. Das umfangreiche<br />
Angebot wurde<br />
jetzt vorgestellt.<br />
Das Turnier sei eine besondere<br />
Chance, „uns als gute<br />
Gastgeber und faire Sportler<br />
zu erweisen“, sagte der Vorsitzende<br />
der Deutschen Bischofskonferenz,<br />
Karl Kardinal Lehmann,<br />
jetzt bei der Vorstellung<br />
des Programmes. Die Kirche<br />
wolle dazu beitragen, das<br />
WM-Motto „Die Welt zu Gast<br />
bei Freunden“ zu verwirklichen.<br />
Zur Angebotspalette<br />
gehören offene Kirchen an den<br />
Austragungsorten. Die Seelsorger<br />
der rund 480 Kirchen-<br />
gemeinden für Katholiken anderer<br />
Muttersprache in<br />
Deutschland wollen sich den<br />
Mannschaften und den ausländischen<br />
Fans öffnen.<br />
Eine Kampagne unter dem<br />
Motto „Deine Stimme gegen<br />
Armut“ und eine Initiative gegen<br />
Zwangsprostitution gehören<br />
ebenso zum kirchlichen<br />
Angebot wie das Projekt<br />
„Fußball für Straßenkinder“<br />
der Ordensgemeinschaft der<br />
„Jein“ zur Sonntagsöffnung<br />
Unterschiedliche Haltung der Kirchen<br />
Geteilter Meinung sind die<br />
Kirchen über eine Sonntagsöffnung<br />
der Geschäfte während<br />
der Fußball-WM. Hamburgs<br />
Erzbischof Werner Thissen<br />
lehnte den Vorschlag in<br />
der „Bild“-Zeitung als „nicht<br />
besonders erleuchtet“ ab. Die<br />
evangelische Hamburger Bischöfin<br />
Maria Jepsen meinte<br />
dagegen, wenn es während des<br />
Turniers Geschäftssonntage<br />
gebe, „wollen wir keine Spielverderber<br />
sein“. ■<br />
Salesianer Don Boscos.<br />
Ein bundesweites Aktionsbündnis<br />
„kickoff2006“ möchte<br />
an den zwölf Austragungsorten<br />
WM-Kirchen ausweisen,<br />
in denen Fans Ruhe vom<br />
Lärm der Stadien finden.<br />
Großleinwände sollen einladen,<br />
„die Spiele in gemeinschaftlicher<br />
Atmosphäre zu<br />
sehen“. Dazwischen sind<br />
bunte Bühnenprogramme aus<br />
„Show, Talk, Play and Pray“<br />
Katholische Gemeinden<br />
und Einrichtungen können die<br />
Fußball-WM gebührenfrei öffentlich<br />
in ihren Räumen zeigen,<br />
wenn es sich um nichtkommerzielle<br />
Vorführungen<br />
handelt. Während die Übertra-<br />
Initiativen und Ideen<br />
geplant. Viele Gemeinden bietenÜbernachtungsmöglichkeiten<br />
für Fans an.<br />
Zum Auftakt der WM<br />
feiern Bischof Wolfgang Huber<br />
und Kardinal Lehmann<br />
am 9. Juni im Münchner Liebfrauendom<br />
einen ökumenischen<br />
Gottesdienst. Er wird<br />
vom ZDF übertragen. Im Berliner<br />
Dom und in der Gedächtniskirche<br />
soll es während<br />
des Turniers täglich Andachten<br />
mit Fußballthemen<br />
geben. Die Kirchen in Köln<br />
wandeln das „Domforum“ in<br />
ein WM-Studio mit Großleinwand,<br />
Bühnenprogramm und<br />
Altar um. ■<br />
Details: www.Kirche-am-ball.<br />
de sowie www.kickoff2006.<br />
org.<br />
Sonderkonditionen<br />
Kirchengemeinden dürfen Spiele übertragen<br />
gung der Bilder kostenfrei sei,<br />
müsse für den Ton aber eine<br />
Gebühr entrichtet werden. Vor<br />
der Übertragung müssen sich<br />
die Pfarreien beim Verband<br />
der Diözesen Deutschlands registrieren<br />
lassen. ■<br />
Anzeige<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 15
Initiativen und Ideen<br />
Neue Stiftung für katholische<br />
Studierende<br />
am Start: Kuratorium<br />
Ludwig Windthorst<br />
Unter der Schirmherrschaft<br />
des ehemaligen rheinlandpfälzischen<br />
und thüringischen<br />
Ministerpräsidenten Prof. Dr.<br />
Bernhard Vogel, wurde jetzt<br />
in Berlin von Mitgliedern des<br />
Cartellverbandes der katholischen<br />
deutschen Studentenverbindungen<br />
(CV), des Kartellverbandes<br />
KV, des Unitas-<br />
Verbandes UV und Vertretern<br />
des Bundes katholischer<br />
Rechtsanwälte (BKR) die<br />
Satzung für die künftige Stiftung<br />
Kuratorium Ludwig<br />
Windthorst beschlossen. Der<br />
Weltkongress Lissabon und<br />
UCID beim Papst<br />
4000 Unternehmer des italienischen Verbands<br />
für christliche Unternehmer<br />
(UCID) sind Anfang März von Papst Benedikt<br />
XVI. empfangen worden „Mich hat<br />
besonders euer Vorsatz beeindruckt, eine<br />
Ethik zu suchen, die über eine rein deontologische<br />
Berufsethik hinausgeht, obwohl<br />
sogar schon das in der gegenwärtigen<br />
Situation viel wäre,“ sagte der Papst in<br />
einem Grußwort. Benedikt XVI. machte<br />
auf den Zusammenhang von Gerechtigkeit<br />
und Liebe aufmerksam, den er in seiner<br />
Enzyklika „Deus Caritas est“ ausführlich<br />
beleuchtet: „Ein Christ ist aufgerufen,<br />
stets die Gerechtigkeit zu suchen; aber er<br />
trägt die Schubkraft einer Liebe in sich,<br />
die immer über das Maß der Gerechtigkeit<br />
an sich hinausgeht.“<br />
Während der Begegnung, die aus Anlass<br />
des 60. Gründungstages der Vereinigung<br />
in der Audienzhalle Paul VI. stattfand, erinnerte<br />
Benedikt XVI. auch an die spezifische<br />
Aufgabe der Laien, für eine gerechte<br />
Gesellschaftsordnung zu sorgen.<br />
Diesbezüglich ermutigte er seine Gäste<br />
16_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />
Aus befreundeten Verbänden<br />
Die Gründung des Windthorst-Kuratoriums im Beisein von Alt-Ministerpräsident<br />
Prof. Dr. Bernhard Vogel (Mitte).<br />
Text und Foto: Dr. Benedikt Vallendar<br />
<strong>BKU</strong> ist im Kuratorium durch<br />
zwei seiner Mitglieder vertreten:<br />
den Vorsitzenden des Kuratoriums,<br />
Alois Konstantin<br />
Fürst zu Löwenstein (UV),<br />
und seinen Stellvertreter, Dr.<br />
Karlheinz Götz (CV).<br />
Die Stiftung soll das Engagement<br />
von katholischen Studierenden<br />
in Staat, Gesellschaft,<br />
Kirche und Universität<br />
mit der Ludwig Windhorst<br />
Plakette auszeichnen. Sobald<br />
ausreichende Mittel bereitstehen,<br />
sollen auch Zusatzqualifikationen<br />
wie Praktika, Auslandsaufenthalte<br />
und Promotionen<br />
gefördert werden.<br />
„Jetzt werden noch Zustifter<br />
gesucht, damit die Stiftung<br />
die Satzungsziele auch erreichen<br />
kann“, sagte der Vorsit-<br />
dazu, sich öffentlich zu engagieren und für<br />
das Wohl des Landes persönlich Verantwortung<br />
zu übernehmen.<br />
Abschließend empfahl der Papst den heiligen<br />
Josef als Vorbild für die Unternehmer:<br />
„Da ich sogar seinen Namen trage,<br />
freut es mich, ihn euch heute als himmlischen<br />
Beschützer und Fürsprecher für jede<br />
ernst zu nehmende Initiative vorzuschlagen“.<br />
Die Silhouette von Lissabon, Ort des UNIAPAC-<br />
Weltkongresses. Foto UNIAPAC<br />
zende des BKR, Rechtsanwalt<br />
Dieter Trimborn v. Landenberg<br />
(CV). „Auch wir finden<br />
das Kuratorium unterstützenswert.<br />
Darum wird die<br />
Stiftung von der Pax-Bank in<br />
Zukunft betreut“, so das Vorstandsmitglied<br />
der Pax-Bank<br />
und des <strong>BKU</strong>, Winfried Hinzen.<br />
Ludwig Windthorst war von<br />
1862-1865 erster katholischer<br />
Justizminister im damaligen<br />
Königreich Hannover. Als<br />
späterer Reichstagsabgeordneter<br />
und Fraktionsvorsitzender<br />
des Zentrum gilt er nicht<br />
nur als der Gegenspieler des<br />
Reichskanzlers Bismarck,<br />
sondern als engagiertester<br />
Verfechter des katholischen<br />
Deutschland zur Zeit des Kulturkampfes.www.kuratorium-ludwig-windthorst.de,<br />
www.bkr-netzwerk.de<br />
Mai 2006: Die UNIAPAC<br />
lädt zum Weltkongress<br />
nach Lissabon<br />
Der 22.Weltkongress der Internationalen<br />
Vereinigung christlicher<br />
Unternehmerverbände (UNI-<br />
APAC) findet vom 25.-27. Mai<br />
2006 in Lissabon statt.<br />
Er steht unter dem Thema „Bessere<br />
Unternehmer sein in der globalisierten<br />
Welt“. Inhaltlich soll die Frage<br />
reflektiert werden, wie sich christliche<br />
Führungskräfte in der Wirtschaft<br />
darauf vorbereiten können, ihre ethischen<br />
Werte in der globalen, immer<br />
komplexer werdenden Welt im unternehmerischen<br />
Alltag zu leben. Zum<br />
Gedanken- und Erfahrungsausstausch<br />
zu dieser Thematik erwarten<br />
die Organisatoren circa 500 Unternehmer<br />
aus der ganzen Welt.<br />
Im Anschluss an den Kongress<br />
besteht am 28. Mai das Angebot zur<br />
Teilnhame an einer Wallfahrt nach<br />
Fatima.<br />
Informationen unter: www.uniapac.org
Wieczorek-Zeul: Mikrofinanz stärken<br />
Entwicklungsministerin spricht beim Bonner Forum Kirche und Entwicklung<br />
Die alte und neue Entwicklungsministerin<br />
Heidemarie<br />
Wieczorek-Zeul (MdB) hat<br />
bei einer Veranstaltung des<br />
Bonner Forums Kirche und<br />
Entwicklung die Bedeutung<br />
des Mikrofinanzsektors in<br />
der Entwicklungspolitik<br />
unterstrichen.<br />
von Martin J. Wilde<br />
„Bei diesem Thema rennen<br />
Sie bei uns offene Türen ein“,<br />
sagte die Politikerin. Sie wies<br />
besonders darauf hin, dass vor<br />
allem die Frauen vom Zugang<br />
zu Sparen und Kredit profi-<br />
Entwicklungspolitische Organisationen<br />
der Wirtschaft<br />
haben ein auf Initiative des<br />
<strong>BKU</strong> verfasstes Positionspapier<br />
„Die Rolle der Wirtschaft<br />
in der Entwicklungszusammenarbeit“<br />
an Ministerin<br />
Heidemarie Wieczorek-Zeul<br />
übergeben.<br />
von Martin J. Wilde<br />
Zu der Runde gehören die<br />
Arbeitsgemeinschaft Entwicklungspolitik<br />
der deutschen<br />
Wirtschaft (AGE), der<br />
Deutsche Genossenschaftsund<br />
Raiffeisenverband, die<br />
Sparkassenstiftung für internationale<br />
Zusammenarbeit<br />
und weitere entwicklungspolitischeDurchführungsorganisationen<br />
der Wirtschaft. Bei<br />
der Übergabe im Bundesministerium<br />
für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwikklung<br />
(BMZ) in Berlin erläuterten<br />
Vertreter dieser Organisationen<br />
die Zielrichtung der<br />
Initiative. Die deutschen<br />
Mit dem Thema Mikrofinanz „rennen Sie bei uns offene Türen ein“, betont<br />
die alte und neue Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-<br />
Zeul Foto Martin J. Wilde<br />
tierten und die Selbsthilfekräfte<br />
gestärkt würden.<br />
Die Ministerin stellte in ihrem<br />
Vortrag klar, dass das Ak-<br />
Wirtschaft und Entwicklung<br />
Spitzenverbände übergeben Positionspapier<br />
Unternehmen und ihre Verbände<br />
sowie andere nicht<br />
staatliche Entwicklungsorganisationen<br />
hätten das Potential,<br />
um die Qualität der<br />
Entwicklungszusammenarbeit<br />
insgesamt zu verbessern, erklärte<br />
der AGE-Vorsitzende<br />
Karl Starzacher. Die Maxime<br />
müsse daher sein: weniger<br />
staatliche und bürokratische<br />
Strukturen, mehr Privatinitiative<br />
in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.<br />
Hierfür sollten die<br />
Entwicklungsorganisationen<br />
der Wirtschaft mehr Chancen<br />
bekommen, so die Forderung<br />
der Wirtschaftsverbände. Mit<br />
ihren Fähigkeiten und Potentialen<br />
könnten sie einen größeren<br />
Beitrag zur Entwicklung<br />
der Privatwirtschaft in den<br />
Entwicklungsländern leisten.<br />
Für den <strong>BKU</strong> nahmen an<br />
dem Gespräch AFOS-Kuratoriumsvorsitzender<br />
Dr. Franz<br />
Schoser, Arbeitskreisleiter<br />
Prof. Dr. Winfried Pinger und<br />
Geschäftsführer Martin J. Wilde<br />
teil. ■<br />
tionsprogramm der Bundesregierung<br />
zur Armutsbekämpfung<br />
weiterhin hohe Priorität<br />
habe. Sie kündigte an, dass die<br />
Die Pax Bank eG steigt in<br />
Kooperation mit der belgischenInvestmentgesellschaft<br />
Incofin ins Mikrofinanzgeschäft<br />
ein.<br />
von Martin J. Wilde<br />
Als ersten Schritt wird die<br />
Kölner Kirchenbank eine Inhaberschuldverschreibung<br />
des<br />
„Impulse“-Mikrofinanz-Investmentfonds<br />
in Höhe von<br />
zwei Millionen Euro zeichnen.<br />
Der Impulse-Fonds wurde<br />
2005 gemeinsam von Incofin,<br />
einer vom katholischen Unternehmerverband<br />
in Flandern<br />
initiierten Investmentgesellschaft,<br />
zusammen mit der belgischen<br />
KBC-Bank aufgelegt.<br />
Derzeit investiert der Fonds in<br />
Mirkofinanzbanken in Nicaragua,<br />
Peru, Bolivien, Equador,<br />
Kosovo, Benin und Kambodscha.<br />
Die Pax Bank will im zweiten<br />
Schritt die gezeichnete Impulse-Anleihe<br />
in Form eines<br />
Tagungen<br />
Bundesregierung ihren Vorsitz<br />
der G8 und ihre gleichzeitige<br />
Präsidentschaft in der EU im<br />
ersten Halbjahr 2007 zu neuen<br />
entwicklungspolitischen Initiativen<br />
nutzen werde.<br />
Das Bonner Forum Kirche<br />
und Entwicklung wurde 2004<br />
auf Vorschlag des <strong>BKU</strong> von der<br />
Deutschen Kommission Justicia<br />
et Pax, dem Evangelischen<br />
Entwicklungsdienst sowie weiteren<br />
in Bonn ansässigen kirchlichenEntwicklungsorganisationen<br />
ins Leben gerufen. Es<br />
dient als Dialogplattform der<br />
kirchlichen Entwicklungsorganisationen<br />
untereinander und<br />
mit der Politik. ■<br />
Pax-Bank steigt ein<br />
Mikrofinanzgeschäft für ethische Anlagen<br />
mit der DZ-Bank, dem Frankfurter<br />
Spitzeninstitut der Genossenschaftsbanken,herausgegebenen<br />
Zertifikates ihren<br />
Privatkunden anbieten.<br />
Zertifikat für<br />
Privatkunden<br />
Das Gesamtvolumen der<br />
Zertifikates soll zehn Millionen<br />
Euro betragen, die Stückelung<br />
1 000 Euro. 20 Prozent<br />
sollen also in Mikrofinanzinstitute,<br />
und 80 Prozent in andere<br />
ethische Anlagen investiert<br />
werden.<br />
Auf diese Weise sollen auch<br />
Privatkunden die Möglichkeit<br />
erhalten, sich an der Finanzierung<br />
von Mikrofinanzinstituten<br />
in Entwicklungsländern zu<br />
beteiligen. Gleichzeitig soll<br />
das Rendite-Risiko-Profil des<br />
Zertifikates anderen Anlagemöglichkeiten<br />
entsprechen. ■<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 17
Tagungen<br />
AFOS unterstützt Kirchenbank in Nigeria<br />
Investition mit KfW, Incofin und Bio geplant - Monsignore Ike ist treibende Kraft<br />
Auf Grund einer neuen Gesetzgebung<br />
in Nigeria muss<br />
sich die kirchliche Umuchinemere<br />
Community Bank<br />
(UCB) in Enugu in eine<br />
richtige Mikrofinanzbank<br />
umwandeln.<br />
von Martin J. Wilde<br />
Die Vergabe von Krediten<br />
an kleine und mittlere Unternehmen<br />
soll bei dieser Umwandlung<br />
zum Kerngeschäft<br />
werden. Damit soll eine deutliche<br />
Kapitalerhöhung verbunden<br />
werden. Auf Bitten<br />
des alten <strong>BKU</strong>-Freundes und<br />
AFOS-Partners Monsingore<br />
Obiora Ike, der treibenden<br />
Kraft hinter der UCB, haben<br />
der <strong>BKU</strong> und die AFOS-Stiftung<br />
ein Konsortium verschiedener<br />
potentieller Investoren<br />
zusammengebracht. Ziel ist<br />
es, gemeinsam in UCB zu investieren<br />
und den Umwandlungsprozess<br />
in eine leistungsfähige<br />
und profitable Mikrofinanzbank<br />
zu unterstützen.<br />
Mikrofinanz: Privatanleger suchen Anlagemöglichkeit<br />
Informationsveranstaltung der Diözesangruppe Ruhrgebiet - Bank im Bistum Essen interessiert<br />
Auf einer gemeinsamen Veranstaltung<br />
zum Thema<br />
Mikrofinanz und ethisches<br />
Investment der <strong>BKU</strong>-Diözesangruppe<br />
Ruhrgebiet<br />
und der Bank im Bistum<br />
Essen zeigten die Teilnehmer<br />
viel Interesse, auch privates<br />
Geld zur Finanzierung<br />
von Mikrofinanzinstitutionen<br />
anzulegen.<br />
Zum Auftakt erläuterte<br />
Bundesbankvorstand Dr. Hans<br />
Reckers das Konzept Mikrofinanz.<br />
Er wies sowohl auf die<br />
entwicklungspolitische Bedeutung<br />
des Mikrofinanzsektors<br />
für die Armutsbekämp-<br />
18_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />
Vom <strong>BKU</strong> zusammengebracht: Msgr. Obiora Ike und Mikrofinanz-„Guru“<br />
Dr. Claus-Peter Zeitinger.<br />
Die bundeseigene Kreditanstalt<br />
für Wiederaufbau<br />
(KfW), die vom belgischen<br />
<strong>BKU</strong> gegründete Investitionsgesellschaft<br />
Incofin – mit der<br />
AFOS bereits in Uganda erfolgreich<br />
kooperiert – und die<br />
belgische Entwicklungsbank<br />
Bio haben bereits ihre konkrete<br />
Bereitschaft zur Teilnahme<br />
signalisiert. Als Management-<br />
Consultant ist die Frankfurter<br />
Beratungsgesellschaft IPC mit<br />
fung als auch auf die Investitionsmöglichkeiten<br />
aus dem<br />
„Norden“ hin. „Viele Mikrofinanzbanken<br />
in Entwicklungsländern<br />
sind inzwischen so<br />
professionell geführt und so<br />
profitabel, dass sich Investitionen<br />
lohnen“.<br />
In den vergangenen drei<br />
Jahren seien bereits verschiedene<br />
Mikrofinanzfonds aufgelegt<br />
worden, in die auch Privatanleger<br />
investieren können.<br />
Leider sei Deutschland diesbezüglich<br />
aber noch „Entwicklungsland“.<br />
Loic de Canniere von der<br />
belgischen Investitionsgesellschaft<br />
Incofin stellte die Akti-<br />
im Boot, die bereits das Management<br />
der ProCredit Holding<br />
AG und ihrer Tochterbanken<br />
in weltweit 19 Ländern<br />
stellt. Interesse an einer Beteiligung<br />
kommt auch von einer<br />
deutschen Bistumsbank.<br />
Mikrofinanz ist<br />
Dienstleistung der Kirche<br />
Nach einer zweiten Verhandlungsrunde<br />
in Frankfurt<br />
vitäten besonders des „Impulse“-Mikrofinanz-Investmentfonds<br />
vor. Die Bank im<br />
Bistum Essen kündigte an,<br />
zeigte sich Ike erfreut über das<br />
deutsch-belgische Interesse.<br />
„Die Kirche in Nigeria ist der<br />
Armutsbekämpfung verpflichtet.<br />
Auch unter den Armen<br />
gibt es viele, die unternehmerische<br />
Begabungen haben,<br />
aber bislang keinen Zugang<br />
zu Sparen und Kredit<br />
haben. Die Umuchinemere<br />
Community Bank war in den<br />
letzten zehn Jahren bereits eine<br />
Dienstleistung der Kirche<br />
an die Armen. Das wollen wir<br />
jetzt in Richtung Vergabe von<br />
Kleinkrediten professionell<br />
ausbauen.“<br />
Sollte das Investitionsvorhaben<br />
noch in diesem Jahr<br />
umgesetzt werden, wäre dies<br />
die erste ausländische Direktinvestition<br />
in ein nigerianisches<br />
Mikrofinanzinstitut.<br />
IPC-Geschäftsführer und Pro-<br />
Credit-Aufsichtsratsvorsitzender<br />
Dr. Claus-Peter Zeitinger<br />
zu den Erfolgsaussichten:<br />
„Der Markt ist da. In zwei Jahren<br />
kann die neue Bank profitabel<br />
sein.“<br />
Weiter auf Seite 19 unten ➜<br />
Auf ein interessiertes Publikum traf die Informationsveranstaltung zum<br />
Thema Mikrofinanz in Essen. Foto: Bank im Bistum Essen<br />
sich des Themas kurzfristig<br />
anzunehmen und ihren Kunden<br />
