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Julia Wesian - Forschungslabor Gesprochene Sprache ...

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Auswertung der Frage 15 eindeutig bestätigen. Während nur 39,4% der Frauen mit<br />

einem Schulabschluss der Sekundarstufe I ihre Bereitschaft zur Eigenbezeichnung<br />

mit einer maskulinen Personen- bzw. Berufsbezeichnung bekundeten, taten dies<br />

53,8% der Frauen mit einem Schulabschluss der Sekundarstufe II. Dieses Ergebnis<br />

relativierte sich jedoch nach Auswertung der Angaben, welche die Probandinnen<br />

bezüglich ihrer „Berufsausbildung“ bzw. „momentan ausgeübten Tätigkeit“ im<br />

Rahmen der „Angaben zur Person“ gemacht hatten. In diesem Zusammenhang<br />

bezeichneten sich fast ausschließlich Probandinnen mit einem Schulabschluss der<br />

Sekundarstufe II mit einer maskulinen Berufsbezeichnung. Allerdings ist<br />

einzuräumen, dass diese Anzahl mit vier Probandinnen so gering ist, dass m.E.<br />

letztlich nicht von einer eindeutigen Tendenz dahingehend gesprochen werden<br />

kann, dass sich Frauen mit höherem Bildungsstand eher mit einer maskulinen<br />

Personen- bzw. Berufsbezeichnung betiteln als Frauen mit niedrigerem<br />

Bildungsstand. Dies lässt den Schluss zu, dass dieses Phänomen vermutlich doch<br />

nur – wie in der Literatur angegeben – speziell auf Frauen in höheren beruflichen<br />

Positionen zutrifft, nicht aber auf Frauen mit einem höheren Bildungsstand<br />

allgemein.<br />

Die dritte Leitfrage der Untersuchung setzte sich mit der Bereitschaft der Menschen,<br />

die geschlechtergerechte <strong>Sprache</strong> auch in den eigenen Sprachgebrauch zu<br />

übernehmen, auseinander. Die in diesem Zusammenhang aufgestellte Hypothese<br />

„Die Mehrheit der Bevölkerung akzeptiert die geschlechtergerechte <strong>Sprache</strong> zwar für<br />

den öffentlichen Sprachgebrauch, ist jedoch nicht bereit, diese in den eigenen<br />

Sprachgebrauch zu übernehmen“ ließ sich nicht bestätigen. Die überwiegende<br />

Mehrheit der Proband/inn/en bezeugte in Frage 3 mit einem Gesamtindex (GI) von<br />

1,3 ihre deutliche Akzeptanz der im Zuge der feministischen Sprachkritik bereits<br />

erreichten Veränderungen im Sprachsystem und Sprachgebrauch, womit sich der<br />

erste Teil der Hypothese bestätigen ließ. Demgegenüber wurde der zweite Teil der<br />

Hypothese widerlegt, indem mit 62,5% ein Großteil der Proband/inn/en erklärte,<br />

geschlechtergerechte Formulierungen auch im eigenen bzw. privaten<br />

Sprachgebrauch zu verwenden. Was schon Hellinger/Schräpel (1983)<br />

zukunftsweisend vermuteten, nämlich dass sich die geschlechtergerechte <strong>Sprache</strong><br />

im Laufe der Zeit auch im privaten Sprachgebrauch der Menschen etablieren wird,<br />

scheint sich zu bewahrheiten. Ein Großteil der Proband/inn/en, die auch privat<br />

geschlechtergerechten Sprachgebrauch praktizieren, gaben an, dies bewusst zu tun.<br />

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