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Postamt - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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18 HOHEN Ol, I, ERISCHE HEIMAT Jahrgang 1958<br />

aus. Da Eichendorff in Danzig als Regierungs- und Schulrat<br />

tätig war, kam er bald mit dem Fürstbischof in Verbindung.<br />

Aus dem dienstlichen Verkehr erwuchs im Laufe der Jahre<br />

ein inniges Freundschaftsverhältnis. Nach dem landschaftlich<br />

herrlich gelegenen Oliva, war es von Danzig aus nicht<br />

weit. Im Kreise hochgebildeter und gleichgestimmter Männer,<br />

die der Fürstbischof um sich versammelte, fand unser<br />

Dichter das, was ihm der Dienst als preußischer Beamter<br />

nicht geben konnte. Auf des Gastgebers Wunsch dichtete<br />

Eichendorff nachstehendes Marienlied, das beim erstmaligen<br />

Anhören dem zartfühlenden Fürstbischof Tränen entlockte:<br />

1. O Maria, meine Liebe!<br />

Denk' ich recht im Herzen dein:<br />

Schwindet alles Schwer' und Trübe,<br />

Und, wie heller Morgenschein,<br />

Dring's durch Lust und ird'schen Schmerz<br />

Leuchtend mir durchs ganze Herz.<br />

2. Auf des ew'gen Bundes Bogen,<br />

Ernst von Glorien umblüht.<br />

Stehst du über Land und Wogen;<br />

Und ein heimlich Sehnen zieht<br />

Alles Leben himmelwärts<br />

An das große Mutterherz.<br />

3. Wo Verlass'ne einsam weinen<br />

Sorgenvoll in stiller Nacht,<br />

Den vor allen läßt du scheinen<br />

Deiner Liebe milde Pracht,<br />

Daß ein tröstend Himmelslicht<br />

In die dunklen Herzen bricht.<br />

4. Aber wütet wildverkehrter<br />

Sünder frevelhafte Lust:<br />

Da durchschneiden neue Schwerter<br />

Dir die treue Mutterbrust;<br />

Und voll Schmerzen flehst du doch:<br />

Herr! vergib, o schone noch!<br />

5. Deinen Jesus in den Armen,<br />

Uebern Strom dei Zeit gestellt,<br />

Als Jas himmlische Erbarmen<br />

Hütest Du getreu die Welt,<br />

Daß im Sturm, der trübe weht,<br />

Dir kein Kind verloren geht.<br />

6. Wenn die Menschen mich verlassen,<br />

In der letzten, stillen Stund',<br />

Laß mich fest das Kreuz umfassen.<br />

Aus dem dunklen Erdengrund,<br />

Leite liebreich mich hinaus,<br />

Mutter, in des Vaters Haus! M. Sch.<br />

Die Hügelgräber-Friedhöfe um Gammertingen<br />

Im Jahre 1893 veröffentlichte Dr. Zingeler einen umfassenden<br />

Bericht über den damaligen Stand der vor- und frühgeschichtlichen<br />

Forschung in Hohenzollern. Hiermit hat der<br />

Verfasser unserm Lande einen unermeßlichen Dienst geleistet,<br />

weil viele Funde und Fundorte sonst sicherlich in Vergessenheit<br />

geraten wären. In dem Abschnitt „Broncezeit"<br />

schreibt Dr. Zingeler:<br />

„Endlich ist die Wissenschaft in den Stand gesetzt worden,<br />

mit relativer Genauigkeit die Zeit zu bestimmen, in welche<br />

die Broncezeit zu versetzen ist. Und die Beweise für diese<br />

Behauptung? Sie liegen in gleicher Weise wie für die Broncezeit<br />

so auch für die dieser folgenden Perioden der Hallstattzeit<br />

und La Tenezeit in den Grabstätten, hauptsächlich den<br />

Grabhügeln, die jene Menschen pietätvoll ihren Toten errichteten.<br />

Sowohl im äußeren und inneren Bau der Grabhügel,<br />

wie auch in der Art der Bestattung herrscht große<br />

Mannigfaltigkeit. Sie sind entweder ganz aus Steinen aufgeschichtet<br />

mit nur wenigem Boden im unteren Teile oder aus<br />

Boden und Steinen gemischt. Solche Grabhügel gehören fast<br />

durchweg der Broncezeit an. Die Grabhügel der Broncezeit<br />

sind selten so groß wie jene der Hallstattperiode, weil zu<br />

diesen weit mehr Boden verwendet wurde. Sie haben auch<br />

die ursprüngliche Gestalt behalten, während die aus Erde<br />

gebildeten Hügel selbst auch da, wo kein Pflug sie berührte,<br />

sich durch den abfließenden Regen verflachten. Während<br />

die Steinhügel der Broncezeit (in Hohenzollern) selten<br />

einen Umfang von 50 m und 2-—3 m Höhe erreichen, gibt<br />

es Hallstattzeit-Grabhügel von 190 m Umkreis und 6 m Höhe,<br />

wie der im Leopoldswald bei Rothenlachen oder der nicht<br />

viel kleinere im Ziegelholz bei Sigmaringen. Die Art und<br />

Weise der Bestattung wechselt auch mit der Zeit. Die älteste<br />

und ältere Broncezeit kennt nur Leichenbestattung, in der<br />

jüngeren tritt schon Leichenbrand auf. In der Broncezeit<br />

sind die Beigaben der Toten weniger zahlreich als in späteren<br />

Perioden. Besonders gilt dies von den Gefäßen und<br />

