Julia Wesian - Forschungslabor Gesprochene Sprache ...

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05.12.2012 Aufrufe

der Formulierungen sowie des Fragenaufbaus anders gestalten. Insbesondere bei den Filterfragen (Fragen 4 und 5) fiel auf, dass trotz der Hilfestellung durch das Grauunterlegen der wichtigen Komponenten offensichtlich viele der Proband/inn/en erst spät den richtigen Weg durch die Frage erkannt haben. So war z.B. bei Frage 5 des Öfteren zu bemerken, dass auch solche Proband/inn/en, welche den ersten Teil der Frage verneinten, zunächst dennoch die „wenn ja“-Option beantworteten. Da bis auf wenige Ausnahmen jedoch alle Proband/inn/en ihren Fehler im Nachhinein erkannten und das zu viel gesetzte Kreuz als falsch gesetzt kennzeichneten, ergaben sich für die Auswertung keine Probleme. Auch wenn diese Schwierigkeiten vermutlich zu einem Großteil auf die Unachtsamkeit bzw. Flüchtigkeit beim Ausfüllen des Fragebogens zurückzuführen sind, würde ich mich beim nächsten Mal trotzdem bemühen, derartige Problemstellen übersichtlicher zu gestalten. Ebenfalls anders gestalten würde ich die Fragen 8 und 9, welche sich auf die Vor- und Nachteile einer geschlechtergerechten Sprachverwendung bezogen. Hier hatte ich Mehrfachnennungen zugelassen, ohne darauf hinzuweisen, dass diese nur für diejenigen zugelassen sind, die auch angeben, Vor- bzw. Nachteile zu sehen. So wäre es aufgrund meiner Formulierung möglich gewesen, dass Proband/inn/en z.B. bei Frage 8 durch Unachtsamkeit einerseits angeben, keine Vorteile in einer geschlechtergerechten Sprachverwendung zu sehen, andererseits jedoch zusätzlich verschiedene Vorteile benennen. Solche Fragebögen wären für die spätere Auswertung unbrauchbar gewesen. Da jedoch alle der Proband/inn/en die genannten Fragen vermutlich schon aufgrund des Sinnzusammenhangs korrekt beantworteten, stellte sich dieses Problem nicht. Bei einer erneuten Durchführung der Untersuchung würde ich diese Fragen jedoch nach dem Vorbild der Fragen 4B und C gestalten. Als positiv erwies sich die Strategie, bei verschiedenen Fragen immer wieder die Möglichkeit für eigene Anmerkungen der Proband/inn/en offen zu halten. Entgegen der Annahme, dass nur wenige davon Gebrauch machen, nutzte ein Großteil der Proband/inn/en insbesondere auch die offene Frage 12 für eine resümierende Stellungnahme. Dies erbrachte zusätzliche interessante Einblicke bezüglich der Einstellung und der persönlichen Erfahrungen, die Proband/inn/en mit der Thematik gemacht haben, die sonst verborgen geblieben wären. Von ganz entscheidender Bedeutung für das Gelingen der Untersuchung war die Durchführung des Pretests. Aufgrund der Erkenntnisse, die sich aus dieser 103

