sicherung in der betrieblichen Berufsausbildung - BiBB
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Qualitätsentwicklung und -<strong>sicherung</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Berufsausbildung</strong><br />
Infoblatt 02/12<br />
Der Ganzheitliche Ausbildungsnachweis<br />
als Instrument zur Qualitäts<strong>sicherung</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Berufsausbildung</strong><br />
Der Modellversuch „Ganzheitlicher Ausbildungsnachweis“<br />
zielt darauf ab, den im Berufsbildungsgesetz<br />
(BBiG) verankerten Ausbildungsnachweis<br />
zu e<strong>in</strong>em wertvollen Instrument <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung<br />
und -<strong>sicherung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>betrieblichen</strong><br />
<strong>Berufsausbildung</strong> weiterzuentwickeln. Dazu wird<br />
e<strong>in</strong> von <strong>der</strong> IHK Bodensee-Oberschwaben auf<br />
Basis des ganzheitlichen Ansatzes neu konzipierter<br />
Ausbildungsnachweis <strong>in</strong> Ausbildungsbetrieben<br />
unterschiedlicher Branchen und Unternehmensgrößen<br />
e<strong>in</strong>geführt.<br />
Der Ganzheitliche Ausbildungsnachweis bezweckt<br />
e<strong>in</strong>en Abgleich <strong>der</strong> tatsächlichen <strong>betrieblichen</strong><br />
Lern- und Ausbildungs<strong>in</strong>halte mit den Inhalten des<br />
Ausbildungsrahmenplans, um eventuelle Lücken<br />
im Ausbildungsprozess bzw. -ablauf aufzudecken.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus werden die Auszubildenden dazu<br />
veranlasst, ihre eigenen Leistungen zu reflektieren<br />
und vom ausbildenden Personal permanent<br />
Rückmeldungen e<strong>in</strong>zuholen.<br />
Ziel ist es, den Kommunikationsprozess zwischen<br />
allen Ausbildungsakteuren zu verbessern sowie die<br />
Häufigkeit <strong>der</strong> Rückmeldungen zwischen Ausbil<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen<br />
und Auszubildenden zu erhöhen. Ferner<br />
bezweckt <strong>der</strong> Ganzheitliche Ausbildungsnachweis,<br />
die Feedbackkultur fest <strong>in</strong> den Ausbildungsprozess<br />
zu <strong>in</strong>tegrieren, um mittels e<strong>in</strong>es Selbst- und Fremdbildabgleichs<br />
die Entwicklung <strong>der</strong> beruflichen<br />
Handlungskompetenz bei Auszubildenden zu<br />
för<strong>der</strong>n.<br />
Geme<strong>in</strong>sam mit den Akteuren <strong>der</strong> teilnehmenden<br />
Pilotbetriebe wird dieses Instrument über<br />
mehrere Monate erprobt und gegebenenfalls<br />
entsprechend <strong>der</strong> Evaluationsergebnisse modifiziert.<br />
Abb. 1: Auszubildende <strong>der</strong> Kendrion LINNIG<br />
GmbH (Markdorf) beim Führen des Ganzheitlichen<br />
Ausbildungsnachweises<br />
(Foto: Kendrion LINNIG GmbH)<br />
1. Vorgehensweise und erprobte Ergebnisse<br />
Akquisephase<br />
Nach <strong>der</strong> Neukonzeption des Ausbildungsnachweises<br />
auf Basis e<strong>in</strong>er breit angelegten Bestandsaufnahme<br />
zum Stellenwert des Instruments <strong>in</strong> den<br />
Betrieben <strong>der</strong> Region Bodensee-Oberschwaben,<br />
startete im Januar 2011 die Akquisephase. Dazu<br />
wurde <strong>der</strong> Ganzheitliche Ausbildungsnachweis bei<br />
mehreren Ausbil<strong>der</strong>arbeitskreisen und Prüfungsvorbesprechungen<br />
im Hause <strong>der</strong> IHK Bodensee-<br />
Oberschwaben vorgestellt.<br />
Außerdem wurde <strong>der</strong> Modellversuch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Februar-Ausgabe 2011 <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>zeitschrift<br />
<strong>der</strong> Industrie- und Handelskammern Ulm und<br />
Bodensee-Oberschwaben „Die Wirtschaft zwischen<br />
Alb und Bodensee“ vorgestellt – zusammen<br />
mit e<strong>in</strong>em Aufruf an <strong>in</strong>teressierte Ausbildungsbetriebe,<br />
