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Quartiershäuser - Deutsche Fernsehlotterie

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Erfahrungen des KDA aus Beratungen und von Forschungsprojekten (z. B.<br />

KDA/KCR 2010) zeigen, dass sowohl die KlientInnen als auch die Angehörigen,<br />

als auch die Mitarbeitenden (Sowinski 1991) stationäre Einrichtungen<br />

als zu eng, als Ghetto, abgeschlossen vom Rest der Welt erleben. Durch<br />

das Gefühl, eingeschlossen zu sein, verdichten sich alle auch gefühlsmäßigen<br />

Prozesse in Form eines „Druckkessels“. Emotionen schwappen zum Teil<br />

über, herausforderndes Verhalten von Menschen mit Demenz nimmt zu<br />

(BMG 2006).<br />

Der klientenspezifische Nutzen soll abschließend durch ein Praxisbeispiel illustriert<br />

werden:<br />

Frau N. ist fußballbekloppt<br />

Der Ausdruck „positiv bekloppt“ und „fußballbekloppt“ stammt von<br />

Rainer Calmund, dem ehemaligen Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen.<br />

Frau N. gehört zu diesen Verrückten, wie sie von sich selbst sagt.<br />

Als ihr Mann noch lebte, gingen sie regelmäßig zu ihrem Lieblingsfußballverein.<br />

Frau N. sitzt nach einem schweren Schlaganfall im Rollstuhl.<br />

Das Leben macht sie so traurig, so ohne ihren Mann, und dann so abhängig<br />

von der Hilfe anderer. Ihre Tochter kommt einmal die Woche<br />

ins Altenheim, kann aber den Rollstuhl mit der etwas übergewichtigen<br />

Mutter nicht gut fortbewegen. Sie hat Angst, das etwas passiert.<br />

Frau N. trauert den früheren Besuchen im Fußballstadion nach. Eine Mitarbeiterin<br />

beobachtete im Fernsehen bei der „Sportschau“, dass hinter<br />

dem Tor in der Kurve Menschen mit Rollstühlen saßen. Sie erkundigte<br />

sich, wie man an diese begehrten Karten kommt. So wie viele andere<br />

Fußballvereine engagiert sich auch dieser Fußballverein für seine Fans<br />

und ermöglichte ihr von Zeit zu Zeit einen Platz hinter dem Tor. Die Frage<br />

der Begleitung war schnell geklärt, denn der Sohn der Mitarbeiterin<br />

wurde gerne Begleitperson. Er kam so kostenlos ganz nah an das Fußballfeld<br />

ran. Durch diese Situation war Frau N. wieder wer. Ein typischer<br />

Satz von ihr war: „So hat meine Behinderung doch etwas Gutes. Mein<br />

Mann im Himmel ist sicher neidisch, dass ich so nah am Spielfeld bin. Ich<br />

hoffe Thomas (der Sohn der Mitarbeiterin) verliebt sich nicht so schnell<br />

und geht noch oft mit mir zum Fußballspiel. „Frau N.s Traurigkeit wurde<br />

weniger und dadurch war es für die Mitarbeitende leichter, mit ihr umzugehen.<br />

Der einzige Mehraufwand in der Pflege war das aufwendigere<br />

Anziehen der wetterfesten Kleidung vor dem Fußballspiel. Frau N. trug<br />

an diesem Tag eine besonders saugfähige Kontinenzeinlage und trank<br />

vor dem Spiel wenig. Sie bemühte sich auch, fitter zu werden, und achtete<br />

mehr auf ihr Gewicht („Ich muss abnehmen, damit der Thomas es<br />

nicht so schwer hat“).<br />

Praxisbeispiel<br />

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