entsprechende Produkte<br />
anzubieten. Martin J. Wilde
Mikrofinanz und Mittelstand<br />
Entwicklungspolitische Fachtagung von <strong>BKU</strong> und Konrad-Adenauer-Stiftung<br />
Der <strong>BKU</strong> und die Konrad-<br />
Adenauer-Stiftung luden im<br />
Dezember zu einer entwicklungspolitische<br />
Fachtagung<br />
auf Schloß Eichholz bei<br />
Bonn. 90 Experten aus Politik,<br />
Kirche und Wirtschaft<br />
nahmen daran teil. Das<br />
Thema Mikrofinanz und<br />
die Rolle des Mittelstandes<br />
waren wichtige Themen.<br />
von Martin J. Wilde<br />
Den Auftakt der Fachtagung<br />
machten der entwicklungspolitische<br />
Sprecher der<br />
CDU/CSU-Bundestagsfraktion,<br />
Dr. Christian Ruck,<br />
und der stellvertretende CDU/<br />
CSU-Fraktionsvorsitzende<br />
Arnold Vaatz. Beide sprachen<br />
sich dafür aus, die Effizienz<br />
der Entwicklungspolitik zu<br />
steigern. Die Armutsbekämpfung<br />
solle dabei ein wichtiger<br />
Bereich bleiben. Der Europaabgeordnete<br />
Michael Gahler<br />
setzte sich kritisch mit der<br />
Go to Nigeria!<br />
➜ Zu ähnlichen Einschätzungen<br />
kommt das bei der<br />
Weltbank angesiedelte Mikrofinanz-Kompetenzcenter<br />
CGAP, dass empfiehlt: „Go to<br />
EU-Entwick-lungspolitik auseinander<br />
und forderte ebenso<br />
wie der Wirtschaftspolitiker<br />
Erich G. Fritz (MdB) Reformen<br />
im internationalen Handelsregime,<br />
um den Entwikklungsländern<br />
eine faire<br />
Chance auf den Weltmärkten<br />
zu geben.<br />
Mikrofinanz im Mainstream angekommen: Incofin-Geschäftsführer Loic<br />
de Cannière (v.li.), Sparkassenstiftungsvorsitzender Dr. Holger Berndt,<br />
<strong>BKU</strong>-Arbeitskreisleiter Prof. Dr. Winfried Pinger, Bundesbankvorstand Dr.<br />
Hans Reckers, AFOS-Gründer Dr. Werner Cordes.<br />
Im Mittelpunkt weiterer<br />
Vorträge stand das Thema<br />
Mikrofinanz. Am Ende des<br />
„UN-Jahres des Mikrokredits“<br />
zogen die meisten Referenten<br />
die erfreuliche Bilanz, dass<br />
das Thema Mikrofinanz nun<br />
endlich im „Mainstream“ der<br />
Entwicklungspolitik ange-<br />
Tagungen<br />
Diskutierten das Positionspapier der Wirtschaftsverbände: Die <strong>BKU</strong>-Vorsitzende Marie-Luise Dött, MdB (v.li.),<br />
Unions-Sprecher Dr. Christian Ruck, <strong>BKU</strong>-Ehrenvositzender Cornelius Fetsch und AFOS-Gründer Dr. Werner Cordes.<br />
Fotos Martin J. Wilde<br />
Nigeria!“<br />
Zum Risiko eines Engagement<br />
in Nigeria zeigt sich auch<br />
der Vorsitzende des <strong>BKU</strong>-Arbeitskreises„UnternehmerischeEntwicklungszusammenarbeit,<br />
Prof. Winfried Pinger“,<br />
entspannt. „Erfahrungen aus<br />
kommen sei. Ein aus <strong>BKU</strong>-<br />
Sicht besonders schönes und<br />
konkretes Ergebnis der<br />
Gespräche und Kontakte der<br />
Tagung war die Idee, ein<br />
Investorenkonsortium für Nigeria<br />
zusammenzubringen<br />
(S. 18). ■<br />
Plädoyer für den Mittelstand: Der Düsseldorfer Unternehmer Peter Hesse<br />
im Plenum.<br />
so schwierigen Ländern wir<br />
Ukraine, Bolivien und Indonesien<br />
zeigen, das Mikrofinanzinstitute<br />
gegen ökonomische<br />
Schocks (Asienkrise) oder politische<br />
Erschütterungen<br />
(Orange-Revolution, innere<br />
Unruhen) viel weniger emp-<br />
findlich sind als die Geschäftsbanken.<br />
Zum einen ist<br />
die Risikostreuung im Mikrofinanzgeschäft<br />
viel breiter,<br />
und zum anderen schützen die<br />
kleinen Leute „ihre“ Bank,<br />
von der ihr wirtschaftliches<br />
Überleben abhängt. ■<br />
<strong>BKU</strong> - Journal 1_06 19
Tagungen<br />
Alte Werte neu gelebt<br />
12./13. Mai: DIHK-Präsident Braun eröffnet die <strong>BKU</strong>-Frühjahrstagung in Schmallenberg<br />
Unter dem Thema „Alte<br />
Werte neu gelebt“ findet<br />
vom 12. bis 13. Mai die diesjährige<strong>BKU</strong>-Frühjahrstagung<br />
im sauerländischen<br />
Schmallenberg statt.<br />
Der <strong>BKU</strong> hat sich für das<br />
laufende Jahr das Thema „Mit<br />
Werten führen“ auf die Fahnen<br />
geschrieben. Fragen rund um<br />
die Werte in der Wirtschaft haben<br />
seit einiger Zeit Hochkonjunktur.<br />
Der <strong>BKU</strong> folgt bei der<br />
Auswahl dieses Themas aber<br />
nicht dem Zeitgeist, sondern<br />
setzt seine Tradition fort: Seit<br />
mehr als 50 Jahren setzt sich<br />
der Bund mit der Katholischen<br />
Soziallehre als Orientierungshilfe<br />
in der Unternehmensführung<br />
auseinander.<br />
Als Unternehmerverband<br />
Eigenes Jugendprogramm<br />
Kongress Freude am Glauben wieder in Fulda<br />
Der 6. Kongress „Freude<br />
am Glauben“ des Forums<br />
Deutscher Katholiken findet<br />
vom 16. bis 18. Juni in<br />
Fulda statt. Das kündigte<br />
Forums-Vorsitzender Hubert<br />
Gindert an.<br />
Kongressleiter ist der Vorsitzende<br />
der <strong>BKU</strong>-Diözesangruppe<br />
Aschaffenburg, Alois<br />
Konstantin Fürst zu Löwenstein.<br />
Während der Veranstaltung<br />
diskutiert der Geistliche<br />
Berater des <strong>BKU</strong>, Prof. Dr.<br />
Lothar Roos, über die Frage<br />
„Unternehmer-erfolgreich und<br />
zugleich sozial“ – unter anderem<br />
mit den <strong>BKU</strong>-Mitgliedern<br />
Michael Bommers und Dr.<br />
Klaus-Dieter Schmidt. Der<br />
Bonner Staatsrechtler Prof.<br />
20_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />
Vertrautes Bild im <strong>BKU</strong>: die Silhouette von Schmallenberg.<br />
Foto: Peter Unterberg<br />
liefert der <strong>BKU</strong> dazu nicht nur<br />
theoretische Konzepte, sondern<br />
verfügt über viele erfahrene<br />
Praktiker, die sich in ihrem<br />
unternehmerischen Handeln<br />
von Werten leiten lassen.<br />
Einige davon kommen in<br />
Dr. Josef Isensee thematisert<br />
die Grenzen der weltlichen<br />
Gerichtsbarkeit und das jüngste<br />
Gericht.<br />
Das im Jahr 2000 gegründete<br />
Forum „papst- und kirchentreuer<br />
Katholiken“ plant<br />
erstmals ein paralleles Jugendprogramm,<br />
um den Impuls<br />
des Weltjugendtags in<br />
Köln weiterzutragen. Nach einem<br />
Gastspiel in Regensburg<br />
kehrt der Kongress nun an den<br />
Ursprungsort Fulda zurück.<br />
Der nunmehr sechste Kongress<br />
steht unter dem Motto<br />
„Auf dem Weg zu Christus“.<br />
Den Eröffnungsgottesdienst<br />
leitet Fuldas Bischof Heinz<br />
Josef Algermissen. Unt/KNA<br />
www.forum-deutscher-katholiken.de<br />
Schmallenberg zu Wort.<br />
Die Tagung beginnt am<br />
Freitag um 10.00 Uhr mit dem<br />
Eröffnungsreferat des Präsidenten<br />
des Deutschen Industrie-<br />
und Handelskammertages,<br />
Dr. h.c. Ludwig Georg<br />
Protestantisches Profil<br />
Der evangelische Kirchtentag 2007 in Köln<br />
Das Motto des Evangelischen<br />
Kirchentags 2007 in<br />
Köln heißt „Lebendig und<br />
kräftig und schärfer“. Die<br />
100 000 Dauerteilnehmer<br />
könnten die Losung als Aufforderung<br />
verstehen, protestantisches<br />
Profil im katholischen<br />
Köln zu zeigen,<br />
sagte Kirchentagspräsident<br />
Reinhard Höppner vor<br />
Journalisten.<br />
Die Worte aus dem Hebräerbrief<br />
zeigten auch, dass<br />
die Kirche „nicht so tot, fade<br />
und stumpf ist, wie manche<br />
Zeitgenossen meinen“, betonte<br />
der frühere Ministerpräsident<br />
von Sachsen-Anhalt.<br />
Der Präses der rheinischen<br />
Landeskirche, Nikolaus<br />
Schneider, sagte, der Kirchentag<br />
werde „so ökumenisch wie<br />
möglich“. Joachim Kardinal<br />
Meisner habe sich bereit erklärt,<br />
dabei zu sein. Geplant sei<br />
Braun (Vorstandsvorsitzender<br />
der Braun Melsungen AG). Im<br />
Laufe des Tages folgen Beiträge<br />
von OBI-Gründer Manfred<br />
Maus, Generalleutnant Walter<br />
Jertz (Luftwaffenführungskommando<br />
Köln-Wahn) und<br />
des Medizin-Professors Dr.<br />
Dietrich H. W. Grönemeyer<br />
(Universität Witten-Herdecke)<br />
sowie der Unternehmerin<br />
Christiane Underberg. Am<br />
Samstagmorgen stellt sich<br />
NRW-Finanzminister und<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglied Helmut Linssen,<br />
MdL, dem Dialog mit den<br />
Teilnehmern. Die Tagung endet<br />
mit dem Mittagessen.<br />
Anmeldungen erhalten Sie im<br />
Internet unter www.bku.de<br />
(Termine) oder in der <strong>BKU</strong>-Geschäftsstelle<br />
in Köln, Tel. 0221<br />
/ 272370<br />
Historie: Ein Werbeplakat für den<br />
Kirchentag vor 50 Jahren.<br />
ein ökumenischer Gottesdienst<br />
im Dom. Ein gemeinsames<br />
Abendmahl solle es nicht geben.<br />
Doch alle getauften Christen<br />
seien eingeladen, an den<br />
Abendmahlsfeiern teilzunehmen.<br />
Die katholische Kirche<br />
solle diese protestantische Auffassung<br />
respektieren, findet<br />
Schneider, denn: „Nicht wir<br />
sind Herr des Tisches, sondern<br />
Jesus Christus selber.“ KNA
Bischof und Ballsaal sind gebucht<br />
13. bis 15. Oktober: <strong>BKU</strong>-Bundestagung in Magdeburg<br />
Datum und Thema stehen<br />
fest, die Suche nach Referenten<br />
hat begonnen: Vom<br />
13. bis 15. Oktober triftt<br />
sich der <strong>BKU</strong> zu seiner<br />
Bundestagung in Magdeburg.<br />
Traditionell steht die Tagung<br />
im Zeichen des aktuellen<br />
<strong>BKU</strong>-Jahresthemas “Mit Werten<br />
führen”. Geplant ist, dass<br />
auf jeden Fall ein prominenter<br />
Bundespolitiker und ein sachsen-anhaltinischerLandesminister<br />
auftreten. Die Suche<br />
nach diesem Referenten kann<br />
jedoch erst jetzt nach der<br />
Landtagswahl beginnen. Fest<br />
steht, dass Ortsbischof Dr.<br />
Gerhard Feige die Tagung eröffnen<br />
und am Sonntag mit der<br />
Gruppe die Heilige Messe<br />
feiern wird.<br />
Das Papamobil im Schlamm<br />
Sicherheitsberater Winrich Ganitzka gewährte einen Blick hinter die Kulissen des Weltjugendtages<br />
Interna, die man erst nachher<br />
erfährt, trug der Sicherheitsberater<br />
des Kölner<br />
Weltjugendtages, <strong>BKU</strong>-Mitglied<br />
Winrich Granitzka,<br />
jetzt bei der DG Köln vor.<br />
An eine Szene des Weltjugendtages<br />
wird sich Granitzka<br />
bis zum Ende seines Lebens<br />
erinnern: Kurz vor der Papstmesse<br />
auf dem Marienfeld war<br />
das Papamobil am Fuße des<br />
Altarhügels in eine Sackgasse<br />
gefahren, erzählte er. Der<br />
Rückweg durch die Menge<br />
war unmöglich, so dass Granitzka<br />
vorschlug, der Heilige<br />
Vater möge zu Fuß den Hügel<br />
erklimmen. Das wurde vom<br />
römischen Protokoll rigoros<br />
abgelehnt. Einziger Ausweg<br />
war ein Weg aus hohlen Kunststoffplatten,<br />
die jedoch nur für<br />
Fußgänger ausgelegt waren.<br />
Eines der bekanntesten Bauwerke Magdeburgs: Der Dom<br />
Foto: Peter Unterberg<br />
Im Rahmenprogramm können<br />
die Teilnehmer nicht nur<br />
die schönsten Seiten der Landeshauptstadt<br />
kennenlernen,<br />
sondern auch das Tanzbein<br />
schwingen: Möchte die Gastgebende<br />
Diözesangruppe<br />
doch die Tradition eine Fest-<br />
Er begeisterte seine Zuhörer mit<br />
Details vom Weltjugendtag: Winrich<br />
Granitzka.<br />
Per Handy rief Granitzka den<br />
zuständigen Bauunternehmer<br />
an, der versicherte, das 2,8<br />
Tonnen schwere Papamobil<br />
werde in den Platten einbrechen<br />
und bis zu den Achsen im<br />
Morast versinken. Das hätte<br />
den HeiligenVater zu einem<br />
balles wieder aufleben lassen.<br />
Über die Fortschritte in der<br />
Programmplanung wird kontinuierlich<br />
unter www.bku.de<br />
berichtet. Die Einladungen<br />
werden voraussichtlich kurz<br />
vor den Sommerferien versandt.<br />
Unt<br />
wenig feierlichen Ausstieg gezwungen.<br />
Dennoch gab Granitzka<br />
in seiner Verzweiflung<br />
den Fahrbefehl und begann zu<br />
beten. Die Platten hielten.<br />
Ansonsten waren Granitzka<br />
und alle, die Papst Benedikt<br />
XVI erlebten, begeistert von<br />
dessen Auftreten, das er als<br />
fast scheu und ohne jede Attitüde<br />
beschrieb. Ganz anders<br />
waren die Männer der römischen<br />
Kurie, die in Zweifelsfällen<br />
das letzte Wort hatten.<br />
Das zeigte sich etwa bei der<br />
Besichtigung des Schiffes, mit<br />
dem der Papst auf dem Rhein<br />
nach Köln kam. Der römische<br />
Reisemarschall warf binnen<br />
Minuten die Pläne aller Architekten<br />
über den Haufen und<br />
legte fest, wo der Papst sitzen<br />
werde.<br />
Im der Vakanz zwischen<br />
dem alten und neuen Papst da-<br />
Tagungen<br />
Chiemsee-<br />
Tagung mit<br />
Altkanzler Kohl<br />
Zwei prominente Referenten<br />
hat der Vorsitzende der DiözesangruppeMünchen/Freising,<br />
Helmut Linnenbrink für<br />
die diesjährige Regionaltagung<br />
der Bayerischen <strong>BKU</strong>-Gruppen<br />
auf der Insel Frauenchiemsee<br />
gewinnen können. In diesem<br />
Jahr werden Altkanzler Dr.<br />
Helmut Kohl und Prof. Eugen<br />
Biser bei diesem „9. Frauenwörther<br />
Gespräch“ über die<br />
Zukunft Europas diskutieren.<br />
Die Tagung findet am Freitag,<br />
23. Juni 2006 statt.<br />
Die Veranstaltung hat sich<br />
zu einem attraktiven Fixpunkt<br />
im Jahresprogramm der süddeutschen<br />
Gruppen etabliert.<br />
In den Vorjahren referierten<br />
unter anderem VW-Chef Dr.<br />
Bernd Pischetsrieder und der<br />
Politiker Otto von Habsburg.<br />
gegen zogen sich Entscheidungen<br />
so weit in die Länge,<br />
dass so mancher Zeitplan arg<br />
ins Rutschen geriet, sagte Granitzka.<br />
■<br />
DIE BILANZ<br />
Die Abschlussbilanz des<br />
Weltjugendtags wird nach<br />
Angaben seines Generalsekretärs<br />
Heiner Koch „im<br />
grauen Bereich“ liegen. Die<br />
finanzielle Abwicklung<br />
werde noch das ganze Jahr<br />
dauern. Die Ausgaben lagen<br />
um rund ein Fünftel über<br />
den geplanten 100 Millionen<br />
Euro. Als Gründe werden<br />
höhere Teilnehmerzahlen<br />
und erhöhte Sicherheitsauflagen<br />
genannt.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 21
Tagungen<br />
Bildung braucht Unternehmergeist<br />
<strong>BKU</strong> Magdeburg und KAS organisieren Austausch zwischen Unternehmern und Bildungseinrichtungen<br />
Ein Forum für den Austausch<br />
zwischen Unternehmern<br />
und Bildungseinrichtungen<br />
haben die <strong>BKU</strong>-Diözesangruppe<br />
Magdeburg<br />
und die Konrad-Adenauer-<br />
Stiftung organisiert.<br />
von Martin J. Wilde<br />
Trotz der Winterferien in<br />
Sachsen-Anhalt kamen mehr<br />
als 30 Unternehmer und Vertreter<br />
von Bildungseinrichtungen<br />
ins Domgymnasium in<br />
Magdeburg, um über das Thema<br />
„Bildung braucht Unternehmergeist“<br />
zu diskutieren.<br />
Im Mittelpunkt standen dabei<br />
konkrete Möglichkeiten, wie<br />
Unternehmen und Bildungseinrichtungen<br />
so zusammenarbeiten<br />
können, dass beide<br />
davon profitieren.<br />
Der Werningeroder Unter-<br />
22_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />
nehmer Andreas Schubert berichtete<br />
von einer beispielhaften<br />
Zusammenarbeit des<br />
Landkreises, der Schulen und<br />
der Unternehmen im Landkreis<br />
Werningerode mit Blick<br />
auf die Berufswahlvorbereitung<br />
Jugendlicher. Das Ergebnis:<br />
Weniger Jugendliche brechen<br />
die Ausbildung ab, wovon<br />
besonders auch die mittelständischen<br />
Unternehmen<br />
profitieren.<br />
Die Unternehmerin Kerstin<br />
Storck berichtete von den Bemühungen,<br />
eine Sekundarschule<br />
in freier Trägerschaft in<br />
Magdeburg zu gründen. Dem<br />
unternehmerischen Engagement<br />
vieler schlage aber seitens<br />
der Politik wie der Kirche<br />
nicht immer hinreichend<br />
Unterstützung entgegen, kritisierte<br />
sie. Einigkeit bestand<br />
aber bei allen Teilnehmern,<br />
Veranstaltungshinweis<br />
Berliner Forum Schicksalsthema Bildung<br />
Bund Katholischer Unternehmer (<strong>BKU</strong>),<br />
Katholische Elternschaft Deutschlands (KED),<br />
Katholische Erziehergemeinschaft (KEG),<br />
Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. (KAS)<br />
Mittwoch, 20. September 2006, 19.00 Uhr<br />
Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung<br />
Tiergartenstraße 35, 10785 Berlin<br />
Begrüßung: Ministerpräsident a.D.<br />
Prof. Dr. Bernhard Vogel<br />
Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.<br />
Statements: „Bildung braucht Unternehmergeist“<br />
Claus Hipp,Unternehmer<br />
Christine Liberknecht, MdL<br />
Vorsitzende der CDU-Fraktion<br />
im Thüringer Landtag<br />
Moderation: Jörg Feuchthofen,<br />
Geschäftsführer der Vereinigung hessischer<br />
Unternehmerverbände,<br />
Leiter des <strong>BKU</strong>-Arbeitskreises Bildung<br />
Berichteten von ihrem Engagement in Sachen Bildung: Andreas Schubert<br />
und Kerstin Stork Foto: KAS<br />
dass es für den Mittelstand wie<br />
für die Region wichtig sein,<br />
gemeinsam qualifizierte Berufsbildungsangebote<br />
zu ma-<br />
Die Publikation „Bildung<br />
braucht Unternehmergeist“<br />
ist das Ergebnis eines Kooperationsprojektes<br />
der<br />
Konrad-Adenauer-Stiftung<br />
(KAS) und des <strong>BKU</strong>.<br />
Das Heft gibt die Ergebnisse<br />
eines Fachgespräches sowie<br />
eines Kongresses zum<br />
Thema wider, die im vergangenen<br />
Jahr in Berlin stattfanden,<br />
und enthält theoretische<br />
Grundlagen und praktische<br />
Beispiele zur Kooperation von<br />
Unternehmen und Bildungseinrichtungen.<br />
Autoren der<br />
verschiedenen Beiträge sind<br />
unter anderem der thüringische<br />
Ministerpräsident Dieter Althaus<br />
sowie der Wissenschaftliche<br />
Berater der <strong>BKU</strong>, Professor<br />
Dr. André Habisch. Kernaussagen<br />
der Broschüre sind:<br />
chen, damit nicht noch mehr<br />
junge Menschen mangels Alternativen<br />
in andere Universitätsstädte<br />
abwandern. ■<br />
Unternehmer und Bildung<br />
KAS-Publikation über gemeinsames Projekt<br />
• Die Bildung ist für die Zukunft<br />
des Standorts Deutschland<br />
zu wichtig, als dass<br />
sie allein dem Staat überlassen<br />
werden kann.<br />
• Wenn Unternehmen und<br />
Bildungseinrichtungen eine<br />
längerfristige Kooperation<br />
eingehen, die über „Spenden<br />
und Sponsoring“ hinausgeht,<br />
entsteht für beide<br />
eine Win-Win-Situation.<br />
Tobias Wangermann (Hrsg):<br />
„Bildung braucht Unternehmergeist<br />
– Für ein bürgerschaftliches<br />
Engagement kleiner<br />
und mittelständischer<br />
Unternehmen in der Bildung“.<br />
Die 70-seitige Publikation ist<br />
kostenlos erhältlich über die<br />
Konrad-Adenauer-Stiftung: tobias.wangermann@kas.de.
