Julia Wesian - Forschungslabor Gesprochene Sprache ...

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4 Formulierung, Reihenfolge und Ziele der einzelnen Fragen Die Angaben zur Person Entgegen der Ratschläge in der Literatur, die sozialstatistischen Daten der Proband/inn/en erst zum Schluss der Befragung zu ermitteln, 48 habe ich mich entschieden, die „Angaben zur Person“ an den Anfang des Fragebogens zu stellen. Da Fragen zu den sozialstatistischen Daten den Intimbereich des Einzelnen berühren und sich z.T. auf Themen beziehen, die nur ungerne beantwortet werden (wie z.B. Fragen zum Einkommen), gelten diese als „schwierige Fragen“. Die Zahl der Antwortverweigerungen liegt bei Fragen mit „schwierigen“ Themen deutlich höher als bei anderen Fragen (s. Kromrey 2006: 380f.). Es wird daher empfohlen, „schwierige Fragen“ nicht an den Anfang eines Fragebogens zu stellen, da es einfacher sei, die Befragung mit möglichst neutralen Fragen „in Gang kommen zu lassen“ (s. Kromrey 2006: 383). Da ich für meine statistische Auswertung jedoch lediglich Angaben zu Geschlecht, Alter, Schulabschluss sowie Beruf der Proband/inn/en erbitte, erachtete ich die Platzierung zu Beginn des Fragebogens als unproblematisch. Ausschlaggebend für die Entscheidung war letztlich die Tatsache, dass sich die vier letzten Fragen des Fragebogens ausschließlich an Frauen richten. Wenn die „Angaben zur Person“ erst nach diesen „Frauenfragen“ platziert gewesen wären, hätte möglicherweise ein Großteil der Probanden dies in der Annahme, nicht mehr angesprochen zu sein, übersehen. Eine Platzierung hinter den allgemeinen und vor den „Frauenfragen“ erschien mir zu verwirrend für die Probandinnen. Inhaltlich erfrage ich solche Sozialdaten, welche für meine spätere Auswertung relevant sind. Dazu zählen die Angaben zu Geschlecht, Alter und Bildung der Proband/inn/en. Zusätzlich sollen die Proband/inn/en Aussagen zu ihrer Berufsausbildung und – sofern davon abweichend – zu ihrer momentan ausgeübten Tätigkeit treffen. Anhand dieser Angaben möchte ich überprüfen, ob die Probandinnen zur Eigenbezeichnung eher die feminine oder die maskuline Berufsbezeichnung wählen. Da Fragebögen in der Regel der Reihe nach ausgefüllt 48 Vgl. hierzu Schlobinski (1996), S. 40 und Kromrey (2006), S. 381. 45

werden, erwarte ich Aussagen, die ohne Beeinflussung durch die späteren Fragen getroffen wurden. Frage 1 Frage 1 wählte ich als Einstiegsfrage in den Fragebogen aus, da sie die Proband/inn/en bereits zu Beginn der Befragung mit einigen feministischen Formulierungsalternativen vertraut macht. Sie dient der Beantwortung der zweiten Leitfrage. Die Einstellung zu verschiedenen feministischen Vorschlägen, Frauen auch im Bereich der Grammatik sichtbar zu machen, soll hier ermittelt werden. Zudem soll erforscht werden, inwieweit sich die verschiedenen Vorschläge bereits durchsetzen konnten, ob also die feministischen Neu- (z.B. „frau“) oder Umformulierungen (z.B. „jedefrau“) bereits akzeptiert und als grammatisch korrekt empfunden werden. Die Proband/inn/en sollen die angegebenen Sätze, welche, wie angemerkt, ausschließlich zu bzw. über Frauen gesagt werden, ihrem Sprachgefühl nach als „völlig akzeptabel“ oder „völlig inakzeptabel“ einstufen. Die Option „geht so“ wählte ich als neutrale Kategorie aus, um den Faktor der Unsicherheit zu berücksichtigen. Die verschiedenen Beispielsätze thematisieren unterschiedliche Aspekte feministischer Sprachkritik, insbesondere die Feminisierung von Pronomina. Die Sätze a), b) und c) setzen sich mit dem von Feministinnen neu konstruierten Indefinitpronomen „frau“ auseinander, die Beispielsätze d) und e) mit der feministischen Kritik am Pronomen „jedermann“. Die Beispielsätze f) bis i) sollen Aufschluss darüber geben, inwieweit sich eine – von Feministinnen geforderte – Feminisierung der Kongruenzregeln im Bereich der Pronomen bereits durchsetzen konnte. Die verbleibenden Beispielsätze j) und k) behandeln den in der Linguistik oft kontrovers diskutierten Genus-Sexus-Konflikt. Innerhalb der verschiedenen Themenkomplexe ist jeweils ein Beispielsatz mit der „sexistischen“ Form aufgeführt. Zusätzlich stehen ein bis zwei Beispielsätze mit geschlechtergerechten Alternativen zur Wahl. Von diesen Alternativformen, welche von feministischer Seite zur Durchsetzung einer geschlechtergerechten Sprache angeboten werden, habe ich bewusst nur solche ausgewählt, die meiner Ansicht nach nicht zu weit vom tatsächlichen Sprachgebrauch entfernt sind und somit die Chance haben, in den allgemeinen Sprachgebrauch übernommen zu werden, oder von denen empirische Untersuchungen belegen, dass sich in jenem Bereich gerade 46

