Julia Wesian - Forschungslabor Gesprochene Sprache ...
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Maskulinum nur durch Maskulina wieder aufgenommen werden, sind aber<br />
„feministisch kongruent“ (s. Samel 2000: 95).<br />
4.1.4 Das generische Femininum<br />
Das generische Femininum bzw. die totale Feminisierung entwickelte Pusch (1990)<br />
als Pendant zum generischen Maskulinum:<br />
Die totale Feminisierung wandelt alle maskulinen Personenbezeichnungen in feminine<br />
um, sofern sie sich in irgendeiner Form auf Frauen beziehen. Dies gilt auch dann,<br />
wenn die maskuline Personenbezeichnung nur ein Teil des Wortes ist. Das bedeutet,<br />
daß das generische Maskulinum durch ein generisches Feminin ersetzt wird (s.<br />
Häberlin et al. 1992: 102).<br />
Das Konzept des generischen Femininums möchte Pusch jedoch nicht generell<br />
empfehlen, vielmehr sieht sie darin eine sprachpolitische Maßnahme (s. Pusch 1990:<br />
93). Die sporadische Anwendung im öffentlichen Sprachgebrauch soll den<br />
Sprecher/innen die bisherige androzentrische Sprachverwendung bewusst machen<br />
und sie für die Problematik sensibilisieren (s. Samel 2000: 76).<br />
4.2 Neutralisierung<br />
Während die Intention bei der Feminisierung auf der sprachlichen Sichtbarmachung<br />
der Existenz und Leistung von Frauen liegt, ist das Prinzip der Neutralisierung die<br />
Beseitigung diskriminierender Ausdrücke (s. Hellinger1985: 6f.). Dies geschieht<br />
mittels Geschlechtsabstraktion durch Bildung von Komposita wie „Ratsmitglied“<br />
(statt „Ratsherr“ oder „Ratsfrau“) oder durch Nominalisierung von Partizipien wie<br />
etwa „Studierende“ (s. Sieburg 1997: 27). Angewendet werden kann die<br />
Neutralisierung in Kontexten, in denen sich das Geschlecht der Referent/inn/en als<br />
irrelevant erweist und/oder wo Männer und Frauen in gleicher Weise als<br />
Referent/inn/en fungieren (s. Bußmann/Hellinger 2003: 154).<br />
Einen weiteren Vorschlag zur Neutralisierung der deutschen <strong>Sprache</strong> machte Pusch<br />
(1984) bereits zu Beginn der Diskussion um eine geschlechtergerechte <strong>Sprache</strong>. Um<br />
ihre Kritiker/innen zu entwaffnen, nannte sie ihn später selbst den „verrückten<br />
Pusch-Vorschlag“ (s. Samel 2000: 74f.). Pusch rät, die femininen Endungen<br />
abzuschaffen, nicht aber die femininen Personenbezeichnungen (die Professor statt<br />
die Professorin) und für Personenbezeichnungen, die sich auf Frauen und Männer<br />
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