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Quartiershäuser - Deutsche Fernsehlotterie

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Praxisbeispiele<br />

Feiern<br />

52<br />

Menschen, z. B. mit Demenz, in der Lage, bei der Essenzubereitung, beim<br />

Tischdecken, Serviettenfalten, Spülen, mitzuhelfen. Dies wird zwar immer<br />

wieder bestritten, aber unsere Erfahrungen zeigen, dass sich Menschen bei<br />

entsprechender Anleitung einbringen möchten. Denn auch Menschen mit<br />

Demenz können sich über Stunden langweilen und dann in sich selbst versinken.<br />

Messungen mit dem Instrument Dementia Care Mapping (DCM) ergaben,<br />

dass dann auch ihre Wohlbefindenswerte absanken. Sie fühlten sich<br />

wohler, wenn sie etwas Sinnvolles tun und sich einbringen konnten. Vor<br />

diesem Hintergrund drei Beispiele aus dem Projekt (KDA/KCR 2010):<br />

Beispiel 1: In einer Hausgemeinschaft war das Spülen so beliebt, dass<br />

es wie zu alten Zeiten mit Spülschüsseln auf dem Tisch durchgeführt<br />

wurde, damit sich bis zu acht KlientInnen gleichzeitig daran beteiligen<br />

konnten. Es konnte beobachtet werden, dass die verschiedenen Arbeitsschritte<br />

gemeinsamen Spülens und Abtrocknens auch von Menschen mit<br />

einer mittleren und schweren Demenz erinnert wurden und praktiziert<br />

werden konnten. Wenn die Mitarbeitenden Anstalten machten, den<br />

Spülvorgang vorzubereiten, wurden mehrere KlientInnen unruhig, als<br />

schienen sie Angst zu haben, dass sie nicht mitspülen dürften. Sie achteten<br />

– so zeigte ihre Mimik und Gestik – darauf, dass sie bloß auch eine<br />

Rolle beim gemeinsamen Tätigsein erhielten.<br />

Beispiel 2: Besonders eindrucksvoll war die Situation einer Klientin, die<br />

beim Kuchenbacken offensichtlich die Rolle übernahm, den Teig mit<br />

dem elektrischen Mixer zu rühren. Sie saß im Rollstuhl, stellte sich die<br />

Teigschüssel auf den Schoß und ließ sich den Mixer anstellen. Ihre Wohlbefindenswerte<br />

laut DCM gingen sofort in die Höhe bis zum nicht mehr<br />

steigerbaren Wert +5 (Die Wohlbefindenswerte beim DCM gehen von<br />

extrem niedrig –5, –3, –1, +1, +3, bis +5). Wahrscheinlich hätte tägliches<br />

Kuchenbacken ihr große Glücksgefühle bereitet.<br />

Beispiel 3: Eine sehr unruhige Frau mit einer mittleren bis schweren Demenz<br />

kehrte mit großen Glücksgefühlen (Wohlbefindenswerte +5) eine<br />

Stunde lang die Küche. Die Mitarbeitenden beobachteten diese Situation<br />

sehr aufmerksam und sensibel, denn als das Kehren offensichtlich in<br />

einen unangenehmen Automatismus umzukippen drohte, nahmen sie<br />

der Bewohnerin den Besen aus der Hand und boten ihr ein Glas Apfelschorle<br />

an, was sie freudig annahm.<br />

Laut Kitwood bedeutet Feiern („celebration“) gemeinsame gesellige Runden,<br />

bei denen naturgemäß die Grenzen zwischen Betreuern und Betreuten<br />

verschwimmen. Sie sind damit in besonderer Weise geeignet, das Ziel einer<br />

wirklichen Gemeinschaft aus Klientinnen, Mitarbeitenden sowie Angehörigen<br />

und Freiwilligen zu erreichen. Gemeinsames Feiern macht Spaß, es wird<br />

gesungen, getanzt und gelacht. Feiern bezieht sich nicht nur auf festgelegte<br />

kulturelle Anlässe, sondern gefeiert werden kann aus jedem Anlass, den die

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