sich an <strong>der</strong> Erprobung zu beteiligen.<br />
Um e<strong>in</strong>e repräsentative Stichprobe entsprechend<br />
<strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> Sitze <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vollversammlung<br />
<strong>der</strong> IHK Bodensee-Oberschwaben zu erhalten,<br />
wurden darüber h<strong>in</strong>aus aktiv ausgewählte Betriebe<br />
angesprochen und <strong>der</strong> Modellversuch<br />
Qualitätsentwicklung und -<strong>sicherung</strong>
2<br />
vor Ort bei den Verantwortlichen präsentiert.<br />
Insgesamt konnten fünfzig Ausbildungsbetriebe<br />
<strong>der</strong> Region Bodensee-Oberschwaben für die<br />
Teilnahme am Modellversuch gewonnen werden.<br />
Informations- / Sensibilisierungsphase<br />
Neben den Ausbildungsbetrieben wurden <strong>der</strong><br />
Berufsbildungsausschuss <strong>der</strong> IHK Bodensee-<br />
Oberschwaben und die Arbeitsgruppe Qualität<br />
des Baden-Württembergischen Industrie- und<br />
Handelskammertags über den Modellversuch<br />
<strong>in</strong>formiert. Seither werden diese beiden Gruppen<br />
ständig über Fortschritte und den erreichten<br />
Status Quo <strong>in</strong> Kenntnis gesetzt.<br />
Am 12. Mai 2011 veranstaltete die IHK Bodensee-<br />
Oberschwaben darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>en Ausbil<strong>der</strong>tag<br />
zum Thema „Qualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>betrieblichen</strong><br />
<strong>Berufsausbildung</strong>“, zu dem über 300 Ausbil<strong>der</strong>/<br />
<strong>in</strong>nen aus <strong>der</strong> Region begrüßt wurden. Neben<br />
<strong>der</strong> Vorstellung des Modellprogramms „Qualitätsentwicklung<br />
und -<strong>sicherung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>betrieblichen</strong><br />
<strong>Berufsausbildung</strong>“ des BIBB durch Dr. Dorothea<br />
Schemme, Leiter<strong>in</strong> des Modellversuchsprogramms,<br />
dem Hauptvortrag zum Thema von Prof. Dr. Georg<br />
Spöttl, Sprecher des Instituts Technik und Bildung<br />
an <strong>der</strong> Universität Bremen, und <strong>der</strong> Vorstellung des<br />
Modellversuchs Ganzheitlicher Ausbildungsnachweis<br />
durch Prof. Dr. Mart<strong>in</strong> Fischer vom Institut für<br />
Berufspädagogik und Allgeme<strong>in</strong>e Pädagogik<br />
des Karlsruher Instituts für Technologie, <strong>der</strong> den<br />
Modellversuch wissenschaftlich begleitet, wurden<br />
<strong>in</strong>sgesamt sieben Workshops zu unterschiedlichen<br />
thematischen Schwerpunkten angeboten.<br />
Ziel <strong>der</strong> Veranstaltung war es, die Ausbil<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen<br />
aus <strong>der</strong> Region Bodensee-Oberschwaben für das<br />
Thema „Qualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>betrieblichen</strong> Ausbildung“<br />
zu sensibilisieren sowie für neue Ansätze, wie<br />
z. B. Ganzheitlicher Ausbildungsnachweis, zu gew<strong>in</strong>nen.<br />
Dazu beigetragen hat unter an<strong>der</strong>em<br />
auch <strong>der</strong> am 16. Mai 2011 ausgestrahlte Beitrag<br />
über den Ausbil<strong>der</strong>tag auf dem Fernsehsen<strong>der</strong><br />
Konzeptionsphase<br />
Akquisephase<br />
Informationsphase<br />
Abb. 1: Bisherige Arbeitsphasen im Modellversuch<br />
RegioTV Bodensee.<br />
Abb. 2: Ausbil<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen aus <strong>der</strong> Region Bodensee-<br />
Oberschwaben beim Ausbil<strong>der</strong>tag 2011 <strong>in</strong> We<strong>in</strong>garten<br />
(Foto: Rolf Schultes)<br />
E<strong>in</strong>führungs-/Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsphase<br />
Nachdem fünfzig Betriebe für die Teilnahme am<br />
Modellversuch gewonnen werden konnten sowie<br />
