Julia Wesian - Forschungslabor Gesprochene Sprache ...

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05.12.2012 Aufrufe

Die Möglichkeit der Umformulierung befürwortete mit 90,3% der Unter-Vierzig- Jährigen (-40), 64% der Über-Vierzig-Jährigen (40+) sowie 81,8% der Über- Sechzig-Jährigen (60+) die deutliche Mehrheit aller drei Altersklassen. Bildung: Beide Bildungsgruppen bewerteten das Indefinitpronomen „frau“ mehrheitlich als „völlig inakzeptabel“, wobei diese Beurteilung in der Sekundarstufe- II-Gruppe mit 54,5% der Stimmen noch deutlicher ausfiel als in der Vergleichsgruppe mit 46,7%. Vergleichsweise hohe Werte entfielen in beiden Gruppen jedoch auch auf die indifferente Beurteilung „geht so“. Das Indefinitpronomen „man“ wurde in beiden Bildungsklassen von der Mehrzahl der Proband/inn/en mit „geht so“ beurteilt, wobei die Differenz zur Antwortoption „völlig akzeptabel“ bei der Sekundarstufe-II-Gruppe nur 1% beträgt. Während sich in dieser Gruppe die überwiegende Mehrheit der Stimmen demnach auf die positive und die indifferente Beurteilung verteilt, differenzierten die Proband/inn/en mit einem Schulabschluss der Sekundarstufe I in stärkerem Maße. Mit 28,9% der Stimmen erhielt hier sogar die Beurteilung „völlig akzeptabel“ die geringste Anzahl an Stimmen. 33,3% der Proband/inn/en – und damit deutlich mehr als in der Vergleichsgruppe – bewerteten die Verwendung des Indefinitpronomens „man“ in einem rein weiblichen Kontext als „völlig inakzeptabel“. Der Gebrauch einer Formulierung ohne eines der beiden Indefinitpronomen fand in beiden Bildungsklassen sehr hohen Zuspruch, wobei die Entscheidung für die Antwortmöglichkeit „völlig akzeptabel“ in der Sekundarstufe-II-Gruppe mit 87,9% der Stimmen noch deutlicher ausfiel als in der Vergleichsgruppe mit 62,2%. 6.4 Eigenbezeichnung der Probandinnen ohne Beeinflussung durch den Fragebogen Indem im Zuge der Beantwortung der „Angaben zur Person“ die Proband/inn/en zusätzlich ihren Berufsstand benennen sollten, soll überprüft werden, ob die Probandinnen sich selbst – ohne Beeinflussung durch die nachfolgenden Fragen – mit einer maskulinen oder femininen Berufsbezeichnung betiteln. Auf diese Weise lassen sich die hinsichtlich der Hypothese „Frauen mit höherem Bildungsstand verwenden zur Eigenbezeichnung eher die maskuline Personen- bzw. 101

Berufsbezeichnung als Frauen mit niedrigerem Bildungsstand“ erlangten Ergebnisse entweder verifizieren oder falsifizieren bzw. in Zweifel ziehen. Mit 74,1% wählte die überwiegende Mehrheit aller Probandinnen zur Eigenbezeichnung die feminine Berufsbezeichnung. 18,8% der Probandinnen entschieden sich für eine neutrale Formulierung (z.B. Studium). Lediglich vier Probandinnen aus der Altersklasse der Unter-Vierzig-Jährigen (-40) sowie eine Probandin aus der Gruppe der Über-Sechzig-Jährigen (60+) – das entspricht insgesamt 7,1% aller Probandinnen – wählten diesbezüglich die maskuline Form. Da vier der Probandinnen, welche die maskuline Berufsbezeichnung wählten, einen Schulabschluss der Sekundarstufe II besitzen, lässt sich zwar die Hypothese „Frauen mit höherem Bildungsstand verwenden zur Eigenbezeichnung eher die maskuline Personen- bzw. Berufsbezeichnung als Frauen mit niedrigerem Bildungsstand“ formell bestätigen, doch kann m.E. aufgrund dieser geringen Anzahl von Probandinnen nicht von einer Tendenz des Gebrauchs maskuliner Personen- bzw. Berufsbezeichnungen durch diese Bildungsgruppe gesprochen werden. Damit zeigt sich, dass diesbezüglich deutliche Unterschiede zwischen der Einschätzung des eigenen Sprachgebrauchs und dem tatsächlichen Sprachgebrauch bestehen, denn auch wenn bedeutend mehr Probandinnen im Rahmen der Frage 15 ihre Bereitschaft zur Eigenbezeichnung mit einer maskulinen Personenbezeichnung bekundeten, wählten die meisten Probandinnen spontan dann doch die feminine Form. Dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass die weiblichen Personen- bzw. insbesondere Berufsbezeichnungen verbreitet Einzug in den Sprachgebrauch der Menschen gehalten haben. 7 Resümee hinsichtlich der Fragebogengestaltung Das Erfragen der sozialstatistischen Daten zu Beginn des Fragebogens erwies sich bei der Durchführung der Fragebogenerhebung als unproblematisch. Nahezu alle Proband/inn/en gaben diesbezüglich bereitwillig Auskunft. Auch der Aufbau der Fragen sowie deren Formulierungen bereitete den Proband/inn/en offensichtlich keine Schwierigkeiten, was ich daraus herleite, dass kaum Verständnisfragen gestellt und die Fragebögen von der überwiegenden Mehrheit dennoch korrekt ausgefüllt wurden. Trotzdem würde ich einige der Fragen im Nachhinein hinsichtlich 102

