05.12.2012 Aufrufe

Quartiershäuser - Deutsche Fernsehlotterie

Quartiershäuser - Deutsche Fernsehlotterie

Quartiershäuser - Deutsche Fernsehlotterie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

48<br />

Gemeinschaften werden aber auch als Gruppe von Individuen aufgefasst,<br />

die irgendeine Art von „Wir-Gefühl“ und Zusammengehörigkeitsgefühl haben<br />

und damit in einer emotionalen Bindung zueinander stehen. Es gibt<br />

freiwillige Gemeinschaften, z. B. Freundesgruppen und unfreiwillige Gemeinschaften<br />

wie z. B. Schulklassen.<br />

Die Gemeinschaft in einer Wohngruppe des KDA-Quartiershauses ist vergleichbar<br />

mit einer Schulklasse, also eher eine unfreiwillige Gemeinschaft,<br />

die aber zu einer „Schicksalsgemeinschaft“ wird, weil die Menschen gemeinsam<br />

in der Regel bis zu ihrem Tod dort leben und wohnen. Dadurch,<br />

dass es sich um eine nicht frei gewählte Gemeinschaft handelt – die KlientInnen<br />

ziehen aufgrund ihrer Pflegebedürftigkeit in das Haus ein –, ist die<br />

Wichtigkeit des Prinzips „Leben in Privatheit“ besonders hoch. Das Prinzip<br />

„Leben in Privatheit“ ist sozusagen der Ausgleich und die Kompensation<br />

zum Prinzip „Leben in Gemeinschaft“, die sich die Klientin oder der Klient<br />

nicht selbst aussuchen kann. Natürlich wird in vielen Wohnformen für ältere<br />

Menschen darauf geachtet, ob die neu einziehenden Personen zu den bereits<br />

dort Lebenden passen. Aber kein Klient hat die vollständige Kontrolle<br />

über die Gruppenzusammensetzung, anders als dies bei Freunden der Fall<br />

ist.<br />

Durch das Prinzip „Leben in Gemeinschaft“ bildet sich der Kern der 4. Generation,<br />

die KDA-Hausgemeinschaften, ab, die sich bewährt hat (siehe hierzu<br />

auch Abschnitt 7.1 „Leistungsfähigkeit der KDA-<strong>Quartiershäuser</strong>“). Hierbei<br />

geht es um ein Leben in kleinen Gruppen, dass gekennzeichnet ist von familienähnlichen<br />

Strukturen. Dies bedeutet auch, dass ein wirkliches Zusammenleben<br />

aller – insbesondere der KlientInnen und der Mitarbeitenden,<br />

aber natürlich auch der Angehörigen und Freiwilligen – anzustreben ist. Ein<br />

Zusammenleben wird durch einen gemeinsam gelebten Alltag erreicht, in<br />

den die Klienten systematisch einbezogen werden. Durch ein kleinräumiges<br />

Konzept wie das der Wohnküche ist es möglich, dass Kochen und Hauswirtschaft<br />

durch die Klienten wahr- oder teilweise wahrgenommen wird oder<br />

zumindest in Sichtkontakt zu den KlientInnen durch die Mitarbeitenden<br />

stattfindet. Dies setzt voraus, dass auf zentrale Versorgungsangebote wie<br />

Großküche und Wäscherei verzichtet wird.<br />

Kein Mensch ist in der Lage, ohne andere Menschen zu leben. Bis auf seltene<br />

Phänomene, wie die sogenannten „Kaspar-Hauser-Fälle“, bei denen<br />

einzelne Menschen über lange Zeit fernab aller Zivilisation leben, leben wir<br />

immer in Gemeinschaften. Die Gemeinschaft gegenüber dem Leben als Einzelner<br />

hat den Vorteil, dass die Menschen sich gegenseitig unterstützen und<br />

schützen können. Von daher ist es auch verständlich, dass Menschen, die in<br />

Not geraten, erst recht einen Anschluss an eine nährende und schützende<br />

Gemeinschaft suchen. Die Bindung an Bezugspersonen und Gruppen wird<br />

deshalb in einer Vielzahl von psychologischen Theorien, u. a. die sogenannten<br />

Bindungstheorien, beschrieben (Dutton/Aron 1974; Bowlby 1980; Gloger-Tippelt<br />

2001; Grossmann/Grossmann 2003; Holmes 2002). Geborgenheit<br />

in einer Gruppe wirkt oft entängstigend und ist das weltweite Erfolgsmo-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!