Waffen, während die Frauen auch schon in jener Periode<br />

mit oft reichem Bronceschmuck bestattet wurden. Es gibt<br />

viele Broncegräber, in denen gar nichts mehr vorhanden ist.<br />

Der bestattete Leichnam und seine Umhüllung sind gänzlich<br />

verwest und sonstige Beigaben hat, man, wie es scheint, nicht<br />

mitgegeben. Der Mangel an genauen Fundprotokollen früher<br />

in Hohenzollern geöffneter Gräber macht sich auch in Bezug<br />

auf die Grabhügel der Broncezeit schmerzlich bemerkbar."<br />

Nach Ausführungen über Funde in den Grabhügeln schreibt<br />

Dr. Zingeler:<br />

„Die zahlreichen Friedhöfe und Grabhügel jener Perioden<br />

lassen unbedingt auf eine große Bevölkerung schließen.<br />

Männer und Weiber der Broncezeit müssen eher von feinem<br />

als starkem, robusten Körperbau gewesen sein. Das beweisen<br />

die Armbänder, Fußringe und Waffen jener Zeit. Es wird<br />

für die meisten Frauen unserer Zeit unmöglich sein, ein geschlossenes<br />

Armband der Bronce- und Hallstattzeit über die<br />

Hand zu ziehen, und die Schwert- und Dolchgriffe lassen<br />

ebenfalls auf eine sehr zierliche Männerhand schliefen. Für<br />

unsere Hände sind sie durchweg zu kurz. — Ein Friedhof<br />

von ganz besonderer Großartigkeit ist der bei Hettingen auf<br />

dem Bruckberg, den ich erst in diesem Sommer, aufmerksam<br />

gemacht durch Oberförster Eberhard, entdeckte. Der Bruckberg<br />

ist ein schroff abfallender hoher Felsgrat, der in das<br />

Laucherttal hineinspringt und eine weite Ausschau bietet.<br />

Auf dem hohen Plateau liegen über 100 Steinhügel der<br />

Broncezeit, ein Bild von ergreifender Wirkung. In weitem<br />

Bogen wird dieser Friedhof von einem mächtigen Steinwall<br />

umschlossen. Etwa 15 Minuten von dieser großen Hügelgruppe,<br />

die wahrscheinlich noch mehr Grabhügel enthält,<br />

liegt eine zweite Gruppe von 16 Hügeln, die auf den ersten<br />

Blick der Hallstattzeit anzugehören scheinen, bei der Ausgrabung<br />

sich aber als der Broncezeit angehörig erweisen.<br />

In einem dieser Hügel fand ich einen vortrefflich erhaltenen,<br />

der Früh-Broncezeit angehörigen Palstab."<br />

Merkwürdig erscheint es, daß Dr. Zingeler über die Hügelgräber-Friedhöfe<br />

in den Wäldern der Gammertinger Gemarkung<br />

nichts berichtete. Anscheinend blieben ihm diese<br />

völlig unbekannt. Auch seine archäologische Karte vom Jahre<br />

1896 bringt nur geringe Hinweise über Hügelgräber auf der<br />

Gammertinger Markung. Tief in Wäldern geborgen finden<br />

wir 5 größere Friedhöfe mit mehr oder weniger gut erhaltenen<br />

Stein-Grabhügeln, die wohl alle der mittleren Broncezeit<br />

angehören.<br />

1. Der Friedhof über dem We i h t ä 1 e.<br />

In der Nähe der im Jahre 1946/47 erneuerten Bogenbrücke<br />

der Hohenz. Landesbahn liegt der Waldteil Weihtäle auf der<br />

rechten Lauchertseite. In halber Höhe finde: wir r he am<br />

Fußgängerweg die in der Steinzeit bewohnte Weihhöhle Der<br />

Felsen dürfte im Frühmittelalter ein burgähnlich 5 Gebäu 5 e<br />

getragen haben; der von Menschenhand geschaffene Wallgraben,<br />

über den heute eine Holzbrücke führt, deutet auf<br />

die einstige Ansiedlung hin. Etwas weiter unten breitet sich<br />

eine aus dem Felsen herausgearbeitete Fläche, auf der sicherlich<br />

ein Gebäude gestanden hat. Oben auf der Höhe liegen weit<br />

gestreut etwa 20 Grabhügel, von denen einige dui h Steinabfuhr<br />

stark beschädigt sind. Auch ein längerer Steinwail<br />

am Waldrand weist solche Beschädigungen auf. Eine dicke<br />

Moosdecke lagert auf den unberührten Grabhügein. Ueber<br />

den Inhalt der Gräber können keine Angat^ n gegeben werden.<br />

Eine Freilegung (aber nur durch Fachleute) wird das<br />

Geheimnis über Alter und Grabbeigaben lüften. Westlich des<br />

Friedhofes dehnen sich weite Ackerflächen, auf denen die<br />

Urbewohner Ackerbau und Weidewirtschaft treiben konnten;<br />

der Wasserbedarf blieb durch die Laudiert gesichert.<br />

2. Der Friedhof im Waldteil Blaize links der<br />

der Laudiert.<br />

Die beherrschende Höhe links der Laudiert, mit Mischwald<br />

bestanden, weist ein besonders interessantes Gräberfeld auf.<br />

Etwa 60 kleinere und größere Grabhügel liegen weit gestreut<br />

im Schatten des Hochwaldes. Einige Grabhügel sind durch<br />

Steinabfuhr erheblich beschädigt, während die unberührten<br />

Hügel eine diene Moosschicht und oft einen üppigen Pflan-

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