das Thema „Qualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Berufsausbildung</strong>“<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Region Bodensee-Oberschwaben<br />
und darüber h<strong>in</strong>aus publik gemacht wurde,<br />
begann die E<strong>in</strong>führungs- bzw. Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsphase<br />
im Modellversuch. Dazu wurde zunächst je e<strong>in</strong><br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gskonzept für e<strong>in</strong> vierstündiges <strong>in</strong>teraktives<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g für Ausbil<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen und Ausbildungsbeauftragte<br />
sowie e<strong>in</strong> zweistündiges praxisorientiertes<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g für Auszubildende zur E<strong>in</strong>führung des<br />
Ganzheitlichen Ausbildungsnachweises entwickelt.<br />
In 62 Veranstaltungen – 29 Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs für Ausbil<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen<br />
mit maximal 15 Teilnehmer/<strong>in</strong>nen und<br />
33 Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs für Auszubildende mit maximal<br />
20 Teilnehmer/<strong>in</strong>nen – wurden <strong>in</strong>sgesamt 242<br />
Ausbil<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen und Ausbildungsbeauftragte und<br />
388 Auszubildende verschiedener Ausbildungsberufe<br />
<strong>in</strong> die Führung bzw. Kontrolle des Ganzheitlichen<br />
Ausbildungsnachweises e<strong>in</strong>gewiesen. Zudem<br />
wurden den Modellversuchsteilnehmer/<strong>in</strong>nen drei<br />
Musterbeispiele verschiedener Ausbildungsberufe<br />
und e<strong>in</strong>e ausführliche Handreichung zur Führung<br />
des Ganzheitlichen Ausbildungsnachweises an die<br />
Hand gegeben.<br />
E<strong>in</strong>führungsphase Rückmeldungsphase<br />
1. Quartal 2011 2. Quartal 2011 3. Quartal 2011 4. Quartal 2011 1. Quartal 2012 2. Quartal 2012
Rückmeldungs- und Evaluationsphase<br />
Im Februar 2012 startete die Betreuungs- und<br />
Rückmeldungsphase im Modellversuch, während<br />
<strong>der</strong>er die ersten Erfahrungen mit dem Ganzheitlichen<br />
Ausbildungsnachweis aus betrieblicher Sicht<br />
e<strong>in</strong>geholt wurden. Zusammenfassend lässt sich<br />
festhalten, dass das Konzept des Ganzheitlichen<br />
Ausbildungsnachweises von den Betrieben als<br />
s<strong>in</strong>nvoll erachtet wird und sowohl für die Ausbil<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen<br />
als auch für die Auszubildenden e<strong>in</strong>en<br />
Mehrwert schafft sowie die Qualität des Ausbildungsprozesses<br />
vor allem <strong>in</strong> KMU deutlich verbessert<br />
(s. Pkt. 2).<br />
Bezüglich des zeitlichen Mehraufwands und <strong>der</strong><br />
Komplexität wurde jedoch mehrfach <strong>der</strong> Wunsch<br />
nach e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>fachung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umsetzung, das<br />
heißt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Führung des Ausbildungsnachweises,<br />
geäußert. Allen voran steht hier <strong>der</strong> Wunsch<br />
mehrerer Betriebe zur Bereitstellung e<strong>in</strong>es<br />
softwarebasierten Ausbildungsnachweises.<br />
Auf Grundlage <strong>der</strong> Rückmeldungen <strong>der</strong> Pilotbetriebe,<br />
die offen anhand e<strong>in</strong>es groben Interviewleitfadens<br />
abgefragt wurden, wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Evaluationsphase<br />
des Modellversuchs e<strong>in</strong> Fragebogen<br />
entwickelt, mit dessen Hilfe die erwähnten Än<strong>der</strong>ungs-<br />
und Verbesserungsvorschläge <strong>der</strong> Betriebe<br />
noch e<strong>in</strong>mal gezielt abgefragt werden können.<br />
