Quartiershäuser - Deutsche Fernsehlotterie
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Gemeinschaften werden aber auch als Gruppe von Individuen aufgefasst,<br />
die irgendeine Art von „Wir-Gefühl“ und Zusammengehörigkeitsgefühl haben<br />
und damit in einer emotionalen Bindung zueinander stehen. Es gibt<br />
freiwillige Gemeinschaften, z. B. Freundesgruppen und unfreiwillige Gemeinschaften<br />
wie z. B. Schulklassen.<br />
Die Gemeinschaft in einer Wohngruppe des KDA-Quartiershauses ist vergleichbar<br />
mit einer Schulklasse, also eher eine unfreiwillige Gemeinschaft,<br />
die aber zu einer „Schicksalsgemeinschaft“ wird, weil die Menschen gemeinsam<br />
in der Regel bis zu ihrem Tod dort leben und wohnen. Dadurch,<br />
dass es sich um eine nicht frei gewählte Gemeinschaft handelt – die KlientInnen<br />
ziehen aufgrund ihrer Pflegebedürftigkeit in das Haus ein –, ist die<br />
Wichtigkeit des Prinzips „Leben in Privatheit“ besonders hoch. Das Prinzip<br />
„Leben in Privatheit“ ist sozusagen der Ausgleich und die Kompensation<br />
zum Prinzip „Leben in Gemeinschaft“, die sich die Klientin oder der Klient<br />
nicht selbst aussuchen kann. Natürlich wird in vielen Wohnformen für ältere<br />
Menschen darauf geachtet, ob die neu einziehenden Personen zu den bereits<br />
dort Lebenden passen. Aber kein Klient hat die vollständige Kontrolle<br />
über die Gruppenzusammensetzung, anders als dies bei Freunden der Fall<br />
ist.<br />
Durch das Prinzip „Leben in Gemeinschaft“ bildet sich der Kern der 4. Generation,<br />
die KDA-Hausgemeinschaften, ab, die sich bewährt hat (siehe hierzu<br />
auch Abschnitt 7.1 „Leistungsfähigkeit der KDA-<strong>Quartiershäuser</strong>“). Hierbei<br />
geht es um ein Leben in kleinen Gruppen, dass gekennzeichnet ist von familienähnlichen<br />
Strukturen. Dies bedeutet auch, dass ein wirkliches Zusammenleben<br />
aller – insbesondere der KlientInnen und der Mitarbeitenden,<br />
aber natürlich auch der Angehörigen und Freiwilligen – anzustreben ist. Ein<br />
Zusammenleben wird durch einen gemeinsam gelebten Alltag erreicht, in<br />
den die Klienten systematisch einbezogen werden. Durch ein kleinräumiges<br />
Konzept wie das der Wohnküche ist es möglich, dass Kochen und Hauswirtschaft<br />
durch die Klienten wahr- oder teilweise wahrgenommen wird oder<br />
zumindest in Sichtkontakt zu den KlientInnen durch die Mitarbeitenden<br />
stattfindet. Dies setzt voraus, dass auf zentrale Versorgungsangebote wie<br />
Großküche und Wäscherei verzichtet wird.<br />
Kein Mensch ist in der Lage, ohne andere Menschen zu leben. Bis auf seltene<br />
Phänomene, wie die sogenannten „Kaspar-Hauser-Fälle“, bei denen<br />
einzelne Menschen über lange Zeit fernab aller Zivilisation leben, leben wir<br />
immer in Gemeinschaften. Die Gemeinschaft gegenüber dem Leben als Einzelner<br />
hat den Vorteil, dass die Menschen sich gegenseitig unterstützen und<br />
schützen können. Von daher ist es auch verständlich, dass Menschen, die in<br />
Not geraten, erst recht einen Anschluss an eine nährende und schützende<br />
Gemeinschaft suchen. Die Bindung an Bezugspersonen und Gruppen wird<br />
deshalb in einer Vielzahl von psychologischen Theorien, u. a. die sogenannten<br />
Bindungstheorien, beschrieben (Dutton/Aron 1974; Bowlby 1980; Gloger-Tippelt<br />
2001; Grossmann/Grossmann 2003; Holmes 2002). Geborgenheit<br />
in einer Gruppe wirkt oft entängstigend und ist das weltweite Erfolgsmo-