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dokumentation zum inventar der militärischen hochbauten der ...

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2. AUSBILDUNGSSTÄTTEN: KASERNENANLAGEN UND WAFFENPLÄTZE<br />

Ehemalige Kaserne<br />

Rue des Granges 16, Genf<br />

Hauptfont<br />

(Objekt ist nicht Gegenstand des Inventars HOBIM)<br />

20<br />

2.1 Zeltlager, Baracken o<strong>der</strong> Kasernen?<br />

Der in <strong>der</strong> römischen Antike verbreitete Bautypus <strong>der</strong> Kaserne geriet nach dem Zerfall des<br />

weströmischen Reichs in Vergessenheit. Das Mittelalter kannte vorwiegend Feldheere. Erst<br />

seit dem frühen 17. Jh. wurden wie<strong>der</strong> Kasernen errichtet. Der alte Stadtstaat Bern kannte gar<br />

bis zu seinem Untergang 1798 keine kasernierten Truppen. Als die napoleonischen Truppen<br />

in Bern einmarschierten, musste für die französische Garnison das “äussere Zeughaus” zur<br />

Kavalleriekaserne umgebaut werden.<br />

Noch 1864, als es um die Verlegung <strong>der</strong> Militäranstalten aus dem Stadtzentrum ging, wehrte<br />

sich <strong>der</strong> Offiziersleist <strong>der</strong> Stadt Bern gegen einen Kasernenneubau: er setzte sich für Barackenlager<br />

ein, mit <strong>der</strong> Begründung, dass gute Heere vorwiegend auf dem Felde und nicht in<br />

Kasernen ausgebildet würden.<br />

Auf dem Gebiet <strong>der</strong> heutigen Schweiz entstanden erste Kasernenneubauten wohl erst im<br />

18. Jh. Der hervorragende Kasernenbau <strong>der</strong> Republik Genf an <strong>der</strong> Rue des Granges in <strong>der</strong><br />

Genfer Altstadt (Rue des Granges Nr. 16) etwa wurde 1783 – 86 errichtet.<br />

In <strong>der</strong> ersten Hälfte des 19. Jh. blieben Kasernenneubauten Einzelfälle.<br />

Das Allgemeine Militärreglement, ratifiziert 1817 durch die eidgenössische Tagsatzung, liess<br />

es den Kantonen weiterhin offen, nach welchem System sie ihre Truppen ausbilden wollten.<br />

Nur wenige Kantone bekannten sich zur Kasernierung ihrer Truppen. Zudem zogen diese aus<br />

ökonomischen Gründen mehrheitlich die Umnutzug eines alten Kornhauses einem Kasernenneubau<br />

vor. Das alte Kornhaus im Bälliz in Thun, welches 1818 zur Kaserne umgenutzt wurde,<br />

wurde bereits erwähnt. Das 1708 errichtete grosse Kornhaus (Ancien Grenier, Planche-Supérieure<br />

Nr. 13) in <strong>der</strong> Freiburger Neustadt wurde 1821 – 22 zur Kaserne umgebaut: es diente als<br />

solche bis 1989. Ein weiteres eindrückliches Beispiel ist die alte Kaserne Winterthur, errichtet<br />

1765 als Werkhof durch Salomon Sulzer d. Ä. Dieser lei<strong>der</strong> 1987 im Innern durch Brand<br />

zerstörte Bau von hoher konstruktionsgeschichtlicher Bedeutung wurde 1846 zur Kaserne<br />

umgebaut: im Erdgeschoss wurden eine Reitschule und Stallungen, in den Obergeschossen die<br />

Kavallerie-Rekruten untergebracht.<br />

Ancien Grenier<br />

Planche-Supérieure 13, Fribourg<br />

Foto: Eidgenössisches Archiv<br />

für Denkmalpflege EAD, Bern<br />

(Objekt ist nicht Gegenstand des Inventars HOBIM)<br />

Alte Kaserne (Zeughaus 3), Rossboden Chur<br />

Eingangsfront<br />

Im Verlaufe <strong>der</strong> ersten Hälfte des 19. Jh. entstanden nur gerade zwei grössere Kasernenneubauten,<br />

die Kaserne auf dem Rossboden in Chur und die Infanteriekaserne in <strong>der</strong> Laurenzenvorstadt<br />

in Aarau.<br />

2.2 Die alte Kaserne Chur<br />

Die ehemalige Kaserne auf dem Rossboden in Chur ist die älteste im Rahmen von HOBIM<br />

<strong>inventar</strong>isierte Kaserne, sie wurde 1818 – 20 errichtet. Als ihr Bauherr trat die Stadtgemeinde<br />

Chur auf, sie veräusserte aber die Anlage bereits 1840 an den Kanton. Der Bau diente bis <strong>zum</strong><br />

Kasernenneubau von 1880 als Kaserne und wird seither als Zeughaus genutzt. Die ganz im Sinne<br />

klassizistischer Militärarchitektur als geschlossene, um einen nahezu quadratischen Hof angelegte,<br />

zweigeschossige Vierflügelanlage ist innerhalb <strong>der</strong> Schweizer Militärarchitektur sowohl<br />

aus typologischer, wie auch aus morphologischer Sicht ein Unikat. Aus stilistischer Sicht vertritt<br />

<strong>der</strong> Bau eine unprätentiöse klassizistische Zweckarchitektur. Der Dachstuhl ist aus konstruktionsgeschichtlicher<br />

Sicht von Bedeutung: um den Dachraum frei von Tragelementen zu halten,<br />

wurden aus gedübelten Bohlen gefertigte Bogenbin<strong>der</strong> eingesetzt. Diese Tragelemente waren<br />

zwar, wie dies etwa die Schriften von Philibert de l’Orme belegen, schon seit dem ausgehenden<br />

Mittelalter bekannt, offenbar aber äusserst selten zur Anwendung gekommen.<br />

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