Sozialkompetenz<br />
Abb. 2: Handlungskompetenzmodell nach Hülshoff 1<br />
Selbstkompetenz/<br />
Persönlichkeitskompetenz<br />
Handlungskompetenz<br />
Methodenkompetenz<br />
2. Nutzen und Effekte<br />
Der betriebliche Nutzen des neu konzipierten<br />
Ganzheitlichen Ausbildungsnachweises besteht<br />
zum e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> vorgelagerten<br />
Prozesse <strong>der</strong> <strong>betrieblichen</strong> <strong>Berufsausbildung</strong>,<br />
zum Beispiel durch die Erstellung e<strong>in</strong>es <strong>betrieblichen</strong><br />
Ausbildungsplanes, <strong>der</strong> allen Beteiligten<br />
(Auszubildende, Ausbildende, Ausbil<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen und<br />
Prüfer/<strong>in</strong>nen) Aufschluss über den zeitlichen und<br />
<strong>in</strong>haltlichen Ablauf (Abteilung, Ausbildungsbereich<br />
etc.) <strong>der</strong> Ausbildung gibt.<br />
Zum an<strong>der</strong>en dient <strong>der</strong> Ganzheitliche Ausbildungsnachweis<br />
durch die wöchentliche Aufarbeitung<br />
und Dokumentation <strong>der</strong> durchgeführten<br />
<strong>betrieblichen</strong> Tätigkeiten und Themen <strong>der</strong> Woche<br />
(Unterweisungen, Lehrgespräche, betrieblicher<br />
Unterricht) seitens <strong>der</strong> Auszubildenden zur<br />
Reflexion über die Ausbildungs- und Lern<strong>in</strong>halte<br />
<strong>der</strong> vergangenen Woche sowie aus Sicht <strong>der</strong><br />
Ausbil<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen als Kontroll<strong>in</strong>strument.<br />
E<strong>in</strong>hergehend mit <strong>der</strong> Dokumentation <strong>der</strong><br />
<strong>betrieblichen</strong> Tätigkeiten und Themen <strong>der</strong><br />
Woche f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Überprüfung des aktuellen<br />
Standes <strong>der</strong> Vermittlung aller Lern<strong>in</strong>halte gemäß<br />
dem Ausbildungsrahmenplan statt, und zwar<br />
<strong>der</strong>gestalt, dass <strong>der</strong>/die Auszubildende die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Fachkompetenz<br />
3
4<br />
entsprechenden Woche erlernten und durchgeführten<br />
Ausbildungs<strong>in</strong>halte mit den Inhalten bzw.<br />
Unterpunkten des Ausbildungsrahmenplanes des<br />
Berufsbildes abgleicht. Auf diese Weise erhalten<br />
sowohl Auszubildende/r als auch Ausbil<strong>der</strong>/<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Übersicht über die bereits erlernten und die noch<br />
zu erlernenden Ausbildungs<strong>in</strong>halte.<br />
Basierend auf den dokumentieten <strong>betrieblichen</strong><br />
Tätigkeiten und Themen <strong>der</strong> Woche<br />
wird <strong>der</strong>/die Auszubildende im Ganzheitlichen<br />
Ausbildungsnachweis dazu angehalten, se<strong>in</strong>e/<br />
ihre eigene Leistung e<strong>in</strong>zuschätzen. Dementsprechend<br />
wird anschließend zum Zwecke e<strong>in</strong>es<br />
Selbst- und Fremdbildabgleichs e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung<br />
des ausbildenden Personals (Ausbil<strong>der</strong>/<strong>in</strong> o<strong>der</strong><br />
Ausbildungsbeauftragte/r) vorgenommen.<br />
Die Lern<strong>in</strong>halte <strong>der</strong> Berufsschule werden ebenfalls<br />
wöchentlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em separaten Feld dokumentiert<br />
und entlang <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Unterrichtsfächer<br />
geglie<strong>der</strong>t. So erhält <strong>der</strong>/die Ausbil<strong>der</strong>/<strong>in</strong> im<br />
Betrieb e<strong>in</strong>en Überblick über die aktuellen Berufsschulthemen<br />
und bekommt die Möglichkeit, die<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsschule behandelten theoretischen<br />