Familiengerechteres Steuer- und Sozialrecht<br />
Kirchhof spricht auf gemeinsamer Veranstaltung von <strong>BKU</strong>, Kolping und KKV in Berlin<br />
Dachten das Soziale neu: (v.l.) Prof. Kirchhof, Moderator Heinrich Wullhorst, Marie-Luise Dött und Thomas Dörflinger.<br />
Foto: Martin J. Wilde<br />
Der Steuerexperte und ehemalige<br />
Verfassungsrichter<br />
Paul Kirchhof hat angesichts<br />
der demographischen<br />
Krise in Deutschland<br />
grundlegende Reformen des<br />
Arbeits-, Steuer- und Sozialrechts<br />
zu Gunsten der Familie<br />
verlangt.<br />
von Martin Wilde<br />
und der KNA<br />
Kirchhof äußerte sich bei<br />
einer gemeinsamen Veranstaltung<br />
des <strong>BKU</strong>, des Kolpingwerks<br />
und des Bundesverbands<br />
Katholiken in Wirtschaft<br />
und Verwaltung (KKV)<br />
in Berlin zum Thema „Das Soziale<br />
neu denken – Für eine<br />
Kultur der Selbständigkeit“.<br />
Dabei rückte er die Überzeugung<br />
in den Mittelpunkt,<br />
dass die Familie als Kern alles<br />
Sozialen Ausgangspunkt für<br />
die Zukunft der Gesellschaft<br />
sei. Auch Wirtschaftswachstum<br />
„beginnt mit dem<br />
Wachstum der Kinder“, so der<br />
Rechtswissenschaftler. Der<br />
Markt gehe dorthin, wo Menschen<br />
sind. „Deswegen sind<br />
Familien- und Wirtschaftspolitik<br />
kein Gegensatz, sondern<br />
bedingen einander“, betonte<br />
der Steuerexperte. Sollte der<br />
Kindermangel in Deutschland<br />
anhalten, sieht Kirchhof<br />
Wachstum und Wohlstand und<br />
langfristig auch die Demokratie<br />
gefährdet.<br />
„Sozialer Rechtsstaat,<br />
nicht Sozialstaat“<br />
Kirchhof wies darauf hin,<br />
dass das Grundgesetz vom<br />
„sozialen Rechtsstaat“ spreche,<br />
das Wort Sozialstaat aber<br />
in der Verfassung nicht vorkomme.<br />
Der Verfassungsrechtler<br />
kritisierte eine verbreitete<br />
Haltung vieler Bürger,<br />
die vom Staat nicht nur „ihr<br />
gutes Recht, sondern vor allem<br />
ihr gutes Geld erwarten“. Dies<br />
komme von dem Missverständnis,<br />
dass der Staat zwar<br />
das Soziale garantieren, es<br />
aber nicht selbst organisieren<br />
solle. Dies sei Aufgabe der<br />
Selbsthilfe und Selbstorganisation<br />
der Bürger, ihrer Verbände,<br />
der Kirchen und der<br />
Wirtschaft.<br />
Zu einer sozial gerechten<br />
Gestaltung des Generationenvertrags<br />
forderte der Jurist<br />
ebenfalls umfangreiche Reformen.<br />
Dazu gehöre eine Erneuerung<br />
des Umweltschutzes, eine<br />
Neudefinition des Krankenversicherungssystems<br />
und<br />
des Rentenrechts sowie ein<br />
konsequenter Abbau der<br />
Staatsverschuldung.<br />
Kapital und Arbeit<br />
Kirchhof kritisiert ferner,<br />
das Steuerrecht neige dazu,<br />
das Kapital gegenüber der Arbeit<br />
zu bevorzugen. Damit<br />
vertreibe es die Arbeit aus<br />
Deutschland. Wirtschaftliches<br />
Wachstum könne sich nur ent-<br />
Tagungen<br />
falten, wenn die Bundesrepublik<br />
die wichtigste Ressource<br />
– die Leistungsfähigkeit ihrer<br />
Köpfe – zur Entfaltung bringe.<br />
Der Steuerfachmann forderte<br />
die Gesamtbelastung von Kapital<br />
und Arbeit im Einkommens-<br />
und Köperschaftssteuerrecht<br />
in der Bemessungsgrundlage<br />
wie im Steuersatz<br />
gleich auszugestalten.<br />
Unterstützung erhielt<br />
Kirchhof in diesem Punkt von<br />
der <strong>BKU</strong>-Vorsitzenden und<br />
CDU-Bundestagsabgeordneten<br />
Marie-Luise Dött. Da die<br />
Arbeit in der modernen<br />
Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft<br />
vor allem in<br />
den Köpfen stattfinde, führe<br />
eine steuerliche Diskriminierung<br />
zur Abwanderung der besten<br />
Köpfe ins Ausland.<br />
Dött kündigt<br />
<strong>BKU</strong>-Steuerkonzept an<br />
Dött kündigte an, dass der<br />
<strong>BKU</strong> Ende April in Berlin ein<br />
eigenes Steuerkonzept vorlegen<br />
werde. Es soll nach ihren<br />
Worten stark mittelstandsorientiert<br />
und im Geiste der<br />
katholischen Soziallehre und<br />
mit Blick auf das Verhältnis<br />
von Kapital und Arbeit ausgewogen<br />
sein. Darüber hinaus<br />
solle es eine radikale Vereinfachung<br />
gegenüber derzeit diskutierten<br />
Modellen darstellen.<br />
■<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 23
Forum<br />
Skandal mit Zeitverzögerung<br />
Kulturen auf Kollisionskurs? – Fakten, Hintergründe und Deutungsversuche zum Karikaturenstreit<br />
Gewalttätige Demonstrationen,Flaggenverbrennungen,<br />
Boykott-Aufrufe: Die<br />
Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen<br />
in<br />
skandinavischen Zeitungen<br />
hat in der islamischen Welt<br />
– mit viel Zeitverzögerung –<br />
eine Protestwelle ungeahnten<br />
Ausmaßes hervorgerufen.<br />
Nachdem sich der Pulverdampf<br />
gelegt hat, hier<br />
der Versuch, die wichtigsten<br />
Fakten herauszufiltern und<br />
einige Deutungen zu liefern.<br />
Von Peter Unterberg<br />
und der KNA<br />
Die Vorgeschichte des<br />
Skandals begann noch früher<br />
als allgemein bekannt: Im<br />
Spätsommer 2005 suchte ein<br />
dänischer Schriftsteller Zeichner<br />
für ein Jugendbuch über<br />
den Islam und den Propheten<br />
Mohammed. Aus Furcht vor<br />
Racheaktionen radikaler Moslems<br />
sagten jedoch alle Angesprochenen<br />
ab. Erst danach<br />
forderte der Chefredakteur der<br />
Zeitung „Jylland Posten“ die<br />
40 wichtigsten Karikaturisten<br />
Skandinaviens auf, ihre Vorstellungen<br />
von Mohammed zu<br />
Papier zu bringen. Am 30.<br />
September 2005 druckte „Jylland<br />
Posten“ das Ergebnis: Eine<br />
der Zeichnungen zeigt den<br />
Propheten mit einem Turban in<br />
Form einer Bombe samt brennender<br />
Zündschnur. Auf einem<br />
anderen Bild ist er als<br />
Schwert schwingender Beduine<br />
neben zwei schwarzvermummten<br />
Frauen zu sehen.<br />
Nennenswerte Reaktionen gab<br />
es nicht.<br />
Der Skandal beginnt<br />
Die Angelegenheit schien<br />
schon fast vergessen, als dänische<br />
Imame auf einer Informationsreise<br />
durch den Nahen<br />
24_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />
Osten ihre Glaubensbrüder<br />
auf die Veröffentlichung der<br />
Karikaturen aufmerksam<br />
machten. Denn welcher Araber<br />
liest schon dänische Zeitungen?<br />
Die FAZ wirft den<br />
Imamen vor, dabei mit „gespaltener<br />
Zunge“ geredet zu<br />
haben: Sie hätten in Dänemark<br />
sanft und beruhigend gesprochen<br />
und im Gespräch mit arabischen<br />
Medien aufhetzend.<br />
Später mussten die Reisenden<br />
zugeben, nicht nur die Mohammed-Karikaturen<br />
aus der<br />
dänischen Zeitung verteilt zu<br />
haben, sondern gleich eine<br />
ganze Mustersammlung.<br />
Die Brandstifter<br />
Die Proteste begannen also<br />
nicht spontan als Reaktion auf<br />
die dänischen Veröffentlichungen,<br />
sondern erst Monate<br />
später. Zudem blieb die Eskalation<br />
der Gewalt auf relativ<br />
wenige Orte beschränkt. So<br />
drängt sich der Verdacht auf,<br />
dass hier Radikale auf den fahrenden<br />
Zug aufgesprungen<br />
sind oder Regierungen von<br />
internen Problemen ablenken<br />
wollten. Das belegt der Blick<br />
auf lokale Brandherde:<br />
• Syrien stand wegen seiner<br />
mutmaßlichen Beteiligung<br />
an der Ermordung des Politikers<br />
Hariri unter internationalem<br />
Druck.<br />
• Iran wird wegen seiner<br />
Atompolitik kritisiert.<br />
• Saudi Arabien, das von<br />
manchen als Drahtzieher<br />
verdächtigt wird, stand seit<br />
dem 11. September häufig<br />
am Pranger des Westens.<br />
• Eine (angebliche?) Al Quaida-Gruppe<br />
kündigte flugs<br />
Selbstmordattentate an.<br />
• Die Taliban in Afghanisten<br />
riefen (mal wieder) zum<br />
Heiligen Krieg auf.<br />
• Ein indischer Regionalminister<br />
setzte ein Kopfgeld<br />
von elf Millionen Dollar<br />
auf die Karikaturisten aus.<br />
Die Reaktion in Europa<br />
Auch der „Widerstand“ im<br />
Westen kam nur zögerlich in<br />
Gang: Erst Anfang Februar<br />
druckten verschiedene westliche<br />
Blätter die Karikaturen<br />
nach – unter anderem die<br />
„Welt“ und die „Berliner Zeitung“.<br />
Für den Vorsitzenden<br />
des Deutschen Journalisten-<br />
Verbandes, Michael Konken,<br />
war dies „ein notwendiger<br />
Beitrag zur Meinungsbildung“.<br />
Das französische Boulevardblatt<br />
„France Soir“<br />
druckte die Karikaturen auf<br />
der Titelseite und betonte,<br />
kein religiöses Dogma könne<br />
die Auffassungen einer demokratischen<br />
und säkularen Gesellschaft<br />
bestimmen. Auch<br />
einzelne Zeitungen in muslimischen<br />
Ländern druckten die<br />
Karikaturen nach. Dort sahen<br />
sich die verantwortlichen Redakteure<br />
jedoch vielfach Repressionen<br />
ausgesetzt.<br />
Die Presse<br />
„Welt“-Chefredakteur Roger<br />
Köppel kommentierte: „Es<br />
gibt kein Recht auf Satireverschonung<br />
im Westen.“ Es entspreche<br />
seinem journalistischen<br />
Selbstverständnis, dass<br />
Medien dann einschreiten<br />
müssten, „wenn wesentliche<br />
Grundpfeiler unserer Kultur in<br />
Frage gestellt werden, wie es<br />
hier der Fall ist“. Das Abdrucken<br />
der Zeichnungen sei<br />
auch ein Bekenntnis zur Meinungsfreiheit.<br />
„Hier geht es<br />
um Todesdrohungen, nicht darum,<br />
sich aus Jux über eine Religion<br />
lustig zu machen,“<br />
schrieb Köppel.<br />
Die Politik<br />
Die deutschen Politiker äußerten<br />
zwar Verständnis dafür,<br />
dass sich Muslime durch die<br />
Zeichnungen in ihren religiösen<br />
Gefühlen verletzt sehen.<br />
Gleichzeitig verurteilten sie<br />
jedoch die Gewalt und verteidigten<br />
über alle Parteigrenzen<br />
hinweg die Pressefreiheit.<br />
Bundesinnenminister Wolfgang<br />
Schäuble (CDU) fragte:<br />
„Warum sollte sich die<br />
Bundesregierung für etwas<br />
entschuldigen, was in Ausübung<br />
der Pressefreiheit passiert<br />
ist?“ Wenn sich der Staat<br />
einmischen würde, wäre dies<br />
der erste Schritt zur Einschränkung<br />
der Pressefreiheit.<br />
Die Religionen<br />
Auffällig ist, dass die besonnenen<br />
Vertreter aller drei<br />
Weltreligionen ähnlich ➜
➜ reagierten: Juden, Christen<br />
und Moslems kritisierten die<br />
Veröffentlichungen der Karikaturen<br />
ebenso wie die gewalttätigen<br />
Ausschreitungen. Das<br />
Presseamt des Heiligen Stuhls<br />
mahnte, das Recht auf Meinungsfreiheit<br />
könne nicht das<br />
Recht einschließen, die religiösen<br />
Gefühle von Gläubigen<br />
zu verletzen.<br />
Der neue Vorsitzende des<br />
Zentralrats der Muslime in<br />
Deutschland (ZMD), Ayyub<br />
Axel Köhler, nannte die Zeichnungen<br />
„blasphemisch, beleidigend<br />
und entwürdigend“.<br />
Die gewalttätigen Ausschreitungen<br />
seien jedoch „unislamisch“,<br />
sagte Köhler und kritisierte<br />
den „hirnlosen Mob“.<br />
Deutungsversuche: Kampf<br />
der Kulturen?<br />
Im Streit um die Karikaturen<br />
wurde häufig auf die Theorie<br />
des „Clash of Civilisations“,<br />
eines Zusammenpralls<br />
der Kulturen, verwiesen. Sie<br />
geht zurück auf ein 1993 veröffentlichtes<br />
Buch des amerikanischenPolitikwissenschaftlers<br />
und Pentagon-Beraters<br />
Samuel Huntington. Er<br />
prophezeite unter dem Eindruck<br />
des ersten Irak-Kriegs<br />
für das 21. Jahrhundert statt eines<br />
harmonischen Zusammenwachsens<br />
in einer zunehmend<br />
vernetzten Welt neue Konflikte<br />
globalen Ausmaßes: Dabei<br />
wird es sich nach Überzeugung<br />
des Politologen nicht um Auseinandersetzungenideologischer<br />
oder wirtschaftlicher Natur<br />
handeln, sondern um Konflikte<br />
zwischen den Kulturen.<br />
Nebenwirkungen<br />
der Freiheit<br />
Doch bevor man von einem<br />
Kampf der Kulturen spreche,<br />
solle man klären, welche Kulturen<br />
da gemeint sind, mahnte<br />
Markus Reder in der Tagespost:<br />
„Islam gegen Christentum<br />
– das stimmt schon des-<br />
halb nicht, weil der Westen<br />
nicht mehr einfach als christlich<br />
bezeichnet werden kann.<br />
Wäre er das, wären die Probleme<br />
zumindest kleiner. Es sind<br />
die Christen, die verstehen,<br />
warum sich gläubige Muslime<br />
durch Karikaturen in ihren religiösen<br />
Gefühlen verletzt fühlen.<br />
Christen wissen aus eigener<br />
Erfahrung, was das heißt.<br />
Wo Freiheit als grenzenlose<br />
Freiheit verstanden wird, die<br />
die Würde des anderen verachtet,<br />
liegt ein Freiheitsverständnis<br />
vor, das die westliche Welt<br />
für viele Gläubige – Muslime<br />
wie Christen – suspekt macht.“<br />
Wunden auf<br />
beiden Seiten<br />
An anderer Stelle meinte<br />
Reder: „Der Hass der Muslime<br />
richtet sich gegen einen Westen,<br />
von dem sie sich kollektiv<br />
gedemütigt fühlen. Dessen<br />
Gesellschaft aus ihrer Sicht<br />
geprägt ist von Gottlosigkeit,<br />
Kapitalismus, Werteverfall<br />
und Promiskuität.“<br />
Die Islamwissenschaftlerin<br />
Katajun Amirpur führt die Ausschreitungen<br />
auf ein „kollektives<br />
Gefühl der Demütigung in<br />
der islamischen Welt“ zurück,<br />
das aus der Kolonialisierung,<br />
dem Irakkrieg und Guantanamo<br />
resultiere. Die Karikaturen böten<br />
hierfür ein Ventil.<br />
Der Leiter des Hamburger<br />
Orient-Instituts, Prof. Dr. Udo<br />
Steinbach, sagte dem Rheinischen<br />
Merkur: „Die Islamisten<br />
fühlten sich ertappt, weil Mohammed<br />
als Terrorist gezeigt<br />
wird – leiten sie doch selbst<br />
von ihm die Rechtfertigung<br />
zur Gewalt ab. Das intensiviert<br />
ihre Entschlossenheit, jetzt<br />
erst recht gegen den Westen<br />
mobil zu machen“<br />
Auf die Kehrseite dieser<br />
Medaille wies Heinrich Theilen<br />
in einem Leserbrief im<br />
„Ruhrwort“ hin: „Erst der gewalttätige<br />
Aufruhr in den arabischen<br />
Ländern hat reflexartig<br />
den Gegendruck im Westen<br />
erzeugt und hier die Flagge der<br />
Pressefreiheit hissen lassen.<br />
Die scharfe hiesige Reaktion<br />
findet ihre weitere Erklärung<br />
auch darin, dass der Westen<br />
durch terroristische Taten, die<br />
im Namen des Islam geschehen,<br />
traumatisiert ist.“<br />
Sind Muslime anders?<br />
Auf einen kulturellen<br />
Gegensatz verwies der Vorsitzende<br />
der Organisation Reporter<br />
ohne Grenzen, Robert Menard:<br />
Die arabischen Regierungen<br />
„verstehen nicht, dass<br />
es eine völlige Trennung zwischen<br />
dem geben kann, was eine<br />
Zeitung schreibt, und dem,<br />
was die dänische Regierung<br />
sagt.“ Dazu passt der Hinweis<br />
in der Tagespost, dass der Islam<br />
keine Trennung von Staat<br />
und Religion kennt. Dort sei<br />
auch der Staat als Wächter für<br />
die Religion verantwortlich<br />
und Glaubensfragen somit<br />
auch nicht der Privatsphäre<br />
überlassen. Wer sich vom Islam<br />
löse, mache sich eines<br />
Verbrechens schuldig.<br />
Dass hier mit zweierlei<br />
Maß gemessen werde, meinte<br />
Leserbrief-Schreiber Henning<br />
Freiherr von Vogelsang in der<br />
„Tagespost“: „Wo immer auch<br />
nur ansatzweise ein Grund gegeben<br />
wird, wehren sich Muslims<br />
lautstark, und man reagiert<br />
mit Verständnis und entschuldigt<br />
sich. Und umgekehrt?“,<br />
fragt er und nennt<br />
Beispiele dafür, wie christliche<br />
Symbole und Gefühle<br />
derb angegriffen wurden:<br />
„Was ist darauf geschehen?<br />
Nichts“.<br />
War das nur<br />
der Anfang?<br />
Für Udo Steinbach steht indes<br />
fest, dass sich solche Konflikte<br />
in Zukunft häufen werden.<br />
Mit unabsehbarer Brisanz,<br />
wie auch die Ermordung<br />
des niederländischen Regisseurs<br />
Theo van Gogh und die<br />
Forum<br />
Todesdrohungen gegen Salman<br />
Rushdie zeigen. Bei der<br />
Gratwanderung zwischen<br />
