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Quartiershäuser - Deutsche Fernsehlotterie

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KDA-Quartiershaus ermöglicht auch für den Angehörigen mehr Lebensqualität.<br />

Eine Angehörige bracht dies auf den Punkt: „Am glücklichsten<br />

bin ich, was meine Mutter in der stationären Pflege betrifft, wenn ich<br />

bei Besuchen schon von weitem ihr Lachen höre. Trotzdem zerreißt es<br />

mich oft und ich habe Schuldgefühle, besonders nachts. Ich bin froh,<br />

dass wir es hier so gut angetroffen haben. Ich komme gerne. Mit den<br />

Mitarbeiterinnen zu sprechen, tut auch mir gut.“<br />

5.4 Bedeutung für die Mitarbeitenden<br />

Auch für die Mitarbeitenden kann die Verwirklichung des Prinzips „Leben in<br />

der Öffentlichkeit“ – Ich gehe raus aus dem Haus ins Quartier und das Quartier<br />

und andere Externe kommen in das Haus – eine große Bereicherung<br />

darstellen. Die ständige Konfrontation mit Tod und Leid zermürbt auf Dauer<br />

die Mitarbeitenden. Deshalb ist jegliche Art von Freude und Abwechslung,<br />

z. B. ein Tierbesuchsdienst, Kinder und Schulklassen, die ins Haus kommen,<br />

eine große Bereicherung für den Mitarbeitenden. Wenn Mitarbeitende ihre<br />

KlientInnen mal in anderen Situationen erleben dürfen, kann das die Beziehung<br />

zueinander sehr verändern und die Begleitung und Pflege wird leichter.<br />

Dazu ein Beispiel:<br />

Die Pusztahütte<br />

Helmut S. lebte seit einigen Jahren in einem Altenheim. Er ist war verbittert,<br />

dass er überhaupt in „so etwas rein musste“. Er führte das auch auf<br />

das „böswillige Verlassen“ seiner Ehefrau zurück. Keiner besuchte ihn,<br />

nur ab und zu kam sein Sohn, der 500 Kilometer entfernt wohnte. Herr<br />

S. litt an einer Demenz mittlerer Ausprägung und brauchte in vielen Lebensbereichen<br />

Unterstützung seitens der Mitarbeitenden. Besonders die<br />

Körperpflege gestaltete sich sehr schwierig, da er zudem depressiv war<br />

und nach Aussagen der Mitarbeitenden „sich wie ein nasser Sack“ hängen<br />

ließ und nicht mithalf. Er konnte aber selbstständig essen.<br />

Durch Zufall erfuhren die Mitarbeitenden von seinen früheren Besuchen<br />

in einer „Pusztahütte“. Es handelte sich um ein Imbisslokal mit ungarischen<br />

Spezialitäten, vom Altenheim circa 30 Minuten mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln zu erreichen. Eine seiner typischen Aussagen war: „Den<br />

Fraß hier kann ich nicht essen, da war das in der Pusztahütte doch anders.<br />

Da schmeckte alles.“ Es wurde ihm ermöglicht, ungefähr alle 4–6<br />

Wochen die Pusztahütte zu besuchen, dort zu speisen und Gulasch in<br />

Dosen mitzunehmen. Nach Aussagen von Mitarbeitenden und freiwillig<br />

Engagierten wurde er dort immer von den meist männlichen Gästen und<br />

Kellnern mit großem „Hallo“ begrüßt: „Na Helmut, bist wieder da, und<br />

dann noch mit einem lecker Mädchen. Iss mal richtig, der Schnaps geht<br />

auf Kosten des Hauses. Wenn Du das Gulasch so vermisst, dann nimm<br />

doch ein paar Dosen mit.“<br />

Die Pusztahütte wurde in der Folgezeit für alle Mitarbeitenden zum<br />

Praxisbeispiel<br />

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