Julia Wesian - Forschungslabor Gesprochene Sprache ...
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3.6 Personenbezogene Pronomen<br />
Im Bereich der Pronomina richtet sich die feministische Sprachkritik insbesondere<br />
gegen das Indefinitpronomen „man“. Während moderne Grammatiken das<br />
Indefinitpronomen „man“ als neutral und vom Geschlecht einer oder mehrerer<br />
Personen abstrahierend ausweisen, sieht die Feministische Linguistik dessen<br />
Bedeutungsgehalt in den meisten Fällen an die Vorstellung des männlichen geknüpft<br />
(s. Samel 2000: 90). Des Weiteren ist die etymologische und semantische Nähe zum<br />
Substantiv „Mann“ Anstoß der Kritik und wird als ein erneuter Beweis für die<br />
männliche Vorherrschaft angesehen (s. Hoffmann 1979: 64-67):<br />
Das Pronomen hat sich aus dem Nom. Sg. des Substantivs „Mann/Mensch“ (idg,<br />
*manu- oder *monu-, Mensch, Mann; got. Manna, ahd. Mhd. man) entwickelt und<br />
bewahrt bis heute die umfassende Bedeutung „Mensch“. In alter <strong>Sprache</strong> konnte das<br />
Wort „Mann“ ebensogut für weibliche wie für männliche Wesen stehen (s. Kluge<br />
1967: 459 zitiert nach Hoffmann 1979: 64).<br />
Neben „man“ stehen gleichermaßen die Pronomen „wer“ und „jemand“ und die<br />
damit verbundenen Kongruenzregeln im Zentrum feministischer Sprachkritik.<br />
Obwohl diese ebenfalls als geschlechtsabstrahierend ausgewiesen sind, können sie<br />
dennoch nur durch maskuline Pronomen wieder aufgenommen werden (z.B. „Wer<br />
kann mir sein Fahrrad leihen?“). Sich selbst oder andere Frauen mit einem<br />
Maskulinum zu bezeichnen, lehnen die Feministinnen, insbesondere in<br />
frauenspezifischen Kontexten, jedoch ab (s. Pusch 1984: 86).<br />
4 Vorschläge für ein geschlechtergerechtes Deutsch<br />
4.1 Feminisierung<br />
4.1.1 Beidnennung<br />
Eine Strategie, um die sprachliche Diskriminierung von Frauen durch das generische<br />
Maskulinum zu beseitigen, ist die Feminisierung. Ziel der Feminisierung ist die<br />
sprachliche Sichtbarmachung der Existenz und Leistung von Frauen mittels<br />
Geschlechtsspezifikation (s. Hellinger: 1985: 6f.). Die Strategie der Feminisierung<br />
manifestiert sich insbesondere in der Anwendung der Beidnennung (bzw. Splitting),<br />
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