Meinungsfreiheit und der Achtung<br />
religiöser Gefühle plädiert<br />
Steinbach eher für eine<br />
vorsichtige Linie des Abwägens:<br />
„Wir müssen unsere<br />
Prinzipien nicht bis zum Exzess<br />
ausreizen“, meint er.<br />
Auswege<br />
Steinbach fordert beide Seiten<br />
zu mehr Selbstkritik auf. Die islamische<br />
Welt müsse davon absehen,<br />
neue Tabus zu errichten<br />
und dem Westen alles Negative<br />
zuzuschreiben. Der Westen<br />
wiederum habe den religiösen<br />
und kulturellen Kontext der muslimischen<br />
Staaten zu tolerieren.<br />
Dass auch diese in der<br />
Pflicht sind, betonte die FAZ:<br />
„Der Anspruch auf Toleranz<br />
und Respekt ist von der Bereitschaft<br />
dazu schwer zu trennen.<br />
Wie es darum im Islam von<br />
heute wirklich steht, kann man<br />
nicht etwa in Dänemark oder<br />
anderen europäischen Ländern<br />
studieren. Dazu muss man<br />
schon den Blick in jene Länder<br />
richten, in denen Muslime das<br />
Maß der Toleranz im öffentlichen<br />
Leben bestimmen.“<br />
Der Beauftragte des Auswärtigen<br />
Amtes für den Dialog<br />
mit der islamischen Welt,<br />
Hans-Günter Gnodkte, sieht im<br />
Karikaturen-Streit einen positiven<br />
Nebeneffekt. Die Ereignisse<br />
hätten wie ein „Kickstart“<br />
für den friedlichen Dialog gewirkt,<br />
sagte Gnodtke in Rom.<br />
Dass keine Seite die Gespräche<br />
abgebrochen habe, sei ein Beleg<br />
für die gewachsenen, guten<br />
Beziehungen zwischen westlicher<br />
und arabischer Welt. Der<br />
Streit habe sich nicht zu einem<br />
Kampf der Kulturen ausgeweitet.<br />
Der Islam-Beauftragte rief<br />
dazu auf, die islamischen Einwanderer<br />
stärker in den Dialog<br />
einzubinden. Sie hätten eine<br />
kulturelle Brückenfunktion und<br />
könnten helfen, Feindbilder auf<br />
beiden Seiten abzubauen. ■<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 25
Forum<br />
Gewinnerzielung als soziale Pflicht<br />
<strong>BKU</strong>-Vorsitzende Dött spricht in Oberhausen zum Jahresthema „Mit Werten führen“<br />
„Die Erwirtschaftung eines<br />
angemessenen Gewinnes ist<br />
die erste soziale Pflicht für<br />
jeden Unternehmer – auch<br />
für einen katholischen“,<br />
meint die Vorsitzende des<br />
<strong>BKU</strong>, Marie-Luise Dött,<br />
MdB.<br />
von Peter Unterberg<br />
„Ohne Gewinn kann kein<br />
Unternehmen existieren, keine<br />
Arbeitsplätze schaffen und<br />
auch keine Wohltaten verteilen“,<br />
sagte sie bei einer Vortragsveranstaltung<br />
der <strong>BKU</strong>-<br />
Diözesangruppe Ruhrgebiet<br />
im Rheinischen Industriemuseum<br />
in Oberhausen.<br />
Auf die Frage, was einen<br />
christlichen Unternehmer von<br />
einem nichtchristlichen unter-<br />
Die deutschen Unternehmen<br />
werden schon sehr<br />
bald Probleme bei der Personalakquisition<br />
bekommen<br />
– wenn sie nicht das Potenzial<br />
der älteren Mitarbeiter<br />
nutzen, weiß <strong>BKU</strong>-Mitglied<br />
Dr. Gunther Bös.<br />
von Dr. Gunther Bös<br />
Ältere Mitmenschen sind<br />
für einen Automobilhersteller<br />
eine wichtige Kundengruppe,<br />
deren Wunsch nach speziellem<br />
Bedienungs- und Fahrkomfort<br />
in den Planungen neuer Produkte<br />
berücksichtigt werden<br />
muss. <strong>BKU</strong>-Mitglied Dr.<br />
Gunther Bös, Leiter Betriebsverfassung/Personalsysteme<br />
der AUDI AG, wies zu Beginn<br />
eines Impulsreferates über ältere<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
bei der Diözesangruppe<br />
München/Freising darauf<br />
hin, dass ein spezielles „Se-<br />
26_<strong>BKU</strong> -Journal 1_06<br />
Werte-Runde: Der Vorsitzende der DG Ruhrgebiet, Wilfried Lanfermann<br />
(v.li.), die <strong>BKU</strong>-Vorsitzende Marie-Luise Dött, MdB, und der Kreisvorsitzende<br />
der CDU-Oberhausen, Wilhelm Hausmann. Foto Peter Unterberg<br />
scheidet, verwies Dött zunächst<br />
auf die Gemeinsamkeiten<br />
zwischen beiden: Auch ein<br />
christlicher Unternehmer<br />
müsse Gewinne erwirtschaften,<br />
um im Markt bestehen zu<br />
können. Und auch ein christlicher<br />
Unternehmer müsse in<br />
Krisenzeiten Mitarbeiter entlassen<br />
– allerdings nur als Ul-<br />
nioren-Auto“ bei dieser Zielgruppe<br />
jedoch nicht gut ankäme.<br />
Denn auch die Älteren<br />
identifizierten sich durchaus<br />
mit dem sportlich-dynamischen<br />
Image moderner Premium-Fahrzeuge.<br />
Der Blick richtete sich daher<br />
unter der Moderation des<br />
DG-Vorsitzenden Helmut Linnenbrink<br />
auf notwendige Verbesserungen<br />
in den Arbeitsbedingungen<br />
für die eigenen, älteren<br />
Mitarbeiter des Unternehmens.<br />
tima Ratio. „Denn, das ist der<br />
große Unterschied: Ein christlicher<br />
Unternehmer sieht seine<br />
Mitarbeiter nicht als Produktionsfaktor<br />
Arbeit sondern als<br />
Person mit Würde und Rechten,<br />
als Ebenbild Gottes“, erklärte<br />
Dött, die als Bundestagsabgeordnete<br />
den Wahlkreis<br />
Oberhausen vertritt.<br />
Aus personalpolitischer<br />
Sicht sind Probleme der gezielten<br />
Personalakquisition<br />
bei absehbarer Verknappung<br />
der Zahl jüngerer Fachkräfte<br />
zu lösen. Es müssen aber auch<br />
Aspekte der Personalentwicklung<br />
für ältere Mitarbeiter, der<br />
Gesundheitsvorsorge und<br />
nicht zuletzt der rasant wachsenden<br />
Kosten der betrieblichen<br />
Altersversorgung bedacht<br />
werden. In den Unternehmen<br />
müssen jetzt schon<br />
die Weichen gestellt werden,<br />
Diese Einstellung wirke sich<br />
auf den Umgang mit den Mitarbeitern<br />
aus, betonte die Politikerin:<br />
Aus der Sicht ihres Verbandes<br />
seien die Mitarbeiter Mitunternehmer,<br />
denen man Freiheit<br />
und Eigenverantwortung<br />
gewähren müsse. Im Gegenzug<br />
gelte es auch, diese am Gewinn<br />
und Kapital des Unternehmens<br />
angemessen zu beteiligen.<br />
Der Vorsitzende der <strong>BKU</strong>-<br />
Diözesangruppe Ruhrgebiet,<br />
Wilfried Lanfermann, kündigte<br />
an, dass sich die Gruppe im<br />
Laufe des Jahres in weiteren<br />
Veranstaltungen mit dem Thema<br />
Werte in der Unternehmensführungauseinandersetzen<br />
wird. „Dies wird die<br />
Unternehmen bereichern und<br />
die Mitarbeiter, die uns anvertraut<br />
sind, sagte er. ■<br />
Ältere Mitarbeiter - Die Zukunft des Unternehmens<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglied Dr. Gunther Bös berichtete, wie die Audi AG diese Zielgruppe fördert.<br />
um in Zukunft noch handlungsfähig<br />
zu bleiben.<br />
Bei Audi soll konkret der bereits<br />
erreichte hohe Gesundheitsstand<br />
von 97 Prozent erhalten<br />
und weiter ausgebaut<br />
werden. Die gesamte Belegschaft<br />
wird - auf freiwilliger<br />
Basis - schrittweise und altersspezifisch<br />
in ein Diagnose- und<br />
Präventionsprogramm auf dem<br />
neuesten Stand der Medizin<br />
einbezogen. Der Audi-Mitarbeiter<br />
erhält ein exzellentes<br />
Untersuchungs- und Beratungsangebot,<br />
das seiner persönlichen<br />
und beruflichen Vorsorge<br />
dient. Dazu gehören etwa<br />
Schulungen zum richtigen Heben.<br />
Das Unternehmen investiert<br />
in eine Verbesserung des<br />
Gesundheitsstands und der<br />
Leistungsfähigkeit der Belegschaft.<br />
Eine eigene Audi Altersteilzeit<br />
soll auch künftig den<br />
gleitenden Übergang aus der<br />
Erwerbsphase ermöglichen. ■
Aus den Arbeitskreisen<br />
Negative Einkommensteuer statt Kombilohn<br />
<strong>BKU</strong>-Arbeitskreis Soziale Ordnung legt Reformpapier vor<br />
In einem neuen Reformpapier<br />
seines Arbeitskreises<br />
Soziale Ordnung fordert<br />
der <strong>BKU</strong> fordert als Weiterentwicklung<br />
der Arbeitsmarktreform<br />
Hartz IV und<br />
anstelle von Kombilöhnen<br />
eine Umstellung des Steuerund<br />
Transfersystems auf eine<br />
„Negative Einkommensteuer“.<br />
von Martin J. Wilde<br />
Die Einführung des Arbeitslosengeldes<br />
II ab Januar<br />
2005 sei zwar dringend notwendig<br />
gewesen, um durch die<br />
Zusammenlegung von Arbeitslosen-<br />
und Sozialhilfe<br />
zum Arbeitslosengeld II mehr<br />
Transparenz und Gerechtigkeit<br />
der Sozialleistungsströme<br />
zu schaffen. Aus Sicht des<br />
<strong>BKU</strong> greifen die Reformen jedoch<br />
immer noch zu kurz.<br />
Der <strong>BKU</strong> schlägt die Einführung<br />
einer „Negativen Einkommensteuer“<br />
(Bürgergeld)<br />
vor. Der Bürger zahlt wie bisher<br />
ab einem Einkommen<br />
oberhalb der steuerlichen<br />
Grund- und Pauschalfreibeträge<br />
(positive) Steuern.<br />
Im Falle der längeren Arbeitslosigkeit<br />
und bei echter<br />
Bedürftigkeit erhält er hier<br />
nun aber eine staatliche Transferzahlung:<br />
die Negative Einkommensteuer.<br />
Sie soll das<br />
Arbeitslosengeld II bei Erwerbsfähigkeitbeziehungsweise<br />
Sozialhilfe bei Erwerbsunfähigkeit<br />
sowie im Einzelfall<br />
verschiedene zusätzliche<br />
Kostenerstattungen (Miete,<br />
Heizung) ablösen, um ein absolutes<br />
Existenzminimum abzusichern.<br />
Um die Anreize zur<br />
Beschäftigungsaufnahme im<br />
Niedriglohnbereich zu erhöhen,<br />
wird vorgeschlagen, im<br />
Rahmen des Systems einer<br />
Negativen Einkommensteuer<br />
das derzeitige Niveau der<br />
Transferzahlungen für Erwerbsfähige<br />
abzusenken und<br />
gleichzeitig die Zuverdienstmöglichkeiten<br />
als Ausgleich<br />
deutlich zu erhöhen. Im Einzelnen:<br />
• Die bisherigen Regelleistungen<br />
des Arbeitslosengeldes II<br />
und die Erstattungen für die<br />
Unterkunftskosten werden zusammengefasst<br />
und als Pauschalbetrag<br />
ausgezahlt. Gleiches<br />
gilt für die anteiligen<br />
Transferleistungen für Kinder<br />
von Erwerbsfähigen. Dieser<br />
Pauschalbetrag für Erwerbsfähige<br />
wird auch bei einem<br />
selbstverdienten geringfügigen<br />
Einkommen unterhalb der<br />
steuerlichen Grund- und Pauschalfreibeträge<br />
als Negative<br />
Einkommensteuer ausgezahlt.<br />
Für Familien gilt bei positiver<br />
wie negativer Einkommensteuer<br />
der kumulierte steuerliche<br />
Freibetrag von Eltern und<br />
Kindern (Grundfreibetrag für<br />
Kinder und Erwachsene: 8 000<br />
Euro plus Pauschalfreibeträge<br />
für erwerbstätige Erwachsene).<br />
• Die Höhe dieser ausgezahlten<br />
Negativen Einkommensteuer<br />
richtet sich im Einzelfall nach<br />
der Höhe des selbstverdienten<br />
(geringen) Einkommens. Mit<br />
steigendem eigenen Einkommen<br />
schmilzt sie ab und ist<br />
gleich Null, wenn das eigene<br />
Einkommen den steuerlichen<br />
Grund- und Pauschalfreibeträgen<br />
entspricht. Der Höchstbe-<br />
trag bei Erwerbsfähigen ohne<br />
jegliches eigenes Einkommen<br />
liegt zukünftig unterhalb des<br />
derzeitigen durchschnittlichen<br />
Gesamtbetrages von Regelleistung<br />
und Kostenerstattungen,<br />
also unterhalb des derzeit politisch<br />
angesetzten Existenzminimums<br />
für Erwerbsunfähige.<br />
Gleiches gilt für die anteiligen<br />
Transferleistungen für Kinder<br />
von Erwerbsfähigen.<br />
• Die Auszahlung der Negativen<br />
Einkommensteuer geschieht<br />
durch die Finanzämter,<br />
denen ohnehin die Einkommensverhältnisse<br />
der Bürger<br />
bekannt sind. So werden Arbeitsagenturen<br />
und Sozialämter<br />
entlastet und können sich<br />
auf ihre Kernaufgaben der<br />
Arbeitsvermittlung und der<br />
konkreten sozialen Hilfestellungen<br />
konzentrieren. Die<br />
gleitende Automatik von der<br />
Negativen zur positiven Einkommensteuer<br />
befreit zudem<br />
die Betroffenen von der Bittstellerposition<br />
im Sozialamt.<br />
• Für die Arbeitsvermittlung<br />
und Qualifizierung von Empfängern<br />
der Negativen Einkommensteuer<br />
sind allein die<br />
Kommunen zuständig. Ihre<br />
diesbezüglichen Tätigkeiten<br />
werden ausschließlich aus<br />
Steuermitteln finanziert, was<br />
durch entsprechende Regelungen<br />
zwischen Bund, Ländern<br />
und Kommunen abgesichert<br />
werden muss. Die Bundesagentur<br />
für Arbeit beschränkt<br />
sich auf Vermittlungs- und Beratungsdienstleistungen<br />
der bei<br />
ihr versicherten Arbeitnehmer<br />
und der arbeitsuchenden Empfänger<br />
des Arbeitslosengeldes<br />
I. Zuschüsse aus Steuermitteln<br />
an die Bundesagentur für Arbeit<br />
werden damit nicht mehr<br />
benötigt und die Beiträge zur<br />
Arbeitslosenversicherung können<br />
sinken.<br />
• Neben dem steuerlichen<br />
Freibetrag beziehungsweise<br />
der Negativen Einkommensteuer<br />
für Kinder erhalten<br />
Empfänger der Negativen<br />
Einkommensteuer für die Bildung<br />
und Erziehung ihrer<br />
Kinder Gutscheine vom Finanzamt,<br />
die sie bei Einrichtungen<br />
ihrer Wahl einlösen<br />
können.<br />
Gegen Mindestlohn<br />
Für Familien am Existenzminimum<br />
bedeute diese Neuregelung,<br />
dass auch Teilzeitarbeit<br />
schon als Brücke zur Erwerbstätigkeit<br />
genutzt werden<br />
kann, ohne reguläre Arbeitsplätze<br />
zu verdrängen. Besonders<br />
wichtig sei dabei, dass<br />
durch diese Umstellungen Arbeitslose<br />
zur Arbeit motiviert<br />
werden, da sie bei diesem System<br />
auf jeden Fall deutlich<br />
mehr Geld durch Erwerbsarbeit<br />
zur Verfügung hätten als<br />
bei Nichtarbeit. Die derzeitigenZuverdienstmöglichkeiten<br />
beim Arbeitslosengeld II<br />
wiesen zwar in die richtige<br />
Richtung, seien aber immer<br />
noch zu gering.<br />
Die Notwendigkeit der<br />
Schaffung eines Mindestlohnes<br />
sieht der <strong>BKU</strong> nicht gegeben,<br />
da das Arbeitslosengeld<br />
oder gegebenenfalls das Existenzminimum<br />
bei dem System<br />
einer Negativen Einkommensteuer<br />
ein faktischer Mindestlohn<br />
sei, unterhalb dessen es<br />
sich für niemanden zu arbeiten<br />
lohne. Ein zusätzlicher<br />
Mindestlohn darüber wäre<br />
hingegen kontraproduktiv, da<br />
er nicht marktgerecht wäre<br />
und gerade wieder die Arbeitschancen<br />
im Niedriglohnbereich<br />
konterkarieren würde.<br />
Das komplette Reformpapier<br />
kann unter www. bku.de heruntergeladen<br />
werden. Gedruckte<br />
Kopien gibt es in der <strong>BKU</strong>-<br />
Geschäftsstelle in Köln, Tel. 02<br />
21 / 27 23 70.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 27
Aus den Arbeitskreisen<br />
Karenzzeit und Rabatt<br />
Reformpapier Soziale Ordnung: Arbeitslosen und Rentenversicherung<br />
Der <strong>BKU</strong> plädiert in der<br />
Arbeitslosenversicherung<br />
für eine zwölfmonatige<br />
Geldleistung mit einem<br />
Monat Karenzzeit in Verbindung<br />
mit einem qualifizierten<br />
Beratungs- und Vermittlungsanspruch.<br />
Lediglich für bisherige<br />
Versicherte, die mindestens<br />
20 Jahre lang Beiträge gezahlt<br />
haben, sollte noch in einer<br />
Übergangsphase 18 Monate<br />
Arbeitslosengeld I gezahlt<br />
werden. Bei mindestens 30<br />
Versicherungsjahren wären es<br />
24 Monate. Die Höhe der<br />
Auszahlung für diesen Versichertenkreis<br />
soll aber ab dem<br />
zwölften/18. Monat abnehmen,<br />
um den Anreiz zur Arbeitsaufnahme<br />
zu erhöhen.<br />
Ein Anspruch auf Arbeitslosengeld<br />
I entsteht erst nach<br />
einer mindestens dreijährigen<br />
Sind Sie selbst- oder<br />
fremdbestimmt?<br />
In letzter Zeit ist das Thema<br />
„Vorsorgevollmachten“ in den<br />
Fokus der Öffentlichkeit<br />
gerückt. Vielfach geht es dabei<br />
nur um Patientenvorsorgevollmachten,<br />
die mittlerweile sogar<br />
in medizinischen Einrichtungen<br />
standardisiert angeboten<br />
werden. Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit<br />
auf ein Problem in<br />
Ihrer unmittelbarer Umgebung<br />
und dessen Lösung lenken. Sie<br />
sind wie ich auch Unternehmer.<br />
Wenn Sie durch Krankheit oder<br />
