Julia Wesian - Forschungslabor Gesprochene Sprache ...
Julia Wesian - Forschungslabor Gesprochene Sprache ...
Julia Wesian - Forschungslabor Gesprochene Sprache ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
5.3.2 Abschaffung der Anredeform „Fräulein“<br />
Zwischen 1937 und 1972 äußerten sich deutsche Innenminister insgesamt fünfmal<br />
in ministeriellen Erlassen zur Problematik der Anrede „Frau“/“Fräulein“. 1955 hob<br />
der damalige Bundesinnenminister Gerhard Schröder durch einen Erlass die<br />
bisherige Sprachregelung auf und wies die Behörden an, weibliche Personen auch<br />
im amtlichen Verkehr mit „Frau“ anzureden, sofern sie dies wünschten (s. Hellinger<br />
2004: 284). Auf Drängen von Frauenverbänden kam es 1972 schließlich zu einem<br />
Erlass, welcher besagt, im Schriftverkehr grundsätzlich bei allen weiblichen<br />
Erwachsenen die Anrede „Frau“ zu verwenden und „Fräulein“ nur auf ausdrücklichen<br />
Wunsch der Angesprochenen (s. Guentherodt 1980: 29). Zur Begründung heißt es<br />
im Gemeinsamen Ministerialblatt des Bundesministers des Innern (GMBI) von 1972:<br />
Die Bezeichnung >Frau< ist weder eine Personenstandsbezeichnung noch Teil des<br />
Namens oder ein Titel, der verliehen werden müßte oder könnte; sie ist auch nicht<br />
gleichbedeutend mit >Ehefrau