4 Formulierung, Reihenfolge und Ziele der einzelnen Fragen<br />

Die Angaben zur Person<br />

Entgegen der Ratschläge in der Literatur, die sozialstatistischen Daten der<br />

Proband/inn/en erst zum Schluss der Befragung zu ermitteln, 48 habe ich mich<br />

entschieden, die „Angaben zur Person“ an den Anfang des Fragebogens zu stellen.<br />

Da Fragen zu den sozialstatistischen Daten den Intimbereich des Einzelnen<br />

berühren und sich z.T. auf Themen beziehen, die nur ungerne beantwortet werden<br />

(wie z.B. Fragen zum Einkommen), gelten diese als „schwierige Fragen“. Die Zahl<br />

der Antwortverweigerungen liegt bei Fragen mit „schwierigen“ Themen deutlich<br />

höher als bei anderen Fragen (s. Kromrey 2006: 380f.). Es wird daher empfohlen,<br />

„schwierige Fragen“ nicht an den Anfang eines Fragebogens zu stellen, da es<br />

einfacher sei, die Befragung mit möglichst neutralen Fragen „in Gang kommen zu<br />

lassen“ (s. Kromrey 2006: 383). Da ich für meine statistische Auswertung jedoch<br />

lediglich Angaben zu Geschlecht, Alter, Schulabschluss sowie Beruf der<br />

Proband/inn/en erbitte, erachtete ich die Platzierung zu Beginn des Fragebogens als<br />

unproblematisch.<br />

Ausschlaggebend für die Entscheidung war letztlich die Tatsache, dass sich die vier<br />

letzten Fragen des Fragebogens ausschließlich an Frauen richten. Wenn die<br />

„Angaben zur Person“ erst nach diesen „Frauenfragen“ platziert gewesen wären,<br />

hätte möglicherweise ein Großteil der Probanden dies in der Annahme, nicht mehr<br />

angesprochen zu sein, übersehen. Eine Platzierung hinter den allgemeinen und vor<br />

den „Frauenfragen“ erschien mir zu verwirrend für die Probandinnen.<br />

Inhaltlich erfrage ich solche Sozialdaten, welche für meine spätere Auswertung<br />

relevant sind. Dazu zählen die Angaben zu Geschlecht, Alter und Bildung der<br />

Proband/inn/en. Zusätzlich sollen die Proband/inn/en Aussagen zu ihrer<br />

Berufsausbildung und – sofern davon abweichend – zu ihrer momentan ausgeübten<br />

Tätigkeit treffen. Anhand dieser Angaben möchte ich überprüfen, ob die<br />

Probandinnen zur Eigenbezeichnung eher die feminine oder die maskuline<br />

Berufsbezeichnung wählen. Da Fragebögen in der Regel der Reihe nach ausgefüllt<br />

48 Vgl. hierzu Schlobinski (1996), S. 40 und Kromrey (2006), S. 381.<br />

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