Ausbildungs<strong>in</strong>halte <strong>in</strong> die betriebliche Praxis zu<br />
transferieren.<br />
Abb. 4: Ausbil<strong>der</strong> Börries Prohmann bei <strong>der</strong> Kontrolle<br />
des Ganzheitlichen Ausbildungsnachweises<br />
e<strong>in</strong>es Auszubildenden (Foto: Kendrion LINNIG<br />
GmbH)<br />
Zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> beruflichen Handlungskompetenz<br />
dient <strong>der</strong> Ganzheitliche Ausbildungsnachweis<br />
stärker als <strong>der</strong> bisherige Ausbildungsnachweis<br />
e<strong>in</strong>er Reflexion (Selbste<strong>in</strong>schätzung) <strong>der</strong><br />
Weiterentwicklung von Fach- und Methoden-<br />
sowie Selbst- und Sozialkompetenzen des/<strong>der</strong><br />
Auszubildenden nach jedem Ausbildungsabschnitt<br />
(alle zwei bis sechs Monate). Anschließend<br />
gibt <strong>der</strong>/die Ausbil<strong>der</strong>/<strong>in</strong> Feedback bezüglich <strong>der</strong><br />
Weiterentwicklung von Fach- und Methoden-<br />
sowie Selbst- und Sozialkompetenzen (Selbst- und<br />
Fremdbildabgleich). Die sich aus dem Feedbackgespräch<br />
heraus ergebenden Ziele werden dann<br />
geme<strong>in</strong>sam formuliert und schriftlich festgehalten<br />
(Zielvere<strong>in</strong>barung). Zum nächsten Feedbackgespräch<br />
werden die vere<strong>in</strong>barten Ziele überprüft<br />
und neue Ziele, wie<strong>der</strong>um abgeleitet aus dem<br />
Feedbackgespräch, für den kommenden Ausbildungsabschnitt<br />
geme<strong>in</strong>sam formuliert.<br />
Das Hauptaugenmerk <strong>der</strong> Weiterentwicklung des<br />
Ausbildungsnachweises liegt folglich sowohl auf<br />
e<strong>in</strong>er Verbesserung <strong>der</strong> Kommunikation zwischen<br />
Ausbil<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen und Auszubildenden als auch<br />
auf e<strong>in</strong>er Unterstützung von Maßnahmen zur<br />
Stärkung <strong>der</strong> (beruflichen) Handlungskompetenz<br />
<strong>der</strong> Auszubildenden.<br />
3. Netzwerke und Kooperationen<br />
Obwohl <strong>der</strong> Ganzheitliche Ausbildungsnachweis<br />
den Anspruch erhebt, universell für alle Berufsbil<strong>der</strong><br />
und Unternehmensformen anwendbar<br />
zu se<strong>in</strong>, können als Zielgruppe <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
kle<strong>in</strong>e und mittelständische Unternehmen<br />
benannt werden.<br />
Zunächst wird <strong>der</strong> Ganzheitliche Ausbildungsnachweis<br />
auf regionaler Ebene <strong>in</strong> <strong>in</strong>sgesamt<br />
fünfzig Betrieben e<strong>in</strong>geführt. Die Auswahl<br />
dieser fünfzig Betriebe wurde entsprechend <strong>der</strong><br />
Verteilung <strong>der</strong> Betriebe (Branche, Unternehmensgröße,<br />
Anzahl <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Landkreisen)<br />
im Bezirk <strong>der</strong> IHK Bodensee-Oberschwaben<br />
und unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong><br />
Sitze <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vollversammlung des IHK-Bezirks,<br />
welche wie<strong>der</strong>um die regionale Wirtschaft <strong>der</strong><br />
Mitgliedsbetriebe abbildet, getroffen.<br />
Direkt an <strong>der</strong> Pilotphase des Modellversuchs<br />
Ganzheitlicher Ausbildungsnachweis beteiligt<br />
s<strong>in</strong>d 81 hauptamtliche Ausbil<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen, 161<br />
Ausbildungsbeauftragte und 388 Auszubildende.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus wird e<strong>in</strong>e Kooperation mit<br />
weiteren zuständigen Stellen, wie beispielsweise<br />
IHKs und Handwerkskammern sowie zu<br />
gegebener Zeit mit Expert/<strong>in</strong>nen auf dem Gebiet<br />
des softwarebasierten Ausbildungsnachweises<br />
angestrebt.
