Julia Wesian - Forschungslabor Gesprochene Sprache ...

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05.12.2012 Aufrufe

Veränderungen als nützlich oder überflüssig von ihr empfunden werden. In diesem Zusammenhang gilt es zunächst zu klären, ob die geschlechtergerechte Sprache überhaupt wahrgenommen wird. Daran anschließend soll herausgefunden werden, ob eine derartige Sprachverwendung mit den dazugehörigen sprachlichen Veränderungen in der Bevölkerung Akzeptanz findet bzw. bereits gefunden hat. Damit einher geht die Frage nach der Verbreitung eines geschlechtergerechten Sprachgebrauchs, insbesondere, ob die geschlechtergerechten Sprachmuster mittlerweile auch in den privaten Sprachgebrauch der Menschen übergegangen sind. Um den Blickwinkel der Untersuchung durch die Konzentration auf die Bestätigung bzw. Widerlegung einiger weniger Thesen nicht von Beginn an einzuschränken, habe ich mich entschieden, relativ weit gefasste Fragen zu stellen, welche die Untersuchung leiten, und lediglich verschiedene Hypothesen zu formulieren, die sich aus der Lektüre der Literatur ergeben haben. 33 Auf diese Weise können u.U. zusätzliche Erkenntnisse gewonnen werden, die durch eine von Beginn an eingeschränkte Zielsetzung nicht zu erlangen wären. 2 Leitfragen und Hypothesen der Untersuchung 2.1 Wird das Bemühen um eine geschlechtergerechte Sprache wahrgenommen? Die erste Leitfrage der Untersuchung setzt sich mit der Wahrnehmung geschlechtergerechter Sprachmuster auseinander. Seit dem Ende der 1970er Jahre wurden viele der aus der feministischen Sprachkritik hervorgegangenen Forderungen bereits umgesetzt. Insbesondere im Bereich der Rechts- und Verwaltungssprache sind diesbezüglich erhebliche Neuerungen zu verzeichnen. 34 Aber auch in den Medien und der Politik ist eine geschlechtergerechte Sprachverwendung inzwischen vielfach sichtbar (s. Hellinger 2000: 177). Es stellt sich die Frage, ob die Bevölkerung derartige Bemühungen 33 Eigene Vermutungen bezüglich zu erwartender Ergebnisse formuliere ich nicht explizit als Hypothesen, sondern erwähne sie an entsprechender Stelle der Arbeit. 34 Vgl. II 5.3.1. 33

wahrnimmt und wenn sie sie wahrnimmt, in welchen gesellschaftlichen Bereichen sie es tut. Ausgehend von der mittlerweile starken Verbreitung geschlechtergerechter Sprachmuster ist anzunehmen, dass dem Großteil der Bevölkerung die öffentlichen Bemühungen um eine geschlechtergerechte Sprache bereits aufgefallen sind. In welchen gesellschaftlichen Bereichen dies der Fall ist, muss die Erhebung zeigen. Hellinger/Schräpel (1983) zeigten auf, dass sexistische Sprachmuster in den 1980er Jahren von einer wachsenden Zahl von Frauen und Männern bemerkt wurden (s. Hellinger/Schräpel 1983: 66). Da die Wahrnehmung sexistischer Sprachmuster m.E. als Voraussetzung für die Wahrnehmung geschlechtergerechter Sprachmuster verstanden werden kann, lässt sich das Ergebnis von Hellinger/Schräpel als Hypothese auf meine Untersuchung übertragen. 35 Aufgrund der weiteren Ergebnisse von Hellinger/Schräpel lässt sich zusätzlich vermuten, dass die Wahrnehmung geschlechtergerechter Sprachmuster bzw. die Sensibilisierung dafür in Abhängigkeit zu Geschlecht und Bildungsstand der Menschen steht. Hellinger/Schräpel (1983) kamen zu dem Schluss, dass „eine längere schulische Bildungsperiode, die gerade auch die Reflexion von Sprache einschließt“, die Sensibilisierung für sexistische Sprachmuster bei beiden Geschlechtern erhöht (s. Hellinger/Schräpel 1983: 58). Dieses Resultat lässt sich m.E. ebenfalls als Hypothese auf die vorliegende Untersuchung übertragen. Demnach müsste die Sensibilisierung für geschlechtergerechte Sprachmuster in einem ähnlichen Abhängigkeitsverhältnis zu Geschlecht und Bildungsstand der Menschen stehen wie die Sensibilisierung für sexistische Sprachmuster. Zusammenfassend lassen sich folgende Hypothesen bilden: Die Bemühungen um eine geschlechtergerechte Sprache sind von der Mehrheit der Bevölkerung bereits wahrgenommen worden. Eine längere Bildungsperiode erhöht die Sensibilisierung für geschlechtergerechte Sprachmuster bei beiden Geschlechtern. 35 Der einzige Unterschied besteht darin, dass ich mich im Gegensatz zu Hellinger/Schräpel nicht für die Wahrnehmung sexistischer, sondern geschlechtergerechter Sprachmuster interessiere. 34

Veränderungen als nützlich oder überflüssig von ihr empfunden werden. In diesem<br />

Zusammenhang gilt es zunächst zu klären, ob die geschlechtergerechte <strong>Sprache</strong><br />

überhaupt wahrgenommen wird. Daran anschließend soll herausgefunden werden,<br />

ob eine derartige Sprachverwendung mit den dazugehörigen sprachlichen<br />

Veränderungen in der Bevölkerung Akzeptanz findet bzw. bereits gefunden hat.<br />

Damit einher geht die Frage nach der Verbreitung eines geschlechtergerechten<br />

Sprachgebrauchs, insbesondere, ob die geschlechtergerechten Sprachmuster<br />

mittlerweile auch in den privaten Sprachgebrauch der Menschen übergegangen<br />

sind.<br />

Um den Blickwinkel der Untersuchung durch die Konzentration auf die Bestätigung<br />

bzw. Widerlegung einiger weniger Thesen nicht von Beginn an einzuschränken,<br />

habe ich mich entschieden, relativ weit gefasste Fragen zu stellen, welche die<br />

Untersuchung leiten, und lediglich verschiedene Hypothesen zu formulieren, die sich<br />

aus der Lektüre der Literatur ergeben haben. 33 Auf diese Weise können u.U.<br />

zusätzliche Erkenntnisse gewonnen werden, die durch eine von Beginn an<br />

eingeschränkte Zielsetzung nicht zu erlangen wären.<br />

2 Leitfragen und Hypothesen der Untersuchung<br />

2.1 Wird das Bemühen um eine geschlechtergerechte <strong>Sprache</strong><br />

wahrgenommen?<br />

Die erste Leitfrage der Untersuchung setzt sich mit der Wahrnehmung<br />

geschlechtergerechter Sprachmuster auseinander.<br />

Seit dem Ende der 1970er Jahre wurden viele der aus der feministischen<br />

Sprachkritik hervorgegangenen Forderungen bereits umgesetzt. Insbesondere im<br />

Bereich der Rechts- und Verwaltungssprache sind diesbezüglich erhebliche<br />

Neuerungen zu verzeichnen. 34 Aber auch in den Medien und der Politik ist eine<br />

geschlechtergerechte Sprachverwendung inzwischen vielfach sichtbar (s. Hellinger<br />

2000: 177). Es stellt sich die Frage, ob die Bevölkerung derartige Bemühungen<br />

33 Eigene Vermutungen bezüglich zu erwartender Ergebnisse formuliere ich nicht explizit als<br />

Hypothesen, sondern erwähne sie an entsprechender Stelle der Arbeit.<br />

34 Vgl. II 5.3.1.<br />

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