Unfall plötzlich für längere Zeit<br />
ausfallen oder sogar geschäftsunfähig<br />
werden, reicht eine<br />
standardisierte Patientenvorsorgevollmacht<br />
nicht aus; dort ist<br />
zum Beispiel nicht geregelt,<br />
wer das Unternehmen in dieser<br />
28_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />
Einzahlungsphase in die Arbeitslosenversicherung.<br />
Gegen eine freiwillige Einschränkung<br />
des Leistungskatalogs<br />
seitens der versicherten<br />
Arbeitnehmer sollen diesen<br />
zukünftig Beitragsrabatte ermöglicht<br />
werden. Beitragsrabatte<br />
für Arbeitnehmer und Arbeitgeber<br />
sollen ebenfalls<br />
möglich werden, wenn Arbeitnehmer<br />
und Arbeitgeber gemeinsam<br />
und auf ihre Kosten<br />
mit der Bundesagentur für Arbeit<br />
abgestimmte Qualifizierungs-<br />
und Weiterbildungsmaßnahmen<br />
für die Versicherten<br />
durchführen.<br />
Rentenbeiträge und<br />
Bundeszuschuss<br />
Jede weitere Anhebung der<br />
Rentenbeiträge erhöht die<br />
Lohnnebenkosten zusätzlich<br />
und trägt somit zum Abbau be-<br />
§-Tipp: Die Vorsorgevollmacht für Unternehmer<br />
Zeit leiten soll und mit welchen<br />
Kompetenzen! Sie brauchen eine<br />
individuelle Unternehmervorsorgevollmacht,<br />
die wie ein<br />
Maßanzug auf Sie und Ihr<br />
Unternehmen zugeschnitten<br />
sein muss. Hierzu einige Punkte:<br />
• Vermögensvorsorge: Für<br />
Ihre Firmenleitung müssen<br />
Sie eine/mehrere Vertrauenspersonen<br />
bestimmen.<br />
Regeln Sie, ob diese als Organvertreter<br />
eingesetzt oder<br />
ihr Prokura beziehungwseiseHandlungs-/Generalvollmacht<br />
erteilt wird. Bei Vollmachten<br />
müssen für mögliche<br />
Kündigungen etwa von<br />
Arbeitnehmern genügend<br />
Vollmachten im Original<br />
vorgehalten werden. Nehmen<br />
Sie auf, ob die bestimmte<br />
Person nur in Abstimmung<br />
mit Beratern<br />
stehender Arbeitsplätze bei<br />
und verhindert die Schaffung<br />
neuer Arbeitsplätze. Eine weitere<br />
Anhebung der Rentenbeiträge<br />
sei deshalb abzulehnen.<br />
Da der Zuschuss zur Rentenkasse<br />
bereits heute ein Drittel<br />
des Bundeshaushaltes ausmache<br />
und weit über die versicherungsfremden<br />
Leistungen<br />
hinausgehe, sei eine weitere<br />
Anhebung des Bundeszuschusses<br />
zur Rentenkasse abzulehnen.<br />
Entsprechend der deutlich<br />
höheren Lebenserwartung ist<br />
für den <strong>BKU</strong> eine längere Lebensarbeitszeitunumgänglich.<br />
Der <strong>BKU</strong> unterstützt daher<br />
zur Sanierung der Rentenfinanzen<br />
die Anhebung des<br />
Rentenalters auf 67 Jahre.<br />
Die junge Generation muss<br />
nach Überzeugung des <strong>BKU</strong><br />
zusätzlich zur Sicherung ihrer<br />
Altersversorgung neben der<br />
oder Anwälten unternehmenserheblicheHandlungen<br />
vornehmen kann. Regeln<br />
Sie auch, wie und ob<br />
bei längerer oder dauerhafter<br />
Erkrankung das Unternehmen<br />
fortgeführt, verkauft<br />
oder aufgelöst werden<br />
soll. Hier ist eine für Ihr<br />
Unternehmen günstigste<br />
Variante zu ermitteln.<br />
• Gesundheit-/Pflegebedürftigkeit:<br />
Sie sollten regeln,<br />
in welche ärztlichen<br />
Maßnahmen oder Untersuchungen<br />
ein Dritter einwilligen<br />
kann und wer Akteneinsicht<br />
in Ihre Patientenunterlagen<br />
nehmen darf.<br />
Auch Ihren Aufenthalt in<br />
Pflegeheimen dürfen vertraute<br />
Dritte bestimmen!<br />
• Patientenvollmacht: Klären<br />
Sie in einer Patienten-<br />
Gesetzlichen Rentenversicherung<br />
eine stärkere kapitalgedeckte<br />
Rente aufbauen. Die<br />
ältere Generation muss sich<br />
gleichzeitig auf die Möglichkeit<br />
nominaler Rentenkürzungen<br />
einstellen. Diese Zusatzbelastungen<br />
für Jung und Alt<br />
klar auszusprechen, sei ein<br />
Gebot der Wahrhaftigkeit.<br />
Zur gerechten Berücksichtigung<br />
der Erziehungsleistung<br />
von Familien fordert der<br />
<strong>BKU</strong>, die Anrechnung von<br />
Erziehungsleistungen von<br />
derzeit drei auf mindestens<br />
fünf Jahre heraufzusetzen. ■<br />
verfügung, inwieweit Sie<br />
medizinische Möglichkeiten<br />
zur Lebenserhaltung beanspruchen<br />
möchten.<br />
• Behörden, Post- und Fernmeldeverkehr<br />
sowie gesetzliche<br />
Vertretung: Es<br />
sollte bestimmt werden,<br />
dass der Bevollmächtigte<br />
bestimmte Post entgegennehmen,<br />
öffnen und Erklärungen<br />
abgeben kann.<br />
Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt<br />
des individuellen Regulierungsbedarfs.<br />
Kümmern Sie sich<br />
RECHT-zeitig, bevor sich Fremde<br />
darum kümmern müssen!<br />
Der Erfurter Rechtsanwalt Richard<br />
Baumann (www.rae-baumann-kollegen.de),<br />
Spezialist<br />
für Arbeits- und Erbrecht, ist<br />
Mitglied im Bund Katholischer<br />
Rechtsanwälte, der diese Kolumne<br />
betreut.
Pro Gesundheitsprämie, Pro Pflegeprämie<br />
Reformpapier Soziale Ordnung: Kranken- und Pflegeversicherung<br />
Der <strong>BKU</strong> spricht sich für<br />
die Einführung einer Gesundheitsprämie<br />
aus. Es bestehe<br />
die Notwendigkeit, die<br />
Basis der Beitragspflichtigkeit<br />
auf jeden erwachsenen<br />
Versicherten zu erweitern.<br />
Die Beitragsanteile der Arbeitgeberseite<br />
könnten an den<br />
Arbeitnehmer als Lohnbestandteil<br />
ausgezahlt und somit<br />
von der Entwicklung der<br />
Krankenkosten abgekoppelt<br />
werden. Kinder sollen von der<br />
Prämienzahlung ausgenommen<br />
und weiterhin solidarisch<br />
mitversichert werden. Diese<br />
Komponente des Familienlastenausgleiches<br />
soll von der<br />
Gesamtheit der Gesellschaft<br />
aus Steuermitteln finanziert<br />
werden.<br />
Auch in der Pflegeversicherung<br />
plädiert der <strong>BKU</strong> für ein<br />
Prämienmodell. Die Auszah-<br />
Wem gehört der<br />
Firmenwagen?<br />
Der Gesetzgeber hat sich (mal<br />
wieder) mit den steuerlichen<br />
Auswirkungen des gemischtgenutzten<br />
PKW beschäftigt.<br />
Diese PKW können in drei<br />
unterschiedlichen Varianten<br />
vorliegen:<br />
• Der PKW, der zwischen 50<br />
und 100 Prozent betrieblich<br />
genutzt wird, ist sogenanntes<br />
notwendiges Betriebsvermögen.<br />
• Der PKW, der zwischen<br />
zehn und 50 Prozent betrieblich<br />
genutzt wird, kann<br />
als Betriebsvermögen behandelt<br />
werden (so genanntes<br />
gewillkürtes Betriebsvermögen),<br />
er kann aber<br />
auch als Privatvermögen angesehen<br />
werden.<br />
lung des Arbeitgeberanteils direkt<br />
an die Arbeitnehmer und<br />
die steuerliche Behandlung<br />
gilt entsprechend der Krankenversicherung.<br />
Für Einkommensschwache<br />
erfolgt ein<br />
steuerfinanzierter Ausgleich,<br />
mittelfristig wird eine generell<br />
nachgelagerte Besteuerung<br />
angestrebt, so dass die Vorsorge<br />
steuerfrei ist. Der nach dem<br />
Gesundheitsprämienmodell<br />
§-Tipp: Jetzt doch: Fahrtenbuch muss sein<br />
• Zwingendes Privatvermögen<br />
ist der PKW, dessen betriebliche<br />
Nutzung unter<br />
zehn Prozent liegt.<br />
Die Zuordnung zu den Vermögensarten<br />
hat Konsequenzen<br />
für die Besteuerung:<br />
Ist der PKW Betriebsvermögen,<br />
sind alle im Zusammenhang<br />
damit stehenden Kosten<br />
Betriebsausgaben, die Anschaffungskosten<br />
wirken sich<br />
über die Abschreibung gewinnmindernd<br />
aus. Im<br />
Gegenzug muss die Privatnutzung<br />
gewinnerhöhend erfasst<br />
und versteuert werden.<br />
Ist der PKW Privatvermögen,<br />
wirken sich die betrieblichen<br />
Fahrten (meist) mit einer Pauschale<br />
von 0,30 Euro pro gefahrenem<br />
Kilometer gewinnmindernd<br />
aus.<br />
Bisher wurde die Privatnut-<br />
versicherte Personenkreis soll<br />
zukünftig auch dem versicherten<br />
Personenkreis der gesetzlichen<br />
Pflegeversicherung entsprechen.<br />
Zur langfristigen Sicherung<br />
der Finanzierbarkeit der gesetzlichen<br />
Pflegeversicherung<br />
ist auf den Auf- und Ausbau<br />
der kapitalgedeckten Risikovorsorge<br />
abzustellen. Mit einer<br />
entsprechenden Über-<br />
zung, wenn kein Fahrtenbuch<br />
geführt wurde, mit einer Pauschale<br />
von einem Prozent des<br />
Bruttolistenneupreises des<br />
PKW pro Monat bewertet.<br />
Diese Regelung gilt auch<br />
weiterhin für Fahrzeuge, die<br />
zum notwendigen Betriebsvermögen<br />
gehören.<br />
Bei Fahrzeugen, die zum gewillkürten<br />
Betriebsvermögen<br />
gehören, sind nun seit dem 1.<br />
Januar 2006 die tatsächlich<br />
auf die privaten Kilometer<br />
entstandenen Kosten wieder<br />
gewinnerhöhend zu erfassen.<br />
Faktisch bedeutet das die Verpflichtung<br />
für den Unternehmer<br />
zum Führen eines Fahrtenbuches:<br />
Entweder muss er auf diese<br />
Weise nachweisen, dass der<br />
Wagen notwendiges Betriebsvermögen<br />
ist (also zu minde-<br />
Aus den Arbeitskreisen<br />
gangsregelung für den Bestand<br />
an Pflegefällen und der<br />
pflegenahen Jahrgänge sollte<br />
eine Komplettumstellung auf<br />
eine private Pflegeversicherung<br />
erfolgen, bei der für jeden<br />
Versicherten Altersrückstellungen<br />
gebildet werden<br />
können. Die Endstufe sieht eine<br />
Konzentration der kapitalgedeckten<br />
Risikovorsorge in<br />
der privaten Alterssicherung<br />
vor, so dass Pflege- und Gesundheitsprämie<br />
nicht mehr in<br />
getrennte Fonds nach getrennten<br />
Versicherungszweigen eingezahlt<br />
werden. ■<br />
stens 50 Prozent betrieblich<br />
genutzt wird). Oder er muss<br />
(weil der Wagen gewillkürtes<br />
Betriebsvermögen ist) das<br />
Verhältnis der betrieblichen zu<br />
den Privatfahrten ermitteln,<br />
um die Kosten für Privatfahrten<br />
gewinnerhöhend erfassen<br />
zu können.<br />
Liegt ein solches Fahrtenbuch<br />
nicht vor, wird die Finanzverwaltung<br />
die Höhe der Privatfahrten<br />
wohl schätzen....<br />
P.S. Diese Regelung trifft ausdrücklich<br />
nicht auf Firmenwagen<br />
zu, die Mitarbeitern zur<br />
Verfügung gestellt werden.<br />
Ein solcher Wagen ist für den<br />
Arbeitgeber immer notwendiges<br />
Betriebsvermögen!<br />
Jutta Stüsgen, Steuerberaterin,<br />
www.stuesgen.de<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 29
Aus den Arbeitskreisen<br />
In Kollektivhaftung für Krieg und Erdbeben<br />
Christen in islamischen Ländern: Eine Serie des Arbeitskreises Spiritualität (II)<br />
Bis vor einigen Jahren galt<br />
die Sorge um verfolgte<br />
Christen in erster Linie den<br />
Menschen in den kommunistischen<br />
Ländern. Erst jetzt<br />
wird klar, dass schon damals<br />
auch in islamischen<br />
Ländern viele Christen in<br />
großer Bedrängnis lebten.<br />
von Msgr. Wilhelm Terboven<br />
Die Lage der Christen in islamischen<br />
Ländern wird immer<br />
prekärer: Ermordete<br />
Gläubige und Geistliche, brennende<br />
Schulen und Gotteshäuser<br />
sind täglich zu beobachtende<br />
Fakten. Die dänischen<br />
Mohammed-Karikaturen haben<br />
auch zur Verschärfung des<br />
Leidens der Christen beigetragen.<br />
In Pakistan wird die kleine<br />
christliche Minderheit für<br />
das verherende Erdbeben mitverantwortlich<br />
gemacht, weil<br />
die gläubigen Muslime der<br />
Überzeugung sind, dass diese<br />
Naturkatastrophe ein Zorngericht<br />
Allahs an seinem Volk ist,<br />
das Christen in diesem Land<br />
duldet.<br />
Im Irak sind die Kirchen<br />
und die hohen christlichen<br />
Geistlichen das Ziel von Attacken.<br />
Papst Johannes Paul II.<br />
hatte US-Präsident George<br />
Konservative<br />
Christen<br />
Konservative haben es schwer.<br />
Sie sollen rechtfertigen, was<br />
sie bewahren wollen – und warum.<br />
Hingegen kommt der<br />
„progressive“ Anspruch auf<br />
Veränderung, auch wenn er<br />
keinerlei Verbesserung erwarten<br />
lässt, meist ohne diese<br />
Rechtfertigung durch.<br />
Auch progressive Christen<br />
30_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />
Bush angefleht, keinen Krieg<br />
gegen den Irak zu führen. Die<br />
irakische Bischofskonferenz<br />
hatte in großer Sorge in Rom<br />
auf die möglichen Nachteile<br />
für die Christenheit in dieser<br />
Region nachdrücklich hingewiesen.<br />
Christenreiner Irak?<br />
Die Chaldäer, die bis zu<br />
diesem Krieg in einer relativen<br />
Ruhe leben konnten, sind jetzt<br />
die Zielscheibe von Spott und<br />
Aggressionen aller Art. Diese<br />
mit Rom verbundenen Christen<br />
werden in eine Kollektivhaftung<br />
genommen. Vor einigen<br />
Jahren gab es noch mehr<br />
als zwei Millionen Chaldäer,<br />
inzwischen sind es nur noch<br />
circa 700 000. Kenner befürchten,<br />
dass der Irak in den<br />
Wolfgang Ockenfels: Zwischenruf<br />
müssen heute konservativ<br />
sein, sonst sind sie keine Christen<br />
mehr. Was ist am Christentum<br />
unbedingt bewahrenswert?<br />
Diese Frage wird<br />
nicht durch irgendeinen progressiven<br />
oder konservativen<br />
Zeitgeist beantwortet, sondern<br />
durch biblische Offenbarung,<br />
durch Überlieferung und Kirche.<br />
Letztlich besteht die konservative<br />
Haltung der Christen<br />
in der gläubigen Erwiderung<br />
und praktischen Bestätigung<br />
nächsten Jahren ein „christenreines<br />
Land“ werden könnte.<br />
Der chaldäische Erzbischof<br />
von Bagdad, Andreas Abuna,<br />
beschrieb die Lage der Christenheit<br />
kürzlich als ständigen<br />
Alptraum.<br />
In Ägypten gilt noch ein<br />
Gesetz aus osmanischer Zeit:<br />
Ohne Erlaubnis des Staatspräsidenten<br />
kann kein christliches<br />
Gotteshaus oder Gemeindezentrum<br />
gebaut werden. Immer<br />
wieder werden die christlichen<br />
Konvertiten wegen angeblicher<br />
Störung der öffentlichen<br />
Ordnung verhaftet. Die<br />
Kopten sind sehr bewusst loyal<br />
zu ihrem Staat, um nicht als<br />
Bürger zweiter Klasse angesehen<br />
werden zu können. Dennoch<br />
sind die Christen von<br />
vielen staatlichen Ämtern ausgeschlossen.<br />
jener erlösenden Liebe und<br />
Treue, die in Jesus Christus ihren<br />
Ausgang nimmt.<br />
Christen geht es nicht um die<br />
Musealisierung eines nostalgischen<br />
Andenkens. Christus<br />
lebt und ist in seiner Kirche<br />
präsent. Das ist die anhaltend<br />
wirkende Erfahrung und mithin<br />
konservative Botschaft<br />
des Christentums.<br />
Christen müssen heute in profiliert<br />
unterscheidender Weise<br />
konservativ sein, indem sie<br />
Eine bedrückende Aktualität<br />
bekommt das Thema<br />
durch den Fall eines Moslems<br />
in Afghanistan, der zum Christentum<br />
übergetreten ist und<br />
für dieses „Verbrechen“ jetzt<br />
vor Gericht steht. Auch wenn<br />
die diplomatischen Bemühungen<br />
den Mann vor der drohenden<br />
Todesstrafe retten können:<br />
Allein die Tatsache, dass er vor<br />
Gericht steht, ist bezeichnend.<br />
Was können wir tun?<br />
Was wir auf jeden Fall tun<br />
können: Mit Moslems über<br />
diese Bedrängnis, die sie in<br />
Europa am eigenen Leib nicht<br />
erfahren müssen, zu sprechen.<br />
Jeder Christ müsste die Dinge<br />
beim Namen nennen oder wenigstens<br />
eine Fürbitte für die<br />
verfolgten Christen in islamischen<br />
Ländern sprechen. Wir<br />
können nur hoffen, dass sich<br />
die Toleranz, die Muslime bei<br />
uns erfahren, auf die Dauer positiv<br />
in den mehrheitlich islamischen<br />
Gebieten auswirkt. ■<br />
die Aufklärer aufklären, die<br />
Emanzipatoren befreien und<br />
die Kritiker kritisieren. An den<br />
Früchten ihrer eigenen Lebensweise<br />
bezeugen sie die<br />
Wahrheit ihres Glaubens und<br />
ihrer moralischen Ansprüche.<br />
Und wenn sie sich missionarisch<br />
als „Salz der Erde“ bewähren<br />
wollen, sollten sie zunächst<br />
einmal innehalten, umkehren<br />
und bei sich selber anfangen.
