Julia Wesian - Forschungslabor Gesprochene Sprache ...
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die Frage zunächst: „Achten Sie bei Ihrem eigenen Sprachgebrauch auf<br />
geschlechtergerechte Formulierungen?“ � wenn nein: „Würden Sie in Zukunft bei<br />
Ihrem eigenen Sprachgebrauch auf geschlechtergerechte Formulierungen achten?“<br />
Verschiedene Pretest-Proband/inn/en wiesen im anschließenden Gespräch jedoch<br />
darauf hin, dass sie sich ein differenzierteres Antwortspektrum gewünscht hätten.<br />
Sie gaben an, zwar geschlechtergerechte Formulierungen zu verwenden, jedoch<br />
nicht eigens darauf zu achten, dies zu tun. Aus diesem Grund entschied ich mich<br />
dafür, die Ausgangsfrage neutraler zu formulieren und zusätzlich die Option des<br />
bewussten und des unbewussten Gebrauchs anzubieten. Daraus lassen sich<br />
Rückschlüsse ziehen, ob Menschen geschlechtergerechte Formulierungen aus<br />
Überzeugung in ihren eigenen Sprachgebrauch übernommen haben, weil sie zur<br />
Verbreitung der geschlechtergerechten <strong>Sprache</strong> aktiv beitragen möchten, oder ob<br />
sich geschlechtergerechte Formulierungen aufgrund ihrer mittlerweile weiten<br />
Verbreitung im öffentlichen Sprachgebrauch in den privaten Sprachgebrauch der<br />
Menschen lediglich „eingeschlichen“ haben.<br />
Hellinger/Schräpel (1983) kamen in ihrer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass zwar<br />
ein Großteil ihrer Proband/inn/en die geschlechtergerechte <strong>Sprache</strong> für den<br />
öffentlichen Sprachgebrauch akzeptierte, jedoch nicht in gleicher Weise die<br />
Bereitschaft zeigte, diese auch in den eigenen Sprachgebrauch zu übernehmen. Ich<br />
möchte untersuchen, ob sich dieses Ergebnis, fast 25 Jahre nach dieser Studie,<br />
aufrechterhalten lässt oder ob die geschlechtergerechte <strong>Sprache</strong> mittlerweile auch<br />
für den privaten Sprachgebrauch stärker akzeptiert wird. Hellinger/Schräpel hatten<br />
dies damals mit Blick auf die Zukunft bereits vermutet (s. Hellinger/Schräpel 1983:<br />
66). Die Beantwortung der Hypothese „Die Mehrheit der Bevölkerung akzeptiert die<br />
geschlechtergerechte <strong>Sprache</strong> zwar für den öffentlichen Sprachgebrauch, ist jedoch<br />
nicht bereit, diese in den eigenen Sprachgebrauch zu übernehmen“ erfolgt wie<br />
bereits erwähnt in Korrespondenz mit den Ergebnissen aus Frage 3.<br />
Frage 6<br />
Diese Frage sowie die verbleibenden zehn Fragen dienen der Beantwortung der<br />
zweiten Leitfrage meiner Untersuchung, welche sich mit der Akzeptanz einer<br />
geschlechtergerechten <strong>Sprache</strong> auseinandersetzt.<br />
Die am häufigsten verwendeten Möglichkeiten, <strong>Sprache</strong> geschlechtergerecht zu<br />
formulieren, sind die Beidnennung von Frauen und Männern sowie die<br />
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