Julia Wesian - Forschungslabor Gesprochene Sprache ...
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zu deren Umsetzung verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung stehen (s. Sieburg<br />
1997: 28), welche nach geschlechtsspezifischer und geschlechtsindefiniter Referenz<br />
unterteilt werden müssen. Bei geschlechtsspezifischer Referenz besteht die<br />
Möglichkeit, die Attribute „männlich“ und „weiblich“ beizufügen (z.B.<br />
weibliche/männliche Lehrende), geschlechtsspezifische Endsilben zu verwenden<br />
(z.B. Dekan/Dekanin), bei substantivierten Adjektiven und Partizipien den Artikel<br />
voranzustellen (z.B. die/der Angestellte) oder Wörter mit geschlechtstragender<br />
Bedeutung zu verwenden (z.B. Bürokauffrau/Bürokaufmann). Im Fall der<br />
geschlechtsindefiniten Referenz, welche sich auf beide Geschlechter bezieht,<br />
empfiehlt sich die vollständige Paarform (bzw. Langes Splitting) (s. Hellinger: 2004:<br />
279f.), wobei die einzelnen Bestandteile mit „und“, „oder“ oder „beziehungsweise“<br />
miteinander verbunden werden.<br />
Aus ökonomischen Gründen bildeten sich neben der vollständigen Paarform<br />
verschiedene Spar- oder Kurzformen heraus (s. Bußmann/Hellinger 2003: 154f.). Zu<br />
ihnen zählen die Schrägstrich-Doppelform (z.B. ein/e Richter/in), die Lösung mit<br />
Binnen-I (z.B. RichterIn) 20 , die Verwendung der Klammer (z.B. der/die Richter(in))<br />
und die Möglichkeit der Großschreibung variabler Elemente, eine Ableitung aus der<br />
Konvention des Binnen-I (z.B. jedeR RichterIn) (s. Pusch 1999: 14). Die<br />
Verwendung derartiger Sparformen soll unter der Maßgabe erfolgen, „dass<br />
insbesondere bei längeren Texten die Lesbarkeit nicht beeinträchtigt wird und dass<br />
die Tilgung des Schrägstrichs einen grammatisch richtigen Ausdruck ergibt“ (s.<br />
Hellinger 2004: 280).<br />
4.1.2 Das neue Indefinitpronomen „frau“<br />
Die Strategie der Feminisierung wurde ebenso im Fall des Indefinitpronomens<br />
„man“ verfolgt. Da es immer mehr Frauen ablehnten, sich selbst oder andere<br />
Frauen insbesondere in frauenspezifischen Kontexten mit einem Maskulinum zu<br />
bezeichnen (s. Pusch 1984: 86), wurde das neue Indefinitpronomen „frau“<br />
geschaffen, welches zu einer der provokantesten und bekanntesten<br />
Sprachneuerungen der feministischen Sprachkritik avancierte (s. Pusch 1984: 76).<br />
20 Hierzu ausführlich: Ludwig (1989).<br />
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