Neuaufbruch in Koblenz<br />
Michael Scheidgen zum Vorsitzenden gewählt<br />
Der neue Diözesanvorstand für Koblenz: Dietmar Heger (v.li), Michael<br />
Scheidgen und Adolf Becker-Flügel. Foto: Peter Unterberg<br />
Der Vermögensverwalter<br />
Michael Scheidgen aus Neuwied<br />
ist zum Vorsitzenden<br />
der neuen <strong>BKU</strong>-Diözesangruppe<br />
Koblenz gewählt<br />
worden, die sich jetzt im<br />
„Berghotel Rheinblick“ in<br />
Bendorf formell konstituiert<br />
hat.<br />
Unterstützt wird der Vorsitzende<br />
durch seine Stellvertreter<br />
Dietmar Heger (Finanz-<br />
dienstleister EVBS aus<br />
Niederwerth), Adolf Becker-<br />
Flügel (Kerzenfabrikant aus<br />
Montabaur) und Dr. Heribert<br />
Zweipfennig (Steuerberater<br />
aus Urbar).<br />
Wie Scheidgen in der Mitgliederversammlungberichtete,<br />
hat die Gruppe im vergangenen<br />
Jahr bereits ein umfangreiches<br />
Programm absolviert.<br />
Dazu zählten die gemeinsa-<br />
Vorstand im Spitzeninstitut<br />
Günther Merl wurde 60<br />
Der Vorstandsvorsitzende<br />
der Landesbank Hessen<br />
Thüringen, Girozentrale in<br />
Frankfurt (Helaba), <strong>BKU</strong>-<br />
Mitglied Günther Merl hat<br />
am 30. März seinen 60 Geburtstag<br />
gefeiert.<br />
Seine Dissertation hatte<br />
1973 die „Bedeutung der<br />
Zweigstellenpolitik für die<br />
Universalbanken“ zum Gegenstand.<br />
Die Übernahme der<br />
angeschlagenen Frankfurter<br />
Sparkasse (Fraspa) mit ihrem<br />
starken Filialnetz im Jahr 2005<br />
darf als die praktische und erfolgreiche<br />
Umsetzung des<br />
Themas gewertet werden.<br />
Seitdem ist das Verhältnis der<br />
Sparkassen zu ihren Spitzen-<br />
Prominenter<br />
Banker im<br />
<strong>BKU</strong>: Günter<br />
Merl<br />
instituten – den Landesbanken<br />
– ein heißes Thema, das sogar<br />
in Kommunalwahlkämpfen eine<br />
Rolle spielt.<br />
Der 1946 im fränkischen<br />
Amberg geborene Merl arbeitete<br />
zunächst bei der WestLB.<br />
1978 wechselte er zur Helaba,<br />
die heute auch für Thüringen<br />
zuständig ist. Seit 1991 gehört<br />
der verheiratete Vater einer<br />
Tochter ihrem Vorstand an,<br />
dem er seit 2001 vorsitzt.<br />
men Gesprächskreise Wirtschaft<br />
in der Philosophisch-<br />
Theologischen Hochschule in<br />
Vallendar unter Leitung von<br />
Prof. P. Dr. Heinrich Hamm,<br />
SAC, und ein fünfteiliges Seminar<br />
zur Einführung in die<br />
Katholische Soziallehre. Im<br />
laufenden Jahr sollen die Gesprächsabende<br />
in Vallendar<br />
fortgesetzt werden.<br />
Zur Vorgeschichte der<br />
Gründung berichtete Pater<br />
Hamm, dass er bereits seit 30<br />
Jahren in der Philosophisch-<br />
Theologischen Hochschule in<br />
Vallendar eine „Leerstelle für<br />
den <strong>BKU</strong>“ bereithält. Nach<br />
zahlreichen vergeblichen Versuchen,<br />
den <strong>BKU</strong> vor Ort zu<br />
installieren, gelang dies im<br />
Jahr 2003 unter maßgeblicher<br />
Hilfe des Apothekers Dr. Hans<br />
Dadder aus Bad Ems. Der<br />
plötzliche Tod Dadders im November<br />
2003 konnte die Gründung<br />
zwar verzögern, aber<br />
nicht mehr aufhalten. Unt<br />
Menschen im <strong>BKU</strong><br />
Rösen-Preis für<br />
Stüsgens Paten<br />
Das Kölner Pate/Patin-Projekt<br />
ist mit dem „Senfkorn-<br />
Preis“ zum Anton-Roesen-<br />
Preis ausgezeichnet worden.<br />
Mit dieser Auszeichnung würdigt<br />
der Diözesanrat der Katholiken<br />
im Erzbistum Köln<br />
die Weltverantwortung engagierter<br />
Christen. In dem Projekt<br />
vermitteln Katholikenausschuss<br />
der Stadt Köln und das<br />
Katholische Jugendamt Paten,<br />
die benachteiligte Jugendliche<br />
auf dem Weg in den Beruf begleiten.<br />
Zu den Inititatoren gehört<br />
das Neusser <strong>BKU</strong>-Mitglied<br />
Jutta Stüsgen (Bild).<br />
Jubiläum in Köln<br />
Seit 25 Jahren arbeitet Gaby Jeroch beim <strong>BKU</strong><br />
Rundes Jubiläum in der <strong>BKU</strong>-Geschäftsstelle: Ihr 25. Dienstjubiläum<br />
feierte Büroleiterin Gaby Jeroch (Mitte) am 1. Februar. Grund genug für<br />
ein Glas Sekt mit Geschäftsführer Martin J. Wilde (v.li), Vorstandsmitglied<br />
Ernst Mommertz, Geschäftsführer Peter Unterberg, dem <strong>BKU</strong>-Ehrenvorsitzenden<br />
Cornelius G. Fetsch und Sekretariats-Mitarbeiterin Brigitta<br />
Reinholz. In einer Zeit des Wandels sorgt Jeroch, eine Institution<br />
im <strong>BKU</strong>, damit für Beständigkeit: Derzeit arbeitet sie mit ihrem fünften<br />
und sechsten Geschäftsführer zusammen.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 31
Menschen im <strong>BKU</strong><br />
Roth eröffnet<br />
privaten Friedhof<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglied Fritz Roth<br />
(Foto) wird Anfang Mai den ersten<br />
privaten Friedhof Deutschlands<br />
eröffnen. Das Gräberfeld<br />
in Bergisch Gladbach bei Köln<br />
solle ein Gegenbeispiel zur Anonymität<br />
vieler Grabanlagen<br />
sein, sagte <strong>BKU</strong>-Mitglied Fritz<br />
Roth. Auf dem Gelände dürfen<br />
nur Urnen beigesetzt werden.<br />
In Nordrhein-Westfalen können<br />
Privatpersonen seit 2003<br />
mit Genehmigung der Kommune<br />
Friedhöfe betreiben. KNA<br />
Troidl verstärkt<br />
<strong>BKU</strong>-Vorstand<br />
Verstärkung für den <strong>BKU</strong>-<br />
Bundesvorstand: Der Regensburger<br />
Rechtsanwalt Dr. Thomas<br />
soll im Oktober in dieses<br />
Gremium nachgewählt werden.<br />
Darauf haben sich die<br />
bayerischen Diözesangruppen<br />
verständigt, für die bei der<br />
letzten Vorstandswahl „blanco“<br />
ein Vorstandsmandat reserviert<br />
worden war.<br />
40 Jahre<br />
Johannes Kauka, Berlin<br />
Dr. Roman Friedrich,<br />
Düsseldorf<br />
Andreas Eisele, München<br />
Markus Reichart, Ingolstadt<br />
50 Jahre<br />
Dr. Rüdiger Fuchs, Köln<br />
Alexander Kutsch, Nideggen<br />
Clara E. Laeis, Köln<br />
Paul Link, Köln<br />
32_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />
Der Staat ist (häufig) das Problem<br />
Eine Würdigung von Alfred Schüller, der im Juni seine Fakultät verlässt<br />
Ein Abschied auf Raten:<br />
Bereits zum 30. September<br />
2005 wurde der langjährige<br />
Wissenschaftliche Berater<br />
des <strong>BKU</strong>, Prof. Dr.Alfred<br />
Schüller, von der Philipps-<br />
Universität Marburg emeritiert.<br />
Bis heute sorgt er jedoch<br />
dafür, dass an seinem<br />
verwaisten Lehrstuhl der<br />
Betrieb weiterläuft.Am 24.<br />
Juni um 14.00 Uhr wird er<br />
nun offiziell von seinem<br />
Fachbereich verabschiedet.<br />
Nach wir vor leitet Schüller<br />
die Forschungsstelle zum Vergleich<br />
wirtschaftlicher Lenkungssysteme<br />
und kümmert<br />
sich um die Herausgabe des<br />
ORDO-Jahrbuches sowie weiterer<br />
Schriftenreihen. Im April<br />
ist er zudem wieder in Moskau,<br />
um Stipendiaten auszuwählen,<br />
die in Marburg studieren<br />
können.<br />
Alfred Schüller wurde am<br />
21. Juni 1937 in Ahrweiler geboren<br />
und studierte in Bonn<br />
Volkswirtschaft. Nach Professuren<br />
in Köln und Bonn wechselte<br />
er zum 1. April 1976 nach<br />
Marburg. Im Jahr 1994 wurde<br />
er zum Wissenschaftlichen<br />
Berater des <strong>BKU</strong> ernannt, ein<br />
Amt das er bis zum Jahr 2000<br />
innehatte.<br />
Sein Kollege Prof. Dr. Dirk<br />
Wentzel hat den Menschen Al-<br />
Dr. Ludwig Röhrer, Bamberg<br />
Andreas Kessler, Bendorf<br />
Dr. Burkhard Pünder,<br />
Düsseldorf<br />
Joachim Bovelet, Olpe<br />
Wolf-Dieter Schwab, Magdeburg<br />
60 Jahre<br />
Peter Müllejans, Köln<br />
Hubert Schulte-Kemper, Essen<br />
Peter Heinrichs, Bergheim-<br />
Niederaussem<br />
Er war mehrere Jahre Wissenschaftlicher<br />
Berater des <strong>BKU</strong>: Prof.<br />
Dr. Alfred Schüller<br />
fred Schüller jüngst gewürdigt.<br />
Die folgenden Gedanken<br />
sind dieser Laudatio entnommen:<br />
Der Wissenschaftler Alfred<br />
Schüller kann am besten als<br />
streitbarer Ordo-Liberaler gekennzeichnet<br />
werden. Seine<br />
wissenschaftliche Leitorientierung<br />
war seit der ersten Publikation<br />
im Jahr 1967 die<br />
Auseinandersetzung mit den<br />
nachteiligen Wirkungen staatlicher<br />
Eingriffe in das Wirtschaftsgeschehen.<br />
Wie Abraham<br />
Lincoln vertrat er stets die<br />
Auffassung: „Der Staat ist<br />
nicht die Lösung des Problems,<br />
der Staat ist (häufig)<br />
das Problem“.<br />
Runde Geburtstage<br />
Dr.Alexander Zimmermann,<br />
Bamberg<br />
Heribert Günther, Köln<br />
Senator Dr. Hans-Albert Courtial,<br />
Elz<br />
Hans-Jürgen Spitzweg,<br />
München<br />
Max Körting, Bad-Mergentheim<br />
70 Jahre<br />
Dr. Klaus Petersen, Köln<br />
Hermann Gumbmann, Erlangen<br />
Als Politikberater ist Alfred<br />
Schüller absolut unbestechlich<br />
und wertorientiert:<br />
Er schreibt keine Gefälligkeitsgutachten,<br />
obwohl diese<br />
häufig sehr gut bezahlt werden.<br />
Selbst bei den katholischen<br />
Bischöfen gab und gibt<br />
es kein Zurückweichen vor<br />
vermeintlicher „kirchlicher<br />
Autorität”, sondern ein zähes<br />
Ringen um das bessere Argument.<br />
Der Mensch Alfred Schüller<br />
ist harmoniebedürftig. Seine<br />
Ehrlichkeit und Offenheit<br />
haben ihn besonders ausgezeichnet.<br />
Auch in schwierigen<br />
Situationen hat er sich fair verhalten<br />
und „keine krummen<br />
Touren“ gemacht. Seine Lebensführung<br />
findet eine starke<br />
Fundierung in christlichen<br />
Werten, zu denen er sich privat<br />
und in seiner wissenschaftlichen<br />
Arbeit offen bekennt.<br />
Einen starken Rückhalt geben<br />
ihm auch seine Frau und seine<br />
drei Kinder.<br />
Unvergessen ist der Fackelzug<br />
der Studierenden zu seinem<br />
Haus angesichts des ehrenvollen<br />
Rufes an das Max<br />
Planck-Institut nach Jena im<br />
Jahre 1993. 60 Studenten und<br />
Mitarbeiter zogen mit brennenden<br />
Fackeln vor sein Haus,<br />
um ihn zum Bleiben in Marburg<br />
zu bewegen. ■<br />
Heinz-Josef Meeßen, Simmerath<br />
Dr. Ing. Kurt A. Detzer, Augsburg<br />
Kardinal Prof. Dr. Karl Lehmann,<br />
Mainz<br />
Wilfried Ensinger, Rotenburg<br />
Rudolf Schöpfel, Kinding<br />
Hermann Vormor, Frisoythe<br />
Bernhard Mihm, Paderborn<br />
80 Jahre<br />
Dr. Hellmut Kruse, Hamburg<br />
Fritz Graf von Loe, Weeze
Abenteuer (und) Mediation<br />
Unternehmer im <strong>BKU</strong>: Gerhard Wissler löst Konflikte und erholt sich bei spektakulären Radtouren<br />
Banker,Abenteurer, Mediator:<br />
Mit diesen drei Schlagworten<br />
lässt sich der Lebenslauf<br />
von <strong>BKU</strong>-Mitglied<br />
Gerhard Wissler aus Hamburg<br />
zusammenfassen.<br />
Nach seinem Ausstieg aus<br />
dem Bankgeschäft hat er<br />
sich zu einem „Experten für<br />
Sehnsucht nach Freiheit“<br />
entwickelt.<br />
von Peter Unterberg<br />
Bei seinen Reisen reizt<br />
Wissler das scheinbar Unmögliche:<br />
Das begann im Kleinen,<br />
als er sich vor einigen Jahren<br />
vornahm, einmal auf dem<br />
Turm der Hamburger St. Petri-<br />
Kirche zu übernachten. Nach<br />
vielen Gesprächen mit Pfarrer<br />
und Küster folgte eine unvergessliche<br />
Nacht im Dachstuhl<br />
des Gotteshauses.<br />
Vor diesen Ausbrüchen<br />
stand eine konservative Karriere.<br />
Wissler wurde 1942 in<br />
Freiburg geboren, absolvierte<br />
eine Banklehre und studierte<br />
Betriebswirtschaft. Es folgten<br />
35 Jahre lang im Bankgeschäft,<br />
rund die Hälfte davon<br />
in Hamburg. Bis zum Jahr<br />
2001 hatte er dort als Bankdirektor<br />
die Geschäftsleitung der<br />
West/LB inne.<br />
Der Reiz<br />
des Unmöglichen<br />
Insbesondere auf diesem<br />
letzten Posten musste er ein<br />
Ventil für den Stress im Beruf<br />
finden. „Ich wollte etwas tun,<br />
das nicht geht“, sagt er und beschreibt<br />
so bereits das Programm<br />
seiner künftigen Reisen.<br />
Nach der Wende in der<br />
DDR setzte er sich in Hamburg<br />
auf´s Fahrrad und fuhr<br />
„einfach“ nach Polen. Im<br />
Nachhinein ist dies wie ein<br />
Aufwärmtraining. Es folgten<br />
Radtouren durch Malaysia, wo<br />
Wissler endgültig „Blut gerochen<br />
hat“ für Reisen abseits<br />
der ausgetretenen Pfade. Seither<br />
reizen ihn die alten Handelsstraßen,<br />
etwa die Wege<br />
durch die südamerikanischen<br />
Anden oder die Seidenstraße<br />
von Pakistan nach China.<br />
Wissler erlebte Faszination,<br />
aber auch körperliche Strapazen<br />
und Überfälle und begann,<br />
Bücher über diese Touren zu<br />
schreiben.<br />
Nach dem Ausscheiden bei<br />
der West/LB stieg er ins Beratergeschäft<br />
ein. Nach einiger<br />
Suche fand er dafür sein Thema:<br />
Die Beratung des Mittelstandes<br />
im Umgang mit den<br />
Banken. „Die reden aneinander<br />
vorbei“, beschreibt er den<br />
Umgang dieser beiden Gruppen.<br />
Beim typischen Mittelständler<br />
sieht er zwei Charaktereigenschaften,<br />
die Vorteil<br />
und Nachteil zugleich seien:<br />
Stolz und Direktheit. Die Direktheit<br />
führe etwa dazu, dass<br />
Unternehmer aus Briefen von<br />
der Bank nicht den Ernst der<br />
Lage erkennen. „Wenn die<br />
Kreditinstitute höflich bitten,<br />
steckt zwischen den Zeilen eine<br />
klare Forderung“, weiß<br />
Wissler. Er „übersetzt“ für seine<br />
Klienten und bereitet sie<br />
auf wichtige Gespräche mit<br />
den Banken vor - bis hin zur<br />
Warnung vor bestimmten<br />
Reizworten.<br />
Wisslers zweites Standbein<br />
ist die Wirtschaftsmediation -<br />
die Streitschlichtung ohne Gerichtsverfahren.<br />
„Meine Kernkompetenz<br />
ist es, Brücken zu<br />
bauen, wenn Konflikte unüberbrückbar<br />
erscheinen“,<br />
sagt er und nennt ein Beispiel:<br />
Die Menschen<br />
hinter den Konflikten<br />
Ein Konzern hatte nach einem<br />
Squeeze-Out mehr als<br />
neun Jahre lang mit einer kleinen<br />
Aktionärsgruppe prozessiert,<br />
bevor sie sich an Wissler<br />
wandte. Dieser verzichtete bewusst<br />
darauf, sich in die Akten<br />
des Falles einzulesen und besuchte<br />
statt dessen den Sprecher<br />
der Gegenseite - zu Hause.<br />
„Mich interessieren in solchen<br />
Fällen nicht die Details,<br />
sondern die Menschen hinter<br />
den Konflikten und die wunden<br />
Stellen, die der Streit bei<br />
ihnen hinterlassen hat,“ sagt<br />
der Mediator. Nach mehreren<br />
Vorgesprächen unter Wisslers<br />
Vermittlung hätten es die Beteiligten<br />
dann binnen drei Monaten<br />
geschafft, den Streit einvernehmlich<br />
zu beenden, erzählt<br />
er nicht ohne Stolz.<br />
Neben der Beratertätigkeit<br />
bleibt dem 63-Jährigen („gefühlte<br />
46“) auch noch Zeit für<br />
Reisen. Manchmal finanziert<br />
sogar eine Tour die nächste: So<br />
fuhr Wissler eine Zeit lang auf<br />
Menschen im <strong>BKU</strong><br />
Unterwegs auf der Seidenstraße: <strong>BKU</strong>-Mitglied Gerhard Wissler und sein Fahrrad. Fotos: Wissler<br />
der MS Europa mit und verdiente<br />
sich die Passage mit<br />
Reisevorträgen. Zudem hat er<br />
in seinem Beratungs-Portefeuille<br />
auch das Angebot, seine<br />
Kunden bei der Erfüllung ihrer<br />
eigenen Sehnsüchte zu beraten.<br />
Er selbst wird natürlich<br />
auch weiterhin auf´s Rad steigen,<br />
denn: „Der große Traum<br />
ist bis heute eine Radtour entlang<br />
des Ganges.“<br />
Kontakt: www.abenteuer-reisebuch.de,<br />
www.wissler-coaching<br />
Graf von<br />
Ballestrem ist tot<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglied Valentin Graf<br />
von Ballestrem ist im Januar im<br />
Alter von 77 Jahren verstorben.<br />
Ballestrem war von 1972 bis<br />
1994 Vorsitzender des Diözesanrates<br />
im Bistum Regensburg<br />
und über lange Jahre Vorsitzender<br />
des örtlichen Matheser-<br />
Hilfsdienstes. Ballestrem galt als<br />
einer der führenden Laienvertreter<br />
im Bistum. Wie die „Tagespost“<br />
berichtet, hatte er noch im<br />
November 2005 einen Aufruf<br />
unterzeichnet, in dem gegen die<br />
umstrittene Neuordnung der Räte<br />
in Regensburg protestierte.<br />
Durch die Reform sehe er einen<br />
Teil seines Lebenswerk beseitigt,<br />
wird er zitiert. Seine letzten Lebensjahre<br />
verbrachte Ballestrem<br />
in München.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 33
Rezensionen<br />
„Werte für Anfänger“<br />
Die Deutsche Management-Gesellschaft gibt einen Leitfaden heraus<br />
Die Erkenntnis, dass Werte<br />
kein Luxus, sondern auch im<br />
Wirtschaftsleben für eine<br />
stabile Unternehmensentwicklung<br />
wichtig sind, setzt<br />
sich zunehmend durch.<br />
Grund genug für die DeutscheManagement-Gesellschaft,<br />
einen „WERteleitfaden<br />
für Führungskräfte“<br />
vorzulegen.<br />
von Peter Unterberg<br />