4. Ausblick<br />
Erste Priorität des Modellversuchs Ganzheitlicher<br />
Ausbildungsnachweis ist es, alle Ausbildungsakteure<br />
aktiv <strong>in</strong> den gesamten Ausbildungsprozess<br />
mit e<strong>in</strong>zubeziehen. Engagement, aktive Mitgestaltung<br />
und Bereitschaft s<strong>in</strong>d Voraussetzungen für<br />
e<strong>in</strong>en erfolgreichen Transfer e<strong>in</strong>es theoretischen<br />
Konstrukts <strong>in</strong> die (betriebliche) Bildungspraxis.<br />
Dies reicht jedoch alle<strong>in</strong> als Grundlage für den<br />
Transfer nicht aus, da sich bisher <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
hauptamtliche Ausbil<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen und Betriebe, die<br />
genügend Ressourcen für die <strong>Berufsausbildung</strong><br />
zur Verfügung stellen, angesprochen fühlen. Nach<br />
<strong>der</strong> Evaluation des Instruments und <strong>der</strong> damit<br />
e<strong>in</strong>hergehenden Modifizierung des Ganzheitlichen<br />
Ausbildungsnachweises wird die flächendeckende<br />
E<strong>in</strong>führung des Ganzheitlichen Ausbildungsnachweises<br />
für alle IHK-Betriebe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region<br />
Bodensee-Oberschwaben angestrebt. Dazu müssen<br />
gemäß § 79 Abs. 2 BBiG neue Richtl<strong>in</strong>ien zur<br />
Führung des Ausbildungsnachweises erlassen und<br />
von dem Berufsbildungsausschuss verabschiedet<br />
werden.<br />
Um den Ganzheitlichen Ausbildungsnachweis<br />
darüber h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> die betriebliche <strong>Berufsausbildung</strong><br />
zu transferieren, müssen nach <strong>der</strong> Pilotphase<br />
zunächst weitere zuständige Stellen <strong>in</strong>formiert<br />
werden, um mit diesen Kooperationen zu<br />
erreichen. Da jede zuständige Stelle jedoch eigene<br />
Richtl<strong>in</strong>ien zur Führung von Ausbildungsnachweisen<br />
erlässt, wird auf lange Sicht e<strong>in</strong>e Än<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Empfehlung zum Führen von Berichtsheften<br />
des BIBB-Hauptausschusses angestrebt. Diese<br />
überarbeiteten Empfehlungen dienen wie<strong>der</strong>um<br />
den zuständigen Stellen als Grundlage zum Erlass<br />
<strong>der</strong> entsprechenden Richtl<strong>in</strong>ien.<br />
1 In: Steig, Michael (2000): Handlungskompetenz – Kompetenzmodelle<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> pädagogischen Praxis. STG Verlag. S. 37f.<br />
5
6<br />
Impressum<br />
Modellversuchstitel<br />
Ganzheitlicher Ausbildungsnachweis<br />
Laufzeit<br />
15.11.2010 bis 15.05.2013<br />
Modellversuchsträger<br />
IHK Bodensee-Oberschwaben<br />
L<strong>in</strong>denstraße 2<br />
88250 We<strong>in</strong>garten<br />
www.we<strong>in</strong>garten.ihk.de<br />
Markus Brunnbauer<br />
Tel.: 0751 409 117<br />
E-Mail: Brunnbauer@we<strong>in</strong>garten.ihk.de<br />
Projektleitung<br />
Sarah He<strong>in</strong>zelmann<br />
Tel.: 0751 409 204<br />
E-Mail: He<strong>in</strong>zelman@we<strong>in</strong>garten.ihk.de<br />
Kooperations-/Verbundpartner<br />
50 Betriebe aus <strong>der</strong> Region<br />
Bodensee-Oberschwaben<br />
Wissenschaftliche Begleitung<br />
Institut für Berufspädagogik und Allgeme<strong>in</strong>e<br />
Pädagogik (IBP) des Karlsruher Instituts für Technologie<br />
(KIT)<br />
www.ibp.kit.edu/berufspaedagogik/proquali.php<br />
Fachliche Begleitung und Beratung<br />
Bundes<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung (BIBB)<br />
Katia Kusel<br />
Dr. Dorothea Schemme<br />
www.bibb.de/qualitaet<br />
Herausgeber<br />
Bundes<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung (BIBB)<br />
53142 Bonn<br />
August 2012<br />
För<strong>der</strong>kennzeichen: Modellversuch 21Quali07