Berufsbezeichnung als Frauen mit niedrigerem Bildungsstand“ erlangten Ergebnisse<br />

entweder verifizieren oder falsifizieren bzw. in Zweifel ziehen.<br />

Mit 74,1% wählte die überwiegende Mehrheit aller Probandinnen zur<br />

Eigenbezeichnung die feminine Berufsbezeichnung. 18,8% der Probandinnen<br />

entschieden sich für eine neutrale Formulierung (z.B. Studium). Lediglich vier<br />

Probandinnen aus der Altersklasse der Unter-Vierzig-Jährigen (-40) sowie eine<br />

Probandin aus der Gruppe der Über-Sechzig-Jährigen (60+) – das entspricht<br />

insgesamt 7,1% aller Probandinnen – wählten diesbezüglich die maskuline Form. Da<br />

vier der Probandinnen, welche die maskuline Berufsbezeichnung wählten, einen<br />

Schulabschluss der Sekundarstufe II besitzen, lässt sich zwar die Hypothese „Frauen<br />

mit höherem Bildungsstand verwenden zur Eigenbezeichnung eher die maskuline<br />

Personen- bzw. Berufsbezeichnung als Frauen mit niedrigerem Bildungsstand“<br />

formell bestätigen, doch kann m.E. aufgrund dieser geringen Anzahl von<br />

Probandinnen nicht von einer Tendenz des Gebrauchs maskuliner Personen- bzw.<br />

Berufsbezeichnungen durch diese Bildungsgruppe gesprochen werden. Damit zeigt<br />

sich, dass diesbezüglich deutliche Unterschiede zwischen der Einschätzung des<br />

eigenen Sprachgebrauchs und dem tatsächlichen Sprachgebrauch bestehen, denn<br />

auch wenn bedeutend mehr Probandinnen im Rahmen der Frage 15 ihre<br />

Bereitschaft zur Eigenbezeichnung mit einer maskulinen Personenbezeichnung<br />

bekundeten, wählten die meisten Probandinnen spontan dann doch die feminine<br />

Form. Dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass die weiblichen Personen-<br />

bzw. insbesondere Berufsbezeichnungen verbreitet Einzug in den Sprachgebrauch<br />

der Menschen gehalten haben.<br />

7 Resümee hinsichtlich der Fragebogengestaltung<br />

Das Erfragen der sozialstatistischen Daten zu Beginn des Fragebogens erwies sich<br />

bei der Durchführung der Fragebogenerhebung als unproblematisch. Nahezu alle<br />

Proband/inn/en gaben diesbezüglich bereitwillig Auskunft. Auch der Aufbau der<br />

Fragen sowie deren Formulierungen bereitete den Proband/inn/en offensichtlich<br />

keine Schwierigkeiten, was ich daraus herleite, dass kaum Verständnisfragen<br />

gestellt und die Fragebögen von der überwiegenden Mehrheit dennoch korrekt<br />

ausgefüllt wurden. Trotzdem würde ich einige der Fragen im Nachhinein hinsichtlich<br />

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