Kurz und bündig werden<br />
darin zunächst die Rolle des<br />
Managers sowie zentrale Tugenden<br />
und Werte definiert. Es<br />
folgen Appelle und „eiserne<br />
Empfehlungen“, deren Umsetzung<br />
so manchen Firmenalltag<br />
verbessern würde.<br />
Für die Selbstreflektion fol-<br />
Der Dortmunder Theologe<br />
Thomas Ruster legte kürzlich<br />
das Werk „Von Menschen,<br />
Mächten und Gewalten“<br />
vor, das wirtschaftsethisch<br />
nicht unkommentiert<br />
bleiben sollte.<br />
von Andreas E. Peltzer<br />
Der Gedanke, die Systemzwänge<br />
der modernen Zivilisation<br />
als zeitgemäße Wirkweise<br />
guter und böser Engel zu<br />
deuten, hat zunächst etwas<br />
Interessantes an sich. Je länger<br />
man jedoch darüber nachdenkt<br />
umso fragwürdiger wird, ob<br />
dieser Ansatz wirklich irgendwie<br />
hilfreich ist.<br />
Die Ausgangsbasis des Buches<br />
ist ein dämonisierender<br />
Katastrophismus, der schon<br />
im Vorwort ganz offen angesprochen<br />
wird: „Forschungen<br />
amerikanischer und europäischer<br />
Wissenschaftler deuten<br />
34_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />
Willmanns Rainer u.a.: WERteleitfaden<br />
für Führungskräfte,<br />
vdf-Hochschulverlag, Zürich<br />
2006, 148 Seiten, Euro 34,80,<br />
Bezug über den Deutschen Manager-Verband,<br />
www.dmvev.de.<br />
unzweifelhaft auf ein Anwachsen<br />
der den Menschen feindlich<br />
gesonnenen Mächte und<br />
Gewalten hin.“<br />
Natürlich kann man frei<br />
über den Untergang der Kulturen<br />
nachdenken oder die Klimaveränderungen<br />
als Vorboten<br />
des Jüngsten Gerichts interpretieren.<br />
Die Wirtschaftsethik<br />
aber hat eine höhere Verantwortung,<br />
insofern sie als<br />
Grundlage für wirtschaftspolitische<br />
Entscheidungen erst einmal<br />
zu einer der Wirklichkeit<br />
angemessenen Bewertung der<br />
Lage finden muss.<br />
Thomas Ruster sieht die<br />
Welt gefangen in einem Netz<br />
von „Funktionssystemen“<br />
(Wirtschaft, Verkehr, Politik),<br />
die sich gegenseitig ihre negativen<br />
externen Effekte (Arbeitslosigkeit,<br />
Umwelt) aufbürden.<br />
Die Gesamtbelastung<br />
durch diese Effekte steige, ihre<br />
Internalisierung gelinge nicht.<br />
gen dann griffige Fallbeispiele<br />
zu verschiedenen werterelevanten<br />
Themen sowie Interviews<br />
und Diskussionsprotokolle<br />
zum Thema. In diesem<br />
Teil kommen unter anderem<br />
die <strong>BKU</strong>-Mitglieder Manfred<br />
Maus (obi-Baumärkte) und<br />
Prof. Dr. Norbert Walter<br />
(Deutsche Bank) zu Wort.<br />
Das Buch hinterlässt aber<br />
zwiespältige Gefühle: Es ist<br />
gut geschrieben und leserfreundlich<br />
gestaltet, bleibt aber<br />
an vielen Stellen sehr oberflächlich.<br />
Wer es jedoch im<br />
Geiste den Untertitel „Werte<br />
für Anfänger“ einfügt, bekommt<br />
hier einen schnellen<br />
Einstieg und die Erkenntnis:<br />
Ethik lohnt sich. Allerdings<br />
wird hier lediglich eine weltanschaulich<br />
neutrale, korrekte<br />
Das Wesen der Wirtschaft nicht verstanden<br />
Eine Kritik der Himmelslehre von Thomas Ruster<br />
Als Hauptschuldige in wirtschaftsethischer<br />
Hinsicht sieht<br />
er „Zins und Wachstumszwang“,<br />
denen er ein eigenes<br />
Kapitel widmet, nachdem er<br />
im Kapitel zuvor mit Niklas<br />
Luhmann die „Nichtsteuerbarkeit<br />
der Gesellschaft“feststellt.<br />
Das Kapitel über die Wirtschaft<br />
enthält einige zum<br />
Schmunzeln anregende Aussagen<br />
über die Zunft der Wirtschaftswissenschaftler.<br />
Leider<br />
ist es aber selbst so verkehrt in<br />
einigen Grundannahmen, dass<br />
so mancher schmunzeln wird<br />
über diesen Ausflug des Theologen<br />
ins Reich der Ökonomie.<br />
Der vermutlich schwerwiegendste<br />
Denkfehler hat zu tun<br />
mit ständigen Schlüssen von<br />
der mikro- auf die makroökonomische<br />
Ebene und mit dem<br />
Fehlen einer modernen<br />
Gleichgewichtstheorie. Aber<br />
es wird auch Produktion mit<br />
Konsum vermischt und Zins<br />
Haltung beschrieben. Für spezielle<br />
christliche Werte ist hier<br />
kein Platz.<br />
Zudem erlauben sich die<br />
Autoren einige Eigenarten.<br />
Markenzeichen ist die Praxis,<br />
die ersten drei Buchstaben des<br />
Wortes WERte durchgängig<br />
groß zu schreiben. Das soll illustieren,<br />
dass diese Buchstaben<br />
als Abkürzungen für Wahrheit,<br />
Wachstum, Ehrlichkeit,<br />
Respekt und andere Tugenden<br />
stehen – wirkt aber aufgesetzt<br />
und stört das Auge beim Lesen.<br />
Die Tugend der Mäßigung<br />
wünscht sich der Leser schließlich<br />
auf den letzten 20 Seiten.<br />
Die dort versammelten Autorenporträts<br />
und „Statements<br />
von Unternehmen“ lesen sich<br />
wie Werbeanzeigen oder Bewerbungsschreiben.<br />
mit Wachstum identifiziert.<br />
Ruster beschreibt, wie ein<br />
Einzelschuldner durch Zins<br />
und Zinseszins in die Schuldenfalle<br />
gerät und jedes Jahr<br />
mehr und mehr produzieren<br />
müsse, um überhaupt die<br />
Schuldenlast zu tragen. Dieser<br />
Gedanke wird dann auf die<br />
Weltwirtschaft übertragen, die<br />
sich nun in diesem furchtbaren<br />
Wachstumszwang = Schuldenbedienungszwang<br />
befinde.<br />
Zum Glück ist es nicht so.<br />
Das Werk Thomas Rusters<br />
hat seine Bedeutung in der<br />
neuartigen Verknüpfung der<br />
Angelogie mit der Luhman'schen<br />
Systemtheorie und der<br />
christlichen Tora-Interpretation.<br />
Das Wesen der Wirtschaft<br />
hat es aber leider nicht verstanden.<br />
Thomas Ruster: „Von Menschen,<br />
Mächten und Gewalten”, Matthias-Grünewald-Verlag,<br />
Mainz, Juli<br />
2005, 336 Seiten, Euro 38,50
INTERN<br />
-<br />
Bund Katholischer Unternehmer e.V.<br />
Nachrichten • Berichte • Kommentare<br />
Neuaufbruch im „bodenständigen Sauerland“<br />
Mit einer Initiativtagung leitete Philipp M. Laufenberg die Gründung einer neuen <strong>BKU</strong>-Gruppe ein<br />
Der Vorsitzende der DG<br />
Köln, Philipp M. Laufenberg,<br />
engagiert sich für<br />
die Gründung einer neuen<br />
<strong>BKU</strong>-Gruppe im Sauerland.<br />
Erster Schritt war<br />
eine Initiativtagung in der<br />
Akademie Biggesee in<br />
Attendorn, an der rund 50<br />
Interessenten teilnahmen.<br />
„Wir sind hier im Sauerland.<br />
Wir gelten als stur, bodenständig<br />
und fest verwurzelt<br />
in christlichem Glauben und<br />
Werten“ sagte der Attendorner<br />
Unternehmer Walter Viegener,<br />
der als <strong>BKU</strong>-Mitglied vor Ort<br />
die Einladung unterschrieben<br />
hatte. Diese Charakterzüge,<br />
die er mit dem plattdeutschen<br />
Begriff „twiärs“ zusammenfasste,<br />
dürften die Gründung<br />
einer <strong>BKU</strong>-Gruppe fördern,<br />
glaubt er.<br />
Zum Thema des Tages,<br />
Auftakt im Sauerland: Die Referenten Manfred Maus (v.li.), und Hermann<br />
Josef Johanns, „Nachbar“ Ferdinand Klingenthal aus Paderborn,<br />
Unternehmer Walter Viegener, Initiator Philipp M. Laufenberg und General<br />
a.D. Wolfgang Döring. Foto: Peter Unterberg<br />
„Werteorientierte Unternehmenskultur“,<br />
lieferte der<br />
Gründer der OBI-Baumärkte,<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglied Manfred<br />
Maus, faktisch das Credo des<br />
Verbandes: „Ich bin katholisch<br />
und Unternehmer - das geht“,<br />
versicherte er und setzte sich<br />
Gefangenensyndrom<br />
DG Köln informiert sich über Korruption<br />
Korruption ist keine Naturkatastrophe,<br />
sondern kann<br />
durch gezielte Prävention<br />
durchaus eingedämmt werden,<br />
glaubt Dr. Peter von<br />
Blomberg von Transparency<br />
International.<br />
Bei einer Veranstaltung der<br />
Kölner Gruppen von <strong>BKU</strong> und<br />
des evangelischen AEU definierte<br />
von Blomberg Korruption<br />
als den Missbrauch einer<br />
öffentlich oder privatwirtschaftlich<br />
anvertrauten Macht<br />
zu privatem Nutzen. Dabei<br />
profitierten die Täter davon,<br />
dass Steuerzahler, Kunden<br />
oder andere Opfer kaum mitbekommen,<br />
dass von ihrem<br />
Geld etwas abgezweigt wird.<br />
Korruptions-Fachmann Dr. Peter<br />
von Blomberg.<br />
Um dies zu verhindern,<br />
möchte von Blomberg durch<br />
Prävention, das „Gefangenensyndrom“<br />
durchbrechen: Dies<br />
besteht darin, dass sich in korrupten<br />
Systemen jeder so verhält,<br />
wie er es von der Konkurrenz<br />
befürchtet. Helfen könnten<br />
etwa Integrationspakte, bei<br />
denen sich alle Beteiligten<br />
sanktionsbewehrt zu korrektem<br />
Verhalten verpflichten.<br />
damit von allen ab, die meinen,<br />
unternehmerischer Erfolg<br />
und werteorientiertes Verhalten<br />
passten nicht zusammen.<br />
Als zentrale Erfolgskriterien<br />
sieht Maus die Kunden- und<br />
Mitarbeiterzufriedenheit. Für<br />
beide sei es wichtig, dass der<br />
Unternehmer Werte wie<br />
Pünktlichkeit, Ehrlichkeit und<br />
Toleranz vorlebt.<br />
Anschließend berichtete<br />
Generalmajor a.D. Wolfgang<br />
Döring, dass auch die Luftwaffe<br />
bei ihrer Arbeit einem<br />
Wertekanon folgt, den sie in<br />
einem eigenen Leitbild zusammengefasst<br />
hat. <strong>BKU</strong>-<br />
Mitglied Hermann Josef Johanns<br />
rief in einem mitreißenden<br />
Beitrag noch einmal das<br />
Großereignis Weltjugendtag<br />
in Köln in Erinnerung, das er<br />
als Geschäftsführer der Betreibergesellschaftmaßgeblich<br />
mit vorbereitet hat.<br />
Mit guten Wünschen der<br />
Nachbar-DG Paderborn rundete<br />
deren Vorsitzender Ferdinand<br />
Klingenthal den Abend<br />
ab, dessen Verlauf Mut gemacht<br />
hat für die weiteren<br />
Schritte auf dem Weg zu einer<br />
DG Sauerland. P. Unterberg<br />
Gast bei der Bundespolizei<br />
DG Köln bekommt Einblick hinter die Kulissen<br />
Zu einem Informationsbesuch bei der Bundespolizei trafen sich Mitglieder<br />
der Diözesangruppe Köln jetzt in St. Augustin. Empfangen wurde die<br />
Gruppe von Vizepräsident Jürgen Bischoff, der in einem lebhaften Vortrag<br />
Aufbau und Aufbau seiner Organisation vorstellte. Einen Einblick<br />
hinter die Kulissen der Spezialeinheit GSG 9 lieferte deren Kommandant<br />
Olaf Lindner. Zum Abschluss des Tages führte der stellvertetende Leiter<br />
der Fliegergruppe, Thomas Helbeg, die Besucher durch die Hubschrauber-Hangars<br />
seiner Einheit.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 35
Das Ende der Sozialreformen?<br />
<strong>BKU</strong>-Berater Althammer mahnte in Duisburg Vereinfachungen im Steuerrecht an<br />
Deutliche Worte in Duisburg: <strong>BKU</strong>-Arbeitskreis-Leiterin Elisabeth Schulte<br />
(v.li), Berater Jörg Althammer und Gastgeber Wolfgang Schmitz.<br />
Foto: Unternehmerverbandsgruppe<br />
Hart ins Gericht ging der<br />
Wissenschaftliche Berater<br />
des <strong>BKU</strong>, Prof. Dr. Jörg Althammer,<br />
jetzt vor 70 Gästen<br />
der Unternehmerverbands-<br />
Gruppe Niederrhein mit<br />
der großen Koalition.<br />
„Ende der Sozialreformen?<br />
Konsumtrends<br />
Vollmitgliedschaft<br />
Bachmann, Roald,<br />
Vermögensberater der Pax-Bank<br />
Berlin<br />
Beier, Steffen,<br />
Abteilungsdirektor der<br />
HypoVereinsbank Magdeburg<br />
Bergmann,Andreas,<br />
Inhaber der Steuerberatung<br />
Bergmann, Wuppertal<br />
Czekalla, Dr. Jörg,<br />
Scudio Informationstechnik<br />
Niederdodeleben<br />
Dickmann, Walter,<br />
36_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />
- Überlegungen nach der Koalitionsvereinbarung“<br />
lautete<br />
das Thema seines Vortrages im<br />
Haus der Unternehmer. Wolfgang<br />
Schmitz, Hauptgeschäftsführer<br />
der UnternehmerverbandsGruppe,begrüßte<br />
den Referenten mit der Fra-<br />
Dr. Christian Wulff bei der DG Rhein-Main<br />
Wie sich Menschen im Konsum<br />
verhalten, wird maßgeblich<br />
von ihrem Glauben<br />
an die Qualität der Zukunft<br />
und ihrer Werte bestimmt.<br />
Das sagte <strong>BKU</strong>-Mitglied Dr.<br />
Christian Wulff bei der DG<br />
Rhein-Main.<br />
Wulff untersucht bei Price-<br />
WaterhouseCoopers aktuelle<br />
Konsumententrends. Mit dem<br />
Zitat „Ein Arbeitsloser verunsichert<br />
150 Arbeitnehmer“<br />
sprang Wulff mitten in die<br />
Faktoren, die sich in unserem<br />
Land so rasant ändern:<br />
1. Zunehmender weltweiter<br />
Wettbewerb.<br />
2. Ein dynamischeres und<br />
aggressiveres Marktumfeld.<br />
3. Immer schnellere und<br />
größere Technologiesprünge.<br />
4. Ein sich rasant änderndes<br />
und immer weniger greifbares<br />
Konsumentenverhalten.<br />
Der letzte Punkt zeigt sich<br />
am deutlichsten im Siegeszug<br />
der Discounter – mit gravierenden<br />
Auswirkungen auf<br />
Partner der Rechtsanwaltskanzlei<br />
Dr. Hüsch & Partner, Neuss<br />
Dudziak, Regina,<br />
Gesellschafter/Geschäftsführer der<br />
Most Active Health Care GmbH,<br />
Riegel<br />
Fürnkranz, Werner,<br />
Bereichsleiter der Investitionsbank<br />
Berlin<br />
Fürstenwerth, Dr. Jörg Freiherr<br />
von,<br />
Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes<br />
der Deutschen Versicherungswirtschaft,<br />
Berlin<br />
Halff, Carel,<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
ge: „Wo bleibt eine wirkliche<br />
soziale Sicherheit, wenn die<br />
Kosten für die Sozialversicherungsbeiträge<br />
die Wirtschaft<br />
verunsichern und ins Ausland<br />
treibt und somit der sozialen<br />
Sicherung den Boden entziehen?“<br />
Die ökonomische Krise des<br />
Sozialstaats sei zu einer Sinnkrise<br />
geworden, sagte Althammer.<br />
Das traditionelle wohlfahrtsstaatliche<br />
Modell mit<br />
seinem Gleichheitsprinzip habe<br />
theoretisch wie praktisch<br />
ausgedient. Perspektivlosigkeit<br />
kennzeichne die Debatte.<br />
Und die wohlfahrtsstaatlichen<br />
Arrangements bekämen im-<br />
Neue Mitglieder<br />
Dr. Christian Wulff (li.) in Frankfurt.<br />
Herstellerpreise, Produktionsort<br />
und Vielfalt der Produkte.<br />
Die einfache Frage nach der<br />
Herkunft der Kleidungsstükke,<br />
die die Teilnehmer trugen,<br />
der Verlagsgruppe Weltbild<br />
Klinge, Heiko,<br />
Geschäftsführender Gesellschafter<br />
der Medien- und Managementberatung<br />
München<br />
Kurnoth, Ingo,<br />
Geschäfsführer der Kurnoth Immobilien,<br />
Oststeinbek,<br />
Schrader, Dr. Uwe,<br />
Landtag Sachsen-Anhalt,<br />
Magdeburg<br />
Weiß, Christian,<br />
Sachverständigen-GmbH, Eichstätt<br />
Zils, Helmut,<br />
Generalbevollmächtigter der UBS<br />
Deutschland AG, Köln<br />
mer neue Etiketten – wie etwa<br />
die schwammige „neue soziale<br />
Gerechtigkeit“.<br />
Der Wissenschaftler beklagt,<br />
dass die Politik sich seit<br />
den Bundestagswahlen „mit<br />
geradezu atemberaubender<br />
Geschwindigkeit“ vom zunächst<br />
Parteien übergreifenden<br />
Konsens entfernt habe, das<br />
Steuerrecht zu vereinfachen.<br />
Bereits der Koalitionsvertrag<br />
sei durchsetzt mit LenkungsundUmverteilungsmaßnahmen.<br />
Ein undurchschaubares<br />
Dickicht von Vergünstigungen,<br />
Ausnahmetatbeständen und<br />
Sonderbestimmungen lähme<br />
die private Initiative.<br />
machte schlaglichtartig klar,<br />
dass jeder selbst durch sein<br />
Verhalten diese Entwicklung<br />
mitbestimmt. H. Neff<br />
Junioren<br />
Michels, Joachim B.,<br />
Unternehmensberatung, Dresden<br />
Sommerlatte, Brice J.C,<br />
Vorstand Marketing der profalsch<br />
Cross Media AG, Berlin<br />
Wenzel, Franz,<br />
Geschäftsleitung der Immobilien<br />
Wenzel, Ingolstadt<br />
Übernahme der Mitgliedschaft<br />
Günther, Wilfried von Herrn<br />
Heiko Klinge bei der MDG-Dienstleistungs<br />
GmbH
Auf- und Umbruch in Regensburg<br />
Schmack löst Baldauf ab - Zustimmung zur Mitarbeit im umstrittenen Diözesankomitee<br />
Neuigkeiten aus Regensburg:<br />
Nach zwölf Jahren<br />
gab dort der DG-Vorsitzende<br />
Dieter Baldauf sein Amt<br />
in jüngere Hände. Gleichzeitig<br />
beschloss die Gruppe,<br />
sich an dem umstrittenen<br />
Diözesanräten konstruktiv<br />
zu beteiligen.<br />
Nachfolger Baldaufs wurde<br />
der Geschäftsführer der<br />
gleichnamigen Bauträgergesellschaft,<br />
Martin U.<br />
Schmack. Als Stellvertreter<br />
steht ihm der Rechtsanwalt Dr.<br />
Thomas Troidl zur Seite. Kurt<br />
Rümmele und Marc Feil runden<br />
den Vorstand ab.<br />
Im Laufe von Baldaufs<br />
Amtszeit gelang es, vor Ort 20<br />
neue Mitglieder zu gewinnen.<br />
Heute gehören der Gruppe 32<br />
Mitglieder an. Für seine Verdienste<br />
wurde Baldauf zum<br />
Ehrenvorsitzenden der Gruppe<br />
gewählt. Auf dem Programm<br />
der Regensburger für<br />
2006 stehen neben den zweimonatlichen<br />
Mittagstischen<br />
eine Reise nach Dresden und<br />
ein Einkehrtag.<br />
Die Gruppe beschloss zudem<br />
