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Julia Wesian - Forschungslabor Gesprochene Sprache ...

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konnte. Einige Probandinnen, insbesondere in höheren beruflichen Positionen 62 oder<br />

in sog. „Männerberufen“ 63 , gaben an, sich im beruflichen Kontext bereits mehrmals<br />

als Frau diskriminiert gefühlt zu haben. Eine Probandin hatte die Bezeichnung<br />

„Fräulein“, welche nach ihren Angaben in der Übergangsphase nach Abschaffung<br />

der Bezeichnung noch vermehrt verwendet wurde, „insbesondere in beruflichen<br />

Situationen [...] als Nachteil erlebt“. Auch im religiösen Kontext fühlten sich<br />

verschiedene Probandinnen durch die <strong>Sprache</strong> benachteiligt, „wenn nur von<br />

‘Brüdern’ gesprochen wurde“ und nicht – wie mittlerweile üblich – von „Brüdern und<br />

Schwestern“.<br />

Alter: Weniger jüngere als ältere Probandinnen fühlten sich durch die <strong>Sprache</strong><br />

schon einmal diskriminiert. Während bei den Über-Sechzig-Jährigen (60+) 73,3%<br />

noch keine derartige Diskriminierung erlebt hatten, waren es bei den Über-Vierzig-<br />

Jährigen (40+) 75,9% und bei den Unter-Vierzig-Jährigen (-40) sogar 90,2%.<br />

Dieses Ergebnis kann möglicherweise Aufschluss darüber geben, warum sich die<br />

Hypothese „Bei jüngeren Menschen ist die Akzeptanz einer geschlechtergerechten<br />

<strong>Sprache</strong> geringer als bei älteren Menschen“ bislang so häufig bestätigen ließ.<br />

Bezüglich der Frauen ist anzunehmen, dass diejenigen, die aufgrund ihres Alters<br />

keine Diskriminierung mehr durch die <strong>Sprache</strong> erlebt haben, auch keinen Sinn in der<br />

Anwendung einer geschlechtergerechten <strong>Sprache</strong> sehen und diese deshalb weniger<br />

akzeptieren.<br />

Bildung: Es hat sich herausgestellt, dass mit 21,1% mehr Probandinnen der<br />

Sekundarstufe-II-Gruppe schon einmal sprachliche Diskriminierung erfahren haben<br />

als Probandinnen der Sekundarstufe-I-Gruppe (12,1%).<br />

6.1.2 Unsicherheit über Adressierung<br />

Frage 14 diente dazu, herauszufinden, ob bei den Probandinnen beim Lesen eines<br />

Textes oder in anderen Situationen aufgrund einer „sexistischen“ Formulierung<br />

62 Dies wurde durch die Angaben hinsichtlich der „Berufsausbildung“ und/oder der<br />

„momentan ausgeübten Tätigkeit“ bei den anfangs gemachten „Angaben zur Person“<br />

ersichtlich.<br />

63 So die Angabe einer Probandin.<br />

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