Voruntersuchung ergaben, ließen sich bereits vorab Schwächen des Fragebogens aufdecken und beseitigen. IV Zusammenfassung der Ergebnisse und mögliche Konsequenzen Die vorliegende Untersuchung hinsichtlich der Einstellung zur geschlechtergerechten Sprache hat viele aufschlussreiche Ergebnisse erbracht. Bezogen auf die Wahrnehmung geschlechtergerechter Sprachmuster ließ sich die Hypothese „Die Bemühungen um eine geschlechtergerechte Sprache sind von der Mehrheit der Bevölkerung bereits wahrgenommen worden“ eindeutig bestätigen. Mit 91,7% gab die überwiegende Mehrheit der Proband/inn/en in Frage 4 an, derartige Bemühungen in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen bereits bemerkt zu haben. Die Existenz von Richtlinien, die als Orientierungs- und Formulierungshilfe für einen geschlechtergerechten Sprachgebrauch fungieren, war ebenfalls einer großen Anzahl von Proband/inn/en bekannt. Vielen der Proband/inn/en ist ein verstärktes Bestreben nach einer geschlechtergerechten Sprachverwendung besonders in der Politik sowie im Kontext von Behörden aufgefallen. Bereiche, in denen nur wenig auf geschlechtergerechten Sprachgebrauch geachtet wird, konnten dagegen nur vergleichsweise wenige Proband/inn/en benennen. Dies lässt einerseits den Schluss zu, dass es nicht mehr viele gesellschaftliche Bereiche gibt, die sich diesem Sprachgebrauch verschließen und andererseits den Schluss zu, dass eine „sexistische“ Sprachverwendung – da die Menschen immer noch an sie gewöhnt sind – sicherlich eben wegen dieses Gewöhnungsfaktors nicht in demselben Maße explizit wahrgenommen wird wie die geschlechtergerechte Sprache. Hinsichtlich der Variablen Geschlecht, Alter und Bildung ließen sich im Hinblick auf die erste Leitfrage keine nennenswerten Unterschiede feststellen. Zwar konnte die Hypothese „Eine längere Bildungsperiode erhöht die Sensibilisierung für geschlechtergerechte Sprachmuster bei beiden Geschlechtern“ formell bestätigen werden, doch fiel die Differenz zwischen den Ergebnissen der einzelnen Bildungsklassen zu gering aus, um die Hypothese eindeutig für zutreffend zu erklären. Es scheint vielmehr, als erfolge die Wahrnehmung geschlechtergerechter Sprachmuster weitestgehend geschlechts-, alters- und bildungsunabhängig. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass die geschlechtergerechte Sprache bereits 104

Voruntersuchung ergaben, ließen sich bereits vorab Schwächen des Fragebogens<br />

aufdecken und beseitigen.<br />

IV Zusammenfassung der Ergebnisse und mögliche<br />

Konsequenzen<br />

Die vorliegende Untersuchung hinsichtlich der Einstellung zur geschlechtergerechten<br />

<strong>Sprache</strong> hat viele aufschlussreiche Ergebnisse erbracht.<br />

Bezogen auf die Wahrnehmung geschlechtergerechter Sprachmuster ließ sich die<br />

Hypothese „Die Bemühungen um eine geschlechtergerechte <strong>Sprache</strong> sind von der<br />

Mehrheit der Bevölkerung bereits wahrgenommen worden“ eindeutig bestätigen. Mit<br />

91,7% gab die überwiegende Mehrheit der Proband/inn/en in Frage 4 an, derartige<br />

Bemühungen in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen bereits bemerkt zu<br />

haben. Die Existenz von Richtlinien, die als Orientierungs- und Formulierungshilfe<br />

für einen geschlechtergerechten Sprachgebrauch fungieren, war ebenfalls einer<br />

großen Anzahl von Proband/inn/en bekannt. Vielen der Proband/inn/en ist ein<br />

verstärktes Bestreben nach einer geschlechtergerechten Sprachverwendung<br />

besonders in der Politik sowie im Kontext von Behörden aufgefallen. Bereiche, in<br />

denen nur wenig auf geschlechtergerechten Sprachgebrauch geachtet wird, konnten<br />

dagegen nur vergleichsweise wenige Proband/inn/en benennen. Dies lässt einerseits<br />

den Schluss zu, dass es nicht mehr viele gesellschaftliche Bereiche gibt, die sich<br />

diesem Sprachgebrauch verschließen und andererseits den Schluss zu, dass eine<br />

„sexistische“ Sprachverwendung – da die Menschen immer noch an sie gewöhnt<br />

sind – sicherlich eben wegen dieses Gewöhnungsfaktors nicht in demselben Maße<br />

explizit wahrgenommen wird wie die geschlechtergerechte <strong>Sprache</strong>.<br />

Hinsichtlich der Variablen Geschlecht, Alter und Bildung ließen sich im Hinblick auf<br />

die erste Leitfrage keine nennenswerten Unterschiede feststellen. Zwar konnte die<br />

Hypothese „Eine längere Bildungsperiode erhöht die Sensibilisierung für<br />

geschlechtergerechte Sprachmuster bei beiden Geschlechtern“ formell bestätigen<br />

werden, doch fiel die Differenz zwischen den Ergebnissen der einzelnen<br />

Bildungsklassen zu gering aus, um die Hypothese eindeutig für zutreffend zu<br />

erklären. Es scheint vielmehr, als erfolge die Wahrnehmung geschlechtergerechter<br />

Sprachmuster weitestgehend geschlechts-, alters- und bildungsunabhängig. Dies ist<br />

vermutlich darauf zurückzuführen, dass die geschlechtergerechte <strong>Sprache</strong> bereits<br />

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