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Julia Wesian - Forschungslabor Gesprochene Sprache ...

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anzunehmen sind. Eine Ausnahme bildet die Klasse der Personenbezeichnungen (s.<br />

Andresen 1991: 140), in welcher dem natürlichen Geschlecht sogar eine<br />

„Schlüsselrolle“ zugewiesen wird (s. Duden 2005: 155).<br />

3.3 Das generische Maskulinum<br />

Die verallgemeinernde Verwendung maskuliner Formen von Nomina und Pronomina<br />

in Situationen, wo das Geschlecht der betreffenden Personen unbekannt oder<br />

irrelevant ist oder eine allgemeine Aussage getroffen werden soll, wird als<br />

generisches Maskulinum bezeichnet (s. Braun et al. 1998: 265). Beispiele sind:<br />

- Dieses Buch wird den Leser nicht enttäuschen.<br />

- Jeder Deutsche trinkt durchschnittlich 1,347 Liter Bier am Tag. 17<br />

Diese sprachliche Norm ist bereits seit Ende der 1970er Jahre Gegenstand<br />

feministischer Kritik (s. Doleschal 2002: 1). Die Verwendung generischer Formen in<br />

Berufsbezeichnungen, Stellenanzeigen sowie der gesamten Rechts- und<br />

Verwaltungssprache zählen dabei zu den Hauptangriffspunkten (s. Schoenthal 1998:<br />

15).<br />

Die feministische Sprachkritik wendet sich gegen das generische Maskulinum, da es<br />

Frauen unsichtbar mache, wodurch bei der Rezeption und auch bei der Produktion<br />

solcher Äußerungen eher an Männer als an Frauen gedacht würde. Begründet wird<br />

diese These mit der Tatsache, dass bei Personenbezeichnungen Genus und Sexus<br />

weitestgehend übereinstimmen, was eine enge assoziative Verbindung zwischen<br />

den beiden Kategorien fördere. Folglich würden generische Formen gerade nicht<br />

neutral, sondern als maskuline Formen, die auf eine männliche Person verweisen,<br />

verstanden (s. Klann-Delius 2005: 26f.), was eine sprachliche Überrepräsentierung<br />

der Männer zur Folge habe (s. Braun 1993: 207). Die Gegenseite der Diskussion<br />

sieht das semantische Merkmal „männlich“ im generischen Gebrauch des<br />

Maskulinums neutralisiert und fordert, die grammatische Kategorie Genus nicht mit<br />

dem natürlichen Geschlecht zu verwechseln (s. Braun et al. 2002: 78). 18 Dass die<br />

durch das generische Maskulinum erzeugte sprachliche Unsichtbarkeit von Frauen<br />

bereits konkrete Benachteilungen für Frauen zur Folge hatte, zeigt das Wahlrecht in<br />

17 Beispiele von Braun et al. (1998) übernommen, S. 264.<br />

18 Vgl. dazu II 3.2.2.<br />

14

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