einstimmig, Vertreter in<br />
das neue Diözesankomitee zu<br />
entsenden, das sich Anfang<br />
Februar konstituiert hat. Nur<br />
durch die Teilhabe an diesem<br />
Gremium könne auch eine<br />
nachhaltige Einbringung<br />
unternehmerischer Interessen<br />
in das christliche Leben in der<br />
Diözese gewährleistet werden.<br />
Hintergrund dieser Diskussion<br />
war die Auflösung des<br />
Regensburger Diözesanrates<br />
durch Ortsbischof Gerhard<br />
Kreuzweg für den Frieden<br />
DG Trier pilgerte zur Statio bei Wustweiler<br />
Fast 90 Mitglieder der DG<br />
Trier und befreundeter Verbände<br />
folgten der Einladung<br />
des <strong>BKU</strong>-Mitglieds<br />
Edmund Meiser und seiner<br />
Frau zu einem Kreuzweg<br />
für den Frieden.<br />
Ziel war die von Familie<br />
Meiser gestiftete Statio Domino<br />
Mundi im saarländischen<br />
Wustweiler. Zur Einführung<br />
stellte Geschäftsführer Dr.<br />
Martin Stauch die Vorbereitungen<br />
des Katholikentages in<br />
Saarbrücken vor. Nach der<br />
Messe mit Abt Makarios Hebler<br />
(Benediktinerabtei St. Mauritius,<br />
Tholey) betete die Grup-<br />
Führungswechsel in Regensburg: Der Ehrenvorsitzende Dieter Baldauf<br />
(v.li), der Vorsitzende Martin U. Schmack sowie die Stellvertreter Dr. Thomas<br />
Troidl, Kurt Rümmele und Marc Feil. Foto: Peter Unterberg<br />
Ludwig Müller im November.<br />
Als Ersatz hatte Müller einen<br />
Diözesanpastoralrat und das<br />
Diözesankomitee gegründet.<br />
Dieser Schritt war innerkirchlich<br />
heftig kritisiert worden.<br />
Die <strong>BKU</strong>-Gruppe war sich indes<br />
einig, dass es den Unternehmern<br />
trotz dieser Diskussionen<br />
schlecht zu Gesicht<br />
stünde, sich rein passiv zu verhalten<br />
und das Diözesankomitee<br />
zu „schwänzen“. Damit sei<br />
jedoch keine Bewertung der<br />
Auflösung des Diözesanrats<br />
Gebäude mit weiter Ausstrahlung: Die Statio in Wustweiler.<br />
pe einen Kreuzweg für den<br />
Frieden. Dieser Kreuzweg in<br />
Wustweiler in der Fastenzeit<br />
kann schon fast als <strong>BKU</strong>-Tradition<br />
bezeichnet werden. Die<br />
Umgebung der architektonisch<br />
wertvollen Statio und der darin<br />
verborgene Kunstschatz machen<br />
die Teilnahme zu einem<br />
großartigen Erlebnis. IgRo<br />
verbunden.<br />
An der Spitze des Diözesankomitees<br />
steht ein weiteres<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglied: der CSU-<br />
Landtagsabgeordnete Philipp<br />
Graf von und zu Lerchenfeld,<br />
der dort jedoch als Vertreter<br />
des Sportverbandes DJK gewählt<br />
wurde.<br />
Arbeitsmarkt-Konzept<br />
Unter Baldaufs Federführung<br />
hat die Gruppe zudem einen<br />
eigenen Gesetzesvorschlag<br />
zugunsten besserer<br />
Chancen für Unternehmer, Arbeitslose<br />
und öffentliche Hand<br />
ausgearbeitet. Durch Übernahme<br />
der Arbeitgeberanteile<br />
zur Sozialversicherung von<br />
der öffentlichen Hand sollen<br />
bei Neubegründung von Arbeitsverhältnissen<br />
mit bisherigen<br />
Empfängern von Arbeitslosengeld<br />
II nicht nur die Arbeitskosten<br />
für Unternehmer<br />
verringert, sondern auch die<br />
Einstellungschancen insbesondere<br />
für Langzeitarbeitslose<br />
verbessert und die öffentliche<br />
Hand entlastet werden.<br />
Der Vorschlag wurde an die<br />
zuständigen <strong>BKU</strong>-Arbeitskreise<br />
weitergeleitet.<br />
Stellenmarkt<br />
Dynamisches, gut positioniertes<br />
mittelständ. Unternehmen,<br />
Autozulieferer diverser<br />
Präzisionswerkstück<br />
- Daten: Umsatz/Jahr 50<br />
Mio EU; Mitarbeiter > 300;<br />
Raum Kassel/Göttingen -<br />
sucht kreative Unternehmerpersönlichkeit:Geschäftsführer<br />
Vertrieb (Manager);<br />
Alter 38-55 Jahre.<br />
Kontakt über die die <strong>BKU</strong>-<br />
Geschäftsstelle, Georgstr.<br />
18, 50676 Köln<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 37
Um Zukunftsfähigkeit kümmern<br />
Neujahrsempfang der DG Düsseldorf: <strong>BKU</strong>-Mitglied Barbara Rummel führt ins Wertethema ein<br />
Der Neujahrsempfang der<br />
DG Düsseldorf in den Geschäftsräumen<br />
der DG-Vorsitzenden<br />
Maria Fischer hat<br />
sich zu einer schönen Tradition<br />
entwickelt.<br />
In diesem Jahr lieferte Neumitglied<br />
Barbara Rummel aus<br />
Oberhausen bei dem Empfang<br />
inhaltliche Akzente zum<br />
<strong>BKU</strong>-Jahresthema „Mit Werten<br />
führen“ . Bevor sie die Historie<br />
der Unternehmensethik<br />
skizzierte, wies sie mit einem<br />
Zitat des Physikers Hans-Peter<br />
Dürr auf die Notwendigkeit einer<br />
Ethik hin: „Wir müssen<br />
uns um unsere Zukunftsfähigkeit<br />
selbst kümmern. Denn die<br />
Natur wird uns dazu nicht<br />
zwingen. In ihr gilt die Regel,<br />
dass „Dummköpfe“, die ihre<br />
langfristigen vitalen Interessen<br />
vernachlässigen, einfach<br />
Neujahrsempfang<br />
in Greifswald<br />
Zum Neujahrsempfang der<br />
DG Mecklenburg und Vorpommern<br />
lud der Vorsitzende,<br />
Sebastian Tacke, am 26.<br />
Januar in die Hansestadt<br />
Greifswald.<br />
Beim Sektempfang mit<br />
Buffet und Musik tauschten<br />
sich die Geladenen über ihre<br />
unternehmerischen Tätigkeiten,<br />
ihre Ziele, aber auch Sorgen<br />
und Probleme ihrer Geschäftstätigkeit<br />
aus. Der<br />
Probst des Katholischen Pfarramtes<br />
St. Joseph, Michael Pietrus,<br />
erfreute mit seiner herzlichen<br />
Ansprache die Anwesenden.<br />
Erfreulich war, dass<br />
auch neue <strong>BKU</strong>-Interessierte<br />
teilnahmen sowie ein Mitglied<br />
aus Lübeck.<br />
Kontakt zu S. Tacke über Telefon<br />
0 38 31/3 74 99 23, E-Mail: vorstand@suite-no-3.com.<br />
38_<strong>BKU</strong>-Journal 1_06<br />
Referentin und Gastgeberin: Barbara Rummel (li) und Maria Fischer.<br />
Foto: Peter Unterberg<br />
aus der biologischen Evolution<br />
entlassen werden. Leider<br />
gilt dies nicht individuell, sondern<br />
kollektiv, so dass die Einsichtigen,<br />
wenn sie dies verhindern<br />
wollen, Wege finden<br />
müssen, die Nichteinsichtigen<br />
Der Leiter des Hamburger<br />
Weltwirtschaftsinstituts,<br />
Prof. Dr. Thomas Straubhaar,<br />
hat die Tarifeinigung<br />
für den Öffentlichen Dienst<br />
Hamburgs als verhängnisvoll<br />
kritisiert.<br />
Als Referent der DG Hamburg<br />
sagte Straubhaar: „Wenn<br />
ältere Arbeitnehmer und Väter<br />
von Kindern unter zwölf Jahren<br />
für das gleiche Geld weniger<br />
arbeiten müssen, dann<br />
führt das nur dazu, dass aus<br />
dieser Personengruppe niemand<br />
mehr eingestellt wird.“<br />
Das Gleiche gelte auch bei allen<br />
anderen Regelungen, die<br />
zum Schutz und zur Gleichbehandlung<br />
bestimmter Personengruppen<br />
gedacht seien,<br />
letztlich aber nur reine Einstellungshemmnissedarstell-<br />
von ihren Dummheiten abzuhalten.“<br />
Als Auslöser für die heutige<br />
Ethik-Debatte machte Rummel<br />
den Bericht des Club of<br />
Rome zu den Grenzen des<br />
Wachstums aus, der in den<br />
ten und so die Betroffenen<br />
noch stärker benachteiligten.<br />
Das System der Tarifverhandlungen<br />
in Deutschland<br />
kritisierte Straubhaar als kar-<br />
1980er und 1990er Jahren<br />
durch spektakuläre Umweltkatastrophen<br />
unterstrichen<br />
wurde (Tschernobyl, Brent<br />
Spar-Tankerunglück). Von den<br />
damals neuen Lehrstühlen für<br />
Wirtschaftsethik kam schnell<br />
die Erkenntnis, dass unternehmerischer<br />
Erfolg ohne ethisches<br />
Verhalten langfristig<br />
nicht möglich ist.<br />
Gastgeberin Maria Fischer<br />
ergänzte, dass jeder Mensch,<br />
der werteorientiert handelt,<br />
Vorleistungen an die Gesellschaft<br />
bringt und sich Risiken<br />
aussetzt. Es sei daher hilfreich,<br />
wenn dies in einem Umfeld geschehe,<br />
das dies ermöglicht.<br />
Als idealen Rahmen dafür bezeichnete<br />
sie die Katholische<br />
Soziallehre. Der Abend bildete<br />
den Auftakt für eine Reihe von<br />
Veranstaltungen der DG Düsseldorf<br />
zum Thema Werte. Unt<br />
Ältere und Väter werden benachteiligt<br />
DG Hamburg: Volkswirt Straubhaar kritisiert örtliche Tarifeinigung<br />
Prof. Dr. Thomas Straubhaar.<br />
Foto: Konstantin Zimmer<br />
tellartige Absprache unter<br />
Monopolisten auf Arbeitgeber-<br />
und Arbeitnehmerseite,<br />
die sich wie jedes Kartell zum<br />
Nachteil Dritter auswirke, in<br />
diesem Fall zum Nachteil der<br />
einfachen Leute. „Tarifautonomie<br />
sollte bedeuten, dass<br />
jeder einzelne Arbeitgeber<br />
autonom mit seinen Beschäftigten<br />
die Arbeitsbedingungen<br />
aushandeln kann, und nicht,<br />
dass der Staat dies jeweils<br />
zwei Monopolisten überlässt.“<br />
Um die Arbeitslosigkeit in<br />
Deutschland zu bekämpfen,<br />
sollten die Lohnnebenkosten<br />
„abgeschafft“ werden. Das<br />
bestehende Sozialversicherungs-System<br />
möchte Straubhaar<br />
durch direkte staatliche<br />
Zuwendung ersetzen.<br />
Konstantin Zimmer
Bewusstseinswandel muss kommen<br />
DG Freiburg: Prof. Roos über die Rolle der Katholischen Soziallehre<br />
Über die Rolle der Katholischen<br />
Soziallehre beim Umbau<br />
des Sozialstaats sprach<br />
der Geistliche Berater des<br />
<strong>BKU</strong>, Prof. Dr. Lothar Roos<br />
vor der DG Freiburg.<br />
Wie Roos berichtete, gibt es<br />
durchaus Bestrebungen, die<br />
Katholische Soziallehre zu<br />
modernisieren und an den ak-<br />
April<br />
21.04. DG Leipzig, 12.00 Uhr<br />
Mittagstisch, Café Paul,<br />
Otto-Schill-Str.1, Leipzig<br />
24.04. DG Magdeburg: 18.00<br />
Uhr, Betriebsbesichtigung<br />
der Metallveredelung<br />
Wernigerode GmbH<br />
24.04. DG Berlin: 18.00 Uhr<br />
Heilige Messe, 19.00<br />
Uhr Dinner mit Rede<br />
Dr. Martin Lindner<br />
(Vors. FDP Fraktion des<br />
Abgeordnetenhauses),<br />
Kath. Akademie, Berlin<br />
26.04. DG München: „Medien<br />
und Unternehmen“<br />
27.04. DG Rhein-Main: 19.45<br />
Uhr, Vortrag und Diskussion,<br />
Alexander Todosytschuk,<br />
M&A in Russland,<br />
Liebfrauen<br />
28.04.- 03.05. <strong>BKU</strong>-Romreise<br />
29.04. DG-Rhein-Main: 15.00<br />
Führung mit Monsignore<br />
Mayer, „Chagall-Meditation“,<br />
St. Stephan in Mainz<br />
Mai<br />
02.05. DG Koblenz: Gesprächskreis<br />
zum Thema: „Deus<br />
Caritas est“<br />
03.05. DG Hamburg, 19.30 Uhr<br />
Abendveranstaltung im<br />
Hafen-Klub Hamburg.<br />
04.05. DG Aachen, 15.00, Vortrag<br />
Jürgen Kleinwächter<br />
und Prof. Dr. Bernhard<br />
Hofschmidt: „ErneuerbareEnergien/Solarenergie“,<br />
Solarinstitut Jülich<br />
04.05. DG Leipzig, 19.00 Uhr<br />
Lothar May: Energiespartipps<br />
für Unternehmen,<br />
tuellen Diskussionen mitzuwirken.<br />
Dafür sei aber vor allem<br />
ein Umdenken in der Bevölkerung<br />
nötig. Man müsse<br />
damit aufhören, „dass jeder<br />
umfassenden sozialen Schutz<br />
vom Staat erwartet“, und stattdessen<br />
selbst wieder mehr Verantwortung<br />
für sich und andere<br />
übernehmen.<br />
Roos fasste die Gründe zusammen,<br />
weshalb das deutsche<br />
Sozialmodell heute nicht<br />
mehr realistisch sei: ein hoher<br />
Sockel an Dauerarbeitslosen,<br />
der Wandel in der Bevölkerungsstruktur<br />
und die offene<br />
Weltwirtschaft. Nachdem die<br />
Ideen zur Reform „theoretisch<br />
inzwischen ausgereizt sind“,<br />
Aktuelle Termine<br />
May Energy, Emilienstr.<br />
8, Leipzig<br />
05.05. DG Kurpfalz: 18.00 Uhr,<br />
Vortrag, Dr. Lohse, „Perspektiven<br />
der Metropolregion<br />
Rhein-Neckar“<br />
05.05. DG Magdeburg: 13.00<br />
Uhr Mittagstisch<br />
09.05. DG Düsseldorf: 19.30<br />
Uhr, Michael Fischer und<br />
Klaus Pasch, „Testament,<br />
Vermögensübergang,<br />
Stiftung etc“, Brauerei<br />
„Im Goldenen Ring“,<br />
Düsseldorf<br />
09.05. DG Freiburg: 12.15 Uhr,<br />
Mittagstisch mit Vortrag,<br />
Zunftstube, Stadthotel<br />
Kolping<br />
11.05. DG Stuttgart: 18.00 Uhr,<br />
Mitgliedertreffen, Filderhotel,Ostfildern-Nellingen<br />
11.05. DG München: 19.30 Uhr,<br />
Jour fixe „Auf ein Wort“,<br />
Bardehle + Partner,<br />
Possartstr. 18, München<br />
12.-13.05. <strong>BKU</strong>-Frühjahrstagung<br />
in Schmallenberg:<br />
„Alte Werte neu gelebt“,<br />
S. 20<br />
15.05. DG München:<br />
Abt Dr. Johannes Eckert<br />
OSB „Ein Abend im<br />
Kloster St. Bonifaz“<br />
18.05. DG Rhein-Main: 19.30<br />
Uhr, Philipp Baron Wambold<br />
zu Umstadt, „Der<br />
Adel im 21. Jahrhundert“,<br />
Liebfrauen<br />
18.05. DG Magdeburg. 19.00<br />
Uhr, Sachsen-Anhalt<br />
nach der Wahl<br />
19.05. DG Leipzig, 12.00 Uhr<br />
Mittagstisch, Café Paul,<br />
Otto-Schill-Str.1, Leipzig<br />
19.05. DG Aschaffenburg, 19.30<br />
Uhr, Norbert Geis, MdB:<br />
Schutz des Lebens<br />
24.05. Weltkongress der UNI-<br />
APAC in Lissabon (S. 16)<br />
24.05. DG Regensburg: 12.30<br />
Uhr, Mittagstisch, Restaurant<br />
Federico Secondo,<br />
Deichgasse 1, Regensburg<br />
24.-28.05. Katholikentag Saarbrücken<br />
mit eigenen Foren<br />
des <strong>BKU</strong> (S. 4)<br />
26.-28.05. DG Stuttgart: Einkehrtage<br />
Abtei Nehresheim,<br />
mit Prof. Roos,<br />
31.05. DG Berlin: Gemeinschaftsveranstaltung<strong>BKU</strong>/Diözesanrat/Kathedralforum<br />
von St. Hedwig,<br />
Manfred Maus „Mit<br />
Werten führen“<br />
31.05. DG Köln: 12.30 Uhr Mittagstisch<br />
Juni<br />
02.06. DG Magdeburg: 13.00<br />
Uhr, Mittagstisch<br />
06.06. DG Düsseldorf, 19.30<br />
Uhr, Jour fixe, Brauerei<br />
„Im Goldenen Ring“,<br />
Düsseldorf<br />
06.06. DG Aachen: 18.00 Uhr,<br />
Besichtigung des Aachener<br />
Doms<br />
08.06. DG München: 19.30 Uhr,<br />
Jour fixe „Auf ein Wort“,<br />
Bardehle + Partner,<br />
Possartstr. 18, München<br />
11.06. DG Paderborn: Familiengottesdienst<br />
mit anschließendem<br />
Gaststättenbesuch<br />
komme es vor allem auf die<br />
Umsetzung in der Praxis an.<br />
Dazu sei eine Bewusstseinsänderung<br />
in der Gesellschaft<br />
notwendig, auf die Kirche und<br />
kirchliche Verbände aufmerksam<br />
machen müssten, denn:<br />
„Sanierung kann nur durch<br />
neues Denken kommen.“<br />
Christian Selbherr<br />
13.06. DG Freiburg: 12.15 Uhr,<br />
Mittagstisch mit Diskussion,<br />
Stadthotel Kolping<br />
15.06. DG Magdeburg: Fronleichnamsfest<br />
mit anschließendem<br />
Grillabend<br />
21.06. DG-Magdeburg: <strong>BKU</strong>/<br />
AEU Sommerempfang<br />
21.06. DG Köln: 12.30 Uhr Mittagstisch<br />
22.06. DG Rhein-Main: 19.30<br />
Uhr, Pfarrer Dietmar<br />
Heeg, „Aus dem Alltag<br />
eines Fernsehpfarrers“,<br />
Liebfrauen<br />
23.06. 13.30 Uhr, RegionaltagungBayern/Frauenwörther<br />
Gespräch, Dr. Helmut<br />
Kohl, Prof. Eugen Biser:<br />
„Vision Europa – die geistig<br />
religiöse Bedeutung<br />
der Wende von 1989 in<br />
Deutschland“, Kloster<br />
Frauenchiemsee<br />
23.06. DG Leipzig, 12.00 Uhr<br />
Mittagstisch oder Besichtigung<br />
des BMW-Werkes<br />
Leipzig<br />
24.06. DG Konferenz, Treffen<br />
im Erbacher Hof<br />
26.06. DG Berlin: 19.00 Uhr,<br />
Manfred-v.-Richthofen:<br />
Werte im Sport, „Fairer<br />
Wettbewerb oder Siegen<br />
um jeden Preis?“<br />
Oktober<br />
13.-15.10. Bundestagung in<br />
Magdeburg<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 1_06 39
IMPRESSUM<br />
G 2943 F<br />
<strong>BKU</strong>-JOURNAL<br />
Quartalszeitschrift des Bundes Katholischer Unternehmer.<br />
Herausgeber: Bund Katholischer Unternehmer e.V.,<br />
Georgsstraße 18, 50676 Köln,<br />
Telefon 02 21/2 72 37-0, Fax 02 21/2 72 37 27<br />
E-Mail: unterberg@bku.de<br />
Internet: http://www.bku.de<br />
Redaktion: Peter Unterberg<br />
Druck: Zimmermann Druck und visuelle Kommunikation, Köln<br />
Erscheinung: viermal jährlich<br />
Bezugspreis: 4,00 Euro<br />
ISSN 0934-8514<br />
Adressenfeld<br />
Alles für Schwimmbad – Sauna – Whirlpool<br />
22941 Bargteheide – Rudolf-Diesel-Straße 16<br />
Tel. 0 45 32 / 2 03 30 – Fax 0 45 32 / 55 66<br />
Unipool – Benelux<br />
Waterwilgweg 2<br />
B-2050 Antwerpen-Linkeroever<br />
Tel. (03) 254.15.00, Fax (03) 254.14.55<br />
Vom preiswerten Aufstellbecken<br />
bis zum Komfortbad<br />
Unipool – España<br />
Autopista del Norte KM 16<br />
E-38350 Tacoronte/Tenerife<br />
Tel. 922 57 22 44, Fax 922 57 17 23<br />
Von der Einpersonenwanne bis<br />
zum öffentlichen Groß-Whirlpool<br />
®<br />
Fachhändler<br />
überall<br />
in Europa<br />
Unipool – France<br />
Sortie RN 83<br />
F. 67230 Sermersheim/Elsaß<br />
Tel. 388 58 74 00, Fax 388 74 46 81<br />
Wir sind Ihr Partner für Schwimmbad – Sauna – Whirlpool<br />
Besuchen Sie uns<br />
auch im Internet:<br />
Über 1000 Seiten Info:<br />
www.unipool.com<br />
Von der<br />
Do-it-yourself-Sauna bis<br />
zum de-Luxe-Programm